18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Cafégang


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 941
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag18.04.2015 14:40
Cafégang
von Christof Lais Sperl
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

Cafégang

Erstmal zum Josch. Fondue und so. Kommen alle. Jeder soll sein Fleisch selber mitbringen. Josch macht Saucen und holt Brot. Ralle zieht sicher wieder die Fondue-Hose an. Eigentlich eine ganz normale Jogginghose. Also mit Gummizug. Da kann sich Ralle schön vollfressen, und der Wanst hat doch immer noch Platz zum Ausquellen. Josch ist der einzige, der immer  ein Peace hat. Immer. Zum verkaufen oder zum teilen. Schon alle da. Erstmal eine Tüte. Die baut auch der Ralle. Der kann die Pappdeckel vom Efka-Papierspender längs zusammenrollen. Das gibt dann eine schöne lange Röhre zum ziehen. Der baut so ein fettes Teil für zwölf Leute. Wenn Ralle mal nicht da ist, rauchen wir eben einen Haken. Darauf dann noch ein paar Bier aus den dicken, kurzen, braunen Martini-Edel-Pullen. Dann kann der Fresstrip erstmal kommen. Fondue anschmeißen. Lauter Saucen. Zwiebeln. Brot. Fleisch.
Anlage lauter. Früher Bowie. Nervöses Akustikgitarrengeschrammel.  Fondue abessen. Männer, die lasch in Polster sinken. Die Mädels kreischen und stylen schon mal. Noch ein Cafégang? Klar. Geht jetzt grad los. Und die Mädels stylen doch schon. Zehn im Badezimmer. Nebenan bricht noch ein Ikea-Kleiderschrank zusammen. Zur Verdauung noch eine Line Speed.  Oder zwei. Das muss aber unbedingt erst nach dem Essen kommen.  Mit Speed in der Birne kriegt keiner mehr was runter. Deshalb sage ich Verdauung. Zigarette auf Zigarette zum Speed. Mit dem Mund ansaugen, halb einatmen, noch eine Wolke in den Mund ziehen. Den Rest hochatmen, Luft anhalten und das Speed wieder zum Kicken bringen. Das hilft, genau so wie Kaffee, gegen die Miniaturabstürze, die alle fünf Minuten die Speedbirne nach unten saugen. Einmal an der Kippe ziehen, und schon bist du wieder drauf. Also, eine richtige Kippe muss das aber schon sein. Nix Light oder so. Da muss schon eine gewisse Nikotindröhnung anliegen. Oder light und Filter abreißen. Zähneknirschen. Zu viel Kraft im Kopf. Kaugummi oder was. Noch eine Kippe. Cafégang? Ja klar, los. Eberstraße lang. Die ganzen nach Care duftenden Schwulsthaar-Popper mit ihrem Apfelkuchen-und-Schampus-Getue. Im La Bohème alle. Aber gute Mädchen dabei. Wie vom Flesh and Blood – Cover. Aber wegen so einer da rein? Ich habe ja nicht mal einen anständigen Autoschlüssel zum auf-den-Tresen-Knallen. Um vom Vor-der-Tür-Parken gar nicht erst zu träumen. Egal. Zwanzig Meter weiter Hot Legs. Gibt’s auch schon ewig. Früher mal Alternativ-Alkitreff. Jetzt so ein Post-Kneipen-Epochen-Teil. Zeitumbruch. Sieht drin aus wie im OP-Saal. Alles so Kacheln und dreieckige Spiegel und so. Aus den Boxen scharfer Punk. Gitarrenriffs wie vom Skalpell geschnitten. Die Mädels sehen alle aus wie Nenaklone. Dreiecksohrringe. Extrabreit dröhnt jetzt bis auf die Straße, wo die Traube mit ihren Biergläsern steht. Polizisten schießen wenn sie wissen daß sie müssen und aus Maschinengegenwehr. So was müssen die jetzt sogar im Dudelradio spielen. Wegen Charts. Man kann förmlich spüren, wie diese ständig gut gelaunten Radio-Heinis da Bauchschmerzen kriegen. Zumal bis zum Zeitpunkt nicht mal Rio Reiser gespielt werden durfte. Egal. Weiter zum Café. Speed in der Birne. Labern im Pulk. Und ständig diese Geilheitsflashs. Fenster vom Hi-Fi-Laden. Man hört jetzt linear, wo früher Bässe und Höhen noch auf Max aufgerissen werden mussten. Und der Typ im Laden letzte Woche, ich so, ich brauch ne neue Nadel, und der hat keine mehr von denen zu zwanzig. Aber welche zu dreißig und er meint so, du steigerst dich aber auf jeden Fall. Der Hirni. Typisch Achtziger würde ich später mal sagen.

Jetzt also endlich in das ins Café Musiqe am Frie. Bestes Teil am Ort. Keine Disco-Typen mit Schnauzer oder Vokuhila. Wer da abhängt, weiß, was geht. Erst mal an den grimmigen Türstehern vorbei, die so tun, als wäre ihre türkische Herkunft Ausweis besonderer Stärke. Jeder glaubt den Ethno-Scheiß auch noch. Im Café ein quadratischer Glotz- und Tanzraum, in dem zwei schräg zur Raummitte angeordnete, gefrierschrankgroße und fest im Boden verankerte Boxen stehen, die den saubersten und sattesten Klang liefern, der technisch möglich ist. Die Bässe rumpeln wie ein warmer Windhauch satt nach vorn, die Mitten vom Solo auf Money fliegen trocken und flockig weich zur Tanzfläche, die Höhen schwirren fein und seidig glänzend von Beckenschlag zu Beckenschlag nach oben hin. Und vom kristallinen Synthpart aus Mother’s Finests Baby Love übergangslos zu Steely Dans Hi Hat von  Rikki don’t lose that Number. Auf den dicken Plattentellern drehen sich Millie Jackson, Zappa, Lofgren, Thomas Dolby, Iggy Pop und die Talking Heads zu einer nächtlichen, das Zwerchfell kernig durchpumpenden Extase empor, die Nacht für Nacht und stoned noch besser, um die drei Uhr mit klassischer Musik und heller Neonbeleuchtung jäh unterbrochen wird - als müssten alle aus einem langen Traum erwachen.  Das flasht dann ganz schön ab. Aber man kann ja noch was anderes machen. Tüte nachlegen, bisschen labern, noch ein paar rauchen und so. Aber jetzt erstmal gucken, was läuft und wer da ist. Eigentlich immer dasselbe: Unter den Tänzern fünf Hauptgattungen: Rhythmisch sich auf engem Raum an ihrer Körperachse hinab bewegenden Elegante voller Körperbeherrschung. Raumfordernde Amazonasindianer, die sich durch einen imaginären, lianendurchwachsenen und stroboskopdurchzuckten, musikalischen Urwald kämpften müssen. Mit Trippelschritten auf- und abgehende, in grotesken Verdrehungen und irgendetwas wissend mit dem Zeigefinger in alle Himmelsrichtungen weisenden Jaggertypen. Den im Stakkato zuckenden Grönemeier-Roboter. Und zuletzt die mit angewinkelten Beinen und beiden Ellebogen nach hinten stoßenden und mit der bunt durchtränkten Wegstrecke kämpfenden Soldatenmarschierer. Mancher gruselig anzusehende Junkie mit blutrot sich noch aufbäumenden, großen und glasigen Heroinaugen mischt sich mit weit ausgebreiteten Armen auch unter die Menge der Nachtarbeiter, ein todesnahes Faszinosum im Tanzflächenaquarium. Mehr schon im schwarzen Drüben als im Hier. Ein Anblick letzten Aufbäumens eines nur noch von dieser letzten, bedrohlichen Droge beseelten und schon todgeweihten Körpers.

Am Rand ein Dutzend Frauen für’s Leben. Aber jede wird von irgendeinem Typen belabert. Mir hässlichem Arschloch gelingt es nie, im Café abzuschleppen. Glotzen immer alle durch mich durch. Also heim. Die Sechzig in der Straßenhahn auf der Holländischen Straße kommen mir vor wie Hundertzehn. Ich muss mal runterkommen. Von der Endstation heimlatschen. Nach der Kulenkampff-Lesung  nachts im Zimmer dann immer wieder die öde flatternde Deutschlandfahne. Mit der sich dahinschleppenden, traurigen Hymne vor dem Sendeschluß. Dann eben LPs hören, bis ich wieder was essen kann. Und morgen wieder zu Josch. Motorradschrauben oder so. Mal sehen, was geht. Bis auf die Sache mit den Frauen wird eigentlich alles immer besser.



_________________
Lais
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 941
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag19.04.2015 10:36
Cafégang (neuer Zeilenumbruch und schneller)
von Christof Lais Sperl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Cafégang

Erstmal zum Josch. Fondue und so. Kommen alle. Jeder soll sein Fleisch selber mitbringen. Josch macht Saucen und holt Brot. Ralle zieht sicher wieder die Fondue-Hose an. Eigentlich eine ganz normale Jogginghose. Mit Gummizug. Da kann er sich schön vollfressen, und der Wanst hat doch immer noch Platz zum Ausquellen. Josch ist der einzige, der immer  ein Peace hat. Immer. Zum verkaufen oder zum teilen.

Schon alle da. Erstmal eine Tüte. Die baut auch der Ralle. Der kann die Pappdeckel vom Efka-Papierspender längs zusammenrollen. Das gibt dann eine schöne lange Röhre zum ziehen. Der baut so ein fettes Teil für zwölf Leute. Wenn Ralle mal nicht da ist, rauchen wir einen Haken. Darauf dann noch ein paar Bier aus den dicken, kurzen, braunen Martini-Edel-Pullen. Dann kann der Fresstrip erstmal kommen. Fondue anschmeißen. Einen Haufen Saucen. Zwiebeln. Brot. Fleisch. Anlage lauter. Früher Bowie. Nervöses Akustikgitarrengeschrammel.  Fondue abessen. Männer, die lasch in Polster sinken. Die Mädels kreischen und stylen schon mal. Noch ein Cafégang? Klar. Geht jetzt grad los. Und die Mädels stylen doch schon. Zehn im Badezimmer. Nebenan bricht im Gelächter noch ein IKEA-Schrank zusammen. Zur Verdauung noch eine Line Speed.  Oder zwei. Das muss aber unbedingt erst nach dem Essen kommen, denn mit Speed in der Birne kriegt keiner mehr was runter. Deshalb sage ich Verdauung. Zigarette auf Zigarette auf’s Speed drauf. Mit dem Mund ansaugen, halb einatmen, noch eine Wolke in den Mund ziehen, den Rest hochatmen, Luft anhalten und das Speed wieder zum Kicken bringen. Das hilft, genau so wie Kaffee, gegen die Miniaturabstürze, die alle fünf Minuten die Birne nach unten saugen. Einmal an der Kippe ziehen, und schon bist du wieder drauf. Also, eine richtige Kippe muss das aber schon sein. Nix Light oder so. Da muss schon eine gewisse Nikotindröhnung anliegen. Oder light und Filter abreißen. Zähneknirschen. Zu viel Kraft im Kopf. Kaugummi oder was. Noch eine Kippe. Cafégang? Ja klar, los. Eberstraße lang. Die ganzen nach Care duftenden Schwulsthaar-Popper mit ihrem Apfelkuchen-und-Schampus-Getue. Im La Bohème sitzen die alle. Aber gute Mädchen dabei. Wie vom Flesh and Blood – Cover. Aber wegen so einer da rein? Ich habe ja nicht mal einen anständigen Autoschlüssel zum auf-den-Tresen-Knallen. Um vom Vor-der-Tür-Parken gar nicht erst zu träumen. Egal. Zwanzig Meter weiter Hot Legs. Gibt’s auch schon ewig. Früher mal Alternativ-Alktreff mit Flipper und Atomkraft – Nein Danke. Jetzt so ein Post-Kneipen-Epochen-Teil. Zeitumbruch. Sieht drin aus wie im OP-Saal. Alles Kacheln und dreieckige Spiegel und so. Aus den Boxen scharfer Punk. Gitarrenriffs wie vom Skalpell geschnitten. Die Mädels sehen alle aus wie Nenaklone. Dreiecksohrringe. Extrabreit dröhnt jetzt bis auf die Straße, wo die Traube mit den Biergläsern steht. Polizisten schießen wenn sie wissen daß sie müssen und aus Maschinengegenwehr. So was müssen die jetzt sogar im Dudelradio spielen. Wegen Charts. Man kann förmlich spüren, wie diese ständig gut gelaunten Radio-Heinis da Bauchschmerzen kriegen. Zumal bis zum Zeitpunkt nicht mal Rio Reiser gespielt werden durfte. Egal. Weiter Richtung Café. Das Speed noch Stunden in der Birne. Labern im Pulk. Und ständig diese Geilheitsflashs. Fenster vom Hi-Fi-Laden. Man hört jetzt linear, wo früher Bässe und Höhen noch auf Max aufgerissen werden mussten. Und der Typ im Laden letzte Woche, ich so, ich brauch ne neue Nadel, und der hat keine mehr von denen zu zwanzig. Aber welche zu dreißig und er meint so, du steigerst dich aber auf jeden Fall. Der Hirni! Typisch Achtziger würde ich mal später sagen.

Jetzt also endlich in das ins Café Musiqe am Frie. Bestes Teil am Ort. Keine Disco-Typen mit Schnauzer oder Vokuhila. Wer da abhängt, weiß, was geht. Erst mal an den grimmigen Türstehern vorbei, die so tun, als wäre ihre türkische Herkunft Ausweis besonderer Stärke. Obwohl, mehr Muskeln haben die auch nicht. Und jeder glaubt den Ethno-Scheiß auch noch.

Im Café ein quadratischer Glotz- und Tanzraum, in dem zwei schräg zur Raummitte angeordnete, gefrierschrankgroße und fest im Boden verankerte Boxen stehen, die den saubersten und sattesten Klang liefern, der technisch möglich ist. Die Bässe rumpeln wie ein warmer Windhauch satt nach vorn, die Mitten vom Solo auf Money fliegen trocken und flockig weich zur Tanzfläche, die Höhen schwirren fein und seidig glänzend von Beckenschlag zu Beckenschlag nach oben zu den farbigen Spots hin. Und vom kristallinen Synthpart aus Mother’s Finests Baby Love übergangslos zu Steely Dans Hi Hat von  Rikki don’t lose that Number. Auf den dicken Plattentellern drehen sich Millie Jackson, Zappa, Lofgren, Thomas Dolby, Iggy Pop und die Talking Heads zu einer nächtlichen, das Zwerchfell kernig durchpumpenden Extase empor, die Nacht für Nacht, und stoned noch besser, um die drei Uhr mit klassischer Musik und heller Neonbeleuchtung jäh unterbrochen wird - als müssten alle aus einem langen Traum erwachen.  Das flasht dann ganz schön ab. Aber man kann ja noch was anderes machen. Tüte nachlegen, bisschen labern, noch ein paar rauchen und so. Aber jetzt erstmal gucken, was läuft und wer da ist. Eigentlich immer dasselbe: Unter den Tänzern fünf Hauptgattungen: Rhythmisch sich auf engem Raum an ihrer Körperachse hinab bewegenden Elegante voller Körperbeherrschung. Raumfordernde Amazonasindianer, die sich durch einen imaginären, lianendurchwachsenen und stroboskopdurchzuckten, musikalischen Urwald kämpften müssen. Mit Trippelschritten auf- und abgehende, in grotesken Verdrehungen und irgendetwas wissend mit dem Zeigefinger in alle Himmelsrichtungen weisenden Jaggertypen. Den im Stakkato zuckenden Grönemeier-Roboter. Und zuletzt die mit angewinkelten Beinen und beiden Ellebogen nach hinten stoßenden und mit der bunt durchtränkten Wegstrecke kämpfenden Soldatenmarschierer. Mancher gruselig anzusehende Junkie mit blutrot sich noch aufbäumenden, großen und glasigen Heroinaugen mischt sich mit weit ausgebreiteten Armen auch unter die Menge der Nachtarbeiter, ein todesnahes Faszinosum im Tanzflächenaquarium. Mehr schon im schwarzen Drüben als im Hier. Ein Anblick letzten Aufbäumens eines nur noch von dieser letzten, bedrohlichen Droge beseelten und schon todgeweihten Körpers.

Am Rand ein Dutzend Frauen fürs Leben. Aber jede wird von irgendeinem Typen belabert. Mir hässlichem Arschloch gelingt es nie, im Café abzuschleppen. Glotzen immer alle durch mich durch. Also heim. Die Sechzig in der Straßenhahn auf der Holländischen Straße kommen mir vor wie Hundertzehn. Ich muss mal runterkommen. Von der Endstation durch die kühle Nacht heimlatschen. Nach der Kulenkampff-Lesung  nachts im Zimmer dann immer wieder die öde flatternde Deutschlandfahne. Mit der sich dahinschleppenden, traurigen Hymne vor dem Sendeschluß. Dann eben LPs hören, bis ich wieder was essen kann. Und morgen wieder zu Josch. Motorradschrauben oder so. Mal sehen, was geht. Bis auf die Sache mit den Frauen wird eigentlich alles immer besser.


_________________
Lais
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Katharina Stein
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 35
Beiträge: 12
Wohnort: Wiesbaden


Beitrag19.04.2015 21:09

von Katharina Stein
Antworten mit Zitat

So, hier kommt erst einmal die Rechtschreib und Grammatikpolizei.
Aber die Empfehlungen bitte immer selbst überdenken, denn auch ich bin nur ein Mensch.

Zitat:
Zum verkaufen oder zum teilen.

Zum Verkaufen oder zum Teilen.

Zitat:
Das gibt dann eine schöne lange Röhre zum ziehen.

Das gibt dann eine schöne lange Röhre zum Ziehen.

Zitat:
Das hilft, genau so wie Kaffee, gegen die Miniaturabstürze, die alle fünf Minuten die Birne nach unten saugen.

"genauso" wird meiner Meinung nach hier zusammen geschrieben.

Zitat:
Polizisten schießen wenn sie wissen daß sie müssen und aus Maschinengegenwehr.

Polizisten schießen wenn sie wissen, dass sie müssen und aus Maschinengegenwehr.

Zitat:
Zwerchfell kernig durchpumpenden Extase empor, die Nacht für Nacht, und stoned noch besser

Normalerweise wird es im Deutschen "Ekstase" geschrieben.

Zitat:
Und zuletzt die mit angewinkelten Beinen und beiden Ellebogen nach hinten stoßenden und mit der bunt durchtränkten Wegstrecke kämpfenden Soldatenmarschierer.

Da fehlt nur ein kleines n "Ellenbogen".

Zitat:
Mit der sich dahinschleppenden, traurigen Hymne vor dem Sendeschluß.

Die böse neue Rechtschrebung: Sendeschluss.

Diesen Text fand ich nicht so wüst wie 13. Hier ist eine deutliche Struktur zu erkennen. Erinnert mich ein bisschen an den Stil von Lothar Schöne.

Der arme Kerl tut mir Leid, doch auch er wird schon irgendwann die Richtige finden und für Sie dann nicht mehr unsichtbar sein.
Jedenfalls war es das, was ich bei diesem Text empfunden habe.

Liebe Grüße
Katharina smile


_________________
Für Fehler und Schrift haftet der Stift.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 941
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag20.04.2015 13:15
Danke
von Christof Lais Sperl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für die Rechtschreib-Kritik. Allerdings muss das ß in sie wissen, daß sie müssen so stehen blieben. Denn es ist ein Originalzitat.
LG, C


_________________
Lais
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 941
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag20.04.2015 14:57
Cafégang III (verbessert nach Kritik)
von Christof Lais Sperl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Cafégang
Erstmal zum Josch. Fett essen und so. Kommen alle. Jeder soll sein Fleisch selber mitbringen. Josch macht Saucen und holt Brot. Ralle zieht sicher wieder die Fondue-Hose an. Eigentlich eine ganz normale Jogginghose. Mit Gummizug. Da kann er sich schön vollfressen, und der Wanst hat doch immer noch Platz zum Ausquellen. Josch ist der einzige, der immer  ein Peace hat. Immer. Zum Verkaufen oder zum Teilen.

Schon fast alle da. Erstmal eine Tüte. Die baut auch der Ralle. Der kann die Pappdeckel vom Efka-Papierspender längs zusammenrollen. Das gibt dann eine schöne lange Röhre zum Ziehen. Der baut so ein fettes Teil für zwölf Leute. Wenn Ralle mal nicht da ist, rauchen wir einen Haken. Darauf dann noch ein paar Bier aus den dicken, kurzen, braunen Martini-Edel-Pullen. Dann kann der Fresstrip erstmal kommen. Fondue anschmeißen. Ein Haufen Saucen. Zwiebeln. Brot. Fleisch. Anlage lauter. Früher Bowie. Nervöses Akustikgitarrengeschrammel.  Fondue abessen. Männer, die lasch in Polster sinken. Die Mädels kreischen und stylen sich schon mal. Cafégang? Klar. Geht jetzt grad los. Und die Mädels sind mit dem Stylen schon fast fertig. Zehn im Badezimmer. Nebenan bricht im Gelächter noch ein IKEA-Schrank zusammen. Zur Verdauung noch eine Line Speed.  Oder zwei. Das muss aber unbedingt erst nach dem Essen kommen, denn mit Speed in der Birne kriegt keiner mehr was runter. Deshalb sage ich Verdauung. Zigarette auf Zigarette auf’s Speed drauf. Mit dem Mund ansaugen, halb einatmen, noch eine Wolke in den Mund ziehen, den Rest hochatmen, Luft anhalten und das Speed wieder zum Kicken bringen. Das hilft, genauso wie Kaffee, gegen die Miniaturabstürze, die alle fünf Minuten die Birne nach unten saugen. Einmal an der Kippe ziehen, und schon bist du wieder drauf. Also, eine richtige Kippe muss das aber schon sein. Nix Light oder so. Da muss schon eine gewisse Nikotindröhnung anliegen. Oder light, aber Filter abreißen. Zähneknirschen. Zu viel Kraft im Kopf. Kaugummi oder was. Noch eine Kippe. Cafégang? Ja klar, los. Ebertstraße lang. Die ganzen nach Care duftenden Schwulsthaar-Popper mit ihrem Apfelkuchen-und-Schampus-Getue. Im La Bohème sitzen die alle. Aber gute Mädchen dabei. Wie auf dem Flesh and Blood – Cover. Aber wegen so einer da rein? Ich habe ja nicht mal einen anständigen Autoschlüssel zum auf-den-Tresen-Knallen. Um vom Vor-der-Tür-Parken gar nicht erst zu träumen. Egal. Zwanzig Meter weiter Hot Legs. Gibt’s auch schon ewig. Früher mal Alternativ-Alktreff mit Flipper und Atomkraft – Nein Danke. Jetzt so ein Post-Kneipen-Epochen-Teil. Zeitumbruch. Sieht drin aus wie im OP-Saal. Alles Kacheln und dreieckige Spiegel und so. Aus den Boxen scharfer Punk. Gitarrenriffs wie vom Skalpell geschnitten. Die Mädels sehen alle aus wie Nenaklone. Dreiecksohrringe. Extrabreit dröhnt jetzt bis auf die Straße, wo die Traube mit den Biergläsern steht. Polizisten schießen wenn sie wissen daß sie müssen und aus Maschinengegenwehr. So was müssen die jetzt sogar im Dudelradio spielen. Wegen Charts. Man kann förmlich spüren, wie diese ständig gut gelaunten Radio-Heinis da Bauchschmerzen kriegen. Zumal bis zum Zeitpunkt nicht mal Rio Reiser gespielt werden durfte. Egal. Weiter Richtung Café. Das Speed noch Stunden in der Birne. Labern im Pulk. Und ständig diese Geilheitsflashs. Fenster vom Hi-Fi-Laden. Man hört jetzt linear, wo früher Bässe und Höhen noch auf Max aufgerissen werden mussten. Und der Typ im Laden letzte Woche, ich so, ich brauch ne neue Nadel, und der hat keine mehr von denen zu zwanzig. Aber welche zu dreißig und er meint so, du steigerst dich aber auf jeden Fall. Der Hirni! Typisch Achtziger würde ich mal später sagen.

Jetzt also endlich in das ins Café Musiqe am Frie. Bestes Teil am Ort. Keine Disco-Typen mit Schnauzer oder Vokuhila. Wer da abhängt, weiß, was geht. Erst mal an den grimmigen Türstehern vorbei, die so tun, als wäre ihre türkische Herkunft Ausweis besonderer Stärke. Obwohl, mehr Muskeln haben die auch nicht. Und jeder glaubt den Ethno-Scheiß auch noch.

Im Café ein quadratischer Glotz- und Tanzraum, in dem zwei schräg zur Raummitte angeordnete, gefrierschrankgroße und fest im Boden verankerte Boxen stehen, die den saubersten und sattesten Klang liefern, der technisch möglich ist. Die Bässe rumpeln wie ein warmer Windhauch satt nach vorn, die Mitten vom Solo auf Money fliegen trocken und flockig weich zur Tanzfläche, die Höhen schwirren fein und seidig glänzend von Beckenschlag zu Beckenschlag nach oben zu den farbigen Spots hin. Und vom kristallinen Synthpart aus Mother’s Finests Baby Love übergangslos zu Steely Dans Hi Hat von  Rikki don’t lose that Number. Auf den dicken Plattentellern drehen sich Millie Jackson, Zappa, Lofgren, Thomas Dolby, Iggy Pop und die Talking Heads zu einer nächtlichen, das Zwerchfell kernig durchpumpenden Ekstase empor, die Nacht für Nacht, und stoned noch besser, um die drei Uhr mit klassischer Musik und heller Neonbeleuchtung jäh unterbrochen wird - als müssten alle aus einem langen Traum erwachen.  Das flasht dann ganz schön ab. Aber man kann ja noch was anderes machen. Tüte nachlegen, bisschen labern, noch ein paar rauchen und so. Aber jetzt erstmal gucken, was läuft und wer da ist. Eigentlich immer dasselbe: Unter den Tänzern fünf Hauptgattungen: Rhythmisch sich auf engem Raum an ihrer Körperachse hinab bewegenden Elegante voller Körperbeherrschung. Raumfordernde Amazonasindianer, die sich durch einen imaginären, lianendurchwachsenen und stroboskopdurchzuckten, musikalischen Urwald kämpften müssen. Mit Trippelschritten auf- und abgehende, in grotesken Verdrehungen und irgendetwas wissend mit dem Zeigefinger in alle Himmelsrichtungen weisenden Jaggertypen. Den im Stakkato zuckenden Grönemeier-Roboter. Und zuletzt die mit angewinkelten Beinen und beiden Ellenbogen nach hinten stoßenden und mit der bunt durchtränkten Wegstrecke kämpfenden Soldatenmarschierer. Mancher gruselig anzusehende Junkie mit blutrot sich noch aufbäumenden, großen und glasigen Heroinaugen mischt sich mit weit ausgebreiteten Armen auch unter die Menge der Nachtarbeiter, ein todesnahes Faszinosum im Tanzflächenaquarium. Mehr schon im schwarzen Drüben als im Hier. Ein Anblick letzten Aufbäumens eines nur noch von dieser letzten, bedrohlichen Droge beseelten und schon todgeweihten Körpers.

Am Rand ein Dutzend Frauen fürs Leben. Aber jede wird von irgendeinem Typen belabert. Mir hässlichem Arschloch gelingt es nie, im Café abzuschleppen. Glotzen immer alle durch mich durch, oder meinen den Typen, der hinter mir steht. Also heim. Die Sechzig in der Straßenhahn auf der Holländischen Straße kommen mir vor wie Hundertzehn. Ich muss mal runterkommen, von der Endstation durch die kühle Nacht heimlatschen. Nach der Kulenkampff-Lesung  nachts im Zimmer dann immer wieder die öde flatternde Deutschlandfahne. Mit der sich dahinschleppenden, traurigen Hymne vor dem Sendeschluss. Dann eben LPs hören, bis ich wieder was essen kann. Und morgen wieder zu Josch. Motorradschrauben oder so. Mal sehen, was geht. Bis auf die Sache mit den Frauen wird eigentlich alles immer besser.


_________________
Lais
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag24.04.2015 13:49

von tronde
Antworten mit Zitat

Wow, Du kannst ja auch kurze Sätze! Wink
Ich bin wie immer begeistert von Deinen Beobachtungen und deren sprachlicher Umsetzung. Zeitreisetexte irgendwie.

Liebe Grüße
tronde
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 941
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag24.04.2015 15:49
Hallo
von Christof Lais Sperl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke. Nicht zuletzt wegen dir kann ich nun kurze Sätze. Das Forum funktioniert.

_________________
Lais
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchBuchEmpfehlungEmpfehlung

von LightVersionXX

von MShadow

von silke-k-weiler

von Micki

von Lapidar

von Schreibmaschine

von Bananenfischin

von MT

von Enfant Terrible

von Micki

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!