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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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24.02.2015 12:30 stirb nicht in mir von Literättin
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stirb nicht in mir
komm und bleibe
fremder vogel
stirb nicht vor der zeit in angst
selbst kreise ziehend
auf der flucht
vor dir, von mir
nichts mehr erwartend
fliege durch wellen aus schall
die nichts wollen
von dir, als dein landen
im schlagen des herzens
komm und bleibe
fremder vogel
stirb nicht vor der zeit in angst
Weitere Werke von Literättin:
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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24.02.2015 19:12
von Mardii
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Die Rahmenstrophen sind klanglich und ausdruckstechnisch sehr gelungen.
Bei den mittleren Strophen könnten für meinen Geschmack konkretere Wendungen einfließen, so dass das Gedicht nicht im Unbestimmten verpufft.
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Gast
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24.02.2015 20:30
von Gast
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Hallo Inko,
mir fehlt hier komplett deine persönliche Note. Insbesondere bei uraltdurchgekauten Symboliken wie dem (fremden) Vogel ist das aber allerhöchstnotwendig. Mir gibt dein Gedicht so leider überhaupt nichts wiederlesenswertes.
Vom Rhythmus und Klang ist es soweit gut, insofern kann es eventuell trotzdem als gelungenes Übungsstück gelten.
Grüße
Gerhard
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Gast
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24.02.2015 20:41
von Gast
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P.S.: Der Titel hat mich an "Stirb nicht vor mir" von Rammstein erinnert und an "Wie du dich ausstirbst in mir ..." von Paul Celan.
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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25.02.2015 08:40
von Literättin
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@ Mardii, danke, das ist eine hilfreiche Rückmeldung. Ich habe sehr lange daran gebastelt, vielleicht habe ich dabei zu viel konkret greifbares herausgehobelt.
Für mich war es inzwischen so im Endzustand, dass ich herausfinden wollte, was von meinem Ausgangspunkt überhaupt rüberkommt. Offenbar nicht so viel, wie es mir persönlich bedeutet, immerhin die Form scheint einigermaßen. Das ist mir schon viel wert.
LG, Inko
@Gerhard, danke auch dir für deine Kommentare. Rammstein und Celan sagen mir zwar was, allerdings kenne ich deren Repertoire nicht komplett und die benannten Titel leider gar nicht.
Was ich von Celan kenne, schätze ich dabei sehr und würde mich wirklich nicht im entferntesten mit ihm messen wollen.
Ich habe mich beim Arbeiten am Gedicht ausschließlich auf dasselbe konzentriert und das Inventar der Weltliteratur und sämtliche im Äther herumschwirrende Musiklyrik ausnahmsweise komplett vergessen. Das tue ich meistens, wenn die ersten Worte auf dem Papier gelandet sind, sonst bekäme ich nicht einen Buchstaben mehr zustande vor lauter: "gibt es wahrscheinlich schon" und "das darf man nicht mehr anrühren".
Selbst das Motiv des fremden Vogels hatte ich nicht präsent. Gibt es das wirklich schon tausendfach? Wie peinlich! Vielleicht hätte ich das spätestens vorm Einstellen hier checken sollen!
So ist es dann wohl immerhin ein passables Übungsstück. Das ist für mich in Ordnung.
LG, Inko
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3416 Wohnort: Heidelberg
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25.02.2015 08:51
von Eredor
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Ich denke, was Gerhard kritisiert, ist nicht die Neuartigkeit bestimmter Bilder. Es geht eher - und ich empfinde auch so, dass du das noch herausarbeiten musst - um eine individuelle Sprachnote. Da du Inko bist, weiß ich nicht wie lange du schon schreibst und wie groß deine Erfahrung in der Lyrik ist; so eine eigene Sprache mit Wiedererkennungswert ist nicht einfach da, sie muss antrainiert werden.
Wenn dieser Text das beste ist, das du hinbekommst (ich gehe davon aus, da du das Gedicht in den Feedback-Bereich gepostet hast), dann ist das schon gut so. Du scheinst mir deiner Antwort nach die Lyrik sehr zu mögen und motiviert zu sein. Also schreib weiter, mach weiter, lies so viel Gedichte wie du kannst (und nicht Goethe und Konsorten! Die passen nicht in deine Sprache - lies Celan oder Dichter, die dich beeindrucken, die - wenn du es dir aussuchen könntest - deine zukünftige Schreibqualität tangieren, deinen Stil, deine Gedanken), lass dich von Kritik nicht unterkriegen und versuche nicht, solche Texte zu überarbeiten. Gib bei jedem Gedicht dein bestes, setz dich mindestens drei Tage à 4 Stunden an den Text und schau ihn dir genau an, lies ihn dir tausend mal durch und denk darüber nach, was noch fehlt. Du wirst ein Gespür dafür entwickeln. Aber vor allem: hör jetzt nicht auf zu schreiben, weil dir keine Formulierungen einfallen, die neu sind! Es gibt keine neuen Formulierungen! Es gibt nur eine individuelle Aneinanderreihung von Wörtern, die kongruent mit dem gesamten Text ist. Und wenn du fertig bist, kannst du den Text abhaken. So lernt man auch zeichnen: Anfangen, gewagte Striche setzen, und wenn es nix ist: zusammenknüllen, wegwerfen, neu anfangen.
Das nur von mir.
LG Dennis
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Lorraine Klammeraffe
Beiträge: 648 Wohnort: France
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25.02.2015 10:23 Re: stirb nicht in mir von Lorraine
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Inkognito hat Folgendes geschrieben: | stirb nicht in mir
komm und bleibe
fremder vogel
stirb nicht vor der zeit in angst
selbst kreise ziehend
auf der flucht
vor dir, von mir
nichts mehr erwartend
fliege durch wellen aus schall
die nichts wollen
von dir, als dein landen
im schlagen des herzens
komm und bleibe
fremder vogel
stirb nicht vor der zeit in angst |
Was ich hier äusserst interessant fand (und noch finde) ist, wie die Möglichkeiten der 2. Person und die damit verbundenen, weit offenen "Angbote" von Lesarten genutzt werden.
Ich habe kein Problem mit dem "fremden Vogel", im Gegenteil.
Zitat: | selbst kreise ziehend
auf der flucht
vor dir, von mir
nichts mehr erwartend |
Hier haderte ich wegen der Partizip-Konstruktionen, musste (mir) aber eingestehen, dass sie es sind, die mir die Möglichkeit offen lassen, den/die Angesprochene einerseits im LI, andererseits in einem LD zu suchen und hier ist auch das "selbst" mit einer Dopplung belegt, die anders nicht zu erreichen wäre.
Die Stärke des Textes liegt (für mich) in seiner unaufdringlichen Weite. Die durch Konkretisierung Gefahr liefe, verloren zu gehen. Ich weiss nicht, ob das "Fehlen" einer Stimme hier so wichtig ist oder diesem Text nicht gerade etwas schenkt.
Mir ist dieses Gedicht positiv aufgefallen. Schwer, das festzumachen oder gar eine Lanze zu brechen.
Grüsse
Lorraine
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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25.02.2015 10:35
von Literättin
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Danke, Dennis. Sehr erfrischender Kommentar.
Ich kann ansonsten mit Kritik hervorragend umgehen und ich weiß den Kern von Gerhards Kommentar durchaus zu schätzen. Darin ist auch die Rückmeldung enthalten, auf die es mir ankam: Im Ergebnis fehlt das Persönliche. Auch Mardii fehlte dieses Greifbare, Konkrete.
Ich kann damit was anfangen. Es sagt mir was. Und tatsächlich freut mich auch das Positive in beiden Kommentaren.
Ermüdend und manchmal wirklich frustig und so verdammt überflüssig ist nur dieses "ewig blasierte Beiwerk", durch das ich allzu oft erst einmal hindurchlesen muss. Das stresst.
Und fördert nicht wirklich eine unbeschwert kreative Arbeitsatmosphäre, mit der ich immer wieder aufs Neue und völlig naiv rechne, wenn ich etwas einstelle.
Vermutlich verführt mich mein eigener Spaß am Werkeln jedes Mal dazu, denselben auch anderen zu unterstellen.
Lyrik wird mir in der Tat immer wichtiger. Vor ein paar Jahren habe ich einfach fröhlich und völlig hemmungslos (und entsetzlich grottig!) losgeholzt, derbe einen auf den Deckel gekriegt und trotzdem weiter gemacht. Selbst damals wäre allerdings der überflüssig rechthaberische Ballast in vielen Kommentaren nicht nötig gewesen. Dann habe ich angefangen, mich näher damit zu befassen. Nicht der zum Teil üblen Verrisse wegen, sondern trotz derselben (und diesmal waren sie ja nicht mal so übel!). Heute ist mir dieses konzentrierte arbeiten an einem Stück Lyrik unentbehrlich geworden.
Ich verfolge dabei keine großartigen Ziele. Aber besser zu werden, mich schreibend zu entwickeln, ist für mich trotzdem mehr als nur Hobby. Es hat was Existenzielles für mich.
Und so halte ich es in der Tat genau so, wie du es empfiehlst: gleichermaßen ernsthaft wie unbeschwert (wenn ich es so richtig zusammenfasse).
Und stelle fest: es ist wirklich sehr, sehr erfrischend, einmal ohne Zurechtweisung kommentiert zu werden.
LG, Inko
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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25.02.2015 10:49 Re: stirb nicht in mir von Literättin
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Lorraine hat Folgendes geschrieben: |
Was ich hier äusserst interessant fand (und noch finde) ist, wie die Möglichkeiten der 2. Person und die damit verbundenen, weit offenen "Angbote" von Lesarten genutzt werden.
Ich habe kein Problem mit dem "fremden Vogel", im Gegenteil.
Zitat: | selbst kreise ziehend
auf der flucht
vor dir, von mir
nichts mehr erwartend |
Hier haderte ich wegen der Partizip-Konstruktionen, musste (mir) aber eingestehen, dass sie es sind, die mir die Möglichkeit offen lassen, den/die Angesprochene einerseits im LI, andererseits in einem LD zu suchen und hier ist auch das "selbst" mit einer Dopplung belegt, die anders nicht zu erreichen wäre.
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Danke auch dir Lorraine, für dein ausführliches Auseinandersetzen mit dem Text.
Was mich an dieser Stelle jetzt besonders freut, ist, dass du diesen "Sachverhalt" (mir fehlen gerade die Worte für einen besseren Begriff an dieser Stelle) für dich entschlüsseln konntest! Um diesen habe ich am meisten gerungen.
LG, Inko
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Gast
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27.02.2015 14:05
von Gast
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Hat mir sehr gut gefallen. Dieses lyrische Antippen, das Offene, in das sehr viel Spielraum eingewebt ist. Der Leser kann mitfühlen und eigenes hineinreflektieren.
Einzig "stirb nicht vor der zeit in angst" lässt im Lesen und Verstehen holpern. Dies aufgrund der grammatisch durchaus richtigen, aber ungewöhnlichen Satzstellung. Das könntest Du nochmal überdenken.
Aber insgesamt ein schönes Werk.
Ciao,
Monochrom
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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28.02.2015 09:42
von Literättin
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Danke Mono,
für deinen Kommentar. Freut mich, dass es dir gefällt.
Es liegt vielleicht am Trochäus, der hier auch noch betont endet, dass der Vers manchmal bei Lesen hängt.
Ich selbst musste ihn erst laut lesen, um den Rhythmus zu verstehen.
Mit Komma:
stirb nicht, vor der zeit in angst
oder hier:
stirb nicht vor der zeit, in angst
ließe sich das beheben, aber dann geht mir die jeweils andere Bedeutungsebene, oder -Dichte verloren.
Inzwischen geht mir der Vers so leicht von den Lippen, dass ich ihn erst einmal weiter so stehen lasse. Aber vielleicht ändert sich das mit der Zeit.
Bei dessen Wiederholung in der letzten Zeile überlege ich inzwischen, ob ich:
stirb nicht vor der zeit in mir
draus mache. Da wäre dann allerdings ein Komma sinnvoll:
stirb nicht vor der zeit, in mir
Danke fürs reinlesen und kommentieren!
LG, Inko
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