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Magpie Reißwolf
Alter: 48 Beiträge: 1263 Wohnort: NRW
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25.02.2015 17:43 Mal zum Leid ... negative Resonanz von Magpie
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Ich habe recht lange überlegt, ob ich es schreiben soll.
Immerhin heißt es stets: man solle Werbung von sich machen und sich nicht schlecht reden. Wenn mein Verleger das hier liest, wird er mich wohl vierteilen ...
Egal, ich fühle mich hier sicher genug bei euch, um auch ehrlich zu sein.
Kurzum, was macht ihr, wenn ein Buch von euch nur mittelmäßige Kritik bekommt? Ich rede nicht von den typischen Ein-Sterne-Reviews oder den ausdruckslosen Lobhudeleien.
Nein, echt durchdachte und nachvollziehbare Kritik, die sagt, dass das Buch, in dem so viel Arbeit und Herzblut steckt, öde und im Schnitt nur 3 Sterne wert ist.
Und das Schlimmste, ich denke auch noch, dass die Leser recht haben!! Von einer objektiven Betrachtung im Nachhinein hätte ich einiges anders machen müssen/können.
Ich möchte mein Baby jetzt irgendwo verbuddeln und nie mehr ausgraben
Ich weiß, dass ich es mittlerweile besser könnte. Ich hoffe, dass mein jetziges, frisches Werk (von einem anderen Verlag) auch wirklich besser ist. Aber - bilde ich mir das nur ein? Kann ich es einfach nicht und sollte die Finger von lassen?
Ist mein Name jetzt durch ein schlechtes Werk verhunzt?
Oder ist das nur eine Erfahrung, die man machen muss und die einen anspornen sollte, anstatt in Selbstmitleid zu zerfließen?
Wie geht ihr damit um?
(Aber wahrscheinlich habt ihr das Problem nicht *heul*)
MistMistMistMistMist
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Gerling Exposéadler
G Alter: 59 Beiträge: 2385 Wohnort: Braunschweig
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Magpie Reißwolf
Alter: 48 Beiträge: 1263 Wohnort: NRW
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25.02.2015 18:17
von Magpie
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Danke schön!
Das von dir zu hören, ist wirklich aufbauend!
(nicht, dass ich so etwas hören wollte ... oder doch )
Ich habe bisher ja nur Das Programm gelesen und kann mit Sicherheit sagen, dass zumindest du super schreiben kannst!
Vielleicht besteht ja noch Hoffnung *seufz*
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Kalliope_mosella Wortedrechsler
K
Beiträge: 82
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K 25.02.2015 19:06
von Kalliope_mosella
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Ich bin der Meinung, eine durchdachte Kritik sollte man annehmen.
Das sagt ja nur aus, dass man besser schreiben lernen kann, nicht dass man ein wertloser Mensch ist. Leider haben wir meistens den Umgang mit Kritik nicht von Haus aus drauf, weder als Sender noch als Empfänger.
Entweder wird Kritik so geübt, dass sie den Menschen entwertet - oder aber wir werden schon als Kinder überhaupt keiner Kritik, keinem Vergleich, keinem Kräftemessen ausgesetzt. Beides ist wohl gleich schlimm.
Im ersten Fall trauen wir uns ein Leben lang gar nichts zu, im zweiten Fall überschätzen wir uns gnadenlos und landen dann irgendwann sehr unsanft.
Ich empfehle wie immer Humor. Ich habe in meiner wissenschaftlichen Abschlussarbeit zwei so peinliche Fehler gemacht, dass ich mich und die Arbeit gerne für immer versteckt hätte. Die Professorin hat eine ironische Bemerkung darüber gemacht, und ich musste dann auch darüber lachen.
So what? Ich habe was gemacht, was nicht perfekt ist, und es ist jemandem aufgefallen. Ich habe es so gut gemacht, wie es zu diesem Zeitpunkt meines Lebens ging. Gleiches gilt für alles, was ich jetzt mache, und was ich in fünf Jahren tun werde
Also lass Dich nicht von Kritik runterziehen, wenn sie sachlich und zutreffend ist. Dann kann sie eine Chance sein.
Wenn sie dich und deine Arbeit nicht ernst nimmt, musst du sie meiner Meinung nach auch nicht ernst nehmen.
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josephine Eselsohr
J
Beiträge: 489
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Kalliope_mosella Wortedrechsler
K
Beiträge: 82
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josephine Eselsohr
J
Beiträge: 489
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1741
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25.02.2015 20:25
von Stefanie
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Ich habe bei einem Buch, das mir sehr gut gefiel, eine schlechte Kritik gelesen (2 Sterne). Einziger Kritikpunkt: Kein Happyend. Mit der Qualität des Buches hatte des gar nichts zu tun. Bloß lesen leider viele die Kritik gar nicht durch, sondern schauen bloß auf die Anzahl der Sterne.
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1444
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25.02.2015 20:41
von Jack Burns
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Hallo Magpie,
Ich habe kein Buch veröffentlicht und kann nur über Erfahrungen im Forum reden.
Wenn ich Deine Frage richtig verstehe, geht es um durchschnittliche Bewertung, obwohl man selbst ganz sicher war, etwas Gutes abzuliefern.
Ich denke man darf die Wirkung auf das Selbstbild eines Künstlers nicht unterschätzen, wenn ihm nachvollziehbar bescheinigt wird: Das war nix.
Mir ist das einmal passiert, dass ich mein Bestes geliefert hatte und die Kritiken eher negativ waren. Ich glaube ein paar Tage schmollen sollte man sich erlauben. Erst mit etwas Abstand kann man den Reinfall auch konstruktiv aufarbeiten.
Zuerst muss man bereit sein, sich selbst in Frage zu stellen. Das bedeutet nicht, sich grundsätzliches Talent und Lernfähigkeit abzusprechen, das führt zu langfristiger Blockade. Und genau da muss man ansetzen: Was wurde lobend erwähnt? Dafür klopfe ich mir auf die Schulter. Was wurde kritisiert? Das probiert ich noch mal.
Fazit: Versuch die Mitte zu finden zwischen Selbstkritik und Selbstmotivation.
Grüße
Martin
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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josephine Eselsohr
J
Beiträge: 489
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J 25.02.2015 20:50
von josephine
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Ich denke, es kommt auch darauf an, wie viele Kritiken es insgesamt waren. Waren es im Großen und Ganzen nur durchschnittliche Kritiken, dann sollte man vielleicht schon mal in sich gehen. Oder gab es auch Fünfer-Bewertungen? Wenn es auch die gibt, dann muss man sich ja fragen, warum nimmt man sich die schlechteren Bewertungen immer mehr zu Herzen wie die guten? Warum lässt man sich von vereinzelten Meinungen so runterziehen, statt sich über die guten Kritiken zu freuen?
Welche haben jetzt mehr recht?
_________________ Das Internet eröffnet die Möglichkeit, uns das gesamte Wissen der Welt anzueignen. Und was machen wir daraus? Wir laden uns Bilder runter und streiten mit Fremden.
I’m glad I can talk to you about fictional characters as if they were real and have you still think I’m sane.
Obstacles are put in your way to see if what you want is really worth fighting for |
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Nayeli Irkalla Reißwolf
Alter: 41 Beiträge: 1084 Wohnort: Ruhrgebiet
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25.02.2015 21:21
von Nayeli Irkalla
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Nimm die Kritik und lerne daraus. Zwei, drei Tage ist man dann immer down, aber meist steckt ja (wie du selbst auch bemerkt hast) viel Wahres darin.
Bei meiner Weihnachtsgeschichte haben recht viele Leser zwei Dinge am Plot kritisiert, wo sie eindeutig recht hatten ... Ich war genau wie du ziemlich down deswegen.
Bei mir führte es dazu, dass ich mich jetzt intensiv mit dem Erzeugen von Spannung beschäftigt habe, bewusst gelesen und mir Lehrbücher dazu geholt und Kollegen befragt und mit ihnen nach Maximen dafür gesucht habe. Und ich glaube, mittelfristig hat mir diese Kritik sehr dabei geholfen, besser zu werden.
Das ist es wohl letztlich, was zählt. Jedes Buch ist immer so gut, wie du es zum jeweiligen Zeitpunkt schreiben kannst. Und mit jedem Buch lernst du neu dazu und wirst besser. Gerade, wenn es wehtut.
_________________ Lange, bevor die Menschen Spiegel erfanden, erzählten sie sich Geschichten und träumten. |
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Beka Exposéadler
Beiträge: 2378
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25.02.2015 21:37
von Beka
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josephine hat Folgendes geschrieben: | warum nimmt man sich die schlechteren Bewertungen immer mehr zu Herzen wie die guten? |
Das bezogen auf deine Frage: Zitat: | Kann ich es einfach nicht und sollte die Finger von lassen? |
Du kannst es! Das sagen die Rezensionen zu den anderen Büchern, und auch zu diesem gibt es ja auch andere Meinungen. Du nimmst gerade das negative besonders wahr.
Ich habe es nicht gelesen, aber aus den Rezis lese ich eines: Potential verschenkt.
Das ist bitter, sagt aber nicht: "Du kannst nicht schreiben".
An diesem Buch kannst du nun nichts mehr ändern, aer du weißt, was du verbessern kannst.
_________________ *Die Sehnsucht der Albatrosse*
*Das Geheimnis des Nordsterns*
*Die Tochter der Toskana*
*Das Gutshaus in der Toskana*
*Sterne über der Toskana*
*Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg*
*Der Himmel über Amerika - Esthers Entscheidung*
*Der Himmel über Amerika - Leahs Traum*
*Anita Garibaldi - Ein Leben für die Freiheit*
*Bergleuchten* |
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Magpie Reißwolf
Alter: 48 Beiträge: 1263 Wohnort: NRW
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25.02.2015 21:55
von Magpie
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Danke ihr Lieben!
Ich hatte vorhin wirklich eine "Schmollphase" Sorry!
Muss jetzt drüber weg kommen, aufrappeln, Ärmel hoch und weiter!
Ja, die Kritik war im Grunde gut und konstruktiv. Nicht bösartig. Aber genau das war es, was einem so das kalte Wasser ins Gesicht gekippt hatte und die rosa Wolke schmelzen lies.
Dann saß ich betröpfelt in der Pfütze und schmollte.
Dennoch, es war nicht niederschmetternd, ich sollte es wirklich als Anreiz nehmen. Ich hoffe auch, dass es nicht zwingend bedeutet, dass die Leser einem anderen Buch keine Chance mehr geben.
Danke, dass ich hier Dampf ablassen konnte!
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Tape Dispenser Eselsohr
T
Beiträge: 272
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T 18.05.2015 23:47
von Tape Dispenser
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Nach dem Buch ist vor dem Buch, oder?
Ich bin zwar nicht in der glücklichen (oder unglücklichen?) Lage, Rezensionen für ein eigenes Buch zu haben, lese aber sehr viele.
Erstaunlicherweise finde ich sehr oft sehr wortreiche 1-Stern Bewertungen bei Amazon, wo ich mich frage: Wer zum Teufel macht sich eigentlich die Mühe, für ein Buch, was ihm nicht gefallen hat, ein paar hundert Wörter in die Tastatur zu hämmern. Da vermute ich oft "Autorenkollegen" dahinter, insbesondere, wenn Wörter wie "Protagonist" oder "Plot" auftauchen.
Aussagekräftiger finde ich in den meisten Fällen die 2 bis 3 Sterne Bewertungen. Da heben die Rezensenten auch oft genug positive Aspekte hervor, gehen auf Schwachstellen ein und können Hinweise geben, was beim nächsten Buch besser werden könnte.
Ich habe mir aus Spaß mal die Mühe gemacht, mir Kritiken durchzulesen,von Büchern, die ich gut finde - und siehe da: es finden sich immer Menschen, denen irgend etwas nicht gefällt.
Da drängt sich der Verdacht auf, dass einige Leser auf wundersame Weise Bücher lesen, für die sie vermutlich von vornherein nicht die beabsichtigte Zielgruppe waren.
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5994 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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19.05.2015 01:08
von nebenfluss
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Tape Dispenser hat Folgendes geschrieben: | Erstaunlicherweise finde ich sehr oft sehr wortreiche 1-Stern Bewertungen bei Amazon, wo ich mich frage: Wer zum Teufel macht sich eigentlich die Mühe, für ein Buch, was ihm nicht gefallen hat, ein paar hundert Wörter in die Tastatur zu hämmern. |
Was ist daran erstaunlich? Man hat ein Produkt gekauft, ist nicht zufrieden und macht seinem Ärger Luft. Eine Bohrmaschine, die nicht bohrt, kann man auf Garantie zurückgeben. Einen Thriller, der nicht thrillt, nicht. Bestenfalls hält der Kritiker durch seine deutliche Warnung andere von einem Fehlkauf ab.
Tape Dispenser hat Folgendes geschrieben: | Da vermute ich oft "Autorenkollegen" dahinter, insbesondere, wenn Wörter wie "Protagonist" oder "Plot" auftauchen. |
Vermuten kann man das natürlich, aber die Begriffe Protogonist und Plot kennt doch jeder, der halbwegs gebildet ist bzw. sich für Literatur, Film ... interessiert.
Tape Dispenser hat Folgendes geschrieben: | Aussagekräftiger finde ich in den meisten Fällen die 2 bis 3 Sterne Bewertungen. Da heben die Rezensenten auch oft genug positive Aspekte hervor, gehen auf Schwachstellen ein und können Hinweise geben, was beim nächsten Buch besser werden könnte. |
Das ist nett von diesen Rezensenten, eine Forderung lässt sich daraus allerdings nicht ableiten. Der Leser hat Anrecht auf ein gutes Buch - er braucht dem Autor/Verlag weder fachliche Hinweise zur Verbesserung zu geben (geben zu können) noch braucht er an einem Buch, dass ihn unterm Strich enttäuscht hat, etwas gut zu finden. Er ist ja weder die Mutter noch der Psychotherapeut des Autors.
Tape Dispenser hat Folgendes geschrieben: | Da drängt sich der Verdacht auf, dass einige Leser auf wundersame Weise Bücher lesen, für die sie vermutlich von vornherein nicht die beabsichtigte Zielgruppe waren. |
Ich denke auch, das ist manchmal ein Problem. So wundersam ist das ja aber nicht, wenn Menschen z. B. die falschen Bücher geschenkt bekommen (oder die Leseprobe nicht lesen o. ä.)
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4952
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19.05.2015 07:41
von KeTam
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Liebe Magpie,
einfach weiter schreiben! Lass dich nicht entmutigen. Und wenn du schon selbst sagst, du kannst die Kritikpunkte im Grunde nachvollziehen, dann hast du ja was in der Hand, was du beim nächsten nutzen kannst!
Natürlich ist das deprimierend und ich finde es gut, dass du hier mal deinen Frust raus gelassen hast! Muss doch auch mal sein.
Lg, KeTam.
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Babella Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 890
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19.05.2015 09:26
von Babella
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Ich habe mal in einem Ratgeber gelesen, dass es sehr erleichtert, seinen Kritikern rechtzugeben. Und ja, das hat etwas. Warum sich nicht einmal eingestehen, dass man ebenso durchschnittlich und fehlerbehaftet ist wie all die anderen, die man selbst so leichten Herzens kritisiert. Sind ja nicht nur Schriftsteller. Auch Handwerker, die sich viel Mühe gemacht haben, Programmierer, von deren Handwerk die meisten Meckerer gar nichts verstehen, Musiker, die von Leuten kritisiert werden, die keine einzige Note lesen können, Politiker, deren Probleme so ein Ottonormalbürger nicht nachvollziehen kann und die man shitstormen kann, was das Zeug hält. Das müssen die abkönnen.
Irgendwie haben sie ja alle Recht, auf ihre Weise, aus ihrer Sicht, und jeder darf meckern, so ist das nun mal.
Auch sehr hilfreich finde ich den Hinweis auf die Türmchenmethode. Die geht so: Jemand baut ein prächtiges Schloss mit allem Drum und Dran. Und garantiert kommt dann jemand, der findet, oben im Türmchen ist ein Fenster zuviel.
Hinter dieser Detailkritik steckt doch auch Anerkennung. Nämlich für das große Ganze. Immerhin ist das Schloss, das Buch, das Programm ... das Werk fertig geworden und hat sich ein sehr genaues Hinsehen verdient. Wenn etwas wirklich nichts taugt, wird es nämlich ignoriert.
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2934 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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19.05.2015 09:39
von Klemens_Fitte
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Babella hat Folgendes geschrieben: | Ich habe mal in einem Ratgeber gelesen, dass es sehr erleichtert, seinen Kritikern rechtzugeben. Und ja, das hat etwas. Warum sich nicht einmal eingestehen, dass man ebenso durchschnittlich und fehlerbehaftet ist wie all die anderen, die man selbst so leichten Herzens kritisiert. Sind ja nicht nur Schriftsteller. Auch Handwerker, die sich viel Mühe gemacht haben, Programmierer, von deren Handwerk die meisten Meckerer gar nichts verstehen, Musiker, die von Leuten kritisiert werden, die keine einzige Note lesen können, Politiker, deren Probleme so ein Ottonormalbürger nicht nachvollziehen kann und die man shitstormen kann, was das Zeug hält. Das müssen die abkönnen. |
Wobei das ja zwei verschiedene Sachverhalte sind. Natürlich sollte sich jeder seiner eigenen Unzulänglichkeit bewusst sein und sich zugestehen, Fehler zu machen, hinter dem Wunsch nach Perfektion zurückzubleiben – recht geben kann ich aber doch nur jemandem, dessen Meinung ich respektieren kann; also grade nicht dem, der kritisiert, ohne eine Ahnung von der Materie zu haben. Die eigentliche Aufgabe besteht eben darin, begründete Kritik – was nicht synonym mit konstruktiver Kritik sein muss – von ahnungsloser zu unterscheiden.
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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G.T. Klammeraffe
G Alter: 38 Beiträge: 680
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G 19.05.2015 10:07
von G.T.
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Richtig gut begründete Kritiken, die auch den entsprechend sachlichen Ton wahren und nicht abdriften ("Hoffentlich schreibt dieser untalentierte Depp nie wieder ein Buch") sind etwas schade, aber wunderbar.
Es gibt auch die Variante, 1-Sterne-Verrisse en masse zu ernten, und das ohne dass ein Kritiker auf das Buch wirklich eingehen würde. Wenn man einer bestimmten Gruppe von Menschen irgendwie auf den Schlips getreten ist, hagelt es gerne Verrisse, denen man dann anlesen kann, dass sie sich auf einen (vielleicht ganz kleinen) Aspekt des Werks stürzen, den ganzen Rest unbeachtet lassen und ihren ganzen Frust über einen Aspekt als Kritik am Buch tarnen. Das ist viel schlimmer.
Auch eine gut begründete 1-Sterne-Rezension ist etwas wunderbares. Wenn man mal die Erfahrung gemacht hat, von überall mit faulen Eiern beworfen zu werden wegen Dingen, die mit dem Werk an sich nichts zu tun haben (manchmal lassen auch Menschen, die in einem privaten Verhältnis zu einem stehen und verärgert sind, ihren Frust dann über Plattformen wie Amazon ab - Cybermobbing geht auch über Verkaufskanäle), dann freut man sich über jede begründete Kritik. Natürlich ist kaum ein Buch perfekt. Natürlich gibt es immer etwas auszusetzen. Wenn das fair dargelegt wird, kann jeder Autor seinem Kritiker nur danken.
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Babella Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 890
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19.05.2015 12:01
von Babella
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben: | Wobei das ja zwei verschiedene Sachverhalte sind. Natürlich sollte sich jeder seiner eigenen Unzulänglichkeit bewusst sein und sich zugestehen, Fehler zu machen, hinter dem Wunsch nach Perfektion zurückzubleiben – recht geben kann ich aber doch nur jemandem, dessen Meinung ich respektieren kann; also grade nicht dem, der kritisiert, ohne eine Ahnung von der Materie zu haben. Die eigentliche Aufgabe besteht eben darin, begründete Kritik – was nicht synonym mit konstruktiver Kritik sein muss – von ahnungsloser zu unterscheiden. |
Schon klar, dass man sich nicht jeden Stiefel anziehen muss. Aber zu beurteilen, was nun berechtigt ist und was nicht, ist ja schon eine Form von Wertung. Ich darf auch kritisieren, wenn ich keine Ahnung von der Materie habe, sondern einfach nur Konsument bin. Das machen wir alle ständig, und so ziemlich alle Produkte sind davon abhängig. Das heißt noch nicht einmal, dass sie schlecht sind. Sie können am Ziel vorbei, gerade nicht angesagt, zu kompliziert oder zum falschen Zeitpunkt produziert sein. Das muss man erstmal einfach so hinnehmen, ohne dass man gleich seinerseits die Kritiker disqualifizieren muss. Auch wenn es ohne Frage hilfreiche, von Kompetenz getragene Kritik gibt und weniger hilfreiche. Aber die Kritik ist ja auch für die anderen Konsumenten da. Denen soll die Beurteilung bei der Kaufentscheidung helfen.
Manche Leute können es nicht ertragen, kritisiert zu werden, weil sie sich schnell selbst in Frage gestellt fühlen. Das ist falsch. Es erst einmal zuzulassen, dass das Werk, das man mit viel Herzblut angefertigt hat, auch Fehler haben darf, ohne dass man als Schöpfer deshalb ein Nichts ist, ist das, was die Erleichterung bringt.
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Klemens_Fitte Spreu
Alter: 41 Beiträge: 2934 Wohnort: zuckerstudio waldbrunn
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19.05.2015 12:37
von Klemens_Fitte
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Ich sehe einen Unterschied zwischen einem Urteil und einer Kritik. Ein Kritiker muss beispielsweise selbst keine Lyrik schreiben können, um Lyrik kritisieren zu dürfen – aber er sollte schon eine Ahnung davon haben, wie sie gemacht ist.
Dass alles, was wir veröffentlichen (in welcher Form auch immer), beurteilt werden wird, ist völlig normal; es ist eine der Konsequenzen, die das Veröffentlichen mit sich bringt. Was ich veröffentliche – aus der Hand gebe –, das gehört mir nicht mehr allein, und im Zweifelsfall muss es für sich selbst sprechen können. Es wäre unsinnig, jemandem die Befähigung für ein Urteil wie »Das erreicht mich nicht« oder »Ich lese so etwas nicht« absprechen zu wollen. Ein solches ›Konsumentenurteil‹ hat seinen Wert für denjenigen, der davon betroffen ist – den Konsumenten, der etwas nicht kauft, und den Produzenten, der es ihm nicht verkauft. Und natürlich kann das weitere Konsumenten in ihrer Entscheidung beeinflussen. Abhängig davon sind Produkte aber nur dann, wenn sie explizit gemacht werden, um verkauft zu werden; die müssen sich natürlich daran orientieren. Ich bezweifle aber, dass es das Endziel bspw. jedes Schreibenden ist, seine Konsumenten zu begeistern, wie Murmel es kürzlich anderswo ausgedrückt hat*. Was sollte ich also mit einem Urteil, das nur in einer Entscheidung »Kauf oder nicht« besteht, für mein weiteres Vorgehen anfangen, so berechtigt es auch sein mag?
Jemandem zugestehen, etwas zu beurteilen, hat für mich nichts damit zu tun, ihm recht zu geben, denn das setzt für mich eine Diskussion voraus.
* Und nein, bevor ich missverstanden werde: Die Begeisterung der Konsumenten nicht als Endziel dessen zu sehen, was man schreibt, hat nichts mit Elitarismus zu tun. Das ist aber wieder ein anderes Thema.
_________________ 100% Fitte
»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer) |
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4952
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19.05.2015 12:45
von KeTam
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben: | Ich bezweifle aber, dass es das Endziel bspw. jedes Schreibenden ist, seine Konsumenten zu begeistern
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Es mag Schreiber geben, deren Ziel das ist. Ich für mich habe entschieden, mich selbst zu begeistern. Wenn ich selbst von dem, was ich schreibe wirklich überzeugt bin, wenn ich selbst zu 100% damit zufrieden bin, dann prallt ein "Gefällt mir nicht" eh an mir ab.
Und das ist es ja auch, was du Magpie eingangs erwähnt hast, dass du die Kritik nachvollziehen konntest, am liebsten umschreiben würdest, und es deshalb weh getan hat.
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