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innehalten auf breiten graden


 
 
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag19.11.2015 01:23
innehalten auf breiten graden
von Perry
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

innehalten auf breiten graden

krause wellenkrägen
legen algenkettchen
um watende füße

mit dem aufschwung
steigender fische
schnappen wir nach luft

frieren den moment ein
den der hering braucht
schnell abzutauchen

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Carizard
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 32
Beiträge: 449
Wohnort: Überall und Nirgendwo


Beitrag19.11.2015 01:28

von Carizard
Antworten mit Zitat

Kann mir jemand verraten, warum in letzter Zeit alle im Lyriksektor auf Groß- und Kleinschreibung verzichten? Ist das eine Kunstform und wenn ja, wie heißt sie? Und was soll das bewirken oder aussagen?

_________________
Leben heißt, mehr Träume in seiner Seele zu haben als die Realität zerstören kann.

Phantasie ist viel wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.

Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben, aber jedem Tag mehr Leben.
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag19.11.2015 01:38
Hallo Carizard,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Lyrik hat viele Gesichter bzw. Trends.
Was die durchgehende Kleinschreibung anbelangt, ist diese bereits seit längerer Zeit gängiges Stilmittel.
Ich verwende dieses, um die Darstellungsform auf das unbedingt Nötige zugunsten der Bildsprache zu reduzieren.
Danke für dein Interesse und LG
Perry
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag19.11.2015 14:08

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-


innehalten auf breiten graden

krause wellenkrägen
legen algenkettchen
um watende füße

mit dem aufschwung
steigender fische
schnappen wir nach luft

frieren den moment ein
den der hering braucht
schnell abzutauchen


----------------------------------------------------


Hallo Perry,

das Stück gefällt mir [ gut gutest ]; hat für mich einen fein_leisen Ton, ein doppel_ebniges Erzählen [ ahnweise Fabel’esk ]. Vielleicht, wenn dann ... waten wir durch flaches Wasser [ sei’s jetzt ein sicheres Fühlen des Meeres ]; vor uns das ungewisse Wasserweit [ und unsere fliegenden Gedanken; als dürften wir jetzt Gedanken_fliegen ]. Sehen, ahnen, wissen das Treiben der Heringe und Möwen –  jeder hat für sich einen eigenen [ Beine / Latschen]Grund und ein eigenes Warum

 / über den Wasserspiegel gucken, Luft schnappen ... die Möglichkeit, wieder frisch zu atmen [ denken wir, denken die Heringe ]; denken die Möwen: die Chance, einen Fang zu gewinnen.

Das ist es.
Das Ungewiss über das sichere Wasser hinaus ...
trägt einen anderen Duft Leben in sich;

birgt möglicherweise ein Ausrutschen
[ es muss ja nicht gleich ein gefressen_Werden, Ertrinken  bedeuten Wink ... und doch: Leben hat auch dieses Gesicht, seine immanente Grenze ]
                                                   gerade dann, jetzt   und doch, ist es unser Antrieb, immer wieder den Versuch zu versuchen. Sehen das Bild Natur, die Fantasie, die Wirklichkeit [ als dürften wir es jetzt mit jenem Abstand ] ... sehen die Heringe oberflächend fliegen, sehen darüber die Möwen;

 wird der Hering schnell genug abtauchen? ... hat die Möwe den besten Zeitpunkt abgepasst?

und ich?  wag ich's ! ... als Hering, als Möwe ... als Kupar Faustus ???


Perry, wirklich ein fein_ton geschriebener Böe_wind [ für mich seit ellenlangen Zeiten im DSFO die beste Lyrik in ihrerselbst Immanenz und Funktion, die ich hier gelesen habe ... doch doch ].

... übrigens: die  “krausen wellenkrägen“, die  “algenkettchen“  und in S3 das  “frieren den moment ein“ ... sehr fein fein !!! [ auch tonal !!! ]

Zu einer Stelle bleibt mir die Wortewahl doch sehr verrschlossen, eben jene Zeile Z1 in S2:

mit dem aufschwung

zudem bricht mir hier auch der Worte/Inhalts_duktus des gesamten Textes zu sehr.  Aufschwung ??? [ meinst du das wirklich? ... ist mir zu herausbrechend spekulativ, hat mMn im Text keinen Halt ... ]

und: irgendwie fehlt mir ein sinnendes/sinnierendes LI “ich“;  jener Protagonist, der mir seine Gedanken erzählt ... und nicht alles im allgemeinen “wir“ verbleibt  / ist ja letztlich immer ein gefährliches Annahme/Aussage_unterfangen Wink

hab’s mal so gefummelt:


innehalten auf breiten graden

krause wellenkrägen
legen algenkettchen
um watende füße

vor mir: Meer das Spiel     <-- hier gefällt mir exzellent der Doppelpunkt
steigender fische
schnappen wir nach luft     <-- dann hier mMn sehr elegant der Wechsel ins “wir“

frieren den moment ein
den der hering braucht
schnell abzutauchen

----------------------------------------------------


Perry, wieder ein fröh_Tschüss, Frank ...


-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag20.11.2015 14:11
Hallo Frank,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

ich taste mich, nach einem Ausflug in die Verlagswelt, wieder langsam zurück in die Forenwelt.
Was den Text anbelangt, hast Du ihn treffend reflektiert. Besonders gefällt mir, dass Du die nicht explizit erwähnte Möwe als über dem Ganzen schwebenden Protagonisten mit einbezogen hast.
Deine Anregung zur Ich/Wir-Problematik zeigt, dass der Text in der Werkstatt richtig platziert ist.
Ich versuche bei lyrischen Texten meist, von der direkten Ich-Erzählung wegzukommen, wobei mir die Problematik der Wir-Verallgemeinerung durchaus bewusst ist. Hier den jeweils zum Text passenden Ton hinzubekommen, ist eine der schwierigsten Schreibübungen.
Danke für deine Anregung und LG
Perry
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag24.11.2015 02:12

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Perry,

ein Text der mich anspricht: sein Ton distanziert und dennoch fein gefühlt, die Wortsetzung präzise und fast minimalistisch, die in mir angestoßenen Bilder und Gedanken dagegen sehr reich und weit und gar nicht minimalistisch.  Inhaltlich ist dem Kommentar von Stimmgabel nichts mehr hinzuzufügen. Lese den Text ähnlich.


Zitat:
innehalten auf breiten graden

krause wellenkrägen
legen algenkettchen
um watende füße


Der Blick eines LI nach unten, auf seine Füße und vielleicht auf noch ein weiteres Füßepaar, ein Ausschnitt, eine Konzentration auf ein Detail, sehr konkret, sehr gut gesehen und super eingefangen in Sprache. Ich bin oft am Meer und kann hier anknüpfen. Das, was das LI sieht, ist Anlass genug für seine Gedanken, an die es mich teilhaben lässt.

Zitat:
mit dem aufschwung
steigender fische
schnappen wir nach luft


Hier dann das WIR, und es überrascht mich nicht, sah ich es schon in der ersten Strophe, oder ahnte es. Es ist für mich nicht dieses allgemeine unpersönliche wir, sondern ein Ich und Du, und die Gedanken, die den Leser als Wir mit einbeziehen.

Hier steht das LI mit dem Du still, schauen nach oben, sehen die Möwen, den fliegenden Fisch und schnappen nach Luft. Was wird geschehen? Sind sie bei der Möwe oder beim Fisch?
 Das Wort „aufschwung“ fällt heraus, ist ein Fremdkörper, ist einfach zu stark belegt. Würde nach einem anderen Nomen suchen, den Textduktus jedoch beibehalten. Ist das ein Spiel der Fische? Ein Aufsteigen oder gar Fliegen? Hat das etwas von Übermut? Was willst du zeigen? In „Aufschwung“ kommt bei mir nichts Fischtypisches an, auch keine Bewegung.

Zitat:
frieren den moment ein
den der hering braucht
schnell abzutauchen


Wunderbar. Diese Strophe ist wie die erste, einfach rund und klar und weit.

Gerne gelesen. Schön, dass du wieder da bist.

Liebe Grüße Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
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Alter: 71
Beiträge: 2509



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Beitrag24.11.2015 12:30
Hallo Aranka,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

freut mich, dass Dich der Text ansprechen konnte. Deine Bildinterpretationen zeigen mir, dass der Text seine Aussagen gut transportiert.
Was den "Aufschwung" anbelangt, habe ich das Wort wegen seiner komprimierten Aussagekraft für ein positives Streben verwendet, aber Du hast Recht, es ist leider gesellschaftlich bzw. wirtschaftlich zu stark belegt.

Um in der Bildebene zu bleiben, böte sich vielleicht

"Auftrieb oder Flossenschlag" an.

Für eine Bilderweiterung könnte

"Streben" eine Alternative sein.

Danke fürs Reinschauen und LG
Perry
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