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Uibui Wortedrechsler
Alter: 43 Beiträge: 89 Wohnort: Dublin
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17.05.2015 14:49 (Harter Schnitt) Im Wald von Uibui
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Bluuuuut… Siirrrrrr…. Bluuuuut…. Siiiirrrrrr…. Steeeechen…. Siiiiirrrrrr… Landen… Siiiirrrrrr…. KLATSCH...
Diesmal hatte Dariosz Harkom eine besonders dicke Stechmücke erwischt. Er rieb abwesend die juckende Stelle und seufzte. Dann blickte er wieder auf die Karte. Er stand mitten im feuchtwarmen Dschungel und versuchte, die verblichene Schrift auf dem halb zerfallenen Stück Leder zu lesen. Stechmücken und andere fliegende Quälgeister umschwirrten ihn und versuchten, an sein Blut zu kommen. Wahrscheinlich hatte der verdammte Skulg in Agor D’hain ihm irgendein nutzloses Stück Abfall angedreht, auf das er irgendwelche Linien und Schriftzeichen geschmiert hatte. Er schaute sich um. Grün, überall sah er nur grün. Grün in allen nur denkbaren Schattierungen. Schweiß lief ihm in wahren Sturzbächen am Körper hinab, obwohl es früh am Morgen war. Sonnenlicht fiel in hellen Strahlen durch das Blätterdach und in der Ferne hörte er wilde Tiere kreischen und brüllen. Unwillkürlich schauderte er und fasste an das Heft des Kurzschwertes, dass an seiner Seite hing…
… während Nhhhgala den in bunte Stoffe gehüllten Menschen, der abwechselnd auf ein Stück getrocknete Tierhaut blickte und gleichzeitig nach den herumschwirrenden Hrogtas schlug, aus seinem Versteck heraus beobachtete. Er konnte nicht verstehen, weshalb die Menschen von jenseits des Waldes sich in dieses dicke Gewebe hüllten. Nhhhgala war am ganzen Körper mit Schlamm eingeschmiert. Das half gegen die stechenden Quälgeister. Und gegen die Blicke der Eindringlinge. Dass wussten sogar schon die Jüngsten aus seinem Stamm. Er wunderte sich sowieso, wie „Die von jenseits des Waldes“ überhaupt so zahlreich hatten werden können, obwohl sie so plump und arglos durch die Gegend stapften. Es lag wahrscheinlich an den harten glänzenden Klingen, die sie so gerne mit sich herumschleppten. Und die sie mehr als nur einmal gegen seine Stammesgenossen gerichtet hatten. Er griff den Schaft seines Speeres, den er aus dem Stoßzahn eines Crogh gefertigt hatte, fester…
… bemerkte aber nicht die Gestalt, die auf einem der Bäume hoch über dem Erdboden kauerte und auf Darios und Nhhhgala hinab blickte. In der Hand hielt er einen kunstvoll gefertigten Bogen, der nur einem Meisterjäger seiner Gilde zustand. Aus diesem Grunde war er auch von dem Waldmenschen nicht bemerkt worden. Er wurde nie bemerkt. Bis es für seine Beute zu spät war. Und diese Beute war diesmal Dariosz Harkom. Er zog einen Pfeil aus dem Köcher auf seinem Rücken und legte ihn auf die Sehne. Er wollte gerade anlegen, als er ein leises Donnern hörte, dass stetig lauter wurde…
… und auch von Dariosz wahrgenommen wurde. Er spürte auch das Beben im Boden, das langsam heftiger wurde. Er fluchte, zog sein Schwert und blickte in die Richtung, aus welcher der Lärm kam…
…der auch Nhhhgala alarmierte. Ein Crogh. Oder besser gesagt eine ganze Herde Croghs. Er blickte auf den Speer, der ihm nun wie ein Spielzeug in seiner Hand vorkam. Er kauerte sich hin und legte die flache Hand auf den Boden. Es waren mindestens 20 Tiere und sie liefen genau in ihre Richtung…
… was auch der Jäger spürte. Er blickte noch einmal auf Darisoz hinab und wägte ab, ob er einen schnellen Schuß riskieren sollte, doch die Herde war schon zu nah. Er hört das Splittern von Ästen und kleineren Bäumen, das leichte Beben war in ein heftiges Schwanken übergegangen, das auch den Baum erfasst hatte, auf dem er kauerte. Möglicherweise würden die Croghs ihm ja die Arbeit abnehmen, dachte er sich und verließ katzengleich seinen Ausguck…
…während Nhhgala sich erhob und ebenfalls den Rückzug antrat. "Der von Jenseits des Waldes" würde wohl nicht mehr aus dem Wald zurückkehren, dachte er ohne Bedauern und verschwand flink und leise im Unterholz, so dass...
…nur Dariosz zurück blieb, der nicht so recht wusste, was da mit einem infernalischen Lärm auf ihn zukam.
_________________ It had flaws, but what does that matter when it comes to matters of the heart? We love what we love. Reason does not enter into it. In many ways, unwise love is the truest love. Anyone can love a thing because. That's as easy as putting a penny in your pocket. But to love something despite. To know the flaws and love them too. That is rare and pure and perfect.
Patrick Rothfuss |
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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17.05.2015 15:18
von Einar Inperson
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Hallo Uibui,
ich bin gerne auf einen Gegenbesuch vorbeigekommen. Hatte ich doch deine Geschichte bereits mit Freude gelesen, bevor ich deinen Eintrag entdeckt hatte.
Dir ist die gestellte Aufgabe, anders als mir, hervorragend gelungen. Aus einer Aufgabe, hast du eine spannende Geschichte gezaubert.
Ganz genau genommen kann man den Schluss sogar noch als Cliffhanger sehen. Weil, der Leser möchte ja doch noch Aufklärung, was es nun mit diesem Leder wirklich auf sich hat.
Sehr gerne gelesen.
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Uibui Wortedrechsler
Alter: 43 Beiträge: 89 Wohnort: Dublin
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17.05.2015 16:42
von Uibui
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Hallo Einar Inperson 😊
Es freut mich, dass dir mein kurzer Beitrag gefällt.
Ehrlich gesagt ist er der Anfang einer Kurzgeschichte, an der ich momentan schreibe. Ich habe ihn etwas umgemodelt und neue Charaktere hinzugefügt, damit er auf die Schreibübung passt. Wenn ich den Rest der Geschichte fertig habe, werde ich sie möglicherweise in die Werkstatt einstellen. Dann wird vielleicht auch das Geheimnis des Leders gelüftet 😉
Viele Grüße und nochmal danke für deinen Kommentar,
Uibui
_________________ It had flaws, but what does that matter when it comes to matters of the heart? We love what we love. Reason does not enter into it. In many ways, unwise love is the truest love. Anyone can love a thing because. That's as easy as putting a penny in your pocket. But to love something despite. To know the flaws and love them too. That is rare and pure and perfect.
Patrick Rothfuss |
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Gefühlsgier Eselsohr
Alter: 31 Beiträge: 421
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17.05.2015 17:07
von Gefühlsgier
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Hallo Uibui!
ich verstehe noch nicht so wirklich Recht, inwiefern die Figuren hier "zusammenhängen", gehe aber davon aus, dass man das der vollständigen Geschichte aber aufgrund von mehr Informationen entnehmen kann.
Trotzdem habe ich sie gerne gelesen. Man spürt förmlich die darin enthaltene Bewegung, die es lebendig macht.
So hart finde ich den Schnitt nicht,das ist aber eine Sache des persönlichen Empfindens.
glg
_________________ "Exhaustion pays no mind to age or beauty. Like rain and earthquakes and hail and floods."
Haruki Murakami - "Dance Dance Dance"
~
Some people live in Hell
Many bastards succeed
But I, I've learned nothing
I can't even elegantly bleed
out the poison blood of failure
"Swans - Failure"
~
semidysfunktional |
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Uibui Wortedrechsler
Alter: 43 Beiträge: 89 Wohnort: Dublin
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17.05.2015 17:20
von Uibui
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Hallo Gefühlsgier.
Vielen Dank für deinen Kommentar 😊
Ich habe mich bei dem Text, der tatsächlich nur Teil einer Kurzgeschichte ist, hauptsächlich auf die Perspektivwechsel konzentriert. In der kompletten Geschichte werden die Beziehungen der einzelnen Personen noch genauer beleuchtet.
Viele Grüße,
Uibui
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Patrick Rothfuss |
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manon Leseratte
Alter: 57 Beiträge: 111
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07.05.2017 11:13
von manon
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Hallo Uibui,
ich habe deine Geschichte gern gelesen. Du baust Spannung auf, da von mehreren Seiten Gefahr droht. Erst von zwei Feinen, dann von Tieren.
Die Perspektivwechsel hast du interessant gestaltet, da die Sätze weitergehen und nur durch einen Absatz kenntlich gemacht wurden.
Bin auf deine Kurzgeschichte gespannt, wo dann das Geheimnis gelüftet wird.
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