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Solea
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Beitrag28.12.2007 15:30

von Solea
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Hi,

ich kann Leona nur zustimmen! Bitte schreib weiter!!!!
Ich will unbedingt wissen wie es weitergeht!!  Very Happy

lg,
Solea


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Auch Schlafen ist eine Form der Kritik!!!
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Xasziia
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Beitrag28.12.2007 15:33

von Xasziia
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hm, ok ich versuchs mal. Danke für den Tipp, Brynhilda!
Dann verschwinde ich mal aufs Sofa^^
LG Xasziia
Edit:
Brynhilda, du bist ein Engel! Ich kann wieder schreiben  Cool


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„Homo homini lupus est“
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Xasziia
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Beitrag28.12.2007 21:57

von Xasziia
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Also, früher als erwartet der nächste Teil. Ihr dürft nicht zu viel erwarten, da ich es nach der Satz-für-Satz Methode gemacht habe. Kritik und Hilfe sind folglich absolut erwünscht!
Da haben wir aufgehört:

Ich stand auf und ging nach Hause. Nur ein leiser Nachhall des Glücks, das ich gespürt hatte, war übriggeblieben.
 
Zwei Wochen später:

Ich drückte mein Gesicht in das Kissen. Nass. Nass geweint von den Tränen, die seit Minuten oder Stunden über meine Wangen in den Stoff rollten. Ich war wütend. So wütend. Die Wut fraß die Leere wie ich die Schokolade. Ich sah auf die Uhr. 22:33. Meine Mutter hatte gerade den Raum verlassen, nachdem wir zwei Stunden geredet hatten. Ich hatte mich besser gefühlt für ein paar Minuten. Jetzt kamen die Sorgen wieder. In der Dunkelheit waren sie immer am größten. Kamen wie ein Windhauch, lautlos und unsichtbar und brachten dann alles durcheinander.  
Morgen musste ich eine Deutscharbeit schreiben. Ich hatte nicht gelernt. Wie auch. Was auch. Aber das war das geringere Übel. Deutsch war mir schon immer leicht gefallen. Viel mehr Sorgen bereitete mir der morgige Arzttermin. Er sollte der Beste seiner Art in ganz Hamburg sein. Und mir helfen können. Ich schnaubte verächtlich. Er wird mir wahrscheinlich irgendwelche Tabletten geben, die ich dann einen Monat nehme und dann ganz überrascht sein, dass es nicht hilft. Und ich werde wieder einmal das kürzere Streichholz gezogen haben und ohne Fallschirm springen müssen. Ich wollte aufschreien. Meinen Schmerz und meinen Kummer herausschreien, das Kissen zerreißen und mein Bett zertrümmern. Ich wollte meine Wut aus mir herauslassen, damit die Leere wiederkam. Ich wollte nicht mehr fühlen, ich hatte genug vom Mensch sein. Was nützte es mir, intelligent zu sein? Was hilft es mir zwei Beine zu haben, wenn ich auf vier Beinen schmerzfrei laufen konnte?  Ah! Ich schlug zu. Zornig bearbeitete ich das Kissen. Ich schrie und tobte. Ich hasse diese Welt! Ich hasse sie! Ich hasse mich! Warum bin ich ich? Warum? Ich fragte, aber nichts verließ meine Lippen. Ich schwieg. Wie immer.
 
Ich lag still da und sah die Decke an. Die Uhr sprang auf 23:23. Das war der Moment in dem ich beschloss mein Tagebuch zur Hand zu nehmen. Leise stand ich auf und lauschte. Alles war ruhig, das Haus schlief. Es dauerte eine Weile, bis ich das Büchlein gefunden hatte. Als ich schließlich wieder im Bett saß, waren meine Füße halb erfroren. Der Regenbogenfisch sah mich an. Langsam schlug ich die erste Seite auf. Ein Text in krakeliger Handschrift geschrieben, leuchtete mir in den unterschiedlichsten Farben entgegen. Ich fing an zu lesen:

Ich heiße Luzia und bin 9. 17.8.02
Ich habe Reuhma. Ich will in diesem Buch meinen Lebenslauf schildern. Ich habe seit 2 Jahren Reuhma und war schon in einer Klinik. Ich habe 6 Wochen da verbracht. Puh! Ganz schön lange war das. Ich habe viele Freunde.

Liebes Tagebuch, 1.9.02
Dich habe ich an meinem 9ten Geburstag bekommen. Du bist sehr hübsch und erst eine knappe Woche alt. Also jetzt geht’s los. Seit zwei Monaten hat Mama Schmerzen, sie wurde schon viermal operiert und jetzt ist es immer noch nicht verheilt. Find ich richtig doof.
Hallo Tagebuch, 20.9.02
Hier bin ich wieder und schreibe in dich hinein am Montag 16.9.02 wurde meine Mutter das fünftemal operiert. Langsam mache ich mir Sorgen obs überhaupt noch heilen wird.


Ich schlug das Buch zu. Nein, ich wollte nicht schreiben. Stattdessen machte ich das Licht aus und legte mich hin. Ich suchte meinen Frieden im Schlaf. Im Traum war ich jemand anderes. Ich musste nicht mehr Luzia sein. Ich bekam vier Beine zum Laufen, ein Schwert zu schwingen und Federn zum fliegen. Heute wollte ich frei sein. Frei wie eine meiner Romanfiguren.


LG
Xasziia

PS: Schonmal vorweg, die Tagebucheinträge werde ich höchstwahrscheinlich nur noch geringfügig abändern...
PPS: Danke Brynhilda!


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Gabi
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Beitrag28.12.2007 22:16

von Gabi
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Hi Xa!
Schön, wieder etwas von deinem bewegendem Roman zu lesen.
Es hat mich, wie ich es nicht anders von dir gewohnt bin, berührt.

Nur eins:
Nass geweint von den Tränen, die seit Minuten oder Stunden über meine Wangen in den Stoff rollten.
Meiner Meinung nach rollen die Tränen über die Wange und tropfen dann auf das Kissen.

Aber sonst, wieder einmal erste Sahne! Wink

L.G.
Gabi
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Xasziia
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Beitrag28.12.2007 22:23

von Xasziia
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lol2
ja klar, wird sofort übernommen!


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Solea
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Beitrag29.12.2007 00:01

von Solea
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Hi,

ich kann mich Gabi nur anschließen und find das auch sehr berührend.

Wenn du unbedingt Verbesserungsvorschläge willst, dann beschreib doch vielleicht noch das Gespräch mit ihrer Mutter. Wieso hat sie sich danach besser gefühlt?
Und wieso hört eigentlich niemand Luzias Wutanfall? Ich hab ihn mir beim Lesen recht laut vorgestellt.^^

Aber ich find die ganze Geschichte einfach total toll geschrieben!!!

LG
Solea


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Gabi
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Beitrag29.12.2007 00:19

von Gabi
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Ich wollte Xa auch schon die Frage mit dem Wutanfall stellen.
Doch ich denke, die Mutter hört nur das was sie will.
Diskretes Weghören!
Deshalb habe ich nicht mehr nachgefragt. Denke, das es so ist. Oder?
L.G.
Gabi
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Leona
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L
Beitrag29.12.2007 13:48

von Leona
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Hallo Xa!
Find ich wirklich toll und kann mich den anderen Kritiken anschließen. Im Moment habe ich net so viel Zeit, aber ich werds mir noch mal durchlesen. Bis jetzt aber super!
lg,
Leona
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Xasziia
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Beitrag07.01.2008 21:22

von Xasziia
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Also, hier nach etwas längerer Abwesenheit ein weiterer Teil, bei dem ich wieder sehr unsicher bin. Habt nicht zu hohe Erwartungen. Es war nach der Satz zu Satz-Methode wink
Zu den Fragen mit dem Wutanfall.
1. Schallabweisende Türen, oder wie das heißt
2. Sie schreit nicht laut.
Zitat:
Ich fragte, aber nichts verließ meine Lippen. Ich schwieg. Wie immer.


Aber hier der nächste Teil:

Ich starrte durch die schmierige Fensterscheibe unseres Vorraums. Es war ruhig. Ich war allein. Keiner hatte Lust mir Gesellschaft zu leisten. Jeder war draußen um Tischtennis zu spielen, Runde. Ich massierte meinen Knöchel. Nach fünf Minuten war ich umgeknickt und das Spiel war für mich zu Ende. Können sie wirklich schmerzfrei laufen? Ist das wirklich möglich? Meine Erinnerungen daran waren wie alle meinen früheren Spuren im Sand des Lebens von dem rauen Wind verweht worden. Wie fühlt sich das an, ohne diese ständigen Schmerzen zu leben? Wussten sie eigentlich, wie gut sie es haben? Ich verscheuchte mein Selbstmitleid. Was half es mir? Ich wusste, wie vielen Menschen es viel schlechter ging als mir. Ich wusste, dass ich glücklich sein sollte, dieses leichte Los gezogen zu haben. Wir hatten genug Geld für die Behandlungen, auch wenn sie nichts nützten, ich hatte Schulbildung, eine intakte Familie. Es gab viel mehr Menschen, die nicht so ein sicheres Umfeld genießen können.
Doch sie ließen sich so leicht vergessen, wenn ich wieder einmal mitten in der Nacht aufwachte oder mein Bein taub wurde. So schnell war die Bitterkeit wieder da und das Wissen verschwunden, wie gut es mir eigentlich ging. Ich hasste mich dafür, dass ich so wehleidig war. Was waren schon kranke Gelenke gegen Hungersnot und Krieg. Ein paar Nebenwirkungen von Tabletten für ein sicheres Leben in einer liebevollen Familie. Schlaflose Nächte im Tausch für Frieden. Das müsste sich doch akzeptieren lassen, oder?  Aber Krieg und Hunger, Angst und Tod waren so weit weg von mir. Und ich vergaß sie immer wieder, wenn die Sehnsucht nach einem normalen Leben kam. Keine Ärzte, die mir Zeit und Geld stahlen. Keine Gymnastikübungen, die ich sowieso nicht machte. Und keine kleinen Pillen, die ich dreimal täglich nehmen musste, nur um krank zu werden. Nichts von alledem wollte ich mehr. Ich hatte es satt, so satt zu leben. Wozu war ich auf dieser Welt, wenn ich sie nicht genießen konnte?

Langsam bewegte ich meinen Knöchel. Ein brennender Schmerz durchfuhr das Gelenk. Es fühlte sich an, als würden tausend Nadeln gleichzeitig mit unbändiger Kraft hineingestoßen werden. Ich zuckte zusammen und zog die Socke runter. Natürlich, nicht geschwollen, nicht heiß. Wie immer sah es vollkommen normal aus. Oh, wie ich es hasste. Die Verzweiflung kam wieder angeschlichen auf Samtpfoten. Wie eine Katze, erst schnurrt sie einen an und wenn du sie kraulst, fährt sie die Krallen aus. Ich errichtete meine Mauer, nur damit sie wieder niedergerissen konnte. Denk nicht an dich, denk an schöne Dinge. Schöne Dinge, ich gab ein unwilliges Schnauben von mir. Als würde das helfen. Als würde überhaupt irgendetwas helfen. Ich stand auf und humpelte zum Klo. Dort musste ich nicht mit ansehen, wie fröhlich die anderen waren. Stumpfsinnig starrte ich die weiße Toilettentür an. Weiß. Alles war weiß gestrichen. Warum galt diese Farbe eigentlich als rein? Es ist nicht einmal eine Farbe. Ich kam mir in weißen Räumen immer verloren vor. Sie erzeugten immer so ein schwarzes Loch in mir, dass alles aufsog, bis ich auch innen nur noch weiß war. Ich schloss die Augen. Schwarz. Farbige Tupfer. Kein weiß. Warum galt schwarz als Farbe des Todes? Die Nacht war schwarz. Die Nacht beruhigte mich. Sie ließ meine Sorgen unbeleuchtet. Wenn du schläfst ist alles schwarz. Wenn ich schlafe, bin ich frei und kann alles vergessen. Die Wasseroberfläche des Alltags durchbrechen und kurz vorm Ertrinken noch einmal Luftholen. Für mich ist schwarz keine beunruhigende Farbe. Es beschützt mich. Es lässt mich der sein, der ich bin. Ich lächelte. Der Schmerz ließ nach. Es klingelte. Die Pause war zu Ende.

LG Xasziia


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Gast







Beitrag07.01.2008 21:32

von Gast
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Um mal ein bisschen von dem, was du mir alles kommentiert hast, zurückzugeben, fang ich jetzt auch mal an.  Wink

Zitat:
Jeder war draußen um Tischtennis zu spielen, Runde.
Wie darf ich das mit der Runde verstehen?

Zitat:
Wussten sie eigentlich, wie gut sie es haben?

Wussten sie...sie es hatten
oder
Wissen sie...sie es haben

Zitat:
Es gab viel mehr Menschen, die nicht so ein sicheres Umfeld genießen können.

konnten

Zitat:
Ich hasste mich dafür, dass ich so wehleidig war. Was waren schon kranke Gelenke gegen Hungersnot und Krieg. Ein paar Nebenwirkungen von Tabletten für ein sicheres Leben in einer liebevollen Familie. Schlaflose Nächte im Tausch für Frieden. Das müsste sich doch akzeptieren lassen, oder? Aber Krieg und Hunger, Angst und Tod waren so weit weg von mir. Und ich vergaß sie immer wieder, wenn die Sehnsucht nach einem normalen Leben kam. Keine Ärzte, die mir Zeit und Geld stahlen. Keine Gymnastikübungen, die ich sowieso nicht machte. Und keine kleinen Pillen, die ich dreimal täglich nehmen musste, nur um krank zu werden. Nichts von alledem wollte ich mehr. Ich hatte es satt, so satt zu leben. Wozu war ich auf dieser Welt, wenn ich sie nicht genießen konnte?

Daumen hoch von mir!  Daumen hoch
Ach..heißt es nicht: "die ich dreimal täglich nehmen musste, nur um nicht krank zu werden."??

Zitat:
Ich errichtete meine Mauer, nur damit sie wieder niedergerissen konnte.
Gut!

Zitat:
mit ansehen
zusammen

Zitat:
Wenn du schläfst ist alles schwarz.
Komma

Zitat:
Wenn ich schlafe, bin ich frei und kann alles vergessen. Die Wasseroberfläche des Alltags durchbrechen und kurz vorm Ertrinken noch einmal Luftholen.
Könnte(!) man zusammenschreiben. Außerdem heißt es "Luft holen".

Zitat:
Es lässt mich der sein, der ich bin.
Ist dein lyrisches Ich nicht weiblich?  Confused

Fazit: Schöner Text, auch wenn im Vergleich zu deinen anderen noch die Feinarbeit fehlt. Wörter getrennt oder zusammen, Flüchtigkeitsfehler etc. pp. Inhaltlich hast du mich trotzdem überzeugt, denn du erzeugst erstaunlich düstere Gedanken im Zusammenhang mit alltäglichen Dingen wie einer weißen Wand. Du lässt die Menschen über Sachen nachgrübeln, die für sie eigentlich selbstverständlich sind. Gefällt mir!
Lg,
Martin
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Xasziia
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Beitrag07.01.2008 21:40

von Xasziia
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lol2 Sorry!
Ich weiß nicht, wie gesagt ich überseh diese Fehler einfach.
Zitat:
Ach..heißt es nicht: "die ich dreimal täglich nehmen musste, nur um nicht krank zu werden."??

Nee, das ist schon absichtlich so geschrieben. Das war mal kein Flüchtigkeitsfehler^^
Zitat:
Zitat:
mit ansehen
zusammen

Das hat mir die Rechtschreibprüfung unterstrichen, deswegen...
Zitat:

Es lässt mich der sein, der ich bin.
Ist dein lyrisches Ich nicht weiblich? :confused:

ähm ja. Aber es heißt ja der Mensch... Ist aber auch egal. Ich schreib es um.
Danke für die Mühe, aber du hättest es nicht viermal schicken müssen^^


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Gabi
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Beitrag07.01.2008 22:35

von Gabi
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Hallo Xa!
Schön, wieder etwas von dir zu hören!
Die gröbsten Fehler hat Krevin ja schon erwähnt, von daher kann ich wieder nur sagen: Die Beschreibung der Gefühle hast du echt drauf! Daumen hoch
Einerseits sollten die Beschwerden lächerlich zu dem sein, was noch viel schlimmer sein könnte, anderseits haben andere gar keine Beschwerden!
Der innere Kampf, den hast du supergut rübergebracht.

L.G.
Gabi


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Brynhilda
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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag08.01.2008 11:50

von Brynhilda
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Hallo Xasziia!

Mir ist in deinem vorletzten Post folgende Stelle aufgefallen.

Zitat:
Viel mehr Sorgen bereitete mir der morgige Arzttermin. Er sollte der Beste seiner Art in ganz Hamburg sein.


Hier fehlt die Erwähnung des Arztes.

Wenn du schreibst: "der beste seiner Art in ganz Hamburg", so bezieht sich das auf den vorherigen Satz, dort aber wird nur der Arzttermin erwähnt. Und man könnte meinen, deine Ich-erzählerin hätte den besten Arzttermin in  ganz Hamburg.
Klar bezieht sich das auf den Arzt. Das folgert der Leser. Aber er sollte erwähnt werden.

So etwas:

Viel mehr Sorgen bereitete mir der morgige Arzttermin. Am Nachmittag sollte ich bei Dr. X vorstellig werden. Er sollte der Beste seiner Art in ganz Hamburg sein.

(Wie gesagt, nur ein Vorschlag, und noch nicht einmal ein besonders guter. Aber nur als Hinweis Gedacht!)

Viele Grüße,
Brynhilda
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Leona
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L
Beitrag08.01.2008 17:25

von Leona
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Hallo Xa!
Super Text! Die Fehler wurden, wie gesagt, schon erwähnt. Ich finde, du stellst die Gedanken deiner Protagonisten gut dar. Schön finde ich auch den Vergleich mit der Katze. Very Happy
Weiter so!
lg,
Leona
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Xasziia
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Beitrag12.01.2008 18:54

von Xasziia
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So, weiter gehts. Ich hab mich mit diesem Teil sehr schwer getan wegen des Arztbesuches. Ich weiß nicht, ob die Darstellung gut gelungen ist, ebenso wie das was folgt. Ich persönlich finde, es ist der mir bisher am wenigsten gelungene Teil. Anmerkungen wie der Text auf euch wirkt und natürlich was man verbessern kann, sind also dringend nötig. Viel Spaß beim Zerreißen.

„Und wie fühlen sich die Schmerzen an?“ Die Eulenaugen blickten schläfrig an mir vorbei. „Die im Knie oder in den Füßen?“ „In den Füßen.“ „Das fühlt sich ungefähr so an, als würde jemand die Sehne zum Zerreißen spannen und gleichzeitig mit tausend Nadeln reinstechen und mit einer Säge ganz langsam anfangen zu sägen. Ja, das trifft es, glaube ich, ganz gut.“ Keine Regung. „Aha, und wie ist das in den Knien?“ „Nun, da ist der Schmerz immer und je schlimmer er wird, desto weiter breitet er sich im Bein aus. Er ist nicht wirklich stechend, er wellt mehr so auf und ab.“ „Also puckert das Knie?“ Ich seufzte. „Nein, puckern tut es nicht.“ „Aha, und sind die Gelenke manchmal geschwollen?“ „Eher selten. Aber meistens achte ich auch nicht darauf.“ „Das sollten Sie in Zukunft tun. Am besten mit einem Messband jeden Tag den Knieumfang messen und notieren.“ Meine Mutter nickte.
„Gut, steh bitte einmal auf, Luzia.“ Er erhob sich und ich folgte ihm brav. Er fing an meinen Rücken abzutasten und an bestimmten Punkten drückte er. Ich sollte sagen, ob es schmerzt. Als er damit fertig war, setzte ich mich wieder. Er schlurfte zu seinem Aktenschrank und fing an in irgendwelchen Schubladen zu kramen. Ich warf meiner Mutter einen zweifelnden Blick und sie verdrehte die Augen. „Gut. Ja. Also, ich schlage ihnen dieses Mittel vor. Es soll die Schmerzen eindämmen und es wirkt leicht einschläfernd. Dadurch sollte sich auch dein Schlaf verbessern. Sie bekommen ein Rezept verschrieben. Jeden Abend und Morgen zehn Tropfen, mit ein bisschen Wasser verdünnt, einnehmen. Wenn es nicht hilft, können sie die Dosis bis auf achtzehn Tropfen steigern. Und für die Notfälle empfehle ich ihnen Ibuprofen. Eine Tablette und dann müsste es besser werden.“ Ich presste die Lippen zusammen. Ibuprofen wirkte nicht. Ich hatte es schon vor einigen Jahren ausprobiert und neulich wieder. Meine Mutter schaltete sich auch gleich ein. „Herr Pollmann, Ibuprofen haben wir schon versucht, aber es wirkt bei ihr nicht. Hätten sie vielleicht noch ein anderes Medikament?“ Verwunderung. Na, dass er noch einen anderen Gesichtsausdruck als Schläfrigkeit zustande bringt, ist ja ein echtes Wunder. „Oh, Hmm. Einen Moment.“ Wieder wendete er sich seinen Schubladen zu und begann zu wühlen. Wie ein Maulwurf. Hatte ja auch so mülleimerdeckelgroße Hände. Ich musste grinsen. Einen Maulwurf als Arzt. Wer hätte das gedacht. „Hmm, ich hätte da nur noch dieses im Angebot.“ Er reichte uns eine Schachtel. „Das ist eigentlich nur für Erwachsene und sie darf davon nicht zu viel nehmen. Außerdem können extreme Nebenwirkungen auftreten wie Grippesymptome und so weiter. Aber wenn das nicht wirkt, weiß ich auch kein anderes mehr. Mobeck haben sie schon versucht?“
Ich nickte. Vier Wochen Nebenwirkungen, aber meinen Schmerzen war es gleich gewesen. Meine Mutter sah mich fragend an und wartete auf meine Zustimmung. Was blieb mir anderes übrig? Natürlich würde ich die Tabletten schlucken, wenn meine Beine wieder anfingen mein Leben zu bestimmen.  „Gut, dann nehmen wir das doch, Herr Pollmann. Wann sollen wir uns denn den nächsten Termin geben lassen?“ „Ich denke, vier Wochen sind ein guter Zeitraum.“ Er stand auf und reichte uns die Hand. „Ähm und was ist mit den Rezepten, Mama?“ „Achja, die Rezepte.“ Der Arzt setzte sich wieder hin und begann im Schleichtempo das Rezept vorzubereiten.

Ich atmete tief ein, als wir zwanzig Minuten später wieder an der frischen Luft standen. Wir schwiegen bis wir im Auto saßen und das Krankenhaus hinter uns ließen. „Wie findest du ihn?“ „Er hat meine Erwartungen weit übertroffen.“ Ein kleines Lachen, dann wieder Stille. Ich steckte mir Kopfhörer in die Ohren und tauchte wieder auf. Einmal Luftholen. Die Landschaft glitt an mir vorbei. Grau und eintönig. Wie meine Gedanken. Wir fuhren an einem Friedhof vorbei. Was wohl passiert, wenn man stirbt. Ist es eine neue Geburt? Wird einem gleichzeitig wieder etwas genommen und gegeben? Bekommt man ein neues Bewusstsein, oder fällt man einfach in einen unendlichen Schlaf. Manchmal wünschte ich mir ewig zu schlafen. Nicht aufzuwachen, sondern weiterleben in meinen Träumen. Mit den Schwingen die Wolken berühren und Muster in den Himmel malen, meine eigene Kraft spüren, wenn ich laufe, oder einfach nur im Gras liegen und die Ruhe genießen. Es gibt so einfache Dinge, die glücklich machen. Doch meistens sind sie am Schwierigsten zu erreichen. Wann hat man schon mal einen Tag, wo man rein gar nichts machen muss. Früher oder später wird man gerufen oder es klingelt das Telefon. Ein Anruf muss immer getätigt werden, ein Einkauf wird nötig oder man muss sich das Gesicht noch mit irgendeinem Peeling einschmieren um einen rosigen Teint zu bekommen. Im Heute ist keine Zeit mehr für die Zeit zum Genießen. Zeit ist überall zu wenig vorhanden. Jeder braucht sie. Für Hausaufgaben, die Arbeit oder andere Aufgaben. Zeit bestimmt unser Leben. Wir können nur eine endliche Zeit auf dieser Erde verbringen. Wahrscheinlich wären die Menschen deswegen manchmal gerne unsterblich. Umso viel Zeit zu bekommen, wie sie brauchen. Dabei liegt die Lösung direkt vor ihren Augen. Anstatt ihr Leben lang die Zeit zu zählen und jeden Tag mit Aufgaben anzuhäufen, die die Zeit fressen, sollten sie einfach mal nichts tun.  
„Einen Tag lang in Muße zu verlebe, heißt ein Tag lang ein Unsterblicher zu sein.“ Ich weiß nicht, wer das gesagt hat. Aber im Gegensatz zu Anderen, finde ich, dass in diesem Satz viel Wahrheit liegt. Und er wird viel zu selten wahrgenommen. „Wir sind gleich da, Luzia. Hast du schon Hausaufgaben gemacht?“ „Nein, aber ich mach sie gleich.“ Ein Nicken. Es war sechs Uhr.

 

LG Xasziia


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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag12.01.2008 19:03

von Brynhilda
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Hallo Xasziia!

Erst einmal: Toll, wie immer.

Dann eine kleine Anmerkung:
Zitat:
Sie bekommen ein Rezept verschrieben.

Hier genügt "Sie bekommen ein Rezept", weil in dem Rezept die Verschreibung schon mit enthalten ist. (Es sei denn, der Arzt verteilt Blanko-Rezepte, aber das ist dann schon zwielichtig.)

Und noch eine Bemerkung:
Zitat:
Wir fuhren an einem Friedhof vorbei. Was wohl passiert, wenn man stirbt. Ist es eine neue Geburt? Wird einem gleichzeitig wieder etwas genommen und gegeben? Bekommt man ein neues Bewusstsein, oder fällt man einfach in einen unendlichen Schlaf. Manchmal wünschte ich mir ewig zu schlafen. Nicht aufzuwachen, sondern weiterleben in meinen Träumen. Mit den Schwingen die Wolken berühren und Muster in den Himmel malen, meine eigene Kraft spüren, wenn ich laufe, oder einfach nur im Gras liegen und die Ruhe genießen. Es gibt so einfache Dinge, die glücklich machen. Doch meistens sind sie am Schwierigsten zu erreichen. Wann hat man schon mal einen Tag, wo man rein gar nichts machen muss. Früher oder später wird man gerufen oder es klingelt das Telefon. Ein Anruf muss immer getätigt werden, ein Einkauf wird nötig oder man muss sich das Gesicht noch mit irgendeinem Peeling einschmieren um einen rosigen Teint zu bekommen. Im Heute ist keine Zeit mehr für die Zeit zum Genießen. Zeit ist überall zu wenig vorhanden. Jeder braucht sie. Für Hausaufgaben, die Arbeit oder andere Aufgaben. Zeit bestimmt unser Leben. Wir können nur eine endliche Zeit auf dieser Erde verbringen. Wahrscheinlich wären die Menschen deswegen manchmal gerne unsterblich. Umso viel Zeit zu bekommen, wie sie brauchen. Dabei liegt die Lösung direkt vor ihren Augen. Anstatt ihr Leben lang die Zeit zu zählen und jeden Tag mit Aufgaben anzuhäufen, die die Zeit fressen, sollten sie einfach mal nichts tun.
„Einen Tag lang in Muße zu verlebe, heißt ein Tag lang ein Unsterblicher zu sein.“ Ich weiß nicht, wer das gesagt hat. Aber im Gegensatz zu Anderen, finde ich, dass in diesem Satz viel Wahrheit liegt. Und er wird viel zu selten wahrgenommen. „Wir sind gleich da, Luzia. Hast du schon Hausaufgaben gemacht?“ „Nein, aber ich mach sie gleich.“ Ein Nicken. Es war sechs Uhr.


In diese Stelle habe ich mich verliebt. Wenn dein Text nicht schon längst meine Nummer 1 wäre, wäre er es jetzt. Es sind Textstellen wie diese, die das Talentierte von dem wirklich Künstlerischen unterscheiden.

Viele Grüße,
Brynhilda
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Xasziia
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Beitrag12.01.2008 19:08

von Xasziia
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Hallo Brynhilda,
M,r fällt ein Stein von Herzen, dass dir der Text gefällt. Das erleichtert mich ungemein. Ich war nämlich sehr zwiegespalten. Denn eigentlich wollte ich ihn auch so lassen, aber andererseits hatte ich halt befürchtet, dass es zu überladen oder verschwommen war.
Also, danke für die Anmerkung und noch einen schönen Abend.
LG Xasziia


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Brynhilda
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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag12.01.2008 19:11

von Brynhilda
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Du schreibst doch eine Erzählung und keine Kurzgeschichte.
Also kannst du dich ruhig stilistisch austoben.

Ich empfehle dir mal zur Lektüre "Somehing wicked this way comes" (dt. "Das Böse kommt auf leisen Sohlen" oder son ähnlich) von Ray Bradbury. Bradbury beherrscht diese Art von Stil sehr gut und schreibt sehr nah und intensiv.

Viele Grüße und dir noch einen schönen Abend,
Brynhilda
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Gabi
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Beitrag13.01.2008 22:22

von Gabi
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Hallo Xaszia! Auch ich hab mit Begeisterung deinen Text gelesen.
Der letzte Teil, die Fahrt und die Gedankengänge sind fantastisch beschrieben.  Daumen hoch
Auch der Arztbesuch gefällt mir, wie Mutter und Tochter die Blicke austauschen. Nur sollte die Mutter den Arzt mit Dr. Pollmann ansprechen.
Vielleicht könntest du auch erwähnen, was für ein Arzt er ist.
Was mich auch ein wenig stört ist, dass er so ausführlich nach den Schmerzen fragt, und dann nur mit Ibuprofen kommt. Erst dachte ich, schön, das Mädchen hat endlich den richtigen Arzt gefunden, doch der Satz, dann weiß ich auch nicht mehr weiter war dann eindeutig.
Das war mit Sicherheit auch das, was du ausdrücken wolltest. Doch solltest du dann die Nachfrage nach den Schmerzen nicht so weit ausholen. Oder vielleicht so, dass er ihr nicht mehr richtig zu hört und sie unterbricht. Welche Diagnose stellt er?
Aber, das ist nur eine Kleinigkeit. Ansonsten wieder großartig! Daumen hoch

L.G.
Gabi


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Beitrag22.01.2008 15:28

von Xasziia
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Puhh, ist das weit zurückgefallen.
Danke Gabi, für den Hinweis, ich werde dieses Gespräch noch einmal überarbeiten. Ich habe es mir da vielleicht ein bisschen einfach gemacht.
So, der nächste Teil war für mich sehr schwierig zu schreiben, also seid nett^^ Tipp und Kommafehler bitte ich zu entschuldigen. Wink

Das Brummen des Autos wirkte einschläfernd, aber ich war nicht müde. Langsam rutschte ich tiefer, um meine Beine ausstrecken zu können. Anspannung. Erholung. Entspannung. Schmerzen. Ich seufzte. „Tut es so weh?“ Meine Mutter sah mich besorgt an. „Ist schon in Ordnung.“ Hastig richtete ich mich wieder auf und blickte aus dem Fenster.
„Willst du gleich eine Tablette nehmen?“
Nein, will ich nicht! „Ja, bitte.“
„Okay, ich geb sie dir, wenn wir da sind.“
Ich nickte. Kopfschmerzen, Bauchkrämpfe, Kreislaufprobleme. Du bist dumm, so dumm. Wütend versuchte ich meine Gedanken zu verdrängen. „Und wie geht es deinen Freundinnen aus der Kur? Gina hat doch gestern angerufen, oder?“
Meine Mutter nickte.
„Ihr geht es gut und den anderen auch.“
„Und warum hat sie angerufen?“
„Sie hat…sie hat mich gefragt, ob ich zur Beerdigung von Heike komme.“ Mein Atem stockte. Einen Moment sprangen die Lichter der Ampel von grün auf gelb zu rot, wild hin und her. Ich hatte das Gefühl auf dem Dom im freien Fall zu sein.
„Heike.“ Nur ein heiseres Krächzen.
„Ja, sie ist vor einer Woche gestorben. Die Ärzte haben nichts mehr gegen den Tumor machen können. Sie hatte noch drei Wochen, als es ihr gesagt wurde.“Ihre Ärzte.
„Hast du nicht vor zwei Monaten gesagt, dass sie kerngesund ist?“ Ich flüsterte nur, mehr war nicht möglich.
„Das haben ihre Ärzte auch gesagt. Aber vor etwas mehr als vier Wochen haben sie sie erneut untersucht und den Tumor zu spät entdeckt.“, erzählte sie mit belegter Stimme.
„Tumor…“ Ich räusperte sich, damit meine Stimme nicht versagte. „Aber sie war erst 35. Sie war seit sechs Jahren wieder gesund!“ „Ja, das dachte sie auch. Aber die Ärzte haben sich geirrt. Der Krebs war nie verschwunden, er hat nur vorübergehend geschlafen.“ „Aber sie war doch immer so lebenslustig. Sie konnte so toll singen.“ Was redete ich da?
„Ja.“ Meine Hand wurde gedrückt und ich sah aus den Augenwinkeln, wie sie mich anlächelte.
„Mir wird nichts passieren, Luzia. Ich bin seit drei Jahren wieder vollkommen gesund.“ „Heike war seit sechs Jahren wieder gesund! Und sie ist trotzdem tot!“ Ich atmete heftig. Die Welt um mich herum verlor ihre Farbe. Ich hatte das Gefühl, dass ich plötzlich vollkommen isoliert war. Hilflos. Allein in dem Kanu auf den Wasserfall zusteuernd. Wir fuhren an der Apotheke vorbei.
Orthomol Immun Pro- Für ein besseres Immunsystem.
Ich hätte schreien können. Schreien wegen der Ungerechtigkeit. Wegen der Angst, die mir verbot zu leben. Und wegen den Lügen, die einem tagtäglich erzählt werden. Meine Mutter bremste, wir waren zu Hause.
„Ist alles in Ordnung, Luzia?“
„Ja, alles okay. Ich gehe nur eben mit dem Hund raus. Ich hab Kopfschmerzen.“

Ich flüchtete aus dem Auto, das plötzlich so leer wirkte. Ich rief Laila und lief los. Immer weiter lief ich. Die Tränen rannen mir über das Gesicht. Wie lächerlich mir das alles vorkam. Kein Geld der Welt konnte helfen. Ärzte. Diagnosen, Prognosen, der ganze Mist. Sie haben noch ein langes Leben vor sich. Falsches Lächeln.
Es tut mir leid, Herr wieheißensienochmal, ich kann mir wirklich nicht erklären, wie der Tumor sich ausbreiten konnte.  Aber Fehler unterlaufen jedem Mal. Haben sie übrigens schon die Rechnung bezahlt?
Ich schrie los.
„Ihr Arschlöcher! Ihr verlogenen, nichtsnutzigen, geldgierigen Wichser! Was fällt euch ein? Und was fällt dir ein, du kleiner, verschlagender, intriganter Mistkerl! Wehe, wehe, du nimmst dir meine Mutter! Ich werde höchstpersönlich kommen und dich dazu zwingen, sie mir zurückzugeben. Warum sollte ich an so einen wie dich glauben? Damit ich in den Himmel komme? Und was soll ich da? Denkst du dann ist alles Friede Freude Eierkuchen? Du kannst dir deinen Scheißhimmel sonstwohin stecken. Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ahhh!“
 Ich trat gegen einen Laternenpfeiler. Aber ich spürte den Schmerz nicht. Ich wollte ihn nicht spüren. Keine Verstauchungen, zerrissene Sehnen oder taube Beine. Ich war dem überdrüssig. Ganz ruhig, Luzia. Ich sog die kalte Luft ein und stieß sie schnaubend wieder aus.
Gott, die Kirche konnte mich mal. Wann hatte mir Gott jemals geholfen? Ich humpelte weiter und vertrieb diese Gedanken. Damit wollte ich mich nicht jetzt befassen. Der Tag würde auch noch kommen.
Warum regte ich mich überhaupt so auf? Ich hatte Heike doch kaum gekannt. Dreimal in meinem Leben hatte ich sie gesehen. Und jetzt war sie tot. Sollte unter Erde liegen und nie wieder mit ihrer Stimme die Herzen anderer verzaubern. Denn ihr eigenes hatte aufgehört zu schlagen. Wegen einer Krankheit. Einer Krankheit, die auch meine Mutter hatte. Und für sie hatten die Heilungschancen schlechter ausgesehen.
Ich heulte wieder. Ich weinte. Ich schwieg.
Was geschah, wenn auch meine Mutter starb? Was geschah, wenn sie weg war? Wer entschied, wer lebte und wer starb? Und warum lebte ich? Warum blieb ich am Leben, wenn ich doch gar nicht leben wollte? Warum gingen Menschen, die es verdient hätten zu leben und andere blieben, die es gar nicht wollten. Ich hatte keine Angst vor dem Tod selbst. Es wäre nur eine Reise ins Ungewisse. Eine Reise ins Unvorstellbare.
 Gab es einen Himmel? Einen Ort, wo jeder hinkam und der sein konnte, der er wollte? Saß Heike jetzt da oben und hatte wieder lange Haare? Konnte sie für eine Familie sorgen und Gartenarbeit verrichten? Oder war sie ein Filmstar?
 Erfüllten sich die Wünsche, die man nicht hatte verwirklichen können im Leben, vor lauter Angst vor dem Tod? Oder verschwand einfach alles. All die Erinnerungen, die Sehnsüchte, Träume und Wünsche? Niemand wusste es, niemand hatte es je erzählt.
Ich fing eine Träne auf und betrachtete sie. Wasser. Salziges Wasser als Anzeichen von Trauer. Warum weinte der Mensch, wenn er trauerte. Wurde ihm das Herz zusammengepresst und das Wasser waren unsere Tränen. Wasser vom Herzen. Herzenswasser. Du wirst verrückt, Luzia.
Verrückt und melancholisch. Melancholie. Was für ein klangvolles Wort. Es spiegelt alles wieder. Kummer und Anmut zugleich. Einen Moment war ich versucht zu lächeln. Was hatte ich nur für Gedanken. Es war das erste Mal, dass ich mir überlegte, wie es wäre tot zu sein. Die Sterne schienen schon hell am Himmel, als ich nach Hause zurückkehrte. Meine Mutter nahm mich wortlos in den Arm und ich hörte ihr Herz immer noch beruhigend kräftig schlagen.

LG Xasziia


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„Homo homini lupus est“
T. Hobbes
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Leona
Leseratte
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Alter: 30
Beiträge: 120



L
Beitrag22.01.2008 17:01

von Leona
Antworten mit Zitat

Hallo Xasziia!
Der Text gefällt mir sehr gut, ich weiß gar nicht, was du hast^^
Zitat:
Nein, will ich nicht! „Ja, bitte.“

Diesen Satz find ich klasse!
Du beschreibst die Gedanken von Luzia sehr schön, ich kann mich richtig gut in sie hineinversetzen. Weiter so!
lg,
Leona
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Brynhilda
Felix Aestheticus

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Beiträge: 7748
Wohnort: Oderint, dum probent.


Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag31.01.2008 12:44

von Brynhilda
Antworten mit Zitat

Hallo Xasziia!

Ich wollte deinen Text nur noch mal nach oben bringen, um dir zu zeigen, daß ich an ihn denke, und damit du nicht vergißt, ihn fortzusetzen.

Sieh das bitte nicht als Druckmittel an, sondern nur als lieben Gruß!

Brynhilda
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