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Starkbier Erklärbär
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Beiträge: 2
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S 22.09.2015 17:14 Wodka mit Ernst Thälmann von Starkbier
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Hier mein Einstand. Es handelt sich um ein Erlebnis, das ich in einem Zug in Kirgistan hatte. Prinzipiell geht es um die absurde Dauerpräsenz des Wodkas, was vor allem die Landbevölkerung extrem einnimmt. Der Titel wird sich in diesem Auszug leider nicht klären, ist schließlich nur die Einleitung, die auch noch gar nicht im Zug spielt. Soll ein Reisebericht werden.
In Horden kommen sie über uns. Ein einziger schwarzer Schimmer. Ein undurchdringlicher Vorhang, der einem die klare Sicht zu rauben vermag. Biestige Biester. Ohne Etikette, die sich nicht schämen, direkt auf Augäpfeln zu landen. Bissige Biester. Kein Interesse an deinem Blut, sondern lediglich an deinem Bluten. Mutwillige ergötzen sie sich am Schmerz. Ein weiteres Kapitel der nutzlosen Errungenschaften aus dem Insektenreich. Nervtötend, hartnäckig, allem voran jedoch dumm. Unsere Flucht ins Wasser treibt tausende der Harakiriflieger in den direkten Nässetod. Meine Augen schweben knapp über der Wasseroberfläche und verfolgen das Massensterben. Mit kleinen Explosionen der Genugtuung schlagen sie in beinahe hypnotischer Frequenz ein. Dann zwickt es schon wieder. Unter Wasser. Die Cousinen und Cousins der Biester machen sich an der Innenseite meiner Schenkel zu schaffen. Zu dicht am Heiligtum, um ruhig im Wasser zu levitieren. Schreckensfantasien von Krebsen mit überdimensionalen Scheren, die nur darauf brennen dich um ein oder zwei Hoden zu erleichtern, tanzen im Seitschritt vor meinem inneren Auge. In Anbetracht der sowjetischen Torpedotests zur Zeiten der kirgisischen SSR, die im Issyköl-See durchgeführt wurden, scheint mir die Vorstellung von genmutierten Krebsen rational genug, um in seichter Panik aufzuspringen. Mir entfährt ein schriller Aufschrei, als würde ich erneut den Stimmbruch durchlaufen. "Diese verschissenen Mistviecher!" Im Stil eines indianischen Regentanzes zucke ich aufgeregt durch das schienbeintiefe Wasser und versuche mich aller sadistischen Mücken zu entledigen, die wieder meine Fährte aufgenommen haben. Keine noch so hektischen, propellerartigen Armbewegungen können die Vampire von ihrer schmerzhaften Mission abhalten.
In diesem Land scheint alles zu beißen. Die verdammten Fliegen, mit ihren unförmigen, riesigen Hinterläufen. Die Tschernobyl-Krebse, die streunenden Hunde und auch der Wodka der Landbevölkerung. Warum differenzieren? Machen wir uns nichts vor - auch der "gute" Wodka beißt hier. Er beißt auch in Deutschland, oder in Russland, oder sonst wo. Denn sowas wie "guten" Wodka halte ich immer mehr für ein Gerücht. Wie Wasser würde er dann schmecken. Und so einige Panscher verleihen ihren Kreationen dieses Prädikat.
Das lässt allerdings nur zwei Schlüsse zu. Entweder hat der durchschnittliche Kirgise in seinem Leben noch nie Wasser getrunken, oder wir sind einfach typische Weicheier aus dem Westen. Für ersteres spricht eindeutig, dass der wasserkaufende Kirgise auf dem Land gewisse Ähnlichkeiten mit dem Yeti hat. Man erzählt sich viel davon und es gibt mit Sicherheit auch das ein oder andere verschwommene Bild, das jenes Szenario belegen würde. Aber den wirklich stichhaltigen Beweis kann niemand liefern.
Einmal waren wir kurz davor diese rare Spezies zu erblicken. Es ist acht Uhr, wir kaufen Frühstück. Er tut es uns gleich. Wir kaufen Brot von gestern oder vorgestern, er einen fünf Liter Kanister klarer Flüssigkeit. Das MUSS Wasser sein. Niemand, wirklich niemand, kauft am Morgen einen Bottich voller Schnaps. Als könnte er mit seinen riesigen Segelohren zwischen meinen Hirnwindungen lauschen grinst er mir mit durchgehend goldbesetzten Zähnen entgegen. Wobei es hier beinahe übertrieben ist im Plural von seinen Zähnen zu schreiben. Dann lernen wir die allgegenwärtige Geste der Freude kennen. Mit dem Zeigefinger schnell gegen die Halsschlagader schnippend ruft er mehrfach lautstark: "Wodka, Wodka, Wodka!" Kirgisisch sprechen ist vollkommen überflüssig. Diese kleine Handbewegung in Kombination mit einem ausreichend euphorischen Wodka-Ausruf ist alles was man benötigt, um überall Freunde zu finden. Wir erwidern das Schnippen, woraufhin sein Grinsen immer breiter wird, beinahe angsteinflößend breit. Unzählbar viele Falten durchfurchen sein Gesicht, die es zu einer skurrilen Fratze verkommen lassen. Dann hüllt er das Kanister-Baby fürsorglich in seine Arme und stapft in Richtung der engen Tür. Die Rufe verstummen, all seine Konzentration ist auf den schmalen Raum zwischen den Türpfosten fokussiert. Schon jetzt entspricht sein Gang ganz und gar nicht einer geraden Linie, so dass er sich mit der Effizienz eines unter Parkinson leidenden Herzchirurgs aus dem Laden manövriert. Einmal stößt er den linken, einmal den rechten Pfosten, bevor er ins freie gespuckt wird. Ich beiße ein Stück des Fladenbrotes unter mehr oder minder großer Anstrengung heraus, während ich dem Yeti hinterherschaue. Die gummiartige Konsistenz lässt es mich beinahe bereuen, dass wir nicht auch einen Kanister gekauft haben. Zumindest macht es mir die Entscheidung des Kirgisen begreiflicher.
Danke schon einmal fürs Lesen. Ich hätte selbst direkt eine Frage:
Funktioniert die Überleitung von den Stechmücken zur Qualität des Wodkas? Passt das "Beißen"? Oder wirkt es zu sehr erzwungen?
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Papa Schlumpf Eselsohr
Alter: 63 Beiträge: 374 Wohnort: Friedersdorf
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22.09.2015 20:22
von Papa Schlumpf
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Liebes Starkbier,
die Frage stellt sich, was Du mit dem Fragment willst. An sich lässt sich nicht viel dazu sagen, außer, dass Du offenbar weder das Land noch die Leute magst.
Meines Wissens gehören 75% der Kirgisen dem islamischen Glauben an und vermeiden deshalb alkoholische Getränke. Ich fand das im Nachbarland bestätigt, während das ganze Sowjetreich unter dem Gorbatschow-Diktat zur Trockensetzung litt merkte man dort nichts davon. Eine solche wie die beschriebene Szene sah ich erst auf der Rückreise in Moskau.
Deine Frage betreffs der Überleitung, ja, geht so, Wenn die Landbevölkerung wirklich säuft und das Wässerchen so warm ist wie ich den See in Erinnerung behielt. Der Issyk-Kul mag kälter sein. Auch die Geschichte mit den Stechsekten will mir nicht recht einleuchten, bei 1600 m üNN und dem nahezu Fehlen solchen Getiers im Nachbarland. Aber nehmen wir das als gegeben, Ein paaar Dinge scheinen mir nicht durchdacht. Zitat: | Ein einziger schwarzer Schimmer. | Schimmer bedeutet eigentlich immer Glanz in irgendeiner Weise. Ich kenne die Situation und tendierte hier zu "Schatten". Ein undurchdringlicher Vorhang, der einem die klare Sicht zu rauben vermag. Ein undurchdringlicher Vorhang, der einem die klare Sicht zu rauben vermag. Zitat: | Ein undurchdringlicher Vorhang, der einem die klare Sicht zu rauben vermag. | Was denn nun, undurchdringlich oder kann er nur? Raubt er oder ist er nur scheinbar undurchdringlich?
Vielleicht fehlt einfach noch ein wenig Inhalt, um diesen Beginn ordentlich werten zu können, Du lässt nur ganz kurz und flüchtig in die Karten sehen. Ich bin gespannt, worauf dieser Anfang hinausläuft.
LG
P. S.
_________________ Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt. |
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1444
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23.09.2015 02:07
von Jack Burns
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Hallo Starkbier,
ein Thema, das mich anzieht. Dein Stil ist flott und unterhaltsam, für mich könnte es etwas weniger flapsig sein. Also jetzt nicht gleich seriös und öde werden, sondern einfach die Dosis etwas herunterfahren.
Für das ganze Buch kann ich nur hoffen, dass die Klischees nicht überreizt werden. Auch wenn sie zutreffen, würde das etwas billig rüberkommen. Ich sag mal: Russen die Vodka saufen - ach wie originell! Naja, und den Yeti Vergleich fand ich etwas doof. Das hat den Beigeschmack von: Bildungsbürger besucht tumbe Eingeborene.
Die Überleitung zum beißenden Vodka finde ich gut gelungen.
Was die Qualitätsfrage betrifft, muss ich Dich entschieden belehren: Man mag den Unterschied nicht im Geschmack erkennen, ( je besser - um so weniger Geschmack) aber spätestens am nächsten Morgen, weißt Du, wie teuer die Pulle war, die Du geleert hast.
Wie Papa Schlumpf schon sagte: Für ein richtiges Urteil, müsste man mehr lesen. Ich würde es jedenfalls tun.
Grüße
Martin
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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Dave Gänsefüßchen
D Alter: 36 Beiträge: 29
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D 23.09.2015 07:12 Re: Wodka mit Ernst Thälmann von Dave
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Starkbier hat Folgendes geschrieben: | In Horden kommen sie über uns. Ein einziger schwarzer Schimmer. Ein undurchdringlicher Vorhang, der einem die klare Sicht zu rauben vermag. [Zwei Bilder, die aufeinander folgen, entschärfen einander. Es ist besser nur eines der Bilder stehen zu lassen. In diesem Fall das zweite, der undurchdringliche Vorhang. Also "ein einziger schwarzer Schimmer" streichen.] Biestige Biester. [Es ist doch völlig klar, dass Biester biestig sind. Und Milch ist milchig. Aber ich verstehe, dass du die Alliteration stehen lassen willst, trotzdem ist das Adjektiv redundant.] Ohne Etikette, [Würde ich auch streichen.] die sich nicht schämen, direkt auf Augäpfeln zu landen. Bissige Biester. Kein Interesse an deinem Blut, sondern lediglich an deinem Bluten. Mutwillige ergötzen sie sich am Schmerz. Ein weiteres Kapitel der nutzlosen Errungenschaften aus dem Insektenreich. Nervtötend, hartnäckig, allem voran jedoch dumm. Unsere Flucht ins Wasser treibt tausende der Harakiriflieger in den direkten Nässetod. Meine Augen schweben knapp über der Wasseroberfläche und verfolgen das Massensterben. Mit kleinen Explosionen der Genugtuung schlagen sie in beinahe hypnotischer Frequenz ein. Dann zwickt es schon wieder. Unter Wasser. Die Cousinen und Cousins der Biester machen sich an der Innenseite meiner Schenkel zu schaffen. Zu dicht am Heiligtum, um ruhig im Wasser zu levitieren. Schreckensfantasien von Krebsen mit überdimensionalen Scheren, die nur darauf brennen dich um ein oder zwei Hoden zu erleichtern, tanzen im Seitschritt vor meinem inneren Auge. In Anbetracht der sowjetischen Torpedotests zur Zeiten der kirgisischen SSR, die im Issyköl-See durchgeführt wurden, scheint mir die Vorstellung von genmutierten Krebsen rational genug, um in seichter Panik aufzuspringen. Mir entfährt ein schriller Aufschrei, als würde ich erneut den Stimmbruch durchlaufen. "Diese verschissenen Mistviecher!" Im Stil eines indianischen Regentanzes zucke ich aufgeregt durch das schienbeintiefe Wasser und versuche mich aller sadistischen Mücken zu entledigen, die wieder meine Fährte aufgenommen haben. Keine noch so hektischen, propellerartigen Armbewegungen können die Vampire von ihrer schmerzhaften Mission abhalten.
In diesem Land scheint alles zu beißen. Die verdammten Fliegen, mit ihren unförmigen, riesigen Hinterläufen. Die Tschernobyl-Krebse, die streunenden Hunde und auch der Wodka der Landbevölkerung. Warum differenzieren? Machen wir uns nichts vor - auch der "gute" Wodka beißt hier. Er beißt auch in Deutschland, oder in Russland, oder sonst wo. Denn sowas [Getrennt] wie "guten" Wodka halte ich immer mehr für ein Gerücht. Wie Wasser würde er dann schmecken. Und so einige Panscher verleihen ihren Kreationen dieses Prädikat.
Das lässt allerdings nur zwei Schlüsse zu. Entweder hat der durchschnittliche Kirgise in seinem Leben noch nie Wasser getrunken, oder wir sind einfach typische Weicheier aus dem Westen. Für ersteres spricht eindeutig, dass der wasserkaufende Kirgise auf dem Land gewisse Ähnlichkeiten mit dem Yeti hat. Man erzählt sich viel davon und es gibt mit Sicherheit auch das ein oder andere verschwommene Bild, das jenes Szenario belegen würde. Aber den wirklich stichhaltigen [einen] Beweis kann niemand liefern.
Einmal waren wir kurz davor diese rare Spezies zu erblicken. Es ist acht Uhr, wir kaufen Frühstück. Er tut es uns gleich. Wir kaufen Brot von gestern oder vorgestern, er einen fünf Liter Kanister klarer Flüssigkeit. Das MUSS [wenn du ein Wort hervorheben willst, würde ich eher dazu raten, es kursiv zu setzen.]Wasser sein. Niemand, wirklich niemand, kauft am Morgen einen Bottich voller Schnaps. Als könnte er mit seinen riesigen Segelohren zwischen meinen Hirnwindungen lauschen grinst er mir mit durchgehend goldbesetzten Zähnen entgegen. Wobei es hier beinahe übertrieben ist im Plural von seinen Zähnen zu schreiben. Dann lernen wir die allgegenwärtige Geste der Freude kennen. Mit dem Zeigefinger schnell gegen die Halsschlagader schnippend ruft er mehrfach lautstark: "Wodka, Wodka, Wodka!" Kirgisisch sprechen ist vollkommen überflüssig. Diese kleine Handbewegung in Kombination mit einem ausreichend euphorischen Wodka-Ausruf ist alles was man benötigt, um überall Freunde zu finden. Wir erwidern das Schnippen, woraufhin sein Grinsen immer breiter wird, beinahe angsteinflößend breit. [Zu umständlich beschrieben. Warum nicht einfach schreiben: ... worauf sein Grinsen angstseinflößend breit wird?]Unzählbar viele Falten durchfurchen sein Gesicht, die es zu einer skurrilen Fratze verkommen lassen. Dann hüllt er das Kanister-Baby fürsorglich in seine Arme und stapft in Richtung der engen Tür. Die Rufe verstummen, all seine Konzentration ist auf den schmalen Raum zwischen den Türpfosten fokussiert. Schon jetzt entspricht sein Gang ganz und gar nicht einer geraden Linie, so dass er sich mit der Effizienz eines unter Parkinson leidenden Herzchirurgs aus dem Laden manövriert. Einmal stößt er den linken, einmal den rechten Pfosten, bevor er ins freie [Groß] gespuckt wird. Ich beiße ein Stück des Fladenbrotes unter mehr oder minder großer Anstrengung heraus, während ich dem Yeti hinterherschaue. Die gummiartige Konsistenz lässt es mich beinahe bereuen, dass wir nicht auch einen Kanister gekauft haben. Zumindest macht es mir die Entscheidung des Kirgisen begreiflicher. |
Ein gelungener Text, der mir sehr gut gefallen hat. Du übertreibst es nur hier und da mit den Adjektiven, was verständlich ist, aber man sollte Adjektive immer mit Bedacht einsetzen. Ansonsten habe ich den Schreibstil als angenehm empfunden und viele interessante Ideen und Vergleiche entdeckt, die das Lesen zum Vergnügen machten.
Gruß,
Dave
_________________ “Write the book the way it should be written, then give it to somebody to put in the commas and shit.”
Elmore Leonard |
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Starkbier Erklärbär
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Beiträge: 2
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S 23.09.2015 16:02
von Starkbier
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Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben: | Liebes Starkbier,
die Frage stellt sich, was Du mit dem Fragment willst. An sich lässt sich nicht viel dazu sagen, außer, dass Du offenbar weder das Land noch die Leute magst.
Meines Wissens gehören 75% der Kirgisen dem islamischen Glauben an und vermeiden deshalb alkoholische Getränke. Ich fand das im Nachbarland bestätigt, während das ganze Sowjetreich unter dem Gorbatschow-Diktat zur Trockensetzung litt merkte man dort nichts davon. Eine solche wie die beschriebene Szene sah ich erst auf der Rückreise in Moskau. |
Ein passendes Fragment auszuwählen fiel mir tatsächlich sehr schwer. Wollte euch nicht direkt einen ewig langen Block hinknallen, den dann sowieso niemand zu ende liest. Verstehe vollkommen was du meinst. Mir zu unterstellen, dass ich Land und Leute nicht mochte, weil ich keine Stechmücken mag und eine Geschichte von einem betrunkenen Mann erzähle, will mir allerdings nicht recht einleuchten. Werde aber den Text nochmal dahingehend auf seine Wirkung untersuchen.
Bzgl. der Muslime: Gemäß Statistik liegst du vollkommen richtig. Allerdings haben mir mehrere Kirgisen bestätigt, dass sehr viel weniger (20-30% hieß es immer wieder) tatsächlich praktizieren. Speziell auf dem Land noch weniger. Warum das so ist, konnte niemand erklären. Ein weiterer Fakt ist das Akoholproblem, das der enorm hohen Arbeitslosigkeit geschuldet ist. Ich weiß nicht ob du selbst in Kirgistan warst und wie du gereist bist (die meisten Touristen rasen ja per Maschrutka von Bischkek nach Karakol ohne je Kontakt zu den Menschen unterwegs zu haben), wir waren jedoch per Fahrrad unterwegs und hatten somit mehrer Tage ständigen Kontakt. Speziell die vielen Tante Emma Läden, die häufig beinahe nichts zu Essen verkauften, aber immer ein prall gefülltes Zigaretten- (auch verboten für Muslime) und Wodkaregal vorweisen konnten, sprechen für diesen Umstand.
Papa Schlumpf hat Folgendes geschrieben: | Deine Frage betreffs der Überleitung, ja, geht so, Wenn die Landbevölkerung wirklich säuft und das Wässerchen so warm ist wie ich den See in Erinnerung behielt. Der Issyk-Kul mag kälter sein. Auch die Geschichte mit den Stechsekten will mir nicht recht einleuchten, bei 1600 m üNN und dem nahezu Fehlen solchen Getiers im Nachbarland. |
Ich bin kein Biologe, aber in unserer ersten Zeltnacht am Issyy-Köl wurden wir komplett zerstochen. Muss einmal das Bild unseres Zeltes raussuchen. Man konnte beinahe nicht mehr aus dem Fliegengitter schauen
Deinen stilistischen Anmerkungen stimme ich völlig zu. Danke dafür!
Jack Burns hat Folgendes geschrieben: |
Hallo Starkbier,
ein Thema, das mich anzieht. Dein Stil ist flott und unterhaltsam, für mich könnte es etwas weniger flapsig sein. Also jetzt nicht gleich seriös und öde werden, sondern einfach die Dosis etwas herunterfahren.
Für das ganze Buch kann ich nur hoffen, dass die Klischees nicht überreizt werden. Auch wenn sie zutreffen, würde das etwas billig rüberkommen. Ich sag mal: Russen die Vodka saufen - ach wie originell! Naja, und den Yeti Vergleich fand ich etwas doof. Das hat den Beigeschmack von: Bildungsbürger besucht tumbe Eingeborene.
Die Überleitung zum beißenden Vodka finde ich gut gelungen.
Was die Qualitätsfrage betrifft, muss ich Dich entschieden belehren: Man mag den Unterschied nicht im Geschmack erkennen, ( je besser - um so weniger Geschmack) aber spätestens am nächsten Morgen, weißt Du, wie teuer die Pulle war, die Du geleert hast.
Wie Papa Schlumpf schon sagte: Für ein richtiges Urteil, müsste man mehr lesen. Ich würde es jedenfalls tun.
Grüße
Martin |
Das Thema Wodka soll mit diesem Kapitel schon abgearbeitet sein. Ich weiß es wirkt wie ein Klischee, aber so erging es uns nun einmal. Es gab Tage, da wurden wir unterwegs zehn Mal angehalten. Jedes Mal zum Wodka trinken. Aber ich verstehe was du meinst.
Zum Yeti: Ich wollte damit eigentlich nicht das Bild der Eingeborenen transportieren, sondern zum Ausdruck bringen, dass wir nie jemanden gesehen haben. Werde mir nochmal Gedanken machen.
Das mit dem Wodka wusste ich nicht. Waren auch Kirgisen, die uns erklärt haben, wie guter Wodka zu schmecken hat. Danke für den Hinweis. Habe nun auch im Netz gelesen, dass du recht hast.
@Dave: Danke für die Anmerkungen. Habe dazu eine Frage:
-"Mutwillige ergötzen sie sich am Schmerz" hast du mir reingetippt. Das "sie" müsste weg für deine Version, oder verstehe ich nicht was du meinst?
Nochmal Danke an alle, die sich Mühe gemacht haben.
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Wolfgang Rill Gänsefüßchen
Beiträge: 31 Wohnort: Fulda
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24.09.2015 07:14 Überdosis von Wolfgang Rill
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Viele Stellen habe ich genossen. Aber im Lauf des Lesens fühlte ich mich durch Adjektive, rhetorische Figuren, verschwitzte Umständlichkeiten mehr und mehr überfüttert. Ich stumpfe dann ab und wünsche mir - herrgottnochmal - einen ganz klaren, ganz einfachen, ganz normalen Satz. Im Strohfeuer der Sprache verbrennt hier ein Stück vom Inhalt.
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Wolfgang Rill Gänsefüßchen
Beiträge: 31 Wohnort: Fulda
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24.09.2015 07:21 Doppel von Wolfgang Rill
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Habe meinen Beitrag leider doppelt geladen und finde nichts, das Doppel zu löschen. Bitte um Entschuldigung.
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Dave Gänsefüßchen
D Alter: 36 Beiträge: 29
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D 24.09.2015 10:28
von Dave
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Starkbier hat Folgendes geschrieben: |
@Dave: Danke für die Anmerkungen. Habe dazu eine Frage:
-"Mutwillige ergötzen sie sich am Schmerz" hast du mir reingetippt. Das "sie" müsste weg für deine Version, oder verstehe ich nicht was du meinst? |
Gibt da zwei Möglichkeiten.
1) Mutwillige ergötzen sich am Schmerz.
2) Mutwillig ergötzen sie sich am Schmerz.
Habe bei meiner Korrektur aber ehrlich gesagt an die zweite Option gedacht.
Gruß,
Dave
_________________ “Write the book the way it should be written, then give it to somebody to put in the commas and shit.”
Elmore Leonard |
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EWJoe Eselsohr
E Alter: 65 Beiträge: 274 Wohnort: A-2384 Österreich Breitenfurt bei Wien
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E 26.09.2015 17:40
von EWJoe
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Servus Starkbier,
Zitat: | Bzgl. der Muslime: Gemäß Statistik liegst du vollkommen richtig. Allerdings haben mir mehrere Kirgisen bestätigt, dass sehr viel weniger (20-30% hieß es immer wieder) tatsächlich praktizieren. Speziell auf dem Land noch weniger. Warum das so ist, konnte niemand erklären. Ein weiterer Fakt ist das Akoholproblem, das der enorm hohen Arbeitslosigkeit geschuldet ist. Ich weiß nicht ob du selbst in Kirgistan warst und wie du gereist bist (die meisten Touristen rasen ja per Maschrutka von Bischkek nach Karakol ohne je Kontakt zu den Menschen unterwegs zu haben), wir waren jedoch per Fahrrad unterwegs und hatten somit mehrer Tage ständigen Kontakt. Speziell die vielen Tante Emma Läden, die häufig beinahe nichts zu Essen verkauften, aber immer ein prall gefülltes Zigaretten- (auch verboten für Muslime) und Wodkaregal vorweisen konnten, sprechen für diesen Umstand.
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Stark, durch Kirgisistan mit dem Rad! Supergeil und echt mutig. Ich kenne andere Teile von Asien, diese Ecke ist mir fremd. Bergsteiger mögen sich dorthin schon mal verirren, aber mit dem Rad das ist schon eine Idee. Deinen Text habe ich auch gerne gelesen. Textarbeit wurde schon geleistet. Das mit der Qualität des Wodkas ist auch geklärt.
Vielleicht kannst Du einen Reisebericht über diese Tour geben. Der Lebensstil dieser Menschen ist gewiss so anders von dem unseren, dass das eine interessante Story ergäbe, die weit über diese Kurzgeschichte hinauswachsen kann.
Nur so eine Anregung.
Gern gelesen,
LG
Joe
_________________ Kulissen schiebt man gerne vor die Wahrheit, verdeckt sie auch durch viel Theater. Nur Backstage offenbart sie sich. |
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