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Stanley86 Schneckenpost
Alter: 37 Beiträge: 11 Wohnort: Berlin
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08.08.2015 10:33 (Der erste Satz - Als ich das Haus verließ ... ) von Stanley86
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Als ich das Haus verließ, ahnte ich noch nicht, welchen schrecklichen Fehler ich begangen hatte. Ich schloss die Augen und ich sah ihn. Sein grimmiges Lächeln ließ trieb mir die Angst in den Bauch. Es hätte alles ganz anders laufen sollen. Lenni hatte gesagt, die alte Frau wäre allein. Er sagte, sie würde sich nicht wehren, würde keine Probleme machen. Ich wollte nur ihr Geld, mehr nicht. Es ging alles so schnell. Ehe ich etwas tun konnte, hatte sie schon das Telefon in der Hand und ich drückte ab. Der Knall schmerzte in meinen Ohren und machte mich taub. Es war, als hätte ich eine Schwelle in eine andere Wirklichkeit überschritten. Ihr Gesichtsausdruck, das dumpfe Aufschlagen ihres leblosen Körpers auf dem Teppichboden- alles wirkte so unecht. Ohne das Portemonnaie zu nehmen, stürmte ich raus. Weg, ich wollte einfach nur weg. Erst im Park wurde mir klar, was ich getan hatte. Wie konnte es nur soweit kommen? Ich saß auf einer Bank, während die Sirenen lauter wurden. Meine Beine wollten rennen, doch ich konnte nicht. Jedes Mal, wenn ich blinzelte und die Augen für einen Moment schloss, war er da, lächelte mich aus dem dunkelsten Schatten meiner Gedanken an. Er würde mich holen kommen, das wusste ich, früher oder später, würde er mich holen. Es gab nur einen Weg, ihm zu entkommen. Als sie kamen, lächelte ich. Ich verstand ihr Geschreie nicht, doch musste ich das auch nicht. Es war vorbei. Sie drückten mich zu Boden und ich spürte kalten Stahl, der sich um meine Handgelenke schloss. Ich schloss die Augen und er war fort, ließ mich zurück im Hier und Jetzt.
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Volker Wortedrechsler
Beiträge: 85
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08.08.2015 11:02 Re: (Der erste Satz - Als ich das Haus verließ ... ) von Volker
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[quote="Stanley86"]Als ich das Haus verließ, ahnte ich noch nicht, welchen schrecklichen Fehler ich begangen hatte.
Hallo Stanley86
Meiner Meinung nach steckt im ersten Satz bereits ein Perspektivfehler. Diese Vorausdeutung ist dafür da, um Spannung zu erzeugen, was grundsätzlich erst mal richtig ist. Da diese Szene aber aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, kann der Erzähler weder wissen noch ahnen, dass er einen Fehler begangen hat oder begehen wird. Das könnte höchstens ein auktorialer Erzähler.
_________________ Wenn Sie im Leben etwas anderes tun können als zu schreiben, dann rate ich Ihnen: "Tun Sie das!" (George Simenon)
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2938 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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08.08.2015 11:17 Re: (Der erste Satz - Als ich das Haus verließ ... ) von Klemens_Fitte
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Volker hat Folgendes geschrieben: | Stanley86 hat Folgendes geschrieben: | Als ich das Haus verließ, ahnte ich noch nicht, welchen schrecklichen Fehler ich begangen hatte. |
Hallo Stanley86
Meiner Meinung nach steckt im ersten Satz bereits ein Perspektivfehler. Diese Vorausdeutung ist dafür da, um Spannung zu erzeugen, was grundsätzlich erst mal richtig ist. Da diese Szene aber aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, kann der Erzähler weder wissen noch ahnen, dass er einen Fehler begangen hat oder begehen wird. Das könnte höchstens ein auktorialer Erzähler. |
Ähm … es sei denn, der Ich-Erzähler erzählt uns etwas, das zum Zeitpunkt seines Erzähltwerdens bereits vergangen ist. Natürlich könnte man die Verwendung des Präteritums rein als Hinweis auf die Fiktionalität des Textes sehen, aber vielleicht ist es in diesem Fall eben der Tatsache geschuldet, dass sich der Zeitpunkt des Erzählens nach dem Zeitpunkt des Geschehens befindet – und dann wäre es auch dem Ich-Erzähler ohne Weiteres möglich, auch Dinge einzubeziehen, die sich zwischen dem Jetzt und dem Zeitpunkt des Geschehens, das erzählt wird, befinden; das wäre dann lediglich ein Stilmittel, um Spannung zu erzeugen, und mitnichten ein Perspektivfehler.
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2832
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R 08.08.2015 11:31
von Rübenach
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wie so oft hat klemens recht. die literaturwissenschaft unterscheidet das "erzählende ich" vom "erlebenden ich"
_________________ "Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams |
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Volker Wortedrechsler
Beiträge: 85
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08.08.2015 12:42 Re: (Der erste Satz - Als ich das Haus verließ ... ) von Volker
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben: | Volker hat Folgendes geschrieben: | Stanley86 hat Folgendes geschrieben: | Als ich das Haus verließ, ahnte ich noch nicht, welchen schrecklichen Fehler ich begangen hatte. |
Hallo Stanley86
Meiner Meinung nach steckt im ersten Satz bereits ein Perspektivfehler. Diese Vorausdeutung ist dafür da, um Spannung zu erzeugen, was grundsätzlich erst mal richtig ist. Da diese Szene aber aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, kann der Erzähler weder wissen noch ahnen, dass er einen Fehler begangen hat oder begehen wird. Das könnte höchstens ein auktorialer Erzähler. |
Ähm … es sei denn, der Ich-Erzähler erzählt uns etwas, das zum Zeitpunkt seines Erzähltwerdens bereits vergangen ist. Natürlich könnte man die Verwendung des Präteritums rein als Hinweis auf die Fiktionalität des Textes sehen, aber vielleicht ist es in diesem Fall eben der Tatsache geschuldet, dass sich der Zeitpunkt des Erzählens nach dem Zeitpunkt des Geschehens befindet – und dann wäre es auch dem Ich-Erzähler ohne Weiteres möglich, auch Dinge einzubeziehen, die sich zwischen dem Jetzt und dem Zeitpunkt des Geschehens, das erzählt wird, befinden; das wäre dann lediglich ein Stilmittel, um Spannung zu erzeugen, und mitnichten ein Perspektivfehler. |
Stimmt.
_________________ Wenn Sie im Leben etwas anderes tun können als zu schreiben, dann rate ich Ihnen: "Tun Sie das!" (George Simenon)
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Stanley86 Schneckenpost
Alter: 37 Beiträge: 11 Wohnort: Berlin
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08.08.2015 22:39
von Stanley86
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Jetzt wurde ich auch kurz verunsichert, dann aber eines Besseren belehrt. Danke dafür.
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