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Postapokalyptische Träume


 
 
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Spencer
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
S


Beiträge: 16
Wohnort: Berlin


S
Beitrag24.05.2015 18:13
Postapokalyptische Träume
von Spencer
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es war einmal Junge, der ein Falke sein wollte. Sein größter Wunsch war es, auf die Welt hinabzuschauen, mit Wind unter den Flügeln und Freiheit im Sinn. Seine Augen glühten, wenn er nur daran dachte, und sein Herz pochte in seiner Brust.
Eines Tages machte er den Fehler, darüber zu sprechen. Die Leute in seinem Dorf wollten nichts davon wissen. Du bist kein Falke, sagten sie, du kannst nicht fliegen.
Der Junge ging davon und dachte an die rote Schmetterlingsfrau, die ihm im Traum erschienen war, ein wunderbares Schwebewesen, leicht und grazil wie eine Tänzerin. Er hatte versucht, sie zu fangen, aber sie war entkommen.
Als er alt genug war, um alleine zu reisen, wagte er einen Ausflug in die weit entfernte Stadt, um die großen, toten Flugmaschinen zu bestaunen. Dort standen sie auf einem riesigen Asphaltfeld herum wie verrostete Dinosaurier. Die pralle Sonne schlug unerbittlich auf sie ein. Ihre Scheiben waren gebrochen, und ihre Reifen waren platt. Der Gedanke, sie könnten fliegen, sprengte jede Vorstellungskraft.
Außer die des Jungen.
Bald verbrachte er jeden Tag auf dem Flugplatz und jede Nacht in der Bibliothek. Dort studierte er die Anatomie der Flugmaschinen und lernte alles über ihre Steuerung. Auch beschäftigte er sich mit den Gesetzen der Physik und der Mechanik. So vergingen Jahre, ohne dass von außen erkennbar gewesen wäre, dass der Junge irgendwelche Fortschritte machte.
Eines Abends lief ihm ein Mädchen über den Weg. Sie hatte einen wunderbar-leichten, unbeschwerten Gang, sie summte und schnipste zu einer unbekannten Melodie, und ihr Haar – der Junge traute seinen Augen nicht – es war von einem tiefen, satten Rot.
Er nahm seinen Mut zusammen, trat zu ihr und sagte: „Du bist mir im Traum erschienen.“
„Tatsächlich?“ Sie lächelte. „Und was habe ich dort gemacht?“
„Du warst ein roter Schmetterling“, sagte er. „Und du hast wunderschön getanzt.“
„Und was ist dann passiert?“
„Ich habe versucht, dich zu fassen, aber du bist entkommen. Seitdem hoffe ich jeden Tag, dass du zurückkommst. Du bist sogar schöner, als ich dich in Erinnerung hatte. Träume ich etwa?“
„Du träumst nicht“, sagte sie. „Allerdings muss eine Verwechslung vorliegen. Ich bin nicht der Schmetterling aus deinem Traum.“
„Tanzt du?“
„Mit Freude, ja.“
„Tanzt du auch in den Träumen anderer?“
„Ab und zu. Wenn mir danach ist.“
„Du bist es.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich tanze nur für die, die mich kennen. Von den Träumen fremder Menschen halte ich mich grundsätzlich fern, schon mein Leben lang.“
„Dann müssen wir uns kennenlernen“, sagte der Junge.
Das Mädchen überlegte kurz. „In sieben Tagen.“
„Geht es nicht früher?“
„Nein.“
Der Junge seufzte geschlagen. „Okay.“
Sie wandte sich zum Gehen und lächelte.

Noch in derselben Nacht besuchte sie ihn, betörender denn je. Er sah sie in einem roten Kleid auf einer Wiese tanzen, ihre Beine zierten violette Spitzenstrümpfe, und ihr Haar flog mit Schwung durch die Luft.
Er versuchte sie zu fangen, aber sie entkam.

Nach ihrem ersten Treffen gab es bald ein zweites und ein drittes, und der Jungen wusste, dass er sie heiraten wollte. Noch wartete er jedoch mit diesem Schritt, der Sittlichkeit halber, aber auch, weil es vorher noch etwas zu erledigen gab.
Der Falke stand kurz davor, seinen ersten Flug anzutreten.
In einer Halle hatte er eine Maschine gefunden, die, vor Sonne und Regen geschützt, noch etwas von ihrem alten Glanz besaß. Ihr Rumpf war leuchtend weiß, und ihre Flügel strahlten in Lila. Sogar die Stühle im Cockpit, aus feinstem cremefarbenen Leder, rochen frisch und sauber.

„Ich habe Angst“, sagte das Mädchen am Abend vor dem Flug.
„Wovor?“, fragte er.
„Was ist, wenn ich doch die Tänzerin in deinen Träumen war, die dir entkommt?“
„Aber du hast doch gesagt, dass du nicht diese Tänzerin sein kannst.“
„Vielleicht irre ich mich. Wenn du in diese Maschine steigst, kann es sein, dass wir uns nie wieder sehen.“
„Du willst doch nur, dass ich bleibe.“
„Ja! Du riskierst alles für diesen Flug, auch mich. Ist dir das wirklich wert?“
„Ich bin ein Falke, und Falken müssen fliegen.“
„Und ich bin ein Schmetterling, der will, dass du mich fängst.“
„Ich werde dich fangen. Aber vorher muss ich fliegen. Nur eine kleine Runde, mehr nicht. Dann komme ich sofort zu dir zurück.“

Am nächsten Morgen füllte der Junge den Tank der Merlin 1 mit Kerosin und startete sie. Ihre Triebwerke heulten auf, und der Junge bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper. Er drückte eine Brille mit großen, dunklen Gläsern auf die Nase, schlug den Kragen seiner Pilotenjacke hoch und gab Vollgas.
Als die Merlin 1 abhob, konnte er es im ersten Moment gar nicht glauben. Er war in der Luft. Die Flüsse waren blaue Schlangen unter ihm, die Bäume Unkraut, die Gebäude nur noch graue, hässliche Steine. Er flog direkt über seinen Dorf, ließ die Triebwerke aufdonnern und schoss in den Himmel hinauf.
Ehe er sich versah, hatte er die Wolkendecke durchbrochen. Er blickte nach unten und spürte das Verlangen, sich in dem Wolkenstoff zu wälzen wie in weißen Laken. Die Strahlen der Sonne brannten auf seiner Haut, und er fühlte sich dem großen Stern ganz nahe.
Er flog kreuz und quer und über den Himmel, voller Euphorie, auch wenn der Anblick unter ihm nicht immer schön war. Die Städte sahen leer aus, ohne Anzeichen von Überlebenden.
Nach einer Weile sah er einen Strand mit einer großen Düne näherkommen.
Der Junge dachte an sein Schmetterlingsmädchen und wusste, dass er jetzt umdrehen musste. Und doch zog es ihn in diesem Moment so stark in die Ferne wie nie zuvor. Er blickte in den Horizont und sah die Unendlichkeit.
Erst jetzt, als Europa bereits hinter ihm lag, wurde ihm bewusst, wohin es ihn zog. Nach New York. Er wollte ins Herz der alten Welt eindringen. Er wollte ihre Dekadenz schmecken und ihre Herrlichkeit erleben. Er wollte wissen, ob es irgendwo in den Ruinen dort ein leises wehmütiges Pochen hab.
In den nächsten Stunden, während der atlantische Ozean sich in all ihrer Eintönigkeit unter ihm ausbreitete, wurde der Junge immer wieder von Wellen der Melancholie ergriffen. Er konnte spüren, wie er sich immer weiter von seinem Mädchen entfernte. In seiner Brust gab es einen ziehenden Schmerz, der stetig zunahm. Er vermutete, dass die Schmetterlingsfrau das gleiche Ziehen spürte. Als seien ihre Herzen durch ein magisches Seil verbunden.
Der Junge schwor sich in diesem Moment, alles Erdenkliche dafür zu tun, einen Weg zurück zu finden. Mochten die Schmerzen in seiner Brust noch so unerträglich werden, er würde Kraft aus ihnen schöpfen. Und einen gewissen Trost. Bedeuteten sie doch, dass das Seil noch hielt.

Als er die Küste des nordamerikanischen Kontinents erblickte, war er vor allem erleichtert. Doch dann ging etwas schief. Im Landeanflug kamen die Reifen nicht heraus.
Der Junge fasste sich an den Kopf und flog am Flugplatz vorbei. Er musste eine Wasserlandung versuchen.
Schon hatte er die Insel Manhattan im Visier. Er schnallte sich an, zog eine Schwimmweste über und setzte auf den Fluss auf. Als die Merlin zum Stehen kam, öffnete er eine Notluke und sprang ins Wasser. Zitternd schwamm er ans Ufer, wo er sich auf eine Wiese hinlegte und durchatmete. Die Merlin sank in den Fluss, ganz langsam. Langsam ging auch die Sonne unter, hinter den Bauwerken auf der anderen Uferseite. Links davon, auf einer Insel in der Ferne, hielt die Freiheitsstatue eine Fackel nach oben.
Der Junge spazierte nach Manhattan hinein.

Bald fand er sich von Hochhäusern umschlossen. An jeder Ecke schossen sie in die Höhe, viereckige Klotze, graufarben und kalt. Ihre Scheiben waren dreckig, und nirgends brannte Licht.
Ob der Junge hier ein Pochen finden würde?
Er ging schnell voran und wünschte sich bereits, er wäre wieder in der Luft.
Da seine Kleidung immer noch nass war, ging er in die nächste Boutique. Dort fand er einen blauen Anzug, der ihm passte, ein schwarzes Hemd und gemütliche Lederschuhe. Er zog sich um und ging weiter, ziellos und mit einem wachsenden Gefühl des Unbehagens. Ein kühler Wind fegte an ihm vorbei, und die Hochhäusern warfen lange schwarze Schatten.
Er irrte weiter, bald durch völlige Finsternis, bis er sich auf einem großen Platz wiederfand, eine Lichtung im Wolkenkratzerwald. Von allen Seiten her wurde der Platz von Leuchtreklamen umringt, deren Licht längst erloschen war.
Hier, an diesem Ort, hatten sich einst die Träume der alten Welt abgebildet, möglichst laut und bunt.
Der Junge drehte sich im Kreis, ließ den Blick schweifen und horchte in die Stille.
Der kalte, milchige Mondglanz überzog alles.
Der Junge stieg in ein gelbes Taxi und rollte sich auf der Rückbank zusammen. Durch das gläserne Schiebedach konnte er die Sterne sehen, während draußen der Wind heulte. Er steckte sich die Finger in die Ohren und versuchte wegzuhören, aber es gelang ihm nicht, im Gegenteil, das Heulen schien immer lauter zu werden. Bald war es ein Kreischen in seinem Kopf.
Die Geister der alten Welt kamen zu ihm. Der Junge konnte sie sehen, Kinder und Frauen und Männer, sie schüttelten das Taxi durch und schrien. Ihre Augen leuchteten, ihre Gesichter waren verzerrt, und für einen kurzen, grausamen Moment, als dem Jungen schon die ersten Tränen kamen, sprangen alle Lichter auf dem Times Square an, nur für ihn. Blutrot erstrahlten sie, und heller als die Sonne selbst.

Am nächsten Morgen, als der Junge aus dem Taxi stieg, sah er ein Mann näherkommen. Er hatte ein erlegtes Reh über die Schulter geschlungen und ein Gewehr in der Hand. Er war groß und kräftig, sein Bart leicht ergraut. Er trat zu dem Jungen und sagte: „Hallo.“
„Hallo“, sagte der Junge. „Wer bist du?“
„Ich bin der letzte Mensch auf Erden. Wer bist du?“
„Ich bin ein Falke.“
„Ja, so muss es sein. Du bist mir im Traum begegnet. Ich habe gesehen, wie du geflogen bist.“
„Tatsächlich?“, sagte der Junge erstaunt. „Und was ist dann passiert?“
„Dann habe ich dich abgeschossen.“
„Oh …“
„Ja, blöd. Vor allem, wenn man bedenkt, wie einsam ich bin.“ Der letzte Mensch lächelte, als habe er einen Witz gemacht. Doch seine Augen verrieten, dass er tatsächlich sehr einsam war. „Gibt es dich wirklich?“
„Ja“, sagte der Junge. „Mich gibt es wirklich. Allerdings muss eine Verwechslung vorliegen. Ich kann nicht der Falke aus deinem Traum sein.“
„Fliegst du?“
„Ja.“
„Kreuz und quer über den Himmel, der Sonne ganz nahe?“
„Oh ja, mit Freude.“
„Du bist es.“
Der Junge schüttelte den Kopf. „Da wir uns eben erst begegnet sind, gehe ich davon aus, dass du von einem anderen Falke geträumt hast.“
„Dann spricht wohl nichts dagegen, wenn wir Freunde werden?“
„Nein“, sagte der Junge, „ganz und gar nicht.“

Der letzte Mensch auf Erden wohnte in Brooklyn. Dort lebte er zusammen mit einem kleinen Drachenbaum, den er jeden zweiten Tag goss. Um sich zu ernähren, ging er im Central Park jagen und sammelte Dosen.
Am Abend kochte er für den Jungen, und sie kamen ins Gespräch.
„Ist sie schön?“, fragte der Mann, als der Junge von der Schmetterlingsfrau erzählte.
„Mehr als schön“, sagte der Junge. „Wenn sie tanzt, schwingt ihre ganze Seele mit, so unbefangen und sorglos, als gäbe es nur sie auf der Welt. Und in der Tat übertrifft sie dann alles.“
„Und sie gehört dir? Dir allein?“
„Ja, und sie wartet auf mich.“
„Wie kannst du dir so sicher sein?“
„Weil wir uns lieben.“
Der Mann zog die Brauen an.
„Ich kann es spüren“, sagte der Junge. „Es gibt ein Ziehen in unseren Herzen, das uns verbindet.“
„Aber sie ist sehr weit weg. Und dein Flugzeug ist kaputt. Wie willst du sie wiedersehen?“
„Ich werde morgen zum Flugplatz gehen und eine neue Maschine finden, der ich Leben einhauchen kann. Ich habe es einmal geschafft und werde es wieder schaffen. Du glaubst mir nicht?“
„Entschuldige meinen zweifelnden Blick. Du musst verstehen, ich war auch schon mal am Flugplatz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Maschinen fliegen. Aber man sieht dir an, wie entschlossen du bist. Ich glaube, wenn jemand es schafft, dann du. Dein Mädchen muss wirklich etwas Besonderes sein.“
„Oh ja, das ist sie wirklich.“
Der Junge erzählte noch mehr von der Schmetterlingsfrau, von ihrem rotem Haar und ihrem leichtem Gang, und der Mann hörte aufmerksam zu.
„Was ist mit dir?“, fragte der Junge. „Bist du wirklich all die Jahre über ganz alleine gewesen?“
„Nicht ganz. Ich hatte einen Hund, aber …“ Der Mann verstummte plötzlich, und sein Gesicht zog sich vor Schmerz zusammen.
Der Junge wollte natürlich wissen, was mit dem Hund passiert war, bohrte aber nicht nach.

Am nächsten Morgen zog der Junge in den obersten Stock des Wohnhauses gegenüber ein. Er ließ alles mehr oder weniger so, wie es war, und brach noch am selben Tag Richtung Flugplatz auf.
Als er am Abend zurückkehrte, hörte er eine Stimme.
„Hast du Hunger?“, rief der Mann von seinem Fenster aus.
„Und wie“, sagte der Junge.

Dies wurde schnell zur Routine. Der Junge verbrachte seine Tage auf dem Flugplatz und abends war er bei dem Mann zu Gast. Und immer, wenn der Gespächstoff alle war, erzählte er von seinem Mädchen. Diese Geschichten hörte der Mann am liebsten.
„Erzähl doch wieder von der Schmetterlingsfrau“, sagte der Mann, und dann legte er sich zurück und lächelte selig.

Der Junge hatte sich schon früh auf eine Maschine festgelegt, die er für den Rückflug geeignet hielt. Nach einem Jahr funktionierte das Getriebe, und nach zweien brachte er beide Triebwerke zum Laufen. An diesem Tag gab er der Maschine den Namen Freja 0 und verdoppelte seine Anstrengungen. Das Ziehen in seiner Brust wurde immer größer; er musste sich beeilen. An vielen Abenden kam er gar nicht mehr nach Hause, sondern schlief im Bauch der Maschine. Sie war nicht ganz so schön wie die Merlin 1, nicht so groß und nicht so strahlend, aber er empfand eine größere Zärtlichkeit für sie. Er kannte sie fast auswendig und hatte großes Vertrauen darin, dass sie ihn zu seinem Schmetterling bringen würde.

„Ich habe etwas zu verkünden“, sagte er am Abend vor dem Flug. „Es ist so weit. Morgen fliege ich zurück.“
Der Mann runzelte die Stirn. „Du glaubst, dass deine Maschine fliegen kann? Bis nach Europa?“
„Ja.“
„Deine Maschine wird aller Wahrscheinlichkeit nach in den Ozean stürzen. Falls sie es überhaupt vom Boden schafft.“
„Hab Vertrauen, alter Freund. Meine Freja wird mich nicht im Stich lassen, das weiß ich.“
„Ich versuche nur, dich zu schützen.“
„Nein, du willst, dass ich hierbleibe.“
„Ja. Die letzten Jahre waren sehr schön. Wir führen doch ein nettes Leben. Wir haben genug zu Essen, wir haben Wein, und wir spielen Schach. Bist du wirklich bereit, all das für ein Mädchen am anderen Ende der Welt zu riskieren?“
„Ich bin mehr als bereit. Du vergisst, dass ich ein Falke bin.“
„Und ich war einmal der letzte Mensch auf Erden. Das will ich nie wieder sein.“
„Hast du etwa gedacht, ich lasse dich hier? Du kommst natürlich mit! Die Freja hat mehr als genug Platz in ihrem Bauch.“
Der Mann verzog besorgt das Gesicht.
„Ich werde um jede Gefahr einen großen Bogen machen“, sagte der Junge. „Ich werde so sicher und zielbewusst fliegen, wie ich nur kann.“
Der Mann schüttelte den Kopf. „Bitte, bleibe hier. Zwinge mich zu nichts.“
„Ich zwinge dich zu nichts. Morgen früh werde ich vorbeikommen, um mich zu verabschieden. Oder um dich mitzunehmen. Es ist deine Entscheidung.“

Am nächsten Morgen erwartete ihn der Mann vor seinem Wohnhaus in einem schwarzen Anzug. Er hatte einen Rollkoffer dabei und große Ringe unter den Augen.
Der Junge lächelte. „Ich wusste es.“
Auf dem Weg zum Flugplatz sagte der Mann kein Wort.
„Sei nicht so angespannt“, sagte der Junge. „Es wird alles gut.“

Schon rollten sie über die Startbahn. Der Junge fühlte sich großartig. Er spürte die ganze Kraft der Freja und hob in aller Ruhe ab. Keine zwanzig Minuten später hatte er seine Zielflughöhe erreicht. Er schaltete auf Autopilot und lehnte sich zurück.
Der Mann kam nach vorne ins Cockpit. „Wir fliegen“, sagte er. „Ich kann es nicht glauben. Herr im Himmel, wir fliegen.“
Der Junge war überglücklich. „Und weißt du, was das schönste daran ist?“
„Was denn?“
„Das Ziehen lässt nach. Die Schmerzen in meiner Brust, die mich mit meinem Mädchen verbinden, werden weniger. Gott! Was habe ich nicht gelitten in den letzten Jahren? Endlich ist es vorbei, und ich kann sie wieder in den Arm nehmen!“

Als der Junge das Asphaltfeld näherkommen sah, jenes Asphaltfeld, auf dem er so viele Stunden verbracht hatte, mit ölverschmierten Händen und kalten Füßen, wurde er beinahe zu Tränen gerührt. Er war daheim. Und er kam gerade rechtzeitig. Noch warf die Sonne genug Licht auf die Landebahn.
Die Freja 0 ließ ihn bis zuletzt nicht im Stich. Ihre Reifen kamen heraus, sie hielt die Spur, und dem Jungen gelang seine erste Landung auf Asphalt.
Der Junge schnallte sich ab und sprang auf.
In der Cockpit-Tür stand der Mann. Er hielt eine schwarze Pistole in der Hand, die er auf den Jungen richtete. Sein Mund war grausam verzogen, und seine Hände zitterten. Er hatte Tränen in den Augen.
Dem Jungen klappte die Kinnlade auf. Dann begann er ebenfalls zu weinen.
„Du hast mich nie gefragt, was mit meinem Hund passiert ist“, sagte der Mann.
„Bitte …“
„Nun, jetzt werde ich dir die Geschichte erzählen. Mein Hund war mir das Liebste auf der Welt. Ich war der letzte Mensch auf Erden und er mein bester Freund. In dem Winter, bevor du gekommen bist, bin ich sehr krank geworden. Ich hustete Blut und konnte kaum das Bett verlassen. In meiner eigenen Scheiße habe ich gelebt, im eigenen Blut, wochenlang, und alles, was mir blieb, war mein Hund. Gott hatte mich zu Einsamkeit verdammt und nun ließ er mich dahinsiechen. Ich flehte Ihn an, mich endlich zu töten. Weißt du wie, wie es ist, sterben zu wollen, Falke? Du warst schon immer in der Luft, nicht wahr? Du hast nie zu spüren bekommen, wie grausam das Menschenleben sein kann, du hast die Dinge immer nur von oben gesehen. Dich hat nie etwas anderes interessiert.“
„Mein Mädchen …“
„Dein Mädchen hast du seit Jahren nicht mehr gesehen. Du hast sie verlassen, weil du fliegen wolltest. Damit musst du jetzt leben. Mein Hund hat mich nie verlassen. In all der Zeit, während ich im Bett lag und zu Gott gefleht habe, ist er bei mir geblieben. Ich musste aus dem Bett krabbeln, um Essen zu holen. Auf dem Weg in die Küche habe ich mich jedes Mal gefragt, ob ich noch die Kraft besaß, eine Dose zu öffnen. Mein Hund hat mich begleitet, hat mir übers Gesicht geleckt und versucht, mich zu ermuntern. Später, als unsere Essensvorräte alle waren, hat er manchmal die Wohnung verlassen. Ich habe mir gewünscht, er käme nicht mehr, er lasse mich sterben und fände irgendwo ein glückliches Hundeleben. Aber er kam immer wieder. Und legte mir Ratten aufs Bett, die ich durchgekocht und langsam zerkaut habe. So ging das eine Weile. Doch der Winter war unerbittlich, und irgendwann schienen sogar die Ratten verschwunden zu sein. Die Kräfte meines Hundes ließen nach. Bald lag er nur noch neben meinem Bett. Die Krankheit hatte mich nicht besiegt, doch der Hunger würde mir bald ein Ende machen, das spürte ich. Eines Nachts rief ich meinen Hund zu mir. Er kam mit wedelndem Schwanz. Ich habe ihn gestreichelt und umarmt, habe ihm lieb zugesprochen und schließlich diese Pistole hier an den Kopf gesetzt. Und weißt du, was das Schlimmste daran ist: Er hat mir geschmeckt. So ist das mit dem Hunger. Du siehst die Welt von oben, Falke, und glaubst, alles zu sehen. Aber ich sehe die Welt von unten, und ich lebe immer noch.“

Das Mädchen war in ein Buch vertieft, als sie es hörte, ein mächtiges Rauschen, wie ein Wasserfall in der Ferne. Sie warf den Kopf in den Nacken, sah die Flugmaschine und rannte los.
Die letzten Jahre waren hart für sie gewesen. Zu lange hatte sie auf den Rückkehr ihres Falken gewartet. Sie tanzte zwar weiterhin, doch etwas hatte sich verändert. Sie war noch immer wunderschön, doch ihre Bewegungen sahen anders aus, mitunter wirkten sie bemüht. Die atemberaubende Leichtigkeit, die einst jedem ihrer Schritte innewohnte, hatte sie verloren.
Als sie fast schon den Flugplatz erreicht hatte, bemerkte sie einen schwarzer Koffer am Wegesrand. Sie hörte ein Knacken, drehte den Kopf und sah einem Mann aus dem Wald heraus spazieren. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn und eine Schaufel in der Hand. Er legte sie ab und trat zu ihr.
„Hallo“, sagte er.
„Hallo“, sagte sie. „Wer bist du?“
„Wo ich herkomme, bin ich der letzte Mensch auf Erden. Hier bin ich wohl der fremde Mensch.“
„Ja“, sagte sie, „so ist es. Hast du einen Falken gesehen?“
„Ja.“
„Er ist tot, nicht wahr?“
„Woher weißt du das?“
„Ich spüre es. Seit er mich verlassen hat, begleitet mich ein Ziehen in der Brust, das uns verbindet. Dieses Ziehen ist nun fort.“
„Der Falke, den ich kannte, hat gerne von einer Schmetterlingsfrau mit rotem Haar erzählt, einer wunderbaren Tänzerin, die ihn im Traum besucht hat. Du bist diese Frau, nicht wahr?“
Das Mädchen senkte den Kopf und begann zu weinen.
„Es tut mir sehr leid“, sagte der Mann.
„Du kommst mir sehr bekannt vor“, sagte sie. „Mein Leben lang habe ich von einem fremden Mann geträumt, der mich fängt und in einen Käfig steckt. Bist du etwa dieser fremde Mann?“
„Ich ziehe es vor, mich aus fremden Träumen rauszuhalten. Du musst also von einem anderen Fremden geträumt haben. Gestatte mir dennoch die Frage, schöne Schmetterlingsfrau, bloß aus Interesse, was passiert, nachdem der fremde Mensch dich gefangen und in den Käfig gesteckt hat?“
„Ich bringe ihn dazu, ebenfalls in den Käfig kommen. Und dann schließe ich die Tür.“
„Und nachdem du die Tür zugemacht hast – tanzt du immer noch so schön?“
„Ich tanze weiter, so gut ich eben kann.“
„Nun“, sagte Mann. „So schlimm hört sich das doch gar nicht an.“
„Könnte wohl schlimmer sein.“
„Oh ja“, sagte er, „das könnte es.“

Und so kam es, dass der Mann und die Schmetterlingsfrau zusammen in ein Haus zogen und eine Familie gründeten. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

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Gast







Beitrag25.05.2015 13:29

von Gast
Antworten mit Zitat

Holla, das ließ sich wirklich gut lesen. Hat mir sehr gefallen, dein Einstand!
Wenn deine Geschichte auch zu Anfang ein wenig verwirren mag, so ist sie beim zweiten Durchgang umso schöner.

Hier ein paar Anmerkungen, die mir ins Auge sprangen:

Zitat:
Die pralle Sonne schlug unerbittlich auf sie ein.


Bei Metaphern hat man im Bezug auf Formulierungen oft sehr viel Freiraum, jedoch kann ich mir auch bildlich nicht so recht vorstellen, wie die Sonne auf etwas "einschlägt".

Zitat:
Im Landeanflug kamen die Reifen nicht heraus.


Diese Formulierung klingt, wie ich finde, fad und einfallslos. Besser fände ich z.B.: Das Fahrwerk ließ sich nicht ausfahren. Das entspräche eher dem sprachlichen Niveau deines Textes, doch das ist nur meine Meinung.

Wirklich mehr habe ich momentan nicht zu bemängeln, aber ich werde mir diesen Text bestimmt noch einmal durchlesen, vllt. fällt mir dann noch mehr auf.

Auf jeden Fall hat mir dein Text wirklich Freude bereitet. War ein Genuss zu lesen. Keep on the good work!

LG
AC
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Seraiya
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Beitrag25.05.2015 13:51

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hallo Spencer,

Sehr schön Geschichte. Und traurig. Traurig schön.
Gut geschrieben, habe nicht wirklich was zu meckern.

I like Daumen hoch


Liebe Grüße,
Seraiya


_________________
"Some people leave footprints on our hearts. Others make us want to leave footprints on their faces."
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Spencer
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Beiträge: 16
Wohnort: Berlin


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Beitrag25.05.2015 14:06

von Spencer
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Oh wow, vielen Dank fürs Lesen und Kritisieren ihr zwei! Freut mich, wenn die Geschichte für euch funktioniert. Dass mit der Sonne und den "Schlägen" muss ich mir noch überlegen ... die Reifen im Landeanflug sind ein bisschen platt, das stimmt. Vielen Dank!
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Rainer Prem
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Beiträge: 1270
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R
Beitrag27.05.2015 09:23

von Rainer Prem
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Hallo,

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Oh wow, vielen Dank fürs Lesen und Kritisieren ihr zwei! Freut mich, wenn die Geschichte für euch funktioniert. Dass mit der Sonne und den "Schlägen" muss ich mir noch überlegen ... die Reifen im Landeanflug sind ein bisschen platt, das stimmt. Vielen Dank!


Ein schön geschriebenes Märchen; ich persönlich mag allerdings zwei Dinge nicht.

Erstens, dass die Hauptpersonen keine Namen haben. "Der Junge" und "das Mädchen" sind mir zu unpersönlich. Außerdem solltest du meistens "er" und "sie" benutzen, das bringt den Leser tiefer hinein.

Zweitens, die langen Monologe. Es entspricht zwar dem märchenhaften Stil, aber ein wenig mehr Leben hineinzubringen, kann nicht schaden. Schulterzucken, Nicken, Kopfschütteln usw.

Grüße
Rainer
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Lilly_Winter
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Beiträge: 250
Wohnort: Dortmund


Beitrag27.05.2015 12:41

von Lilly_Winter
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Ich finde das mit den Namen gar nicht schlimm. Für mich war es so, als ob in dieser zerstörten Welt Namen bedeutungslos sind, deshalb die Bezeichnungen  Schmetterlingsfrau, der Falke, der letzte Mensch (hier musste ich immer an Will Smith denken Rolling Eyes) ...
Im zweiten Punkt stimme ich Rainer zu. Etwas mehr Leben.

Ansonsten, sehr schöner Einstand.

lg Lilly
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Spencer
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
S


Beiträge: 16
Wohnort: Berlin


S
Beitrag28.05.2015 13:50

von Spencer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für die Kritik. Das ist schon auch irgendwie eine Anspielung auf I am Legend, Lucy, daran hab ich auch gedacht.


"Zweitens, die langen Monologe. Es entspricht zwar dem märchenhaften Stil, aber ein wenig mehr Leben hineinzubringen, kann nicht schaden. Schulterzucken, Nicken, Kopfschütteln usw."

Ich weiß nicht, was du damit meinst, Rainer. Monologe sind unlebendig? Was meinst du mit "Leben"? Schulterzucken und Nicken? Du willst, dass ich den Monolog mit Handlung unterbreche, ja? Oder meinst du, im text sei zu viel "Nicken" drin?

Vielen Dank!
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Papa Schlumpf
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 373
Wohnort: Friedersdorf


Beitrag02.06.2015 21:52

von Papa Schlumpf
Antworten mit Zitat

Hallo, Spencer,
ich bin ein wenig spät dran, die letzten Wochen kamen etwas hektisch daher, deshalb nur wenige Bemerkungen, und ich konzentriere mich da auf die ersten Zeilen.
Zitat:
und sein Herz pochte in seiner Brust.
"... das Herz ..." klänge mir gefälliger. Es handelt sich sicher nicht um das eines Fremden, in seiner Brust.
Zitat:
Eines Tages machte er den Fehler,
Mein Lieblingsthema besteht in der Eliminierung von Hilfsverben, also Verben, die als Stellvertreter stehen, besonders "haben" und "sein", da kommen wir noch drauf. In diesem Fall finde ich auch "machte" wenig gelungen, denn er beging diesen Fehler.
Im folgenden Absatz wird es interessant. Du versuchst, den Traum von der Schmetterlingsfrau in ferne Vergangenheit zu verweisen. Warum eigentlich? Ich empfehle immer, mit dem Plusquamperfekt sehr acht- und sparsam umzugehen. Denn es kommt wie Perfekt und Futur II nicht ohne Hilfsverb aus und stört dadurch etwas die Melodie durch die notwendige Wiederholung derselben. Durch die Bühnenpraxis klopfe ich unbewusst jeden Text auf die Möglichkeit des Vortrages ab, und dort zeigt sich das PQP als arge Falle. Was hindert Dich, das Ganze ins Imperfekt zu transformieren, sie erschien ihm im Traum, er versuchte, sie zu fangen, doch sie entkam.
Zitat:
Ihre Scheiben waren gebrochen, und ihre Reifen waren platt.
Hier schlägt die Hilfsverb-Falle richtig zu. Ich formulierte wohl so, dass ich auf die Partizipien verzichten kann, spräche vom zerbrochenen Glas der Bullaugen, das ihn ansah, und den platten Reifen, auf denen die Flugmaschinen standen (für platt lässt sich auch noch etwas eleganteres finden). Aber es gibt noch mehr böse Fallen.
Zitat:
Außer die des Jungen.
Außer + Dativ. Außer der Vorstellungskraft. Ähnlichen Lapsus fand ich auch weiter unten, schau doch mal nach.
Zitat:
Auch beschäftigte er sich
klingt auch nicht elegant. Sowas passiert häufig beim Umformulieren. Doch hier finde ich keinen Grund, das "Er" vom Satzanfang zu verbannen.
Zitat:
ohne dass von außen erkennbar gewesen wäre,
"Ohne dass" führt häufig in eine Passiv-Falle. An dieser Stelle mag das funktionieren, ich transformierte lieber ins Aktiv: "ohne dass ein Außenstehender irgendwelche Fortschritte des Jungen erkennen konnte" oder so.
Hier will ich abbrechen, mag Dir die schöne Geschichte nicht zerlegen wie ein Wildbret, dafür ist sie einfach zu schade. Mit viel Interesse und Vergnügen verschlungen. Man liest sich.
P. S.


_________________
Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt.
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Papagei
Geschlecht:männlichErklärbär
P


Beiträge: 1



P
Beitrag05.06.2015 21:13

von Papagei
Antworten mit Zitat

Hallo Papa Schlumpf!

Vielen Dank für die Kritil! Ich muss dir in allem Recht geben, also grundsätzlich auf jeden Fall, die Eliminierung von Hilfsverben und Passiv und Plusquamperfekt vermeiden und so. Ich hab halt hier versicht im "Märchenduktus" zu bleiben, da irgendwie drin zu sein, und dann  ... also irgendwie ... Es war einmal eine Frau. Sie hatte schönes Haar und große Füße. Ihre Lippen waren voll und ihre Taille schmal. Eines Tages wurde sie von einer Viper gebissen. Die Viper war Schlumpfland hergereist und konnte sprechen. Sie sprach:

Aber ich achte da drauf, vielen Dank!

MfG,


Spencer
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5982
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag05.06.2015 21:59

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Aber Großmutter Papagei,

warum hast du einen so großen Schnabel sprichst du denn im Namen von Spencer?


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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Kaja_Fantasy
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Beitrag06.06.2015 15:45

von Kaja_Fantasy
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Ja, im Prinzip gefällt sie mir auch, die Geschichte, aber erstens finde ich das Ende total gemein, was naürlich kein Grund ist, es zu ändern, aber zweitens halte ich es auch aus der Sicht des Mädchens für nicht ganz stimmig. Ich meine, fragt sie sich denn nicht, wie ihr Junge so plötzlich gestorben ist und was der Mann damit zu tun hat? Und will sie ihn nicht begraben oder so was?
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Spencer
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Beitrag09.06.2015 15:08

von Spencer
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Hallo katja,

und vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

Ich find das interessant, also in Bezug auf Stimmigkeit hab ich jetzt alles gehört: 1. Warum fliegt der Junge nach New York? 2. Warum macht der letzte Mensch das, was er zum Schluß tut? 3. Und jetzt von dir: warum sagt das Mädchen ja?

Ich denke schon, das dass Sinn ergibt. Weil der Junge ein Falke ist, weil der letze Mensch der letze Mensch ist, und weil das Mädchen ein Mädchen ist - und seit 2 Jahren auf ihren Typ wartet und nun weiß, dass er tot ist. Sie weiß nicht genau, warum - und das spielt auch keine so große Rolle. Er ist weg und er kommt nicht mehr.
Warum sollte sie denken, das sie mehr Infos bekommt? Das kann sie nicht nachgoogeln, sie kann niemand anrufen.

Es passt schon zusammen, finde ich, es ist halt kein normales Märchen, sondern ein postapokalyptisches.

Vielen Dank!
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Kaja_Fantasy
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Beitrag09.06.2015 22:55

von Kaja_Fantasy
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Spencer hat Folgendes geschrieben:
und weil das Mädchen ein Mädchen ist

Das ist jetzt wirklich keine Begründung.
Der Rest dann schon eher.
Ich finde sie nun allerdings etwas seltsam.
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Spencer
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Beitrag09.06.2015 22:59

von Spencer
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Darf ich fragen warum? Ich meine ... ich hab ja gelich darauf erklärt, was ich damit meine, ich selbst würde wohl auch so handeln, ich find das logisch, aber ... darf ein Mädchen kein Mädchen sein?
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Seraiya
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Beitrag09.06.2015 23:06

von Seraiya
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(Ich mische mich mal ein, weil ich die Story so schön finde)

Ich persönlich sehe das Ende als einen alternativen Lebensweg, den das Mädchen annimmt, nachdem der, den es sich eigentlich wünschte, eben verloren ging.
Und ich denke auch nicht, dass man das grundsätzlich hinterfragen muss.
Manchmal nimmt man die Dinge an, wie sie sind, und macht das Beste daraus.

Mir gefällt das Ende sehr gut smile
(Aber klar, es ist traurig)

Liebe Grüße,
Seraiya


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Lilly_Winter
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Beitrag09.06.2015 23:14

von Lilly_Winter
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Ich kann der Logik des Textes auch folgen.
Die Träume spielen für die Figuren eine große Rolle. Der Junge träumt vom Schmetterling, trifft das Mädchen, sie bestreitet der Schmetterling zu sein. Aber dann wird sie zu diesem Schmetterling.
Der letzte Mensch trifft im Traum einen Falken und tötet ihn. Der Junge streitet ab, dieser Falke zu sein. Dann wird er aber zu diesem Falken aus dem Traum, als der Mann ihn tötet.
Das Mädchen träumt von einem Mann, der es in einen Käfig sperrt. Er streitet es ab, dieser Mann zu sein, dennoch wird auch dieser Traum war.
Sie nehmen die Dinge aus ihren Träumen so hin, ob es in unserer Welt logisch wäre, ist etwas anderes. Wie Spencer schon gesagt hat: postapokalyptisch

lg Lilly
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Slaavik
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Beiträge: 509



Beitrag10.06.2015 00:42
Re: Postapokalyptische Träume
von Slaavik
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Spencer hat Folgendes geschrieben:
Es war einmal ein Junge, der ein Falke sein wollte


Ah, es war einmal, der Klassiker der ersten Worte. Hier war ich mir erst nicht sicher, ob es wirklich passen sollte, habe dann aber die Kategorie Märchen bemerkt, also sollte das wohl passen. Auch wenn ich persönlich es ja für ein wenig altbacken empfinde, aber da gibt es sicherlich auch andere Ansichten. Ich bin übrigens überrascht, dass zumindest scheinbar außer mir niemandem das fehlende ein vor Junge aufgefallen ist. Warum eigentlich unbedingt ein Falke und nicht ein Vogel im Allgemeinem?

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Sein größter Wunsch war es, auf die Welt hinabzuschauen, mit Wind unter den Flügeln und Freiheit im Sinn.


Hier würde ich persönlich hinabblicken verwenden.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Eines Tages machte er den Fehler, darüber zu sprechen.


Ich weiß nicht, wieso sollte es ein Fehler gewesen sein? Ich kann dazu im Text bisher nichts entdecken. Wurde er bestraft? War er nur wegen dem Wunsch ein Falke zu sein, für alle Zeiten zum Ziel des Spottes in seinem Dorf? Er war schließlich nur ein Junge und ich bin ziemlich sicher, dass auch in dieser Welt, Kinder oftmals absurde Wünsche haben. Nur weil sie ihm sagen, dass er kein Falke ist - was zumindest zu diesem Zeitpunkt der Geschichte zutrifft - und nicht fliegen kann - was ebenso zu diesem Zeitpunkt zutrifft- kann ich keinen Grund sehen, warum es ein Fehler gewesen sein sollte.


Spencer hat Folgendes geschrieben:
Der Junge ging davon


Ich nehme stark an, dass hier gemeint ist, dass er nun den Ort des Gespräches mit den anderen Dorfbewohnern verlässt, aber die Szene wurde dazu ja gar nicht genug beschrieben, damit er in meinem Kopf irgendwohin gehen müsste. Wir befinden uns von der Erzählperspektive ziemlich weit weg, womit es ein wenig unsinnig erscheint ihn davon gehen zu lassen, ohne dass er irgendwo gewesen ist, oder irgendwo hingeht. Verstehst du was meine?

Spencer hat Folgendes geschrieben:
dachte an die rote Schmetterlingsfrau, die ihm im Traum erschienen war,


Im Traum? Hier wäre wohl besser in einem Traum, er wird schließlich mehr Träume gehabt haben als nur diesen einen. Außerdem komme ich mir gerade vor, als hätten wir einen Sturzflug in der Erzählperspektive gemacht. Gerade eben waren wir noch recht diffus, mit einer allgemeinen Einleitung der Geschichte und von einem Satz auf den anderen befinden wir uns so zu sagen, im Kopf, oder besser den Erinnerungen, des Jungen. Ist mir persönlich ein viel zu abrupter Wechsel.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
ein wunderbares Schwebewesen, leicht und grazil wie eine Tänzerin. Er hatte versucht, sie zu fangen, aber sie war entkommen.


Schwebewesen? Ich weiß nicht, dazu bildet sich bei mir kein Bild. Oder sagen wir besser, es kratzt ein wenig an dem Bild, der roten Schmetterlingsfrau, da stelle mir so eine feenartige Frau mit roten Schmetterlingsflügeln vor, aber sobald dieses Bild dann auf ein schwebendes Wesen reduziert wird, funktioniert es für mich nicht mehr so wirklich. Eine Frau ist eine Person, ein Wesen eben eine Kreatur.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Als er alt genug war, um alleine zu reisen, wagte er einen Ausflug in die weit entfernte Stadt,


Und nun sind wir aus seinen Erinnerungen, wieder plötzlich in eine Übersicht von ganz weit oben gesprungen und haben noch dazu einen Zeitsprung gemacht, von wohl einigen Jahren. Ist der Junge denn nun ein Mann, oder immer noch ein Junge? Da fehlen mir nun wirklich die Bezugspunkte. Außerdem, wenn die Stadt weit entfernt ist, würde ich nicht den Ausdruck Ausflug verwenden, es klingt einfach zu sehr nach, er er wandert eben für ein paar Stunden durch die Natur, aber wenn die Stadt weit entfernt ist, wird er sicherlich ein paar Tage unterwegs sein. Und wieso muss er eigentlich darauf warten, bis er diese Reise alleine unternehmen kann? Was ist mit seinen Eltern? Familie? Irgendwer wird sich schon um ihn gekümmert haben und sei es auch nur die Großmutter. Für ein Märchen ist es in meinen Augen schon ein wenig enttäuschend, dass da nicht bereits irgendwie auf seine Familie eingegangen wurde.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
um die großen, toten Flugmaschinen zu bestaunen.


Also Flugzeuge. Da muss die Apokalypse aber schon eine Weile her sein, wenn Flugzeuge nur noch als Flugmaschinen bekannt sind. Und woher weiß er eigentlich von den Flugmaschinen die in der weiter entfernten Stadt stehen? Da hätte es sich in meinen Augen angeboten eine Mutter einzubauen, die ihrem kleinem Falken von den großen Flugmaschinen erzählt, mit denen die mystischen Alten durch die Luft geflogen sind, oder irgendetwas in Art. Insgesamt könnte die Welt schon ein wenig mehr Farbe gebrauchen, sie erscheint doch ein wenig farblos, wenn du mir den Ausdruck verzeihst. Zumindest die Umgebung könntest du ein wenig beschreiben, liegt das Dorf in einem Tal, einem Wald? Sind die Häuser dort aus Holz, oder alten Autoreifen? Hat er sich zu Fuß auf den Weg in die Stadt gemacht? Oder hat er ein Reittier? Irgendwelche allgemeine Details eben, die der Geschichte Dimension und Farbe geben.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Dort standen sie auf einem riesigen Asphaltfeld herum wie verrostete Dinosaurier.


Flugzeuge sind nur noch als Flugmaschinen bekannt, ein Flughafen ist nur noch ein riesiges Asphaltfeld. Aber er weiß was Dinosaurier sind und kennt den Begriff Asphalt?  Das beisst sich irgendwie.  Statt Dinosaurier wäre Ungeheuer besser und statt Asphaltfeld, vielleicht besser auf einem riesigem Feld aus schwarzen Stein, oder etwas in der Art.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Die pralle Sonne schlug unerbittlich auf sie ein.


Wir haben nicht einmal eine Jahreszeit.  Soll sich hier nun das Bild von einem heißem Sommer bilden? Weil das tut es nämlich bei mir, wenn von einer prallen Sonne die unerbittlich ist, die Rede ist. Wie schon angemerkt ein wenig mehr Details würden der Geschichte gut tun.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Ihre Scheiben waren gebrochen, und ihre Reifen waren platt.


Auch hier wieder, die Reifen, woher soll er wissen was Reifen sind?

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Der Gedanke, sie könnten fliegen, sprengte jede Vorstellungskraft. Außer die des Jungen.


Was ist mit den Leuten die in der Stadt leben? Ich meine wenn er es als Stadt kennt, werden dort sicherlich auch Leute leben. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sie die Flugzeuge als Wohnsitze benutzen würden, wenn die Stadt in Schutt und Asche liegt. Oder zumindest sich wie die Raben, über das ganze Metall hermachen. Metall kann man immer gebrauchen. Oder die Kabel und sei es auch nur als Seilersatz. Irgendwie fällt es mir schwer zu glauben, dass die Flugzeuge nicht vollkommen ausgeschlachtet sind.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Bald verbrachte er jeden Tag auf dem Flugplatz und jede Nacht in der Bibliothek.


Wovon ernährte er sich? Was ist mit anderen Menschen? Und woher hat er lesen gelernt?

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Dort studierte er die Anatomie der Flugmaschinen und lernte alles über ihre Steuerung. Auch beschäftigte er sich mit den Gesetzen der Physik und der Mechanik.


Also liest er in Büchern über Flugzeuge, aber nennt sie weiterhin Flugmaschinen? Auch halte ich es für zweifelhaft, dass er ohne bereits vorliegende Bildung, irgendetwas von Physik, Mechanik und die Steuerung von Flugzeugen lernen kann. Wenn wir annehmen, dass dies eben in einer Welt spielt, in der viel Wissen verloren gegangen ist, könnten diese Bücher für ihn vollkommen sinnloses Zeug beinhalten, dass er niemals alleine in den richtigen Kontext zueinander stellen kann.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
So vergingen Jahre, ohne dass von außen erkennbar gewesen wäre, dass der Junge irgendwelche Fortschritte machte.


Jahre? Wovon ernährt er sich? Nein, wirklich bei Tagen wäre es noch möglich gewesen, dass er eben genügent Verpflegung bei sich hatte, aber bei Jahren nicht mehr. Außerdem von außen, erkennt man es nicht was ein Mensch weiß. Und wieso ist er immer noch ein Junge? Er war bereits alt genug, um das Dorf wohl für immer verlassen zu können und nun sind weitere Jahre ins Land gezogen.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Eines Abends lief ihm ein Mädchen über den Weg.


Und davor sind ihm jahrelang keinerlei Menschen über den Weg gelaufen? Das ist nun wirklich etwas was mir ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet. Er ist all diese Jahre völlig alleine, ungestört, ohne jeden menschlichen Kontakt? Niemand vermisst ihn in seinem Dorf? So wie auch er Niemanden vermisst?

Spencer hat Folgendes geschrieben:
und ihr Haar – der Junge traute seinen Augen nicht – es war von einem tiefen, satten Rot.
Er nahm seinen Mut zusammen, trat zu ihr und sagte: „Du bist mir im Traum erschienen.“


In dem einem Traum, den er als Junge vor Jahren hatte. Nein, eigentlich ja, vor Jahren plus vor einer Reise in die Stadt plus weitere Jahre bis er alt genug war das Dorf zu verlassen. Da hätte ich an deiner Stelle denn Traum deutlich weiter nach hinten gesetzt, oder aber ihn den Traum immer wieder haben lassen, so ist einfach nur verdammt schwer zu schlucken. Ich erinnere mich nicht an einen Traum, denn ich vor vielen, vielen Jahren einmal hatte und für den ich nun auch keinen besonderen Grund erkennen kann, warum er sich an ihn erinnert. Hätte es etwas mit seinem Wunsch ein Falke zu werden zu tun, wäre dies zumindest ein wenig etwas anderes, aber so? So war es eben der Traum von einer Schmetterlingsfrau. Moment, er träumte von einer Frau, hier ist es nun ein Mädchen und von roten Haaren war in dem Traum auch keine Rede, nur von einer roten Schmetterlingsfrau.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
„Tatsächlich?“ Sie lächelte. „Und was habe ich dort gemacht?“


Das wäre sicherlich nicht die Frage, die mir in den Sinn kommen würde. Ich würde erst einmal wissen wollen wer er ist und was er von mir will. Ich meine wie der Titel der Geschichte es schon sagt, befinden wir uns in der Postapokalypse, die Gesellschaft ist zusammengebrochen, Recht und Ordnung waren einmal. Und alles was sie tut ist einen völlig Fremden anzulächeln, der ihr wirres Zeug erzählt, dass er von ihr geträumt hat und fragt, was sie in dem Traum gemacht hat?


So, dies soll es erst einmal gewesen sein, hoffe meine Anmerkungen helfen dir und wenn du Interesse hast, kannst du mir dies mitteilen und sehe mir auch noch den Rest des Textes an.


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I don't care what model it was. No vacuum cleaner should give a human being a double polaroid.

Bonvolu alsendi la pordiston? Lausajne estas rano en mia bideo! And I think we all know what that means.

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Spencer
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Beitrag11.06.2015 14:51

von Spencer
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Hallo Seraija,

vielen vielen Dank für die erneute Rückmeldung.

"Mir gefällt das Ende sehr gut smile
(Aber klar, es ist traurig) "

Das freut mich natürlich! smile

Hallo Lilly nochmal,

du hast die Grundstruktur dieses Märchens sehr gut erkannt und zusammengefasst, es freut mich echt, wenn das so ankommt und du das stimmig findest.

Vielen Dank! smile

Hallo Slaavik,

auch dir vielen Dank fürs Lesen und Kritisieren!

 " es war einmal, der Klassiker der ersten Worte. Hier war ich mir erst nicht sicher, ob es wirklich passen sollte, habe dann aber die Kategorie Märchen bemerkt, also sollte das wohl passen. Auch wenn ich persönlich es ja für ein wenig altbacken empfinde, aber da gibt es sicherlich auch andere Ansichten."

Das ist halt die klassiche Einleitung, ich wollte dem Leser gleich klarmachen, dass wir es mit etwas Märchenmäßigem zu tun haben.

"Ich weiß nicht, wieso sollte es ein Fehler gewesen sein? Ich kann dazu im Text bisher nichts entdecken. Wurde er bestraft?"

Ja, "die Leute wollten nichts davon wissen." So wie Leute eben sind, wenn man von großen, großen Zielen erzählt. Da sagt nicht jeder, super, super, super!

"Schwebewesen? Ich weiß nicht, dazu bildet sich bei mir kein Bild. Oder sagen wir besser, es kratzt ein wenig an dem Bild, der roten Schmetterlingsfrau, da stelle mir so eine feenartige Frau mit roten Schmetterlingsflügeln vor, aber sobald dieses Bild dann auf ein schwebendes Wesen reduziert wird, funktioniert es für mich nicht mehr so wirklich. Eine Frau ist eine Person, ein Wesen eben eine Kreatur. "

Naja ... ein Schmetterling schwebt, oder? smile

Sorry aber, wenn ich das hier schreibe ...

"Als er alt genug war, um alleine zu reisen, wagte er einen Ausflug in die weit entfernte Stadt"

ist das hier einfach nicht die normale Lesereaktion:

“Und nun sind wir aus seinen Erinnerungen, wieder plötzlich in eine Übersicht von ganz weit oben gesprungen und haben noch dazu einen Zeitsprung gemacht, von wohl einigen Jahren. Ist der Junge denn nun ein Mann, oder immer noch ein Junge? Da fehlen mir nun wirklich die Bezugspunkte. Außerdem, wenn die Stadt weit entfernt ist, würde ich nicht den Ausdruck Ausflug verwenden, es klingt einfach zu sehr nach, er er wandert eben für ein paar Stunden durch die Natur, aber wenn die Stadt weit entfernt ist, wird er sicherlich ein paar Tage unterwegs sein. Und wieso muss er eigentlich darauf warten, bis er diese Reise alleine unternehmen kann? Was ist mit seinen Eltern? Familie? Irgendwer wird sich schon um ihn gekümmert haben und sei es auch nur die Großmutter. Für ein Märchen ist es in meinen Augen schon ein wenig enttäuschend, dass da nicht bereits irgendwie auf seine Familie eingegangen wurde. “

Ein Erzähler erzählt das, was "wichtig" ist, und alles andere lässt man besser weg. Das ist nicht nur in einem Märchen so, (wenn auch sicher besonders dort), das wäre auch in einem Roman so. Das wäre ja schrecklich, wenn man jedes Mal über jede Figur immer wieder hören musste, wie seine Eltern drauf waren und bla bla ... als wäre wir alle Freudiander oder so was.

Deine Probleme mit den Zeitsprüngen und dem Ortswechsel kann ich ehrlich gesagt auch nicht nachvollziehen.

"Auch hier wieder, die Reifen, woher soll er wissen was Reifen sind?"

Warum sollte er das nicht wissen? Das ist doch kein Idiot, Flugmaschine unterstreicht für mich einfach die "Maschine". Dass die "Maschinen" allgemein nicht mehr funktionieren in einer postapokalyptischen Welt - also wandelt sich das Wort. Man denkt nicht "Zeug" man denkt "Maschine". Ist eh schöner und bildhafter. Asphalt ist einfach Asphalt - vor und nach der Apokalypse. Das gibt es doch immer noch. Und wenn nichts mehr fliegt, fällt es ihm vielleicht schwer, von einem "Flughafen" zu denken. Da sieht man vor allen Dingen den Asphalt. Warum sollten das Idioten sein nach der Apokalypse? Warum sollte es keine Bücher mehr geben? Das Wissen ist doch alles noch da. Natürlich kennt der Mensch nach der Apokalypse immer noch das Wort Dinosaurier. So was bleibt im Zeitgeist. Das ist ja eines der ersten Wörter, die Kinder lernen. Guck mal, wie viele Fabelwesen und Monster und Götter über Jahrtausende hinweg in unserem Gedächtnis geblieben sind. Kein Atomkrieg kann den T-Rex töten. Der wird bleiben, solange es Menschen gibt, glaube ich. Es gibt 8 Milliarden Menschen oder so auf der Welt ... wie viele wissen nicht, was ein Dinosaurier ist? Geh nach China ins entelegenste Dorf .. oder Nordkorea oder Afrika oder egal wo ... glaubst du wirklich, die Leute dort haben noch nie von einem Dinosaurier gehört?

"Irgendwie fällt es mir schwer zu glauben, dass die Flugzeuge nicht vollkommen ausgeschlachtet sind. "

Wenn es keinen Strom mehr gibt und Millionen Sterben und alles zusammenbricht - dann werden die Leute zum Flughafen rennen und ausgerechnet Flugzeuge und ihre "Kabel ausschlachten"?

Würdest du das tun? smile

Also an “Kabeln” mangelt es nach der Apokalypse weiß Gott nicht. Und an verlassenen Gebäuden  auch nicht. Wenn jemand etwas mit einem Flugzeug anstellt – dann fliegen. Das finde ich schon sehr folgerichtig und logisch.

"Sein größter Wunsch war es, auf die Welt hinabzuschauen, mit Wind unter den Flügeln und Freiheit im Sinn.


Hier würde ich persönlich hinabblicken verwenden."

Das ist vielleicht besser, ja.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich natürlich nicht in einem Märchen eine ganze postapokalyptische Welt bis ins Detail beschreiben kann. Und wie funktioniert die Landwirtschaft und wie die Toiletten und und und ... Das sprengt jeden Rahmen, das geht nicht mal im Film, das würde in einem Roman gehen. So muss man halt ein paar Schritte mitzudenken, so wie man das in üblichen Märchen doch auch tut. Ich merke aber, dass es kein wirklich "einheitliches" Blid von der Postapokalyspse gibt. Das finde ich spannend. Hier habe ich mir eine "leere, verlassene Welt" vorgestellt, wo nix mehr funktioniert. Das kommt meiner Meinung nach dem gängigen Bild der Postapokalyspe am nächsten. Aber wenn du jeden Satz auf die Art hinterfragst, kommst du bei Rotkäppchen auch nicht besonders weit. Das hat nicht mit dem Setting zu tun, das ist halt so. So läuft das eben in Märchen, da sagt der Autor: Sie war die schönste Frau im ganzen Land. Und Punkt. Da fragt sich keiner, wie das jetzt ermittelt wurde. So gesehen erkläre ich eigentlich noch relativ viel hier.

Vielen Dank!

MfG,

JuJu
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Slaavik
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Beitrag11.06.2015 16:22

von Slaavik
Antworten mit Zitat

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Hallo Slaavik,

auch dir vielen Dank fürs Lesen und Kritisieren!


Hallo Spencer,

gern geschehen.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Das ist halt die klassiche Einleitung, ich wollte dem Leser gleich klarmachen, dass wir es mit etwas Märchenmäßigem zu tun haben.


Ich sagte auch nur, dass ich persönlich es für altbacken halte, nicht dass dies jeder so sehen wird.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Ja, "die Leute wollten nichts davon wissen." So wie Leute eben sind, wenn man von großen, großen Zielen erzählt. Da sagt nicht jeder, super, super, super!


Natürlich nicht. Aber das erklärt nicht wieso es ein Fehler gewesen sein soll. Ein Fehler wäre es gewesen, wenn daraus nun negative Konsequenzen für ihn daraus entstanden wären. Nur kann ich überhaupt keine Konsequenzen erkennen. Daher bleibt die Frage, wieso sollte es ein Fehler gewesen sein? Kinder haben nun einmal verrückte Ideen und Erwachsene nehmen sie nicht ernst.

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Naja ... ein Schmetterling schwebt, oder? smile


Ich störe mich auch nicht am Schmetterling, sondern im Wesen.

Wie ich schon sagte und du ja auch zitiert hast.
Zitat:
Eine Frau ist eine Person, ein Wesen eben eine Kreatur.




Spencer hat Folgendes geschrieben:
Sorry aber, wenn ich das hier schreibe ...

"Als er alt genug war, um alleine zu reisen, wagte er einen Ausflug in die weit entfernte Stadt"

ist das hier einfach nicht die normale Lesereaktion:


Es sind aber nun einmal die Fragen und Gedanken die mir unweigerlich in den Sinn gekommen sind. Wieso sollte absolut keine dieser Fragen und Gedanken eine normale Reaktion sein? Ich meine tatsächlich habe ich sogar noch eine Frage vergessen, wir mir gerade auffällt, unser Held hat keinen Namen. Ich hatte daran gedacht, das weiß ich noch, aber bin auch nur ein Mensch.

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Ein Erzähler erzählt das, was "wichtig" ist, und alles andere lässt man besser weg. Das ist nicht nur in einem Märchen so, (wenn auch sicher besonders dort), das wäre auch in einem Roman so. Das wäre ja schrecklich, wenn man jedes Mal über jede Figur immer wieder hören musste, wie seine Eltern drauf waren und bla bla ... als wäre wir alle Freudiander oder so was.


Wir reden hier von einem Jungen. Nicht von einem Mann der irgendwo in der Weltgeschichte unterwegs ist und möglicherweise seit Jahren keinen Verwandten mehr gesehen hat. Sondern von einem Jungen, in seinem Dorf und nicht ein einziges Wort von seiner Familie? Nur Leute in seinem Dorf? Auch in Märchen wird auf Familie eingegangen und sei es nur ein "und nach dem Tod ihres Vaters lebte sie bei ihrer bösen Stiefmutter und den beiden Stiefschwestern" Was dies nun mit Freud zu tun haben soll erschließt sich mir nicht.
 
Spencer hat Folgendes geschrieben:

Deine Probleme mit den Zeitsprüngen und dem Ortswechsel kann ich ehrlich gesagt auch nicht nachvollziehen.


Und was daran nicht?

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Warum sollte er das nicht wissen? Das ist doch kein Idiot,


Postapokalypse, deswegen. Ich bezweifle das noch Reifen hergestellt werden und wenn die Reifen an den Flugzeugen zerfallen sind, bezweifle ich ebenfalls, dass Reifen die noch existieren zu gebrauchen sind. Also wird es keine funktionstüchtigen Reifen mehr geben. Was er kennen wird, werden wohl Räder sein. Die gab es schon in der Antike, die wird es garantiert auch in der Postapokalypse geben. Und wieso du aus der Tatsache, dass er kein Idiot ist, schließt dass er wissen muss was ein Rad ist, erschließt sich mir ebenfalls nicht. Wenn das Wissen um die Herstellung von Reifen verloren gegangen ist, wovon wir einmal ausgehen, und es keine funktionierenden Reifen mehr gibt, welchen Sinn hat es dann den Kindern zu erklären was ein Reifen ist? Keinen, also wird er es auch nicht wisse, weil es ihm niemand gesagt hat, weil es dafür keinen Grund mehr gibt.

Spencer hat Folgendes geschrieben:

 Flugmaschine unterstreicht für mich einfach die "Maschine". Dass die "Maschinen" allgemein nicht mehr funktionieren in einer postapokalyptischen Welt - also wandelt sich das Wort. Man denkt nicht "Zeug" man denkt "Maschine". Ist eh schöner und bildhafter.


Vielleicht bildhafter, aber wenn sich Flugzeug zu Flugmaschine ändert, -etwas was ich eigentlich nicht einmal kritisiert habe- , wieso ist es für dich dann so sinnig, dass er Reifen sieht und Reifen denkt, obwohl die schon alle zerfallen sind, denn was mir auch gerade einfällt, einfach nur Platt werden die nicht sein, sie verrotten sicherlich recht langsam, aber sie werden spröde und solche Sachen, also sind sie nichts weiter als Abfall. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso alles was nicht mehr funktioniert, zu einer Maschine geworden sein soll, aber die Leute weiterhin an dem Wort Reifen festhalten und ihren Kindern dieses Wort beibringen.

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Asphalt ist einfach Asphalt - vor und nach der Apokalypse.


Flugzeuge blieben auch keine Flugzeuge.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Das gibt es doch immer noch.


Mal gesehen was selbst mit einer kaum befahrenen Asphaltstraße nach ein paar Jahrzehnten passiert? Klar, man erkennt immer noch, dass es eine Asphaltstraße ist. Aber es ist kein schöner glatter Asphalt mehr. Und zum Straßenbau wird er garantiert nicht mehr verwendet, nicht ohne Maschinen, die ja laut deiner eigenen Aussage nicht mehr funktionieren. Überflüssiges Wissen, welches eher weniger weitergegeben wird.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Und wenn nichts mehr fliegt, fällt es ihm vielleicht schwer, von einem "Flughafen" zu denken. Da sieht man vor allen Dingen den Asphalt.


Dass er den Flughafen nicht als solchen erkennt habe ich nicht kritisiert, nur den Asphalt. Und wenn selbst das Wort Flughafen wohl verloren gegangen ist, wieso halten die Menschen dann am Namen Asphalt für diese Schotterstraßen fest?

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Warum sollten das Idioten sein nach der Apokalypse?


Wo sprach ich von Idioten? Nirgendwo. Aber Wissen geht nun mal verloren, auch in deiner Welt, sonst würde er nicht Flugmaschine sagen und er wüsste auch was ein Flughafen ist.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Warum sollte es keine Bücher mehr geben?


Wo sprach ich davon, dass es keine Bücher mehr gäbe? Nirgendwo. Ich sprach davon, dass er ohne die zugrundeliegende Bildung, die Informationen aus den Büchern eben nicht verstehen kann. Und ich sprach davon, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass ein Handbuch zur Steuerung eines Flugzeuges in einer Bibliothek zu finden ist. Über die Technik sicherlich, über die Physik sicherlich auch, aber über die Steuerung? Eher unwahrscheinlich.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Das Wissen ist doch alles noch da.


Wieso sollte es? Flughafen, kennt er nicht, Flugzeug, wird zur Flugmaschine. Aber alles Wissen soll noch da sein?

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Natürlich kennt der Mensch nach der Apokalypse immer noch das Wort Dinosaurier. So was bleibt im Zeitgeist.


Warum? Weil die Menschen nichts besseres zu tun haben als diese Wörter zu bewahren? Wie zum Beispiel wieder zu lernen, wie man sich ohne Maschinen ernährt? Häuser bäut ohne Technik? Lernt zu überleben, ohne die Annehmlichkeiten des heutigen Alltags? Da haben die Leute nichts besseres zu tun, als ihren Kindern noch nebenbei Wörter, die für uns vielleicht alltäglich und normal sind und zum Allgemeinwissen gehören, für sie jedoch keinerlei Bedeutung mehr haben, zu lehren? Warum? Und es gehört zu unserem Zeitgeist, ihrer ist es nicht mehr.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Das ist ja eines der ersten Wörter, die Kinder lernen. Guck mal, wie viele Fabelwesen und Monster und Götter über Jahrtausende hinweg in unserem Gedächtnis geblieben sind. Kein Atomkrieg kann den T-Rex töten.


Und deswegen muss es eines der ersten Wörter sein, welches die Kinder nach der Apokalypse lernen? Und dann guck mal wieviel da verloren gegangen ist. Nur mal als Beispiel, nenne mir doch einmal den Namen des
Adlers, welcher im Geäst von Yggdrasil sitzt. Das kannst du nicht und auch sonst niemand. Und dass kein Atomkrieg den Tyrannosaurus töten kann, halt ich für eine gewagte Aussage, da er bisher nicht einen überlebt hat.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Der wird bleiben, solange es Menschen gibt, glaube ich.


Eben glaubst du. Glauben ist nicht wissen.

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Es gibt 8 Milliarden Menschen oder so auf der Welt ... wie viele wissen nicht, was ein Dinosaurier ist? Geh nach China ins entelegenste Dorf .. oder Nordkorea oder Afrika oder egal wo ... glaubst du wirklich, die Leute dort haben noch nie von einem Dinosaurier gehört?


Die Schätzungen gehen von etwas mehr als sieben Miliarden aus, wenn ich mich jetzt nicht irre. Nur, was beweist dies denn eigentlich? Warst du schon in diesen entlegenen Dörfern? Wissen sie was ein Dinosaurier ist? Ich habe keine Ahnung, es würde mich jedoch nicht überraschen wenn sie es nicht wüssten und ich würde sie deswegen nicht einmal für dumm halten. Es gibt eben immer noch Menschen die nicht mit Plastikspielzeug, Filmen oder Büchern über Dinosaurier aufwachsen und die täglich, um ihr überleben und das ihrer Familien kämpfen müssen. Was soll diesen Menschen irgendwelche Tiere bedeuten, die vor langer Zeit mal gelebt haben, wenn sie sich darüber Sorgen müssen, ob sie die Familie nächsten Monat noch ernähren können? Nichts.

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Wenn es keinen Strom mehr gibt und Millionen Sterben und alles zusammenbricht - dann werden die Leute zum Flughafen rennen und ausgerechnet Flugzeuge und ihre "Kabel ausschlachten"?


Über viele, viele Jahre? Da wird dann alles ausgeschlachtet, was sich irgendwie praktisch verwenden lässt und an die Verkabelung eines Flugzeuges kommt man leichter heran, als die in Hauswänden.

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Würdest du das tun? smile


Wieso nicht? Nehmen wir mal an ich kann die Kabel gut gebrauchen, um mit ihnen einen Zaun zu bauen, wieso sollte ich nicht? Wenn ich teile des Flugzeugrumpfes dazu gebrauchen kann mir einen Eimer daraus zu machen, einen Pflug, eine Wand für mein Haus, wieso sollte ich nicht?

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Also an “Kabeln” mangelt es nach der Apokalypse weiß Gott nicht. Und an verlassenen Gebäuden  auch nicht. Wenn jemand etwas mit einem Flugzeug anstellt – dann fliegen. Das finde ich schon sehr folgerichtig und logisch.


Vielleicht nicht in der ersten Zeit, aber da es keinen Nachschub mehr gibt, wird es irgendwann mal knapp werden und wie ich schon schrieb, an die in einem Flugzeug, kommt man nun einmal leichter heran als an die meisten anderen Quellen und es gibt schließlich noch mehr Teile die man von einem Flugzeug gebrauchen könnte. Fliegen? In einer Welt in der alle Maschinen kaputt und funktionsuntüchtig sind? Du erwähntest ja, einen Atomkrieg, wenn das passiert ist, dann ist die Elektronik futsch. Die Flugzeuge werden nirgendwo mehr hinfliegen. Und selbst wenn es kein Atomkrieg ist, so ein Flugzeug ist nicht wirklich dafür gedacht bei Wind und Wetter, über Jahre und ohne jede Pflege und Wartung draußen herumzustehen. Die sind nur noch Schrott. Und auch Treibstoff hält nicht ewig, der wird auch irgendwann schlecht. Gerade Treibstoff in Fahrzeugtanks und ohne Strom wird das auch nichts mit dem auftanken. Und nehmen wir tatsächlich einmal an die Flugzeug funktionieren noch, oder zumindest einige. Warum ist dann ausgerechnet ein Jung aus einem weit entferntem Dorf der einzige der sie nutzen will? Und sonst hat niemand die Idee gehabt, wenn du doch der Meinung bist, dass Wissen nicht verloren geht, ist dies schon ein wenig schwer zu glauben.

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich natürlich nicht in einem Märchen eine ganze postapokalyptische Welt bis ins Detail beschreiben kann.


Du brauchst nicht jeden Grashalm beschreiben, aber du beschreibst gar nichts. Ich habe absolut kein Bild der Welt, weil du mir keinen Rahmen mitlieferst.

Spencer hat Folgendes geschrieben:

 Und wie funktioniert die Landwirtschaft und wie die Toiletten und und und


Wie die Toiletten funktionieren interessiert ja auch niemandem. Aber hältst du es tatsächlich für zuviel verlangt mir zu sagen, wie das Dorf aussieht? Was die Leute und vor allem auch der Junge dort machen? Da würde es doch schon reichen grob -nur als Beispiel- zu sagen, es war ein Fischerdoof an einem See, um geben von einem Wald. Punkt. So und schon kann ich mir ein Bild machen. Ich habe einen Rahmen. Ich kann mir von selbst ein Bild machen, dass sie fischen, mit ihren Booten raus auf den See fahren, dass ihre Hütten aus Holz sind und, und, und.

Spencer hat Folgendes geschrieben:
... Das sprengt jeden Rahmen, das geht nicht mal im Film, das würde in einem Roman gehen.


Nein, tut es nicht. Du beschreibst schließlich den Zustand der Flugzeuge, nur was habe ich davon, wenn ich keine Ahnung habe wie kaputt die Welt ist, wie die Stadt aussieht, wo er schläft, ob es doch Leute gibt, wovon er sich ernährt und, und, und. Es bringt mir nichts, außer der Frage, warum sind die Flugzeuge beschrieben, aber die komplette Welt bleibt im Dunkeln?

Spencer hat Folgendes geschrieben:
So muss man halt ein paar Schritte mitzudenken, so wie man das in üblichen Märchen doch auch tut.


Ich weiß zwar nicht welche Märchen du gelesen, oder erzählt bekommen hast. Aber in denen die ich kenne wird genug erzählt, damit ich mir ein Bild machen kann, dies ist hier einfach nicht der Fall. Wo soll ich den ein paar Schritte mitdenken? Soll ich vom Titel mit der Postapokalype schließen wie kaputt die Welt ist? Soll ich da nun ein "paar Schritte" mitdenken und mir eben denken, dass alle größeren Gebäube zerstört sind, dass das Dorf eine Ansammlung von kleinen Iglus aus Reifen ist? Dass der halt eine große Familie besitzt, die ihn liebt, oder die ihn hasst, oder was? Ich meine soll ich mir die Geschichte selbst erzählen, oder tust du das?

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Ich merke aber, dass es kein wirklich "einheitliches" Blid von der Postapokalyspse gibt.


Das gibt es doch eigentlich von Nichts. Und gerade Postapokalypse halte ich da für viel zu komplex, um es einfach mit einer Erwähnung im Titel dabei zu belassen.

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Hier habe ich mir eine "leere, verlassene Welt" vorgestellt, wo nix mehr funktioniert.


Warum wird dann selbst dies nicht erwähnt? Ich kann mich nun in dem Abschnitt an keine Stelle erinnern, in der klar geworden wäre, dass nichts mehr funktioniert. Und nur weil es überhaupt nicht erwähnt wird, gehe ich auch nicht automatisch davon aus, dass die Stadt unbewohnt ist.

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Aber wenn du jeden Satz auf die Art hinterfragst, kommst du bei Rotkäppchen auch nicht besonders weit.


Rotkäppchen wurde nicht ins Forum gestellt, um Kritik zu erhalten, sondern Postapokalyptische Träume. Außerdem ich weiß von Großmutter, ich weiß vom Wald und der Hütte von Großmutter. Bei dir habe ich keine Großmutter, ich habe keinen Wald und keine Hütte im Wald.

Und ich hinterfrage nicht jeden Satz, ich teile dir mit, was ich mir zu dem Zeitpunkt für Fragen stelle und welche Gedanken mir dazu in den Sinn kommen.

Spencer hat Folgendes geschrieben:

Das hat nicht mit dem Setting zu tun, das ist halt so. So läuft das eben in Märchen, da sagt der Autor: Sie war die schönste Frau im ganzen Land. Und Punkt. Da fragt sich keiner, wie das jetzt ermittelt wurde.


Ein ganz schlechter Vergleich, weil du wenn ich es nun mit deiner Geschichte vergleichen müsste würde ich eher denken, du sagst

Sie war eine schöne Frau.

Ich nehme mal an du hast dann kein Interesse daran, dass ich mir noch den Rest der Geschichte vornehme?


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Spencer
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
S


Beiträge: 16
Wohnort: Berlin


S
Beitrag11.06.2015 21:40

von Spencer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Also ich freue mich immer echt, wenn Leute sich für meine Geschichten Zeit nehmen, Slaavik, also echt vielen Dank. Ich sag dir bloß meine ehrliche Meinung, so wie du mir, und ja … also wenn du anfängst, ALLES, was der Erzäher in einem Märchen sagt, zu hinterfragen - dann funktioniert das nicht. Bei Logikfehler gehe ich mit, klar, aber das ist doch alles spekulativ.
Die Flugzeuge sind ja nicht nur deswegen nicht komplett ausgeschlachtet, weil ich das für unlogisch halte, sondern auch deswegen, weil der Erzähler was anderes behauptet. Und weil der Junge eben ein paar Jahre dran rumschraubt und sie wieder zum Laufen bringt. Ich kann hier nicht mit dir über "Wahrscheinlichkeiten" diskutieren. Wie wahrscheinlich ist es, dass er ein Handbuch über Flugzeugsteuerung in einer Bibliothek findet? Who cares? Es ist ein Märchen, Mann. Da passieren unwahrscheinliche Dinge.

Du hast auch ein ganz anderes WeltBild als ich. Also wie gesagt ... Das Wissen bliebt, das glaube ich wirklich. Sprache bleibt, Bücher bleiben, Intelligenz bleibt. Die Postapokalypse ist doch unsere Welt - nach dem Zerfall. Die muss ´ nicht so sein, wie ich sie schildere, aber sie kann so sein. Und wie gesagt, sowieso ist das alles total spekulativ, das kann anders gar nicht sein. Du glaubst, niemand weiß mehr, was ein Dinosaurier ist, ich glaube schon. Das ist eine interessante Diskussion, und das ist okay. Hat aber eig. nicht mehr so viel mit dem Märchen an sich zu tun.

Vielen Dank! smile
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Papa Schlumpf
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 373
Wohnort: Friedersdorf


Beitrag11.06.2015 22:45

von Papa Schlumpf
Antworten mit Zitat

Hallo, liebe Freunde,
Richard Wagner erfand eine Figur, die im mittelalterlichen Nürnberg beheimatet als Synonym für eine bestimmte Art Kritik steht.
Bisweilen stehe ich wohl selbst im Verdacht, aber ich mag Beckmesserei nicht. Die Geschichte weist Ecken und Kanten auf, aber diese Art der Schilderung und diese düstere Zukunftsvision zähle ich zu den durchaus zulässigen Mitteln wie auch die Benutzung der Märchenform. Sicher kann man darüber diskutieren, ob eine andere Form oder andere Mittel, deutlichere Worte dem Thema noch inniger dienten. Aber ich halte den vorliegenden Text für durchaus originell, keinesfalls verdient er, dass man ihn in Einzelteile zerlegt und niedermacht. Er ist nicht fertig. Aber er zeigt eine vielversprechende Qualität.
Liebe Grüße
P. S.


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Slaavik
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 509



Beitrag11.06.2015 23:55

von Slaavik
Antworten mit Zitat

Spencer hat Folgendes geschrieben:
Also ich freue mich immer echt, wenn Leute sich für meine Geschichten Zeit nehmen, Slaavik, also echt vielen Dank.


Gerne. Aber es muss es muss dir ja auch was bringen. Und das scheint mir ja nun weniger der Fall zu sein, oder irre ich mich da? Ich meine das ist eben meine Herangehensweise. Und bei der bleibe ich auch. Ob die Informationen die dabei herauskommen nun für dich nützlich sind liegt bei dir. Also sag einfach klar, ob du dies für sinnvoll erachtest oder nicht. ich tue dies um zu helfen, weswegen ich auf den Beitrag von Papa Schlumpf, der mir nun wohl gerne vorwerfen will, dass ich den Text nur zerlegen und niedermachen will gar nicht erst eingehe.

Du musst mir jetzt nur sagen, ob dir meine Hilfe auch etwas bringt. Wenn sie dir etwas bringt, wunderbar, dann nehme ich mir den Rest vor, wenn sie dir nichts bringt, dann sollte es eben nicht sein und wir gehen in Frieden auseinander und liest sich vielleicht bei einem anderem Text wieder. Deine Entscheidung.

gruß Slaavik


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