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Sissi Fuß Eselsohr
Beiträge: 385 Wohnort: zwischen vielen Büchern
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25.02.2015 11:37 Wer kennt sich mit Dreharbeiten aus? von Sissi Fuß
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Stellt euch bitte folgendes Projekt vor:
Ein Kamerateam begleitet den Protagonisten auf einer Reise, um darüber einen Bericht zu drehen. Es geht hauptsächlich um Gastronomie und Lokalkolorit. Wie viele Leute braucht man mindestens, um solche Dreharbeiten, die teilweise auf beengtem Raum stattfinden, durchzuführen?
Ich möchte mit möglichst wenig Personal auskommen. Reicht ein Kameramann und ein Maskenbildner oder brauche ich mehr?
_________________ Die Inspiration ist überall. Sie muss dich nur beim Arbeiten finden.
Pablo Picasso |
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Kris Eselsohr
Beiträge: 453
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25.02.2015 11:57
von Kris
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Hm, das kommt ein bisschen darauf an,
was später mit dem Filmmaterial passieren soll.
Nur zur Dokumentation oder soll es "sendefähig" sein?
Dann bräuchtest Du auch noch Licht und Ton.
Manche professionellen, aber handlichen Kameras nehmen
auch den Ton in guter Qualität auf (ein vernünftiges Mikro
angeschlossen, ist allerdings Voraussetzung).
Das schaffen geübte Kameraleute sicher parallel zur Bildaufnahme.
Aber auch da kommt es darauf an, ob man nur ein paar O-Töne
und die Geräuschkulisse einfangen oder ein Interview aufnehmen will.
Bei nur einer Kamera kommt hinzu, dass Du später beim Schneiden
mit dem Material etwas begrenzt bist. Allerdings reicht es sicher,
um Lokalkolorit und Gastro-Atmosphäre einzufangen.
Maske ist sicher kein Fehler, wenn der Protagonist viel und auch
close im Bild ist. Vor allem, wenn es, wie heute üblich in HD aufgenommen
wird. Da sieht man jede Pore.
Wenn Dein Protagonist geübt im Schminken ist, könnte er oder sie
das aber auch alleine wuppen.
Hoffe, Dich jetzt nicht allzu sehr verwirrt zu haben.
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Merope Klammeraffe
Beiträge: 715 Wohnort: Am Ende des Tals
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25.02.2015 11:59
von Merope
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Wahrscheinlich brauchst Du auch noch einen Tonmann. Gerade in Kneipen ist der Geräuschpegel hoch. Wenn dann der Prota ein Statement abgeben soll ...
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Sissi Fuß Eselsohr
Beiträge: 385 Wohnort: zwischen vielen Büchern
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25.02.2015 12:09
von Sissi Fuß
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Danke erst mal für eure Antworten. Es geht um Dreharbeiten zu Sendungen, wie man sie oft im Vorabendprogramm im Fernsehen sieht. Der Protagonist läuft durch Städte, über Märkte, unterhält sich mit Passanten, streichelt Apfelbäume, guckt in Restaurantküchen in die Töpfe ...
Es geht nur um das Dreh-Team vor Ort.
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Belfort Klammeraffe
Beiträge: 641 Wohnort: tief im Herzen
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25.02.2015 12:22
von Belfort
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Hallo Sissi,
ich arbeite seit vielen Jahren für das Fernsehen und führe genau solche Dreharbeiten durch.
Du benötigst normalerweise einen Kameramann und einen Tonmann. Eine Maskenbilderin wird für gewöhnlich nicht mitgenommen, das passiert nur, wenn man z.B. Prominente filmt, die darauf bestehen, nur perfekt geschminkt gefilmt zu werden.
Wenn das Buch in der Gegenwart spielt, wird mit einer XDCam oder einer XD Cam HD gedreht. Das sind Kameras, die deutlich größer sind als diejenigen, mit der etwa Studenten einen Film drehen würden. Der Tonmann hat normalerweise einen Zweikanal-Tonmischer, daran hängt ein Kopfhörer - er hört den Ton mit, gleichzeitig pegelt er den Ton aus und kontrolliert den Pegelausschlag auf seinem Mischer. Er ist in der Regel mit einem geringelten Kabel mit der Kamera verbunden.
Zum Aufzeichnen des Tons wird entweder eine so genannte "Ton-Angel" verwendet - das ist ein Mikrophon, das an einem Teleskopstab sitzt, der sich ausziehen lässt bis auf eine Länge von, na, sagen wir: zwei Metern. Wenn Protagonisten vor der kamera agieren, haben sie normalerweise ein Ansteckmikrophon, das am Revers des Tshirts oder Hemdes oder der Jacke befestigt ist. Dieses Mikrophon ist mit einem dünnen Kabel mit dem Sender verbunden. Das Kabel verläuft unter der Oberbekleidung, damit es nicht sichtbar ist. Der Sender wird in der Regel hinten am Hosenbund, Gürtel oder dergleichen angeclippt. Dieser Sender sendet den Ton zum Ton-Mischgerät, der Tonmann pegelt.
Zur Vermeidung von Windgeräuschen wird bei Außenaufnahmen meistens das Mikropon (egal ob Angel oder Anstecker) mit einem "Puschel" überzogen, der aussieht wie ein fluffiger Hund.
Die Kamera wiegt 10-12 kg, es ist für einen Kameramann anstrengend, sie den ganzen Tag auf der Schulter zu haben. Es gibt auch ein Stativ, das man für Totalen (z.B. Landschafts- oder Außenaufnahmen von Gebäuden) oder für längere Interviews verwendet. Die Aufnahmen werden dann ruhiger als wenn sie von der Schulter gedreht werden und zudem entlastet der Kameramann seine Schulter.
Ganz wichtig: dabei ist auch immer ein Redakteur, der dem Kameramann sagt, was er drehen soll und der Interviewfragen stellt oder auch den Protagonisten ggfs sagt, was sie tun sollen.
Um irgendwo zu drehen, braucht man eine Genehmigung - man kann also nicht einfach mitlaufender Kamera in eine Kneipe reinlaufen. Dann kommt der Wirt und schmeißt einen raus und die meisten Gäste laufen schreiend davon, weil sie nicht gefilmt werden wollen. Für so eine DRehgenehmigung für einen normalen Fernsehbeitrag, der in einem aktuellen Magazin läuft, reicht es in der Regel aus, den Wirt kurz zu fragen. Der Redakteur geht also rein, das Kamerateam wartet draußen, der REdaktuer erklärt, was gedreht werden soll, für welchen Sender und der Wirt sagt dann ja oder nein. Meistens würde man dann in der kneipe kurz eine Ansage machen: "Es kommt hier gleich einKamerateam rein, wir drehen für den Sender xyz zu dem und dem Thema, will jemand nicht gedreht werden? Dann bitte nach links stellen/in den Nebenraum gehen."
Bei aufwändigeren Drehs würde man vorher den Wirt oder wer auch immer der Chef des Gebäudes ist, in dem man drehen will, anrufen oder anschreiben und nach einer Drehgenehmigung fragen.
Ganz aufwändige und große Produktionen haben dafür auch einen Aufnahmeleiter, der alles Organisatorische erledigt.
Wenn Du noch Fragen hast, gern auch per PN.
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Sissi Fuß Eselsohr
Beiträge: 385 Wohnort: zwischen vielen Büchern
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25.02.2015 12:37
von Sissi Fuß
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Vielen Dank, Belfort, das hilft mir schon viel weiter. Im Fernsehen sieht man leider nie, was hinter der Kamera abläuft. Bei Google hatte ich schon ein Team aus Kameramann, Redakteurin und Kameraassistent gefunden und festgestellt, dass ich nur eine sehr schwammige Vorstellung davon habe, was die so machen.
Ich sehe schon, dass da noch einige Fragen auftauchen werden und danke dir für dein Angebot, mich mit PN bei dir zu melden. Das mache ich bestimmt.
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Maria Evolutionsbremse
Alter: 52 Beiträge: 5998
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25.02.2015 14:05
von Maria
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bei sehr kleinen Produktionen hatten wir immer eine eierlegende wollmilchsau dabei: Redakteur, Maske, Chauffeur und Animateur in Personalunion. Je nach Produktion bzw. Set wurde schon mal auf den Tonmann verzichtet. Aber so draußen, mit Wind und Wetter schon mit Ton, wie Belfort schreibt.
Aber wenn man auf die Mitarbeit von Bürgern, Spaziergängern angewiesen ist, etwas auch inhaltlich einer roten Linie folgen soll, dann war immer ein Redakteur dabei. Die Maske ist wirklich verzichtbar. Es pudert immer der, der fragt ^^
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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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25.02.2015 18:24
von seitenlinie
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In meiner naiven Vorstellung denke ich mir, dass man neben dem Kameramann mindestens einen Licht- und Tontechniker braucht.
Der wäre "Mädchen für alles" und könnte bei Bedarf auch die ein oder andere Hilfskraft vor Ort anheuern.
Braucht man einen Redakteur vor Ort? Das Material wird doch erst im Studio zusammengeschnitten.
Oder der Prota übernimmt beide Aufgaben (Reportage und Redaktion).
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Sissi Fuß Eselsohr
Beiträge: 385 Wohnort: zwischen vielen Büchern
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25.02.2015 18:48
von Sissi Fuß
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Liebe Maria, danke schön! Die eierlegende Wollmilchsau ist so ziemlich das, was ich mir vorgestellt habe! Jemand, der die ganze organisatorische Arbeit macht, meinen unleidlichen Protagonisten gut aussehen lassen muss und bei Laune hält, das passt prima in mein Konzept. Dazu Kameramann und Tontechniker. Ich habe schon gedacht, ich muss die Idee fallen lassen mangels Fachwissen, aber ihr habt mir alle schon sehr geholfen.
Hallo Seitenlinie, das habe ich auch gedacht, aber was Maria und Belfort geschrieben haben, scheint mir plausibel. Ohne einen Organisator, der einen Plan hat, geht das wahrscheinlich nicht.
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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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25.02.2015 19:38
von seitenlinie
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Es kommt sicher auf das Format an, Sissi.
Eine Reportage benötigt weniger Aufwand als ein Dokumentarfilm und darf sich auch authentisch unvollkommen anfühlen.
Hier habe ich noch was: Das EB-Team. Mindestens zwei Personen (Kamera und Techniker) plus Redakteur/Reporter.
http://de.wikipedia.org/wiki/EB-Team
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Maria Evolutionsbremse
Alter: 52 Beiträge: 5998
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25.02.2015 19:54
von Maria
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Wenn man ein EB-Team bucht (der Mann und seine Kamera) dann spricht man das vorher ab - wen brauch ich, was darfs kosten. Soll es nix kosten, dann kommt der Kameramann mit seiner Cam und hat mal einen Assi dabei, mal nicht, je nach Anforderung; der Redakteur ist im Grunde immer dabei, denn der hat die Sendung zu gestalten, ist inhaltlich verantwortlich. Das hier klingt ja nicht so, als würde jemand einen Kameramann losschicken und sagen "mach mal geile Bilder von dem Baum zu jeder Uhrzeit". In aller Regel sind bei Produktionsfirmen die Damen und Herren Redakteure obendrein technisch nicht völlig unbeleckt, stöpseln schon mal den Ton oder sitzen später mit im Schnitt. Dafür brauchts, Überraschung einen Cutter, aber eben auch den Redakteur Und manchmal macht der Redakteur auch dort Kleinigkeiten selbst.
Möglich, dass es bei wikipedia oder in Berufsbeschreibungen anders steht, die Praxis sieht aber wie so oft eine Winzigkeit anders aus.
Das kenn ich vom Kino, von begleitenden Diaries (8-wöchiges Schweighöfer Tagebuch mit 1 Kameramann und 1 Redakteur, ohne Tonmann ohne Maske) oder Making-ofs, von O-Tönen in der Fußgängerzone oder von so grandiosen Formaten wie "Mitten im Leben".
Eine größere Produktion ist hier ja nicht gemeint, da ist dann alles etwas anders organisiert, wie Belfort schon angedeutet hat.
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