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Zwei Tage, Eine Nacht (Filmkritik)


 
 
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Elderflower
Erklärbär
E

Alter: 32
Beiträge: 3



E
Beitrag12.02.2015 01:36
Zwei Tage, Eine Nacht (Filmkritik)
von Elderflower
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zwei Tage, eine Nacht

Gegen das Verschwinden

Das Persönliche ist in der Arbeitswelt scheu in den Hintergrund getreten. Beinahe unsichtbar ist es vor  Firmenpolitik und Kampf um den Arbeitsplatz geworden. Und nur manchmal noch schimmert der Abglanz des Individuums zwischen den Aktenbergen hervor. Gleichzeitig ist das Persönliche scheinbar untrennbar mit der Arbeit verbunden. Wird durch sie bedingt. Der Mensch sucht seinen Wert über Leistung, zu definieren und verliert auf dieser Suche sein Selbst.
Auch Sandra droht zu verschwinden. Denn Ihre Arbeitskollegen sind vor eine perfide Wahl gestellt: Entweder sie wählen Sandras Existenz und Sandra behält ihren Job, oder  jeder von Ihnen bekommt eine Prämie von 1000 Euro. Für die junge Familienmutter bedeutet das, gegen ihre Depression ankämpfen und sich bei ihren Kollegen in zwei Tagen und einer Nacht ihre Solidarität erbitten zu müssen.
Um gegen die Beziehungslosigkeit des Arbeitsumfeldes zu wirken und mit ihren Kollegen in Kontakt zu treten, muss sie zuerst das Telefonbuch aufschlagen.
Jedes Mal, dass sie ihre Bittrede an der Tür eines Kollegen aufsagen muss, zeigt quälender, wie nah Sandra daran ist aufzugeben und wieder in Einsamkeit zu versinken.
Fast immer öffnet eine Kinderhand die Tür und gewährt dem Zuschauer und Sandra für einen Moment Einblick in die Lebenswelt einer belgischen Arbeiterfamilie. Zeigt, dass hinter den Betonfassaden Menschen mit Geschichten stehen, dass es andere Gründe für das Geld gibt, als bloße Habgier; dass die Entscheidung des Kollegen, dessen Verzicht ihren Arbeitsplatz gesichert hätte, keine gegen die Empathie ist.  Nach diesem Rückschlag schleppt sie sich mit letzter Kraft zurück zum liebevollen Ehemann ins Auto. Sie hat aufgegeben, ist zur Beifahrerin geworden. Ist zu schwach, um die Wasserflasche zu öffnen und verschwindet beinahe in ihrem Sitz. Bekommt keine Luft und öffnet das Fenster. Trinkt und reckt ihren Kopf in den Fahrtwind. All das beleuchtet durch das unbarmherzige Gleißen des Tageslichtes. Jeder Knochen ihrer zerbrechlichen, schutzlosen Gestalt sticht spitzer hervor, jede Ader schimmert bläulicher; sogar die Schatten unter ihren Augen scheinen noch aschfahler als zuvor. Das Einzige, dass der Helligkeit des Lichtes trotzen kann, ist die strahlende Farbe ihres lachsfarbenen Tops.

Die Kamera folgt nur Sandra. Kein einziges Mal wird aus der Perspektive eines Anderen gefilmt. Und doch entsteht nach und nach eine Verbindung zu jeder einzelnen Person. So wie Sandra ist auch die Kamera in ständiger Bewegung und teilt ihre Perspektive. Gleichzeitig wird ihr wenig Platz auf der Leinwand zugesprochen. Ständig ist ihr  Körper verdeckt durch Autos und Häuserwände. Die unsichere Kameraführung unterstützt den Eindruck, den der Zuschauer von Sandras fragilem Körper und ihrer gebückten Haltung gewinnt.
Der Film kommt vollkommen ohne Schwarz-Weiß-Malerei, den klassischen Bösen oder eine gezeichnete Sozialkritik aus, sondern lässt die schlichten Bilder für sich sprechen.
Lässt Sandra durch ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen eine neue Ebene erschaffen. Eine, die sich der Entfremdung entzieht und Kollegen zu Individuen macht, zu Menschen, die füreinander einstehen, die zählen. Sie löst die Persönlichkeit von ihrer Bedingung durch die Arbeit und steht vollkommen frei.[/b]

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