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Zwei Versprechen

 
 
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AutoKaninchen
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 43
Beiträge: 21
Wohnort: Ruhrgebiet


Beitrag16.11.2007 00:31
Zwei Versprechen
von AutoKaninchen
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

bin noch ich ziemlich neu hier im Forum und habe meine zumindest im Moment leicht euphorische Art schon durch ein leicht mißglücktes Posting kund getan, aber ich trotze der Angst, mich wieder falsch einzuordnen...

Damals (ist bestimmt schon einige Tage her) habe ich einen unzusammenhängenden Teil meiner Schreibereien gepostet. Aber gerade heute abend, habe ich das Gefühl, mein erstes Kapitel fertiggestellt zu haben.

Ich habe zwar den Rat bekommen, mir durch das Lesen und daraus folgendes Kommentieren erst einmal ein 'Namen' zu machen, aber ich muß gestehen, das traue ich mich nicht so recht. Zumindest noch nicht.
Anders herum bin aber ziemlich gallig, zumindest die ersten Zeilen meines ersten Kapitels online zu stellen. Und weil ich nicht anders kann, werde ich es einfach tun.

Allerliebste Grüße
Amazia

PS.: 500 Worte sind es leider nicht,- vielleicht sind 613 auch ok? Die restlichen Tippereien, die Kapitel 1 vervollständigen, würde ich dann gerne nachreichen...



Schlechte Filme

Mein Telefon klingelte, ein Kollege bat mich, mir heute abend noch den Kurzfilm einer Studentenproduktion anzusehen, die Kritik sollte ich danach noch online stellen. Zwar mochte diese spontanen Aufträge nicht, aber was sollte ich machen, es war ein neuer Job, in einer neuen, mir noch völlig fremden Stadt. Erst seit einigen Wochen lebte ich hier und noch konnte ich mir es nicht leisten Arbeit abzulehnen. Mein Stand bei der Redaktion war bei weitem noch nicht gefestigt genug. „Brave Susan.“, hörte ich noch. Der Kollege hatte ohne eine Verabschiedung aufgelegt.

Ich war genervt, setzte mich erst einmal auf meine Couch und steckte mir eine Zigarette an. Nach zwei tiefen Zügen nahm ich den Stadtplan zur Hand, der seit dem ich eingezogen war immer auf meinen Couchtisch lag, da ich ihn andauernd brauchte. Ich kannte mich in dieser Stadt noch überhaupt nicht aus, irgendwie hatte ich auch keine Lust die Gegend zu erkunden. Das führte dazu, dass dieser Plan immer griffbereit dort liegen musste.

Noch im Laufe der Zigarette hatte ich die Straße gefunden, in der die Präsentation  stattfinden sollte. Die McLean Street lag ein wenig außerhalb. Vielleicht 45 Minuten von meiner Wohnung entfernt. Ich schaute auf meine Uhr, 21:10 Uhr. Wollte ich noch rechtzeitig da sein musste ich schnell los. Ich griff nach meinem Portemonnaie und meinen Zigaretten und verließ das Haus. Die Buslinie einige hundert Meter die Straße hinab fuhr regelmäßig in die Innenstadt. Von dort aus könnte ich weiterfahren in die McLean Street.

Ich brauchte nicht lange auf den Bus zu warten. Ich fischte gerade eine Zigarette aus der Schachtel, als der Bus neben mir hielt. Einer dieser Busse, die über ihre ganze Fläche mit Werbung überzogen waren. Eigentlich fand ich diese riesigen Aufkleber toll. Man konnte so die Leute draußen beobachten, aber sie selbst konnten einen nicht sehen. Diesmal störte mich allerdings der Slogan, der den Bus zierte: Kaufen Sie Ihrer Frau etwas Schönes, sie wird dankbar sein! Ich hob die Augenbrauen und fragte mich, welche Frauen denn heute noch käuflich wären. Für einen Strauß Blumen, so wie es die Firma, die dort warb, es vermittelte, täte ich wohl nichts, was ich nicht wirklich wollte.Ich stieg ein, löste ein Ticket und verzog mich in die hinterste Ecke. Auf dem kurzen Weg in die Innenstadt begann ich mich zu wundern, warum gerade ich die Kritik für einen Studentenkurzfilm schreiben sollte. Kurzfilme fallen normaler Weise gar nicht in meinen Bereich. Naja, wahrscheinlich hatte keiner der anderen Redakteure Lust jetzt noch einmal los zuziehen, um sich einen Amateurfilm anzuschauen. Dann muss natürlich die Neue ran. Ich ärgerte mich darüber, vor allem darüber 'die Neue' zu sein. Ich wollte nicht die Neue sein, aber ich war sie nun mal. Der Bus bremste scharf. Mein Gedankengang wurde unterbrochen und noch während ich ausstieg war mein Ärger schon wieder vergessen.

Schnell hatte ich den Bahnsteig gefunden, von dem meine Fahrt weitergehen sollte. Ich sah noch einmal auf meine Uhr. Ich käme zu spät. Hoffentlich würde ich mich wenigstens vor Ort schnell zurechtfinden.Es war gerade zehn Uhr geworden, als ich in der McLean Street ausstieg. Ich fühlte mich unsicher. Hier war alles so dunkel, nur wenige Laternen säumten den Straßenverlauf. Auch sah ich nirgendwo parkende Autos. Zugegeben, Filmvorführen von Studenten sind eher selten sehr gut besucht, aber hier und da ein parkendes Fahrzeug hätte ich schon erwartet. Aus meiner Studentenzeit kannte ich solche Veranstaltungen, die ich damals als angehende Journalistin oft besuchen musste. Zumindest Eltern und Freunde oder auch ein paar Anhänger des experimentellen Films traf man dort eigentlich immer. Und einige kamen halt auch mit dem Auto. Anscheinend ließ aber meine gelegentlich auftretende Naivität die Schlussfolgerung zu, alle Gäste wären mit dem Bus oder zu Fuß gekommen.

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Theoderich
Geschlecht:männlichSchneckenpost
T

Alter: 44
Beiträge: 6



T
Beitrag16.11.2007 13:01

von Theoderich
Antworten mit Zitat

Hallo,

ich denke, das mit der Wortbegrenzung muss man nicht so ernst nehmen, die Wahrscheinlichkeit, dass jemand die eigenen Ergüsse liest, steigt eben mit abnehmender Wortzahl, und ob jetzt 500 oder 600...  Wink

Also erstmal empfinde ich deinen Stil als ziemlich flüssig, ein paar Dinge sind mir aufgefallen, aber das ist zum Teil auch GEschmackssache:

Zitat:
aber was sollte ich machen, es war ein neuer Job, in einer neuen, mir noch völlig fremden Stadt.


Zweimal neu innerhalb von vier Worten. Wie wäre es mit:
...neuer Job in dieser mir auch noch ziemlich unbekannten/fremden  Stadt

Zitat:
Mein Stand bei der Redaktion

Stand in der Redaktion

Zitat:
Nach zwei tiefen Zügen nahm ich den Stadtplan zur Hand, der seit dem ich eingezogen war immer auf meinen Couchtisch lag, da ich ihn andauernd brauchte.

Da würde ich zwei Sätze drauß machen: ...auf dem Couchtisch lag. Ohne ihn fand ich mich in dem Straßengewirr schon gar nicht zurecht.
Oder lass es gleich weg, du erklärst es ja mit den nächsten Sätzen.

Zitat:
Diesmal störte mich allerdings der Slogan, der den Bus zierte: Kaufen Sie Ihrer Frau etwas Schönes, sie wird dankbar sein!

Ich finde die Stelle eigentlich ganz gut, auch die folgenden Überlegungen, aber das klingt nicht wirklich nach einem Werbespruch. Versuch es doch mit nem Slogan aus den Fünfzigern, oder umschreibe das ganze ohne wörtliche Rede: diese typischen Werbebotschaften auf Bussen, die anscheinend immer noch sagen wollen: Kauf deiner Frau...

Zitat:
Filmvorführen von Studenten

Da hast du dich vertippt.

Die folgende Beschreibung mit den Autos finde ich stilistisch auch recht gut, aber es wird nicht klar, ob deine Figur jetzt in einem Wohngebiet oder in einem Industrieviertel ist, gibt es eine logische Vermutung, warum da keine Autos rumstehen?

Zitat:
Anscheinend ließ aber meine gelegentlich auftretende Naivität die Schlussfolgerung zu, alle Gäste wären mit dem Bus oder zu Fuß gekommen.

Ich verstehe ich ehrlich gesagt denn Sinn nicht so ganz.

Grundsätzlich bin ich schonmal auf die Studenten plus hoffentlich schrägem Film gespannt.
Gruß, Theoderich


_________________
Sprach der König zum Priester: Halte du sie dumm, ich halte sie arm.
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AutoKaninchen
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 43
Beiträge: 21
Wohnort: Ruhrgebiet


Beitrag18.11.2007 02:57

von AutoKaninchen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Theoderich,

Wortdoppelungen, das muß ich zugeben, mache ich unabsichtlich, sehr, sehr oft. Ich versuche aber daran zu arbeiten.
Manchmal habe ich das Gefühl sie als Stilmittel einsetzten zu wollen, finde sie aber, wenn ich darauf hingewiesen werde, auch eher unschön.

Längere Sätze zu konstruieren ist widrerum auch so 'ne Sache... Das haben schon meine Deutschlehrer zu Schulzeiten gehaßt...

Und an dem Tippfehler ist mein Rechtschreibprogramm schuld! Obwohl... Wahrscheinlich habe ich die 'Ignorieren-Taste' einfach zu schnell gedrückt?!

Auf jeden Fall möchte ich mich für Deine Antwort und die Hinweise bedanken! Ich werde sie beim nächsten Kontrollesen des Kapitels im Hinterkopf haben.

Allerliebste Grüße
Amazia

PS.: Den nächsten Teil des ersten Kapitels stelle ich dann mal in eine eigene Antwort. Ich glaube, das ist übersichtlicher, als wenn ich jetzt hier noch etwas anhänge...
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AutoKaninchen
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 43
Beiträge: 21
Wohnort: Ruhrgebiet


Beitrag18.11.2007 02:59

von AutoKaninchen
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Schlechte Filme - Fortsetzung

Mit einem mulmigen Gefühl erinnerte ich mich an die Hausnummer, die mir mein Kollege genannt hatte. Die Vorführung sollte in Haus Nummer 138 stattfinden. Ich sah an die Hauswand gegenüber der Bushaltestelle: 47. Also wechselte ich die Straßenseite und machte mich auf in Richtung der aufsteigenden Nummern.

Ich beeilte mich und geriet leicht außer Atem. Ich war schon zu spät dran, was bei einem Kurzfilm bedeuten kann, dass er vielleicht auch schon vorbei ist. Ich suchte mit meinem Blick die Hauswände ab und hoffte bald die gesuchte Nummer zu erreichen.
Ich erblickte die 136 und schaute nach vorne. In Erwartung das gesuchte Haus zu finden, doch nun stand ich an einer Kreuzung. Ich sah mich um. Weder auf der gegenüberliegen Seite, noch auf der rechten oder linken Seite der Querstraße fand ich meinen Zielort. Mit einem Blick nach oben vergewisserte ich mich, auch tatsächlich in der McLean Street zu sein. Das Namensschild an einer der Ampeln verriet, dass ich richtig war, nur die angegebene Adresse war nicht auffindbar. Ich war frustriert.

Ich erinnerte mich an den einen oder anderen seltsamen Moment, den ich seit meinem Arbeitsantritt erlebt hatte. Da meine Kollegen schnell bemerkt hatten, dass ich einen anderen Arbeitsstil gewohnt war, machten sie sich einen Spaß daraus, mich zu verwirren. Das eine Mal gaben sie mir als Recherchehilfe eine Telefonnummer, die mich dann bei örtlichen Beratungsstelle für Analphabeten landen ließ.

Ich kramte mir eine Zigarette hervor und machte mich langsam auf den Rückweg zur Bushaltestelle. Ich hatte nicht nur nicht einen besonders festen Stand in meiner Redaktion, sondern auch keinen besonders guten. Seit dem ersten Arbeitstag wurde ich argwöhnisch betrachtet und geschnitten. Zunächst fand ich diese kleinen Sticheleien noch lustig, empfand sie aber schnell als böswillig.

Ich kam aus der Großstadt hier nach Eureka und wollte einfach nur von vorne beginnen. Doch schon der Start ging ziemlich nach hinten los. Ich bekam keine Wohnung im Zentrum und hauste nun in einem Zwei-Raum-Apartment am Stadtrand, das absolut nicht vor hatte, sich wie ein zu Hause anzufühlen. In der ersten Nacht wurde mir mein Auto gestohlen. Auch der erste Arbeitstag, offenbarte gleich einige nicht so schöne Überraschungen. Das Gehalt, was zuvor besprochen wurde bekam ich nur mit Abstrichen. Ich hatte kein eigenes Büro bekommen, sondern musste von zu Hause arbeiten. Und dann noch die Kollegen, die sich ab dem ersten Tag einig waren, mich nicht hier haben zu wollen. Und ständig das Gefühl alleine zu sein.
Ich schmiss meine Zigarettenkippe auf den Boden und trat sie mit dem Fuß aus. Während ich meinen Blick hierfür senkte, fiel er auf ein Plakat an der Wand: Stiller Lärm - Kurzfilmpräsentation. „Wie jetzt?“, dachte ich und las weiter. Mittwoch, um 22 Uhr, McLean Street 41. Das Plakat war mir in der Dunkelheit gar nicht aufgefallen. Und heute war Freitag. Dass meine Kollegen mich schnitten und offensichtlich nicht mochten, wusste ich ja. Aber das war gemein.

Während ich mir noch eine Zigarette ansteckte, lehnt ich mich an die Wand und wartete auf den Bus. Ich wollte mich jetzt nur noch zu Hause verkriechen. Ich fühlte mich alleine und in diesem Moment wollte ich es auch sein.
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Gabi
Geschlecht:weiblichReißwolf

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Wohnort: Köln


Beitrag18.11.2007 17:47

von Gabi
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Hallo Autokaninchen!

Deine Geschichte animiert mich auf jeden Fall zum Weiterlesen und das ist schon mal sehr wichtig.
Ich hätte aber einige Sätze zu bemängeln. Wobei die Fehler sehr schnell zu beheben sind. Wink

[i]Ich beeilte mich und geriet leicht außer Atem. Ich war schon zu spät dran, was bei einem Kurzfilm bedeuten kann, dass er vielleicht auch schon vorbei ist. Ich suchte mit meinem Blick die Hauswände ab und hoffte bald die gesuchte Nummer zu erreichen.
Ich erblickte die 136 und schaute nach vorne. In Erwartung das gesuchte Haus zu finden, doch nun stand ich an einer Kreuzung. Ich sah mich um.


Ich glaube jetzt erkennst du, dass du hier jeden Satz mit Ich anfängst und das kommt im weiteren Text noch öfters vor.

Das Gehalt, was zuvor besprochen wurde bekam ich nur mit Abstrichen. Ich hatte kein eigenes Büro bekommen, sondern musste von zu Hause arbeiten. Und dann noch die Kollegen, die sich ab dem ersten Tag einig waren, mich nicht hier haben zu wollen. Und ständig das Gefühl alleine zu sein.

Das erste und im ersten Satz auf jeden Fall weglassen  Den zweiten Satz würde ich umschreiben. Vielleicht etwa so:

Das Gefühl, alleine gelassen zu sein, belastet mich ungemein.

Wie gesagt, lässt sich alles ganz leicht ändern. Also weiter!

L.G. Gabi
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AutoKaninchen
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 43
Beiträge: 21
Wohnort: Ruhrgebiet


Beitrag21.11.2007 10:21

von AutoKaninchen
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Hallo Gabi,

ich, ich, ich... Susan scheint sich sehr wichtig zu nehmen.  Wink

Vielen Dank für Deine Hinweise!

Allerliebste Grüße
AutoKaninchen

PS.: Es freut mich, Dich zum Weiterlesen animiert zu haben! Ich werde gleich noch etwas Stoff nachreichen.
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AutoKaninchen
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

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Beitrag21.11.2007 10:32

von AutoKaninchen
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Schlechte Filme - Fortsetzung 2

Ich wollte mich jetzt nur noch zu Hause verkriechen. Ich fühlte mich alleine und in diesem Moment wollte ich es auch sein.

Ein Wagen kam die Straße herunter gefahren und hielt ein oder zwei Meter neben mir. Ein Fenster des Wagens senkte sich und über den Beifahrersitz hinweg winkte mich jemand heran. Ich beugte meinen Rücken ein wenig, um sehen zu können, wer in diesem Wagen saß. „Hey, ein schöner Mann...“, schoss es mir in den Kopf. Und in der Tat, das war er: Seine dunkelbraunen, schulterlangen Haare waren etwas zerzaust und umrahmten sein Gesicht, das weiterhin durch einen dünnen Schnauz- und Kinnbart verziert war. Seine dunklen, mich intensiv fixierenden Augen blickten mich fordernd an. Er schien etwas von mir zu wollen und ich ging davon aus, dass er sich nach dem Weh erkundigen wollte. Ich trat an das geöffnete Fenster heran, setze ein Lächeln auf und wollte ihn soeben begrüßen als er fragte „Du scheinst frei zu sein. Gleich hier im Auto, wie hoch ist Dein Preis?“.

„Wie bitte?“, entgegnete ich. „Ach dumm bist Du wohl auch noch. Hübsch und dämlich. Das trifft sich gut, so was könnte ich jetzt gut gebrauchen. Steigst Du jetzt ein? Oder meinst Du aufgrund meines Wagens könnte ich mir Dich nicht leisten?“. Ich war völlig verdattert. Was hatte dieser Typ mich gefragt? Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Oder hatte ich mich verhört?

In dem kurzen Augenblick, indem ich überlegte, welcher Film hier jetzt ablief, schweiften meine Gedanken auch schon wieder ab. Der alte El Camino, den dieser dreiste Typ fuhr, sah wirklich aus, als wenn er schon bessere Zeiten gesehen hatte. Matter Lack und jede Menge Rost. „Hallo? Gibt es außerhalb meiner Karre noch halbwegs  intelligentes Leben?“. Noch bevor ich begann Mitleid für dieses arme Auto zu entwickeln, holte er mich mit einer erneuten Aufforderung zurück: „Was ist jetzt? Wieviel?“.

Ich verdrehte die Augen und sammelte mich. „Mister, entschuldigen Sie bitte, aber ich bin nicht das, wofür Sie mich halten!“, er rieb sich mit dem Zeigefinger über die Schläfe. „Was willst Du eigentlich? Ich biete Dir einen gut bezahlten fünf-Minuten-Job und Du Schlampe diskutierst auch noch rum!“. Ich atmete einmal tief durch und wiederholte mich: „Ich bin nicht...“, „was ich denke.“, beendete er meinen Satz. Er sah ein wenig verwirrt aus und fasste sich noch einmal an die Schläfe. Dabei fiel im eine Haarsträhne ins Gesicht, die die Wimpern seines rechten Auges berührte. Er musste zwinkern und strich sich die Strähne aus dem Gesicht. Dabei blickte er nach unten und drehte den Schlüssel seines Autos herum. Der bisher laufende Motor war nun aus. Auf einmal war es sehr still. Ich konnte die knackenden Geräusche des sehr langsam abkühlenden Motors hören. Das Geräusch eines belegten Atems störte den auch mich beruhigend wirkenden Klang des einschlafenden Motors.

Der Fahrer formte seine Hand zu einer Faust und führte sie zum Mund, er räusperte sich mehrmals.
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AutoKaninchen
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Beitrag26.11.2007 15:40

von AutoKaninchen
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Hallo,

nun möchte ich gerne noch den letzten Teil meines ersten Kapitels einstellen. Die Hinweise und Anregungungen, die ich bisher bekommen habe, habe ich versucht umsetzten... Ob's geklappt hat? Wink


Schlechte Filme - Fortsetzung 3

„Was bist Du dann?“. Ich war immer noch damit beschäftigt eine gepfefferte Antwort für diese Frage zu finden, als er weitersprach: „Kann ich Dich nicht kaufen?“. „Nein, natürlich nicht.“. Der Finger, den er bisher über seine Schläfe fahren ließ, wanderte nun zu seinem Ohrläppchen, an dem er jetzt nervös herumzupfte. Er startete erneut einen Versuch zu überprüfen, was oder wer ich nun war: „Also bist Du keine...“. „Nein!“, mein Tonfall war zwar immer noch beherrscht, aber klang mittlerweile etwas eindringlicher. Sein Ohrläppchen bekam langsam eine gewisse Röte, weil er die ganze Zeit an ihm herumzog. „Sorry, ich hatte eine verdammt schlechte Woche. Und irgendwie wollte ich jetzt ein Highlight. Ich dachte Du wärst so eine Frau für gewisse Stunden. Anscheinend bist Du das aber nicht oder Du weißt ziemlich genau, wie man den Preis hochtreibt.“. „Also wirklich!“, entgegnete ich, obwohl ich diese Worte eigentlich nur dachte und mir selbst befohlen hatte, einfach wegzugehen. Warum ich immer noch in dieser gebückten Haltung dort stand und mit diesem Menschen diskutierte, wer oder was ich nun war, wusste ich nicht. Sein Mund schien erneut eine Frage zu formen, als es aus mir herausschoss: „Nein, ich bin nicht käuflich. Ich bin...“, ich musste mich korrigieren, „ich war beruflich hier. Mein Name ist Susan Lyne. Und wer sind sie?“.

Er druckste herum. Ich hatte das Gefühl, er würde lieber davon fahren, als mir eine Antwort zu geben.

Ich war zwar sehr erbost, aber ich legte meinen Kopf schief und sah ihn mit großen Augen an. Er zupfte immer noch an seinem Ohr und ich wunderte mich, was an meiner Frage so schwer sein sollte. Durch heben meiner Schultern und meiner Hände versuchte ich eine nachfragende Geste zu Formen. Dies hatte anscheinend Erfolg: „I-ich heiße Johnny.“. „Einen Nachnamen habe Sie also nicht?“, obwohl ich noch verärgert war, hob ich zumindest einer meiner Mundwinkel, um ihm zu zeigen, dass ich nicht mehr wirklich böse war. „Ich heiße...“, er versuchte noch einmal die bereits aus dem Gesicht gestrichene Strähne hinter seinem Ohr zu sichern. „Johnny.“, „Ich weiß.“. Er wurde nervös, nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel, die auf dem Beifahrersitz lag und suchte nun nach einem Feuerzeug. Er kramte in den Taschen seiner Lederjacke, öffnete das Handschuhfach seines Wagens, suchte dort und tastete wieder seine Jacke ab. „Bitte.“, ich reichte ihm mein Feuerzeug. Er zündete seine Zigarette an und gab mir mein Feuerzeug zurück. „Und?“. „Johnny  Devender.“, raunte er und startete den Motor des El Caminos. Er ließ den Motor aufheulen und sah auf den Tacho.
„Wollen Sie trotzdem mit?“, innerlich fauchte ich, „Wenn ich Sie schon belästigt habe, dann kann ich Sie wenigstens nach Hause fahren.“.

Komischer Weise zögerte ich nicht einen Moment, obwohl ich aus dem Augenwinkel den Bus sah, der mich zumindest in die Innenstadt zurückgebracht hätte. Ich konnte mich selbst nicht stoppen. Fremde Stadt, fremder Mann. Eigentlich hätte ich vehement nein sagen sollen. Aber ich nahm sein Angebot an.
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