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eingew Schneckenpost
E Alter: 26 Beiträge: 11
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E 10.04.2015 19:04 Ohne Titel von eingew
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Wenn es etwas gibt, was ich wirklich liebe, dann ist es das Gefühl der wohligen Wärme, welche einen kurz nach dem aufwachen umgibt, wenn man noch unter der Decke liegen bleibt. Fast, als ob man geborgen wäre, wie ein kleines Kind im Schoß seiner Mutter. Doch viel zu schnell verlässt man diesen überaus angenehmen Zustand. Manchmal erreichen einen sogar gedämpfte Stimmen vor der Tür, so wie jetzt gerade. Stimmen, welche mich alleine durch ihre Existenz dazu auffordern das Bett zu verlassen, denn da draußen ist jemand waches, der sich bewegt und etwas tut, direkt vor meiner Tür. Außerdem weiß ich nicht, wo ich hier bin, so wie es mir leider immer wieder mal passiert. Vielleicht gibt es einen Gastgeber und es ist unhöflich, einfach durchzuschlafen? Also trenne ich mich von dieser Wärme. Eigenartig. Ich habe in einem Anzug geschlafen. Das macht die Situation noch komischer, als sie sowieso schon ist und weckt gleichzeitig Neugierde, was ich in der letzten Nacht so gemacht habe, zumal diese vollkommen aus meinem Kopf verschwunden ist. Die Zimmertür zu öffnen wird immer interessanter. Schnell schlüpfe ich durch sie hindurch und schließe sie hinter mir. Niemand bemerkt mich. Keiner zeigt auch nur die geringste Reaktion. Die Männer in diesem Raum tragen ebenso wie ich elegante schwarze Anzüge und die Frauen ebenso schöne schwarze Kleider. Alles wirkt sehr edel, wie zu einer besonderen Feier. Noch immer hat mich niemand bemerkt. Obwohl ich die Gesichter der Menschen nicht kenne fühle ich dennoch eine eigenartige Vertrautheit, ja sogar eine Verbundenheit mit den Anwesenden. Doch im Gegensatz zu mir ist diese relativ kleine Gruppe von Menschen von einer starken Traurigkeit erfasst. Eine Frau liegt sogar weinend in den Armen eines Mannes. Der Anblick versetzt mir einen Stich im Herzen, obwohl mir die Gefühlsregungen fremder Menschen sonst egal sind. In diesem Moment öffnet sich eine andere Tür im Raum und die Gruppe schiebt mich mit sich hinein. Wir gelangen in eine kleine Kapelle ohne Fenster. Offensichtlich eine Friedhofskapelle, denn vorne ist kein Altar, sondern lediglich ein Sarg, welcher von vergleichsweise wenigen Blumensträußen umgeben ist. Ich setze mich irgendwo weiter hinten in eine Reihe. Langsam erdrückt mich diese traurige Stimmung. Vor allem der Anblick des Sarges entsetzt mich, es packt mich gar die nackte Angst, je länger ich darauf blicke. Instinktiv greife ich die Hand der Frau neben mir. Sie gibt mir eine wohlig warme Sicherheit, fast wie die Hand meiner Mutter, welche mich vor dem Grauen beim Anblick des Sarges beschützen kann auf diese magische Weise, wie es nur Mütter zu tun vermögen. Den Priester, der vorne eine Ansprache gehalten hat habe ich erst jetzt bemerkt. Eine Gruppe Männer nimmt den Sarg und trägt ihn nach draußen. Die Frau neben mir zieht mich hoch. Erst jetzt schaue ich sie mir genauer an. Im Gegensatz zu allen anderen trägt sie Rot. Ein Rot wie von Wein. Oder von Blut. Sie führt mich nach draußen, doch weg von der Gruppe und dem Sarg. "Wir sollten hier nicht bleiben. Wir sollten gehen. Wir gehören hier nicht hin." Ich spüre, dass sie Recht hat. Und ich spüre auch, wie meine Seele langsam diese Welt verlässt. Auf Wiedersehen.
Ich bin selbst gerne kritisch mit mir, also wäre es mir am liebsten, wenn ihr es genauso haltet. Ich würde mich gern verbessern.
_________________ Ein Leser durchlebt tausend Leben, ehe er stirbt.
Der Mann, der nie liest, lebt nur sein eigenes.
Aus "Das Lied von Eis und Feuer" |
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Seraiya Mondsüchtig
Beiträge: 924
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10.04.2015 20:06
von Seraiya
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Hallo eingew,
Dein Text gefällt mir ganz gut.
Allerdings war mir bei den "schwarzen Anzügen" + der Prota weiß nicht wo genau er ist und wie er dort hinkam, schon klar, dass er sich auf seiner eigenen Beerdigung befindet. Das ist mir zu vorhersehbar bzw. zu wenig Rästel darin. Vielleicht soll das ja so sein.
Ein paar Sätze sind mir zu lang wie z.B.
Zitat: | Stimmen, welche mich alleine durch ihre Existenz dazu auffordern das Bett zu verlassen, denn da draußen ist jemand waches, der sich bewegt und etwas tut, direkt vor meiner Tür. |
oder
Zitat: | Das macht die Situation noch komischer, als sie sowieso schon ist und weckt gleichzeitig Neugierde, was ich in der letzten Nacht so gemacht
habe, zumal diese vollkommen aus meinem Kopf verschwunden ist. |
oder
Zitat: | Sie gibt mir eine wohlig warme Sicherheit, fast wie die Hand meiner Mutter, welche mich vor dem Grauen beim Anblick des Sarges beschützen kann auf diese magische Weise, wie es nur Mütter zu tun vermögen. |
Ich würde das kürzen und mal einen Punkt dazwischen machen. Aber das ist Geschmackssache.
Die Szene mit der rot angezogenen Frau gibt für mich ein schönes Bild im Kopf. Ich würde aber einen der drei Sätze aus ihrem Mund streichen.
Zitat: | "Wir sollten hier nicht bleiben. Wir sollten gehen. Wir gehören hier nicht hin." |
Den ersten z.B.
Mir sind drei zuviel des Guten, wenn man bedenkt, dass sie im zweiten Satz dasselbe wie im ersten sagt.
Liebe Grüße,
Seraiya
_________________ "Some people leave footprints on our hearts. Others make us want to leave footprints on their faces." |
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eingew Schneckenpost
E Alter: 26 Beiträge: 11
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Nachtmeister Gänsefüßchen
Alter: 40 Beiträge: 20 Wohnort: Eine weit, weit entfernte Galaxie...
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10.04.2015 22:36
von Nachtmeister
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Nun...
Wie kann ich mich erdreisten jemand zu Kritisieren, wobei ich selbst noch nichts hier reingestellt habe, damit die Tintenrunde Steine werfen kann?
-Weil es angebracht ist und hoffentlich hilfreich ist.
Erstmal:
Deine Kurzgeschichte gefällt mir. Obwohl ich kein Fan der Ich-Perspektive bin. Schon recht schnell am Anfang regte es meine Phantasie an, im Hintergrund zu grübeln.
Ist der Prota teil einer Verbrecherbande? Ist seine Amnesie vielleicht gewollt oder Unfall? Wird er Zeitweise fremdgesteuert oder ist Schizophren?
So wie in Surrogates, Paycheck etc.
Das er in Wahrheit wohl Verstorben ist und nun ein Geist bzw. in soetwas wie einer Zwischenwelt ist und von dieser Dame ( Engel?, Geist?, Dämon? ) abgeholt wird ist genauso interessant.
Nun zur Kritik:
Ich muss Seraiya zustimmen, zuviele Schachtel bzw. Bandwurmsätze sind mir ein Graus.
Manchmal notwendig, Manchmal sind längere Sätze Stilmittel um Tempo raus zunehmen,meiner Meinung nach kann man das hier eleganter lösen.
Siehe Ralphies Schreibwerkstatt Lektion 11 und 30.
Spezifischer werden:
Man kann viel der Phantasie überlassen und muss nicht alles ausschreiben ABER es wirkt einprägsamer.
Der Satz bekommt mehr Kraft und Leben, wenn man mehr mit den Worten Malt.
Gerade wenn man Dinge das erste mal beschreibt sollte man diese etwas genauer beschreiben.
Zum Beispiel der Sarg. Eichensarg? Metallsarg? Hell oder Dunkel?
Die "Lady in red"? Attraktiv? Haare? Gefühlregung des Prota bei ihrem Anblick?
-So genau hat er dann doch nicht hingeschaut
Siehe Ralpies Schreibwerkstatt Lektion 2
Hoffe ich konnte ein paar Denkanstösse geben.
Mach weiter so, die Richtung gefällt bestimmt nicht nur mir.
_________________ "Sir, we're surrounded"
"EXCELLENT! Now we can attack in ANY direction!"
----------------
"Erfahrung ist eine nützliche Sache,
leider macht man sie meist
nachdem man sie brauchte"
---------------- |
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eingew Schneckenpost
E Alter: 26 Beiträge: 11
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5994 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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11.04.2015 09:07
von nebenfluss
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Bei mir fiel der Groschen deutlich später als bei Seraiya, irgendwo zwischen dem Eintritt in die Kapelle und der Erwähnung des Sarges. Ich finde die Auflösung ein wenig vertuscht, wenn ich das so sagen darf, weil nirgends erwähnt wird, dass er die Gäste alle kennt, weil es ja seine Freunde, Kollegen und Familienmitglieder sind. Ein Trick, wie auch der mit der Frau in Rot, die wohl doch seine Mutter ist - aber warum erkennt er sie dann nicht? Und warum trägt sie als einzige rot? Das habe ich nicht verstanden.
Was hier natürlich passiert, ist die typische Kurzgeschichten-Erwartungshaltung von uns Lesern: Am Schluss soll eine überraschende Wendung kommen, die aber in diesem Fall keine Überraschung mehr ist, wenn sie nur daraus besteht, dass sich der Prota auf der eigenen Beerdigung befindet.
Nicht einmal er selbst scheint besonders schockiert zu sein; ich habe gar nicht richtig mitbekommen, wann ihn die Erkenntnis ereilt: kein panisches Hinstürzen zum Sarg; kein Versuch, hinein zu schauen oder was man sonst so an spektakulärer Reaktion erwarten könnte. Und so wird am Schluss das "wusste ich es doch!" noch von einem "und was sollte das nun?"-Eindruck überlagert.
Mir sind die Sätze übrigens nicht zu lang. Ich habe mich nirgends in der Struktur verloren, und unter Bandwürmern verstehe ich deutlich längere Gebilde. Es gibt auch keine riskanten gedanklichen oder inhaltlichen Sprünge innerhalb der Sätze. Von daher finde ich an der durchschnittlichen Länge nichts zu meckern.
Geschmackssache ... ja und nein. Es hängt zum einen von Genre bzw. Zielgruppe ab, wie lange die Sätze sein dürfen. Ein Text mit ausschließlich kurzen Sätzen wirkt wiederum schnell abgehackt und statisch und lässt sich z. B. schwer lebendig vorlesen.
Nachtmeister hat Folgendes geschrieben: | Nun...
Wie kann ich mich erdreisten jemand zu Kritisieren, wobei ich selbst noch nichts hier reingestellt habe, damit die Tintenrunde Steine werfen kann?
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Du darfst und sollst dich hier ruhig erdreisten
Und es ist normalerweise nicht meine Art, anderen in ihre Kommentare reinzureden, aber was das hier angeht, möchte ich doch mal relativieren:
Zitat: | Siehe Ralphies Schreibwerkstatt Lektion 11 und 30. |
Zitat: | Siehe Ralpies Schreibwerkstatt Lektion 2 |
Ralphies Schreibwerkstatt ist natürlich keine Bibel für gutes Schreiben in allen Lebenslagen ... sonst wäre Schreiben ja nicht viel komplizierter als ein Fertiggericht zuzubereiten.
Ich würde es eher eine Sammlung von Denkanstößen nennen, die vor allen Dingen für Anfänger hilfreich sind. Dogmatisch befolgen sollte man Ralphies Tipps höchstens, wenn man in seinem Genre schreibt - das hieße: Western, Heftromane, leichte Unterhaltung. In literarisch weniger trivialen Gefilden wählt man kurze oder lange Sätze, ebenso wie z. B. die Ich-, Personal- oder Auktorialperspektive, weil's eben gerade passt.
Ist nicht als Maßregelung oder so gedacht - wie gesagt, du sollst dich ja einbringen. Ich hatte nur gerade den Eindruck, du könntest etwas sehr auf Ralphie-Konformität aus sein
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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eingew Schneckenpost
E Alter: 26 Beiträge: 11
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E 11.04.2015 13:57
von eingew
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Die Frau trägt Rot, weil sie nicht zur Gruppe gehört. Sie tritt ja auch erst auf, wenn er sitzt, davor ist sie gar nicht vorhanden. Ausgerechnet rot ist es weil... vermutlich einfach weil ich rot mag. Rot ist auffällig und eben etwas völlig anderes als schwarz.
Und erkennen tut er niemanden, weil er sich nicht an sie erinnern kann. Wenn er stirbt sind sie nicht weiter wichtig, er ist sowieso kein Mensch oder Mann mehr, sondern nur noch eine Seele, die seinen Körper verlässt, warum sollte diese Seele sich also unnötig mit Dingen belasten, die völlig irrelevant, weil unbeeinflussbar, für sie ist? Das war der Gedankengang dabei. Außerdem hätte er seine Freunde und seine Mutter wohl angesprochen, wenn er sie erkannt hätte und ein Toter sollte nicht so viel reden.
Aber die Interpretation, dass sie seine Mutter ist finde ich interessant, das habe ich noch nicht gehört (okay, ich habe im Allgemeinen noch nicht viel zu der Geschichte gehört ). Eigentlich eine schöne Vorstellung.
Und das Ende gibt mir, wo du es sagst zu denken. Es fehlt wirklich etwas klares, obwohl es eigentlich unklar sein soll. Und Aufregung steht dem Toten auch nicht so, man sollte die Welt friedlich verlassen und nicht schreien wie ein Kind, was nichts verstanden hat. Mal schauen, ob ich das umschreibe und am Ende noch damit zufrieden bin
Alles in allem vielen Dank auch für dein Feedback
_________________ Ein Leser durchlebt tausend Leben, ehe er stirbt.
Der Mann, der nie liest, lebt nur sein eigenes.
Aus "Das Lied von Eis und Feuer" |
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Papa Schlumpf Eselsohr
Alter: 64 Beiträge: 373 Wohnort: Friedersdorf
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11.04.2015 17:59
von Papa Schlumpf
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Ach, Freunde, was fasziniert Euch nur so unbändig am Tod. Wir müssen ihn akzeptieren, er gehört dazu, Bestandteil des Lebenslaufs wie die Geburt. Aber das ist jetzt die dritte Friedhofsgeschichte in den letzten Tagen (oder Wochen? Mir fehlt das Zeitgefühl). Was nur fasziniert so am Ende, wenn der Weg dorthin doch soviel spannender, konfliktreicher verläuft. Was an der Friedhofsszene, zwischen Bahre und Krematorium oder auch den vielen kleinen Insektenlarven, die den Rest dem natürlichen Stoffkreislauf wieder zuführen. Eigentlich eine banale Geschichte, alle wissen, wie sie abläuft, und doch gestaltet sie sich für den Einzelnen zu entsetzlicher Tortour, und damit meine ich nicht den Toten. Dem ist das alles dann schon ziemlich gleich.
So, das war jetzt Jammern auf hohem Niveau, hat nichts mit Dir zu tun, eingew.
Deine Geschichte fand ich durchaus lesbar, akzeptabel. Ich mag sie jetzt nicht auseinander nehmen, das hat sie nicht verdient, nur ein paar Bemerkungen.
Woher nimmst Du die Gewissheit, dass ich diesen angenehmen Zustand nach dem Erwachen viel zu schnell verlasse? Der perspektivische Mischmasch am Anfang (ich/man) stört, zumal nicht alles wirklich Allgemeingültigkeit besitzt. "Nach dem Aufwachen", hier ist der Vorgang gemeint, das Verb wird substantivisch gebraucht und groß geschrieben. Das fiel mir weiter unten noch einmal auf, ich weiß nicht, ob ich das wiederfinde.
Die Wendung: "Fast, als ob man geborgen wäre" empfand ich auch nicht so gelungen, unabhängig vom "man" solltest Du eine etwas weniger triviale Formulierung finden. Gleiches gilt für "Manchmal erreichen einen ...", wobei Dir hier die unpersönliche Form besonders in die Suppe spuckt, und "jemand waches".
Einige Infinitve mit zu verdienten, mit Kommata abgetrennt zu werden (auch, wenn das nicht mehr Vorschrift ist, es erleichtert das Lesen).
Zu diesem Satz: "Die Zimmertür zu öffnen wird immer interessanter." fand ich keinen rechten Zugang. Wohl, weil hier ein Gedankengang zu Ende geführt wird, der noch gar nicht begann. Und dann löst Du spätestens mit den schwarzen Kleidern die Rätselhaftigkeit des Geschehens auf. Aber wo bleibt die Reaktion des Protagonisten? Hier muss er erkennen, dass er auf der eigenen Beerdigung steht, schon, weil die Menschen ihm genauso fremd wie vertraut vorkommen. Weil niemand ihn wahrnimmt. Sein Körper liegt da nebenan im Sarg, er kann also nicht mehr körperlich zwischen den anderen umherspringen, wo aber ist die Reaktion, die Gedankenwelt des Körperlosen? Und wie öffnet er eine Tür(s. o.)?
Ich glaube, das ist das größte Problem an Deinem Text.
Aber vielleicht helfen diese Anmerkungen. Deine Idee hätte es verdient.
VG
P. S.
_________________ Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt. |
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eingew Schneckenpost
E Alter: 26 Beiträge: 11
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E 11.04.2015 19:14
von eingew
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Ich werde definitiv noch eine verbesserte Version posten, in welcher ich (mehr oder weniger, so gut ich kann) sämtliche Fehler verbessere.
Und ich danke natürlich auch dir für dein Feedback, ich denke du hast mir sehr damit geholfen, vor allem die Gedankensprünge stören mich im Nachhinein, wenn diese die Geschichte offensichtlich teilweise weniger plausibel machen. Das ist unschön. Jetzt habe ich so wenig Text geschrieben und du so viel, irgendwie werde ich deiner Antwort nicht gerecht, aber mir fällt nicht mehr ein dazu zu sagen als: Das ist ein guter Punkt, an dem ich arbeiten sollte.
Vermutlich wird meine Reaktion angemessener, wenn ich den Text neu poste
_________________ Ein Leser durchlebt tausend Leben, ehe er stirbt.
Der Mann, der nie liest, lebt nur sein eigenes.
Aus "Das Lied von Eis und Feuer" |
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Papa Schlumpf Eselsohr
Alter: 64 Beiträge: 373 Wohnort: Friedersdorf
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11.04.2015 22:11
von Papa Schlumpf
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Ist schon recht so. In der Kürze liegt die Würze, aber ich kann mich immer nicht daran und zurückhalten.
Eins vergaß ich noch: diesen und welchen kann ich nicht leiden, das gibt einen gestelzten Unterton. Man sollte manche Deutschlehrer damit bewerfen.
LG
P. S.
_________________ Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt. |
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eingew Schneckenpost
E Alter: 26 Beiträge: 11
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E 12.04.2015 00:12
von eingew
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Eigentlich mag ich es ganz gerne gestelzt, aber ich gebe zu, für diese ( ) Geschichte passt das nicht. Also hier eine Version, die vermutlich ein wenig ausgefeilter ist:
Wenn es etwas gibt, was ich wirklich liebe, dann ist es das Gefühl der wohligen Wärme, die einen kurz nach dem Aufwachen umgibt, wenn man noch unter der Decke liegen bleibt. Fast wie die Geborgenheit, die ich nur als kleines Kind im Schoße meiner Mutter empfand. Doch viel zu schnell verlasse ich diesen überaus angenehmen Zustand, denn vor der Türe höre ich Stimmen. Stimmen, die mich alleine durch ihre Existenz dazu auffordern das Bett zu verlassen. Außerdem weiß ich nicht, wo ich hier bin, so wie es mir leider immer wieder mal passiert. Vielleicht gibt es einen Gastgeber und es ist unhöflich, einfach durchzuschlafen? Also trenne ich mich von der Wärme. Eigenartig. Ich habe in einem Anzug geschlafen. Das macht die Situation noch komischer, als sie sowieso schon ist und weckt gleichzeitig Neugierde, was ich in der letzten Nacht so gemacht habe, zumal sie vollkommen aus meinem Kopf verschwunden ist. Es wird also immer interessanter mit den Personen hinter der Tür zu reden, um mein Gedächtnis wiederherzustellen. Oder zumindest zu erfahren, was fehlt. Schnell schlüpfe ich durch die Tür, die sich doch eigenartig leicht anfühlt, fast als würde ich nur an ihr vorbei gleiten. Niemand bemerkt mich. Keiner zeigt auch nur die geringste Reaktion. Die Männer in dem Raum tragen ebenso wie ich elegante schwarze Anzüge und die Frauen ebenso schöne schwarze Kleider. Alles wirkt sehr edel, wie zu einer Beerdigung. Noch immer hat mich niemand bemerkt. Obwohl ich die Gesichter der Menschen nicht kenne fühle ich dennoch eine eigenartige Vertrautheit, ja sogar eine Verbundenheit mit den Anwesenden. Fast, als würde ich sie seit Jahren kennen, vielleicht schon mein ganzes Leben. Doch im Gegensatz zu mir ist die relativ kleine Gruppe von Menschen von einer starken Traurigkeit erfasst. Eine Frau liegt sogar weinend in den Armen eines Mannes. Der Anblick versetzt mir einen Stich im Herzen. In dem Moment öffnet sich eine andere Tür im Raum und die Gruppe schiebt mich mit sich hinein. Wir gelangen in eine kleine Kapelle ohne Fenster. Vorne ist kein Altar, sondern lediglich ein Sarg um den wenige Blumensträuße liegen. Ich setze mich irgendwo weiter hinten in eine Reihe. Langsam erdrückt mich die traurige Stimmung. Vor allem der Anblick des Sarges entsetzt mich, es packt mich gar die nackte Angst, je länger ich darauf blicke. Instinktiv greife ich die Hand der Frau neben mir. Sie gibt mir eine wohlig warme Sicherheit, fast wie die Hand meiner Mutter, die mich vor dem Grauen beim Anblick des Sarges beschützen kann auf magische Weise, wie es offenbar nur Mütter zu tun vermögen. Doch ich bin kein kleines Kind mehr und vor der Erkenntnis kann mich niemand schützen. Denn das ist mein Sarg, der dort vorne steht, und das hier ist meine Beerdigung. Ich sollte nicht tot sein. Ich hätte noch nicht sterben sollen. Die weinende Frau vor mir ist nicht fremd, liebste Schwester, weine nicht um mich, ich wollte doch noch nicht sterben! Die Frau neben mir zieht mich hoch und an sich, in eine Umarmung hinein. Jetzt erstickt sie doch die Angst und Verzweiflung in mir und schenkt mir stattdessen Geborgenheit. Sie löst sich wieder von mir. Ihr Kleid ist Rot. Ein Rot wie von Wein. Oder von Blut. Sie führt mich nach draußen, weg von meinen Freunden und dem Sarg. "Wir sollten gehen. Wir gehören hier nicht hin." Und ich spüre, wie meine Seele langsam diese Welt verlässt. Auf Wiedersehen.
_________________ Ein Leser durchlebt tausend Leben, ehe er stirbt.
Der Mann, der nie liest, lebt nur sein eigenes.
Aus "Das Lied von Eis und Feuer" |
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Nina Dichterin
Beiträge: 5002 Wohnort: Berlin
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12.04.2015 07:25
von Nina
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Hallo eingew,
also ich habe nicht sofort kapiert, worum es hier ging. Ich halte den Einstieg für gelungen und es zieht mich bzw. zog mich in die Geschichte hinein. Das mit der Beerdigung sagst Du irgendwo im Text explizit - das ist mir persönlich zu sehr Holzhammer und muss nicht im Text stehen, finde ich. Es würde durch das Streichen m.E. die Spannung innerhalb des Textes erhöhen. Ich habe ein paar Kommentare zwischen die Sätze geschrieben, ein paar Streichungen vorgenommen - schau mal, inwiefern Du etwas damit anfangen kannst. Einige Füllwörter können m.E. ersatzlos gestrichen werden, ohne dass dem Text etwas verloren geht. Dein "Auf Wiedersehen" am Ende gefällt mir gut. Die Frau im roten Kleid ruft in mir die Assoziation einer Person "von der anderen Seite" hervor, da sie im Kontrast zu den anderen schwarz Gekleideten steht.
Gelungener Einstieg, weiter so!
LG
Nina
eingew hat Folgendes geschrieben: |
Wenn es etwas gibt, was ich wirklich liebe, dann ist es das Gefühl der wohligen Wärme, die einen kurz nach dem Aufwachen umgibt, wenn man noch unter der Decke liegen bleibt. Fast wie die Geborgenheit, die ich nur als kleines Kind im Schoße meiner Mutter empfand. Doch viel zu schnell verlasse ich diesen überaus angenehmen Zustand, denn vor der Türe höre ich Stimmen. Stimmen, die mich alleine durch ihre Existenz dazu auffordern das Bett zu verlassen. Außerdem weiß ich nicht, wo ich hier bin, so wie es mir leider immer wieder mal passiert. Vielleicht gibt es einen Gastgeber und es ist unhöflich, einfach durchzuschlafen? Also trenne ich mich von der Wärme. Eigenartig. Ich habe in einem Anzug geschlafen. Das macht die Situation noch komischer [da würde ich ein anderes Wort als "komischer" setzen - z.B. seltsamer, merkwürdiger, absurder - ist natürlich Geschmackssache, aber komisch finde ich zu umgangssprachlich und nicht ganz treffend, aber, wie gesagt, das ist Geschmackssache], als sie sowieso schon ist und weckt gleichzeitig Neugierde, was ich in der letzten Nacht so gemacht habe, zumal sie vollkommen aus meinem Kopf verschwunden ist. Es wird also immer interessanter mit den Personen hinter der Tür zu reden, um mein Gedächtnis wiederherzustellen. [Der Satz ist noch nicht gelungen. Vielleicht liegt es am Wort "interessanter", das m.E. nicht ausdrückt, was Du "eigentlich" sagen willst. Es wird also immer wichtiger / aufklärender / notwendiger - so vielleicht?] Oder zumindest zu erfahren, was fehlt. Schnell schlüpfe ich durch die Tür, die sich doch eigenartig leicht anfühlt, fast als würde ich nur an ihr vorbei gleiten. Niemand bemerkt mich. Keiner zeigt auch nur die geringste Reaktion. Die Männer in dem Raum tragen ebenso wie ich elegante schwarze Anzüge und die Frauen ebenso schöne schwarze Kleider. Alles wirkt sehr edel, wie zu einer Beerdigung. Noch immer hat mich niemand bemerkt. Obwohl ich die Gesichter der Menschen nicht kenne fühle ich dennoch eine eigenartige nahe standen - Satz überdenken] ja sogar eine Verbundenheit mit den Anwesenden. Fast, als würde ich sie seit Jahren kennen, vielleicht schon mein ganzes Leben. Doch im Gegensatz zu mir ist die relativ kleine Gruppe von Menschen [vielleicht einfach nur "sind die Menschen" ohne die "kleine Gruppe"] von einer starken Traurigkeit erfasst. Eine Frau liegt sogar weinend in den Armen eines Mannes. Der Anblick versetzt mir einen Stich im Herzen. In dem Moment öffnet sich eine andere Tür im Raum und die Gruppe schiebt mich mit sich hinein. Wir gelangen in eine kleine Kapelle ohne Fenster. Vorne ist kein Altar, sondern lediglich ein Sarg um den wenige Blumensträuße liegen. Ich setze mich irgendwo weiter hinten in eine Reihe. Langsam erdrückt mich die traurige Stimmung. Vor allem der Anblick des Sarges entsetzt mich, es packt mich gar die nackte Angst, je länger ich darauf blicke. Instinktiv greife ich die Hand der Frau neben mir. Sie gibt mir eine wohlig warme Sicherheit, fast wie die Hand meiner Mutter, die mich vor dem Grauen beim Anblick des Sarges beschützen kann auf magische Weise, wie es offenbar nur Mütter zu tun vermögen. Doch ich bin kein kleines Kind mehr und vor der Erkenntnis kann mich niemand schützen. Denn das ist mein Sarg, der dort vorne steht, und das hier ist meine Beerdigung. Ich sollte nicht tot sein. Ich hätte noch nicht sterben sollen. [Diese beiden Sätze sind mir nicht ganz klar. Wer denkt sie? Die Trauernden oder der Tote? Und warum er nicht hätte sterben sollen, weiß ich nicht. Und warum dieselbe Aussage gleich zwei Mal da steht, weiß ich auch nicht. Sind diese beiden Sätze wichtig? Beide? Du schreibst später: Ich wollte doch noch nicht sterben - reicht der Satz nicht? Ich würde die beiden hier streichen.] Die weinende Frau vor mir ist nicht fremd, [das hier ist ein Widerspruch zum Vorherigen, wo es heißt, dass der Erzähler niemanden kennt, obgleich er eine Vertrautheit fühlt. Bis hierhin hat kein Mensch etwas gesagt, das heißt, er kann es nicht durch ein Gespräch erfahren haben, dass es seine Schwester ist. Das plötzliche Erkennen hier erklärt sich mir nicht und wirkt eben wie ein Widerspruch auf mich] liebste Schwester, weine nicht um mich, ich wollte doch noch nicht sterben! Die Frau neben mir zieht mich hoch und an sich, in eine Umarmung hinein. Jetzt erstickt sie doch die Angst und Verzweiflung in mir und schenkt mir stattdessen Geborgenheit. Sie löst sich wieder von mir. Ihr Kleid ist Rot. Ein Rot wie von Wein. Oder von Blut. Sie führt mich nach draußen, weg von meinen Freunden und dem Sarg. "Wir sollten gehen. Wir gehören hier nicht hin." Und ich spüre, wie meine Seele langsam diese Welt verlässt. Auf Wiedersehen. |
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5994 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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13.04.2015 15:13
von nebenfluss
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eingew hat Folgendes geschrieben: |
Und erkennen tut er niemanden, weil er sich nicht an sie erinnern kann. |
An seine Mutter erinnert er sich aber:
Zitat: | Fast wie die Geborgenheit, die ich nur als kleines Kind im Schoße meiner Mutter empfand. |
und an seine Schwester doch in der neuen Version auch?
eingew hat Folgendes geschrieben: |
Aber die Interpretation, dass sie seine Mutter ist finde ich interessant, das habe ich noch nicht gehört ... Eigentlich eine schöne Vorstellung. |
Naja, viel Interpretation braucht es dafür nicht, denn im Text steht ja:
Zitat: | Sie gibt mir eine wohlig warme Sicherheit, fast wie die Hand meiner Mutter, die mich vor dem Grauen beim Anblick des Sarges beschützen kann auf magische Weise, wie es offenbar nur Mütter zu tun vermögen. |
Hier wäre also zu hinterfragen, warum diesem Prota eigentlich ständig Assoziationen zu seiner Mutter kommen, obwohl er - deiner Logik folgend - gar keine Vorstellung mehr von den Menschen in seinem vergangenen Leben und den Beziehungen zu ihnen hat?
Es könnte aber doch so sein: Er registriert, dass er all diese Trauergäste wahrscheinlich früher gekannt hat, weshalb der Gedanke naheliegt: Diese Frau neben mir muss meine Mutter sein, ich erkenne sie an ihrer Hand, auch wenn ich sie ansonsten nicht erkenne! Oder nicht? Offenbar, steht doch so im Text. Eine schöne Vorstellung - mag sein, aber das reicht nicht. Denn sie zieht doch die Frage nach sich, warum ausgerechnet die Mutter nicht in Trauer ist. Eine spannende Frage zwar, die der Text aber nicht beantwortet.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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eingew Schneckenpost
E Alter: 26 Beiträge: 11
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E 15.04.2015 17:07
von eingew
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@Nina
Vielen Dank für die Tipps, da muss ich ja nur noch abschreiben
@nebenfluss
Die Antwort die du zitierst war noch auf die alte Version bezogen. Da war das zweite auch noch anders formuliert:
Zitat: | Sie gibt mir eine wohlig warme Sicherheit, fast wie die Hand meiner Mutter, welche mich vor dem Grauen beim Anblick des Sarges beschützen kann auf diese magische Weise, wie es nur Mütter zu tun vermögen. |
Also ja, jetzt kann man relativ eindeutig die Mutter indentifizieren. Ich fand die Vorstellung gut, also hab ich mich ein wenig daran angepasst . Und die Mutter ist nicht traurig, weil sie selbst schon tot ist denke ich. Sie bekommt ihren Sohn quasi wieder. Ich denke nicht, dass der Text das alles so beantworten muss oder gar sollte. Ich mag es eigentlich, wenn das ganze ein bisschen Rätsel und Freiraum wahrt, wo der Leser seine eigene Fantasie ausleben kann.
_________________ Ein Leser durchlebt tausend Leben, ehe er stirbt.
Der Mann, der nie liest, lebt nur sein eigenes.
Aus "Das Lied von Eis und Feuer" |
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eingew Schneckenpost
E Alter: 26 Beiträge: 11
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E 16.04.2015 21:18
von eingew
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Wenn es etwas gibt, was ich wirklich liebe, dann ist es das Gefühl der wohligen Wärme, die einen kurz nach dem Aufwachen umgibt, wenn man noch unter der Decke liegen bleibt. Fast wie die Geborgenheit, die ich nur als kleines Kind im Schoße meiner Mutter empfand. Doch viel zu schnell verlasse ich diesen angenehmen Zustand, denn vor der Türe höre ich Stimmen. Stimmen, die mich alleine durch ihre Existenz dazu auffordern das Bett zu verlassen. Außerdem weiß ich nicht, wo ich hier bin, so wie es mir leider immer wieder mal passiert. Vielleicht gibt es einen Gastgeber und es ist unhöflich, einfach durchzuschlafen? Also trenne ich mich von der Wärme. Eigenartig. Ich habe in einem Anzug geschlafen. Das macht die Situation noch eigenartiger, als sie schon ist und weckt gleichzeitig Neugierde, was ich in der letzten Nacht gemacht habe, zumal sie vollkommen aus meinem Kopf verschwunden ist. Es wird also immer interessanter mit den Personen hinter der Tür zu reden, um mein Gedächtnis wiederherzustellen. Schnell schlüpfe ich durch die Tür, die sich ungewöhnlich leicht anfühlt, fast als würde ich nur an ihr vorbei gleiten. Niemand zeigt eine Reaktion. Die Männer in dem Raum tragen so wie ich schwarze Anzüge und die Frauen schöne schwarze Kleider. Noch immer hat mich niemand bemerkt. Obwohl ich die Gesichter der Menschen nicht erkenne, fühle ich dennoch eine Verbundenheit mit den Anwesenden. Als würde ich sie seit Jahren kennen, vielleicht schon mein ganzes Leben. Die Gruppe ist von einer starken Traurigkeit erfasst, eine Frau liegt sogar weinend in den Armen eines Mannes. Der Anblick versetzt mir einen Stich im Herzen. In dem Moment öffnet sich eine andere Tür im Raum und die Gruppe schiebt mich mit sich hinein. Wir gelangen in eine kleine Kapelle ohne Fenster. Vorne ist kein Altar, lediglich ein Sarg um den Blumensträuße liegen. Ich setze mich hinten in eine Reihe. Langsam erdrückt mich die traurige Stimmung und der Anblick des Sarges entsetzt mich, es packt mich gar die nackte Angst, je länger ich darauf blicke. Instinktiv greife ich die Hand der Frau neben mir. Sie gibt mir eine wohlig warme Sicherheit, fast wie die Hand meiner Mutter, die mich vor dem Grauen beim Anblick des Sarges beschützen kann, auf magische Weise, wie es nur meine Mutter konnte. Doch ich bin kein kleines Kind mehr und vor der Erkenntnis kann mich niemand schützen. Denn das ist mein Sarg, der dort vorne steht, und das hier ist meine Beerdigung. Die Frau neben mir zieht mich an sich, in eine Umarmung hinein. Jetzt erstickt sie doch die Angst und Verzweiflung in mir und schenkt mir stattdessen Geborgenheit. Sie löst sich wieder von mir. Ihr Kleid ist Rot. Ein Rot wie von Wein. Oder von Blut. Sie führt mich nach draußen, weg von meinen Freunden und dem Sarg. "Wir sollten gehen. Wir gehören hier nicht hin." Und ich spüre, wie meine Seele langsam diese Welt verlässt. Auf Wiedersehen.
Nochmal vielen Dank, vor allem @Nina, das ganze liest sich jetzt deutlich flüssiger und schöner finde ich
Was ich mich allerdings noch interessiert, ist, wieso hast du die zweite Erwähnung der Mutter in dem Zitat gestrichen?
Allerdings sollte man auch die anderen nicht vergessen. Ihr habt mir alle sehr geholfen. Auf das mein nächster Text deshalb besser wird
_________________ Ein Leser durchlebt tausend Leben, ehe er stirbt.
Der Mann, der nie liest, lebt nur sein eigenes.
Aus "Das Lied von Eis und Feuer" |
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Nina Dichterin
Beiträge: 5002 Wohnort: Berlin
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18.04.2015 11:02
von Nina
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Hallo eingew,
freut mich, dass ich behilflich sein konnte. Ich finde auch, dass der Text durch die Streichungen gewonnen hat. Ich weiß aber leider nicht, auf welchen Satz Du Dich mit Deiner Frage beziehst?
LG
Nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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eingew Schneckenpost
E Alter: 26 Beiträge: 11
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E 18.04.2015 11:30
von eingew
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In der neuesten Version:
Zitat: | Instinktiv greife ich die Hand der Frau neben mir. Sie gibt mir eine wohlig warme Sicherheit, fast wie die Hand meiner Mutter, die mich vor dem Grauen beim Anblick des Sarges beschützen kann, auf magische Weise, wie es nur meine Mutter konnte. |
In der Version, auf die du mit dem Kommentar geantwortet hast:
Zitat: | Sie gibt mir eine wohlig warme Sicherheit, fast wie die Hand meiner Mutter, die mich vor dem Grauen beim Anblick des Sarges beschützen kann auf magische Weise, wie es offenbar nur Mütter zu tun vermögen. |
_________________ Ein Leser durchlebt tausend Leben, ehe er stirbt.
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Aus "Das Lied von Eis und Feuer" |
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Nina Dichterin
Beiträge: 5002 Wohnort: Berlin
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19.04.2015 23:37
von Nina
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_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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eingew Schneckenpost
E Alter: 26 Beiträge: 11
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Nina Dichterin
Beiträge: 5002 Wohnort: Berlin
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19.04.2015 23:53
von Nina
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Huch, jetzt wollte ich gerade neu formulieren, weil ich dachte, es sei unklar und Du hattest es schon gelesen und geantwortet. Nun gut.
Was den Religionsunterricht angeht - ja, gut möglich, dass es daher rührt, jedenfalls war das eine für mich mögliche Erklärung, warum es kein Wiedererkennen zwischen dem Protagonisten und den Menschen auf der Beerdigung gab.
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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