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An der Wegkreuzung

 
 
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag02.11.2014 20:00
An der Wegkreuzung
von Einar Inperson
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Manchmal stehe ich an dieser Kreuzung. Die Vorstellung, den anderen Weg einzuschlagen, ihn konsequent zu durchschreiten, an allem vorbei, was mir Umkehr nahelegen könnte, diese Vorstellung lässt mich verharren. Gelegentlich will es mir scheinen, der täglich eingeschlagene Weg sei eben genau der andere, den ich einst bereits gewählt hatte.
 
Das grüne Männchen leuchtete mir entgegen. Komm, schien es mich aufzufordern. Komm herüber, tu den ersten Schritt, für dessen Sicherheit ich bürge. Und immer hatte ich diese Straße also überquert. War es Affekt oder Idee? Gab es einen anderen Grund als dieses grüne Männchen, der mir Antrieb gewesen sein könnte?

Und heute war wieder so ein Tag. Doch statt den sicheren Schritt zu tun, setzte ich mich auf den Rand der Beeteinfassung, griff in die Jackentasche, holte die Zigarettenschachtel heraus, nahm eine Zigarette, zündete sie an, tat den ersten Zug und kehrte dem Ampelmann den Rücken zu. Und irgendetwas war anders. Ich spürte das. Nur Illusionen gab ich mich keinen hin, derer ich mich doch nur voller Scham hätte bedienen können und so war da nichts an Initiative, sondern lediglich die eigenartige Stimmung, die mich überkam, hervorgerufen von der milden Brise dieses Herbsttages. Einfach ein Mann, der an einem warmen Tag im Oktober des Jahres 2014 auf sonnengewärmtem Stein saß und eine Zigarette rauchte, die nach Vergangenheit schmeckte. Dieser Mann dachte zurück, während die Zigarette Zug um Zug die Ingredienzien verbrannten Tabaks in seine Lungen abgab.
  
Er sah den Jungen, der er gewesen war, über die Wiese rennen.
„Du kriegst mich nicht! Du kriegst mich nicht!“
„Thomas.“
Der Junge drehte sich um und sah das Mädchen fallen, dann begann er zu laufen. Schneller, schrie es in ihm. Warum, wusste er nicht und auch nicht, wie schnell er laufen konnte. Schon von weitem begann er zu rufen.
„Hilfe! Hilfe!“
Als die Leute herbeikamen, schwieg er, stemmte seine linke Hand in die schmerzende Seite und streckte den rechten Arm in die Richtung, wo Solveig im Gras lag. Die Männer und Frauen und einige Kinder eilten zu der Stelle, die er ihnen gewiesen hatte. Mit beiden Händen auf den Knien und heftig pumpend, widerstand er dem Drang, den Leuten zu folgen. Derart gebeugt dastehend, verfolgte er das Geschehen.
   
Sie hatten ihn belobigt. Ein Artikel in der lokalen Zeitung hatte seine Mutter stolz gemacht und sein Vater kam noch lange Zeit später beim sonntäglichen Frühschoppen in den Genuss von spendiertem Bier für ein, wie zufällig, fallen gelassenes: “Das war mein Sohn.“ Immer dann, wenn das Gespräch in der Kneipe auf jenen Tag kam und es kam unweigerlich auf jenen Tag noch lange Zeit. Worauf ein Stimmengewirr einsetzte, als hörten die immer gleichen Gäste davon zum ersten Mal. Und als besönnen sich dann alle, folgte ein bedrücktes Schweigen, dessen Ende ein geräuschvolles Räuspern vorausging, und meist wuschelte jemand dem Jungen noch kurz durchs Haar. „Willst ne Cola?“ Ihm schmeckte die Cola, von der er seiner Mutter nicht erzählen durfte, und wenn er ausgetrunken hatte, ging er rüber in die Kirche in den Kindergottesdienst und entschuldigte sich bei Gott jedes Mal, dass er seiner Mutter die Cola verschwieg und hatte ihretwegen, wegen der Cola, nicht wegen der Mutter, ein schlechtes Gewissen, auch nicht wegen des Verschweigens, sondern wegen Solveig, nämlich weil er sie, die Cola, sich schmecken ließ. Nach der Kirche holte er den Vater ab und beide gingen nach Hause, wo das Mittagessen bereits fertig war.

Der Junge aber ging am liebsten allein in den angrenzenden Wald, der kein Wald war, allenfalls eine mehrreihige Ansammlung von Bäumen. Dort war einer, dessen Namen er nicht kannte, der aber wie eine große Schale auseinandergewachsen war, in die er sich hineinsetzen und geborgen fühlen konnte und sich wieder über die Wiese laufen sehen konnte und sich nicht rufen hörte, dass sie ihn nicht kriegen würde und darum Solveig auch nicht gefallen war. Und der Wald, der kein Wald war, aber groß genug, dass niemand die Tränen sah, denn Indianer weinen nicht, dieser Wald gab ihm die Freiheit, herauslassen zu können, was ihm den Brustkorb zuschnürte. „Aaahhh!“

Krah. Krah. Ich blickte auf. Eine Krähe auf einer nahen Birke schaute mich an. Wie tief so ein Vogel in uns hineinsehen kann. Ich erinnerte mich an die Fabeln, die sich meine Mutter für mich ausgedacht hatte. Die Zigarettenschachtel war mittlerweile leer. Ich zerknüllte sie, stand auf und schmiss sie in den überfüllten Papierkorb an der Ampel. Dass die Schachtel wieder herausfiel, störte mich nicht, dennoch bückte ich mich, hob sie auf und umschloss sie mit der Hand. Vielleicht tat ich es, weil ich in dem Moment eine Entscheidung getroffen hatte. Ich verteidige mich nicht. Ich hatte keine klare Vorstellung davon, was ich wirklich wollte. Vielleicht war es ein Impuls unbewusster Loyalität oder die Konsequenz eines dieser ironischen Zwänge, die in den Gegebenheiten der menschlichen Existenz lauern. Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Aber ich ging hin.

Der Friedhof lag viele Gehminuten von der Kreuzung entfernt. Auf dem Weg stoppte ich bei einem Zigarettenautomaten, zog eine Schachtel und blickte, während ich sie öffnete, zurück. Die Kreuzung war in der Ferne zu erkennen. Zu weit entfernt, um den Lockungen des Ampelmanns noch zu erliegen. Rauchend, mit der linken Hand immer noch die zerknüllte Packung umfassend, bis ich sie in einer zum Leeren abgestellten privaten Mülltonne entsorgte, ging ich weiter.
 
Im Friedhofsbüro fragte ich nach dem Grab. Der Friedhofsverwalter durchsuchte kurz das Bestattungsverzeichnis. „Kommen Sie mal mit vor die Tür.“ Er stemmte seinen massigen Körper hoch und ging mir voraus nach draußen. Dort schwirrte sein fleischiger Zeigefinger durch die Luft, dass mir fast schwindelig wurde. „Das Grab befindet sich direkt an der Wegkreuzung. Gegenüber ist eine rote Bank unter einer Kastanie. Wir haben auf diesem Friedhof noch einen Quadranten mit gelben Bänken, dann, den blauen und den grünen Quadranten. Schwarze oder weiße Bänke gibt es nicht. Sie müssen zum roten Quadranten.“ Ich versuchte erst gar nicht, mich der einem Bienentanz gleichenden Bewegungen des Friedhofsverwalters zu erinnern, sondern folgte den Hinweisschildern. An jeder Wegkreuzung las ich die Namen auf den Grabsteinen. Es gab Tote, die lange gelebt hatten und andere die nur ein kurzes Leben lebten. Keiner von denen an den Wegkreuzungen, deren Lebensdaten ich nachgerechnet hatte, war so jung gestorben wie Solveig. Das richtige Grab zu finden, war schlussendlich ganz leicht. Die Frau, die dort das Unkraut zupfte, war ohne Zweifel Solveigs Zwillingsschwester. Ihr flachsblondes Haar war unverkennbar. Einen Moment zögerte ich, denn diese Begegnung hatte ich nicht erwartet. Mit mulmigem Gefühl ging ich auf sie zu.

„Berit?“
Sie erhob sich aus der gebückten Haltung und sah mich an. Ich spürte, dass sie mich nicht einordnen konnte.
„Ich bin Thomas.“
„Thomas?“ Ihre Augen wurden ein wenig größer, als sie mich musterten. Berit hielt den Kopf schief. Ich hätte gerne gewusst, was sie jetzt dachte. Einen Augenblick später entspannte sie und reichte mir ihre erdbraun gefärbten Hände entgegen. Unter dem Sand fühlte ich schwielige, rissige Haut.
„Trägst du nie Handschuhe?“
„Niemals, sonst spüre ich sie doch nicht.“ Sie warf einen Blick auf das Grab. „Ich bin für heute fertig. Du kannst dich ja zu mir setzen, sobald du magst.“ Berit ließ mich stehen und ging zur Bank.

Woher kamen die Tränen so plötzlich? Ich weinte still. Überrascht erkannte ich, wieviel Schmerz auch nach Jahrzehnten noch immer in mir war. Die salzige Flüssigkeit brannte in meinen Augen. Abrupt drehte ich mich ab. Während der wenigen Schritte bis zur Bank tupfte ich mir mit einem Taschentuch die Feuchtigkeit ab.

„Ich bin jede Woche hier“, begann Berit das Gespräch, nachdem ich mich neben sie gesetzt hatte. „Ich wundere mich, dass wir uns in all den Jahren noch nie getroffen haben.“
„Ich bin heute das erste Mal hier. Ich musste den Friedhofsverwalter sogar erst nach dem Grab fragen.“
„Ja, die Beerdigung ist schon viel zu lange her. Wir waren Kinder.“
„Ich war noch nie hier am Grab. Auch nicht bei der Beerdigung.“
„Daran erinnere ich mich nicht mehr. Du warst unser bester Freund, den ich vorhin nicht erkannt habe. Durftest du nicht dabei sein?“
„Nein, im Gegenteil. Ich durfte dabei sein, ich sollte dabei sein, aber ich konnte es nicht. Ich war mit meiner Mutter auf dem Weg zum Friedhof. Mein Vater war auf der Arbeit. Auf halben Weg hatte ich plötzlich einen Baum umklammert und war nicht zu bewegen weiterzugehen. Meiner Mutter blieb nichts anderes übrig, als mit mir umzukehren. Zu Hause bin ich dann aus dem Fenster geklettert und in den Wald rein und von da bis zur Kreuzung und über die Straße und dann immer weiter. Die Polizei hat mich später aufgelesen und zurückgebracht.“
„Richtig, du warst der Junge, der von der Polizei zurückgebracht wurde. Dass ich das vergessen habe.“
„Das war der Tag, an dem deine Schwester beerdigt wurde.“
"Ja natürlich. Warum bist du abgehauen?“
„Ich war schuld.“
„Du auch?“
„Was meinst du?“
„Ich war auch schuld. Das habe ich lange in mich hineingefressen. Solange, bis ich ziemlich krank geworden bin. Dabei sollte man annehmen, dass man als Erwachsene weiß, dass ein kleines Mädchen, das wegen einer Blinddarmoperation im Krankenhaus liegt, keine Schuld daran haben kann, wenn seine Schwester an einem nicht erkannten, angeborenen Herzfehler stirbt.“
„Solveig hatte einen Herzfehler?“
„Hast du das nicht gewusst?“
„Nein.“
„Hätte das etwas geändert?“
„Nein.“
„Ich verstehe das. Ich fahre seit neunundzwanzig Jahren einmal die Woche hundertvierzig Kilometer eine Strecke. Ich bin jetzt nicht mehr krank, aber ich kann nicht anders.“
„Weißt du, manchmal sehe ich noch, wie sie fällt. Nein, das ändert nichts. Ich habe dich übrigens an den Haaren erkannt. Ihr habt dieselbe Haarfarbe.“
Berit lächelte und umarmte mich.
„Es ist schon spät. Ich muss jetzt aufbrechen“, sagte sie.

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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag02.11.2014 22:14

von Einar Inperson
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Einar Inperson hat Folgendes geschrieben:
Ich verteidige mich nicht. Ich hatte keine klare Vorstellung davon, was ich wirklich wollte. Vielleicht war es ein Impuls unbewusster Loyalität oder die Konsequenz eines dieser ironischen Zwänge, die in den Gegebenheiten der menschlichen Existenz lauern. Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Aber ich ging hin.
                             aus: Conrad, J. (1899/2012) Heart of Darkness. Penguin Books. New York. (Übersetzung: Bananenfischin)

So, da bist du also.

Bist sicher kein Genre, das nicht. Genauso sicher nicht aufregend experimentell, mit Ecken und Stolperstellen, die den Leser zurückkehren lassen, zu schauen, was ihn denn da vom zügigen geraden Weg weggerissen hat. Aber E willst du sein. Gut, nicht gerade Hochliteratur, aber bei A-Z könnte man dich finden, wenn man dich denn suchen würde.

Nun schauen wir mal, wie es dir ergeht.
Wird es Kritiker geben, die anmerken, dass 2014 nicht ausgeschrieben ist, oder welche die Wortwiederholungen wie "noch lange Zeit", oder "Ferne und entfernt" ankreiden, oder welche, die die gewählten Zeiten anprangern, oder werden sie Redundanzen bemängeln, nicht wenigstens manche Sätze in der Länge als absurd und andere als nur gewollt, wo dies doch alles genauso gewollt war, wie es im Text steht. Schauen wir einmal.

Leider auch diesmal wieder die Berechtigung von Schreibfehler Hinweisen. Einar, das lernst du nie, einmal fehlerfrei zu schreiben.

Und die Geschichte. Liegt offen. Ohne Fallstricke. Einfach durcherzählt. Also einfach eine Geschichte. Also einfach eine einfache Geschichte. Mehr nicht. Nichts Doppelbödiges. Aber rein gar nichts. Ahnen kann man, dass mancher vielleicht zu Beginn mehr Lebendigkeit gewünscht hätte und den Schlussdialog etwas umfangreicher, dazu hätte vielleicht etwas gestrichen werden müssen, so z.B. die Szene mit dem Friedhofsverwalter, die braucht es gar nicht und so manches Füllwort könnte aus dem Text genommen werden dafür.

Dann wärst du aber ein anderer, von anderen geschrieben und mir gefällst du, wie du bist. Außer, wie gesagt, diese dummen Fehler.

Aber wahrscheinlich ist das alles Unsinn. Und die Einschläge treffen auf ganz andere Stellen. Hach, bin ich neugierig.

Und nun will ich lesen, lesen, lesen.

So, ich habe gelesen. Nun willst du sicher wissen, wie es um dich steht. Da sind einige Texte, die haben sich mutig und unangepasst, aufregend geschrieben, hierhin gewagt, fragten nicht, wie sehr sie den Leser forderten, aufmerksam immer wieder zurückzukehren und sich in sie hineinzuarbeiten. Andere Texte trauten sich mit unerhörten Themen, riefen laut, ja wir können anders. Einige waren Genre hin, Genre her einfach spannend und da stehst du, so betulich, wie langsam von einer zarten Brise verwehter Qualm, und du willst wissen wo du stehst?

Freue dich, wenn es dir gelingen sollte, im Vorderfeld der zweiten Hälfte einen Platz zu finden.


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
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Lese Lina
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Beitrag03.11.2014 01:45

von Lese Lina
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Großartig!

Die Angst einen neuen anderen Weg einzuschlagen, die Rückblende ins Kindesalter und die Auflösung im Jetzt.

Liebe Grüße
Lese Lina
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fancy
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Beitrag03.11.2014 14:43

von fancy
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Gefällt mir gut deine Geschichte. Ich komme zurück, wenn ich die anderen gelesen habe.

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Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

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gold
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Beitrag03.11.2014 21:51

von gold
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Hallo Inko,

die Anfangsszene finde ich gut beschrieben. Im weiteren Verlauf verliert der Text, da er auf mich etwas banal wirkt.

Sorry

LG gold


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saher
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Beitrag03.11.2014 22:14

von saher
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So ein stimmiger Text. Die Neuen Wege sind gut umgesetzt. Die Sprache ist nach meinem Dafürhalten in Ordnung. Flüssig.

Das "(...)sobald du magst." sollte vielleicht ein falls/wenn du magst sein,  oder? Es hat mich nur im Lesefluss ein wenig stocken lassen.

Ein einziges Manko hat die Geschichte in meinen Augen: Sie wirkt, vor allem am Ende zu bemüht. Bemüht, dass der neue Weg einen Sinn macht, etwas ändert. Was er im Endeffekt dann auch tut. Der Prota ist mit seinen Schuldgefühlen nicht mehr allein. Aber gerade das hat es mir irgendwie wieder verdorben, das Lesevergnügen, das du so gekonnt bereitest: Es ist eine Entwicklung der Dinge, die vielleicht in einem Roman im Laufe von hundert Seiten glaubwürdig gewesen wäre. Klar, hier hat man uns keine hundert Seiten gegeben, daher ist es auch nicht deine, sondern BF und SLs Schuld (Harrrharrr). Aber, um einer Person solche Dinge anzuvertrauen, braucht es mMn mehr als ein paar Minuten auf einer Friedhofsbank. Klar, man hat die Verstorbene gekannt, aber solche Schuldgefühle, die Jahrelang an einem nagen, die gibt man nicht im Smalltalk weniger Minuten ab. Ist bloß meine Meinung und vielleicht zu vernachlässigen, wenn man bedenkt, dass das Ganze 10000 Zeichen nicht übersteigen durfte...Ich finde es nur schade, da ich den Text mag. Er berührt  mich - bis auf das Ende.

Danke für deine Geschichte. Ich habe sie gern gelesen.
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Lapidar
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Beitrag03.11.2014 22:57

von Lapidar
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Diese Geschichte gefällt mir. Ich verstehe sie und ich finde, das Einfügen des Zitats ist gut gelungen.

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Akiragirl
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Beitrag05.11.2014 01:14

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Hallo Inko!

Ich versuche, jedem Text des Wettbewerbs einen kurzen Kommentar dazulassen, bitte aber um Verständnis dafür, dass ich denjenigen, die Punkte von mir bekommen, ausführlicher schreibe und allen anderen nur kurz umreißen kann, warum es nicht zu Punkten gereicht hat.

Warum ich keine Punkte vergeben habe:
- das Bild einer Kreuzung für mögliche Wege der Vergangenheit finde ich ausgelutscht
- viele Formulierungen wirken aufgeblasen, als hätte der Autor versucht, dem E des Wettbewerbs gerecht zu werden und sich dafür arg verbiegen müssen („will es mir scheinen“, „den ich einst bereits gewählt hatte“, „derer ich mich (…) hätte bedienen können“ usw.)
- die Rückblende in die Kindheit wirkt deplatziert und fügt sich nicht gut in die Geschichte
- oftmals sehr umständliche Formulierungen (sollen auch E wirken?), wie das ewige Hin und Her mit der Cola oder dem Wald, der kein Wald ist
- Zitat fügt sich nicht so wirklich ein, insb. die Loyalität ergibt für mich im Kontext keinen Sinn
- Dialogpart ab „Ich war auch schuld. Das habe ich (…)“ wirkt sehr unnatürlich und dient einzig dem Infodumping

Liebe Grüße
Anne


_________________
"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
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hobbes
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Beiträge: 4294

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag05.11.2014 11:13

von hobbes
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Zitat:
„Trägst du nie Handschuhe?“
„Niemals, sonst spüre ich sie doch nicht.“

Das ist so ungefähr die Stelle, an der du für mich aus der Reihe der potentiellen Punktekandidaten herausgeflogen bist.
Und klar, natürlich habe ich weitergelesen, nur: es wurde nicht besser.

Das ist mir zu pathetisch und trotz sämtlicher "na ja, Menschen handeln nun mal nicht logisch, gerade in solchen Fällen" zu sehr an den Haaren herbeigezogen, um dadurch noch mehr auf die Tränendrüse zu drücken.

Um das mit der zitierten Stelle zu begründen:
Sie haben sich 29 Jahre nicht gesehen und das ist das erste, was er fragt? Ja, gut, je nachdem wie man das macht, könnte es passen. Weil er dermaßen neben sich steht oder sonstwas. Aber davon steht nichts im Text.

Und sie erzählt ihm dann munter ihr ganzes Seelenleben, einfach so. Auch hier: Ja, gut, könnte passen, Menschen handeln so, aber warum handeln sie so, was führt dazu, wie geht es ihnen damit -> steht auch nicht im Text.
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag05.11.2014 20:10

von holg
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Ich versuche mich mal an einer Art Schema. Anders komme ich der Flut an Texten in der kurzen Zeit nicht bei. Ich vergebe jeweils 1 bis 5 rein subjektive Punkte.

Originalität der Story    2
Sprache                       3
Stil                              2
Relevanz                      1
Das Zitat eingefügt       2
Aufbruchstellen            2 (immerhin das Thema)
E.igkeit                        1

Highlights
Der verquaaste erste Abschnitt, das Tempushüpfen nimmt mir schon anch zwei Abschnitten den Spaß an der Geschichte.
Der dritte beginnt mit einer Schritt-für-Schritt Beschreibung, die mir endgültig den Rest gibt.
Dann springt der Text zwischen "Er" und "Ich".
Das fällt stilistisch zu sehr gegen meine Favoriten ab.

Das Zitat steht Richtung Textmitte. ich kann zu den Schlagwörtern  Verteidigung, Loyalität und (ironischer) Zwang kaum Bezug feststellen.

Ich finde, es fehlt ein wenig Tiefe, Mehrschichtigkeit und Stil, um in die Punkte zu kommen.

Gesamteindruck            2


_________________
Why so testerical?
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag05.11.2014 21:19

von Constantine
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Bonjour!

Liebe/r Verfasser/in,

leider empfand ich deine Integration des Zitats nicht optimal gelungen und somit nicht passend zum Gesamtkontext deiner Geschichte.
Inhaltlich ist mir zu viel ablenkendes und eher als Füllmaterial empfundenes Zigaretten-Bla bla, wodurch mir zu wenig darauf geachtet wird, dass sich die Geschichte in sich stimmig entfaltet. Die Wendung zum Friedhof kommt mir leider zu unmotiviert und die Idee mit der Zwillingsschwester fand ich leider auch zu konstruiert.
Unverständlich ist mir, dass du deine Geschichte im Präsens beginnst, dann aber bis zum Schluss im Präteritum weiter erzählst.
Für mich bist du leider nicht unter den Texten, die Punkte bekommen: zéro point.

Merci beaucoup!

LG,
Constantine
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag06.11.2014 08:14

von Rainer Zufall
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Hallo, eigentlich gefällt mir deine Geschichte gut.
Aber - und das ist halt der Punkt, beginnt sie erst so richtig nach den ersten drei Absätzen.
Ich habe den Eindruck, du setzt die nur, um aus der Geschichte ganz unbedingt was Ernsthaftes zu machen. Für mich persönlich ist das gar nicht nötig. Die Geschichte von dem Mann, der sich Jahre mit dem schlechten Gewissen plagt, ist ernsthaft genug, er plagt sich ja eigentlich umsonst, denn schuld wäre er sowieso nie gewesen, und durch Berits Auskunft, wird er noch mal mehr aus der Verantwortung genommen. Es war eine tragische Verquickung der Momente. Mehr aber auch nicht.

Zitat:
Manchmal stehe ich an dieser Kreuzung. Die Vorstellung, den anderen Weg einzuschlagen, ihn konsequent zu durchschreiten, an allem vorbei, was mir Umkehr nahelegen könnte, diese Vorstellung lässt mich verharren. Gelegentlich will es mir scheinen, der täglich eingeschlagene Weg sei eben genau der andere, den ich einst bereits gewählt hatte.

Vielleicht liegt es an mir und ich bin einfach zu doof. Aber ich verstehe diesen allerersten  Absatz noch nicht mal.
Er steht an einer Kreuzung und denkt, er könnte eigentlich den anderen Weg nehmen. Der Gedanke daran lässt ihn zögern. Und dann? Dann denkt er sich manhcmal, der Weg, den er eh immer geht, das ist der über den er die ganze Zeit nachdenkt. Okay. Mensch im Hamsterrad der Wege. Egal welchen ich wähle, es ist vielleicht eh schon der damals nicht gewählte. Also wenn ich da irgendeinen Bezug herstellen könnte zu deiner Geschichte. Kann ich aber nicht.
Ähnlich ist das mit dem Gang über die Straße mit dem grünen Männchen.
Aus deiner Geschichte wird nämlich nie so richtig deutlich, was die Kreuzung und der Weg mit dem Ampelmännchen nun mit dem tragischen Zwischenfall zu tun haben. Oder mit seiner Entscheidung. Warum kommt er immer ausgerechnet beim Ampelmännchen ins Sinnieren? Weil es läuft? Dann müsste er doch an jeder Ampel ins Nachdenken kommen. Also mir kommt das einfach noch zu unausgegoren vor, obwohl ich die eigentlich Idee und die Stimmung deines Textes ganz eigentlich gut finde.

Das Zitat empfinde ich als nicht gut eingepasst. Aber das ist ja auch nicht einfach. Hauptgrund: Ich verteidige mich nicht - das bedeutet, dass die Handlung eines Menschen eine Wirkung hervorbringt, die er nicht geplant hatte, aber irgendetwas zumindest Ambivalentes oder gar Negatives ist passiert. Und was soll das hier bei dem Gang ans Grab sein? Da ist nichts Negatives rausgekommen. Die Schwester bleibt wie sie ist, er kriegt was Neues gesagt, aber er beschließt, dass das auch nicht ändern soll. Der Gang ans Grab also rechtfertigt nicht einen Satz wie Ich verteidige mich nicht.

Insgesamt habe ich deine Geschichte aber  gerne gelesen.
Viele Grüße von Zufall
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crim
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Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag06.11.2014 09:27

von crim
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Auch solide und nicht so fern der Punkteränge. Leider finde ich die Erzählweise hier stellenweise etwas ungelenk und es ergibt sich für mich kein richtiger Lesefluss. Einen Ankerpunkt, der den Text in mein Gedächtnis brennt, vermisse ich ein wenig. Das sind so die Gründe für das knappe Leerausgehen.
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fancy
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Beitrag06.11.2014 12:45

von fancy
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So, nun bin ich durch.

Deine Geschichte gefällt mir immer noch, allerdings sehe ich keinen E-Text darin.
Meiner Meinung nach ist ein Text, der sich mit dem Tod beschäftigt nicht automatisch auch E.

Der Anfang klang noch so, als würdest du dich an die Vorgaben halten, aber die eigentliche Geschichte im Rückblick, zerstörte den Eindruck.

Gut, der Erzähler kann diese Geschichte verdrängt haben, und sich erst an diesem Tag wieder daran erinnert haben, aber ich sehe nichts tiefgründiges, nichts, das ich deuten müsste. Du erzählst, ich höre und du beendest.

Wie ich das gewichte, bin ich mir noch nicht sicher. Ich tendiere normalerweise dazu Texte, die mich ansprechen besser zu bewerten, aber richtiger ist es wahrscheinlich die Vorgaben nicht ganz außen vor zu lassen.

Liebe Grüße

fancy


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Merope
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Der Goldene Käse


Beitrag06.11.2014 19:11

von Merope
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Ja, diesen Text mag ich sehr.
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shatgloom
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Wohnort: ja, gelegentlich


Beitrag06.11.2014 20:04

von shatgloom
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Ich habe den Text sehr gerne und mehrmals gelesen. Einige Stellen brachten mich aus dem Lesefluss. Z.B. am Anfang der Ausdruck „Affekt oder Idee“, das sagt mir hier nichts. Ein wenig bremste mich die Beschreibung des Weges zum Grab. Fand ich persönlich etwas zäh. Und warum sich die Schwester Schuld am Tode Solveigs gibt, erschließt sich mir auch nicht ganz. Aber das ist vielleicht so gewollt.

Zur Themenumsetzung: Aufbruchstellen sehe ich hier zwar (An der Ampel, das Aufbrechen der Erinnerung und der Schuld, der Aufbruch am Ende), aber für mich ist es zu wenig das Hauptthema.
Zur Einbindung des Zitates: Da habe ich ein Problem mit dem ersten Satz: Ich verteidige mich nicht. Warum erwähnt der Protagonist das? Zum Friedhof zu gehen, war doch ein eher mutiger Schritt, dafür müsste er sich nicht verteidigen.
Zur Vorgabe ernste Literatur: Für mich ist das eine Mischform. Als Text zur Unterhaltung wäre er sicher anders geschrieben, ich sehe hier schon Hintergründiges und zum Nachdenken regt es mich auch an.
Insgesamt flüssig geschrieben, ein interessanter Text. Ich schließe nicht aus, dass ich nicht alles verstanden oder falsch interpretiert habe. Deshalb ist meine Beurteilung sehr subjektiv. Trotzdem knapp an meinen top ten vorbei.
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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag06.11.2014 23:39

von tronde
Antworten mit Zitat

An der Wegkreuzung

Die unten folgende Liste war mir Anhaltspunkt, eine Reihenfolge in die Texte zu bekommen.
Es gab nach subjektiver Einschätzung Plus- oder Minuspunkte für die Stichpunkte, am Ende noch Minuspunkte für Fehler. Grob jeweils von +2 bis -2, wobei es keine absoluten Bewertungsmaßstäbe gab, und - so befürchte ich - die Bewertung auch von den unterschiedlichen Tagen/Stimmungen abhängen könnte. Rechenfehler gehen auf meine Kappe.

Das Subjektive sei besonders bei den Punkte Neue Wege und die Frage nach dem E vorgehoben, weil ich das einerseits gar nicht bewerten will/kann, es aber hinsichtlich der Aufgabe dazugehört. Falls Du (AutorIn) dich falsch verstanden fühlst, liegt das möglicherweise an meinem fehlenden Wissen/Verständnis. Das gilt auch für alle anderen Dinge, die ich nicht wahrgenommen habe. Nachvollziehbar wäre für mich auch, wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlen würde.

Weil es mir schwerfiel, eine Reihenfolge zu erstellen, war ich bei der Rechtschreibung, Satz recht pingelig, nur alleinige doppelte Leerzeichen haben keinen Abzug gegeben.

Bei Gleichstand unter den 10 platzierten Texten hat das Subjektive den Ausschlag gegeben.

Cut-off für die Platzierungen: ≥ 8,5

Aus Zeitgründen fallen die Kommentar nicht ausführlicher aus, sondern bestehen aus meinen kaum überarbeiteten Notizen beim Lesen der Texte. Wenn Ihr genauere Anmerkungen zu Stichpunkten haben wollt, meldet Euch. Inhaltlicher Art; Fragen zur Punktevergabe werden nicht beantwortet, weil diese subjektiv ist und auch nicht korrigiert wird.

Dieser Text steht vor allen meinen Kommentaren, beim nächsten könnt Ihr ihn überspringen.


Plus-/Minuspunkte
Neue Wege/Experimentell?: Ja, Nein, welche?
Nein
0

Eigene Einstellung überprüfen, zum Nachdenken anregen, Mehrdimensionalität, Kanten?
nein
0

Zitat flüssig integriert?
stilistisch passt, aber Vorwurf unklar, wogegen er sich verteidgen sollen müsste beim Aufbruch. Möglicher Bezug zu seiner scheinbaren Schuld von damals wird mir nicht klar.
1

Bezug auf Loyalität (Regierung, Übergeordnet, auch Gegenüber)
Gegenüber Solveig, im ursprünglichen Sinne eher nicht
1

Aufbruchstellen (tatsächlich mehrere Aufbrüche/Aufbrüche an mehreren Stellen, in welchem Sinn auch immer?)
An der Ampel, am Schluss (aber von wo weggehen ist banal?). Sich dem Aufbruch stellen?
0,5

Einstieg
Zieht mich nicht rein
0

Idee
Mann stellt sich seinen ungerechtfertigten Schuldgefühlen
1

Plot (Wendung?, Schlüssig?)
Stellt sich seiner Schuld, geht auf den Friedhof, trifft Zwillingsschwester, die ihn über den Herzfehler aufklärt. Keine Pointe
0,5

Titel
passt
1
Stil
ok, teilweise lange Sätze
1

Subjektiv
gut geschrieben, nimmt mich nicht mit
0,5

MinusPunkte
Schrift (Schreibfehler, Komma, Grammatik)
0


Gesamtpunkte 6,5
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Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

Alter: 52
Beiträge: 6000

DSFo-Sponsor Ei 1
Ei 4


Beitrag07.11.2014 10:46

von Maria
Antworten mit Zitat

Servus !

Ich habe leider Probleme mit der Herleitung, dem Impuls, warum es an dem Tag kommt wie es kommt und damit mit dem ganzen Text. Das LI denkt ja durchaus intensiv sogar über Ampelmännchen nach, nur der Antrieb an diesem Tag ... ?

So wirkt es auf mich (und das ist eben ein persönlicher Eindruck) etwas konstruiert: er sitzt da und raucht und er denkt plötzlich nach Jahren (!) daran, zum Friedhof zu gehen. Ich könnte jetzt behaupten, er hat sich dieser Entscheidung schon oft gestellt, nur wird es hier eben nicht erwähnt oder so angedeutet, aber das wäre für mich schon entscheidend. Säße er seit Jahren immer an der Stelle und wagte es halt bislang nicht zum Grab zu gehen oä. Dann aber geschieht X und sei es nur die Krähe ... das wäre als Bild für mich vollständiger.

Das Zitat hängt mir sehr in der Luft, ich lese es so: er zerknüllt eine leere Schachtel Zigaretten, wirft sie weg, trifft nicht, heb sie wieder auf und dann  "ich entschuldige mich nicht" ... Zitat, Zitat... "Aber".
Ergibt mir keinen rechten Sinn wink
Vielleicht les ichs falsch.


VG, Maria


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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag10.11.2014 14:43

von Mardii
Antworten mit Zitat

Die Geschichte kommt etwas behäbig daher. Viele Zigaretten werden geraucht, etwas Dramatisches geschieht, große Gefühle, Schuldgefühle werden laut. Die ganze Geschichte basiert auf dem dramaturgischen Effekt des Zufalls, man sieht erstmal keine andere Möglichkeit des Verlaufs. So ist das Zitat auch sinnig eingesetzt.
Meistens souverän geschrieben. Einige Stellen könnten abgemagert werden:

Zitat:
Und immer hatte ich diese Straße also überquert.


Man könnte sich zwischen eines der Beiden entscheiden.


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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag10.11.2014 23:55

von Jenni
Antworten mit Zitat

Ein Mann fühlt sich über Jahre schuldig am Tod seiner Kindheitsfreundin. Eines Tages beschließt er aus dem Nichts, ihr Grab zu besuchen, trifft dort zufällig die Zwillingsschwester der Verstorbenen, die ebenfalls Schuldgefühle hat - sie tauschen sich aus und stellen fest, dass alles ein Missverständnis war. Das ist die Essenz und das wirkt auf mich ehrlich gesagt etwas hanebüchen.

Anfangs der Versuch, das Ganze auf eine bedeutungsvolle Ebene zu heben durch "philosophische" Ausführungen des Erzählers und ein Perspektiven- und Zeit-Mischmasch, dessen Zweck sich mir nicht erschließt, verfällt der Text dann in ziemlich belanglosen Dialog, der die Geschichte erzählt und aufklärt.

Das Zitat fällt vom Sprachstil heraus und auch sehe ich seine Bedeutung nicht sinnvoll integriert. Weder der Aspekt der unbewussten Loyalität noch der ironische Zwang, noch kann ich die Zerrissenheit des Erzählers an dieser Stelle nachvollziehen.
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Flush
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 50
Beiträge: 74



Beitrag12.11.2014 19:46

von Flush
Antworten mit Zitat

Hallo,
dies ist eine Geschichte, die ich gut nachempfinden kann.
Aber manche Sätze sind überflüssig Bsp.:
Zitat:
Es gab Tote, die lange gelebt hatten und andere die nur ein kurzes Leben lebten.

oder
Zitat:
Ich bin heute das erste Mal hier. Ich musste den Friedhofsverwalter sogar erst nach dem Grab fragen.“
und
Zitat:
Ich war noch nie hier am Grab. Auch nicht bei der Beerdigung.“

oder
Zitat:
„Ich bin jede Woche hier“, begann Berit das Gespräch, nachdem ich mich neben sie gesetzt hatte.
und
Zitat:
Ich fahre seit neunundzwanzig Jahren einmal die Woche hundertvierzig Kilometer eine Strecke.

Dies könnte nach nochmaliger Bearbeitung eine Geschichte werden, die wirklich berührt.
Auch die Erkenntnis (Herzfehler) für den Prot, nicht nur für den Leser, könnte noch besser verarbeitet werden.
Da ist überall noch so viel Abstand.
Grüßle
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag13.11.2014 00:39
aw:AnderWekkreuzung
von lilli.vostry
Antworten mit Zitat

Hallo,

eine Geschichte, die recht umständlich geschrieben ist und geheimnistuerisch beginnt, dann in recht konstruierten Dialogen sehr überfachtet benannt statt erzählt, was damals passierte.
Es erschließt sich mir nicht, wieso dem Mann an der Kreuzung an einem milden Herbsttag plötzlich diese Erinnerung und Schuld an einen tragischen Vorfall in der Kindheit überfällt.
Es wirkt sehr bemüht auf das Zitat hin geschrieben der Gang zum Friedhof, wo er prompt die Schwester der hier begrabenen Kindheitsfreundin trifft. Die ihn erst nicht erkennt, dann plötzlich doch, wieso bleibt unklar, keine Verwunderung bei ihr warum er erst jetzt ans Grab kommt...
Auch die vielen Perspektiv- und Zeitwechsel irritieren und ergehen sich zu sehr in Details und ausschweifenden Sätzen.

Das Ganze wirkt recht aufgebauscht und recht altertümlich formuliert     teils sehr pathetisch. Auch der Schluss ist wenig spannend.

Ein Text auf der Punkteskala eher im unteren Bereich.

VG,
Lilli


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