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lilli.vostry Wortschmiedin

Beiträge: 1223 Wohnort: Dresden
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 20.05.2015 10:47 Ausreißer von lilli.vostry
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Ausreißer
Die Zeit reißt
was ich bin
aus mir heraus
Zeiger zählen jeden Wimpernschlag
bringen mich
um eines Tages egal
wie spät ist es
gleich viel wie schnell oder langsam
ich atme gehe liege stehe oder
falle in nachtwache Träume
in denen ich endlose Zeiträume
durchstreife abstreife Zeit die sich in Nichts
auflöst
in Räumen die sich weiten
wie Zerrspiegel
aus Gestern und Morgen
vor meinem inneren Auge
steht die Zeit niemals still
schließt sie mein Herz auf und zu
rastlos pochen Sekunden wachsen schwinden
im Lebensmuster verankerte Maschen
unentrinnbar
[i]Die Zeit reißt sie wieder auf
es vergeht kein Tag
an dem die Zeit nicht Reißaus
nimmt vor mir ich ihr nacheile
die mich eben noch morgenrotsüß anlächelte
schon wieder amselflötend entwischt
mit den letzten Sonnenflecken des Tages
will ich die Zeit in die Arme schließen eins mit ihr werden
Zeiger und Herzpochen
ohne lähmende Schläge
die widerhallen in dunklen endlosen Gängen
zeitloser Labyrinthe
ohne Fenster und Türen
eingesperrte Erinnerungen
winden sich lassen sich
nicht aufhalten
die Zeit gibt der Welt ein Gesicht
stetig neue Schlagzeilen
Munition
der Zeitgeist schürt die Wunden
verjubelt die Pflaster
keine Zeit mehr zum Wachsen und Reifen
immer auf der Überholspur
erfreut mich jedes Mal der Bus
der mit aufgemalten Blumen
vorbeifährt die blaugelbe Sternenblüte
würde ich am liebsten pflücken
Die Zeit reißt
was ich bin
aus mir heraus
Schnell immer schneller
Senkrechtstarter
Überflieger über Nacht
Erfolg wieder weg
verflogen
abgestürzt
Kein Ort Nirgends zum Sichergehn
die Zeit rollt den Berg hinan
die Welt kugelt im freien Fall
ihr entgegen hält nirgends an
dreht sich weiter und weiter
so weit sie kann
im weltumspannenden Netz
twittert orakelt verrannt in Endlosschleife
übersehen den Moment vorhin
Die Zeit reißt
was ich bin
aus mir heraus
Time is money
Time is honey
ruft der Zeitforscher Geißler
den alles Beschleunigern zu
den Fetischisten der Gleichzeitigkeit
gierig jede freie Minute Verschlingern
im Multitasking die Zeit Bezwingern
alles aus ihr herausholen
Zeit gewinnen Zeit totschlagen
mit den Uhren schweigen
die Mobiltelefone klingeln
alles vernetzt und verzweckt jederzeit
erreichbar kommt und geht die Welt
zu uns nach Haus geht unter
im Meer der Möglichkeiten
landen manchmal ungerufen Bildschirmperlen
wie dieses Video wo ein Hund auf einer Schildkröte steht
und von ihr vorwärts bewegt wird
auf einer Straße irgendwo am anderen Ende der Welt
Während die Zeit
mir wieder ausreißt
Was ich bin
bleibt
Weitere Werke von lilli.vostry:
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lilli.vostry Wortschmiedin

Beiträge: 1223 Wohnort: Dresden
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 29.05.2015 13:08 aw:Ausreißer von lilli.vostry
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Zu meinem Gedicht,
ich bin froh über diese Möglichkeit, die Zeit in diesen Zeilen wenigstens für einen Moment zu fassen zu bekommen, mit allem Zeit-Los-Sein und Innehalten.
Die Zeit war mir hold, es schrieb sich fast von selbst... Wohl weil sie mich täglich im Kopf und Herzen bewegt.
Es gäbe noch so viel zu sagen...
Doch die Zeit reißt schon wieder aus...
Bis später.
Zeit-erfüllte Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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Gefühlsgier
Eselsohr
 Alter: 29 Beiträge: 438
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 29.05.2015 14:02
von Gefühlsgier
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mein erster Kommentar, den ich zu dem Wettbewerb verfasse und nun merke ich, wieso ich mich mit einem eigenen Beitrag enthalten habe. Mir fällt es wirklich schwer, mich zu dem Stil der hier eingestellten Texte zu äußern. Das möchte ich lieber anderen überlassen und sowohl zu diesem als zu den anderen Beiträgen die inhaltlichen Eindrücke schildern, die ich beim Lesen bekommen habe, sowie im Anschluss ein kleines Fazit geben, woran man bei mir hier in etwa ist.
In erster Linie sehe ich hier einen Text, dessen Inhalt in mir arbeitet. Ich sehe Beobachtungen, die das LI melancholisch stimmen und besonders am Schluss auch Sozialkritisch und das LI, das sich dem zwar auf eine gewisse Art missmutig und doch selbstsicher stellt.
Besonders an den ersten, kursivgeschriebenen Zeilen bin ich hängengeblieben, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass so mancher Leser sie vielleicht abgedroschen findet.
Noch ein nettes, aber für mich sehr schönes "Stolpersteinchen"(in dem Fall aber positiv gemeint), da hier Worte so angeordnet wurden, dass der Satz eigenen Gedanken Raum gibt. Die hatte ich:
Zitat: | Zeiger zählen jeden Wimpernschlag
bringen mich
um eines Tages egal
wie spät ist es |
Da sieht man die Zeit, die auf den Zeigern sichtbar verrinnt, förmlich "totschlagen" wird. Zugleich wird auch das eigene Leben bildhaft, das sich immer mehr dem Ende zuneigt, je öfter "die Zeiger jeden Wimpernschlag zählen" eben.
Zitat: | [i]Die Zeit reißt sie wieder auf
es vergeht kein Tag
an dem die Zeit nicht Reißaus
nimmt vor mir ich ihr nacheile
die mich eben noch morgenrotsüß anlächelte
schon wieder amselflötend entwischt
mit den letzten Sonnenflecken des Tages
will ich die Zeit in die Arme schließen eins mit ihr werden |
Obwohl mir die Sprache in diesem Beitrag allgemein sehr zusagt, sind für mein Empfinden die beiden markierten Worte leider etwas zu sehr aufgetragen.
Zitat: | die Zeit rollt den Berg hinan |
oh, das Wort kannte ich noch nicht, das gibt es aber anscheinend. Wow, wieder was gelernt. Trotzdem bin ich darüber jetzt gestolpert und ich frage mich, ob es ein "einfaches" hinauf inmitten der schönen Eindrücke nicht auch getan hätte. Das wäre vielleicht weniger ablenkend. Aber gut, ist ja nur mein Eindruck.
Zitat: | Time is money
Time is honey |
Ich weiß nicht, aber ich kann mich mit englischen Worten und Sprüchen in den meisten Texten nichts anfangen. Das ist hier aber das einzige, was mich wirklich stört.
Insgesamt bewegt sich dein Gedicht für mich im oberen Wertungsbereich.
sehr gerne gelesen!
_________________ "Exhaustion pays no mind to age or beauty. Like rain and earthquakes and hail and floods."
Haruki Murakami - "Dance Dance Dance"
~
Some people live in Hell
Many bastards succeed
But I, I've learned nothing
I can't even elegantly bleed
out the poison blood of failure
"Swans - Failure"
~
semidysfunktional |
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Literättin
Exposéadler
 Alter: 57 Beiträge: 2078 Wohnort: im Diesseits
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 30.05.2015 11:53
von Literättin
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Der zentrale Vers die Zeit reißt was ich bin aus mir heraus , der hier wie gefordert wiederholt wird, gerät für mich in diesem Gedicht zum einzig wiedererkennbaren Element, an dem ich mich etwas mühevoll durch die Verse hangele, die meistenteils sehr abstrakt bleiben und wenig konkret fühlbares aufscheinen lassen.
Gleichwohl steht da einiges an Zeitkritischem, dem ich folgen und / oder zustimmen kann. Nur bewegt es in mir nichts und es scheint mit dem Lesen auch gleichzeitig wieder zu verschwinden.
Vielleicht ist es auch das Abstrakte an dem Wiederholvers, das die wenigen eingestreuten Bilder so zum Verschwinden bringt, oder der Wechsel zwischen rein Schlagwortartigem und Abstraktem und wenig Konkretem, das mir so wenig fühlbar wird.
Oder die leicht holprigen Zeilenbrüche, wie der im Einstieg,
Zitat: | Zeiger zählen jeden Wimpernschlag
bringen mich
um eines Tages egal
wie spät ist es
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wo ich einfach nur hinein stolpere, ohne dass die Zeilenbrüche einen Sinn ergäben. Warum nicht schlicht so:
Zeiger zählen jeden Wimpernschlag
bringen mich um
eines Tages
egal wie spät es ist
In der Originalversion muss ich es dreimal lesen, um den Sinn heraus zu puzzeln und das kann ja nicht eigentlich der Zweck dieser Verssetzung sein?
Irgendwo versteckt sich da ein Bus mit aufgemalten Blumen, der mir gefällt und der mir leider immer wieder entwischt, wenn ich ihn suche. Der geht zum Beispiel einfach unter in der Fülle von wenig Greifbarem.
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tronde Klammeraffe
T
Beiträge: 540
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T 30.05.2015 21:26
von tronde
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Hallo!
Zu Beginn kann ich die Bilder noch nachfühlen, das geht mir zum Ende hin nicht mehr so.
Moderne Lyrik scheint oft auf die Zeichensetzung zu verzichten, da bin ich wohl eher konservativ: mich stört das.
"Bildschirmperlen" gefällt mir aber wieder.
Die Zeiträume bzw. der Zitatbezug ist da. Vor allem der Teil mit "time is money", da gehe ich verloren.
Letztendlich fehlt mir die Geschichte hinter dem Gedicht.
Grüße
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keinort.nirgends Wortedrechsler

Beiträge: 69
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 31.05.2015 00:31
von keinort.nirgends
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Na, wenn da schon mein Name im Text fällt, muss ich mich natürlich auch äußern. Hihi
Ich habe das Gefühl, dass einige der Wettbewerbstexte, und da zähle ich diesen dazu, zu sehr am Zitat haften geblieben sind. Ich meine das so: Für mich wird hier gewissermaßen "lediglich" das Zitat nochmal erklärt; der Inhalt bleibt der Gleiche, nur sieht er sich nun nicht mehr als Essay verwortet, sondern als Gedicht. Nach dem Motto: Wir wollen alles gleichzeitig und laufen dabei trotzdem stets unseren Möglichkeiten hinterher. Ein Motto, das man ja vielerorts lesen kann.
Das ist mir irgendwie zu einfach. Ich hätte mir eine textliche Auseinandersetzung mit dem Zitat in der Form gewünscht, dass z. B. eine symptomatische Situation im Sinne des Zitats abgeleitet und verbildlicht wird. Oder eine Umdeutung. Oder eine Anwendung auf einen Teilaspekt. Gerade ist das ein wenig ein Ragout aus allem und nichts. So wie der Text momentan dasteht, wird mir keine lyrische Situation eröffnet und deshalb bleibt er für mich in so einem diffus-abstrakten Zwischenraum.
Viele Bilder und Wendungen finde ich zudem ziemlich leblos, weil sie mir so altbekannt vorkommen.
"steht die Zeit niemals still"
"schnell immer schneller"
"Meer der Möglichkeiten"
Eine Ausnahme ist z. B. das Bild von den aufgemalten Busblumen, die gepflückt werden wollen. Das finde ich eine schöne Idee.
Viele Grüße!
Kein Ort. Nirgends
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Lorraine
Klammeraffe

Beiträge: 717 Wohnort: France
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 31.05.2015 13:28
von Lorraine
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Hallo
Für Analysen und Kommentare ist leider keine Zeit. Alle Texte habe ich mit großem Interesse mehrfach gelesen. Beste Grüße,
Lorraine.
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Mardii Stiefmütterle
 Alter: 63 Beiträge: 1837
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 31.05.2015 17:22
von Mardii
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Hallo Lyriker/in,
der Text kommt wie eine subjektive Kritik am Zeitgeist daher. Es scheint an alles gedacht versucht zu sein, was das Thema berühren könnte. Es hat den Anschein, als ob jemand objektiviert, dabei liest es sich wie eine individuelle Beschwerde am Leben wie es ist.
Zwei sehr persönliche Eindrücke von dem bemalten Auto und dem Video mit der Schildkröte sind eingeflochten, dabei wirkt das zweite mehr entlarvend auf das lyrische Ich. Es lässt sich von einem Internet-Video gefangen nehmen. Es irrt anscheinend selbst von Gegenwart zu Gegenwart und kann sich mit all seinen Kritikpunkten nicht davon abgrenzen.
Viele Textstellen wirken auf mich sehr phrasenhaft:
Zitat: | steht die Zeit niemals still |
Zitat: | im Lebensmuster verankerte Maschen |
Zitat: | nicht Reißaus
nimmt |
Zitat: | eins mit ihr werden |
Zitat: | zeitloser Labyrinthe
ohne Fenster und Türen
eingesperrte Erinnerungen |
Nur ein paar von Vielen.
Man hat das Gefühl alles bejahen zu können. Der Text lässt nicht viel offen.
Das Zitat vom Lebensmuster ist sehr gelungen. Die verankerten Maschen bilden ein konträres Bild.
lg Mardii
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Einar Inperson
Reißwolf

Beiträge: 1742 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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 01.06.2015 02:55
von Einar Inperson
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Hallo du, irgendwo in Raum und Zeit,
ein Gedicht, dass mich von Beginn an mitnimmt, das mir Bilder schenkt, die mich immer wieder neu eintauchen lassen.
Ein pulsierender Zeittraum, in dem sich LI verliert, im Blitztakt der Flashs, um am Ende wieder bei sich zu sein. Mit grandiosen Formulierungen und leider auch einigen stereotypen Schlagworten, die in meinem Lesen etwas störend wirken. Aber das ist ein Langgedicht, da kann wohl nicht jeder Vers zum Leser sprechen.
Gleich die erste Strophe bereits, schafft, mich als Leser stocken zu lassen. Will mich "wie spät es ist" lesen lassen. Und auch, wenn der Augenblick verflogen ist und ich sehe, wie richtig es ist, die Frage zu stellen. Egal, wie spät ist es? tappe ich doch beim Wiederlesen erneut in die Falle. Toll.
10 Punkte
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Lionne
Eselsohr
 Alter: 48 Beiträge: 465
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 02.06.2015 20:41 Re: Ausreißer von Lionne
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O Long Johnson hat Folgendes geschrieben: |
Kein Ort Nirgends zum Sichergehn
die Zeit rollt den Berg hinan
die Welt kugelt im freien Fall
ihr entgegen hält nirgends an
dreht sich weiter und weiter
so weit sie kann
im weltumspannenden Netz
twittert orakelt verrannt in Endlosschleife
übersehen den Moment vorhin |
Diese Strophe finde ich total gut gelungen. Ein Bild unserer Gesellschaft: Jeder (viele ) jagt Vollgas durch sein Leben und vergisst das Genießen des Moments.
O Long Johnson hat Folgendes geschrieben: |
Während die Zeit
mir wieder ausreißt
Was ich bin
bleibt |
Und der Schluss ist der Höhepunkt.
Erst dachte ich, man könnte da und dort straffen. Du verwendest verschiedene geläufige Phrasen (der Wimpernschlag, auf der Überholspur ...), die evtl. überflüssig sind, verwendest aber gleichzeitig sehr schöne Bilder, wie hier zum Beispiel:
Die Zeit reißt sie wieder auf
es vergeht kein Tag
an dem die Zeit nicht Reißaus
nimmt vor mir ich ihr nacheile
die mich eben noch morgenrotsüß anlächelte
schon wieder amselflötend entwischt
mit den letzten Sonnenflecken des Tages
will ich die Zeit in die Arme schließen eins mit ihr werden
Gefällt mir sehr gut!
_________________ Wenn wir in uns selbst ein Bedürfnis entdecken, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, dann können wir daraus schließen, dass wir für eine andere Welt erschaffen sind.
C.S. Lewis |
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Constantine
Bücherwurm

Beiträge: 3511
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 04.06.2015 01:21
von Constantine
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Bonjour!
Die Zeit als Ausreißer, dem wir hinterherjagen, den wir festhalten wollen, es aber nicht können. LI verzweifelt, gibt sich aber kämpferisch den Delinquenten immer wieder greifen zu wollen, um dabei immer mehr sich und von sich zu verlieren. Während die Zeit (und auch das Leben)
stetig voran eilen, kommt LI nicht mehr mit.
Ich finde, die Aufgabenstellung hast du gut eingefangen und ich als Leser kann den Banalitäten, dem Zeitgeist und dem Dilemma des LI gut folgen.
Zitat: | bringen mich
um eines Tages egal
wie spät ist es |
Für mich liest sich das sehr ungelenk mit dem Enjambement und den Wortstellungen und ich möchte das Enjambement und die Reihenfolgen umstellen in:
Zitat: | bringen mich um
eines Tages egal
wie spät es ist |
oder
Zitat: | bringen mich eines
Tages um egal
wie spät es ist |
Zitat: | Kein Ort Nirgends zum Sichergehn |
Hat sich die Verfasserin selbst im Gedicht verewigt oder fand ein Teilnehmer den Nick so inspirierend und baute ihn in sein Werk ein?
Insgesamt ist die Themenvorgabe gut gelöst worden und dein Gedicht hat es in meine Top 10 geschafft: cinq points.
Merci beaucoup.
LG,
Constantine
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Zinna
schweißt zusammen, was

Beiträge: 1732 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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 06.06.2015 17:41
von Zinna
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Hallo Inko,
die Zeit war knapp zum schreiben und kommentieren, passt ja zum Thema. Irgendwie.
Ich bitte um Verzeihung, dass meine Kommentare diesmal besonders kurz ausfallen.
Der Einstieg gefällt mir, die erste Strophe. Danach habe ich das Gefühl, dass zu viel wiederholt wird, irgendwie allgemeinplätzig klingt.
Sorry, der Text überzeugt mich nicht so.
LG
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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finis Klammeraffe
F
Beiträge: 631 Wohnort: zurück
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F 06.06.2015 23:46
von finis
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Hallo/Gute Nacht, jetzt kurz vor knapp.
Ich weiß nicht, wie geschickt ich es finde, direkt mit dem zentralen Vers einzusteigen: "Die Zeit reißt/was ich bin/aus mir heraus" nimmt im Endeffekt schon die nächsten Verse vorweg, obwohl es sich eigentlich als Schlussfolgerung daraus ergibt.
Ich mag das allmähliche Durchstreifen der Zeiträume, wie die Zeit das Herz öffnet und schließt (sehr feines Bild!) und die Maschen im Lebensmuster (stelle mir dann vor: wie man die Maschen seines Lebens unplanmäßig fallen lässt, wie sie von den Nadeln gleiten).
Die Zeit reißt sie wieder auf: gewaltsam, nicht das sorgfältige Auftrennen der Maschen, sondern zerreißen. Das gefällt mir weiterhin wirklich gut: wie die Zeit reißaus nimmt vor dem lyrischen Ich, nur das:
Zitat: | will ich die Zeit in die Arme schließen eins mit ihr werden
| ist mir zu dick, zu pathetisch.
Dann die Erinnerungen: Mir gefällt das, wie sie sich winden im Labyrinth, aber die Verbindung mit "lassen sich nicht aufhalten" wirkt etwas deplaziert: wie soll man sie denn aufhalten? warum? was könnte passieren? Ich habe eine Vermutung, was Du meinen könntest, aber ein konkreter Hinweis diesbezüglich fehlt hier.
Dann sehr schön: Der Bezug zu den Schlagzeilen. Sehr gelungen, wie ich finde. Nur das Apokoinu mit dem Bus auf der Überholspur erscheint mir zu erzwungen, es löst ein unmittelbares Störgefühl aus, weil zwei unterschiedliche Textebenen/Bildwelten sehr abrupt miteinander verbunden werden. Hier wirkt das auch nicht gewollt, sondern mehr wie eine Verlegenheitslösung, weil die Strophe irgendwie einen Abschluss finden muss, dabei ist das gar nicht nötig.
Es ist ein Widmungsgedicht!
Die obligatorische Beschleunigung - finde es sehr interessant, wie die sich durch den Wettbewerb zieht -... die übersehenen Momente gefallen mir und das twitter orakel. Das wird dann auch in der nächsten Strophe sehr schön ausgeführt: die Folgen für die Gesellschaft, Zeitgeist etc. ... muss ich nix zu sagen, steht ja alles da. Ich sag nur: ist gut gemacht, finde ich.
Zitat: | landen manchmal ungerufen Bildschirmperlen
wie dieses Video wo ein Hund auf einer Schildkröte steht
und von ihr vorwärts bewegt wird
auf einer Straße irgendwo am anderen Ende der Welt
| Was für ein schöner, versöhnlicher Schluss. Die darauffolgenden Verse wirken dann nur noch wie angeklebt, so stimmig wäre das schon.
Was mir bis jetzt nicht klar geworden ist - und jetzt habe ich kaum noch Zeit es zu verstehen: wie verbinde ich den zentralen Vers mit dem Gedicht? Wo ist denn da das lyrische Ich? Wie ist seine Beziehung zu alldem? Geht es denn überhaupt um das lyrische Ich? Geht es darum, wie die Zeit ihm ausreißt, was es ist? Ich sehe das von der Anlage her nämlich eigentlich nicht, ich denke sogar: ohne das lyrische Ich wäre das Gedicht viel besser dran.
Auf jeden Fall viel Schönes dabei: sehr gern gelesen. LG.
finis
_________________ "Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky) |
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anderswolf
Reißwolf

Beiträge: 1082
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 07.06.2015 13:50
von anderswolf
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Spätestens bei Geißler hat mich das Gedicht verloren, aber auch vorher schon hat es mich nie so sehr gefangen, dass das verlorengehen schwer gewesen wäre. Unprägnante Bilder werden hier aneinandergereiht, ein tieferer Sinn erschließt sich nicht, eine Flut des immergleichen reicht nicht für die vorderen Plätze. gleichwohl ist es eine oberflächliche und unsortierte Reflektion des Wesens der Zeit, und insofern wohl das Wettbewerbsthema erfüllend, aber dem Leser bleibt davon nichts hängen, nichts reißt den leser aus sich heraus.
Null Punkte.
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