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Constantine
Bücherwurm

Beiträge: 3512
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firstoffertio
Show-don't-Tellefant

Beiträge: 6083 Wohnort: Irland
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 28.05.2015 22:57
von firstoffertio
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Die nächsten zwei Wochen werde ich wenig Zeit für Computer haben. Deswegen heute noch ein Kurzkommentar von mir.
Das ist eigentlich paradox, nicht? Zumindest ab Strophe 3.
Für den Sinn der besonderen Schreibung einzelner Wörter bräuchte ich mehr Zeit.
Ein interessanter Ansatz in diesem Gedicht, das für mich die Wahrheit und Relevanz des Erinnerns/Erinnerten in Frage zu Stellen scheint.
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keinort.nirgends Wortedrechsler

Beiträge: 69
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 28.05.2015 23:52
von keinort.nirgends
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Hmm. Hm. Das gefällt mir in Ausschnitten! Allerdings diktiert mir hier die graphische Idee ("ge_wartet_träumt_ruht" usw.) zu sehr den Inhalt. Den letzten Vers finde ich in der Stellung hier deutlich zu plakativ und er kommt ja auch absolut unvermittelt: Wird doch im gesamten Gedicht sehr die (Nicht-)Vergangenheit des Lyrischen Ichs verhandelt und der Fokus ruht absolut auf dessen Innensicht. Da ist zu keinem Zeitpunkt von einem text-immanenten Lyrischen Du die Rede. Wenn dann am Ende so eine spontane Wendung und so ein plötzliches Auftauchen eines Dus geschieht, beziehe ich das oft ganz automatisch auf mich selbst. Der Text bzw. der Schlusssatz richtet dann auf diese Weise explizit das Wort an mich und verkommt für mich zu einem plumpen Slogan, den ich so in einem Werbespot hören könnte ("Wann entscheidest auch du dich für den Testsieger?!" (überspitzt)).
Außerdem finde ich das Ganze auffallend metaphernleer. Das tertium comparationis, also die Verbindung von Sach- und Bildteil einer Metapher, das dadurch gewissermaßen eine "dritte Realität" schafft, brauche ich eigentlich gar nicht suchen. Weil ich das Gefühl habe, dass hier eigentlich nur der Sachteil vorhanden ist.
Soweit erst einmal! Vielleicht melde ich mich später noch einmal.
Grüße!
Kein Ort. Nirgends
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Gefühlsgier
Eselsohr
 Alter: 29 Beiträge: 438
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 29.05.2015 15:51
von Gefühlsgier
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Mir fällt es wirklich schwer, mich zu dem Stil der hier eingestellten Texte zu äußern. Das möchte ich lieber anderen überlassen und sowohl zu diesem als zu den anderen Beiträgen die inhaltlichen Eindrücke schildern, die ich beim Lesen bekommen habe, sowie im Anschluss ein kleines Fazit geben, woran man bei mir hier in etwa ist.
ich mag es, wie das Leben des LI hier chronisch von oben nach unten beschrieben wird. Besonders gelungen finde ich die Spiele mit den Vorsilben, z.B:
Zitat: | ge_übt_lernt_spickt zu haben
nicht ans ver_setzen_petzen |
Ich lese die Zeilen immer wieder und es wirkt und arbeitet in mir. Es fasziniert mich, dass du schreibst, dass dein LI sich(sinnigerweise) nicht an seine ersten Minuten erinnern kann, aber auch nicht an weitere Erlebnisse in seinem Leben, von ihnen eine prägenden Charakter haben, sodass sie meisten Menschen sich wohl an diese Erfahrungen erinnern.
Leider fehlen mir jetzt weitere Worte. Nicht etwa, weil der Text nichtssagend ist. Ganz im Gegenteil, er sagt so viel. Als Leser könnte man den Eindruck bekommen, das LI hätte aufgrund fehlender (oder teils auch wahrscheinlich verdrängter) Erinnerungen nichts zu sagen, aber man kann eben nicht nicht kommunizieren.
Die Sache mit der Bewertung war für mich sehr eng, die Grenzen fließend. Ich habe lange überlegt, viele meiner ersten Eindrücke korrigiert, einiges abgewogen...aber das war es letztendlich für mich.
sehr gerne gelesen!
_________________ "Exhaustion pays no mind to age or beauty. Like rain and earthquakes and hail and floods."
Haruki Murakami - "Dance Dance Dance"
~
Some people live in Hell
Many bastards succeed
But I, I've learned nothing
I can't even elegantly bleed
out the poison blood of failure
"Swans - Failure"
~
semidysfunktional |
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Literättin
Exposéadler
 Alter: 57 Beiträge: 2078 Wohnort: im Diesseits
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 30.05.2015 11:30
von Literättin
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Jetzt habe ich bei diesem Text doch einmal die Bedeutung des Unterstriches gegoogelt und bin immer noch nicht schlauer, was seine Verwendung in lyrischen Texten bedeuten könnte - zumal dieser hier in diesem Gedicht in regelrecht zerhackt und neu zusammengesetzten Schlangenwörtern auftaucht und zumindest meinen Lesefluss derart ins Stolpern bringt, dass ich mich nicht wirklich mit dieser Art Verwendung anfreunden kann (woanders allerdings auch nicht).
Ein Bindestrich hätte hier im Prinzip denselben Effekt: zerstückelte Worte neu zusammenbinden, hätte natürlich keinen so Aufmerksamkeit fordernden Anstrich, sondern sähe eben nur nach dem aus, was er ist: ein Bindestrich.
Und hier? Ich weiß es einfach nicht. In anderen Zusammenhängen dient er als Platzhalter, als Leertaste, zum kursivieren, als Eingabefeldmarkierung, als sonst was, was hier auch im Übertragenen Sinn nicht hineinpasst.
Ich nehme ihn also als Bindestrich und so gelesen stört er mich genauso wie der Unterstrich.
Aber ich habe hier auch insgesamt einige Schwierigkeiten mit diesem Gedicht. Die Aufzählung des nicht erinnerten erscheint mir eher unspektakulär und mir erschließt sich der Clou der Negation in diesem Zusammenhängen nicht. So kann ich auch der Aufforderung zum Schluss, mich an mein nicht Erinnertes zu erinnern nicht folgen, da ich bis dahin die Lust am Nichterinnern verloren habe.
Was mir gefällt, sind Verknüpfungen wie gut-miserable Schulzeit oder erfüllt-miese Kindheit - da stecken in sich vereinte Gegensätze drin, aus denen was hätte werden können. Dagegen wirkt der Rest wie eine etwas willkürliche Wortspielerei ohne in mir viel zu bewegen.
Und es ist natürlich möglich, dass andere das ganz anders empfinden und diesem Nichterinnern eine innere Bewegung entnehmen, die mir leider entgeht.
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Einar Inperson
Reißwolf

Beiträge: 1742 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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 31.05.2015 12:54
von Einar Inperson
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Hallo du, irgendwo in Raum und Zeit,
derdie nicht vergessen kann und doch so gerne möchte maches vieles alles und vielleicht auch wieder nicht, weil ersie sonst auch sich vergessen müsste.
Und derdie du doch vergessen hast, was nicht hätte vergessen werden sollen. Ein Gedicht über das Nichtsagen von was hätte sollte sagenswert ist.
Ein Gedicht, das die Gimmicks, Verzeihung dafür, nicht gebraucht hätte.
Meine Entschuldigung enthält 12 Punkte-
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Mardii Stiefmütterle
 Alter: 63 Beiträge: 1837
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 31.05.2015 14:34
von Mardii
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Hallo Lyriker/in,
das Gedicht beschwört die Erinnerungslosigkeit an die Etappen eines oder vieler Leben. Es ist ein Blues, ein melancholisches Lied, in dem gerade das beschrieben wird, was als Erinnerungslosigkeit bezeichnet wird. Der Sänger erinnert sich eben doch und vielleicht bereut er das Durchschnittliche seines Lebens, aber auch das Gegenteil kann der Fall sein.
Am Ende steht die Aufforderung an ein Du, nun seine Nichterinnerung aufzuführen, in Erwartung, dass es vielleicht etwas anderes sein mag, als die eigenen Erinnerungen.
Vielleicht steht dahinter Trotz aus der Sicht des Endes, denn es sind zum Teil schöne Erinnerungen, Alltägliches und Anekdoten aus einem Leben, die nicht erinnert werden wollen.
Vielleicht bedeutet dieses Nicht-erinnern-wollen eine Abkehr vom Leben und Hinwendung zum Tod.
Der Text ist gut komponiert, ergibt aber nicht viele Perspektiven.
lg Mardii
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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BlueNote
Stimme der Vernunft

Beiträge: 7562 Wohnort: NBY

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 31.05.2015 18:09
von BlueNote
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Dein Gedicht gefällt mir sehr sehr gut, bis auf den Schlussvers. Vor allem die verkürzte Grammatik (ge_saugt_schmatzt_schlafen) finde ich sehr originell. Der Grund des Nicht-Erinnerns könnte genannt werden und würde das Gedicht meiner Meinung nach besser machen. Das Thema des Nicht-Erinnerns, des Auslöschens eines (des eigenen) Lebens aus der Erinnerung könnte noch viel weiter ausgelotet werden. Dennoch ist mir diese Themenumsetzung eine hohe Punktzahl wert.
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Rainer Zufall
Klammeraffe
 Alter: 69 Beiträge: 826
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 02.06.2015 08:54
von Rainer Zufall
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Das ist gut!
Aus Zeitgründen kein weiterer Kommentar.
Viele Grüße von Zufall.
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Lionne
Eselsohr
 Alter: 48 Beiträge: 465
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 02.06.2015 21:07 Re: ex uterus[ ]blues von Lionne
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"Woran erinnerst du dich nicht?" Eine Frage, die nicht wirklich zu beantworten ist. Und gerade deshalb wirkt sie eindringlich und lässt mich fast automatisch in meinen Erinnerungen kramen.
Weshalb erinnert dein LI sich nicht? Klar, die negativen Dinge möchte man verdrängen, aber da ist doch auch viel Schönes.
Was bleibt, wenn die Erinnerungen fehlen? Was bezweckt das LI mit dieser Frage?
Was mich beim lesen leicht störte, sind die verzerrten Wörter. Vermutlich lese ich falsch, aber diese Wörter bringen mich aus dem Rhythmus.
Alles in allem hat mir dieser Text ganz gut gefallen. Diese zusammengefassten Wörter wirken verspielt und lassen sich geschmeidig lesen.
_________________ Wenn wir in uns selbst ein Bedürfnis entdecken, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, dann können wir daraus schließen, dass wir für eine andere Welt erschaffen sind.
C.S. Lewis |
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tronde Klammeraffe
T
Beiträge: 540
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T 03.06.2015 23:49
von tronde
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Hallo!
Copy-Paste: Da bin ich altbacken: bei durchgehender Kleinschreibung und fehlender Zeichensetzung muss ich an linksextremistische Bekennerbriefe denken und ärgere mich immer über die Leseerschwernis. Der Inhalt soll mich zum Genau-Lesen zwingen, nicht die Form. Paste-Copy.
Und trotzdem verspürte ich so einen Sog, weiterzulesen, welche Momente noch nicht erinnert werden. Die lebensumspannenden Zeiträume werden gut dargestellt durch die typischen Momente. Was mir dann wohl sympathisch ist, weil es ein ähnlicher Ansatz zu meinem Versuch ist.
Die _-Verbindungen mag ich.
8 Punkte
Grüße
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Constantine
Bücherwurm

Beiträge: 3512
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 04.06.2015 02:23
von Constantine
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Ich erinnere mich nicht dieses Gedicht geschrieben zu haben.
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MrPink
Lyromane
 Alter: 52 Beiträge: 2797 Wohnort: Oberbayern
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 05.06.2015 10:49
von MrPink
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Sorry,
hab es leider sehr eilig, bin spät dran und überhaupt..
MrPink:
seven points
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
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crim
sex, crim & rock'n'roll

Beiträge: 1328 Wohnort: München

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 05.06.2015 20:24
von crim
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Formal extravagant. Aufbau von Bildern durch Verneinung ist schlau, erinnert mich an ein Gedicht von Brinkmann. Ich werde nicht vollends warm hiermit, wahrscheinlich weil mir das Lesen künstlich erschwert wird, aber Punkte gibt es trotzdem noch.
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Lorraine
Klammeraffe

Beiträge: 717 Wohnort: France
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 05.06.2015 22:59
von Lorraine
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Hallo
Für Analysen und Kommentare ist leider keine Zeit. Alle Texte habe ich mit großem Interesse mehrfach gelesen. Beste Grüße,
Lorraine.
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anderswolf
Reißwolf

Beiträge: 1082
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 06.06.2015 00:12
von anderswolf
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Das faszinierende an diesem Gedicht ist das, was sich am schnellsten abnutzt, nämlich das Erstaunen über das Gehirn, das aus den Unterstrichworten eigene Wortbildungen liest. Überhaupt sind die Unterstrichworte toll, denn sie deuten die Gleichzeitigkeit der Realitäüten an, ohne sie wirklich darzustellen.
Darüber hinaus aber bleibt wenig außer der Frage, welche Bedeutung die Sperrung der Erinnerung bzw. die gesperrte Formatierung des Wortes hat, denn lyrischer Mehrwert ergibt sich daraus erst mal nicht. Und leider evoziert auch die grundsätzlich gestellte Frage "Woran erinnerst Du Dich nicht?", die ja schon eine interessante ist, keine weitere Beschäftigung mit dem Inhalt des Textes.
Ergo: Null Punkte.
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finis Klammeraffe
F
Beiträge: 631 Wohnort: zurück
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F 06.06.2015 10:34
von finis
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Hey.
Dein Gedicht sticht schon allein optisch hervor. Mir gefällt die Wellenbewegung der Verse, die mit Inhalt und Rhythmus harmoniert.
Das Vergehen der Zeit lässt die Erinnerung verblassen. Augenblicke, Erlebnisse, die einmal bedeutsam waren, werden so sehr in den Hintergrund verlieren, dass sie völlig verloren gehen, ihr Wert abhanden kommt.
Der Blues, der beginnt sobald man den Mutterleib verlassen hat: alle Lebensabschnitte fallen mit der Zeit der Bedeutungslosigkeit anheim.
Mir gefallen Deine Aufzählungen: das Verschmelzen von Worten. Das ist wirklich sehr geschickt gemacht und rundum in sich stimmig.
Schön finde ich dann auch den Schluss mit der direkten Leseransprache: Und Du? Der Aufruf zur Selbstreflexion. Insgesamt wirklich sauber gearbeitet.
Sehr gern gelesen. LG.
finis
_________________ "Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky) |
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Zinna
schweißt zusammen, was

Beiträge: 1732 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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 06.06.2015 18:37
von Zinna
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Hallo Inko,
die Zeit war knapp zum schreiben und kommentieren, passt ja zum Thema. Irgendwie.
Ich bitte um Verzeihung, dass meine Kommentare diesmal besonders kurz ausfallen.
Da hat es aber jemand schwer, wenn er im Bluesmodus zurück blickt bis zu dem Moment, als er die Welt betrat. Warum auch immer, er erinnert sich ja nicht.
Von der Sache her mag ich das Gedicht, auch seinen Ton.
Das Zusammenfassen mittels der Unterstriche finde ich gut gemacht, die vielen gedehnt geschriebenen Worte weniger.
Das und die mir zu ausgedehnten Aufzählungen, woran sich das LI alles NICHT erinnert finde ich etwas zu viel des Guten.
LG
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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lilli.vostry Wortschmiedin

Beiträge: 1223 Wohnort: Dresden
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 07.06.2015 02:16 aw: ex uterus ()blues von lilli.vostry
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Hallo,
von der Grundidee gefällt mir dieser doppeldeutig, wortspielerische Lebensrückblick, der mehrere Lesevarianten zulässt, wenn es auch den Lesefluss recht erschwert durch die nicht- oder mitgelesene Verneinung und extra hervorgehobene "ich", "mich" usw. Das ist wohl auch der Wiederholungs-Vorgabe geschuldet und nicht immer entsteht dabei ein neuer Wortsinn.
Im vorletzten Vers verstehe ich nicht die Zeile "um nachzudenken", worauf sich das bezieht.
Die weitergegebene Frage in der Schlusszeile find ich gut.
5 Punkte von mir.
Viele Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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Constantine
Bücherwurm

Beiträge: 3512
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 02.07.2015 20:13
von Constantine
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben: |
Das ist eigentlich paradox, nicht? Zumindest ab Strophe 3.
Für den Sinn der besonderen Schreibung einzelner Wörter bräuchte ich mehr Zeit.
Ein interessanter Ansatz in diesem Gedicht, das für mich die Wahrheit und Relevanz des Erinnerns/Erinnerten in Frage zu Stellen scheint. |
Liebe firstoffertio,
in deinen kurzen Zeilen drückst du spannende Gedanken aus, die mir gefallen: Das Paradoxe und Infragestellen von Erinnerungen und welche Bedeutung man ihnen beimisst.
Ich freue mich, dass dir mein Gedicht gefallen hat und einen Platz in deine Top Ten bekam.
Danke!
LG,
Constantine
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Constantine
Bücherwurm

Beiträge: 3512
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 02.07.2015 20:18
von Constantine
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keinort.nirgends hat Folgendes geschrieben: | Hmm. Hm. Das gefällt mir in Ausschnitten! Allerdings diktiert mir hier die graphische Idee ("ge_wartet_träumt_ruht" usw.) zu sehr den Inhalt. Den letzten Vers finde ich in der Stellung hier deutlich zu plakativ und er kommt ja auch absolut unvermittelt: Wird doch im gesamten Gedicht sehr die (Nicht-)Vergangenheit des Lyrischen Ichs verhandelt und der Fokus ruht absolut auf dessen Innensicht. Da ist zu keinem Zeitpunkt von einem text-immanenten Lyrischen Du die Rede. Wenn dann am Ende so eine spontane Wendung und so ein plötzliches Auftauchen eines Dus geschieht, beziehe ich das oft ganz automatisch auf mich selbst. Der Text bzw. der Schlusssatz richtet dann auf diese Weise explizit das Wort an mich und verkommt für mich zu einem plumpen Slogan, den ich so in einem Werbespot hören könnte ("Wann entscheidest auch du dich für den Testsieger?!" (überspitzt)).
Außerdem finde ich das Ganze auffallend metaphernleer. Das tertium comparationis, also die Verbindung von Sach- und Bildteil einer Metapher, das dadurch gewissermaßen eine "dritte Realität" schafft, brauche ich eigentlich gar nicht suchen. Weil ich das Gefühl habe, dass hier eigentlich nur der Sachteil vorhanden ist.
Soweit erst einmal! Vielleicht melde ich mich später noch einmal.
Grüße!
Kein Ort. Nirgends |
Liebe Keinort.Nirgends,
Deine Lesegewohnheiten und deinen Geschmack trifft dieses Gedicht in Ausschnitten und dir gefiel mein Blues teilweise, was mich sehr freut.
Zu deinen Anmerkungen:
Die grafische Idee ("ge_wartet_träumt_ruht" usw.) soll mMn zum Inhalt passend ein Verschmelzen von Zeitpunkten bis zu einer Unzeit und/oder Gleichzeitigkeit ausdrücken und sich somit in die Aufgabenstellung integrieren.
Ja, am Ende des Gedichts wirst du persönlich adressiert, aber im Gegensatz zu einem Slogan oder einem Werbespot, möchte dir LI mit dem Adressieren nichts verkaufen, möchte dir keine Weisheit oder Message aufdrücken, sondern überlässt dir, wohin dich die geschaffene Atmosphäre und der Ton des Blues geführt haben könnten. Plakativ fände ich, wenn man mir mit dem Finger eine Richtung vorgeben würde oder mit dem Zaunpfahl winkt. Sicherlich, die Richtung mag die "Retrospektive" des LI vorgeben, aber was der Leser für sich daraus zieht, kann von Leser zu Leser variieren und in diesem Sinne ist mMn der Slogangedanke unpassend. Dich hat der Blues nicht erreicht, sondern ich lese aus deinem Kommentare heraus, dass du eine Abwehrhaltung eingenommen hast. Dich hat vielleicht die Form zu sehr vom Inhalt abgelenkt, wodurch du nicht wirklich mit LI mitgegangen bist, keine verbindende Ebene zwischen dir und LI entstanden ist und wodurch sein plötzliches Adressieren an dich zu direkt war, in dem Sinne, da verrät dir jemand persönliches über sich und verlangt dann von dir das gleiche, obwohl noch einiges an "Eis" zwischen euch ist. Manch andere Leser gefiel das direkte Ansprechen.
Ich danke dir sehr für deine Gedanken und dass dir mein Gedicht einen Platz in deiner Top Ten wert war.
LG,
Constantine
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Constantine
Bücherwurm

Beiträge: 3512
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 02.07.2015 20:24
von Constantine
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Gefühlsgier hat Folgendes geschrieben: | Mir fällt es wirklich schwer, mich zu dem Stil der hier eingestellten Texte zu äußern. Das möchte ich lieber anderen überlassen und sowohl zu diesem als zu den anderen Beiträgen die inhaltlichen Eindrücke schildern, die ich beim Lesen bekommen habe, sowie im Anschluss ein kleines Fazit geben, woran man bei mir hier in etwa ist.
ich mag es, wie das Leben des LI hier chronisch von oben nach unten beschrieben wird. Besonders gelungen finde ich die Spiele mit den Vorsilben, z.B:
Zitat: |
ge_übt_lernt_spickt zu haben
nicht ans ver_setzen_petzen |
Ich lese die Zeilen immer wieder und es wirkt und arbeitet in mir. Es fasziniert mich, dass du schreibst, dass dein LI sich(sinnigerweise) nicht an seine ersten Minuten erinnern kann, aber auch nicht an weitere Erlebnisse in seinem Leben, von ihnen eine prägenden Charakter haben, sodass sie meisten Menschen sich wohl an diese Erfahrungen erinnern.
Leider fehlen mir jetzt weitere Worte. Nicht etwa, weil der Text nichtssagend ist. Ganz im Gegenteil, er sagt so viel. Als Leser könnte man den Eindruck bekommen, das LI hätte aufgrund fehlender (oder teils auch wahrscheinlich verdrängter) Erinnerungen nichts zu sagen, aber man kann eben nicht nicht kommunizieren.
Die Sache mit der Bewertung war für mich sehr eng, die Grenzen fließend. Ich habe lange überlegt, viele meiner ersten Eindrücke korrigiert, einiges abgewogen...aber das war es letztendlich für mich.
sehr gerne gelesen! |
Liebe Gefühlsgier,
ich danke dir für deine Zeilen und bin überwältigt. Das Gedicht hat in dir sehr viele Bilder erzeugt, vielleicht ein Bombardement an Eindrücken und Möglichkeiten, was LI und dessen Leben angeht. Nein, das Gedicht liefert keine Antworten, warum sich LI nicht erinnert, und ich wollte auch keine Erklärung im Verlauf des Gedichts nachliefern. Das fände ich zu platt und hätte mir das Gedicht verwässert. Ich bin es selbst mehrmals durchgegangen und ich finde, das Gedicht bietet dem Leser genügend Freiräume, sich ein passend_möglich_es "warum" vorzustellen. Du hast einige schöne Gedanken und Interpretationsmöglichkeiten festgehalten. Prima.
Ich freue mich sehr, dass dir das gefallen hat. Eine unglaubliche Platzierung in deiner persönlichen Top Ten.
Danke!
LG,
Constantine
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