18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Medium Schmerz


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Vanson
Schneckenpost
V


Beiträge: 8
Wohnort: Berlin


V
Beitrag15.08.2015 09:26
Medium Schmerz
von Vanson
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,
das hier ist sehr kurze und abstrakte Prosa. Sowas schreibe ich ziemlich oft, weiß aber nach einer Weile auch nicht, was ich davon halten soll. Ich frage mich, ob es sich in eine Kurzgeschichte als Sequenz einbauen lässt. Könnte aber auch sein, dass sie besser allein stehen sollten. Ich freue mich auf jeden Fall über eure Kritik.

Medium Schmerz

Die Welt lastet auf den Schultern des Einzelnen. Metapher – ziemlich platt.
Es sind nicht nur Schultern, auf denen der Planet lastet: Schulterblätter knirschen bedrohlich. Deformieren können sie sich schlecht, aber sie versuchen es. Hartnäckig. Letztendlich deplatzieren sie eher, entblößen die Schultern. Die Welt dringt tiefer in das Ich.
Mit dem regen Versuch, physikalisches Wissen anzuwenden, heben sich die Arme und umfassen das Rund. Fangen das Gewicht ab, irgendwie. Der Knorpel füllt die sich weitende Lücke zwischen den Fingerknochen nicht mehr. Nervenkitzel entsteht hier – und breitet sich aus.
Zuckende Nervenenden stecken andere an. Die Familie im Rückgrat ist entzückt. So gibt die Säule ihre Aufrichtigkeit auf und tanzt. Ein wilder, ununterbrochener Tanz, unerschöpflich in seiner Energie und agil in der Vielschichtigkeit seiner Bewegungen. Freiheit kann getanzt werden. Die Welt unterdrückt das Lebensgefühl von nach Freiheit schreienden Nervenenden.
Viele unerfüllte Impulse treffen auf das massive Becken. Träge rührt es sich langsam, unwillig. Spröde wie es ist, kann es nur müde vibrieren, bevor es bricht.
Wie sich die Welt für Stunden empor stämmen lässt – so fällt das faule Konstrukt in Sekunden.
Beine ohne Halt brechen.

Weitere Werke von Vanson:
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 4996
Wohnort: Berlin


Beitrag15.08.2015 10:05

von Nina
Antworten mit Zitat

Hallo Vanson,

könntest Du Dir vorstellen, ein Gedicht aus diesem Text zu machen?
Das war mein Gedanke, nach dem Lesen, denn der Text ist
bildhaft und konzentriert an vielen Stellen. Vielleicht ist hier und da
eine kleine Überarbeitung der Sätze notwendig; es fehlt etwas oder
kann weggelassen werden. Ich weiß nicht, wie alt dieser Text von Dir ist
und ob Du den notwendigen Abstand dazu schon hast?

Sicherlich könntest Du das Ganze auch in eine Geschichte einbauen,
in der Form, dass es Überlegungen eines der teilnehmenden Figuren
ist.

LG
Nina


_________________
Liebe tut der Seele gut.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Dave
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
D

Alter: 36
Beiträge: 29



D
Beitrag16.08.2015 18:38

von Dave
Antworten mit Zitat

Hey Vanson,

ich muss sagen, ich bin zum Teil verwirrt und zum Teil beeindruckt. Mir gefällt der Text sehr gut, auch wenn ich ihn nicht wirklich einordnen kann. Dennoch finde ich solche philosophischen Gedankenspiele immer schön zu lesen.

Hat mir Spaß gemacht. Gerne mehr.

Gruß,

Dave


_________________
“Write the book the way it should be written, then give it to somebody to put in the commas and shit.”
Elmore Leonard
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Vanson
Schneckenpost
V


Beiträge: 8
Wohnort: Berlin


V
Beitrag17.08.2015 19:27

von Vanson
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Erst einmal danke an euch zwei, für die schnellen Reaktionen.
@Nina: Tatsächlich hat mir deine Kritik geholfen, den Text zu überdenken. Distanz zum Text ist da, er ist schon etwas älter. Der lyrische Charakter ist beabsichtigt und daher ganz bewusst kein Gedicht, obwohl es als solches sicher auch gut durch gehen würde.
Aber einige Formulierungen sollten getilgt werden und der Text deutlich gestreckt! Nach deinem Vorschlag, es in ein Gedicht umzuwandeln, wurde ich mir auch der logischen Lücken bewusst. Ich habe das Bild natürlich klar vor Augen, aber der Leser muss es erst vermittelt bekommen.

Danke noch einmal und gute Woche!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 4996
Wohnort: Berlin


Beitrag17.08.2015 19:28

von Nina
Antworten mit Zitat

Hi Vanson,

das freut mich zu lesen. Und dann freue ich mich nun auf den Text, verwandelt in ein Gedicht.

Bin gespannt!

Dir auch eine gute Woche,

liebe Grüße
Nina


_________________
Liebe tut der Seele gut.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag17.08.2015 20:51
Re: Medium Schmerz
von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Vanson,

mit diesem kurzen Text ist dir eine spannende, bildreiche Miniatur gelungen. Generell gefällt mir dein in lyrische Prosa gehender Text, seine Metaphorik, dennoch finde ich hier und da Sätze und Formulierugnen, die zu überdenken wären und teilweise bist du mir gedanklich und vom Kontext her zu sprunghaft zwischen manchen Sätzen.

Einige Anmerkungen:
Vanson hat Folgendes geschrieben:
Medium Schmerz

Die Welt lastet auf den Schultern des Einzelnen. Metapher – ziemlich platt. <-- würde ich weglasen. Für mich passt es vom Kontext her nicht. Der "Erzähler" möchte etwas verdeutlichen, bedient sich der Metaphern, verbindet mMn Organisches mit Existenziellem, und anstelle in den Text einzuführen, den Leser zu leiten und in den Text und seine "Bilderwelt" zu führen, klingt das bereits als ein unpassendes Fazit, welches mich eher rausreisst.
Es sind nicht nur Schultern, auf denen der Planet lastet <-- diesen Satz würde ich entweder umformulieren und anders gewichten, da er fast den ersten Satz wiederholt und mir als Leser bereits etwas vorwegnimmt und erklärt, oder komplett streichen, da du im Folgenden dessen Inhalt (dass die Welt nicht nur auf den Schultern lastet) konkreter aufgreifst.   : Schulterblätter knirschen bedrohlich. Deformieren können sie sich schlecht, aber sie versuchen es. <-- vielleicht könntest du diesen Satz umformulieren, bildhafter gestalten, da mir deine Formulierungen "können sie sich schlecht." und "aber sie versuchen es" etwas zu umgangsprachlich und entfernt/erklärend beschrieben ist. Hartnäckig. Letztendlich deplatzieren sie eher, entblößen die Schultern. Die Welt dringt tiefer in das Ich. <-- beim ersten Satz beginnst du mit einem Allgemeinen "des Einzelnen". Hier kommt für mich ein schöneres "in das Ich". Ich denke, wenn du aus dem ersten Satz "des Einzelnen" streichen würdest, würde für mich dieser Abschnitt mit dem Eindringen in das Ich besser funktionieren und hätte eine direktere, persönlichere Note, als der Anfang mich mit "des Einzelnen" auf Distanz hält, genauso einzutauchen, einzudringen, in den Text.
Mit dem regen Versuch, physikalisches Wissen anzuwenden, heben sich die Arme und umfassen das Rund. <-- hier nun ein plötzlicher Übergang zur Aktivität des Individuums. Was ich mich frage, ist, warum erst jetzt die Arme gehoben werden? Die Schulterblätter knirschen, werden deplaziert, ohne Gegenwehr. Mir fehlt hier etwas im Bild, etwas, um den ersten Abschnitt mit dem zweiten zu verbinden. Was ich mir z.B. gut vorstellen könnte, wären gefesselte Hände (ob selbstbedingte oder fremdbestimmte Fesseln) und dass zuerst ein Entwinden, ein Befreien der Hände geschehen muss, bevor man die Arme hebt. Irgendein Bezug der Schultern oder des Körpers zu den Armen und Händen fehlt mir und würde, denke ich, die Überleitung von Abschnitt 1 zu diesem hier besser verbinden. Fangen das Gewicht ab, irgendwie. Der Knorpel füllt die sich weitende Lücke zwischen den Fingerknochen nicht mehr. Nervenkitzel entsteht hier – und breitet sich aus.
Zuckende <-- unpassende Formulierung! Nerven zucken nicht. Nervenenden stecken andere an. Die Familie im Rückgrat ist entzückt. <-- Diesen Satz, z.B. die Formulierungen "Familie" und "entzückt", würde ich überdenken.  Das Bild der Familie der Nerven kommt mMn zu unvermittelt und mit dem "entzückt" fehlt mir eine konkrete Verbindung, was anders ist als gewöhnlich, dass die Familie entzückt ist.  So gibt die Säule ihre Aufrichtigkeit auf und tanzt. Ein wilder, ununterbrochener Tanz, unerschöpflich in seiner Energie und agil in der Vielschichtigkeit seiner Bewegungen. Freiheit kann getanzt werden. <-- diesen Satz würde ich überdenken. Für mich kommt dieser Freiheitsgedanke zu unvermittelt und bereits die Agilität und Vielschichtigkeit der Bewegungen genügt mir, dass du auf diesen erklärenden Satz mMn verzichten könntest, oder den ersehnten Freiheitsgedanken bereits vorher in deinem Text thematiserst. Die Welt unterdrückt das Lebensgefühl <-- erneut zu erklärend für mich in diesem metaphorischen Text. Das Bild der nach Freiheit schreienden Nervenenden gefällt mir, aber mit diesem nach politischer Propaganda klingenden "Welt unterdrückt das Lebensgefühl" wird mir der Satz zu nichtssagend und hohl. und von nach Freiheit schreienden Nervenenden.
Viele unerfüllte Impulse treffen auf das massive Becken. Träge rührt es sich langsam <-- "träge" und "langsam" sind für mich hier fast identisch und zu könntest auf eines verzichten. , unwillig. Spröde wie es ist <-- Ein Becken hält schon einiges aus und so "spröde" ist es nicht. Ich würde hier eine andere Formulierung empfehlen oder völlig auf das "spröde" verzichten, das es erneut etwas zu viel erklärt. , kann es nur müde vibrieren, bevor es bricht.
Wie sich die Welt für Stunden empor stämmen lässt – so fällt das faule Konstrukt in Sekunden.
Beine ohne Halt brechen.<-- zuerst bricht das Becken, dann die Beine. hier am Ende würde ich noch einmal kräftig nachfeilen, da du das anfängliche Tempo hier nicht beibehälst, sondenr ich den Eindruck habe, du wolltest schnell zum Ende kommen und hast 2-3 Sätze noch drangeklatscht, um zu den brechenden Beinen zu gelangen. Etwas zu schnell, im Vergleich zum Anfang.


Soweit mein Eindruck. Vielleicht ist etwas Hilfreiches für dich dabei.

LG,
Constantine
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Vanson
Schneckenpost
V


Beiträge: 8
Wohnort: Berlin


V
Beitrag17.08.2015 21:24

von Vanson
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Guten Abend,

danke auch an dich, Constantine; deine Anmerkungen  nehme ich mir bei der Bearbeitung zu Herzen!
Noch kurz zum apubten Ende: Damals hielt ich an der Stelle inne und wusste nicht, ob weiter schreiben. Aufgrund von Fremdmeinungen kam ich zu dem Schluss, es wäre ein guter letzter Satz... Das Tempo-Problem sehe ich jetzt.

@ Nina: Nein, entschuldige, da habe ich wohl ein Missverständnis geschaffen. Eine sonderbare lyrische Prosa ist sozusagen meine Hausmarke; wie gesagt: ganz bewusst kein Gedicht. Aber überarbeitet werden muss er auf jeden Fall! Wink

So, jetzt werde ich mich erst einmal an die neue Version machen!

Danke und liebe Grüße!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 4996
Wohnort: Berlin


Beitrag17.08.2015 21:25

von Nina
Antworten mit Zitat

Ach so. Nun gut. Dann freue ich mich auf die Überarbeitung der Prosa. Laughing

Liebe Grüße zurück!


_________________
Liebe tut der Seele gut.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Vanson
Schneckenpost
V


Beiträge: 8
Wohnort: Berlin


V
Beitrag03.11.2015 14:18

von Vanson
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

tja, jetzt dauert es schon ewig mit diesem Text. Mehrere Versionen verworfen und eine Weile liegen gelassen... Mit dieser Blockade trage ich mich herum und bin ein wenig frustriert. Ich arbeite weiter daran, aber es könnte tatsächlich noch dauern.

Derweil stelle ich hier noch einen zweiten Text vor; vielleicht inspiriert mich das.

Danke fürs Warten und hoffentlich gibt es bald etwas neues hierzu!

Liebe Grüße
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Anatola
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
A

Alter: 25
Beiträge: 15
Wohnort: Hamburg


A
Beitrag26.11.2015 20:26

von Anatola
Antworten mit Zitat

Zu deiner letzten Antwort:
Manchmal müssen Dinge reifen und durch Zwang kommt man nicht weiter.
So geht mir dass auch oft beim Songsschreiben, mir hilft etwas Luft, beschäftigung mit etwas anderem und ein Spaziergang kann manchmal Wunder wirken wink Vielleicht hilft dir das beim nächsten mal
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
DieGunkel
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 64
Beiträge: 138
Wohnort: Zwischen Pegnitz und Regnitz


Beitrag29.11.2015 08:52

von DieGunkel
Antworten mit Zitat

Hallo Vanson,

zu Medium Schmerz könnte ich mir Teile deines Textes auch in einem ganz anderen Kontex vorstellen. Da ist jemand frustriert von irgendetwas, was auf seiner Schulter lastet - und dann kommt deine Beschreibung. Vielleicht ein Teil davon.  Die Metapher mit der Schulter gefällt mir besonders gut. Laughing
Lg
Die Gunkel
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Ein Mensch mit Visionen, der das Medi...
von JSX_93
JSX_93 Roter Teppich & Check-In 4 27.07.2023 15:13 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Songs/Songtexte
Schmerz
von weltverbesserer
weltverbesserer Songs/Songtexte 5 13.04.2022 22:37 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Verlagsveröffentlichung
Ich schenke dir den Schmerz
von Flar
Flar Verlagsveröffentlichung 10 07.11.2018 21:19 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Redlight District
Roman Mitternachtsleben Mondherkunft ...
von Mephistoria
Mephistoria Redlight District 5 28.09.2018 06:12 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Der stille Schmerz
von Havanaya
Havanaya Werkstatt 7 11.05.2018 10:48 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungBuchBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlung

von nicolailevin

von EdgarAllanPoe

von Abari

von Herbert Blaser

von BerndHH

von Fao

von fancy

von SonjaB

von Lady_of_words

von Rike

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!