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Einzelne Handlungsteile miteinander verbinden

 
 
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Kasimira
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 19



Beitrag03.04.2022 13:24
Einzelne Handlungsteile miteinander verbinden
von Kasimira
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

im Forum findet man viel zum Thema Plotten, Handlungsaufbau etc. Ich habe einfach angefangen zu schreiben, ohne vorher zu plotten. Das ist dann eher so nebenbei passiert. Das Grundgerüst meiner Geschichte steht, ich weiß, was am Anfang passiert und wie sie ausgehen soll. Auch die Etappen dazwischen sind klar.

Mein Problem ist, dass ich viele Dialoge schon gut ausgearbeitet habe. Aber irgendwie bringe ich es nicht hin, diese Dialog-Szenen sinnvoll miteinander zu verknüpfen.
Als Beispiel:
Die beiden Protagonisten besteigen einen Berg. Dort gibt es verschiedene Etappen wie z.B. einen See, bei dem die weibliche Hauptperson schildert, wie satt sie ihr Leben hat. Sie gehen weiter zum Gipfel, dort lässt die männliche Hauptperson die Wahrheit über seine Identität raus. Die Dialoge am See und auf dem Gipfel habe ich. Aber was mache ich zwischendrin?

Wahrscheinlich klingt die Frage etwas bescheuert. Mir ist klar, dass ich die Umgebung und die Natur beschreiben kann. Aber alles was ich bisher fabriziert habe, klingt so gewollt und nach Lückenfüller Confused

Ich würde mich freuen, wenn jemand einen Tipp für mich hat Smile .

Viele Grüße
Kasimira
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Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6398
Wohnort: 50189 Elsdorf
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Beitrag03.04.2022 13:41

von Ralphie
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Dein Held könnte deine Heldin angraben und sich ein Korb einholen.
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3210
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag03.04.2022 13:59

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Eventuell die Perspektiv-Figur über bestimmte Dinge nachdenken und nebenher die Landschaft und den Weg einfließen lassen.

_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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SilkeE
Leseratte
S


Beiträge: 122
Wohnort: Berlin


S
Beitrag03.04.2022 14:01

von SilkeE
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Ich denke, da muss gar nichts großartig miteinander verknüpft werden. Jede Szene sollte einen Zweck verfolgen. Möglichst auch die Spannung vorantreiben. Beschreibungen von Natur und Befindlichkeiten, innere Monologe, Rückblicke usw. bremsen die Erzählung und können im schlimmsten Fall für Langeweile sorgen.

Du kannst völlig legitim die See-Szene schließen mit:

Sie seufzte auf. "Ich weiß, wie blöd das klingt, Dieter. Aber ich hab es einfach gründlich satt."

Und dann Schnitt, neue Szene.

Als sie am Gipfel ankamen, stand die Sonne bereits tief am Himmel. Dieter setzte sich auf einen Felsen und zog sein Päckchen Zigaretten hervor. "Kann verstehen, dass das alles schwer für dich war, Tina. Vielleicht habe ich deshalb so ein großes Geheimnis."
Sie legte den Kopf schief. "Geheimnis?"
"Ich bin nicht ganz ehrlich mit dir gewesen."


Usw.

Die zeitliche Lücke dürfte so gar nicht sonderlich auffallen.
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag03.04.2022 14:22
Re: Einzelne Handlungsteile miteinander verbinden
von Stefanie
Antworten mit Zitat

Kasimira hat Folgendes geschrieben:

Mein Problem ist, dass ich viele Dialoge schon gut ausgearbeitet habe. Aber irgendwie bringe ich es nicht hin, diese Dialog-Szenen sinnvoll miteinander zu verknüpfen.
Als Beispiel:
Die beiden Protagonisten besteigen einen Berg. Dort gibt es verschiedene Etappen wie z.B. einen See, bei dem die weibliche Hauptperson schildert, wie satt sie ihr Leben hat. Sie gehen weiter zum Gipfel, dort lässt die männliche Hauptperson die Wahrheit über seine Identität raus. Die Dialoge am See und auf dem Gipfel habe ich. Aber was mache ich zwischendrin?


Auf jede Aktion erfolgt eine Reaktion. Sie erzählt, er reagiert darauf. Sie brauchen einen Grund aufzubrechen. Vielleicht weiß er nicht, was er sagen soll, und drängt stattdessen zum Aufbruch.
Oder ein äußeres Ereignis erfordert eine Reaktion von ihnen. Wolken ziehen auf, sie müssen weiter, um die Schutzhütte nahe am Gipfel zu erreichen oder so. Auf dem Weg dahin Ortsbeschreibung mit Stimmung > sie hat ihr Leben satt, also beschreibst du zB schmutzigen Schnee oder sie kommen an den Überresten eines toten Tieres vorbei.
Oder aus seiner Sicht ermutigt ihn vielleicht die zunehmende freie Sicht, wenn sie höher kommen, sich ihr gegenüber zu öffnen.
Das kannst du sehr subtil machen mit entsprechend gewähltem Vokabular.
Warum besteigen sie denn den Berg?  Dieser Grund wird sie auch zum weitergehen bringen.
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wohe
Geschlecht:männlichKlammeraffe
W

Alter: 71
Beiträge: 632
Wohnort: Berlin


W
Beitrag03.04.2022 15:46

von wohe
Antworten mit Zitat

Hi Kasimira,

ich denke, SilkeE hat es schon auf den Punkt gebracht.
Es braucht nicht immer ein nahtlos ineinander über Gehen von Szenen (schreibt man Übergehen jetzt zusammen und groß? Keine Ahnung), man kann auch einzelne Abschnitte hinter einander stellen, wenn sich dazwischen nichts besonderes tut.
Wenn aber die Landschaft in Deinem Beispiel von Bedeutung ist (weil sie die Stimmung beeinflusst oder der Weg Protas besonders herausfordert - siehe Stefanies Beispiele), würde ich sie auch beschreiben.
Leider gibt es viele Bücher, in denen die Redundanz große Feste feiert. z.B. ... sie fuhren die yxyz-Straße bis zu zyx-Platz, umrundeten den Park zwischen dem yxz-Bezirk und ... Wenn diese Orte nicht dazu da sind, um ortskundige Leser zu binden oder man mit ihnen allgemein bekannte Bilder verbinden kann und sie relevant sind, ärgert so was nur.
Also: Mut zur Lücke.

MfG Wohe
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Kasimira
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 19



Beitrag03.04.2022 20:49

von Kasimira
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für eure Antworten. Es hat mir sehr geholfen.

Die Landschaft ist schon von Bedeutung, aber es passt nicht überall hinein, die Umgebung zu beschreiben. Von daher ist der Tipp mit Mut zur Lücke sehr hilfreich und das Textbeispiel von Silke zeigt mir gut, wie man es machen kann. Die Idee mit einem toten Tier gefällt mir auch, ich glaube, das baue ich noch ein wink.

 Daumen hoch²
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Andreas53
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Beiträge: 30



A
Beitrag04.04.2022 09:21
Re: Einzelne Handlungsteile miteinander verbinden
von Andreas53
Antworten mit Zitat

Kasimira hat Folgendes geschrieben:
Das Grundgerüst meiner Geschichte steht


Nein.

Eine Geschichte hat kein Grundgerüst und braucht auch keins. Ein Strickpullover, ein Vogelschwarm oder eine Tropfsteinhöhle entstehen ebenfalls ohne Grundgerüst. Warum sollte eine Geschichte eins brauchen?

Was aber eine Geschichte, wenn sie spannend sein soll, unbedingt braucht, ist ein Ziel, das die Hauptfigur hat. Warum sollte sie sonst handeln?

Die Hauptfigur MUSS etwas sagen, reden, diskutieren, überzeugen, den anderen umstimmen, Informationen geben und erhalten, Fragen stellen,  weil das notwendig ist, um ihr Ziel zu erreichen.

Wenn sie denn eins hat.

Grüße

Andreas
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F.J.G.
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Alter: 33
Beiträge: 1955
Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag04.04.2022 09:52
Re: Einzelne Handlungsteile miteinander verbinden
von F.J.G.
Antworten mit Zitat

Andreas53 hat Folgendes geschrieben:
Kasimira hat Folgendes geschrieben:
Das Grundgerüst meiner Geschichte steht


Nein.

Eine Geschichte hat kein Grundgerüst und braucht auch keins. Ein Strickpullover, ein Vogelschwarm oder eine Tropfsteinhöhle entstehen ebenfalls ohne Grundgerüst. Warum sollte eine Geschichte eins brauchen?


Ernsthaft jetzt? Shocked


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Andreas53
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Beiträge: 30



A
Beitrag04.04.2022 13:44

von Andreas53
Antworten mit Zitat

Ja, ernsthaft. Auch wenn meine Vergleiche blöd waren, wie ich zugebe.

Ich zitiere aus einem Blog:

Wenn man nach Romanstrukturen recherchiert, findet man ein unüberblickbares Chaos an Theorien. Und unter den Theoretikern herrscht keinerlei Einigkeit.

Da wird z.B. behauptet, ein Roman müsse „Drei Akte“ haben, wie ein Theaterstück. Und zwei „Plotpoints“, das sind zwei „Wendepunkte“ der Handlung.

Die seien angeblich „Pflicht“.

Und ob Sie es glauben, oder nicht, sogar ein überaus bekannter Autor mehrerer Schreibratgeberbücher behauptet allen Ernstes, ohne diese zwei Plotpoints am Ende des ersten und zweiten Akts funktioniere ein Roman nicht.

Wenn man aber in den ach so wichtigen Lehrbüchern nach dem Grund dafür sucht, findet man nur Gefasel, aber nicht die Spur einer logischen Begründung. Nichts. Null.

Ich kenne genügend Bestsellerromane und erfolgreiche Filme, die anders aufgebaut sind und trotzdem funktionieren.

Es gibt keine festgelegten Strukturen im Roman und Film. Jeder hat seine eigene Struktur.

Daran kann auch Syd Field nichts ändern.

Bei spannenden Romanen setzt sich die Hauptfigur meist am Anfang ein Ziel. Und gegen Ende des Roman erreicht sie es.

Bei einer Schatzsuche findet die Hauptfigur z.B. am Anfang eine Schatzkarte und setzt sich das Ziel, den Schatz zu finden. Am Ende findet sie ihn. Beim Krimi findet der Ermittler am Anfang eine Leiche und setzt sich das Ziel, den Mord aufzuklären. Am Ende klärt sie den Mord auf und überführt den Mörder.

Die Stelle, wo die Hauptfigur ihr Ziel erreicht, ist wichtig. Weil der Leser sich die ganze Zeit auf diesen Moment freut. Es ist der „Höhepunkt“. Mit ihm kommt das herbeigesehnte Gefühl der Erleichterung.

Wenn der Roman oder Film an der Stelle endet, ist es zugleich das „Happy End“. Falls er erst später endet, führt der Moment später zum „Happy End“.

Natürlich gibt es auch Romane, die kein Happy End haben. Aber die lese ich nicht.

Das Ziel sollte sich die Hauptfigur möglichst früh setzen. Logischerweise. Weil alles, was vor der Zielsetzung geschieht, langweilig ist. Langweilig sein MUSS. Weil erst dann, wenn die Hauptfigur ein Ziel hat, die eigentliche Handlung beginnt. Diese Zielsetzung setzt die eigentliche Handlung und Spannung in Gang.

Ich kenne eine Buchreihe, in der sich die Hauptfigur immer erst in der Mitte des Buches ein Ziel setzt. Bei diesen Büchern ist immer die erste Hälfte langweilig, und die zweite Hälfte spannend. Darüber habe ich mich als Leser, besonders in meiner Kindheit, oft geärgert. Und meine Kinder ebenso. Wenn Sie also wollen, dass der Leser sich ärgert, nur zu: Schreiben erst eine lange und breite Exposition. Der Leser langweilt sich dann eben die ganze Zeit. Wen juckt das schon. Das Buch kauft dann halt keiner.

Idealerweise kommt der Moment ganz am Anfang des Romans vor, am besten schon im ersten Satz. Genauso habe ich es bei meinem Buch gemacht.

Sie meinen, Figuren und Umgebung erst einzuführen, wenn die Handlung schon voll im Gange ist, sei schwierig? Ist es nicht. Mit genug Übung schaffen Sie das mühelos. Ohne Rückblende und ohne Infodump, versteht sich. Leser hassen Rückblenden und Infodumps.

Es gibt Romane, in denen der Höhepunkt erst auf der letzten Seite vorkommt. Kann man so machen, muss man aber nicht. Auch nach dem Höhepunkt gibt es in der Regel noch eine Menge Fragen, auf die der Leser eine Antwort möchte. Der Mörder kommt vor Gericht. Der Schatz wird nach Hause gebracht, wobei es vielleicht noch zu einer Verfolgungsjagd kommt, und dann wird fair geteilt. Es wird mit den Bösewichten abgerechnet. Entstandene Schäden werden wieder gut gemacht. Es wird gefeiert und von den Abenteuern erzählt.

Fazit:

Strukturen aus Lehrbüchern, insbesondere die „Drei Akte“ können Sie mitsamt den Lehrbüchern in die Tonne treten.

Wenn ich Unrecht habe, widersprechen Sie mir! Nennen Sie mir ein einziges Beispiel eines Romans oder Films, dessen Erfolg oder Misserfolg mit der richtigen oder falschen Verwendung von den Drei Akten oder den Plotpoints zusammenhängt.

Können Sie nicht!

Die einzig richtige Struktur kann nur die sein, die sich logisch ergibt.

Wenn meine Hauptfigur den entführten Hund retten will, den der Bösewicht gestohlen und in seinem Keller eingesperrt hat, ist es logisch, dass die Hauptfigur zuerst dort hin reisen muss, dann in den tiefsten Keller vordringen, und danach erst zurückreisen. In dieser Reihenfolge. Und dass der Bösewicht erst bei der Rückreise die Verfolgung aufnimmt. Das ergibt sich nicht aus einem Plan, sondern aus der Logik. Als ich das Kapitel mit der Hundebefreiung damals vor langer Zeit geschrieben habe, kannte ich das bekannte Muster der sogenannten „Heldenreise“ noch nicht. Um so größer war mein Erstaunen, als ich später die Heldenreise kennen lernte und feststellte, dass das Kapitel genau den Vorgaben der Heldenreise entsprach, mit allen oder nahezu allen zwölf Stationen und sogar nahezu in der richtigen Reihenfolge. Das ergab sich nicht daraus, dass ich einen Plan gemacht hatte anhand der Heldenreise. Wie gesagt, ich hatte keinen Plan, und ich kannte die Heldenreise nicht. Es ergab sich aus der Logik. Das ist auch der Grund, warum die uralten Mythen und Märchen meist dem Muster der Heldenreise entsprechen. Weil es logisch ist.

Fazit:

Sie müssen KEIN Lehrbuch über die Heldenreise lesen. Und auch nicht über drei Akte, über Schneeflocken oder was auch immer.

Die Struktur Ihres Romans ergibt sich aus der Logik.

Zitat-Ende.

Ich hoffe, es hilft dir. Wenn nicht, einfach ignorieren.

Grüße

Andreas
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Minerva
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Beitrag04.04.2022 14:44

von Minerva
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Andreas53 hat Folgendes geschrieben:
Ich kenne genügend Bestsellerromane und erfolgreiche Filme, die anders aufgebaut sind und trotzdem funktionieren.


Hallo, hast du dazu Beispiele?

LG


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F.J.G.
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Beitrag04.04.2022 14:49

von F.J.G.
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Andreas53 hat Folgendes geschrieben:
Ich hoffe, es hilft dir. Wenn nicht, einfach ignorieren.


Nö, ich ignoriere nicht. Ich widerspreche. Und zwar energisch!

Was hat der Blog-Autor, den du da zitierst, denn für eine Qualifikation?
Hat er schon Bücher geschrieben, die kein Grundgerüst hatten? Wenn ja, hatte er Erfolg damit?
Hat er schon Drehbücher vermittelt bekommen, denen die Plot Points fehlten? Wenn ja, welcher Produzent hat sich darauf eingelassen?

Sorry, aber ich finde es ganz schön mutig von jemandem, dessen einzige Qualifikation zu sein scheint, ein Blog zu bearbeiten, einem Syd Field noch Ratschläge geben zu wollen.

Wenn du mich fragst, ist dieses ganze Gebashe gegen bewährte und erfolgreiche Eigenschaften von Storytelling ein einziger Käse.

Kannst uns ja gern verraten, woher dieser Blog-Autor seine Qualifikation für so etwas nimmt.


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Andreas53
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Beitrag04.04.2022 20:02

von Andreas53
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Minerva hat Folgendes geschrieben:

Hallo, hast du dazu Beispiele?
LG

Die Bücher der Reihe "Fünf Freunde" werden erst nach der Hälfte spannend. Das auslösende Ereignis liegt in der Mitte. Der erste Akt, die Exposition, wenn man es so nennen mag, ist viel länger, als in den Ratgebern genannt. Bei Harry Potter ist es umgekehrt, da liegt das auslösende Ereignis ganz am Anfang oder sogar davor, ohne dass vorher eine Exposition erfolgt. Trotzdem sind beide Buchreihen sowohl spannend als auch erfolgreich. Der Film "Zurück in die Zukunft" hat gleich mehrere Höhepunkte, einer davon recht früh. "Aschenbrödel" hat einen Höhepunkt, der erst nach dem Ende des Films kommt, und den man nicht sieht, sich aber denken kann. Citizen Kane hat einen Höhepunkt exakt am Ende. Man kann in den Büchern und Filmen klar und deutlich Wendepunkte erkennen, und die sind definitiv nicht immer an den gleichen Stellen, und auch nicht da, wo sie nach Angaben der bekannten Ratgeber zwingend sein sollen. Man kann natürlich immer irgendwelche Plotpoints und Akte hineininterpretieren, die gar nicht existieren.
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Andreas53
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Beitrag04.04.2022 20:05

von Andreas53
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Hallo!

[quote="Kojote"]
Andreas53 hat Folgendes geschrieben:
Syd Field noch Ratschläge geben zu wollen.

Von "Ratschläge geben" war keine Rede.

Trotzdem kann ich deinen Ärger verstehen. Tut mir leid, dass ich dich provoziert habe.

Grüße

Andreas
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Minerva
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Beitrag04.04.2022 20:25

von Minerva
Antworten mit Zitat

Andreas53 hat Folgendes geschrieben:
Minerva hat Folgendes geschrieben:

Hallo, hast du dazu Beispiele?
LG

Die Bücher der Reihe "Fünf Freunde" werden erst nach der Hälfte spannend. Das auslösende Ereignis liegt in der Mitte. Der erste Akt, die Exposition, wenn man es so nennen mag, ist viel länger, als in den Ratgebern genannt. Bei Harry Potter ist es umgekehrt, da liegt das auslösende Ereignis ganz am Anfang oder sogar davor, ohne dass vorher eine Exposition erfolgt. Trotzdem sind beide Buchreihen sowohl spannend als auch erfolgreich. Der Film "Zurück in die Zukunft" hat gleich mehrere Höhepunkte, einer davon recht früh. "Aschenbrödel" hat einen Höhepunkt, der erst nach dem Ende des Films kommt, und den man nicht sieht, sich aber denken kann. Citizen Kane hat einen Höhepunkt exakt am Ende. Man kann in den Büchern und Filmen klar und deutlich Wendepunkte erkennen, und die sind definitiv nicht immer an den gleichen Stellen, und auch nicht da, wo sie nach Angaben der bekannten Ratgeber zwingend sein sollen. Man kann natürlich immer irgendwelche Plotpoints und Akte hineininterpretieren, die gar nicht existieren.


Ja klar, natürlich passt nicht immer alles haargenau. Aber die 3 Akte beschreiben im Grunde ja nur, was in etwa passiert und wie es sich hochschaukelt und zum Ende kommt. Es gibt ja auch den 5-Akter etc. Das sind ja nur Modelle.
Widerstände werden ja in der Regel größer bei der Zielerreichung, wenn sie kleiner würden, funktioniert es nicht (Ausnahme bestätigen die Regel.)
Zur Orientierung würde ich solche Schemata aber immer verwenden, vor allem, wenn man noch nicht so viel Erfahrung hat.


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minka
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Alter: 46
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Beitrag06.04.2022 00:12

von minka
Antworten mit Zitat

Andreas53 hat Folgendes geschrieben:

Und ob Sie es glauben, oder nicht, sogar ein überaus bekannter Autor mehrerer Schreibratgeberbücher behauptet allen Ernstes, ohne diese zwei Plotpoints am Ende des ersten und zweiten Akts funktioniere ein Roman nicht.


Wie du richtig sagst, braucht eine spannende Geschichte einen Protagonisten, der ein Ziel verfolgt. Aber das Ziel muss dem Leser erst mal nahegebracht werden.
Wie du sagst, mögen die Leser keinen Infodump. D.h. es ist nicht sehr effektiv, wenn man dem Leser am Anfang erklärt, warum der Prota das Ziel hat. Effektiver ist es, wenn man den Leser live dabei sein lässt, wenn der Prota sein Ziel fasst, damit sich der Leser mit ihm verbünden kann. Dazu braucht es ein auslösendes Ereignis, das dazu führt, dass der Prota eine Entscheidung trifft, sprich sich sein Ziel setzt. Und wenn er gut ist, dann erreicht er das Ziel am Ende auch.
Und jetzt sehen wir uns mal die 3-Akt-Struktur an:

1. Akt: Auslösendes Ereignis
Plotpoint 1: Prota beginnt, sein Ziel zu verfolgen
2. Akt: Prota verfolgt sein Ziel, dabei überwindet er Hindernisse und Konflikte
Plotpoint 2: Prota schafft es, sein Ziel zu erreichen
3. Akt: Happy End
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Levo
Klammeraffe
L


Beiträge: 869



L
Beitrag06.04.2022 07:37

von Levo
Antworten mit Zitat

Zitat:
Wenn man nach Romanstrukturen recherchiert, findet man ein unüberblickbares Chaos an Theorien. Und unter den Theoretikern herrscht keinerlei Einigkeit.

Zitat:
Bei spannenden Romanen setzt sich die Hauptfigur meist am Anfang ein Ziel. Und gegen Ende des Roman erreicht sie es.

Genau.
Das Grundgerüst einer Story ist immer: Anfang, Mittelteil, Ende.
Die Erzählstrukturen 3 Akte, 5Akte, Save the Cat, 7Plotpoints etc sind immer dasselbe Prinzip, immer weiter aufgedröselt, um jeweils "Geländer" für schwankende Erzähler zu bieten. Einiger kann man fast nicht sein. Die sind nicht erdacht, sondern aus erfolgreichen (lange tradierten) Storys abgeleitet.

Diese Erzählform scheint uns Menschen die natürliche zu sein. Die steckt so in uns, dass man sie sogar durcheinanderwerfen kann, wir bauen sie wieder richtig zu einer solchen Struktur um, und sei es nur in Gedanken:
Zitat:
Nennen Sie mir ein einziges Beispiel eines Romans oder Films, dessen Erfolg oder Misserfolg mit der richtigen oder falschen Verwendung von den Drei Akten oder den Plotpoints zusammenhängt.

"Memento" von Christopher Nolan und "21 Grams" von Alejandro G. Iñárritu.
Die Filme bestehen aus kurzen Fragmenten, die in der richtigen Reihenfolge eine stringente, spannende Story nach Schema F erzählen würden, sie laufen aber durcheinander und z T in unterschiedliche Richtungen auf dem Zeitstrahl. Weil der Zuschauer den typischen Aufbau einer Story kennt, schafft er es, die Story zu rekonstruieren.
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PaulaSam
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Beiträge: 561
Wohnort: Regensburg


Beitrag06.04.2022 13:10

von PaulaSam
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Ich kann verstehen, dass so mancher Autor sich von der Flut an Schreibweisheiten überrannt fühlt und sich deshalb zuweilen in eine Abwehrhaltung flüchtet. Das ist vollkommen natürlich. Allerdings sind nicht alle scheinbar sinnlos referierenden Texte tatsächlich allein zum Zwecke der Selbstdarstellung verfasst. Manchmal stecken auch Fakten dahinter, die sich nur nicht in der Gänze erklären lassen, aber dennoch tatsächlich da sind. Plottsysteme wurden nicht "erfunden", um Autoren ein gleichgeschaltetes Denken anzutrainieren. Sie wurden mittels umfangreicher Analysen von vorhandener, erfolgreicher Literatur "erkannt". Warum gerade die dort verwendete Struktur beim Puplikum so erfolgreich ist, weiß man nicht, aber man weiß, dass sie funktioniert. Denn das tut sie schon seit Jahrtausenden. Und ja, wenn man sich Mühe gibt, erkennt man in jeder erfolgreichen Geschichte eine 3-Akt-Struktur mit zwei Wendepunkten. (Auch in deinen Beispielen) Aber natürlich kann man sie auch mit Mühe nicht erkennen. Das ist lediglich eine Frage der Herangehensweise bzw. Offenheit, keine Frage von Richtig oder Falsch, denke ich.

Allerdings sollte man Plotsysteme auch in der Gänze verstehen können. Eine Heldenreise benutzt nicht zwingend den richtigen Terminus für jede Art von Geschichte. Der Auslöser zum Beispiel muss nicht in jedem Fall ein äußeres Ereignis sein, das die Hauptfigur(en) zum Handeln und damit zum "Aufbruch" zwingt. Es können auch innere Beweggründe sein wie z. Bsp. eine Erkenntnis, eine plötzlich aufkeimende Sehnsucht oder ein beängstigender Traum. Ohne irgendeinen Auslöser aber, gäbe es keinen Grund für die Hauptfigur, ein schwieriges Ziel zu verfolgen und damit auch keinen Grund für den Erzähler/Autor, die Geschichte überhaupt zu erzählen. Oder erst hunderte Seiten lang zu schwafeln, um dann im letzten Drittel mal eben schnell Auslöser, Zielsetzung, Kampf und Happy End (Erfolg) oder Bad End (Misserfolg) zu erfahren? Das tun sich wohl nur die wenigsten an. Auch ein Moment, an dem alles verloren scheint, ist zwingend nötig. Warum sonst sollte der "Held" nun endlich all seine Kraft mobilisieren und sein im Laufe der Geschichte gewonnenes Wissen in die Waagschale legen? Braucht er das nicht, wäre das gesetzte Ziel wohl zu unbedeutend, um seinen Helden dafür durch die Hölle (auf die Reise) zu schicken.

LG Sam
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Grim
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Beiträge: 280



Beitrag18.04.2022 14:31

von Grim
Antworten mit Zitat

Zitat:
Nein.

Eine Geschichte hat kein Grundgerüst und braucht auch keins. Ein Strickpullover, ein Vogelschwarm oder eine Tropfsteinhöhle entstehen ebenfalls ohne Grundgerüst. Warum sollte eine Geschichte eins brauchen?

Was aber eine Geschichte, wenn sie spannend sein soll, unbedingt braucht, ist ein Ziel, das die Hauptfigur hat. Warum sollte sie sonst handeln?

Die Hauptfigur MUSS etwas sagen, reden, diskutieren, überzeugen, den anderen umstimmen, Informationen geben und erhalten, Fragen stellen,  weil das notwendig ist, um ihr Ziel zu erreichen.

Wenn sie denn eins hat.


Ich denke, Kasimira meinte mit Gerüst Plot. So ähnlich wie sie habe ich es auch gemacht, also angefangen zu schreiben und dann nebenher immer mehr in die Zukunft geplottet, bis man alles (wenn noch nicht geschrieben, dann zumindest bojenmäßig) geplottet hatte. Aber durchwegs ohne Plotgerüst zu schreiben und zu hoffen, dass Logik daraus schon eine gute Geschichte machen wird, halte ich für keine gute Idee.
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Kasimira
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Beiträge: 19



Beitrag20.04.2022 14:19

von Kasimira
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Ja, Grim, genau so meinte ich es.
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PaulaSam
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Beiträge: 561
Wohnort: Regensburg


Beitrag23.04.2022 11:21

von PaulaSam
Antworten mit Zitat

Grim hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Nein.

Eine Geschichte hat kein Grundgerüst und braucht auch keins. Ein Strickpullover, ein Vogelschwarm oder eine Tropfsteinhöhle entstehen ebenfalls ohne Grundgerüst. Warum sollte eine Geschichte eins brauchen?

Was aber eine Geschichte, wenn sie spannend sein soll, unbedingt braucht, ist ein Ziel, das die Hauptfigur hat. Warum sollte sie sonst handeln?

Die Hauptfigur MUSS etwas sagen, reden, diskutieren, überzeugen, den anderen umstimmen, Informationen geben und erhalten, Fragen stellen,  weil das notwendig ist, um ihr Ziel zu erreichen.

Wenn sie denn eins hat.


Ich denke, Kasimira meinte mit Gerüst Plot. So ähnlich wie sie habe ich es auch gemacht, also angefangen zu schreiben und dann nebenher immer mehr in die Zukunft geplottet, bis man alles (wenn noch nicht geschrieben, dann zumindest bojenmäßig) geplottet hatte. Aber durchwegs ohne Plotgerüst zu schreiben und zu hoffen, dass Logik daraus schon eine gute Geschichte machen wird, halte ich für keine gute Idee.

Kasimira hat Folgendes geschrieben:
Ja, Grim, genau so meinte ich es.


Also braucht eine Geschichte eben doch ein Gerüst, ganz egal ob als Bojen- oder Detailplot und egal, ob vorher oder währenddessen konstruiert. Ohne Strukturgerüst (Plot) ist eine Romangeschichte über mehrere hundert Seiten kaum zu überblicken, geschweige denn bis ins Detail kausal und logisch zu "lenken".

LG Sam
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Ralphie
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Beitrag23.04.2022 11:45

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Ich habe meinen Roman ganz ohne Plot geschrieben, und das sind immerhin 1436 Seiten. Allerdings hatte ich den Schluss von Anfang an im Kopf.
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