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Die Blutgräfin


 
 
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Leonida
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 30
Beiträge: 92



Beitrag30.11.2014 00:56
Die Blutgräfin
von Leonida
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nun denn, mit diesem Text möchte ich hier meine Hobby-Autorenschaft präsentieren. Es handelt sich um eine Szene aus meinem derzeitigen Projekt, die den Hauptkonflikt enthüllt.
Über ehrliches Feedback würde ich mich sehr freuen.

Nachdem der letzte Patient gegangen war, genoss ich es oft noch ein paar Minuten an meinem Schreibtisch zu sitzen und den Tag Revue passieren zu lassen. So auch an jenem Nachmittag, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und mich schlagartig aus meinen Gedanken riss.
„Das schlimmste, was passieren konnte, ist eingetreten.“ Es war Herr Brissac, der letzte Mensch auf Erden, den ich nach einem anstrengenden Tag sehen wollte.
„Wie konnten Sie hier einfach reinkommen ohne Termin?“ fragte ich. Er war der schwierigste Patient von allen und das, obwohl er geistig völlig gesund war. Vor ein paar Wochen hatte er mich zu seinem persönlichen Seelenklempner auserkoren und tauchte seitdem in regelmäßigen Abständen bei mir auf, um aus seinem Leben zu erzählen. Was er erzählte war durchaus interessant, aber meinen Argwohn konnte ich nicht einfach deaktivieren. Jean Brissac war ein Vampir - wenn auch einer von der guten Sorte, wie er mir beteuert hatte.
Nun stand er völlig aufgelöst vor meinem Schreibtisch. „Vorne war niemand, ist wohl kurz zur Toilette gegangen.“ Er lächelt nervös. Meine Annahme, alle Vampire seien gute Lügner, erwies sich als falsch. Fragen zu dem tatsächlichen Verbleib meiner Sprechstundenhilfe würde ich später stellen. „Darf ich mich setzen?“ fragte er.
„Na schön“, erwiderte ich, nachdem ein kurzes Stoßgebet gen Himmel erfolglos geblieben war. Herr Brissac war noch immer in meinem Büro. Ich musste mich ihm wohl oder übel annehmen. „Nun denn, was ist passiert?“ Er hatte auf der Therapieliege Platz genommen, sah allerdings so aus als wäre er jederzeit bereit aufzuspringen, für den Fall dass sein ominöses Problem plötzlich im Türrahmen erscheinen würde.
„Zuerst habe ich nur ihre Stimme hinter mir gehört“, begann er seine Geschichte. „Das war einer dieser Moment, in dem einem nur noch die übelsten französische Flüche durch den Kopf gehen. Ihre Anwesenheit hat mir noch nie Glück gebracht. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen über sie erzählt habe?“
„Entschuldigen Sie, über wen erzählt haben?“ Herr Brissac schaute mich einen Moment lang verständnislos an, so als müsste mir vollkommen klar sein, über wen zur Hölle er zu sprechen begann. In diesem Moment fiel mir unsere vorletzte Sitzung ein. Es wird doch nicht...?
„Jetzt wissen sie's ja doch. Ich rede von Elisabeth. Erinnern Sie sich?“ Wie hätte ich die Beschreibungen über diese Person vergessen können? „Erinnern Sie sich, was ich über sie gesagt habe?“ fragte er erneut.
„Ich glaube, ‚eine vom Wahnsinn zerfressene, verabscheuungswürdige Kreatur‘ war Ihre genaue Wortwahl.“
Brissac nickte. „Ganz genau. Sie ist mein Intimfeind, meine Achillesferse, meine Vermaledeiung. Sie haben sich über Elisabeth informiert?“ Ich registrierte, dass er durch das Frage-Antwort-Spiel bereits etwas ruhiger geworden war.
„Das habe ich. Die Blutgräfin. War nicht schön zu lesen. Ich nehme an, die Sache mit den Jungfrauen entspricht der Wahrheit?“ Sechshundertfünfzig Morde, die Gute hatte es sogar ins Guinessbuch der Rekorde geschafft. Mir schauderte bei dem Gedanken, dass sich die Geschichtsbücher in Bezug auf ihren Tod irren sollten – vor exakt vierhundert Jahren, eingemauert in einem zugigen Turmzimmer als Strafe für ihre Grausamkeit.
„Sie sagte mir einmal, sie sei nur das Opfer einer Intrige. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht mit Bestimmtheit, das war natürlich lange vor meiner Zeit“, erklärte Brissac und fuhr sogleich fort: „Kein Zweifel jedoch, dass sie ein paar Mädchen ermordet hat, auch wenn es vielleicht keine Sechshundertfünfzig gewesen sind. Seitdem ich sie kenne, ist das Töten nur ein Spiel für sie. Ich nehme mir Blut von den Menschen, weil ich es muss. Für sie hingegen ist es ein Hobby. Und am meisten Spaß macht es ihr, wenn sie mich dabei verletzen kann.“
„Wo bin ich da nur hinein geraten?“ Unwillkürlich fiel mein Blick auf das Foto meiner kleinen Enkeltochter an der Wand. Bis vor kurzem hatte es noch auf meinem Schreibtisch gestanden, doch ich konnte nicht ertragen, wie jeder dahergelaufene Hund es angaffen und in die Finger nehmen musste.
Brissac antwortete gern auf rhetorische Fragen. „In eine jahrhundertealte Fehde, fürchte ich. Konzentrieren wir uns auf das wesentliche: Ich muss Mila vor ihr beschützen. Sie hat sich ihr bereits angenähert. Jemand wie Mila ist ein dankbares Opfer, nicht nur für mich. Kaum Freunde, allein in einer großen Stadt.“
„Und hat offenbar ein Händchen dafür, sich mit Blutsaugern anzufreunden“, erwiderte ich lakonisch.  „Warum erzählen Sie dem Mädchen nicht, was Elisabeth ist?“
Er legte bedächtig seine Handflächen aneinander. Ich hatte bereits beobachtet, dass ihm diese Geste Halt verschaffte.
„Was würde das ändern? Elisabeth ist nicht auf Milas Freundschaft angewiesen um sie zu töten. Aber wenn Mila plötzlich Bescheid weiß, dann tut sie es womöglich sofort. Es ist wie ein Spiel zwischen Elisabeth und mir. Die Regeln haben sich im Laufe der Jahrhunderte ergeben. Das heißt, für sie ist es ein Spiel, für mich ist es der blanke Horror“, sagte er leidend.
„Aber was will sie damit erreichen?“
„Sie will ihren Sadismus befriedigen indem sie mich quält. Sie freundet sich mit den Mädchen an, umschmeichelt sie und gewinnt ihr Vertrauen, bis ich als Partner kaum noch Einfluss auf meine Freundin ausüben kann. Die Schlinge zieht sich langsam zu.“ Seine Stimme überschlug sich. Ich spürte, dass seine Angst nicht überzogen war.
„Darf ich fragen, wie oft das jetzt schon passiert ist?“ Er begann mit dem Knie zu wippen, was mir sofort auffiel und auf die Nerven ging. „Möchten Sie sich vielleicht hinlegen und ein paar Atemübungen mit mir machen?“
„Unsinn.“ Er sprang auf und fing an wie ein an Hospitalismus leidender Tiger Kreise zu drehen, während er ohne nachzudenken zu müssen ausführte: „Dreimal. 1835 in Prag, sie hieß Ludmilla. Die zweite hieß Agnes, das war in Wien, kurz nach dem Tod der Kaiserin.“
„1898? Ich habe ein Faible für die Filme“, gestand ich als Antwort auf seinen überraschten Blick. „Und die dritte?“
„Aurelie, Zweiter Weltkrieg. Ich hatte mich der Résistance in Belgien angeschlossen. Plötzlich tauchte Elisabeth auf. Zu diesem Zeitpunkt war mir das Spiel ja bereits bekannt. Hinter meinem Rücken freundete sie sich mit der armen Aurelie an. Wie immer wollte sie dabei zusehen, wie ich verrückt werde vor Machtlosigkeit.“
„Gibt es denn wirklich gar nichts, was sie ihr entgegensetzen können? Pfählen, verbrennen, köpfen?“ Er schnaubte. „Wenn davon etwas funktionieren würde, hätte ich es schon längst getan. Man kann einen Vampir nicht töten. Außerdem ist sie stärker als ich. Mit Gewalt ist ihr nicht beizukommen. Wir müssen eine andere Lösung finden, wie wir Mila retten können.“
„Wir?!“ entwich es mir reflexartig.

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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag30.11.2014 11:52

von Stefanie
Antworten mit Zitat

Die Szene gefällt mir. Ich kann mir die Protagonisten vorstellen und dein Stil ist angenehm zu lesen. Der Konflikt verspricht, interessant zu werden.

Mir sind einige Details aufgefallen, an denen ich noch feilen würde.
Der Anfang ist zu gemütlich dafür, dass der Tag als anstrengend bezeichnet wird. Wenn die Erleichterung, endlich Ruhe zu haben, besser herauskommt, wirkt die Störung durch den Vampir auch stärker.

Dass ein Vampir ihr Patient ist, wird sehr beiläufig erzählt. Sofern in der Romanwelt übernatürliche Kreaturen nicht normal sind, wäre das schon eine genauere Erklärung wert, vor allem ihrer Gefühle diesbezüglich. Auch die Sorge um ihre Sprechstundenhilfe scheint erstaunlich gering.

Der Konflikt selbst kommt gut rüber. Die Informationen werden anschaulich vermittelt, ohne dass man das Gefühl von Infodumping hat.

Das mit dem Bild verstehe ich nicht. An der Wand wird es doch von viel mehr Menschen angeschaut, als wenn es auf ihrem Schreibtisch steht, nur halt nicht angefasst.

Das Ende ist prima. Ich sehe ihr entgeistertes Gesicht vor mir.
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inmutanka
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 322



Beitrag30.11.2014 15:34
Re: Die Blutgräfin
von inmutanka
Antworten mit Zitat

Hallo Leonida,

anbei meinen Senf zu deinem Text. Pick dir heraus, was dir passend erscheint.

LG
Inmutanka

Zitat:
Nachdem der letzte Patient gegangen war, genoss ich es oft noch ein paar Minuten an meinem Schreibtisch zu sitzen und den Tag Revue passieren zu lassen. So auch an jenem Nachmittag, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und mich schlagartig aus meinen Gedanken riss.
„Das schlimmste, was passieren konnte, ist eingetreten.“ Es war Herr Brissac, der letzte Mensch auf Erden, den ich nach einem anstrengenden Tag sehen wollte.


- Nachdem der letzte Patient gegangen war, genoss ich es oft noch ein paar Minuten an meinem Schreibtisch zu sitzen und den Tag Revue passieren zu lassen. - für mich passt das *oft* nicht an dieser Stelle, oder ich würde den Satz umstellen und 2 Sätze daraus machen: Der letzte Patient war gegangen. Wie so oft genoss ich es, nun noch einige Minuten am Schreibtisch zu sitzen und den Tag Revue passen zu lassen.  

- So auch an jenem Nachmittag, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und mich schlagartig aus meinen Gedanken riss. „Das Schlimmste, was passieren konnte, ist eingetreten.“ Es war Herr Brissac, der letzte Mensch auf Erden, den ich nach einem anstrengenden Tag sehen wollte. - *So auch an jenem Nachmittag* kann für mich raus. Denn ich bin im Hier und Jetzt. Außerdem würde ich mich entweder für das *plötzlich* oder das *schlagartig* entscheiden, WW: aufgerissen/riss;
Bsp.:
Die Tür wurde aufgerissen.
„Das Schlimmste, was passieren konnte, ist eingetreten.“
Herr Brissac polterte in das Zimmer. Er war der letzte Mensch auf Erden, den ich nach einem anstrengenden Tag sehen wollte.

Zitat:
„Wie konnten Sie hier einfach reinkommen ohne Termin?“ fragte ich. Er war der schwierigste Patient von allen und das, obwohl er geistig völlig gesund war. Vor ein paar Wochen hatte er mich zu seinem persönlichen Seelenklempner auserkoren und tauchte seitdem in regelmäßigen Abständen bei mir auf, um aus seinem Leben zu erzählen. Was er erzählte war durchaus interessant, aber meinen Argwohn konnte ich nicht einfach deaktivieren. Jean Brissac war ein Vampir - wenn auch einer von der guten Sorte, wie er mir beteuert hatte.


- „Wie konnten Sie hier einfach reinkommen ohne Termin?“ fragte ich.  - das passt für mich nicht. Da stürmt jemand herein, wenn quasi die Sprechstunde fertig ist. Für mich wären Fragen wie: Wer hat Sie reingelassen? Ich habe Feierabend, kommen Sie morgen wieder und lassen Sie sich einen Termin geben etc. logisch.

- Er war der schwierigste Patient von allen und das, obwohl er geistig völlig gesund war. - würde ich umdrehen: Obwohl geistig gesund, war er mein schwierigster Patient.

- Vor ein paar Wochen hatte er mich zu seinem persönlichen Seelenklempner auserkoren und tauchte seitdem in regelmäßigen Abständen bei mir auf, um aus seinem Leben zu erzählen. - *g* du hast einen Hang zu langen Sätzen. Dagegen wäre auch nichts zu sagen. Aber wenn ich nur langen Satz auf langn Satz lese, wird es (für mich!) eintönig. Indiz für lange Sätze sind *und* oder *..., dass*. Auch diesen hier könntest du teilen: Vor ein paar Wochen erkor er mich zu seinem persönlichen Seelenklempner aus. Seitdem tauchte er regelmäßig auf, um mir aus seinem Leben zu erzählen.

- Was er erzählte war durchaus interessant, aber meinen Argwohn konnte ich nicht einfach deaktivieren. Jean Brissac war ein Vampir - wenn auch einer von der guten Sorte, wie er mir beteuert hatte. - Argwohn *deaktivieren* passt für mich nicht.
- Jean Brissac war ein Vampir  - auch das passt für mich nicht. Ich bin kein Seelenklempner, aber wenn mir jemand im Brustton der Überzeugug beteuern würde, er wäre ein Vampir, würde ich ihn für Plemplem halten. Ein Seelenklempner würde da sicher auch von einer Störung ausgehen.
- guten Sorte - was versteht er darunter?

Ich fühle mich durch die langen Erklärungen aus dem *plötzlich* herausgerissen. Daher würde ich es zusammenfassen: Jean Brisac war mein schwierigster Patient. Er hielt sich für einen Vampir - aber er wäre einer der Guten, beteuerte er mir ständig.
 
Zitat:
Nun stand er völlig aufgelöst vor meinem Schreibtisch. „Vorne war niemand, ist wohl kurz zur Toilette gegangen.“ Er lächelt nervös. Meine Annahme, alle Vampire seien gute Lügner, erwies sich als falsch. Fragen zu dem tatsächlichen Verbleib meiner Sprechstundenhilfe würde ich später stellen. „Darf ich mich setzen?“ fragte er.


- Nun stand er völlig aufgelöst vor meinem Schreibtisch. - wie soll ich ihn mir da vorstellen? Es entsteht bei mir kein Bild.

- Er lächelt nervös. Meine Annahme, alle Vampire seien gute Lügner, erwies sich als falsch. - Was unterscheidet dieses *nervöse* Lächeln von einem anderen Lächeln?
- Meine Annahme, alle Vampire seien gute Lügner, erwies sich als falsch. - für mich ist das aus dem bisher gelesenen noch nicht als falsche Annahme entlarvt.

- Fragen zu dem tatsächlichen Verbleib meiner Sprechstundenhilfe würde ich später stellen. - für mich zu umständlich und an der falschen Stelle. Aber dazu unten mehr.

Zitat:
„Na schön“, erwiderte ich, nachdem ein kurzes Stoßgebet gen Himmel erfolglos geblieben war. Herr Brissac war noch immer in meinem Büro. Ich musste mich ihm wohl oder übel annehmen. „Nun denn, was ist passiert?“ Er hatte auf der Therapieliege Platz genommen, sah allerdings so aus als wäre er jederzeit bereit aufzuspringen, für den Fall dass sein ominöses Problem plötzlich im Türrahmen erscheinen würde.


- erwiderte ich, nachdem ein kurzes Stoßgebet gen Himmel erfolglos geblieben war. - ich bin quasi die/der Ich-ErzählerIN, aber du hast mir kein *kurzes Stoßgebet* gezeigt. Das müsste zuvor erwähnt werden. Ich lasse jetzt mal den Punkt weg:

"Darf ich mich setzen?"
Ich seufzte. "Na schön."
Wo meine Sprechstundenhilfe abgeblieben war, musste ich danach klären.

- Er hatte auf der Therapieliege Platz genommen, sah allerdings so aus als wäre er jederzeit bereit aufzuspringen, für den Fall dass sein ominöses Problem plötzlich im Türrahmen erscheinen würde. - für mich wieder zu lang und umständlich. Vllt.: Jean Brissac setzte sich auf die Liege. Dabei wirkte er jedoch, als würde er sofort flüchten, wenn *das Schlimmste eintrat*. (Wortspiel, damit würde ich wieder den Bezug zu vorne herstellen)

Zitat:
„Zuerst habe ich nur ihre Stimme hinter mir gehört“, begann er seine Geschichte. „Das war einer dieser Moment, in dem einem nur noch die übelsten französische Flüche durch den Kopf gehen. Ihre Anwesenheit hat mir noch nie Glück gebracht. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen über sie erzählt habe?“


Von der Wortwahl macht er auf mich nicht den *aufgelösten/auf dem Sprung* Eindruck, den du zuvor behauptet hast. Hier wirkt er (auf mich!), als hätte er alle Zeit der Welt.

Zitat:
„Entschuldigen Sie, über wen erzählt haben?“ Herr Brissac schaute mich einen Moment lang verständnislos an, so als müsste mir vollkommen klar sein, über wen zur Hölle er zu sprechen begann. In diesem Moment fiel mir unsere vorletzte Sitzung ein. Es wird doch nicht...?


Auch die Reaktion des Seelenklempners zeigt mir, dass er nicht hetzt/viel Zeit hat. Wenn Brissac wirklich *so hetzen* würde, müsste er ihn bremsen, a la: *Jetzt mal langsam, holen Sie tief Luft.*
*Aber, aber ...*
*Langsam. - So, jetzt der Reihe nach: Wann habe Sie die Stimme gehört?* usw.

Ich stelle mir einen Mann vor, der in Panik ist, alles auf einmal loswerden will, unzusammenhängendes Kauderwelsch erzählt und auf der anderen Seite einen Psychiater, der in bremst/herunterbringen will, damit er überhaupt etwas versteht.

- n diesem Moment fiel mir unsere vorletzte Sitzung ein. Es wird doch nicht...? - geht mir zu schnell, vom *nicht-wissen-was-der-will* zu *ich erinnere mich*

Zitat:
„Jetzt wissen sie's ja doch. Ich rede von Elisabeth. Erinnern Sie sich?“ Wie hätte ich die Beschreibungen über diese Person vergessen können? „Erinnern Sie sich, was ich über sie gesagt habe?“ fragte er erneut.
„Ich glaube, ‚eine vom Wahnsinn zerfressene, verabscheuungswürdige Kreatur‘ war Ihre genaue Wortwahl.“


- „Jetzt wissen sie's ja doch. Ich rede von Elisabeth. Erinnern Sie sich?“ - Ist für mich widersprüchlich. Er ist überzeugt, dass sie es weiß; nennt dann noch einmal die Person und dann folgt: Erinnern Sie sich. - Für mich wäre *entweder-oder*. Entweder: Jetzt wissen Sie's ja doch ./ Sie erinnern sich? - oder: ich rede von Elisabeth.

- „Ich glaube, eine vom Wahnsinn zerfressene, verabscheuungswürdige Kreatur‘ war Ihre genaue Wortwahl.“ - Widerspruch: Ich glaube passt nicht zu: genaue Wortwahl.

Bsp.:
"Ich rede von Elisabeth."
Wie hätte ich diese Person vergessen können?
"Wissen Sie noch, was ich über sie gesagt habe?“
"Ich glaube, Sie nannten sie *eine vom Wahnsinn zerfressene, verabscheuungswürdige Kreatur*.“

Zitat:
Brissac nickte. „Ganz genau. Sie ist mein Intimfeind, meine Achillesferse, meine Vermaledeiung. Sie haben sich über Elisabeth informiert?“ Ich registrierte, dass er durch das Frage-Antwort-Spiel bereits etwas ruhiger geworden war.


- Ich registrierte, dass er durch das Frage-Antwort-Spiel bereits etwas ruhiger geworden war. - Wenn die Feststellung kommt: ... er wurde ruhiger - ist klar, dass es der Ich-Erzähler registriert. Kann also raus. *etwas*  würde ich ebenfalls streichen: Das Frage-Antwort-Spiel beruhigte ihn./wirkte beruhigend auf ihn.

Zitat:
„Das habe ich. Die Blutgräfin. War nicht schön zu lesen. Ich nehme an, die Sache mit den Jungfrauen entspricht der Wahrheit?“ Sechshundertfünfzig Morde, die Gute hatte es sogar ins Guinessbuch der Rekorde geschafft. Mir schauderte bei dem Gedanken, dass sich die Geschichtsbücher in Bezug auf ihren Tod irren sollten – vor exakt vierhundert Jahren, eingemauert in einem zugigen Turmzimmer als Strafe für ihre Grausamkeit.


- Das habe ich. - Ja, im täglichen Leben bestätigen wir das Gesagte vom Gegenüber mehrfach in der Rede. Aber eine reale Rede lesen, ist langatmig. Daher würde ich das streichen. Durch die nachfolgenden Worte wird klar, dass er/sie nachgelesen hat.

- Mir schauderte bei dem Gedanken, dass sich die Geschichtsbücher in Bezug auf ihren Tod irren sollten – vor exakt vierhundert Jahren, eingemauert in einem zugigen Turmzimmer als Strafe für ihre Grausamkeit.  - würde ich umstellen. Damit der Bezug zu ihren Taten nicht unterbrochen wird:
Sechshundertfünfzig Morde! Die Gute hat es sogar ins Guinessbuch der Rekorde geschafft. Zur Strafe wurde sie auf den Tag genau vor vierhundert Jahren in einem zugigen Turmzimmer eingemauert. Mir schaudert bei dem Gedanken, dass sich die Geschichtsbücher bezüglich ihres Todes irren sollten.


Zitat:
„Sie sagte mir einmal, sie sei nur das Opfer einer Intrige. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht mit Bestimmtheit, das war natürlich lange vor meiner Zeit“, erklärte Brissac und fuhr sogleich fort: „Kein Zweifel jedoch, dass sie ein paar Mädchen ermordet hat, auch wenn es vielleicht keine Sechshundertfünfzig gewesen sind. Seitdem ich sie kenne, ist das Töten nur ein Spiel für sie. Ich nehme mir Blut von den Menschen, weil ich es muss. Für sie hingegen ist es ein Hobby. Und am meisten Spaß macht es ihr, wenn sie mich dabei verletzen kann.“


für mich ein Widerspruch: weiß ich es nicht mit Bestimmtheit, das war natürlich lange vor meiner Zeit/Seitdem ich sie kenne, -Wat nu? wurde sie vor seiner Zeit eingemauert oder kannte er sie noch?

Zitat:
„Wo bin ich da nur hinein geraten?“ Unwillkürlich fiel mein Blick auf das Foto meiner kleinen Enkeltochter an der Wand. Bis vor kurzem hatte es noch auf meinem Schreibtisch gestanden, doch ich konnte nicht ertragen, wie jeder dahergelaufene Hund es angaffen und in die Finger nehmen musste.


Liest sich für mich, als sei der Psychiater von der Richtigkeit (Jean ist Vampir und hat das alles erlebt) überzeugt. - gewollt?

- Unwillkürlich fiel mein Blick auf das Foto meiner kleinen Enkeltochter an der Wand. Bis vor kurzem hatte es noch auf meinem Schreibtisch gestanden, doch ich konnte nicht ertragen, wie jeder dahergelaufene Hund es angaffen und in die Finger nehmen musste. - Ähm - verstehe ich nicht. Ich habe auch Bilder auf meinem Schreibtisch stehen. Aber sie stehen so, dass es nur jemand sehen kann, der auf meinem Platz sitzt. Und niemand würde es wagen, sie ohne meine Erlaubnis anzulangen/umzudrehen, der könnte was erleben Mad Wenn dagegen die Bilder an der Wand hängen würden, dann würde sie jeder sehen, der im Raum wäre. Wie soll ich mir das jetzt vorstellen, dass die Bilder auf dem Schreibtisch für jeden zu sehen sind, aber nicht, wenn sie an der Wand hängen?

Zitat:
Brissac antwortete gern auf rhetorische Fragen. „In eine jahrhundertealte Fehde, fürchte ich. Konzentrieren wir uns auf das wesentliche: Ich muss Mila vor ihr beschützen. Sie hat sich ihr bereits angenähert. Jemand wie Mila ist ein dankbares Opfer, nicht nur für mich. Kaum Freunde, allein in einer großen Stadt.“


- Brissac antwortete gern auf rhetorische Fragen. - Entweder du hast bereits mehr geschrieben in der Art, dann ist es eh klar. Oder es ist das erste Mal, aber dann wäre es für mich nicht weiter erwähnenswert.

So, hier breche ich ab. Hoffe, dir hilft das eine oder andere weiter.

LG
Inmutanka


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Ich danke allen, die meine Träume belächelt haben; Sie haben meine Phantasie beflügelt. ... Vor allem aber danke ich all jenen, die mich lieben, so wie ich bin; Sie geben mir die Kraft zum Leben! Danke. (Paul Coelho)
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Leonida
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 30
Beiträge: 92



Beitrag01.12.2014 13:45

von Leonida
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für euer Feedback!

Zunächst... "Sie" ist eigentlich ein Mann Embarassed
Da es sich nur um einen Auszug handelt, wird es in dem Text nicht deutlich.

Stefanie:
Deine Anmerkungen kann ich gut nachvollziehen und werde sie in meiner Überarbeitung berücksichtigen.

Bis auf eins: Dass er ein Vampir ist, weiß der Leser eigentlich schon, denn die Geschichte wird aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt. Die Info seitens des Psychologen habe ich eigentlich nur für's Hochladen hier eingebaut. Brissacs Outing inklusive "Beweis" sowie Reaktion des Psychologen gibt es schon ein Kapitel vorher Rolling Eyes

Inmutanka:
Du hast dir ja echt viel Mühe gemacht, das freut mich sehr smile
Vieles sehe ich genauso, zumindest nachdem du mich mit dem Kopf darauf gestoßen hast. Bei ein paar Dingen bin ich anderer Meinung, was ich kurz begründen werde.

Dass Brissac ein Vampir ist und die Reaktion des Psychologen darauf wird wie schon beschrieben im vorhergehenden Kapitel abgehandelt.

Zitat:
- Er lächelt nervös. Meine Annahme, alle Vampire seien gute Lügner, erwies sich als falsch. - Was unterscheidet dieses *nervöse* Lächeln von einem anderen Lächeln?

Das nervöse Lächeln ist... nervöser als ein normales? Ich tu mich manchmal etwas schwer mit "Show, don't tell". Vielleicht hat jemand eine Idee, wie man dieses "nervöse" Lächeln besser zu Ausdruck bringen kann? Vielleicht "gezwungen"?


Zitat:
- Meine Annahme, alle Vampire seien gute Lügner, erwies sich als falsch. - für mich ist das aus dem bisher gelesenen noch nicht als falsche Annahme entlarvt.

Seine Annahme würde sich ja nicht als falsch erweisen, wenn er gut lügen würde. Umkehrschluss, er lügt schlecht. Mir persönlich gefällt es so, das ist aber sicherlich Geschmackssache.

Zitat:
Zitat:
Zitat:
„Sie sagte mir einmal, sie sei nur das Opfer einer Intrige. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht mit Bestimmtheit, das war natürlich lange vor meiner Zeit“, erklärte Brissac und fuhr sogleich fort: „Kein Zweifel jedoch, dass sie ein paar Mädchen ermordet hat, auch wenn es vielleicht keine Sechshundertfünfzig gewesen sind. Seitdem ich sie kenne, ist das Töten nur ein Spiel für sie. Ich nehme mir Blut von den Menschen, weil ich es muss. Für sie hingegen ist es ein Hobby. Und am meisten Spaß macht es ihr, wenn sie mich dabei verletzen kann.“


für mich ein Widerspruch: weiß ich es nicht mit Bestimmtheit, das war natürlich lange vor meiner Zeit/Seitdem ich sie kenne, -Wat nu? wurde sie vor seiner Zeit eingemauert oder kannte er sie noch?

Brissac ist 1735 geboren. Er hat Elisabeth 1756 kennengelernt und wurde zum Vampir. Ich werde das deutlicher machen!

Zitat:
Liest sich für mich, als sei der Psychiater von der Richtigkeit (Jean ist Vampir und hat das alles erlebt) überzeugt. - gewollt?

Ja, Brissac hat sich ein paar Szenen vorher mit einem Brieföffner die Bauchdecke aufgeschlitzt, es kommt kein Blut, es wächst sofort wieder zu; das reichte dem Pschologen als Beweis.

Zitat:
- Unwillkürlich fiel mein Blick auf das Foto meiner kleinen Enkeltochter an der Wand. Bis vor kurzem hatte es noch auf meinem Schreibtisch gestanden, doch ich konnte nicht ertragen, wie jeder dahergelaufene Hund es angaffen und in die Finger nehmen musste. - Ähm - verstehe ich nicht. Ich habe auch Bilder auf meinem Schreibtisch stehen. Aber sie stehen so, dass es nur jemand sehen kann, der auf meinem Platz sitzt. Und niemand würde es wagen, sie ohne meine Erlaubnis anzulangen/umzudrehen, der könnte was erleben Mad Wenn dagegen die Bilder an der Wand hängen würden, dann würde sie jeder sehen, der im Raum wäre. Wie soll ich mir das jetzt vorstellen, dass die Bilder auf dem Schreibtisch für jeden zu sehen sind, aber nicht, wenn sie an der Wand hängen?

Ja, damit hat auch Stefanie Recht. Es ging mir mehr um das "angrabschen". Es soll auf die Angst des Psychologen um seine Enkeltochter aufmerksam machen. (Die auch schon vorher Thema ist.) Ich werde das nochmal überarbeiten!

Nochmals vielen Dank für all die Hinweise![/i]
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Emmy
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 65
Beiträge: 30
Wohnort: Ruhrgebiet


Beitrag01.12.2014 20:33

von Emmy
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Hallo Leonida,

eine hübsche Idee, der Vampir in Psychotherapie. smile Würde ich vom Thema her gerne als ganzen Text lesen wollen. Sprachlich bleibt es mir zu gleichmäßig auf der Ebene des Überzogenen, Dramatischen. Da könnte es für meinen Geschmack mehr Abstufungen geben. Sowohl der Therapeut, als auch der Vampir sind gleichermaßen dauergestresst, dadurch kann man, wenn das im weiteren Text so bleibt, irgendwann ermüdet werden ("der Stress überträgt sich auf den Leser und führt zur Abstumpfung"). Hier und da etwas weniger Ausschmückungen, zwischendrin ein paar mehr ruhige Sätze würden meiner Meinung nach mehr Dynamik in den Text bringen.

Über eine Sache bin ich inhaltlich gestolpert, nämlich dies "obwohl geistig gesund". Das mag der Therapeut zwar denken, aber um den Vampir überhaupt zu behandeln, sollte er sich doch ein paar Gedanken über eine mögliche Diagnose machen. Vielleicht eine Essstörung? Oder eine Paranoia wegen dieser Elisabeth?

Ich meine, irgendwie soll der Psychologe dem Vampir ja bei seinem Problem helfen, und da müsste er auf seinem eigenen Know-How aufbauen? Aber ich kenne natürlich nicht den weiteren Verlauf deiner Geschichte.

LG, Emmy
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Leonida
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 30
Beiträge: 92



Beitrag04.12.2014 10:51

von Leonida
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Hallo Emmy,

deinen Rat bezüglich der Erzähldynamik nehme ich sehr gerne entgegen. Es ist unruhig, aber der "Nervositätsbogen" des Vampirs dabei trotzdem nicht immer klar nachvollziehbar.

Der Psychologe hat sich in den vorhergegangenen Sitzungen bereits damit abgefunden, dass Jean Brissac tatsächlich ein Vampir ist. Er hat sich auch mit seiner Rolle als Kummerkasten abgefunden - am Anfang musste Brissac gezwungenermaßen ein bisschen drohen. Dabei hat er eigentlich ein sehr hohes Moralbewusstsein und würde die Drohugen niemals wahr machen.
Er geht zum Psychologen, weil er jemanden braucht mit dem er ganz offen reden kann, denn er definiert sich stark über seine sozialen Bedürfnisse.

Das "Problem" namens Elisabeth wird Jean letztlich selbst lösen, bzw. mit seiner Freundin. Der Psychologe hat eigentlich nur die Funktion Jeans Gedanken mehr oder weniger elegant in Szene zu setzen. Vermutlich wird er später auch nicht mehr aus der Ich-Perspektive sprechen, das habe ich nur probeweise erstmal so aufgeschrieben.

Danke fürs Feedback und LG
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Magnus Soter
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 284



Beitrag04.12.2014 11:47
Re: Die Blutgräfin
von Magnus Soter
Antworten mit Zitat

Vampir beim Psychologen? Mal was Neues. Gefällt mir.

Deine Kommasetzung lässt sehr zu wünschen übrig. Darüber hinaus sind mir ein paar Dinge aufgefallen.
Leonida hat Folgendes geschrieben:
Nachdem der letzte Patient gegangen war, genoss ich es oft noch ein paar Minuten an meinem Schreibtisch zu sitzen und den Tag Revue passieren zu lassen. So auch an jenem Nachmittag, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und mich schlagartig aus meinen Gedanken riss. (So auch an jenem Nachmittag, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde, was mich schlagartig aus meinen Gedanken riss. Das klingt auch nicht schön, ist aber grammatisch wenigsten korrekt. Es ginge auch so: So auch an jenem Nachmittag, als plötzlich die Tür aufgerissen und ich schlagartig aus meinen Gedanken gerissen wurde. Besser wäre vielleicht folgendes: So auch an jenem Nachmittag, als plötzlich die Tür aufflog und ich schlagartig aus meinen Gedanken gerissen wurde. Wenn eine Tür auffliegt, wird man übrigens immer aus seinen Gedanken gerissen.)
„Das schlimmste, was passieren konnte, ist eingetreten.“ Es war Herr Brissac, der letzte Mensch auf Erden, den ich nach einem anstrengenden Tag sehen wollte.
„Wie konnten Sie hier einfach reinkommen ohne Termin?“ fragte ich. Er war der schwierigste Patient von allen und das, obwohl er geistig völlig gesund war. Vor ein paar Wochen hatte er mich zu seinem persönlichen Seelenklempner auserkoren und tauchte seitdem in regelmäßigen Abständen bei mir auf, um aus seinem Leben zu erzählen. Was er erzählte war durchaus interessant, aber meinen Argwohn konnte ich nicht einfach deaktivieren. Jean Brissac war ein Vampir - wenn auch einer von der guten Sorte, wie er mir beteuert hatte.
Nun stand er völlig aufgelöst vor meinem Schreibtisch. „Vorne war niemand, ist wohl kurz zur Toilette gegangen.“ Er lächelt nervös. Meine Annahme, alle Vampire seien gute Lügner, erwies sich als falsch. Fragen zu dem tatsächlichen Verbleib meiner Sprechstundenhilfe würde ich später stellen. „Darf ich mich setzen?“ fragte er.
„Na schön“, erwiderte ich, nachdem ein kurzes Stoßgebet gen Himmel erfolglos geblieben war. Herr Brissac war noch immer in meinem Büro. Ich musste mich ihm wohl oder übel annehmen. (Ich musste mich seiner wohl oder übel annehmen.) „Nun denn, was ist passiert?“ Er hatte auf der Therapieliege Platz genommen, sah allerdings so aus als wäre er jederzeit bereit aufzuspringen, für den Fall dass sein ominöses Problem plötzlich im Türrahmen erscheinen würde.
„Zuerst habe ich nur ihre Stimme hinter mir gehört“, begann er seine Geschichte. „Das war einer dieser Moment, in dem einem nur noch die übelsten französische Flüche durch den Kopf gehen. Ihre Anwesenheit hat mir noch nie Glück gebracht. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen über sie erzählt habe?“
„Entschuldigen Sie, über wen erzählt haben?“ Herr Brissac schaute mich einen Moment lang verständnislos an, so als müsste mir vollkommen klar sein, über wen zur Hölle er zu sprechen begann. In diesem Moment fiel mir unsere vorletzte Sitzung ein. Es wird doch nicht...?
„Jetzt wissen sie's ja doch. Ich rede von Elisabeth. Erinnern Sie sich?“ Wie hätte ich die Beschreibungen über diese Person vergessen können? „Erinnern Sie sich, was ich über sie gesagt habe?“ fragte er erneut.
„Ich glaube, ‚eine vom Wahnsinn zerfressene, verabscheuungswürdige Kreatur‘ war Ihre genaue Wortwahl.“
Brissac nickte. „Ganz genau. Sie ist mein Intimfeind, meine Achillesferse, meine Vermaledeiung. Sie haben sich über Elisabeth informiert?“ Ich registrierte, dass er durch das Frage-Antwort-Spiel bereits etwas ruhiger geworden war.
„Das habe ich. Die Blutgräfin. War nicht schön zu lesen. Ich nehme an, die Sache mit den Jungfrauen entspricht der Wahrheit?“ Sechshundertfünfzig Morde, die Gute hatte es sogar ins Guinessbuch der Rekorde geschafft. Mir schauderte bei dem Gedanken, dass sich die Geschichtsbücher in Bezug auf ihren Tod irren sollten – vor exakt vierhundert Jahren, eingemauert in einem zugigen Turmzimmer als Strafe für ihre Grausamkeit.
„Sie sagte mir einmal, sie sei nur das Opfer einer Intrige. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht mit Bestimmtheit, das war natürlich lange vor meiner Zeit“, erklärte Brissac und fuhr sogleich fort: „Kein Zweifel jedoch, dass sie ein paar Mädchen ermordet hat, auch wenn es vielleicht keine Sechshundertfünfzig gewesen sind. Seitdem ich sie kenne, ist das Töten nur ein Spiel für sie. Ich nehme mir Blut von den Menschen, weil ich es muss. Für sie hingegen ist es ein Hobby. Und am meisten Spaß macht es ihr, wenn sie mich dabei verletzen kann.“
„Wo bin ich da nur hinein geraten?“ Unwillkürlich fiel mein Blick auf das Foto meiner kleinen Enkeltochter an der Wand. Bis vor kurzem hatte es noch auf meinem Schreibtisch gestanden, doch ich konnte nicht ertragen, wie jeder dahergelaufene Hund es angaffen und in die Finger nehmen musste.
Brissac antwortete gern auf rhetorische Fragen. „In eine jahrhundertealte Fehde, fürchte ich. Konzentrieren wir uns auf das wesentliche: Ich muss Mila vor ihr beschützen. Sie hat sich ihr bereits angenähert. Jemand wie Mila ist ein dankbares Opfer, nicht nur für mich. Kaum Freunde, allein in einer großen Stadt.“
„Und hat offenbar ein Händchen dafür, sich mit Blutsaugern anzufreunden“, erwiderte ich lakonisch.  „Warum erzählen Sie dem Mädchen nicht, was Elisabeth ist?“
Er legte bedächtig seine Handflächen aneinander. Ich hatte bereits beobachtet, dass ihm diese Geste Halt verschaffte.
„Was würde das ändern? Elisabeth ist nicht auf Milas Freundschaft angewiesen um sie zu töten. Aber wenn Mila plötzlich Bescheid weiß, dann tut sie es womöglich sofort. Es ist wie ein Spiel zwischen Elisabeth und mir. Die Regeln haben sich im Laufe der Jahrhunderte ergeben. Das heißt, für sie ist es ein Spiel, für mich ist es der blanke Horror“, sagte er leidend.
„Aber was will sie damit erreichen?“
„Sie will ihren Sadismus befriedigen indem sie mich quält. Sie freundet sich mit den Mädchen an, umschmeichelt sie und gewinnt ihr Vertrauen, bis ich als Partner kaum noch Einfluss auf meine Freundin ausüben kann. Die Schlinge zieht sich langsam zu.“ Seine Stimme überschlug sich. (Seine Stimme überschlug sich: „Die Schlinge zieht sich langsam zu.“ Ich würde es in dieser Reihenfolge schreiben, sonst liest man zunächst ohne überschlagener Stimme) Ich spürte, dass seine Angst nicht überzogen war.
„Darf ich fragen, wie oft das jetzt schon passiert ist?“ Er begann mit dem Knie zu wippen, was mir sofort auffiel und auf die Nerven ging. „Möchten Sie sich vielleicht hinlegen und ein paar Atemübungen mit mir machen?“
„Unsinn.“ Er sprang auf und fing an wie ein an Hospitalismus leidender Tiger Kreise zu drehen, während er ohne nachzudenken (nachdenken) zu müssen ausführte: „Dreimal. 1835 in Prag, sie hieß Ludmilla. Die zweite hieß Agnes, das war in Wien, kurz nach dem Tod der Kaiserin.“
„1898? Ich habe ein Faible für die Filme“, gestand ich als Antwort auf seinen überraschten Blick. „Und die dritte?“
„Aurelie, Zweiter Weltkrieg. Ich hatte mich der Résistance in Belgien angeschlossen. Plötzlich tauchte Elisabeth auf. Zu diesem Zeitpunkt war mir das Spiel ja bereits bekannt. Hinter meinem Rücken freundete sie sich mit der armen Aurelie an. Wie immer wollte sie dabei zusehen, wie ich verrückt werde vor Machtlosigkeit.“
„Gibt es denn wirklich gar nichts, was sie ihr entgegensetzen können? Pfählen, verbrennen, köpfen?“ Er schnaubte. „Wenn davon etwas funktionieren würde, hätte ich es schon längst getan. Man kann einen Vampir nicht töten. Außerdem ist sie stärker als ich. Mit Gewalt ist ihr nicht beizukommen. Wir müssen eine andere Lösung finden, wie wir Mila retten können.“
„Wir?!“ entwich es mir reflexartig.


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Leonida
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Beitrag04.12.2014 12:05

von Leonida
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Hallo Magnus Soter,

vielen Dank für deine Verbesserungsvorschläge.
Könntest du die Sache mit der Kommasetzung konkretisieren? Ich hatte mich diesbezüglich eigentlich immer recht firm eingeschätzt. Lasse mich aber gern eines besseren belehren.
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag04.12.2014 21:03
Re: Die Blutgräfin
von Constantine
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Hallo Leonida,

ein Vampir, der sich bei seinem Therapeuten Hilfe und Beistand gegen eine ihn stalkende Vampirin erhofft. Die Grundidee finde ich witzig, auch wenn mich die Fixierung der Stalkerin auf Brissac etwas irritiert. Es nur mit Bathorys Sadismus zu erklären, finde ich dürftig. Da müsste mehr kommen, was Bathory dazu motiviert, Brissacs Liebesleben stets zu sabotieren.

Ich finde, beim Therapeuten könntest du noch ein wenig feilen. Er ist übermüdet und Brissac nervt ihn, dass könntest du etwas mehr herausarbeiten, um der Szene mehr Dynamik und deinem Protagonisten nicht zu einem reinen Stichwortgeber verkommen zu lassen.

Ich habe mir die anderen Kommentare nicht angesehen. Vielleicht wurde bereits einiges erwähnt.
Hier meine Anmerkungen. Vielleicht ist etwas Hilfreiches dabei:
Leonida hat Folgendes geschrieben:
Nachdem der letzte Patient Klient Therapeuten haben keine Patienten. gegangen war, genoss ich es oft noch ein paar Minuten an meinem Schreibtisch zu sitzen und den Tag Revue passieren zu lassen. So auch an jenem Nachmittag, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und mich schlagartig aus meinen Gedanken riss.
„Das schlimmste, was passieren konnte, ist eingetreten.“ Es war Herr Brissac, der letzte Mensch auf Erden, den ich nach einem anstrengenden Tag <-- kurz vorher hast du bereits geschrieben, dass er gerne den Tag Revue passieren lässt, Hier nun die Formulierung "nach einem anstrengenden Tag". Würde ich umformulieren, z.B. "nach getaner/anstrengender Arbeit/nach Feierabend". sehen wollte.
„Wie konnten Sie hier einfach reinkommen ohne Termin?“<-- wie wäre es mit "Warum hat sie Charlotte einfach eintreten lassen?" (Komma) fragte ich. Er war der schwierigste Patient von allen und das, obwohl er geistig völlig gesund war. Vor ein paar Wochen hatte er mich zu seinem persönlichen Seelenklempner auserkoren und tauchte seitdem in regelmäßigen Abständen bei mir auf, um aus seinem Leben zu erzählen. Was er erzählte war durchaus interessant, aber meinen Argwohn konnte ich nicht einfach deaktivieren. Jean Brissac war ein Vampir - wenn auch einer von der guten Sorte, wie er mir beteuert hatte.
Nun stand er völlig aufgelöst vor meinem Schreibtisch.
<-- würde ich weglassen oder später in dieser Szene bringen. Erklärt mir im Augenblick etwas zu viel und nimmt der hastigen Szeneneinführung das Tempo. „Vorne war niemand, ist wohl kurz zur Toilette gegangen.“ Er lächelte <-- Präteritum. nervös. Meine Annahme, alle Vampire seien gute Lügner, erwies sich als falsch. Fragen zu dem tatsächlichen Verbleib meiner Sprechstundenhilfe würde ich später stellen. „Darf ich mich setzen?“(Komma) fragte er.
„Na schön“, erwiderte ich, nachdem ein kurzes Stoßgebet gen Himmel erfolglos geblieben war. <-- Den Satz würde ich umkehren: Nachdem ein stummes Stoßgebet erfolglos blieb, erwiderte ich: "Na schön". Herr Brissac war noch immer in meinem Büro. <-- ich denke, der Leser kann sich denken, was sich dein Protagonist wünschen würde. Außerdem deutet dein folgender Satz dies an. Insofern würde ich diesen Satz weglassen. Ich musste mich ihm wohl oder übel annehmen. „Nun denn, Was ist passiert <-- Wortwiederholung zum ersten Satz von Brissac. Mein Vorschlag: geschehen?“ Er hatte auf der Therapieliege Platz genommen, sah allerdings so aus(Komma) als wäre er jederzeit bereit aufzuspringen, für den Fall dass sein ominöses Problem plötzlich im Türrahmen erscheinen würde.
„Zuerst habe ich nur ihre Stimme hinter mir gehört“, begann er seine Geschichte. „Das war einer dieser Momente <-- Plural , in dem einem nur noch die übelsten französischen Flüche durch den Kopf gehen. Ihre Anwesenheit hat mir noch nie Glück gebracht. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen über sie erzählt habe?“
Entschuldigen Sie, Über wen erzählt haben?“ Herr Brissac schaute mich einen Moment lang <-- Wortwiederholung und diese Formulierung nimmt mir etwas das Tempo aus der Szene. Für mich ist dein Protagonist gerade erschlagen vom langen Tag und will zum Punkt kommen, was Brissac von ihm möchte. Dieses "Komm zum Punkt, Brissac!"-Feeling könntest du sprachlich durch etwas Knappheit bewerkstelligen. Würde dies hier weglassen.  verständnislos an, so als müsste mir vollkommen klar sein, über wen zur Hölle er zu sprechen begann <-- Wortwiederholung mit "begann". Warum nicht einfach "sprach"? In diesem Moment <-- erneut die Formulierung "Moment" in kurzer Abfolge. Würde den Satz umformulieren. fiel mir unsere vorletzte Sitzung ein. Es wird doch nicht...?
Jetzt wissen sie's ja doch. Ich rede von Elisabeth. Erinnern Sie sich?“ Wie hätte ich die Beschreibungen über diese Person vergessen können? „Erinnern Sie sich, was ich über sie gesagt habe?"(Komma) fragte er erneut.
Ich glaube, Eine vom Wahnsinn zerfressene, verabscheuungswürdige Kreatur<-- könntest du auch kursiv schreiben, dann sparst du dir die einfachen Anführungszeichen war Ihre genaue Wortwahl.“ <-- wenn du deinen Protagonist hier "genaue Wortwahl" verwenden lässt, stört mich das "Ich glaube". Ich finde, ohne "Ich glaube" bekäme dein Protagonist mehr Schub. Er ist ganz Ohr, ist voll da und will zum Punkt dieses ungebetenen Besuchs kommen.
Brissac nickte. „Ganz genau. Sie ist Meine Intimfeindin, meine Achillesferse, meine Vermaledeiung. Sie haben sich über Elisabeth informiert?“ Ich registrierte, dass er durch das Frage-Antwort-Spiel bereits etwas ruhiger geworden war.
„Das habe ich. Bathory, die Blutgräfin. War nicht schön zu lesen. Ich nehme an, die Sache mit den Jungfrauen entspricht der Wahrheit?“ Sechshundertfünfzig Morde, die Gute hatte es sogar ins Guinessbuch der Rekorde geschafft. Mir schauderte bei dem Gedanken, dass sich die Geschichtsbücher in Bezug auf ihren Tod irren sollten – vor exakt vierhundert Jahren, eingemauert in einem zugigen Turmzimmer als Strafe für ihre Grausamkeit.
„Sie sagte mir einmal, sie sei nur das Opfer einer Intrige. Ehrlich gesagt weiß Ich weiß es nicht mit Bestimmtheit, das war natürlich lange vor meiner Zeit“, erklärte Brissac und fuhr sogleich fort: „Kein Zweifel jedoch, dass sie ein paar Mädchen ermordet hat, auch wenn es vielleicht keine Sechshundertfünfzig gewesen sind. Seitdem ich sie kenne, ist das Töten nur ein Spiel für sie. Ich nehme mir Blut von den Menschen, weil ich es muss. Für sie hingegen ist es ein Hobby. Und am meisten Spaß macht es ihr, wenn sie mich dabei verletzen kann.“ <-- wie ist das gemeint? Ich finde, du könntest dies umformulieren.
„Wo bin ich da nur hinein geraten?“ Unwillkürlich fiel mein Blick auf das Foto meiner kleinen Enkeltochter an der Wand. Bis vor kurzem hatte es noch auf meinem Schreibtisch gestanden, doch ich konnte nicht ertragen, wie jeder dahergelaufene Hund <-- ich finde, diese Formulierung passt nicht zum Einstieg in dieses Kapitel, in welchem dein Protagonist noch von Klienten spricht. Wenn dein Protagonist diese Meinung über seine Klienten hat, dann würde ich diese Haltung bereits von Anfang an beschreiben. es angaffen und in die Finger nehmen musste. <-- So ganz verstehe ich diesen Blick auf das Bild in dieser Szene nicht. Es kommt unvermittelt, führt nirgends hin und wird nicht ausgearbeitet, warum dein Protagonist jetzt gerade daran denken muss, warum das Bild an der Wand hängt. Es ist zusammenhangslos zur Szene. Wenn du das behalten möchtest, lass doch Brissac einen Blick auf das Bild werfen oder versuch dieses Bild irgendwie in deine Diaologszene einzubauen. In dieser Form steht es mir unvermittelt und zusammenhangslos im Raum.
Brissac antwortete gern auf rhetorische Fragen. „In eine jahrhundertealte Fehde, fürchte ich. Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche: Ich muss Mila vor ihr beschützen. Sie hat sich ihr bereits angenähert. Jemand wie Mila ist ein dankbares Opfer, nicht nur für mich. Kaum Freunde, allein in einer großen Stadt.“
„Und hat offenbar ein Händchen dafür, sich mit Blutsaugern anzufreunden“, erwiderte ich lakonisch.  „Warum erzählen Sie dem Mädchen nicht, was Elisabeth ist?“
Er legte bedächtig seine Handflächen aneinander. Ich hatte bereits beobachtet, dass ihm Diese Geste verschaffte ihm Halt verschaffte.
„Was würde das ändern? Elisabeth ist nicht auf Milas Freundschaft angewiesen(Komma) um sie zu töten. Aber wenn Mila plötzlich Bescheid weiß, dann tut sie es womöglich sofort. Es ist wie ein Spiel zwischen Elisabeth und mir. Die Regeln haben sich im Laufe der Jahrhunderte ergeben. Das heißt, für sie Elisabeth ist es ein Spiel, für mich ist es der blanke Horror., sagte er leidend.
„Aber was will sie damit erreichen?“
„Sie will ihren Sadismus befriedigen(Komma) indem sie mich quält. Sie freundet sich mit den Mädchen an, umschmeichelt sie und gewinnt ihr Vertrauen, bis ich als Partner kaum <-- "kaum" bedeutet nicht, dass er keinen Einfluss mehr hat, oder? Welchen Minimaleinfluss hat er noch auf seine Freundinnen gegenüber Elisabeth? noch Einfluss auf meine Freundinnen <-- du sprichst von "den Mädchen" (Plural), somit mMn auch Freundinnen ausüben kann. Die Schlinge zieht sich langsam zu.“ Seine Stimme überschlug sich. Ich spürte, dass seine Angst nicht überzogen war.
Darf ich fragen, Wie oft das jetzt schon passiert ist?“ Er begann mit dem Knie zu wippen, was mir sofort auffiel und auf die Nerven ging. „Möchten Sie sich vielleicht hinlegen und ein paar Atemübungen mit mir machen?“
„Unsinn.“ Er sprang auf und fing an(Komma) wie ein an Hospitalismus leidender Tiger(Komma) Kreise zu drehen, während er ohne nachzudenken nachdenken zu müssen ausführte <-- woher weiß der Protagonist, dass Brissac seine Antwort ohne nachdenken zu müssen gibt? : „Dreimal. 1835 in Prag, sie hieß Ludmilla. Die zweite hieß Agnes, das war in Wien, kurz nach dem Tod der Kaiserin.“
„1898? Ich habe ein Faible für die Filme“, gestand ich als Antwort auf seinen überraschten Blick. <-- vielleicht hier die Reihenfolge ordnen. Zuerst die 1898, dann Brissacs überraschter Blick und dann die Antwort mit dem Faible für die Sissi-Filme. „Und die dritte?“
„Aurelie, Zweiter Weltkrieg <-- du hast 2x Jahreszahlen genannt und nun einen Zeitraum 1939-45. Würde hier auch eine konkrete Jahreszahl und die belgische Stadt nennen, schließlich weiß Brissac, wann und wo er Aurelie kennengelernt hat. Ich hatte mich der Résistance in Belgien angeschlossen. Plötzlich tauchte Elisabeth auf. <-- woher weiß Elisabeth, wo sie Brissac stets findet? Hat Brissac eine Vermutung? Zu diesem Zeitpunkt war mir das Spiel ja bereits bekannt. Hinter meinem Rücken freundete sie sich mit der armen Aurelie an. Wie immer wollte sie dabei zusehen, wie ich verrückt werde vor Machtlosigkeit.“
„Gibt es denn wirklich gar nichts, was sie ihr entgegensetzen können? Pfählen, verbrennen, köpfen?“ Er schnaubte. „Wenn davon etwas funktionieren würde, hätte ich es schon längst getan. Man kann einen Vampir nicht töten. Außerdem ist sie stärker als ich. Mit Gewalt ist ihr nicht beizukommen. Wir müssen eine andere Lösung finden, wie wir Mila retten können.“
„Wir?!“(Komma) entwich es mir reflexartig.


Gerne gelesen!

LG,
Constantine
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Magnus Soter
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Beitrag04.12.2014 23:27

von Magnus Soter
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Leonida hat Folgendes geschrieben:
Könntest du die Sache mit der Kommasetzung konkretisieren?

Das hat Constantine jetzt gemacht. Wahrscheinlich kann sie das auch besser als ich.
Für meinen Geschmack ist die Kritik von Constantine zu überzogen. Vermutlich würde die Beachtung der Kritik einen besseren Text daraus machen, doch wäre es nicht mehr dein Text, nicht mehr dein Stil. Aber lernen kann man daraus auf jeden Fall, und nicht nur du. Wink

Gruß, Klaus


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Beitrag04.12.2014 23:29

von Leonida
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Vielen Dank, Constantine, für dein ausführliches Feedback smile

Bei fast allem muss ich dir Recht geben. Ein paar ziemlich blöde Fehler hatte ich bis heute nicht bemerkt, die vier fehlenden Kommata und das Präsens-Lächeln. (KA, warum ich die Kommata vergessen habe, denn die Regel ist mir eigentlich bewusst. Magnus Soter, hast du dich "nur" auf diese bezogen oder meinst du noch etwas anderes?)

In meiner Geschichte gibt es insgesamt nur drei Vampire. Nicht, dass Elisabeth ihn ernsthaft stalken würde. Sie möchte auch nicht seine Freundin sein. Ihre von Zeit zu Zeit (wenn ihr die Ewigkeit mal wieder langweilig wird) aufkeimende Fixierung zielt eher auf Provokation ab. Es schwingt auch ein ganz subtiles sexuelles Interesse mit, allerdings im Rahmen ihrer Paraphilie.

LG
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Beitrag04.12.2014 23:34

von Leonida
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Oh, fast gleichzeitig geschrieben, Klaus Laughing

Gut, dann weiß ich bezüglich der Kommata Bescheid, danke.

Und wenn ich die Wahl zwischen einem meinem eigenen Stil und einem besseren Text habe, entscheide ich mich für...? Rolling Eyes
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Beitrag04.12.2014 23:39

von Magnus Soter
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Leonida hat Folgendes geschrieben:
Magnus Soter, hast du dich "nur" auf diese bezogen oder meinst du noch etwas anderes?

Auf Anhieb vermisse ich ein Komma hinter "oft" im ersten Satz. Ich guck mir den Text morgen noch mal an, so ich dazu komme.


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Beitrag04.12.2014 23:41

von Magnus Soter
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Leonida hat Folgendes geschrieben:
Und wenn ich die Wahl zwischen einem meinem eigenen Stil und einem besseren Text habe, entscheide ich mich für...? Rolling Eyes

Ja, klar, aber das braucht viel Zeit. Es muss sich entwickeln. Ich habe in den letzten drei Jahren viel daran gearbeitet und bin noch lange keine Bestsellerautor. cry


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Beitrag04.12.2014 23:50

von Leonida
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Zitat:
Nachdem der letzte Patient gegangen war, genoss ich es oft noch ein paar Minuten an meinem Schreibtisch zu sitzen und den Tag Revue passieren zu lassen.


Nach dem "oft" folgt aber kein Prädikat mehr!
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Beitrag05.12.2014 00:22

von Magnus Soter
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Leonida hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Nachdem der letzte Patient gegangen war, genoss ich es oft noch ein paar Minuten an meinem Schreibtisch zu sitzen und den Tag Revue passieren zu lassen.


Nach dem "oft" folgt aber kein Prädikat mehr!

Aber eine Infinitivgruppe. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das Komma hier nicht verpflichtend, in diesem Fall aber empfehlenswert, um die Gliederung zu verdeutlichen.

Zitat:
Nachdem der letzte Patient gegangen war, genoss ich es oft, noch, ein paar Minuten, an meinem Schreibtisch zu sitzen und den Tag Revue passieren zu lassen.

Das sind mögliche Gliederungen, die ohne Kommas unklar bleiben.
Falls ich mich hier verrenne, mögen mir die alten Hasen mal auf die Finger klopfen.


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Beitrag05.12.2014 10:10

von Leonida
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Du hast sicherlich Recht, dass ein Komma nicht falsch wäre... ich tendiere ehrlich gesagt eher zu "je weniger desto besser".
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Magnus Soter
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Beitrag05.12.2014 10:42

von Magnus Soter
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Lies es dir doch mal ohne jegliche Pause selbst vor. Mit einer kleinen Pause klingt es gefälliger. Außerdem kannst du mit dem Komma den Fokus auf einen Teil der Aussage setzen. Das macht deutlicher, was du überhaupt zum Ausdruck bringen möchtest. Mir sagt der Satz mit einem Komma hinter "oft" jedenfalls etwas Anderes als mit einem Komma hinter Minuten. Ohne Komma bleibt eine Unsicherheit, was dir zu sagen wichtig war. Natürlich kann man es auch dem Leser überlassen, zu verstehen was er möchte.

Gruß, Klaus


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Beitrag05.12.2014 11:43

von hwg
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Unter "Die Blutgräfin" findet man auf Google jede Menge Hinweise.
Deshalb ist unbedingt ein anderer Titel erforderlich.
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Leonida
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Beitrag05.12.2014 11:47

von Leonida
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Hallo hwg,
meinst du einen anderen Romantitel? Meine Lesprobe habe ich hier im Forum nur auf die Schnelle "Die Blutgräfin" genannt, damit potenzielle Testleser einschätzen können, dass es um Vampire und genau genommen Elisabeth Báthory geht.
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hwg
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Beitrag05.12.2014 11:59

von hwg
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Dann ist's ja okay. Für eine Veröffentlichung wäre jedoch unbedingt ein anderer Titel angebracht... Wink
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Risiko
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R


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R
Beitrag05.12.2014 13:06

von Risiko
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Hallo Leonida,
eine interessante Geschichte. Ich bin nur ein kleines Licht, denke mir aber,
ein bisschen Humor kann inhaltlich nicht schaden.

Z.B.

Nachdem der letzte Patient verschwand,
legte ich mich zur gewohnheitsmäßigen fünfminütigen Entspannung auf die noch angewärmte Couch und ließ meine dürstenden Lippen an der langersehnten Zigarre nuckeln und am Whiskyglas nippen.

Doch an diesem Nachmittag riss unerwartet ein Unhold die Türe auf und mich aus den Tag-Revue-Gedanken.


LG P.
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