Aufzählungen, lange Sätze etc.

[Nina_Edison]

Hallo...

Ich überarbeite mein Manuskript und muss feststellen, dass ich echt ziemlich lange Sätze mit unendlich vielen Kommas schreibe. Zudem neige ich dazu, Abschnitte im Stil einer Aufzählung zu schreiben. Ich denke, sowas liest sich ziemlich schwer oder was denkt ihr: Kann ich es so stehen lassen? Oder sollte ich es unterlassen, endlos lange und "aufzählend" zu schreiben? Untenstehend ein Beispiel:

Wofür mein Scheiss Handy, das auf dem Nachttisch liegt und ich nie auf stumm schalte, um ständig erreichbar zu sein - nur um morgens festzustellen, dass mir meine Mutter schöne Aufstehgrüsschen schickt? Wofür die Uni-Broschüren auf dem Schreibtisch, die mir mehr Zeit kosten als mir lieb ist und mich davon abhalten, den echt coolen Dingen im Leben wie Netflix oder was weiss ich nachzugehen? Wofür Fenster, wenn die Vorhänge eh zugezogen bleiben und wie Türsteher dem Tageslicht den Eintritt zu einer ohnehin langweiligen Party - mein scheissbeschissenes Leben - verweigern?
Ich sitze auf der Kante meines Hotelbettes und lasse meinen Blick über den Fernseher, der seit ich hier eingezogen bin nonstop läuft, die Tischleuchte, die ich noch nie angeknipst habe, und dem beigen Teppich, der für einen Boden in einem Luxushotel echt viele Flecken hat, gleiten bis dieser auf dem Wäscheberg zwischen dem giftgrünen Sessel und dem Marmorschreibtisch ruht.


Schon im Voraus lieben Dank.

[Bunt Speck]

Ja, das ist schon ne Herausforderung zu lesen. Man muss halt echt konzentriert bleiben.
Aber, warum sollte man keine langen Sätze mit EInschüben, Gedanken, Verschachtelungen machen ... und darin Dinge aufzählen? Es ist halt immer die Frage, ob es zum Stil passt, ob es beabsichtig ist und etwas ausdrücken soll.

Persönlich würde ich es nicht machen, weil ich es für Leserunfreundlich halte. Und in deinem Beispiel kannst Du ja einiges ausspalten, um den Leselfuss zu erhalten.

Wofür mein Scheiß-Handy? Es liegt auf dem Nachttisch und ich schalte es eh nie stumm, um ständig erreichbar zu sein und um morgens festzustellen, dass mir meine Mutter schöne Aufstehgrüßchen schickt. Wofür die Uni-Broschüren auf dem Schreibtisch? Die kosten mich mehr Zeit als mir lieb ist und halten mich davon ab, den echt coolen Dingen im Leben nachzugehen, wie Netflix oder was weiß ich. Wofür Fenster? Die Vorhänge bleiben eh zugezogen und verweigern wie Türsteher dem Tageslicht den Eintritt zu einer ohnehin langweiligen Party - meinem scheißbeschissenen Leben.
Ich sitze auf der Kante meines Hotelbettes. Mein Blick gleitet über den Fernseher, der seit ich hier eingezogen bin nonstop läuft, die Tischleuchte, die ich noch nie angeknipst habe, und den beigen Teppich, der für einen Boden in einem Luxushotel echt viele Flecken hat, bis er auf den Wäscheberg zwischen dem giftgrünen Sessel und dem Marmorschreibtisch zum Ruhen kommt.

Grüße
Bunt

[Michel]

Durch den ersten Absatz komme ich gut durch, die Aufzählungen stören mich nicht. Schwierigkeiten macht mir vor allem Absatz zwei, in dem ich mich verliere. Der scheint auch nicht durchstrukturiert wie der erste Teil, das Verb "gleiten" steckt irgendwo in der Bleiwüste fest und ich verliere den Überblick. Gegen Schachteln per se habe ich nichts (ich schreibe selbst in der U-Ecke und mit knapperen Sätzen), aber hier bleibe ich hängen:

"Ich sitze auf der Kante meines Hotelbettes
und lasse meinen Blick über den Fernseher,
      der Komma
            seit ich hier eingezogen bin Komma
      nonstop läuft,
      die Tischleuchte,
            die ich noch nie angeknipst habe,
      und den beigen Teppich,
            der für einen Boden in einem Luxushotel echt viele Flecken hat,
gleiten Komma bis dieser usw. "

Durch den langen Abstand zwischen "lasse meinen Blick" und "gleiten" bin ich raus.

Vorschlag: Vielleicht funktioniert das mit einer ähnlichen Gliederung wie in Abschnitt 1 besser, z.B.

[Nina_Edison]

@Bunt Speck
Wow, danke... Ich finde deine Version so viel besser!   Danke!
Dann mache ich mich mal an die Arbeit.

@Michel
Okay, super. Auch dir vielen Dank. Dein Vorschlag gefällt mir sehr gut. Das mit dem Verlieren im 2. Abschnitt hatte ich auch beim nochmaligen Durchlesen.

Danke euch!

[Jadea]

Das könnte von mir stammen   Ich schreibe ebenfalls lange Sätze mit zig Kommata und verwende häufig Gedankenstriche.

Beim Überarbeiten versuche ich, sie weitgehend zu vereinfachen, aber das ist oft gar nicht so leicht

[firstoffertio]

Ich mag diesen Schreibstil. Lieber als den Vorschlag von Bunt Speck.

Allerdings ist der zweite Absatz in beiden Versionen etwas unklar, und ich meine erst, dass der Teppich oder der Boden auf dem Wäscheberg zu liegen kommt.

Noch ein Vorschlag:

Ich sitze auf der Kante meines Hotelbettes und lasse meinen Blick über den Fernseher gleiten, der seit ich hier eingezogen bin, nonstop läuft; über die Tischleuchte, die ich noch nie angeknipst habe;, den beigen Teppich, der für einen Boden in einem Luxushotel echt viele Flecken hat. Bis er auf dem Wäscheberg zwischen dem giftgrünen Sessel und dem Marmorschreibtisch zur Ruhe kommt..