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Achtzehntes Kapitel


 
 
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Andi Fontäne
Eselsohr

Alter: 37
Beiträge: 268



Juan, der Bodyguard
Beitrag29.05.2015 19:46
Achtzehntes Kapitel
von Andi Fontäne
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Kapitel 18

Als ich wieder zu Bewusstsein kam, lag ich auf der Rückbank der Limousine und meine Hände und Füße waren mit dicken Seilen verknotet. Ich sah mich um und an einem Fenster klebte zu meiner Überraschung ein großer, grauer Tintenfisch.
„Hübsches Kerlchen“, dachte ich.
Ich sah mich um und mein geschulter Verstand fügte mit der gängigen Akribie alle Informationen zusammen und sofort war mir klar, was passiert war: Man hatte versucht mich klammheimlich zu ermorden, eine Unverschämtheit!
Da! Eine Schreibe zersprang und Wasser flutete das Wageninnere. Nun war es Zeit zu handeln. Mit den bloßen Zähnen biss ich in Sekundenschnelle die Fesseln durch und verließ das sinkende Automobil durch die zerbrochene Scheibe. Mit ein paar eleganten Ruderbewegungen war ich binnen Sekunden an der Wasseroberfläche und tanzte vergnüglich mit den Wellen auf und ab, es war leichter Seegang.

Nun war Orientieren angesagt. In der Ferne das leise Summen einer Autobahnstrecke. Ich joggte durch die kühle Nachtluft und stoppte das nächstbeste Gefährt. Eine Mutter mit einem etwa drei Jahre alten Balg auf der Rückbank sah mich fragend an.
„Was ist denn mit Ihnen passiert?“
Ich hielt mich nicht lange mit Erklärungsversuchen auf, sondern setzte mich gleich auf den Beifahrersitz und befahl:
„Losfahren, oder es knallt, junge Frau!“
Die Frau setzte mit gerunzelter Stirn den Wagen in Bewegung, als das Balg auf der Rückbank begann in unerträgliches Geheul auszubrechen.
„Ist ja gut, mein Kleiner. Mami gibt dir gleich ein Bonbon!“, versuchte die Mutter es zu beruhigen, doch es nützte nichts, das verzogene Gör erdreistete sich in unerträgliches Geplärre auszubrechen. Ich wand mich zur Frau:
„Können Sie nicht … irgendwas tun?“
„Da kann man nichts machen, wenn der kleine Jan-Lukas um diese Zeit noch wach wird, dann ist er ganz schön quengelig.“
„Das ist ja zum aus der Haut fahren. Wie halten Sie das nur aus jeden Tag?“
Plötzlich fühlte die junge Mutter sich irgendwie beleidigt.
„Was soll das denn heißen? Kinder sind unsere Zukunft!“
Das Kind schrie:
„Wääähhh … will Chicken Wings haben!“
Ich hielt mir die Ohren zu.
„Was will das blöde Kind denn?“, schrie ich.
„Es will Chicken Wings!“
„Chicken Wings?“
„Von KFC“
„Ja, Himmel Herrgott, dann geben Sie ihm doch welche von diesen Chicken Wings!“
„Woher soll ich die denn nehmen? Ich habe keine!“
Ich drehte mich zu dem Kind um.
„Deine Mutter hat keine Chicken Wings, Junge!“
„Wääääähhh, will aber … Chicken Wings!“
Kreissägen gleiche Geräusche drangen aus dem frechen Mund. Plötzlich tauchte vor uns ein KFC auf.

Wir hielten auf dem Parkplatz und ich stürmte noch tropfnass in den Laden. Eine lange Schlange dumm wartender Raststättenbesucher versperrte mir den Weg zur Theke. Ich schubste die Meute zur Seite und kämpfe mich zum Schalter vor, hinter dem mich ein Headset tragender, verpickelter Teenager gelangweilt anglotzte.
„Los, du Pfeife, ich brauche ne Packung Chicken-Wings! Das ist ein Notfall!“, brüllte ich.
„Unverschämter Kerl!“, rief einer von hinten, da schleuderte ich sogleich, ohne mich umzudrehen, meine Faust einmal zurück – RUMS! – dann war Ruhe!
„Das macht 2,90“, gähnte mich der Teenager an.
Ich grub in meinen nassen Taschen und klatsche einen durchgeweichten Zehner auf die Theke. Er zog die Augenbrauen hoch.
„Sir, ihr Geld ist nass!“
„Ja und?“
„Ich darf kein Geld annehmen, das nass ist.“
Ruckartig griff ich den blöden Kerl am Kragen und zog ihn über die Theke, dass er mit seinen dünnen Beinen in der Luft strampelte, dann nahm ich den nassen Schein und klatschte ihm ihn auf seine fleckige Stirn, sodass er dort kleben blieb und hauchte in sein Gesicht:
„Gib … mir … die Chicken Wings!“
Der Junge tat, wie ihm befohlen und ich stampfte mit einer fetttriefenden Tüte paniertem Hühnerfleisch aus dem Mistladen. Zurück im Auto, schmiss ich dem Balg das Zeug an den Kopf und sogleich machte sich das kleine Wesen schlingend und schmatzend darüber her. Dankbar fiel mir die Mutter um den Hals, dann setzte sie das Auto wieder in Bewegung.

Die nächste Stadt war eine Weile entfernt. Ich kurbelte den Sitz etwas zurück und versuchte ein wenig zu schlafen.
„Möchten Sie, dass ich das Radio einschalte?“, fragte die junge Frau, „Oder eine Kassette?“
Ich überlegte.
„Haben Sie was von Cher?“
„Oh, aber natürlich!“
„Ich steh auf Cher!“
„Ich auch“
Sie kramte eine Kassette aus dem Handschuhfach und der Kassettenplayer raunte und knackte und dann kam dieses Lied, wo die Cher von diesem Zigeunermädchen singt.
I was born in the wagon of a travellin' show
My mama used to dance for the money they'd throw
Was für ein Song! Die Frau tippte zuerst mit den Händen auf dem Lenkrad den Rhythmus mit, dann sang sie und schließlich sangen wir beide.
Als der Song zu Ende war, fragte sie mich schließlich mit einem Blick zu dem mittlerweile schlafenden Kind:
„Und, wollen Sie auch mal welche haben?“
Ich legte nachdenklich den Kopf nach links, dann nach rechts.
„Sicher, Kinder brauchen ja auch Schutz.“
„Haben Sie eine Frau?“
„Nein“, sagte ich.
„Eine Freundin?“
„Negativ.“
„Mh, Sie armer Kerl. Haben Sie denn niemanden in Ihrem Leben der Ihnen wichtig ist?“
„Doch … vielleicht …“
„Und wer?“
„Madonna“, sagte ich ernst und sie lachte, weil sie wohl dachte, ich spinne. Dann sagte sie:
„Ich mach Ihnen jetzt mal die Heizung an, damit Sie schnell wieder trocken werden. Sie holen sich ja noch den Tod!“
„Madonna“, wiederholte ich in meinen Gedanken. Aber wo war Madonna eigentlich?

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