etwas meer

[Ralf Langer]

etwas meer

da war noch sommer
nicht nur in unseren stimmen
nicht nur in der luft
vielleicht waren wir es
die die tage heiß machten
und die abende lau
vielleicht hatte der baggersee
mediterranes flair
in diesen tagen
und vielleicht war die grillwurst
aus wildschwein
war der edamer
büffelmozzarella
und das tetrapack rotwein
ein toskanischer chianti
vielleicht war das wasser
wirklich ligurisch
in diesen tagen
gingen abends sterne auf
die ich nie wieder über der ruhr
gesehen habe

[Gast]

Hallo Ralf,

manchmal braucht man gar nicht viel zu sagen: Dein Gedicht gefällt mir ausgesprochen gut! Ich hab schon 2-3mal versucht mit einem extraskeptischen Blick drüberzulesen, ob ich nicht doch etwas zum Kritteln finde. Ich fand nichts. Da passt jeder einzelne i-Punkt. Tolle Stimmung, treffender Rhythmus und diese kleine Wendung am Schluss - alles ganz stark!!

Grüße
Gerhard

[Ralf Langer]

Hallo Gerd,

herzlichen Dank. Genau das wollte ich erreichen. Ein  Stimmungsbild,
eine Erinnerung, wie so manches mal auftaucht, einen Moment den tag verschönt, und mit seinem Geheimnis wieder verschwindet.

LG
Ralf

[Rainer Zufall]

Hallo Ralf,
mir gings wie Gerhard, ich hab gelesen, erst skeptisch, dann immer zufriedener.
Noch mal gelesen und noch mal gelesen, weil ich keine Lust hatte, einfach nur Lob dazulassen, sondern konstruktiv wollte ich sein. Also - es bleibt beim Lob.
Dein Gedicht erzählt eine wunderbare kleine Geschichte über das Besondere dieses Sommers, der den Baggersee verwandelt hat in das Meer. Es ist eine wunderschöne kleine Erinnerungsgeschichte an eine unvergessliche Liebe, oder Beziehung unter Freunden, an  einen ganz wunderschönen Moment, der nun in der Rückschau blank und klar vor einem liegt und man nun sieht, das man selbst es war, der diesen Moment gezaubert hat.
Wirklich schön.
Viele Grüße
von Zufall

[Mardii]

Hallo Ralf,

da ist ein kleiner Zug Wehmut drin, der noch erträglich ist. Schön, wie das Einfache zum Großartigen wird. Gerne gelesen.

LG Mardii

[crim]

Ach Ralf,
so ein Text macht es mir fast zu leicht, einfach nur zu sagen: gefällt mir sehr gut. Das viermalige "vielleicht" schafft vielleicht automatisch eine Stimmung. Die Veränderung eines Abends am Baggersee mit Grillwurst, Edamer, Tetrapack-Rotwein hin zu diesem Mediterranen Flair, eine Erhebung passiert da. Obwohl ich mir Ersteres auch nicht ohne Reiz vorstelle, ist Zweiteres natürlich behafteter mit Sehnsuchtsvorstellungen eines Italiens der anderen Lebensart. Raus aus dem Ruhrgebiet, rein in ein Schwelgen. Schön gemacht.
Lg crim

[MosesBob]

Moin Ralf!

Das ist eine schöne Art, das Außergewöhnliche in etwas vermeintlich Gewöhnlichem hervorzuheben. Hier schmeckt die Bratwurst nach Brät de luxe an einem unscheinbaren Abend, an dem Heilande gezeugt werden. Gerne gelesen.

Beste Grüße,

Martin

[Gast]

Hmm,

ich grübelte so beim Lesen, was mich so stört. Ist der Text zu lang? Nein. Ist etwas ausgelassen worden? Nein. Dann kam ich drauf.
Der Text ist gutes Handwerk. Aber verglichen mit dem, was Du hier sonst so einstellst, mag ich nur sagen, dass es nicht grandios oder großartig ist, aber gelungen finde ich es schon.
Gern gelesen, ciao,
Monochrom

[ZatMel]

Hey,
Ich bin ja eher in der Prosaecke des Forums unterwegs, aber dein Beitrag hat mich hier her gezogen und ich bereue es nicht

Ich finde das Bild und die Erinnerung, die du zeichnest echt schön.
Da musste ich direkt an den letzten Sommer mit meinen Schulfreunden (nachm Abi) am Baggersee denken.

Danke! Und liebe Grüße!

[Ralf Langer]

Hallo zusammen,

es freut mich sehr das dieses Stück Erinnerung funktioniert.

Es ist ja eine Metamorphose des Unscheinbaren. EIn Moment in der Geschichte von Lyrich wird im Nachgang sozusagen in seiner Reanimation
(nichts anderers scheint mir eine heraufströende Vergangenheit zu sein)
zu etwas anderem, etwas bleibendem.

Wie geschieht das? Hier steht das "vielleicht"und hier entsteht  die Wehmut, vielleicht eben deswegen, weil wir nur die Erinnerung an einen Moment in seiner Tragweite nachspüren können.

lg
Ralf