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Mettbrötchen Eselsohr
Alter: 35 Beiträge: 490 Wohnort: Rheinland
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29.01.2015 13:31
von Mettbrötchen
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Hallo MT!
Für mich krankt es bei dem Text an der Motivation der beiden Figuren. Natürlich ist familiäre Gewalt sehr belastend und natürlich ist es gerade für Jugendliche schlimm, so etwas am eigenen Leib zu erleben. Nichtsdestotrotz müsste da m.E. noch einiges mehr passieren, damit sie das wirklich gemeinschaftlich so durchziehen, ohne dass einer von beiden noch Zweifel hat. Klar besitzt Suizid für verliebte unglückliche Jugendliche (leider) oft eine romantische Note, die das Ganze noch verstärken kann; aber dann kommt es für mich nicht gut genug rüber, dass sie psychisch vollkommen entrückt sind und sich in etwas reingesteigert haben. Ganz allgemein fehlt mir die individuelle Note. Wie andere bereits anmerkten, ist das ein klassisches Romeo-und-Julia-Muster. Will man das an einen Text anlegen, müsste man schon auch neue Ideen einbringen, die das Ganze weniger vorhersehbar, sondern eigen und spannend machen.
Mit der Sprache habe ich jetzt weniger Probleme. Gerade jemand, der den Selbstmord plant, nimmt am Schluss die Welt nochmal ganz deutlich war, auch die banalsten Dinge. Er ist ruhig, weil er vom Leben schon Abschied genommen hat. Die Frage, ob das nun E oder U ist, interessiert mich weniger. Es geht mir alleine um Stimmigkeit.
Wie gesagt, für mich liegt der Knackpunkt bei der Figurenmotivation und bei der etwas abgelatschten Themenwahl. Vieles wirkt etwas uninteressiert, d.h. da werden Schablonen und Klischees verwendet, die bereits in viele Geschichten dieser Thematik Eingang gefunden haben.
LG
Mettbrötchen
_________________ I read somewhere how important it is in life not necessarily to be strong... but to feel strong.
(Christopher McCandless |
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Papa Schlumpf Eselsohr
Alter: 63 Beiträge: 374 Wohnort: Friedersdorf
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29.01.2015 16:32
von Papa Schlumpf
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Lieber MT,
hier als gefühlt hundertster meinen Senf dazu zu geben ist sicher nicht gerade elegant, aber sei es drum. Mit der Geschichte, die Du uns erzählst, werden Romeo und Julia nicht springen. Nach so langer Vorbereitung suchten sie sich ohnehin eine andere Variante, die Überlebenswahrscheinlichkeit ist zu hoch und die Qualen, die dann folgen, wirklicher Grund, aus dem Leben zu gehen.
Du schaffst es, Deine Geschichte so zu erzählen, dass man (ich) dran bleibt. Aber die entsetzliche Verzweiflung, die das Ende voraussetzt, ist nicht spür- oder nachvollziehbar. So wirkt das Ganze im Rückblick ein wenig konstruiert. Aber: sehr gern gelesen.
LG, P. S.
_________________ Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt. |
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MT Reißwolf
Alter: 52 Beiträge: 1090 Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)
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29.01.2015 17:37
von MT
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Oh, so viele (wahrscheinlich richtige ) kritische Töne. DANKE an Euch alle zunächst.
Ich bin beruflich ein paar Tage auf Achse und muss sehen, wann ich ausführlich antworten kann. Hier vorerst aber soviel: Meine zentralen Bauchweh bestanden darin, dass ich ebenfalls (bereits beim Schreiben) gespürt habe, ich bringe die Motive beider nicht tiefgreifend genug zu Papier. Vielleicht ist das ein zentraler (der zentrale?) Kritikpunkt.
Ich komme genauer drauf zurück! Und möglicherweise bereits mit einer überarbeiteten Fassung.
LGMT
_________________ Das Schicksal verzichtet oft auf Kommentare, es begnügt sich damit, zuzuschlagen.
Siegfried Lenz |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3308
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31.01.2015 14:21
von Constantine
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Hallo MT,
du hast bereits einiges an tollem Feedback bekommen. Ich werde wahrscheinlich nicht viel Neues zu den Kritiken an deiner Geschichten beitragen, aber schaden tut's, denke ich, auch nicht.
Insgesamt ein ambitioniertes Projekt von dir, eine Romeo & Julia-Geschichte in der Gegenwart zu erzählen. Sie liest sich insgesamt gut, so dass ich als Leser lange genug bei der Stange gehalten werde, um bis ans Ende zu kommen. Soweit ok. Ich sehe die Vorhersehbarkeit deiner Geschichte nicht unbedingt als negativ an. Bereits beim Lesen weiß ich, es gibt kein zurück, sie werden ihr Vorhaben, den geplanten Suizid, in die Tat umsetzen. Für mich kein Problem, wenn Unausweichlichkeiten gut ausgearbeitet und erzählt sind.
Dein Szenario zeigt in Rückblenden, was deine beiden Jugendlichen dazu treibt. Für mich krankt leider deine Geschichte daran, mir die Motivation und den einzigen Ausweg von beiden glaubhaft zu verdeutlichen. Insgesamt ist mir deine Geschichte zu konstruiert, obwohl sie soweit ok verfasst worden ist, dass ich sie bis zum Ende gelesen habe.
Was mir als Startschuss für die Realisierung des Vorhabens erscheint, ist der Termin der Zwangsverheiratung. Wäre der nicht, würden beide Protas ihr "Elend" weiterhin aushalten, scheint mir, oder?
Das Mann-zu-Mann-Gespräch zwischen Protagonist und Vater ist mir zu unausgegoren und kommt mit pseudo-psychologischen Erklärungen, warum der Vater Alkoholiker und ein Schläger ist. Aber das Thema Rassismus/Ausländerfeindlichkeit des Vaters, und darum geht es eigentlich in diesem Gespräch und im Konflikt der Unerfüllbarkeit der Liebe, kommt nur als Hauch an dieser Stelle. Für mich deutlich zu wenig und auch nur erwähnt, anstelle das Problem der verbotenen Beziehung auszuarbeiten und zu verdeutlichen.
Was hindert beide, davonzulaufen, ihre Leben hinter sich zu lassen und irgendwo neu anzufangen? Sicherlich, sie sind Teenager. Aber sie hätten genauso gut in all der Zeit Geld sparen können, sich einen Fluchtplan überlegen können und eine gemeinsame Flucht versuchen können.
In einer Rückblende über sie, erwähnst du nur am Rande, dass sie einmal gedroht hatte, zu fliehen. Sie bekam Prügel dafür, ihr Vater entschuldigte sich und tröstete sie. Was hindert sie daran, anstelle ihrer Familie anzukündigen, ich könnte fliehen, es nun heimlich mit ihrem Freund zu machen? Was hindert sie, eine/n Tasche/Rucksack zu packen und ihren Freund auf dem Parkdeck eines Flughafens zu treffen und gemeinsam abzuhauen? Dass sie nachts unbemerkt das Haus verlassen kann bzw. bis spät nachts nicht heim kommt, ist möglich, schließlich war sie mit ihrem Freund öfter mal auf dem obersten Parkdeck und verbrachte sogar eine Liebesnacht mit ihm dort.
Für mich stecken leider zu viele inhaltliche Schwächen in der Konstruktion des Textes, die es zu überdenken gäbe.
LG,
Constantine
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