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Schicksalsjahr


 
 
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Lauriella
Geschlecht:weiblichErklärbär
L

Alter: 31
Beiträge: 3



L
Beitrag20.10.2015 23:35
Schicksalsjahr
von Lauriella
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Guten Abend zusammen!

Im Folgenden möchte ich euch den Anfang eines Romanes vorstellen, den ich letztes Jahr begonnen habe zu schreiben.
Dies ist das allererste was ich überhaupt jemals verfasst habe, also bitte zerreißt mich nicht. Ich möchte nur ein allgemeines Feedback ob mein Stil und die Art zu schreiben überhaupt Interesse wecken würde oder zu langweilig, "tagebuchmäßig" oder sachlich ist. Ich möchte mir konstruktive Kritik einholen, da ich es alleine schlecht einschätzen kann! Es soll im großen und ganzen eine Art gesellschaftskritisch angehauchter Roman über das Leben eines jungen Erwachsenen werden.
___________________________________________

1.

„Die größte Angelegenheit des Menschen ist,
 zu wissen, wie er seine Stelle in der Schöpfung gehörig erfülle
und recht verstehe, was man sein muss, um ein Mensch zu sein.“
 Immanuel Kant (1724-1804)  -


Meine Reise veränderte mein Leben. Ein ganzes Jahr wanderte ich umher.
Um meinem Leben einen Sinn zu schenken. Diesen ominösen „Sinn des Lebens“.
Egal wohin mich mein Leben zu dieser Zeit führte, ich fühlte mich traurig und unzufrieden. Ich konnte das Gefühl nicht genau in Worte fassen, doch ich wusste, etwas stimmte nicht. Und ich begriff, dass ich nicht zufrieden war mit der Welt. Und mit mir. Und meinem Leben.
Mein Name ist Emma Baker, ich bin 22 Jahre alt und habe vor genau einem Jahr beschlossen aus meinem Leben auszubrechen. Zu dieser Zeit studierte ich Jura in einer kleinen Stadt im deutschen Münsterland. Ich hatte mir einen genauen Plan meines Lebens gemacht: Erst Abitur mit einer 1 vor dem Komma zu schaffen, und dann an einer Hochschule Jura zu studieren, so wie ich es schon seit meinem 15. Lebensjahr wollte. Ich plante ein Prädikatsexamen zu machen und zur Staatsanwaltschaft zu gehen. Diesen Plan hatte ich begonnen in die Tat umzusetzen. Mein Abitur schaffte ich mit einem Durchschnitt von 1,6. Ich war zufrieden, wusste aber, dass ich hätte besser sein können. Hätte ich meinen Lehrern Kaffee gebracht, sie jedes Mal angelächelt wenn sie mit einer doofen Methode den Unterricht einleiten wollten oder wäre meine Mutter Chefärztin im städtischen Krankenhaus gewesen, ich hätte einen Durchschnitt von 1,2 gehabt. Doch so ist das Leben. Hätte hätte Fahrradkette. Benotungen sind nie gerecht. Man kann nicht alles haben. Und am Ende des Tages war ich stolz auf meine Leistung, mein Ziel eines Einser-Abiturs mit fairen Mitteln erreicht zu haben.
Ich bewarb mich an einer Hochschule in der Nähe meines Elternhauses für Jura und wurde genommen. Der Plan meines Lebens ging auf. 4 Semester lang, bis ich merkte, wie unzufrieden ich mit dem Leben war, das ich mir als 15-Jährige in Gedanken zusammengebastelt hatte. Ich fühlte mich durch den ständigen Leistungsdruck an der Uni unter Strom gesetzt. Ich spürte wie meine Kommilitonen mir eher schlechte als gute Noten wünschten, um selber besser dazustehen. Betrat ich einen Seminarraum und grüßte meinen Sitznachbarn, war das höchste aller Gefühle ein kurzes Aufblicken vom neusten iPhone und ein leises „Hallo“, das eher wie ein „Was-redest-du-überhaupt-mit-mir“ klang. Doch man konnte einem Jura-Studenten nicht böse sein. Heutzutage wird an den Universitäten Leistung verlangt, die nicht zu schaffen ist. In 2-stündigen Klausuren sollen 19 oder 20 Jahre alte Studenten ein juristisches Gutachten von 15 Seiten schreiben, auf die genaue Wortwahl achten und dann noch Schwerpunkte setzen sowie Definitionen genau dort hinpacken, wo sie gefordert sind. Und das, wenn die meisten von ihnen noch nicht mal genau wissen, wofür sie das alles eigentlich machen. Außer für das Geld, das laut Statistiken nur 30 % aller Absolventen verdienen werden. Zusammengefasst: Es ist unmöglich die angestrebte Leistung unter dem enormen Druck zu schaffen. Manche würden jetzt sagen: „Nichts ist unmöglich. Impossible is possible!“ Denn das ist die Botschaft die durch die Medien vermittelt wird. Ob Facebook, Twitter, die neuste Kolumne in einer Tageszeitung oder die Moderatorin des Abendmagazins. Nichts ist unmöglich. Du kannst deine Träume erreichen. Und wenn du es als Einzelner nicht schaffst, bist du eben nicht gut genug. Aha. So ist das also.
Ich sah es anders. Ich war der Meinung dass es sich nicht lohnte sein Glücklichsein für Geld zu opfern. Auch nicht in einer Zeit, in der ein Studienabschluss schon fast Voraussetzung dafür war, einen Job zu bekommen, von dem man später ein Kind ernähren könnte. Vielleicht auch zwei. Sollte man die Zeit dafür haben.
Also beschloss ich auszureißen. Aus der Gesellschaft und aus dem Zwang der Erwartungen anderer Menschen. Ich sah ein, dass nur ich entscheiden konnte, was ich wollte im Leben, und ich hatte wirklich keine Ahnung was das war. Und so beschloss ich es zu finden. Mein Ziel. Meinen persönlichen Sinn des Lebens. Vor genau einem Jahr. Zwei Tage nach meinem 21. Geburtstag.

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dd01
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 38
Beiträge: 10
Wohnort: Berlin


Beitrag21.10.2015 00:25

von dd01
Antworten mit Zitat

Hey Lauriella. Ich find deinen Schreibstil in Ordnung. Man merkt, dass du noch keine große Erfahrung im Schreiben hast. Für mein Empfinden hakt es an der einen oder anderen Stelle noch ein bisschen, aber das ist nicht weiter schlimm. Es braucht Zeit, seinen eigenen Stil zu finden. Und dafür, dass es eben dein erstes Mal ist, find ich es gut.

Die Verbitterung, die die Protagonistin augenscheinlich in sich trägt, bringst du, ob gewollt oder nicht, gut rüber. Ich bin gespannt, wie es weitergeht! smile

Gruß
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Lauriella
Geschlecht:weiblichErklärbär
L

Alter: 31
Beiträge: 3



L
Beitrag21.10.2015 00:48

von Lauriella
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Vielen Dank für die Rückmeldung! :)
Da es gesellschaftskritisch sein soll, ist eine gewisse Verbitterung und Unzufriedenheit gewollt, damit die Kritik auch rüberkommt und etwas ausgesagt wird. Ansonsten werd ich mich weiter ausprobieren in der Art und Weise mich auszudrücken.

Liebe Grüße!
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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag21.10.2015 01:05
Re: Schicksalsjahr
von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hallo Lauriella,

mein Eindruck ist rein subjektiv.

Lauriella hat Folgendes geschrieben:


Ich möchte nur ein allgemeines Feedback ob mein Stil und die Art zu schreiben überhaupt Interesse wecken würde oder zu langweilig, "tagebuchmäßig" oder sachlich ist. Ich möchte mir konstruktive Kritik einholen, da ich es alleine schlecht einschätzen kann!


Hm.
Wenn du so fragst ..., ich persönlich finde es langweilig und wenn einige weitere Passagen im Präsens geschrieben wären, käme es für mich tatsächlich einem Tagebucheintrag gleich, der mich irgendwie an das Gemoser eines Teenagers erinnert, der die Welt verbessern möchte - aber nicht unbedingt auf ansprechende Weise.

Das Wort "Leben" kommt in den ersten paar Sätzen acht Mal vor.
"Ich" so um die 30 Mal im gesamten Text, wenn ich mich nicht verzählt habe.

Also nein, ich finde deinen Stil nicht interessant, aber das kann man lernen. Ich übe mich auch noch in der Hoffnung, dass ich irgendwann mit mir zufrieden bin und Leser erreichen kann. smile

Ich weiß nicht. Mir fehlt Gefühl. Die Figur ist mir zu lieblos und das Gesagte erinnert mich an bereits Bekanntes.
So ist es für mich einfach nur runtergezähltes Gemoser. Sorry.
Natürlich ist das nur meine Meinung. Anderen widerum wird das sicher gefallen. smile



LG,
Seraiya


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"Some people leave footprints on our hearts. Others make us want to leave footprints on their faces."
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Lauriella
Geschlecht:weiblichErklärbär
L

Alter: 31
Beiträge: 3



L
Beitrag21.10.2015 01:16

von Lauriella
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Super, danke für die ehrlichen Worte! :) Wie gesagt, daraus kann ich was ziehen und lernen wie ich eine Aussage besser rüberbringen kann oder einfach was ganz anderes ausprobiere. Übung macht den Meister!
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Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
R

Alter: 66
Beiträge: 1270
Wohnort: Wiesbaden


R
Beitrag21.10.2015 07:03

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Hallo,

Ein Lob vorneweg: Dein Schreibstil ist gut lesbar, abwechslungsreich, grammatikalisch korrekt und trotzdem nicht langweilig. Viele Anfänger müssen das alles erst einmal lernen.

Ein paar Bemerkungen zum Handwerklichen*:

1) Vermeide Ziffern. Vermeide wenn möglich exakte Zahlen. Beschreibe das Alter deiner Figur zum Beispiel mit "vor ein paar Jahren mein Abitur gemacht". Statt "1,6" schreib "nicht gut genug" usw.

2) Vermeide Infodumps. Solltest du den Begriff noch nicht kennen, es handelt sich dabei um Fakten und Erläuterungen, die der Autor auflistet, weil er meint, er müsste das alles dem Leser jetzt erzählen, damit dieser besser versteht, was später passieren wird. Dummerweise wird der Leser gar nicht so weit kommen, das Spätere zu lesen.

Frage dich bei jeder Erklärung eines Sachverhalts "Wer will, nein, MUSS das wissen?" Selbst elementare Dinge wie der Name der Figur wirken aufgesetzt, wenn die sich dabei direkt an der Leser wendet.

3) Vermeide Themensprünge, die nicht durch den Fortgang der Geschichte motiviert sind.

Du springst hier von "Meine Reise" zu "Mein bisheriges Leben" zu "Allgemeine Probleme heutiger Abiturienten" zu "Meine Pläne, die inzwischen nicht mehr gelten" zu "Meine Erfahrungen als Student" und so weiter. Währenddessen wartet der Leser, den du mit den beiden ersten Sätzen heiß gemacht hast, immer noch auf den Beginn deiner Reise.

4) Im Zeitalter von Amazon solltest du mit jeder Geschichte so anfangen, dass dein Leser von der Leseprobe gefesselt ist. Eine Grundregel sind 200 Worte. Danach entscheidet der typische Leser ob er weiterliest (= das Buch kauft) oder nicht.

Eine Figur über 500 Worte hinweg vor dem Leser auszubreiten, ohne dass etwas geschieht, schreckt ab. Sobald du den Leser eingefangen hast, kannst du die *notwendige* (siehe Infodump) Information nachliefern. Aber zuerst muss etwas geschehen.

Vorschlag: Such den spannendsten Moment deiner Reise aus und beginne damit.

Ach ja 5) Vermeide es, Kapitel mit Zitaten großer Denker einzuleiten. Die bessere Hälfte deiner Leser ignoriert die, der Rest stöhnt gequält auf und fragt sich, ob sie weiterlesen sollen.

* Schreiben ist Kunst und Handwerk. Die Kunst kann man nicht lernen, aber das Handwerk schon. Jemand hat mal geschrieben "Die erste Million Wörter sind für dich selbst. Erst dann schreibst du für andere." Die Zahl ist mit Vorsicht zu genießen, aber es gibt eine ganze Menge Dinge, die man sich einfach erarbeiten muss.

Schreib weiter. Du hast es drauf.

Grüße
Rainer
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag21.10.2015 07:41

von Rodge
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Moin Seraiya,

der Schreibstil ist in Ordnung und wird noch geschliffener werden, wenn du dich darin übst. Was mich eher stört, ist das du mehr über die Geschichte erzählst als sie direkt erlebbar machst. Also was ist der Grund, warum deine Protoagonistin ausbricht, vermutlich eine Szene an der Uni. Warum nicht damit anfangen und dann eher erzählen was geschieht, als darüber berichten.

Um ehrlich zu sein: Das gehört zum Schreibstil "Show, don´t tell". Nicht alle im Forum mögen das und es gibt auch sehr gute Bücher, die nicht in dem Stil geschrieben sind. Dennoch würde ich das einem Anfänger immer empfehlen.


Keep rocking!
Rodge
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Gast







Beitrag21.10.2015 09:04

von Gast
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Hallo Lauriella,

mir ist das zu breit. Aus ...

Meine Reise veränderte mein Leben. Ein ganzes Jahr wanderte ich umher.
Um meinem Leben einen Sinn zu schenken. Diesen ominösen „Sinn des Lebens“.
Egal wohin mich mein Leben zu dieser Zeit führte, ich fühlte mich traurig und unzufrieden. Ich konnte das Gefühl nicht genau in Worte fassen, doch ich wusste, etwas stimmte nicht. Und ich begriff, dass ich nicht zufrieden war mit der Welt. Und mit mir. Und meinem Leben.


... kann doch ...

Ganz gleich, wohin mich die Reise auf meiner ein Jahr währenden Sinnsuche führte: ich war traurig und unzufrieden. Etwas stimmte nicht mit mir und mit meinem Leben.

... werden?! Du schreibst zum Beispiel erst "Ich fühlte mich unzufrieden" und dann "Ich begriff, dass ich nicht zufrieden war". Das muss nicht sein, denke ich.

Einen Text, der so beginnt, läse ich in der "freien Wildbahn" ehrlich gesagt nicht weiter!

Gruß,

Ferdi
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Lilly_Winter
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 43
Beiträge: 250
Wohnort: Dortmund


Beitrag21.10.2015 11:05

von Lilly_Winter
Antworten mit Zitat

Hallo Lauriella,

wirklich gepackt hat mich dein Text nicht.

Zitat:
1.

„Die größte Angelegenheit des Menschen ist,
zu wissen, wie er seine Stelle in der Schöpfung gehörig erfülle
und recht verstehe, was man sein muss, um ein Mensch zu sein.“
- Immanuel Kant (1724-1804) -

Wurde schon gesagt, Zitat am Anfang kann weg.

Meine Reise veränderte mein Leben. Ein ganzes Jahr wanderte ich umher.
Um meinem Leben einen Sinn zu schenken. Diesen ominösen „Sinn des Lebens“. <-- Ich weiß nicht ganz, was ich von dem ersten Absatz halten soll. Prota ist also auf Sinnsuche, wie so viele andere auch, ich habe aber keinen Anreiz, warum mich diese Sinnsuche jetzt interessieren sollte, wodurch hebt sie sich ab, dass ich einen ganzen Roman darüber lesen sollte. Später schreibst du, dass Prota unzufrieden ist, das zeigt, dass sie ihre Mitte noch nicht gefunden hat. Sucht sie wirklich nach dem Sinn des Lebens, oder nach einem Weg aus der Unzufriedenheit?
Egal wohin mich mein Leben zu dieser Zeit führte, ich fühlte mich traurig und unzufrieden. Ich konnte das Gefühl nicht genau in Worte fassen, doch ich wusste, etwas stimmte nicht. Und ich begriff, dass ich nicht zufrieden war mit der Welt. Und mit mir. Und meinem Leben. <-- In diesem Absatz wiederholst du dich
Mein Name ist Emma Baker, ich bin 22 Jahre alt und habe vor genau einem Jahr beschlossen aus meinem Leben auszubrechen.<-- Diesen Satz finde ich gut. Ich weiß wer Prota ist, und dass sie aus ihrem Leben ausbricht. Das macht neugierig, jetzt frage ich mich, wie das passiert, mich interessiert das Warum. Zu dieser Zeit studierte ich Jura in einer kleinen Stadt im deutschen Münsterland. Ich hatte mir einen genauen Plan meines Lebens gemacht: Erst Abitur mit einer 1 vor dem Komma zu schaffen, und dann an einer Hochschule Jura zu studieren, so wie ich es schon seit meinem 15. Lebensjahr wollte. Ich plante ein Prädikatsexamen zu machen und zur Staatsanwaltschaft zu gehen.<-- Aha, mit 15 hatte Prota einen genauen Plan, was ist also passiert, dass sie diesen Plan nicht mehr verfolgen will. Den Notendurchschnitt würde ich streichen, interessiert mich als Leser nicht sonderlich. Ich würde den Satz kürzen: Mit fünfzehn hatte ich mir einen genauen Plan gemacht: Erst Abitur dann Jurastudium und schließlich zur Staatsanwaltschaft. (nicht optimal, soll auch nur als Beispiel dienen) Diesen Plan hatte ich begonnen in die Tat umzusetzen. Mein Abitur schaffte ich mit einem Durchschnitt von 1,6. Ich war zufrieden, wusste aber, dass ich hätte besser sein können. Hätte ich meinen Lehrern Kaffee gebracht, sie jedes Mal angelächelt wenn sie mit einer doofen Methode den Unterricht einleiten wollten oder wäre meine Mutter Chefärztin im städtischen Krankenhaus gewesen, ich hätte einen Durchschnitt von 1,2 gehabt. Doch so ist das Leben. Hätte hätte Fahrradkette. Benotungen sind nie gerecht. Man kann nicht alles haben. Und am Ende des Tages war ich stolz auf meine Leistung, mein Ziel eines Einser-Abiturs mit fairen Mitteln erreicht zu haben. <-- Ich verstehe die Kritik, aber so in den Text eingebettet klingt es wirklich mehr nach Jammern. Den genauen Notendurchschnitt würde ich streichen.
Ich bewarb mich an einer Hochschule in der Nähe meines Elternhauses für Jura und wurde genommen. Der Plan meines Lebens ging auf. 4 Semester lang, bis ich merkte, wie unzufrieden ich mit dem Leben war, das ich mir als 15-Jährige in Gedanken zusammengebastelt hatte. Ich fühlte mich durch den ständigen Leistungsdruck an der Uni unter Strom gesetzt. Ich spürte wie meine Kommilitonen mir eher schlechte als gute Noten wünschten, um selber besser dazustehen. Betrat ich einen Seminarraum und grüßte meinen Sitznachbarn, war das höchste aller Gefühle ein kurzes Aufblicken vom neusten iPhone und ein leises „Hallo“, das eher wie ein „Was-redest-du-überhaupt-mit-mir“ klang. Doch man konnte einem Jura-Studenten nicht böse sein. Heutzutage wird an den Universitäten Leistung verlangt, die nicht zu schaffen ist. In 2-stündigen Klausuren sollen 19 oder 20 Jahre alte Studenten ein juristisches Gutachten von 15 Seiten schreiben, auf die genaue Wortwahl achten und dann noch Schwerpunkte setzen sowie Definitionen genau dort hinpacken, wo sie gefordert sind. Und das, wenn die meisten von ihnen noch nicht mal genau wissen, wofür sie das alles eigentlich machen. Außer für das Geld, das laut Statistiken nur 30 % aller Absolventen verdienen werden. <-- Hier stimme ich Rodge zu, warum zeigst du mir die Situation nicht?Lass mich neben ihr im Hörsaal sitzen, dabei sein, wenn sie zu dem Entschluss kommt, dass dies doch nicht alles sein kann. Gibt es eine bestimmte Situation, und sei sie noch so banal, für Prota aber der Tropfen, der sie ausbrechen lässt.Zusammengefasst: Es ist unmöglich die angestrebte Leistung unter dem enormen Druck zu schaffen. Manche würden jetzt sagen: „Nichts ist unmöglich. Impossible is possible!“ Denn das ist die Botschaft die durch die Medien vermittelt wird. Ob Facebook, Twitter, die neuste Kolumne in einer Tageszeitung oder die Moderatorin des Abendmagazins. Nichts ist unmöglich. Du kannst deine Träume erreichen. Und wenn du es als Einzelner nicht schaffst, bist du eben nicht gut genug. Aha. So ist das also.
Ich sah es anders. Ich war der Meinung dass es sich nicht lohnte sein Glücklichsein für Geld zu opfern. Auch nicht in einer Zeit, in der ein Studienabschluss schon fast Voraussetzung dafür war, einen Job zu bekommen, von dem man später ein Kind ernähren könnte. Vielleicht auch zwei. Sollte man die Zeit dafür haben.
Also beschloss ich auszureißen. Aus der Gesellschaft und aus dem Zwang der Erwartungen anderer Menschen. Ich sah ein, dass nur ich entscheiden konnte, was ich wollte im Leben, und ich hatte wirklich keine Ahnung was das war. Und so beschloss ich es zu finden. Mein Ziel. Meinen persönlichen Sinn des Lebens. Vor genau einem Jahr. Zwei Tage nach meinem 21. Geburtstag.


Wohin führt die Reise mich als Leser? Was macht sie so interessant, dass ich weiterlesen möchte? Zur Zeit habe ich keinen Bezug zur Prota, aber den brauche ich, damit ich sie auf ihrere Reise begleiten möchte.

lg Lilly
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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag21.10.2015 12:18

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Rodge hat Folgendes geschrieben:
Moin Seraiya,


Moin Rodge ... *räusper* Wink


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Dave
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
D

Alter: 36
Beiträge: 29



D
Beitrag21.10.2015 12:48
Re: Schicksalsjahr
von Dave
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Hallo Lauriella!

Von mir auch nur ein paar Anmerkungen zum Text.

Alles in allem fand ich ihn durchaus ansprechend, zumal ich das Thema von Freunden kenne, die Jura studieren. Dort wird wohl mit mächtig harten Bandagen gekämpft. Geht wohl so weit, dass man Bücher ausleiht, die man gar nicht braucht, damit die Kommilitonen sie nicht bekommen können.

Lauriella hat Folgendes geschrieben:
Mein Name ist Emma Baker, ich bin 22 Jahre alt und habe vor genau einem Jahr beschlossen aus meinem Leben auszubrechen. Zu dieser Zeit studierte ich Jura in einer kleinen Stadt im deutschen Münsterland. Ich hatte mir einen genauen Plan meines Lebens gemacht: Erst Abitur mit einer 1 vor dem Komma zu schaffen, und dann an einer Hochschule Jura zu studieren, so wie ich es schon seit meinem 15. Lebensjahr wollte. Ich plante ein Prädikatsexamen zu machen und zur Staatsanwaltschaft zu gehen. Diesen Plan hatte ich begonnen in die Tat umzusetzen. Mein Abitur schaffte ich mit einem Durchschnitt von 1,6. Ich war zufrieden, wusste aber, dass ich hätte besser sein können. Hätte ich meinen Lehrern Kaffee gebracht, sie jedes Mal angelächelt wenn sie mit einer doofen Methode den Unterricht einleiten wollten oder wäre meine Mutter Chefärztin im städtischen Krankenhaus gewesen, ich hätte einen Durchschnitt von 1,2 gehabt. Doch so ist das Leben. Hätte hätte Fahrradkette. Benotungen sind nie gerecht. Man kann nicht alles haben. Und am Ende des Tages war ich stolz auf meine Leistung, mein Ziel eines Einser-Abiturs mit fairen Mitteln erreicht zu haben.
Ich bewarb mich an einer Hochschule in der Nähe meines Elternhauses für Jura und wurde genommen. Der Plan meines Lebens ging auf. 4 Semester lang, bis ich merkte, wie unzufrieden ich mit dem Leben war, das ich mir als 15-Jährige in Gedanken zusammengebastelt hatte. Ich fühlte mich durch den ständigen Leistungsdruck an der Uni unter Strom gesetzt. Ich spürte wie meine Kommilitonen mir eher schlechte als gute Noten wünschten, um selber besser dazustehen. Betrat ich einen Seminarraum und grüßte meinen Sitznachbarn, war das höchste aller Gefühle ein kurzes Aufblicken vom neusten iPhone und ein leises „Hallo“, das eher wie ein „Was-redest-du-überhaupt-mit-mir“ klang.


Ich habe mal dieses Stück aus deinem Text zitiert. Es geht mir darum zu zeigen, dass es ein bisschen so klingt, als würde die Protagonistin einen Fragenkatalog über sich ergehen lassen. Ich finde das sehr schade, denn da steckt eindeutig mehr drin. Am Ende hast du dieses Schema auch durchbrechen, durch das kaum vorhandene Kopfnicken der Kommilitonen. So solltest du auch am Rest des Textes feilen. Immer wieder ein paar Bilder einbauen, ein paar Sätze hinzufügen oder umformulieren, dass eben mehr als die bloße Information am Ende stehen bleibt.

Hier ein Beispiel, das mir spontan zu einer Textstelle einfällt:

Lauriella: Ich hatte mir einen genauen Plan meines Lebens gemacht: Erst Abitur mit einer 1 vor dem Komma zu schaffen, und dann an einer Hochschule Jura zu studieren, so wie ich es schon seit meinem 15. Lebensjahr wollte.

Dave: In unserer Gesellschaft kommt man nur mit Leistung weiter. Das war mir schon im Teenageralter klar. Als meine Freundinnen sich noch für Justin Timberlake und Konsorten interessierten, da bemerkte ich die gesellschaftliche Auslese. Ich wollte nicht zu den Verlierern gehören, also lautete der Plan: Das Abitur sollte verdammt nochmal mit einer 1 vor dem Komma abgeschlossen werden. Es folgte ein Jurastudium an der Hochschule, das mir eine stets prall gefüllte Brieftasche und anerkennende Blicke der anderen sichern würde.

Ich hoffe, das Beispiel konnte wenigstens etwas den angesprochenen Aspekt veranschaulichen.

Gruß,

Dave


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“Write the book the way it should be written, then give it to somebody to put in the commas and shit.”
Elmore Leonard
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dd01
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 38
Beiträge: 10
Wohnort: Berlin


Beitrag22.10.2015 08:08

von dd01
Antworten mit Zitat

Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
Ach ja 5) Vermeide es, Kapitel mit Zitaten großer Denker einzuleiten. Die bessere Hälfte deiner Leser ignoriert die, der Rest stöhnt gequält auf und fragt sich, ob sie weiterlesen sollen.


Sehe ich ganz anders. Ein Zitat am Anfang eines Kapitels finde ich sehr gut, wenn es eben zum nachfolgendem Kapitel passt. So kriegt der Leser bereits einen kleinen Eindruck davon, was ihn erwartet, verpackt in schöne Worte von einem großen Denker. Find' ich sehr ansprechend.


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The rain came down and filled up our empty mouths - I would scream for you but you're nowhere to be found
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag22.10.2015 08:15

von Rodge
Antworten mit Zitat

Seraiya hat Folgendes geschrieben:
Rodge hat Folgendes geschrieben:
Moin Seraiya,


Moin Rodge ... *räusper* Wink


*räusper*

Sorry!

Grüße
Rodge
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