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HerbertH
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag19.07.2015 19:15
aufzunehmen
von HerbertH
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

<§§>aufzunehmen</§§>

andere küssten
den meeresboden
mit aufgerissenen mündern

mobile kameras liefen

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Eredor
Geschlecht:männlichDichter und dichter

Moderator
Alter: 32
Beiträge: 3416
Wohnort: Heidelberg
Das silberne Stundenglas DSFx
Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag21.07.2015 11:10

von Eredor
Antworten mit Zitat

Hi HerbertH,

hier hast du für mich genau den richtigen Ton getroffen. Und obwohl ich kein konkretes Bild vor Augen habe während ich den Text lese, löst er rückwirkend etwas in mir aus. Irgendein kluger Mensch hat mal gesagt, dass gute Gedichte schon ankommen können, bevor man sie überhaupt verstanden hat. Dieses Gedicht ist ein gutes Beispiel, gefällt mir wirklich sehr (und ich weiß nicht mal, warum)! Ich versuch's mal.

andere küssten / den meeresboden - Mir gefällt das andere sehr. Dein Gedicht könnte ohne dieses Wort gar nicht so eine Kraft entwickeln - durch das Indefinitpronomen wird suggeriert, dass es auch noch andere als die Anderen gibt, nur was die machen, das bleibt eine Leerstelle, eine für das Gedicht maßgebliche Leerstelle. Ein Gedicht zeichnet sich durch das aus, was nicht geschrieben worden ist, und das hier ist ein gutes Beispiel dafür. Es öffnet sich schon bei der ersten Zeile eine Ebene, die bis zu den aufgerissenen Mündern ansteigt und mit dem letzten Vers, einer neutralen Beobachtung, endet, die einerseits als Antithese zu den vorherigen drei Versen gelten kann und/oder sich direkt auf das "andere" bezieht.

Gedanke am Rande: Würde man den dritten Vers um eine Silbe kürzen und mit dem zweiten Vers austauschen, entstünde ein Haiku. Das wäre mMn. noch ganz interessant, vor allem in Bezug auf den abgekoppelten, vierten Vers, der sich dadurch noch viel mehr vom Rest distanzieren könnte. Ist aber kein Kritikpunkt, nur ein Gedanke.

Hab ich gern gelesen!

LG Dennis


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Mettbrötchen
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 35
Beiträge: 490
Wohnort: Rheinland
Ei 1


Beitrag21.07.2015 11:17

von Mettbrötchen
Antworten mit Zitat

Ja, das hat was. Lese hier auch die rettende Küste heraus. Ein schönes Spiel mit Doppeldeutigkeiten. Das Aufnehmen geschieht eben nur mit der Kamera. Auch gut, dass das liefen hier durch den Parallelismus einen Anklang des Verbs laufen im Sinne von Fortbewegung entwickelt und die Kameras somit als Motiv metonymisch werden. Bitterer Zynismus.

LG Mettbrötchen


_________________
I read somewhere how important it is in life not necessarily to be strong... but to feel strong.
(Christopher McCandless
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Gast







Beitrag21.07.2015 12:17

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Eredor!

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Gedanke am Rande: Würde man den dritten Vers um eine Silbe kürzen und mit dem zweiten Vers austauschen, entstünde ein Haiku. Das wäre mMn. noch ganz interessant, vor allem in Bezug auf den abgekoppelten, vierten Vers, der sich dadurch noch viel mehr vom Rest distanzieren könnte.


Kürzen musst du nicht, um ein Haiku zu bekommen (umstellen schon),  die 5-7-5 Verteilung ist da schon längst nur noch eine Möglichkeit unter vielen ... Eine Art Obergrenze, vielleicht; aber die um eine unbetonte Silbe zu überschreiten, geht sicherlich.

Gruß,

Ferdi
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HerbertH
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag21.07.2015 17:30

von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Hi HerbertH,

hier hast du für mich genau den richtigen Ton getroffen. Und obwohl ich kein konkretes Bild vor Augen habe während ich den Text lese, löst er rückwirkend etwas in mir aus. Irgendein kluger Mensch hat mal gesagt, dass gute Gedichte schon ankommen können, bevor man sie überhaupt verstanden hat. Dieses Gedicht ist ein gutes Beispiel, gefällt mir wirklich sehr (und ich weiß nicht mal, warum)! Ich versuch's mal.


Hi Dennis,

grade diese "Bilder ohne Festnageln des Lesers", die damit möglichen Mehrdeutigkeiten, sind das, was mich selber am meisten fasziniert, wenn ich Gedichte lese. Ich bin noch am Experimentieren, wie man das am besten macht, aber bei diesem Gedicht, stellte ich während des Schreibens fest: "Halt, diese wenigen Zeilen sind es, es ist rund und fertig". Das passiert mir (noch) zu selten, bewog mich aber, es in Feedback unterzubringen.

Eredor hat Folgendes geschrieben:


andere küssten / den meeresboden - Mir gefällt das andere sehr. Dein Gedicht könnte ohne dieses Wort gar nicht so eine Kraft entwickeln - durch das Indefinitpronomen wird suggeriert, dass es auch noch andere als die Anderen gibt, nur was die machen, das bleibt eine Leerstelle, eine für das Gedicht maßgebliche Leerstelle. Ein Gedicht zeichnet sich durch das aus, was nicht geschrieben worden ist, und das hier ist ein gutes Beispiel dafür. Es öffnet sich schon bei der ersten Zeile eine Ebene, die bis zu den aufgerissenen Mündern ansteigt und mit dem letzten Vers, einer neutralen Beobachtung, endet, die einerseits als Antithese zu den vorherigen drei Versen gelten kann und/oder sich direkt auf das "andere" bezieht.


Ursprünglich wollte ich die "Anderen" mit einem "Einen" kontrastieren, der den "Meeresboden nicht küsste". Aber das zerfaserte das Gedicht und ich fand, dass der Inhalt ohne den "Einen" viel wuchtiger und eindringlicher wurde. Auch das also ein Beispiel, dass Auslassungen mehr Eindruck machen können, als die Präsentation jedes Details.

Eredor hat Folgendes geschrieben:


Gedanke am Rande: Würde man den dritten Vers um eine Silbe kürzen und mit dem zweiten Vers austauschen, entstünde ein Haiku. Das wäre mMn. noch ganz interessant, vor allem in Bezug auf den abgekoppelten, vierten Vers, der sich dadurch noch viel mehr vom Rest distanzieren könnte. Ist aber kein Kritikpunkt, nur ein Gedanke.


Ich hatte auch schon über eine Vertauschung von zweitem und drittem Vers nachgedacht, allerdings ohne die Haiku Idee. Die derzeitige Reihenfolge steigert sich in der ersten Strophe inhaltlich, weshalb ich mich dafür entschied. Die Idee des Haikus, der mit der letzten Zeile einen Gegensatz bildet, ist allerdings wirklich gut und ließe sich unter leichter Brechung der Grammatik mit der Zeile

Zitat:
mit aufgerissenem mund


sogar ins 5-7-5 Format bringen.

Die inhaltliche Steigerung gegen die kontrastierende Form: Schön, wenn man solche Möglichkeiten hat. Da es mir in diesem Gedicht um die Inhalte geht, ist meine Präferenz die inhaltliche Steigerung.

Eredor hat Folgendes geschrieben:


Hab ich gern gelesen!

LG Dennis


Danke dafür und den anregenden Kommentar!

LG Herbert
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HerbertH
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag21.07.2015 17:55

von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Mettbrötchen hat Folgendes geschrieben:
Ja, das hat was. Lese hier auch die rettende Küste heraus. Ein schönes Spiel mit Doppeldeutigkeiten. Das Aufnehmen geschieht eben nur mit der Kamera. Auch gut, dass das liefen hier durch den Parallelismus einen Anklang des Verbs laufen im Sinne von Fortbewegung entwickelt und die Kameras somit als Motiv metonymisch werden. Bitterer Zynismus.


Es sind mehrere Doppeldeutigkeiten in diesem kurzen Gedicht, neben "küsste - küste" auch "mobile - mobile" und "aufzunehmen - aufzunehmen". Das §-Zeichen im Titel ist ein Hinweis auf rechtliche Fragen.

Auf die Metonymie bei "laufen" war ich noch gar nicht gekommen, aber Du hast natürlich recht.

Neben "Zynismus" könnte ich mir auch noch einige andere Grundhaltungen in diesem Gedicht vorstellen.

Danke für Deine Gedanken smile
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HerbertH
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag21.07.2015 18:00

von HerbertH
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Hallo Eredor!

Eredor hat Folgendes geschrieben:
Gedanke am Rande: Würde man den dritten Vers um eine Silbe kürzen und mit dem zweiten Vers austauschen, entstünde ein Haiku. Das wäre mMn. noch ganz interessant, vor allem in Bezug auf den abgekoppelten, vierten Vers, der sich dadurch noch viel mehr vom Rest distanzieren könnte.


Kürzen musst du nicht, um ein Haiku zu bekommen (umstellen schon),  die 5-7-5 Verteilung ist da schon längst nur noch eine Möglichkeit unter vielen ... Eine Art Obergrenze, vielleicht; aber die um eine unbetonte Silbe zu überschreiten, geht sicherlich.

Gruß,

Ferdi


Dass man heute die 5-7-5 Form in Haikus auf Deutsch nicht mehr so streng sieht, ist natürlich richtig.

Warum ich die ursprüngliche Reihenfolge der Verse vorziehe, habe ich ja schon oben an Eredor geantwortet.

Aber die Haiku-Idee ist wirklich gut, wie ich finde.

LG
Herbert
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