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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4294
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02.10.2015 11:11 Warten auf Rose von hobbes
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Die Tür fällt hinter ihr ins Schloss. Regelmäßig erwache ich von ihrem Türenschlagen. Wenn ich nicht längst schon wach liege, ihren Geräuschen lausche. Nie macht sie Licht, immer sucht sie im Dunkeln nach ihrer Wäsche, ihrer Kleidung. Sogar die Klospülung ist leiser, wenn sie es ist, die den Drücker betätigt.
Nie kommt sie ein letztes Mal ans Bett, noch nicht einmal an die Tür kommt sie. Kein letzter Blick auf mich, kein Kuss, keine Berührung.
Sie geht und lässt die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Ich habe keinen Anspruch auf sie, habe keinen Anspruch darauf, dass sie wiederkommt. Vielleicht war diese Nacht die letzte, vielleicht wird sie nie mehr wiederkommen.
Du dumme Kuh, will ich ihr hinterher schreien. Bleib fort, bleib doch einfach fort.
Aber es wäre nur meine Verzweiflung, die sich Gehör verschafft. Würde ich schreien, müsste ich weinen. Ich will nicht weinen.
Ich liege in der Dunkelheit des Schlafzimmers, trauere ihrem Geruch hinterher, ihrer Haut, ihrer Wärme – so lange sie noch da ist, Wärme ist flüchtig und wenn sie geht, bleibt nicht mehr als eins ihrer Haare auf dem Kissen.
Schon ein Jahr lang geht das nun so. Ein Jahr, in dem ich kleiner und kleiner werde; ich verschwinde, wenn sie geht, mit jedem Türenschlagen verschwinde ich ein Stück mehr, irgendwann wird nichts mehr von mir übrig bleiben, schon jetzt glaube ich, ich bestehe nur noch aus Sehnsucht, Sehnsucht nach ihr. Sogar, wenn sie da ist, denn ich weiß, sie wird gehen. Irgendwann wird sie gehen, vielleicht für immer.
Sie hat einen Schlüssel. So lange sie einen Schlüssel hat, denke ich und warte den ganzen Tag lang auf das Geräusch dieses Schlüssels in der Tür.
Ich schreibe nicht mehr, sitze nur noch am Monitor und starre auf leere Dokumente. Gehe nur noch in aller Hast einkaufen, will nicht die Wohnung verlassen, was, wenn sie früher kommt, denke ich, als ich im Supermarkt nach den Karotten greife.
Einmal drehte sich ihr Schlüssel zwei Wochen lang nicht in der Tür, zwei endlose, lange Wochen. Sie war auf Korsika, mit ihrem Mann.
Ich habe ihn gegoogelt, er ist Arzt am Klinikum. Einmal war ich dort, ich wollte ihn sehen, seine Stimme hören, wer ist das, habe ich mich gefragt.
Ich wollte ihn hassen.
Fand ihn in der Kantine, am Mittagstisch mit seinen Kollegen. Lachend, sympathisch, herzlich. Er hat freundliche Augen, sicher ist er ein guter Arzt, sicher fühlt man sich als Patient bei ihm gut aufgehoben.
Kurz streifte mich sein Blick, ich hielt den Atem an, dachte, er müsse es bemerken, ihre Berührung, die Spuren, die sie hinterlassen hat.
Aber sein Blick schweifte nahtlos weiter.
Said sagt, ich müsse es beenden. Ach Marlene, sagt er und sieht mich an mit besorgten Augen. Es tut dir nicht gut.
Nein, es tut mir nicht gut. Das weiß ich selbst.
Ja, ich müsste es beenden. Auch das weiß ich.
Aber ich kann nicht, kann sie nicht loslassen. Meine Rose.
Rose, so nenne ich sie, Rose auf englisch.
Dabei heißt sie Christine. Christine, ausgerechnet. Ein belangloser Allerweltsname.
Christine und Erik Mannsberger.
Ein schönes Paar.
Du schaffst dir dein eigenes Melodram, sagt Said.
Wie immer hat er recht.
Dieser Tag.
Nass vom Regen und außer Atem hatte ich gerade noch die U-Bahn erreicht. Stand schwer atmend an der Tür, sah sie. Sie saß mit ihrer Tasche auf dem Schoß, lächelte mich an.
Und ging mit mir nach Hause, einfach so. Ich dachte, so etwas passiere nur in Büchern.
Ich reichte ihr ein Glas Wein, stellte mich unter die heiße Dusche und dachte an sie. Da schlug die Tür zum ersten Mal. Damals verspürte ich noch so etwas wie Erleichterung. Es ist an mir vorbeigegangen, dachte ich.
Auf dem Tisch, neben ihrem Weinglas, ein Zettel: Ich musste nach Hause.
Da hätte ich es schon wissen müssen. Und doch fing ich an zu hoffen.
Heute ist Hoffnung das einzige, was ich habe. Komm, denke ich, wenn sie nicht da ist. Komm zu mir.
Bleib, denke ich, sobald sie kommt; bleib, denke ich, sobald die Tür hinter ihr ins Schloss fällt. Bleib bei mir. Für immer.
Sie ist gegangen und ich wache in der Dunkelheit des Schlafzimmer, so lange, bis die Vögel anfangen zu singen. Zuerst die Rotschwänze, später die Amseln. Für sie beginnt der Tag.
Für mich ist er zu Ende.
Weitere Werke von hobbes:
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Violet_Pixie Eselsohr
V
Beiträge: 410 NaNoWriMo: 20863
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V 03.10.2015 20:20
von Violet_Pixie
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Hallo Inko,
Mir gefällt die Geschichte.
Schön flüssig geschrieben, ohne viel Firlefanz. Man kann das Chaos (der Gefühle) der Prota richtig gut nachvollziehen.
Bei zwei Sachen bin ich jedoch ins Straucheln gekommen:
Said sagt, ich müsse es beenden.
Ich hatte beim ersten Mal aus Said die englische Bezeichnung für sagte rausgelesen.
und
Auf dem Tisch, neben ihrem Weinglas, ein Zettel: Ich musste nach Hause.
Da dachte ich, wäre Ich muss nach Hause schöner zu lesen.
Gern gelesen!
LG
Violet
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2396 Wohnort: knapp rechts von links
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04.10.2015 17:49
von holg
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Schöne, romantische Gechichte. Hat was von einer klassischen amour fou. Geschliffener Stil. Bin an den gleichen Stellen hängen geblieben wie Violet. Angenehm schlicht und nachvollziehbar erzählt.
Kann das sein, dass ich da ein wenig die FFF-Vorgabe heraushöre? Ein paar Sätze, am Anfang, die nach Mettbrötchens Beitrag schmecken?
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4294
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04.10.2015 23:39
von hobbes
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Hallo ihr beiden,
ihr scheint euch ja einig zu sein
Freut mich, dass die Geschichte gefällt. Vor allem "ohne viel Firlefanz" und "schlicht" erleichtern mich, ich hatte da gewisse Bedenken - die ich allerdings (noch) nicht genauer benennen will, um nicht verfrüht Einfluss auf eventuelle weitere Kommentare zu nehmen.
Und ja, @holg, da klang der FFF noch ein bisschen in mir nach. Verspätete Inspiration, quasi. An Mettbrötchens Beitrag habe ich beim Schreiben allerdings überhaupt nicht gedacht, dass sich da inhaltliche Parallelen auftun, fiel mir erst durch deinen Kommentar auf.
Ach so, fast vergessen.
An Said hänge ich schon ein bisschen. Vielleicht würde ein Punkt mehr auf dem i da schon helfen? Also so: Saïd.
Und wenn ich so über "Ich musste nach Hause" nachdenke, gefällt mir gleich der ganze Ausdruck überhaupt nicht mehr. Da fällt mir vielleicht noch etwas ganz anderes dafür ein.
Danke!
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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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05.10.2015 01:09
von Tjana
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Was für ein schöner berührender Text.
Ich kann kaum was bemeckern, es wird eher ein Feedback.
Ein altbekanntes Thema, aber es ist dir gelungen, es trotzdem (weiter) lesen zu wollen. Kleine Bilder, die nicht kitschig wirken (das Haar auf dem Kissen); die Qual, mit der die Person, die „nur“ Geliebte ist, sich die wenigen Stunden noch verkürzt, durch Gedanken, wie
Zitat: | Sogar, wenn sie da ist, denn ich weiß, sie wird gehen. Irgendwann wird sie gehen, vielleicht für immer. |
ist nicht trotz, sondern gerade wegen der wenigen Worte glaubhaft. Ich mag das sehr, wenn kurze Sätze eine „geballte“ Aussage haben.
Irgendwann stutzte (nicht: stolperte!) ich, als Aktionen auftauchten, die ich mit dieser Wortwahl nicht mit einem Mann verbinden würde. Ein Beispiel:
Zitat: | Gehe nur noch in aller Hast einkaufen, will nicht die Wohnung verlassen, was, wenn sie früher kommt, denke ich, als ich im Supermarkt nach den Karotten greife. |
Und
Zitat: | Einmal war ich dort, ich wollte ihn sehen, seine Stimme hören, |
Und dann folgt rasch die Erklärung: Ich höre nicht dem, sondern Marlene zu, also der Geliebten und das macht die Geschichte erneut besonders, hebt sie von anderen ab.
Am Ende, ab: „Dieser Tag“ fand ich die Rückblende abrupt, eher störend. Ich war schon so nahe bei der Prota, dass mich Fragen, wie: Wo sitzt Rose da, und warum geht Prota geruhsam duschen, bevor dieses Gefühl, das nur in Büchern passiert, vertieft und ausgelebt werden kann?, rauswerfen wollten.
Klar wird es gleich danach deutlich, aber der Bruch blieb (bei mir) haften. Vielleicht wäre ein etwas weicherer Übergang zwischen dem „eigenen Melodram“ und dem Beginn der Rückblende hilfreich?
Den letzten Satz finde ich sehr gelungen.
Hab die Geschichte sehr gerne gelesen und mich gefragt, warum sie nicht im FFF vertreten war. Sie wäre weit oben gelandet, denke ich.
LGT
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Asmodina Tear Gänsefüßchen
Alter: 39 Beiträge: 22 Wohnort: Braunschweig
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05.10.2015 06:06
von Asmodina Tear
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Sehr ergreifend..ich mag es
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Rodge Klammeraffe
Beiträge: 847 Wohnort: Hamburg
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05.10.2015 08:16
von Rodge
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Moin, moin,
schöner Text, nix zu bemängeln außer dass der Text auf dem Zettel nicht paßt (hast du ja auch schon angemerkt) und mir die Prota eine Spur zu leidend ist: Kein Leben ohne die Andere???
Grüße
Rodge
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4294
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05.10.2015 10:13
von hobbes
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Oh, das wird jetzt fast schon ein bisschen unheimlich, mit all dem Lob.
Geradezu erleichternd, dass Rodge wenigstens das Leiden der Prota bemängelt.
Was ich gut nachvollziehen kann, da es auch eine meiner eigenen Fragen zum Text berührt - ich habe nämlich die Befürchtung, dass er mir zu "rührselig" ist.
Aber tja. Wäre er das nicht, wäre es eine andere Prota, eine andere Geschichte.
Tjana hat Folgendes geschrieben: | Hab die Geschichte sehr gerne gelesen und mich gefragt, warum sie nicht im FFF vertreten war. |
Das ist einfach: es gab sie zu dem Zeitpunkt noch nicht
Was du, Tjana, zur Rückblende schreibst, kann ich auch nachvollziehen, da muss ich allerdings noch mal darüber nachdenken, ob und was sich da ändern lässt. Die aufgeworfenen Fragen, das eher "unlogische" Verhalten würde ich gern behalten, da es für mich gerade in der Form viel von der Protagonistin zeigen.
Na gut, ich könnte mir noch ein, zwei Sätze mehr dazu vorstellen.
Und auch einen weicheren Übergang, wie du ihn ansprichst.
Aber das muss erst noch ein bisschen sacken.
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rieka Sucher und Seiteneinsteiger
Beiträge: 816
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05.10.2015 16:09
von rieka
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Mich beeindruckt dieser Text sehr. Mir gefällt, wie zart diese Sehnsucht und die zittrige Angst vor möglichem Verlust angedeutet sind, ohne dies jemals platt auszubreiten. Nur an einer Stelle
Zitat: | Aber es wäre nur meine Verzweiflung, die sich Gehör verschafft. |
ist es sehr deutlich erklärt.
Bemerkenswert finde ich die Beschreibung des langsamen Selbstverlustes, den die Protagonistin erleidet.
Dazu wirkt sie scheu auf mich, kämpft nicht um ihre Liebe, als ob sie gar nicht erst erwartet, Erfolg haben zu können, als ob nicht nur ihre Liebe, sondern Vieles mehr von ihr versteckt bliebe, versteckt bleiben müsste.
Zitat: | Sie ist gegangen und ich wache in der Dunkelheit des Schlafzimmers, so lange, bis die Vögel anfangen zu singen. |
Hier fehlt ein s. Auch das ein für mich wunderschöner Satz, wie so mancher andere.
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4294
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06.10.2015 17:58
von hobbes
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@rieka
Wow, danke für deine Eindrücke (und das fehlende s). Da schmelze ich ja beim Lesen davon
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MarieAnn Gänsefüßchen
M Alter: 51 Beiträge: 28 Wohnort: St.Pölten, Österreich
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M 08.10.2015 15:46
von MarieAnn
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Super Geschichte. Die Spannung, die am Anfang des Lesens entstanden ist, hielt bis zum Ende an. Sehr flüssig erzählt, außerdem gefällt mir deine Sprache!
Liebe Grüße
MarieAnn
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Gast
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09.10.2015 09:26
von Gast
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Fand es auch sehr schön. Kurze, aussagekräftige Sätze und die Gefühle sehr schön beschrieben, ohne, dass es zu übertrieben klingt.
Weiter so!
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4294
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09.10.2015 11:19
von hobbes
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Danke! (@ MarieAnn und Yoomee)
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Gast
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09.10.2015 12:03
von Gast
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Hallo Hobbes,
warum hast du dieses Schmuckstück nicht in den Feedback-Bereich gestellt?
Erste Sahne!
LG
AC
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Insane Gänsefüßchen
Alter: 35 Beiträge: 49 Wohnort: USA
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09.10.2015 12:41
von Insane
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Mir hat die Geschichte auch Spaß gemacht. Danke
_________________ Es ist nichts wie es ist, es scheint nur wie es scheint. |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4294
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09.10.2015 21:58
von hobbes
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Ashcloud hat Folgendes geschrieben: | warum hast du dieses Schmuckstück nicht in den Feedback-Bereich gestellt? |
Wegen dem hier:
was ins Feedback gehört hat Folgendes geschrieben: | formvollendet |
was ins Feedback gehört hat Folgendes geschrieben: | persönliche Bestleistung |
Bzw. weil ich da nicht guten Gewissens "Ich bestätige ..." anklicken konnte.
Und eben auch, weil ich das vage Gefühl hatte, dass der Text für mich so noch nicht fertig ist. Dass es noch irgendwas daran zu tun gibt.
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5994 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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09.10.2015 22:30
von nebenfluss
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hobbes hat Folgendes geschrieben: | Und eben auch, weil ich das vage Gefühl hatte, dass der Text für mich so noch nicht fertig ist. Dass es noch irgendwas daran zu tun gibt. |
Dann würde ich am ehesten noch mal den Anfang angucken.
hobbes hat Folgendes geschrieben: | Die Tür fällt hinter ihr ins Schloss. Regelmäßig erwache ich von ihrem Türenschlagen. |
Einmal fällt die Tür, einmal schlägt Rose sie aktiv. Mir erschiene es paradox, da Rose kein Licht macht, es sogar schafft, die Klospülung leise betätigen - wenn sie dann aber die Tür schlägt (statt sie leise ins Schloss klicken zu lassen?).
Ich hatte allerdings beim FFF schon das "Problem", dass offenbar nicht jeder sich unter "Türschlagen" etwas Lautes, Ungeduldiges oder gar Wütendes vorstellt, sondern man es vielleicht auch einfach als Synonym zu "Tür schließen" verwenden kann!?
Auf jeden Fall bist du auf einem gutem Weg ist das zart und intensiv und tief geworden. Weiter so!
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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Poolshark Klammeraffe
Alter: 42 Beiträge: 827 NaNoWriMo: 8384 Wohnort: Berlin
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10.10.2015 05:01
von Poolshark
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Hallöchen hobbes,
ich mag so wehmütigen Liebeskram ja eigentlich gar nicht. Hab trotzdem bis zum Ende gelesen und mich nicht gelangweilt. Den letzten Satz find ich ziemlich stark. Die Sache mit dem Schlüssel, dem Gehen, dem Bleiben und so weiter, ein bisschen lang. Ansonsten aber ein gelungener Text.
_________________ "But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro |
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Rainer Zufall Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 801
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10.10.2015 08:23
von Rainer Zufall
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Liebe hobbes,
ich folge mal dem Nebenfluss und seinen Verzweigungen.
Aber vorweg erst mal, dass die Geschichte rührselig ist, das brauchst du jedenfalls aus meiner Sicht nicht zu fürchten. Sie ist berührend, das ja, aber nicht rührselig. Wobei ich persönlich auch gegen eine Prise Rührseligkeit nichts einzuwenden habe, wenn es gut gemacht ist. Aber keine Sorge, du bist nicht rührselig.
Was ich auch sehr stark gemacht finde, das ist, wie du es hinkriegst, dass man das Geschlecht der Erzählerin ziemlich schnell rafft. Man könnte ja meinen, es ist ein Kerl, der da erzählt, weil er immer einer "sie" lauscht. So nach konventioneller Sicht halt, aber nur allein durch die Art der Beobachtung merkt man sofort, hier wartet eine Frau auf die andere. Von daher war ich nicht überrascht, als Said dann die Icherzählerin Marlene nennt.
Das fand ich sehr stark, aber auch, wie du insgesamt schilderst, wie die Erzählerin sich immer mehr in dieser hoffnungslosen Liebe verliert, die für sie nur Warten und Lauschen heißt.
Insgesamt finde ich den Text im zweiten Teil viel stärker, als hättest du dich da in die Materie eingeschrieben, und im ersten Teil hats einfach noch ein paar Unwuchten.
Im zweiten Teil schlüpft man rein in ihre Sicht, identifiziert sich oder vollzieht jedenfalls nach, wie sie sich in dieser ungleichen Liebe fühlt.
Meine Meckerei (wirste gleich lesen) bezieht sich daher auch weitgehend auf die ersten Abschnitte.
Lass dich bitte nicht kirre machen von dem vielen Gemecker, war selbst ein bisschen erschrocken, wieviel ich da bemängele, das klingt schlimmer, als ich es meine.
Bin auch über diese Türen im ersten Absatz gestolpert. Das Türenschlagen ist wie ein Fremdkörper im Text. Außer bei der Toilettenspülung schreibst du zwar nie, dass die Liebhaberin besonders leise aufsteht, aber trotzdem ergibt sich der Eindruck. Und dann soll sie die Tür ins Schloss schlagen? Wenn man leise sein will, zieht man die Tür ins Schloss. Auch dabei entstehen ja Geräusche. Dann klickt es oder so.
Also ich denke, die Tür ist ja symbolisch für diese Beziehung und wie die Tür geschlossen wird, das kann man ja für die Bebilderung dieser Beziehung nutzen. Im Moment finde ich das aber sehr unausgegoren.
Entweder die andere Frau versucht immer leise zu sein, dann wartet die Ichfrau auf das leise Klicken, das ein Ende signalisiert. Oder die andere Frau nimmt beim Gehen nicht besonders viel Rücksicht, dann drückt die aber auch nicht mit Mäusepfötchen auf die Klospülung. Dann ist es ein Türenschlagen. Und zeigt auch eine gewisse Rücksichtslosigkeit der anderen Frau in der Beziehung.
Oder es ist eine Mischung von beidem und die andere ist immer nur eine Zeitlang leise, dann aber ists rum mit der Rücksicht und die Tür wird derb zugezogen. Im Moment aber gehts halt noch durcheinander.
Zitat: | Die Tür fällt hinter ihr ins Schloss. Regelmäßig erwache ich von ihrem Türenschlagen. Wenn ich nicht längst schon wach liege, ihren Geräuschen lausche. Nie macht sie Licht, immer sucht sie im Dunkeln nach ihrer Wäsche, ihrer Kleidung. Sogar die Klospülung ist leiser, wenn sie es ist, die den Drücker betätigt. |
Den Beginn finde ich schon wegen der doppelten Tür/Türenschlagen nicht gut. Außerdem ists was anderes, ob eine Tür ins Schloss fällt oder ob jemand eine Tür zuschlägt.
"Ihren Geräuschen" - ich stutze jedes Mal ein kleines bisschen, weil ich ihren Geräuschen nur allzugern auf die Tür und nicht auf die Frau beziehen will. Klar, das ergibt sich gleich wieder von selbst, und wenn ich die einzige bin, die das holprig findet, ists eh wurscht, aber ich find grad immer den Anfang furchtbar wichtig, für mich muss da immer gleich alles passen, damit man den Leser richtig verortet und ihn nicht verwirrt. Also für mich ist halt noch was schief, ich glaube, es wär komischerweise schon viel gemildert, wenn du die beiden Sätze mit einem "und" verbinden würdest.
Auch das "regelmäßig" ist schief. Du beschreibst so minutiös, wie die Icherzählerin jede Handlung oder Nichthandlung ihrer Freundin registriert, da ists doch eher umgedreht, sie liegt regelmäßig schon lange wach und lauscht und nur manchmal erwacht sie erst, wenn die Tür ins Schloss fällt.
Du könntest sonst in den nächsten Abschnitten nicht "nie" schreiben und auch nicht "kein". Woher soll sie das denn wissen, wenn sie da regelmäßig noch schlummert und erst beim Türfallen aufwacht,
Zitat: | Nie kommt sie ein letztes Mal ans Bett, noch nicht einmal an die Tür kommt sie. Kein letzter Blick auf mich, kein Kuss, keine Berührung.
Sie geht und lässt die Tür hinter sich ins Schloss fallen. |
Och Mensch, diese Türen. Das stiftet wieder Verwirrung, wenn du einmal die Schlafzimmertür meinst, dann gleich wieder die Wohnungstür.
So insgesamt würde ich mich bei diesem Anfang, den ich von der Intention her stark finde, viel mehr auf die Geräusche konzentrieren, die die Icherzählerin wahrnimmt oder eben nicht wahrnimmt, sie aber erhofft. Denn noch ist man aus meiner Sicht einfach nicht genug in dieser scheußlichen Innenwelt drin. Ich könnt mir aber vorstellen, wenn das einbeziehst, dieses Klicken der Tür und das Rascheln des Stoffs, und dann das Lauschen, ob sie noch einmal Schritte vor der Schlafzimmertür hört, aber sie hört immer nur das letzte Zufallen oder Klicken der Tür, was weiß ich, ich erhoffe mir, dann als Leserin viel mehr diese eklige müde Überwachheit mitzukriegen, die jemand hat, der traurig und sehnsüchtig ist und mit sich und der Welt entzweit.
Zitat: | Ich habe keinen Anspruch auf sie, habe keinen Anspruch darauf, dass sie wiederkommt. Vielleicht war diese Nacht die letzte, vielleicht wird sie nie mehr wiederkommen. |
Das ist jetzt nur Geschmackssache. Du arbeitest in diesem Text gerne mit Wiederholungen: habe keinen Anspruch. Ich mag das sehr gern, arbeite glaub ich auch oft damit, aber hier finde ich das doppelte "habe" einfach zuviel. Ohne konzentrierst du die Lesersicht viel stärker auf den Anspruch.
Zitat: | Ich liege in der Dunkelheit des Schlafzimmers, trauere ihrem Geruch hinterher, ihrer Haut, ihrer Wärme – so lange sie noch da ist, Wärme ist flüchtig und wenn sie geht, bleibt nicht mehr als eins ihrer Haare auf dem Kissen. |
Das Haar auf dem Kissen ist saustark.
Aber auch hier habe ich wieder Probleme mit den Personalpronomen, vielleicht leigt das echt an mir und der frühen Morgenstunde, aber in dem Text hier weiß ich nie sofort, welches Nomen durch das Personalpronomen jetzt ersetzt wird. Und das lässt mich einfach holpern.
sie noch da ist - die Frau oder die Wärme?
wenn sie geht - die Wärme oder die Frau?
Mal abseits von deinem Text: Manchmal denke ich, es ist eine total blöde Konvention, dass man in einem literarischen Text den Personen nie Namen geben darf.
Weiß schon, ist keine hingeschriebene Regel, und du hast ja hier auch einen Grund, weil du ihren Allerweltsnamen ja extra einführen willst. Mir fällt das nur auf, die meisten vermeiden Namen halt so prinzipiell wie der Teufel das Weihwasser. Dabei können Name und der Klang, der darin mitschwingt, ein schöner und wichtiger Akzent für den Text werden, mal ganz davon abgesehen, dass diese doofen Missverständnisse, was denn nun mit den dauernden "sies" gemeint ist, vermieden werden. Und du machst das ja auch mit den Namen - nur halt später. Marlene und Christine. Da kann ich wie gesagt nachvollziehen, warum du anfangs immer nur "sie" benutzt. Du willst das Auseinanderklaffen von der Besonderheit der Rose zu dem Allerweltsnbetonen. Find ich auch eine sehr coole Idee.
Zitat: | Schon ein Jahr lang geht das nun so. Ein Jahr, in dem ich kleiner und kleiner werde; ich verschwinde, wenn sie geht, mit jedem Türenschlagen verschwinde ich ein Stück mehr, |
Im Satz vorher ist auch schon geht. Mich stört hier aber hauptsächlich nur das mittlere in ein Jahr lang geht das nun so, da hats dann auch noch ne andere Bedeutung, wirkt nicht gut.
Zitat: | Sie hat einen Schlüssel. So lange sie einen Schlüssel hat, denke ich und warte den ganzen Tag lang auf das Geräusch dieses Schlüssels in der Tür. |
Das finde ich auch wieder missverständlich, mal abgesehen von der Wiederholung des Schlüssels, weiß nicht, vielleicht bisschen viel Schlüssel.
Und ja, irgendwie komme ich mir so langsam kleinlich vor, aber ich find den fetten Teil halt ungenau, bin miir einfach nicht sicher, was du ausdrücken willst. Dass sie überhaupt noch denkt? Oder dass sie den Schlüssel schon benutzen wird, wenn sie ihn hat?
Danach finde ich es toll und hab zum Meckern nichts mehr gefunden. Bleibt mir nichts mehr übrig, als deinen letzten Satz zu zitieren und zu sagen.
Zitat: | Sie ist gegangen und ich wache in der Dunkelheit des Schlafzimmer, so lange, bis die Vögel anfangen zu singen. Zuerst die Rotschwänze, später die Amseln. Für sie beginnt der Tag.
Für mich ist er zu Ende. |
Toll
Eine wirklich schöne und berührende Geschichte. Und hoffentlich dringt der Said zu Marlene durch. Das wünsch ich ihr.
Viele Grüße von Zufall
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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10.10.2015 09:01
von BlueNote
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Hmmmm ... nur Lob?! Ich habe jetzt die ersten zwei Absätze gelesen und hätte schon 200 Dinge zu bemängeln. Nur ein Beispiel: Wiederaufnehmende Wiederholungen sind für mich in dieser Häufung ein absolutes NoGo! Wenn ich den Text überfliege, sehe ich, dass das genau so weitergeht. Überall!
Gestern sagte mir wer beim Essen: In jeder Packung Spinat stecken 1,5 Mäuse (keine Ahnung, ob das stimmt). Schade, dass ich in diesem thread die Maus sein muss/müsste.
Da ich dich sehr nett finde, verzichte ich lieber auf eine ausführlichere Kritik (außer, du zwingst mich ).
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Lorraine Klammeraffe
Beiträge: 648 Wohnort: France
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10.10.2015 12:17
von Lorraine
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Hallo hobbes,
Diesen Text hatte ich gelesen, dich (bzw. deine Stimme) nicht erkannt, vielleicht auch, weil du teilgenommen hattest, am TürschlagWettbewerb, ich eher damit rechnete, es sei einer der Texte, die nachgereicht werden.
Man freut sich, wenn sowas hier auftaucht, klar, weil es sich schon abhebt, weil man beim Lesen merkt, wie man beginnt, genauer hinzuschauen, Sätze oder Wendungen nachklingen lässt, auf Klang oder Wirkung überprüft.
Dass du das Ganze unter "Werkstatt" einstellst, erscheint mir nur natürlich, ich meine, ich verstehe so etwas sehr gut:
Zitat: | Und eben auch, weil ich das vage Gefühl hatte, dass der Text für mich so noch nicht fertig ist. Dass es noch irgendwas daran zu tun gibt. |
Beim genaueren Nachlesen, einem "WerkstattLesen" halt, fällt mir v.a. am Anfang einiges auf, was vllt. überdenkenswert ist.
Die Regelmässigkeit, zum Beispiel ... was dort steht, lässt eben nicht darauf schliessen, dass Marlene "regelmässig" vom Geräusch der zufallenden Tür erwacht, sondern mindestens genauso oft schon wach liegt und jedem Geräusch, das Christine verursacht, lauscht.
Es mangelt, denke ich, an innerer Logik im ersten Abschnitt, auch wenn man Marlene zugesteht, dass in ihren Gedanken nicht unbedingt logische Abläufe vorherrschen. Zweimal wird die Dunkelheit im Zimmer erwähnt, was auch wegen der Geräusche wichtig ist, wegen der Gerüche, der Wärme ... aber dann könnte "der letzte Blick" eigentlich wegfallen, den die Geliebte angeblich nicht auf Marlene wirft, wirklich sehen oder wissen kann Marlene das gar nicht. Solche Details sind keine, über die man nicht hinweglesen könnte, sie verursachen jedoch möglicherweise ein Störgefühl, das du hier gar nicht haben willst?
Zitat: | Ich liege in der Dunkelheit des Schlafzimmers, trauere ihrem Geruch hinterher, ihrer Haut, ihrer Wärme – so lange sie noch da ist, Wärme ist flüchtig und wenn sie geht, bleibt nicht mehr als eins ihrer Haare auf dem Kissen. |
Durch die Wiederholung des Wortes "Wärme" verschiebt sich der Bezug und ich denke (auch wenn es klar ist, wessen Haar auf dem Kissen bleibt), was dort steht, ist dennoch (da abgetrennt und eben durch die Wiederholung festgeschrieben): Zitat: | ... , Wärme ist flüchtig und wenn sie geht, bleibt nicht mehr als eins ihrer Haare auf dem Kissen.
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Würde ich ändern. (Z.B." Ich liege in der Dunkelheit des Schlafzimmers, trauere ihrem Geruch hinterher, ihrer Haut, ihrer Wärme – so lange sie noch da ist, WärmeAll das (verfliegt rasch) ist flüchtig und wenn sie geht, bleibt nicht mehr als eins ihrer Haare auf dem Kissen.") Das hier nur, um zu verdeutlichen, was ich meine.
Hab noch eine Anmerkung. Mir ist der Name "Said" aufgefallen. Natürlich, weil es ein Name arabischer Herkunft ist. Als dann klar war, dass es im Text um eine Affaire/Beziehungskiste zweier Frauen geht, dachte ich irgendwie, klar - das muss jetzt noch 'rein, wirkt ein bisschen weltmädeliger, früher war es der schwule Busenfreund, jetzt ist es ein migrationshintergründiger Unbekannter. Mir fällt das ein wenig schwer, das einfach so hinzuwerfen, aber hey, es fiel mir halt auf. Er, der Freund, bleibt auch so sehr im Hintergrund, hat keine weitere Funktion als der Träger der Gewissens-Off-Stimme zu sein, damit Marlene dann eben bestätigen kann, was sie selbst schon weiss.
Und das ist ein bisschen wenig, finde ich.
Noch eine letzte Bemerkung (sind ja nur Eindrücke, herausgepickte Sachen): Die Namen der Vogelarten. Liest sich sehr nach diesen empfohlenen Spezifierungen ... keine Ahnung, ob ich hier nur das Opfer meiner Abneigung gegen schreibratgeberische Dogmen bin - aber bei diesem kurzen Text? Brauchts das Wissen, dass Marlene zwischen dem Gesang von Rotschwänzen und Amseln unterscheiden kann? Vielleicht. Aber dennoch weiss ich danach nicht, ob nun die Vögel gemeint sind, für die der Tag beginnt, oder für sie, die gegangen ist. Oder eben für alle, ausser Marlene?
Doch, mir gefiel dieser Text - eigentlich - auch wenn ich daran herumkrittele, vielleicht auch wiederhole, was schon angemerkt wurde (?). Hoffe, dass es reicht, wenn ich es zum Abschluss nochmal sage: gefällt.
Grüsse nach dort, bis dann!
L.
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5994 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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10.10.2015 12:24
von nebenfluss
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Oh fein, da will ja doch noch jemand diskutieren. BN ist es leider nicht, der traut sich nicht, weil er hobbes sehr nett findet. Aber Frau Zufall zeigt hier auf einige Stellen, die mir beim Lesen auch aufgefallen waren, für die ich nur zu faul/oberflächlich war, sie zu benennen. Wahrscheinlich findet Frau Zufall hobbes nicht nett. Ironie off.
Ich hänge mich ausnahmsweise mal sehr an Z.'s Besprechung dran, weil sie mir so eine schöne Vorlage liefert. Ich hoffe, es kommt nicht falsch (besserwisserisch oder so) an.
Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben: |
Was ich auch sehr stark gemacht finde, das ist, wie du es hinkriegst, dass man das Geschlecht der Erzählerin ziemlich schnell rafft. Man könnte ja meinen, es ist ein Kerl, der da erzählt, weil er immer einer "sie" lauscht. So nach konventioneller Sicht halt, aber nur allein durch die Art der Beobachtung merkt man sofort, hier wartet eine Frau auf die andere.
Von daher war ich nicht überrascht, als Said dann die Icherzählerin Marlene nennt. |
Das kann ich für mich nicht bestätigen. Ich finde die Stelle nicht mehr genau, wo bei mir der Groschen gefallen ist, möglicherweise war es sogar erst beim Namen Marlene. Auf jeden Fall deutlich nach dem hastigen Möhreneinkauf (warum das laut Tjana keine Tätigkeit sein soll, die man mit einem Mann verbindet, kann ich nicht nachvollziehen).
Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben: | Och Mensch, diese Türen. Das stiftet wieder Verwirrung, wenn du einmal die Schlafzimmertür meinst, dann gleich wieder die Wohnungstür. |
Da war ich auch unschlüssig, wann welche Tür gemeint ist. Ich dachte mir dann aber, eben wegen der eher symbolischen Bedeutung der Tür, dass es eigentlich egal ist. Ich soll nur "Tür" denken, nicht "Wohnungstür" oder "Schlafzimmertür". Für die Art, wie die jeweilige Tür geschlossen wird/geschlossen werden kann, mag es wiederum von Bedeutung sein.
Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben: | ] Zitat: | Ich habe keinen Anspruch auf sie, habe keinen Anspruch darauf, dass sie wiederkommt. Vielleicht war diese Nacht die letzte, vielleicht wird sie nie mehr wiederkommen. |
Das ist jetzt nur Geschmackssache. Du arbeitest in diesem Text gerne mit Wiederholungen: habe keinen Anspruch. Ich mag das sehr gern, arbeite glaub ich auch oft damit, aber hier finde ich das doppelte "habe" einfach zuviel. Ohne konzentrierst du die Lesersicht viel stärker auf den Anspruch. |
Das "habe" hat mich beim Lesen auch gestört, aber ich dachte, das hätte nur mit meinem persönlichen Leserhythmus zu tun, auf den ich nicht viel gebe, weil er auch in der Lyrik oft versagt. Deine Erklärung finde ich interessant und einleuchtend. Die Wiederholung an sich lassen, das "habe" aber streichen. Volle Zustimmung.
Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben: | Zitat: | Ich liege in der Dunkelheit des Schlafzimmers, trauere ihrem Geruch hinterher, ihrer Haut, ihrer Wärme – so lange sie noch da ist, Wärme ist flüchtig und wenn sie geht, bleibt nicht mehr als eins ihrer Haare auf dem Kissen. |
Das Haar auf dem Kissen ist saustark.
Aber auch hier habe ich wieder Probleme mit den Personalpronomen, vielleicht leigt das echt an mir und der frühen Morgenstunde, aber in dem Text hier weiß ich nie sofort, welches Nomen durch das Personalpronomen jetzt ersetzt wird. Und das lässt mich einfach holpern.
sie noch da ist - die Frau oder die Wärme?
wenn sie geht - die Wärme oder die Frau? |
Ich glaube, das Problem der Personalpronomina ist nur in diesem Abschnitt besonders deutlich, weil man sich logisch herzuleiten versucht, was gemeint ist, und das nicht wirklich funktioniert. --> man trauert nichts hinterher, was noch da ist. Hat mich beim ersten Lesen nur kurz stutzen lassen, aber mittlerweile halt ich es für einen klaren Fehler.
Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben: | Mal abseits von deinem Text: Manchmal denke ich, es ist eine total blöde Konvention, dass man in einem literarischen Text den Personen nie Namen geben darf. |
Man darf. Es sich prinzipiell zu verbieten wäre reine Attitüde. Dass so viele das machen, nervt mich auch. Aber hier hat es ja eine definierte Funktion.
Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben: | Und hoffentlich dringt der Said zu Marlene durch. Das wünsch ich ihr. |
Oder sie lernt, Eifersucht und Angst zu besiegen und einfach die gemeinsame Zeit zu genießen. Wäre auch eine Lösung.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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