Weile mit Eile

[stefka]

Lang weilte ich bei Dir doch
dann hatte ich es eilig
zeitweilig wurde mir noch
bei Dir schon sehr langweilig

[Gast]

Hallo Stefka,

dein kleines Gedichtchen würde mir überaus gefallen, wenn ... nur das kleine Wörtchen wenn nicht wär. Oder besser gesagt: Wenn dir nicht ein kleiner, aber hier großer Fehler unterlaufen wäre und zwar gerade in der Pointe: langweilig müsste ich vollkommen unnatürlich betonen, damit der Reim mit "eilig" hinhaut. Weil aber eilig-langweilig kaum hinhaut, ist dein Gedicht für mich wie ein schlecht erzählter guter Witz.

Grüße
Gerhard

[Willebroer]

Hallo Stefka und Gerhard,

dieses Stolpern am Ende könnte natürlich auch Absicht sein. Eine Synkope, mit der man sozusagen in dem geschlossenen Reinschema die Katzenklappe öffnet, um sich hinten rum aus dem Staub zu machen.

Allerdings finde ich es für "Absicht" nicht deutlich genug.

[stefka]

Hallo,
bin soeben erst aus dem Urlaub zurückgekehrt.
@ Gerhard:
Da muss ich Dir Recht geben. Ich habe beim Lesen die unnatürliche Betonung gar nicht bemerkt, das muss daran liegen, dass ich Handwerker bin: Was nicht passt, wird passend gemacht ! Würde so was nicht als " dichterische Freiheit" durchgehen ?
@Willebror:
Es war keine Absicht, Gerhard hat Recht !
                                                                LG  stefka

[firstoffertio]

Du könntest 'doch' und 'noch;' einfach weglassen?

[HerbertH]

Der Vorschlag von Firstoffertio hat was, damit gewönne das Gedicht nicht nur zeitweilg

[stefka]

Hallo F.O. und HH,
in der ursprünglichen Version gab es weder doch noch noch. Mir gefielen aber das Verbindende und der Übergang zur nächsten Zeile, die durch die beiden Worte hinein kamen. Ließe ich sie weg, wäre auch immer noch die von Gerhard monierte unnatürliche Betonung da...
Nochmal die Frage: Ist eine unnatürliche Betonung als" dichterische Freiheit "akzeptabel, oder gibt es da für Gedichte klare Regeln ?

 Danke für's Interesse !      stefka

[firstoffertio]

Hhm, ich weiß nicht recht, was die 'natürliche' Betonung von langweilig ist. Für mich geht auch langweilig.

[stefka]

...siehe Gerhards Kommentar: natürlich= Betonung auf lang...

[Harald]

Hört mal ►

http://www.duden.de/rechtschreibung/langweilig

 

[firstoffertio]

Ich höre durchaus zwei fast gleichwertige Betonungen in den ersten zwei Silben.
Macht auch Sinn, weil sie beide bedeutungstragend sind?
(Aber das Ende als ich? So würde ich es nicht aussprechen. Habe aber ja auch keine Standardaussprache.)

[Harald]

Da spielt eventuell mit, dass aus dem Wort Langeweile die Betonung transferiert wird …

 

[firstoffertio]

Fallen uns vergleichbare Wörter ein?

einteilig
voreilig
Topflappen
Schublade

?

[stefka]

...äh, wie jetzt ? Haralds Hinweis zeigt doch, dass im DUDEN die Betonung auf dem ersten a liegt ! Wie kommt ihr denn jetzt auf gleichwertig ? F.O., Deine Beispiele sind für mich ebenfalls alle auf der ersten Silbe betont !???

[firstoffertio]

Auf den ersten Blick, ja. Aber man kann sie auch zweiteilig am Anfang betonen, meine ich? Und die Betonung auf der zweiten Silbe ist immer starker als die dritte. Aber vielleicht ist das nur meine idiosynkratische Empfindung?

Edit: Probier mal, ob du es nicht hinkriegst, beim laut Aussprechen die ersten beiden Silben zu betonen.

[firstoffertio]

doppelt

[stefka]

...wie dem auch sei ! Wäre denn eine eindeutige Falschbetonung in einem Gedicht(an nur einer Stelle!) prinzipiell möglich, oder eher ein no-go?

[firstoffertio]

Ich glaube, eine eindeutige Falschbetonung sollte man vermeiden. Wenn man das nicht tut, wirkt das immer ungewollt lustig, oder auch einfach falsch oder unbeholfen.

[stefka]

Liebe Firstoffertio,
danke für Deine Beharrlichkeit!

Akkuschrauber - Käpt'n Blaubeer ?

[stefka]

Akkuschrauba - Käpt'n Blaubär, wie man's spricht klingt es nicht schön

Käpt'n Blaubeer - Akkuschrauber, so könnte der Reim doch geh'n !

[Harald]

[stefka]

...das war klar, Harald ! War ja auch 'ne Steilvorlage ! Ich habe nochmal versucht, 2 Silben hintereinander gleichwertig zu betonen und gemerkt, dass ich dabei dazu neige, die 2. zu betonen. Eine gleichwertige Betonung kann man leichter bei 4-silbigen ( zusammengesetzten) Wörtern erreichen:

RA sen MÄ her      AU to REI fen, interessant finde ich, dass hier trotz der offenkundigen Gleichwertigkeit im Sprachfluss doch die erste Silbe betont wird. Ich würde das als Auftakt(igkeit) bezeichnen, die unabhängig vom Wort selber ist, sondern abhängig von der Position des Wortes (im Satz):

f U ß b a l l - b A l l f u ß                                 (... wahrscheinlich steht das irgendwo als 1. metrische Regel oder sonstwas längst erklärt !)