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Die Novelle - wirklich die ungeliebte Schwester der Kurzgeschichte?

 
 
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Epiker
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 29
Beiträge: 301
Wohnort: Österreich


Beitrag27.04.2015 05:50
Die Novelle - wirklich die ungeliebte Schwester der Kurzgeschichte?
von Epiker
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wer meine Kutschenfrage im Recherchebereich gelesen hat der weiß, dass ich zurzeit an einer Novelle schreibe. Der Grund warum ich diese Novelle überhaupt schreibe ist, dass ich sie als Geburtstagsgeschenk für eine Freundin vorgesehen habe. Als Grundlage für den Inhalt der Novelle habe ich eine meiner zahlreichen Theaterstück-Ideen hergenommen.

Bevor ich mit dem Schreiben angefangen habe, war ich natürlich so schlau und informierte mich über die Art und den Aufbau einer Novelle. Für die nötige Praxis las ich auch die Novelle "Kleider machen Leute" von Keller (sie hat mir wirklich sehr gut gefallen!).

Im Schreibprozess dann hab ich mir gedacht ich könnte diese Novelle nicht nur herschenken sondern später genauso gut auch gleich veröffentlichen, natürlich dann nur in Form eines Novellenzyklus mit drei bis vier zusammengehörigen Novellen (Denn wer gibt schon Geld aus um dann nur z.b. 31 A-4 Seiten lesen zu dürfen, genau, niemand).

Doch bei der Recherche bin ich ziehmlich schnell darauf gekommen, das es anscheinend keine Verlage gibt die neue Novellen veröffentlichen ja dass deren gesamtes Format abgelehnt wird!

Ich hab gelesen, dass Novellen heute keiner mehr lesen will weil es unmodern ist und Kurzgeschichten sowieso viel besser, cooler und hipper wären.

Das stimmt einen über den modernen Leser schon nachdenklich, bedenkt man doch nur die Vorteile einer Novelle. Sie ist ja ein "Roman im Taschenformat" quasi, in einem Zug zu lesen, spannungsgeladen, auf den Punkt gebracht, "zielorientiert", was will man mehr.

Aber anscheinend interessiert sie keinen heute mehr. Die jüngste mir bekannte Novelle ist die Schachnovelle von 1945 also auch schon etwas älter. Die ist damals in einem Exilverlag oder so erschienen.

Doch was haltet ihr von dieser Textgattung?
Könnt ihr ihr etwas abgewinnen?
Ist die Gattung der Kurzgeschichte wirklich besser als die der Novelle?
Kennt ihr vielleicht einen Verlag, der auch neue Einzelnovellen und Novellenzyklen veröffentlichen würde?


_________________
Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!

-Homer-

(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein Wink )
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Schreibmaschine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 529



Beitrag27.04.2015 08:20

von Schreibmaschine
Antworten mit Zitat

Hallo Epiker,

mein Verlag ist leider keine Option für dich, weil er nur Geschichten von Frauen veröffentlicht. Allerdings werden dort gar nicht mal selten Novellen veröffentlicht.

Ich selbst schreibe lieber Romane, weil es sonst nahezu unmöglich ist, tiefer in Charaktere einzudringen. Die Entwicklung meiner Hauptfiguren macht für mich den Reiz am Schreiben aus und das geht (vernünftig) halt nur in einem Roman. So hat die einizige (alleinstehende) Novelle, die je von mir herauskam zwar einen Handlungsstrang ähnlich eines Romans, aber nur durch die Konzentration auf das "Innenleben", sprich die Gedanken der Protagonistinnen konnte ich die Wandlung/ Entwicklung glaubhaft darstellen. Das ist aber natürlich kein Modell für alle Novellen.

Es kommt wohl immer darauf an, welche Geschichte man erzählen möchte. In vielen Fällen funktioniert eine Novelle gut, vielleicht sogar besser als ein Roman. Die Frage muss ja stets lauten, worauf der Fokus liegen soll. Auf einem kurzen Moment im Leben von ein oder zwei dem Leser Unbekannten, auf einer Episode im Leben eines oder mehrere Protagonisten, ohne dass wir all zu viel über ihren Hintergrund erfahren, oder über ein, zwei oder noch mehr Protagonisten/ Figuren, dessen Betrachtung über viele Stunden fasziniert und fesselt.

Kurzgeschichten zu schreiben fällt mir persönlich schwer. Denn für mich ist jede handelnde Figur ein dreidimensionaler Charakter. Im Rahmen einer Kurzgeschichte kann das bestenfalls durchscheinen, niemals aber in all ihrer Komplexität gezeigt werden. Daher liegt der Fokus auf der äußeren Handlung. Diese Konzentration fällt mir persönlich schwer, denn ich will immer mehr von Figuren erfahren und zeigen.

Im Gegensatz dazu sind Novellen für mich fast noch schwerer. Die Bezeichnung "ungeliebte Schwester der Kurzgeschichte" passt in meinen Augen nicht ganz, verdeutlicht jedoch meiner Meinung nach gut das Dilemma, in dem sich Novellen befinden.
Ich habe schon einige (längere) Novellen gelesen, die einfach zu kurz geratene Romane waren, dennoch als Romane verkauft wurden, obwohl nicht mehr als die Oberfläche angekratzt wurde, wenn es um Charakterentwicklung ging. Mit zweidimensionalen Charakteren kann man schließlich schnell einen "Roman" in Novellenlänge schreiben.
Viele Leserinnen und Leser kennen den Unterschied auch nicht. Dennoch finde ich es wichtig, ein Buch in seiner Länge (und Textgattung) klar zu deklarieren und es als Novelle oder Roman auszuweisen.

Zu deinen Fragen:
Meiner Meinung nach ist keine Textgattung besser als die andere. Jede hat ihre positiven und negativen Aspekte. Die Frage muss immer lauten, was man (wie) erzählen möchte.

Was lieber gelesen wird - nenn mich ruhig ignorant - tangiert mich nur peripher.
Ich bevorzuge ganz klar das Schreiben von Romanen. Mal eine Kurzgeschichte zu schreiben, weil ich eine (witzige) Idee habe, steht für mich dabei nicht im Widerspruch. Ebenso wenig das Schreiben einer Novelle, in der ich mich auf eine einzige Sache oder ein einziges (größeres) Ereignis beschränke. Oder wenn ich eine Mini-Fortsetzung eines Romans schreibe (also eine Novelle im Rahmen einer Erzählreihe).

So lange das Schreiben Spaß macht und am Ende etwas herauskommt, mit dem man zufrieden ist, ist die Länge doch vollkommen egal. So sehe ich das.

In Bezug auf die Haltung von Verlagen muss man allerdings auch die finanziellen Aspekte sehen. Novellen können erst ab einer gewissen Länge gedruckt werden. Und selbst dann lohnen sich die gedruckten Exemplare meist nicht oder kaum. Nur als E-Book etwas herauszubringen, machen derzeit nur wenige Verlage. Aber es gibt sie.

Ich drück dir die Daumen, dass du einen Verlag findest, bei dem du dich wohl fühlst und mit dem du das veröffentlichen kannst, was du gerne schreibst.

Liebe Grüße,
Schreibmaschine
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag27.04.2015 21:38

von Babella
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Hier werden Novellen veröffentlicht, aber nur als E-Book, und da steht auch ein bisschen was dazu:

http://www.verlagdasbeben.de/

Mir persönlich ist es eigentlich egal, ob etwas Novelle, Erzählung oder Roman heißt. Ich will nur lesen, Schubladenkramerei macht mir keine Freude. Ich finde viele Romane zu lang und viele Kurzgeschichten zu knapp. Insofern wäre ich wohl eine gute Adressatin für eine Novelle.
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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1444



Beitrag27.04.2015 23:43

von Jack Burns
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Hallo Epiker,

Mit einem Verlag kann ich leider nicht helfen. Für mich passt diese Denkweise leider sehr gut zu unserer durch ökonomisierten Gesellschaft. Der Wert von Kunst wird an der Quantität fest gemacht. Ähnliches habe ich in der Musikbranche erlebt. Irgendwann wurde es wichtiger wie lang ein Album ist, als dass das Konzept noch schlüssig wäre.
Ich persönlich lese jede Form von Prosa. Ich würde auch nicht nach der Dicke eines Buches entscheiden, ob ich es kaufe. Ähnlich wie bei Kurzgeschichten, wäre es sicher angeraten, eine Sammlung zu veröffentlichen. Einige meiner Lieblings Werke sind (wahrscheinlich) Novellen. Das wären Dürrenmatt, Jack London "Die Zwangsjacke", Oscar Wilde, E. A. Poe.
Kurzgeschichten sind praktisch im Bett und bei Zugreisen zu lesen, Romane funktionieren für mich, wie Fernsehserien aber Novellen sind etwas ganz Spezielles. Man kann sie nicht einfach unterbrechen aber auch nicht schnell weg-lesen. Dadurch ist man gezwungen, sich tiefer darauf einzulassen. Also wirklich - Literatur erleben.

Ich selbst versuche Kurzgeschichten zu schreiben. Diese Form passt am Besten zu meinen Ideen. Und auch für KGs wird es nicht leicht, einen Verlag zu finden.

Lass Dich nicht entmutigen!

Grüße
Martin


_________________
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.04.2015 01:43

von Constantine
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Hallo Epiker,

ich mag Novellen. Ich mag auch, wie in deinen einführenden Worten, Kurzgeschichten und Romane. Generell mag ich Literatur.
Auf deine Frage, ob die Gattung der Kurzgeschichte besser sei als die der Novelle, kann es keine pauschale Antwort geben. Woran sollte das Qualitätsurteil auszumachen sein? Es handelt sich um Textgattungen, die ihre Charakteristika besitzen, und mMn geht es da nicht um besser oder schlechter, sondern wenn, dann entscheidet z.B. der Lesegeschmack oder die Lesegewohnheit. Manche Leser mögen keine Kurzgeschichten oder Novellen, weil sie ihnen zu kurz sind. Bevor sie sich in die Geschichte reingelesen haben, in die Geschichte und die Protagonisten eintauchen konnten, ist die Story auch schon fertig. Andere Leser haben mit kürzeren Texten als Romanen keine "Probleme" und lesen auch diese gerne.
Hierbei von "besser" oder "schlechter" zu reden, passt mMn nicht, da es sich, wie bereits gesagt, um verschiedene Formen von Literatur/Textgattungen handelt.

Ganz spontan fällt mir als Novellensammlung "Frühling, Sommer, Herbst und Tod" (1982 in den USA erschienen, 1984 als deutsche Übersetzung in Deutschland von Bastei-Lübbe verlegt) von Stephen King ein. Vier Novellen. Und von King kamen im Laufe der nächsten Jahrzehnte weitere Novellensammlungen beim Heine-Verlag heraus (ich glaube, die aktuellste Novellensammlung erschien 2010).
King ist nur ein Beispiel und als Beispiele für Verlage hast du in seinem Falle: Bastei-Lübbe und Heine.

Wenn du planst, vier Novellen als fertige Sammlung anzubieten, dann stehen mMn deine Chancen dafür vielleicht genauso gut, als wenn du den Verlagen einen Roman anbieten würdest.

Welchen Verlag ich noch recherchiert habe, wäre der TextLust-Verlag (http://www.textlustverlag.de), der auch Einzelnovellen verlegt.
Vielleicht hilfreich.

LG,
Constantine
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Kien
Wortedrechsler
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Beiträge: 53



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Beitrag11.11.2021 11:09

von Kien
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Ich wollte ursprünglich einen eigenen Thread eröffnen, aber mir scheint, dass mein Anliegen auch hier gut reinpasst, ich stehe nämlich vor einem ähnlichen Problem.

Nach einigen Kurzgeschichten versuche ich mich derzeit an einem Roman, knapp 100 Seiten sind geschrieben. Die Figurenkonstellation ist so aufgebaut, dass es noch wenig Überschneidungen und Zusammentreffen zwischen den sechs Figuren gibt. Ich habe bereits ein Ende für alle im Sinn, aber das Gefühl, dass ich es nicht schaffen werde, alle Figuren gleichberechtigt auftreten und miteinander agieren zu lassen. Bevor ich mich weiter verstricke, hatte ich die Idee, aus einer Geschichte drei oder vier Novellen zu machen, alle mit einer ähnlichen Thematik, aber eben voneinander getrennt mit ~100 Seiten. Ich könnte den "Ballast" über Bord werfen und mich auf die wichtigsten Ereignisse konzentrieren.

Nun lese ich (was ich mir bereits dachte) dass Novellen "out" sind und es auch kaum Verlage gibt, die Novellen publizieren möchten. Zwei der hier verlinkten Verlage existieren bereits nicht mehr, das macht mir wenig Hoffnung, mit meinem Modell Erfolg zu haben. Ich weiß nicht, ob es an meinem mangelnden Durchhaltevermögen oder versiegender Kreativität liegt, aber für mich scheinen Novellen von der literarischen Gattung her passender zu sein als Romane. Durch das gemeinsame Sujet hätten die Novellen eine Verbindung, ließen sich also als ein Band herausgeben und hätten auch mehr Seiten (sowas scheint ja eine Rolle zu spielen).

Ist ein solches Vorgehen vielversprechender als eine einzelne Novelle? Ich greife nicht nach den Sternen, aber eine weitere BOD-Veröffentlichung über neobooks mit einem Kaufpreis von 0,99€ möchte ich gerne vermeiden...
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2821



Beitrag11.11.2021 14:15

von Maunzilla
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Wenn ihr damit Geld vedienen oder gar berühmt werden wollt, vergeßt es. Geht es euch aber um die Kunst, dann verschwendet keinen Gednken daran, wer was vielleicht kaufen könnte, oder was gerade modern und en vogue sein mag. Produziert eure Kunst. Später könnt ihr (oder die Nachwelt) immer noch schauen, wie ihr sie vermarktet.

Ihr müßt euch entscheiden, ob ihr Künstler oder Handwerker sein wollt. Für einen Künstler darf einzig und allein seine Kunst zählen. Mit der Schere im Kopf kann man keine Kunst produzieren.
Und wenn ihr lieber Handwerker sein wollt, dann schreibt Drehbücher für RTL2 oder noch besser, lernt wie man Kühlschränke und Toiletten repariert. Da verdient ihr 120€ die Stunde und habt um 17 Uhr Feierabend. Wink


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Kien
Wortedrechsler
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Beiträge: 53



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Beitrag11.11.2021 14:25

von Kien
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Geht die Antwort an mich? Mit "Erfolg" meine ich nicht vorne in den Bestseller-Listen zu stehen, das ist nicht mein Anspruch. Aber es gibt (so glaube ich zumindest) ein Mittelmaß zwischen Bestseller und e-Book für 1€, das man mal den Verwandten und Freunden zeigen kann. Ein kleiner Verlag mit geringer Auflage, zumindest was publizieren, das man am Ende auch in den Händen halten kann; das wäre mein Traum. Und wenn sich der nicht mittels einer oder mehrerer Novellen erfüllen lässt, weil der "Markt" dafür nicht da ist und die Verlage sowas nicht drucken, muss ich entweder doch versuchen, meine Geschichte in Romanform zu pressen oder wieder für einen kleinen ausgewählten Leserkreis von ~5 Leuten schreiben, die sich meine geistigen Ergüsse auf ihr Tablet laden können. Oder ich lasse es ganz bleiben, weil es ohnehin schon genug Müll gibt...
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Maunzilla
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Beitrag11.11.2021 21:43

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Ich kann deine Motivation verstehen, und lehne sie auch nicht grundsätzlich ab. Ich sage nur, es ist wichtiger, sich selbst treu zu bleiben und lieber das schreiben, was man mag und was einem wichtig ist, als sich zu verbiegen, und Dinge zu produzieren, hinter denen man nicht zu 100% steht, nur damit man vielleicht seinen Namen auf einem Buchdeckel lesen kann. Es mag sein, daß sich ein Roman besser oder leichter verkauft, als eine Novelle. Aber eine gute Novelle ist alleweil besser als ein mitelmäßiger Roman, dem man anmerkt, daß der Autor ihn auf-Teuffel-komm-raus in die Länge gestreckt hat, nur um irgend eine Vorgabe zu erfüllen.

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Thomas74
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Beitrag11.11.2021 22:00

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Kannst du nicht die Novellen mit einer übergeordneten Rahmenhandlung verbinden?

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Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen.
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Kien
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Beitrag11.11.2021 22:12

von Kien
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Ich kann deine Motivation verstehen, und lehne sie auch nicht grundsätzlich ab. Ich sage nur, es ist wichtiger, sich selbst treu zu bleiben und lieber das schreiben, was man mag und was einem wichtig ist, als sich zu verbiegen, und Dinge zu produzieren, hinter denen man nicht zu 100% steht, nur damit man vielleicht seinen Namen auf einem Buchdeckel lesen kann.

Da stimme ich zu und verbiegen möchte ich mich auf keinen Fall. Ein bekannter Philosoph schrieb einst den Satz
Zitat:
Der vernünftige Autor schreibt für keine andere Nachwelt als für seine eigene, das heißt für sein Alter, um auch dann noch an sich Freude haben zu können.

Das klingt natürlich sehr ehrenhaft, aber kaum jemand wird rein für die eigene Schublade schreiben, um sich in zwanzig Jahren noch an seinen Texten zu erfreuen. Man spekuliert ja immer ein wenig darauf, seine Texte der (breiten) Öffentlichkeit zugänglich zu machen und dann ist es vielleicht hilfreich, sich auch anderen Formaten zu öffnen. Ich rede hier ja auch in erster Linie von der Gattung, noch gar nicht vom Inhalt.
Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
Kannst du nicht die Novellen mit einer übergeordneten Rahmenhandlung verbinden?

Kenne ich so nicht, hast du da vielleicht ein Beispiel? Wie gesagt würden die Novellen allesamt eine ähnliche Thematik haben, das wäre dann der "Überbau" (wie bspw. Murakamis "Von Männern, die keine Frauen haben"). Aber eine übergeordnete Rahmenhandlung scheint mir nochmal etwas anderes zu sein?
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Thomas74
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Beitrag11.11.2021 22:17

von Thomas74
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Ich weiß nicht, ob es das passende Beispiel ist (ich kenne deine Novelle ja nicht...), aber beispielsweise in Dan Simmons "Hyperion" befinden sich ein halbes Dutzend Pilgerer auf einer Reise zu einer gemeinsamen Mission. Um sich die Zeit zu vertreiben, erzählen sie sich reihum ihre (völlig verschiedenen) Lebensgeschichten, jeweils als abgeschlossene Erzählung gestaltet.
Ihr einzig gemeinsamer Nenner ist die Mission.


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Kien
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Beitrag11.11.2021 22:23

von Kien
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Ah, das klingt wie "Das Feld" von Robert Seethaler; Tote, die ihre Lebensgeschichte erzählen und miteinander verbunden sind/waren. Ganz interessanter Ansatz und hatte ich so noch nicht bedacht. Danke für den Tipp, werde ich mal drauf rumkauen, ob sich das umsetzen lässt!
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Willebroer
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Beitrag11.11.2021 22:48

von Willebroer
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Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß nicht, ob es das passende Beispiel ist (ich kenne deine Novelle ja nicht...), aber beispielsweise in Dan Simmons "Hyperion" befinden sich ein halbes Dutzend Pilgerer auf einer Reise zu einer gemeinsamen Mission. Um sich die Zeit zu vertreiben, erzählen sie sich reihum ihre (völlig verschiedenen) Lebensgeschichten, jeweils als abgeschlossene Erzählung gestaltet.
Ihr einzig gemeinsamer Nenner ist die Mission.


Wilhelm Hauff hat das ja auch schon gemacht.
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Rübenach
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Beiträge: 2836



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Beitrag12.11.2021 08:03

von Rübenach
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und Goethe auch. Grundlegend ist aber Il Decamerone von Giovanni Boccaccio.

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zinemin
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Beiträge: 58



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Beitrag12.11.2021 10:39

von zinemin
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Kien hat Folgendes geschrieben:
Bevor ich mich weiter verstricke, hatte ich die Idee, aus einer Geschichte drei oder vier Novellen zu machen, alle mit einer ähnlichen Thematik, aber eben voneinander getrennt mit ~100 Seiten. Ich könnte den "Ballast" über Bord werfen und mich auf die wichtigsten Ereignisse konzentrieren.


Wenn die Thematik in den verschiedenen Teilen des Roman ähnlich ist, würde ich unbedingt einen Roman draus machen statt 3-4 Novellen.
Soweit ich das verstehe, wollen die Verlage einfach sehr gern "Roman" vorne drauf schreiben können und sind da auch sehr grosszügig dabei, was als Roman gilt. Ich denke nicht, dass die Figuren unbedingt interagieren müssen, die Verbindung zwischen ihnen darf auch lose sein, z.B. könnte es sein, dass alle 3-4 Figuren unterschiedlich mit demselben Lebenereignis / derselben Thematik umgehen.

Kien hat Folgendes geschrieben:
Nun lese ich (was ich mir bereits dachte) dass Novellen "out" sind und es auch kaum Verlage gibt, die Novellen publizieren möchten. Zwei der hier verlinkten Verlage existieren bereits nicht mehr, das macht mir wenig Hoffnung, mit meinem Modell Erfolg zu haben. Ich weiß nicht, ob es an meinem mangelnden Durchhaltevermögen oder versiegender Kreativität liegt, aber für mich scheinen Novellen von der literarischen Gattung her passender zu sein als Romane. Durch das gemeinsame Sujet hätten die Novellen eine Verbindung, ließen sich also als ein Band herausgeben und hätten auch mehr Seiten (sowas scheint ja eine Rolle zu spielen).

Ist ein solches Vorgehen vielversprechender als eine einzelne Novelle? Ich greife nicht nach den Sternen, aber eine weitere BOD-Veröffentlichung über neobooks mit einem Kaufpreis von 0,99€ möchte ich gerne vermeiden...


Ja, kein Verlag möchte "Novelle" vorn drauf schreiben, das glaube ich auch. Aber es gibt durchaus Verlage, die 100-seitige Novellen veröffentlichen und das dann "Roman" nennen. Eine Freundin von mir hat genau so eine Novelle geschrieben & bei einem Verlag veröffentlicht und alle nennen das jetzt Roman.

Das wäre die andere Idee: Wähl einen Deiner Stränge aus und bring die auf Hochglanz, such dafür einen Verlag. Ich glaube, bei so einem Kurzroman ist es dann einfach wichtig, dass jeder Satz sitzt, viel mehr als bei einem längeren Text. Wenn das dann klappt, kannst Du ja immer noch die anderen Stränge als nächstes nachliefern. smile
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Kien
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Beitrag12.11.2021 22:35

von Kien
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zinemin hat Folgendes geschrieben:
Das wäre die andere Idee: Wähl einen Deiner Stränge aus und bring die auf Hochglanz, such dafür einen Verlag. Ich glaube, bei so einem Kurzroman ist es dann einfach wichtig, dass jeder Satz sitzt, viel mehr als bei einem längeren Text. Wenn das dann klappt, kannst Du ja immer noch die anderen Stränge als nächstes nachliefern. smile

Ich glaube, das wird tatsächlich das Beste sein, auch wenn es ein wenig schmerzt, die anderen Charaktere (und geschriebenen Seiten) beiseite zu lassen und sich nur auf einen Strang zu konzentrieren (aber besser jetzt als nach weiteren 100 Seiten). Vielleicht lassen sich die Figuren ja doch noch in eine andere Geschichte retten (die Idee mit den einzelnen Stories und dem übergeordneten Rahmen finde ich weiterhin ganz charmant), oder sie treten als Nebenfiguren in der aktuellen Geschichte auf. Dann kann ich die geschriebenen Seiten zwar nicht verwenden, habe die Figuren dadurch aber besser "kennengelernt" und ein bisschen Hintergrundwissen über sie, aus dem ich schöpfen kann.
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Raven1303
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Beitrag13.11.2021 22:06

von Raven1303
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Hallo Kien,

vielleicht habe ich es überlesen (dann sorry), aber welches Genre bedienst du? Sonst schau mal beim twilightline Verlag. Da habe ich eine Horror-Novelle veröffentlicht in deren Reihe "Die Dunklen Seiten".
So Reihen zu verschiedenen Themen gibt es vielleicht noch mehr bei Verlagen und du hättest hier eine Chance? Außerdem gibt es noch die Heftromane, wenn dir das nicht zu wenig ist (z.B. John Sinclair).

Ansonsten sehe ich das auch so wie meine Vorschreiber: wenn dir etwas unter den Fingern juckt, dann schreib es. Der Markt ändert sich andauernd. Lass raus, was da aus dir raus will. Vielleicht wird am Ende doch noch ein ganzer Roman entstehen. Oder der Verlag, bei dem du dein Buch einmal veröffentlicht macht deine Novellen doch als Sidekick.

LG und viel Erfolg smile


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Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
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Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
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schreibsucht
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Beitrag14.11.2021 00:43

von schreibsucht
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Vermutlich ist es der glückliche Umstand, dass er schon seit Jahrzehnten im Geschäft ist, aber Hartmut Lange veröffentlicht seit den frühen 1980ern fast ausschließlich Novellen/Novellensammlungen.
Bei Diogenes.
Nicht gerade die kleinste Klitsche auf dem deutschsprachigen Literaturmarkt.

Ich muss aber auch zugeben, dass er das einzige mir bekannte Gegenbeispiel ist, zumindest in dem Umfang. (Punktuell etwa noch: "Im Kopf von Bruno Schulz" von Maxim Biller.)

Sofern sich ein Verlag überhaupt auf das Risiko einlässt, mehrere (relativ) kurze Texte in einem Band zu versammeln, wird er die wohl eher als "Erzählungen" deklarieren. Oder eben den Autor eine Rahmengeschichte dazu dichten lassen.

(Und dann wird genau "der Leser", dessen übliches Kaufverhalten die Ursache für ein solches Manöver war, dem Roman vorwerfen, dass der rote Faden fehlt oder nicht gefunden werden kann... Rolling Eyes )


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Einar Schleef
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Pickman
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Beitrag14.11.2021 12:28

von Pickman
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Die Canterbury Tales wurde noch nicht genannt.

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Tempus fugit.
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Kien
Wortedrechsler
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Beiträge: 53



K
Beitrag15.11.2021 11:49

von Kien
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schreibsucht hat Folgendes geschrieben:
Sofern sich ein Verlag überhaupt auf das Risiko einlässt, mehrere (relativ) kurze Texte in einem Band zu versammeln, wird er die wohl eher als "Erzählungen" deklarieren. Oder eben den Autor eine Rahmengeschichte dazu dichten lassen.

Finde ich schade, dass es sowas kaum mehr gibt (bzw. nicht mehr gekauft wird). Ich mag Erzählungen sehr, eine nette Abwechslung zu ausufernden Romanen. Würde sogar behaupten, dass sich mehr Erzählungen/Kurzgeschichten unter meinen Lieblingsbüchern tummeln als Romane. Aber es kommt ja alles wieder...

@Raven1303: Danke für den Tipp, aber ich glaube der Verlag passt nicht ganz zu meinen Texten. Ich werde erstmal versuchen, überhaupt etwas fertigzustellen und danach schauen, ob und wo meine Geschichten unterzubringen sind. Zur Not drucke ich das Ding halt selbst. Confused
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zinemin
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Beiträge: 58



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Beitrag15.11.2021 19:38

von zinemin
Antworten mit Zitat

Kien hat Folgendes geschrieben:

Finde ich schade, dass es sowas kaum mehr gibt (bzw. nicht mehr gekauft wird). Ich mag Erzählungen sehr, eine nette Abwechslung zu ausufernden Romanen. Würde sogar behaupten, dass sich mehr Erzählungen/Kurzgeschichten unter meinen Lieblingsbüchern tummeln als Romane. Aber es kommt ja alles wieder...


Geht mir auch so, ich liebe Kurzgeschichtensammlungen, kaufe das auch oft und wundere mich immer extrem, wenn alle sagen, dass sich das nicht verkauft... Es ist doch ideal zum Lesen, wenn man eben nicht stundenlang auf dem Sofa absumpfen kann mit einem dicken Roman, sondern eher mal nur so 30' am Stück Zeit hat zum Lesen. Und geht das nicht vielen anderen Berufstätigen mit Familie auch so...? Ein Mysterium.
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