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So etwas bringt nur Ärger


 
 
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Wolfgang Rill
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 31
Wohnort: Fulda


Beitrag22.09.2015 03:06
So etwas bringt nur Ärger
von Wolfgang Rill
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe keine Zeit. Bin nicht im Dienst. Sie sagt es so, dass jeder Mensch heraushören muss, dass sie auch morgen keine Zeit haben wird. Auch nicht am Wochenende und nicht in neunundneunzig Jahren. Bin besetzt, fügt sie nicht ganz logischerweise hinzu und lässt die Scheibe hochfahren.

Kommen Sie, weit und breit ist hier niemand. Machen Sie die Tür auf. Der Mann scheint gar nicht zu bemerken, dass das, womit er ungeduldig an die Scheibe der Beifahrertür klopft nicht sein Zeigefinger ist, sondern eine Pistole. Nicht einmal eine ganz kleine. 7,6 mm schätzt Beatrix. Papa hatte so eine in seinem Büro in einer verschlossenen Schublade. Einmal hat er sie damals mitgenommen zum Schießen. Heute würde er es sich überlegen, ob er seiner Tochter in seiner Gegenwart eine Pistole in die Hand geben würde, denkt Beatrix. Das wäre sehr gefährlich für Papa.

Warum hat sie eigentlich keine Angst? Der steht immer noch draußen. Guckt belämmert. Warum gibt sie nicht Gas und prescht los mit quietschenden Reifen? Sie könnte ein bisschen zick zack lenken, wie der Hauptheld in Road to Perdition kürzlich. Warum hat sie überhaupt angehalten, hier in dem Waldstück vor Dirlos, Höhe Lohelandschule? Sie hat doch gesehen, dass der etwas Komisches in der Hand hatte.

Der draußen klopft wieder und hält sein Gesicht an die Scheibe. Bitte! ruft er. Sieht so ein Mörder aus? Hellblaues Hemd, Jackett und graue Hose. Kurze braune Haare, gescheitelt, und ein Dutzendgesicht.

Die Beifahrerscheibe fährt halb herunter. Sie streckt ihre Hand vor die Öffnung. Eine Eingebung. Sie weiß nicht genau, warum sie das riskiert. Es scheint ihr nur, als sei es in diesem Moment das Richtige. Und da liegt die Pistole, schwarz und schwer, schon in ihrer Hand. Er hat sie am Lauf gepackt und ihr reingereicht. Darf ich jetzt mit? Die Zentralverriegelung klickt. Die Tür ist offen. Als er neben ihr sitzt merkt sie, dass er verschwitzt ist und noch keucht wie nach einem Dauerlauf.

Will nachher jemanden erschießen, sagt er, als er ein wenig ruhiger atmet. Und was machen Sie so?

Studiere an der Hochschule Ökotrophologie. Und nebenbei fahre ich Taxi, sagt sie.
 
Durch Dirlos schweigen sie.
 
Wen wollen Sie denn umbringen? fragt sie auf der Höhe der Abfahrt Pilgerzell.
 
Ach, das ist eine lange Geschichte, sagt er.
 
Ich habe heute keine Zeit, sagt sie. Leider. Sonst hätte ich mir Ihre Geschichte gern angehört.
 
Dürfte ich bitte meine Pistole wieder haben? fragt er oben am dicken Turm. Sie haben einen weiten Ausblick über die kleine, friedliche Stadt Fulda und fahren den Bachrain hinunter.
 
Ich kann sie Ihnen sowieso nicht verwehren, wenn Sie Gewalt anwenden, sagt sie, nimmt die Pistole aus der Ablage in der Fahrertür und reicht sie ihm. Er nimmt sie wieder am Lauf. Aber ich rate Ihnen von der Sache dringend ab. So ein Mord bringt nur Ärger.

Mir nicht, antwortet er.

Schweigend fahren sie bis zum Dalberg. Hier halten, bitte. Er zahlt die vierzehn Euro, die es kostet und sagt dabei: Will mir noch ein bisschen die Beine vertreten, bevor es passiert. Sie sagt nichts und fährt weiter. Am nächsten Tag liest sie in der Fuldaer Zeitung, dass sich gestern auf dem Universitätsplatz ein Mann in den Kopf geschossen hat. Irgendeine Liebes- oder Eifersuchtsgeschichte.

© Wolfgang Rill, November 2011

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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag22.09.2015 11:10

von Stefanie
Antworten mit Zitat

Interessante Idee. Vor allem dieses leicht surrealistische, wie die Taxifahrerin mit der Situation umgeht, gefällt mir.

Zwei Dinge stören mich:
1. Die Andeutung des Vater/Tochter/Konfliktes, die keinerlei Auswirkung auf den weiteren Verlauf hat und daher überflüssig ist. Selbst die Namensnennung ist unnötig, weil er nicht wieder verwendet wird.
2. Den sehr abgehackten Sprachstil finde ich eher unangenehm, weil es hektisch wirkt und nicht zur Situation passt.
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5994
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag22.09.2015 11:52
Re: So etwas bringt nur Ärger
von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Gefällt mir sehr gut, von der Idee und der Schreibe her. Abgehackt und hektisch wirkt es auf mich nicht.
Die Pointe kam wahrscheinlich bei mir nicht ganz so überraschend an wie vom Autor erhofft. Ab "Mir nicht", ahnte ich den Selbstmord. Allerdings dachte ich, er würde erst jemand anderen erschießen (das hat der Text wiederum gut suggeriert) und dann sich selbst richten.

Ein paar Anmerkungen, auch wenn wir nicht in der Werkstatt sind ... ich denke, der Text könnte noch ein bisschen Feinschliff vertragen.
Wolfgang Rill hat Folgendes geschrieben:
Ich habe keine Zeit. Bin nicht im Dienst. SieBeatrix sagt es so, dass jeder Mensch heraushören muss, dass sie auch morgen keine Zeit haben wird.

Unklare Kameraperspektive am Anfang: Ich stand draußen, beim Mann, vor dem Auto. Als der Name Beatrix ins Spiel kam, stand die zuerst auch draußen - eine dritte Person und Beobachterin der Szene. Könnte man so vermeiden.
Zitat:
Bin besetzt, fügt sie nicht ganz unlogischerweise hinzu und lässt die Scheibe hochfahren.

Holpert in meinen 'Leseohren'. Warum "nicht ganz"? Es ist unlogisch, oder?
 
Zitat:
Dürfte ich bitte meine Pistole wieder haben? fragt er oben am dicken Turm. Sie haben einen weiten Ausblick über die kleine, friedliche Stadt Fulda und fahren den Bachrain hinunter.
[...]
Schweigend fahren sie bis zum Dalberg. Hier halten, bitte.

Hat mich verwirrt. Dass er die Pistole verlangt und der Ausblick erwähnt wird, suggeriert mir: Sie sind stehengeblieben, er steigt jetzt aus, will seine Pistole wiederhaben. Dann fahren sie plötzlich weiter.
Zitat:

Er zahlt die vierzehn Euro, die es kostet und sagt dabei: Will mir noch ein bisschen die Beine vertreten, bevor es passiert.

Welche vierzehn Euro denn sonst?

Zitat:
Sie sagt nichts und fährt weiter. Am nächsten Tag liest sie in der Fuldaer Zeitung, dass sich gestern auf dem Universitätsplatz ein Mann in den Kopf geschossen hat. Irgendeine Liebes- oder Eifersuchtsgeschichte.

Die Pointe ist mir viel zu lieblos drangeklatscht. So Schulaufsatzstil.
Wie wäre es stattdessen mit der Zeitungsmeldung selbst, als unkommentiertes Zitat sozusagen?

Sehr gerne gelesen!


_________________
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5000
Wohnort: Berlin


Beitrag22.09.2015 15:06
Re: So etwas bringt nur Ärger
von Nina
Antworten mit Zitat

Hallo Wolfgang,

mir gefällt der Text leider nicht. Ich finde ihn an einigen Stellen sprachlich sehr schwach. Da hilft auch nicht diese Zick-Zack-Hin-und-Her-der-Typ-bringt-sich-selbst-und-nicht-die-Frau-um-Story nicht. (Ich hatte übrigens zu keiner Sekunde angenommen, er werde sie umbringen).
Die Geschichte geht m.E. in dem Schreibstil unter, bzw. fällt dahinter zurück. Der Dialog gefällt mir aber, das möchte ich nicht unerwähnt lassen.
Ich vermute, dass dieser Text eine Übung war und zwar eine ganz spezielle, auf die ich im folgenden eingehe (bzw. was ich denke und vermute, was Du hier umzusetzen versucht hast). Die Idee an sich ist gut, ich finde allerdings, dass es an der Umsetzung hapert. (Passiert mir auch mitunter).
Der Text ist von 2011. Keine Ahnung, ob Du daran noch arbeiten möchtest, vielleicht ist er ja längst abgehakt, gedruckt, prämiert und millionenfach verkauft worden. Ich geh dennoch mal durch den Text, für den Fall, dass es eine zweite Millionenauflage geben soll.


Zitat:
Ich habe keine Zeit. Bin nicht im Dienst. Sie sagt es so, dass jeder Mensch heraushören muss Geschmackssache ---> soll / kann, dass sie auch morgen keine Zeit haben wird. Auch nicht am Wochenende und nicht in neunundneunzig Jahren. Bin besetzt, fügt sie nicht ganz logischerweise hinzu und lässt die Scheibe hochfahren. (Geschmackssache --> fährt die Scheibe hoch.)
(dieses "nicht ganz logischerweise ist ein Ungetüm. Zwar verstehe ich, dass Du hier etwas versucht hast, was Kafka in seinem Prozess an manchen Stellen gemacht hat: Perspektiven-/Sichtwechsel innerhalb eines Satzes - aber ich finde es weder förderlich, noch gut umgesetzt. Es steht hier m.E. einfach nur unnütz im Satz herum).  

Zitat:
Kommen Sie, weit und breit ist hier niemand.


Den zweiten Teil braucht es m.E. nicht (vermutlich wieder das Phänomen wie zuvor mit diesem "nicht ganz logischerweise" - dennoch: Ich finde, das braucht es nicht.)

Zitat:
Machen Sie die Tür auf. Der Mann scheint gar nicht zu bemerken, dass das, womit er ungeduldig an die Scheibe der Beifahrertür klopft nicht sein Zeigefinger ist, sondern eine Pistole.


Zitat:
Nicht einmal eine ganz kleine.


Das ist sprachlich sehr schwach, finde ich. Und im folgenden Satz wird beschrieben, um welche Pistole es geht. Insofern ist dieser Satz m.E. redundant.

Zitat:
7,6 mm schätzt Beatrix.


Kann sein, dass nach "mm" ein Komma gehört. Bin nicht sicher.

Zitat:
Papa hatte so eine in seinem Büro in einer verschlossenen Schublade. Einmal hat (--> hatte) er sie damals mitgenommen zum Schießen.


Zum Schießen, im Sinne von albern? Oder im Sinne von Schießen? Wenn es im Sinne von Schießen gemeint ist - redundant. Zum Brotbacken werden Pistolen i.d.R. nicht verwendet.

Zitat:
Heute würde er es sich [evtl: gut / vorher] überlegen, ob er seiner Tochter in seiner Gegenwart eine Pistole in die Hand geben würde, denkt Beatrix.


Geschmackssache. Ich würde das ändern. Und etwas streichen.

Zitat:
Das [Denn es / das] wäre sehr gefährlich für Papa [ihn].


Zitat:
Warum hat sie eigentlich [evtl: denn] keine Angst? Der steht immer noch draußen. Guckt belämmert. Warum gibt sie nicht Gas und prescht los mit quietschenden Reifen?


Lospreschen impliziert m.E. die quietschenden Reifen.

Zitat:
Sie könnte ein bisschen zick zack lenken, wie der Hauptheld in Road to Perdition kürzlich.


Den Filmtitel würde ich kursiv setzen. Was das kürzlich angeht, soll vielleicht ausgedrückt werden, dass der Film kürzlich gesehen wurde. Das ist aber klar, dass der Film gesehen wurde. Und dass der Held darin Zick-Zack fährt ist eine Tatsache, die sich weder nach kürzlichem Sehen noch nach Jahre-später-sehen verändert. Aus dem Haupthelden würde ich einen Helden machen.

Zitat:
Warum hat sie überhaupt angehalten, hier in dem Waldstück vor Dirlos, Höhe Lohelandschule? Sie hat doch gesehen [---> sie muss doch gesehen / bemerkt haben], dass der etwas Komisches in der Hand hatte.


Auch hier beim "Sie hat doch gesehen" vermutlich wieder die unterschiedliche Sicht. Sie hat es doch gesehen (denkt der Revolvermensch. Ich denke, er würde denken: Sie muss es doch bemerkt haben).

Zitat:
Der draußen klopft wieder und hält sein Gesicht an die Scheibe. Bitte! ruft er. Sieht so ein Mörder aus? Hellblaues Hemd, Jackett und graue Hose. Kurze braune Haare, gescheitelt, und ein Dutzendgesicht.


Die unterschiedlichen Personen denken und sprechen. Jetzt antwortet sie hier auf seine gedachte Frage: Warum tut sie das? Das "draußen" braucht es m.E. nicht, weil, zumindest mir klar ist, dass eine drinnen und einer draußen ist.

Zitat:
Die Beifahrerscheibe fährt halb herunter. Sie streckt ihre Hand vor die Öffnung [hinaus / heraus / nach draußen]. Eine Eingebung. Sie weiß nicht genau, warum sie das riskiert. Es scheint ihr nur, als sei es in diesem Moment das Richtige.


Zitat:
Und da [Jetzt / Nun] liegt die Pistole, schwarz und schwer, schon in ihrer Hand. Er hat sie am Lauf gepackt und ihr reingereicht [rein gereicht / hinein gereicht / ins Auto / in den Innenraum] . Darf ich jetzt mit? Die Zentralverriegelung klickt. Die Tür ist offen. Als er neben ihr sitzt merkt sie, dass er verschwitzt ist und noch keucht wie nach einem Dauerlauf.


Zitat:
Will nachher jemanden erschießen, sagt er, als er ein wenig ruhiger atmet. Und was machen Sie so?

Studiere an der Hochschule Ökotrophologie. Und nebenbei fahre ich Taxi, sagt sie.
 
Durch Dirlos schweigen sie.
 
Wen wollen Sie denn umbringen? fragt sie auf der Höhe der Abfahrt Pilgerzell.
 
Ach, das ist eine lange Geschichte, sagt er.

Ich habe heute keine Zeit, sagt sie. Leider. Sonst hätte ich mir [Ihre Geschichte gern angehört.

 
Der Dialog gefällt mir. Aber auch hier würde ich etwas streichen. Siehe Anmerkungen.

Zitat:
Dürfte ich bitte meine Pistole wieder [zurück] haben? fragt er oben am dicken Turm. Sie [Von dort aus] haben einen weiten Ausblick über die kleine, friedliche Stadt Fulda und fahren den Bachrain hinunter.
 
Ich kann sie Ihnen sowieso nicht verwehren, wenn Sie Gewalt anwenden, sagt sie, nimmt die Pistole aus der Ablage in der Fahrertür und reicht sie ihm. Er nimmt [greift] sie wieder am Lauf. Aber ich rate Ihnen von der Sache dringend ab. So ein Mord bringt nur Ärger.

Mir nicht, antwortet er.

Schweigend fahren sie bis zum Dalberg. Hier halten, bitte. Er zahlt die vierzehn Euro, die es kostet und sagt dabei: Will mir noch ein bisschen die Beine vertreten, bevor es passiert.


Geschmackssache: Das "passiert" ist mir fast zu wenig. Vorschlag: "Bevor ich es erledige" oder: "Bevor ich es mache".

Zitat:
Sie sagt nichts und fährt weiter. Am nächsten Tag liest sie in der Fuldaer Zeitung, dass sich gestern [am vorigen Abend / am gestrigen Abend / am Vorabend / am Abend zuvor ----> oder ganz weglassen. Die Zeitung berichtet i.d.R. aktuell.] auf dem Universitätsplatz ein Mann in den Kopf geschossen hat. Irgendeine Liebes- oder Eifersuchtsgeschichte.

© Wolfgang Rill, November 2011


Nebenfluss' Idee, die Pointe als Zeitungsmeldung zu formulieren, halte ich für eine gute.

LG
Nina


_________________
Liebe tut der Seele gut.
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Wolfgang Rill
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 31
Wohnort: Fulda


Beitrag23.09.2015 05:16
kleiner Dank
von Wolfgang Rill
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Bedanke mich sehr für die Besprechunen meiner Geschichte. Die von Nina und Nebenfluss waren sehr genau und sprachlich hilfreich. Vieles davon werde ich übernehmen. Nur die Idee mit der Zeitungsmeldung am Schluss mag ich nicht. Mir gefällt die Lakonie des letzten Satzes besser. Auch bleibt der Satz näher an Beatrix dran.
Bei Stefanie kam mir die Idee, dass die defekte Tochter-Vater-Beziehung, die angedeutet wird, etwas mit der Kühle und Gleichgültigkeit zu tun haben könnte, mit der Beatrix auf den Mann mit der Pistole und seine Tat reagiert. Dazu müssten noch ein paar Andeutungen rein. Andererseits meine ich, diese Geschichte verträgt keine Psychologie.
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag23.09.2015 08:19

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Na ja, der Schluss ist etwas lau, aber ansonsten finde ich die Geschichte gut geschrieben. Die mangelnde Empathie der Taxifahrerin wundert mich etwas. Aber es ist, wie es ist. In Taxifahrerinnen kann man auch nicht immer hineingucken.

Dennoch frage ich mich, geht's nicht auch mal ohne Selbstmord am Ende? Z.B. so, dass der Selbstmord gerade noch von irgendwem verhindert, der Delinquent in die psychiatrische Klinik eingeliefert wird und dort die Liebe seines Lebens findet? Das wär doch auch ein Ding, oder?! Mal ein bisschen abseits von diesem abgef*... Suizid-Mainstream Literalismus.

Aber ... die Schreibleistung ist OK, und darum geht es ja!
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Muskat
Eselsohr


Beiträge: 343



Beitrag23.09.2015 10:51
Taxifahrer
von Muskat
Antworten mit Zitat

Hallo Wolfgang,


sprachlich hat Nina schon ganze Arbeit geleistet, daher will ich dir nur meinen Eindruck hinterlassen.

An der Stelle, als der Mann sagt, dass weit und breit keiner sei, fragte ich mich, was die Taxifahrerin und er dort tun? Sie steht an einer Stelle, an der sich keiner aufhält? Und wie kam der Mann dorthin?

Als der Vater / Tochter Konflikt angesprochen wurde, malte ich mir Folgendes aus:

Die Frau erschoss ihren Vater und in ihrer Phatasie spielt sich, als Selbstschutz, das erzählte Szenario ab.

Wäre auch eine Idee, oder?

Ich weiß, es wäre eine andere Geschichte, dennoch für mich erklärbarer.

Liebe Grüße

Muskat
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hobbes
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Beiträge: 4294

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Beitrag23.09.2015 22:23

von hobbes
Antworten mit Zitat

Ich mag das. Das einzige, was mich gestört hat, wurde schon von nebenfluss erwähnt, nämlich die unklare Perspektive mit sie/Beatrix.

Und der Schluss hat mich auch nicht überrascht. Was ich allerdings nicht weiter schlimm fand.

Was den letzten Absatz betrifft, gebe ich nebenfluss schon wieder recht, der haut noch nicht so richtig rein. Zeitungsmeldung hätte ich auch gar nicht so verkehrt gefunden, aber gut, magst du nicht. Die Lakonie, von der du sprichst, kommt bei mir allerdings noch nicht so richtig an.

Wolfgang Rill hat Folgendes geschrieben:
Bei Stefanie kam mir die Idee, dass die defekte Tochter-Vater-Beziehung, die angedeutet wird, etwas mit der Kühle und Gleichgültigkeit zu tun haben könnte, mit der Beatrix auf den Mann mit der Pistole und seine Tat reagiert. Dazu müssten noch ein paar Andeutungen rein. Andererseits meine ich, diese Geschichte verträgt keine Psychologie.

Weitere Andeutungen finde ich unnötig. Dieser eine Satz reicht für mich völlig aus, um genau das anzudeuten, was du im Zitat schreibst. Mehr wäre für mich fast schon zu viel.
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orientsonne
Geschlecht:weiblichLeseratte
O

Alter: 40
Beiträge: 192
Wohnort: Nürnberg


O
Beitrag03.10.2015 20:50

von orientsonne
Antworten mit Zitat

Hallo Wolfgang,

ich finde deine Geschichte interessant. Sie lässt sich leicht lesen, hat eine Pointe - was will man mehr Smile

Den Vater-Tochter-Konflikt mit dem Schießen am Anfang fand ich wie einige andere auch störend. Ich denke, die Taxifahrerin muss auch nicht zwingend wissen, um welches Kaliber es sich handelt. Dass sie schon einmal geschossen hat, ist ja sicher nicht der Grund, dass sie keine Angst hat.
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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag04.10.2015 11:32

von Harald
Antworten mit Zitat

Hm, als Taxifahrer finde ich diese an sich irreale Situation gut beschrieben, als Schlüchterner kann ich mich sogar an den beschriebenen Stellen wiederfinden.

Der Ablauf selbst ist nachvollziehbar, die Fahrerin - wenn es ein tatsächlicher Ablauf wäre - hätte mit Sicherheit später "an der Geschichte zu kauen".


Und ja, als Taxler reagiert man manchmal recht "cool" auf seltsame Fahrgäste, ohne selbst genau zu wissen, warum.

Noch vor meiner Zeit als Taxifahrer hat ein Kollege einmal einen Fahrgast zum Bahnhof gehabt, der sich noch nett mit ihm unterhielt, am Bahnhof den geforderten Fahrpreis zahlte, sich auf den Cent das Wechselgeld herausgeben ließ und anschließend vor den gerade einfahrenden ICE sprang …

Zum Stil brauche ich nichts mehr hinzuzufügen, da wurde schon genug gesagt.


_________________
Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker

Harald

Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste!
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Fion
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
F

Alter: 59
Beiträge: 34



F
Beitrag26.09.2016 17:49

von Fion
Antworten mit Zitat

Moin Wolfgang Rill

War neugierig und bin nicht enttäuscht worden.
Klar kann und muss man an einem Text immer arbeiten.
ABER... Das erste was ich dachte: Dann hätte er aber Trinkgeld geben können Mad
 
@ Harald bring Idea ins Dunkel.

Ich mach mich mal auf die Suche, nach mehr von dir.
Lieben Gruß
Fion
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