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[Automatisches Schreiben] Morgengasse

 
 
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Yukimura
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 36
Beiträge: 18
Wohnort: Reymhys


Beitrag20.04.2015 12:00
[Automatisches Schreiben] Morgengasse
von Yukimura
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Morgengasse

Ich ging wie jeden Morgen um halb zehn meine Lieblingsgasse entlang, ließ mich entlang der Hecken schleifen und lauschte dem Gemurmel auf der anderen Seite.
Ein alter Mann, ich war mir sicher, saß irgendwo dahinter. Eine Frau, vielleicht blond irgendwo daneben. Sie unterhielten sich in Rauschen, die Worte waren mir sowieso nicht wichtig, mir ging es nur darum überhaupt etwas zu hören. Kinder kreischten aus fernen Richtungen, ein Zug zischte. Es war ein schöner Morgen.
Brunhildes Worte geisterten noch immer in meinem Kopf: »Bring den Müll raus!«
Ich tat es, wie jeden Morgen auch, nicht, nahm lieber einen Spaziergang entlang meiner Lieblingsgasse. Hier hörte man jeden Tag etwas anderes, konnte die Augen schließen und Geschichten entfalteten sich wie von selbst. Was für eine Gasse!
Heute sah ich fünf Katzen einen Raben jagen, der nicht mehr fliegen wollte. Einen seiner Flügel hatte er sogar selbst verwundet – was für ein masochistisches Tier. Ich beobachtete das Treiben eine Weile, ließ das Rauschen des alten Mannes und der blonden Frau an meinen Ohren streicheln. Was wenn es die Katzen waren, die da redeten? Irgendwann hatte ich dann doch genug gesehen 8und marschierte einfach los. Vor Schreck zerstreuten sich die katzen ließen den Vogel reglos liegen. »So eine Sauerei!«, murmelte ich noch im Gehen, bückte mich zum Vogel versuchte ihn wach zu schütteln, doch er schlief einfach weiter, besudelte stattdessen mein weißes Shirt mit roten Klecksen. Vielleicht war es auch kein Vogel, sondern nur ein Spielzeug. Schnell fand sich die Tonne und dort verschwand das schwarze Spielzeug schnell. Die roten Kleckse kratzte ich nicht mehr weg. Was für ein seltsamer Morgen.
An der Treppe angekommen, schlängelte ich an ihr entlang, fühlte mich wie auf einem Schlangenrücken – oder einer Achterbahn. Auch an diesem Morgen wurde mir ganz schwindlig von ihr. Die Mauern der Häuser waren schon seit meinem Einzug in diesen Ort Brüstungen der Treppe. Wäsche hing ganz oben in durchdachten Mustern. Heute hatte ich jedoch keinen Bedarf an Tüchern. Irgendwo kratzte die Stimme einer Frau an meinen Ohren: »Dieter! Mach die Glotze aus!«. Schnell weg.
Die Treppe hinter mir betrat ich nun den stummen Marktplatz. Freundliche Herren säumten diesen Abschnitt, links, rechts, wie Sockelleisten stopften sie die Spalten am Boden, hoben nuschelnd Becher in die Höhe, als sie mich erblickten, wie zum Prost anstoßend. »Geld?«, überraschte mich einer von der Seite, die anderen folgten chorartig dem Ruf. »Geld.«, erwiderte ich, hob die Hand zum militärischen Gruß. Ein seltsames Völkchen diese Herren, hatten sogar einen eigenen Trinkspruch erfunden.
Ihre Kleidung, voller künstlerischer Löcher, konnte man bei dem schwachen Licht nur schwer bewundern. Einer von ihnen wurde plötzlich frech, vergriff sich an meinem Shirt und versuchte mich zu bekehren. Ich entriss mich seinem Griff, warf in fließender Bewegung einen Geldbeutel nach hinten. Schnell löste sich die raunende Masse und sammelte sich um den leeren Stoffbeutel. ich nutzte die Zeit und entfloh den Künstlern. Schwarzbraune Flecken waren wohl ein milder Preis. Was für ein verstörender Morgen.
Unten erreichte ich das Ende der Gasse. Licht blendete mich, Autos zischten an mir vorbei und Stöckelschuhe klapperten auf dem Asphalt. Nichts von dieser Welt hieß mich wilkommen und so ging ich nochmal in die Gasse. Was für ein beschissener Morgen.


_________________
Wohlstand kann auch der Bote einer Katastrophe sein.
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