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Zum Einstand meinen Romananfang


 
 
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Bressler
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 78
Beiträge: 43
Wohnort: Zürich / Schweiz


Beitrag12.10.2014 14:49
Zum Einstand meinen Romananfang
von Bressler
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Beginn meines Romanes, falls jemand von Euch Lust und Zeit verspürt, diesen Romananfang kritisch unter die Lupe zu nehmen oder auch bloss mitzuteilen, wie es sich liest:



Die jüngste Wendung der Dinge


Sämi Bocksberger lacht sich ins Fäustchen. Protest (laut oder leise) lohnt sich, lohnt sich nicht, das ist hier die Frage. Fraglos ist (innerer oder äusserer) Protest eine Tatsache. In dieser oder einer anderen Form. Quod esset demonstrandum. Was zu beweisen wäre.
 
Die Ruhe vor dem Sturm. Bocksberger steht im vorderen Viertel des grossen Saals. Er lässt seinen Blick über das Geschehen schweifen.

Bocksberger nimmt zum ersten Mal an einem SP-Plausch teil. Der SP-Plausch ist ein traditioneller, alle zwei Jahre stattfindender geselliger Anlass der SP der hiesigen Stadt im Volkshaus, an dem gesetzte Genossinnen und Genossen, deren Freunde und zugewandte Orte, einzelne Mitglieder ande-rer Parteien und allfällige Spitzel der Rechten sich ein Stelldichein geben. Bocksbergers Freund, Dietsch Schaufelberger, ist Mitglied der SP und kennt all die Eggers, die Müllers, die Meiers, die Sturzenggers und wie sie alle heissen. Schaufelberger liebt Klatsch + Tratsch. Bocksberger ist scharf auf Schaufelbergers Klatsch + Tratsch.

Ausnahmsweise lässt Bocksberger sich in Schaufelbergers Aktivitäten hineinziehen.

Einmal überredete Schaufelberger Bocksberger, ihn in den Pfuusbus zu be-gleiten. Er, Schaufelberger, habe im Namen der Partei beim Obdachlosen-pfarrer den Besuch einer Delegation seiner Kreispartei in dessen im Winter betriebenen Notschlafstelle für Obdachlose angekündigt. Nun hätten alle andern Vorstandsmitglieder der Kreispartei gekniffen. Alleine könne er nicht als Delegation auftreten. Bocksberger müsse ihm aus der Patsche helfen und ihn begleiten.

Wie beinahe alle Leute kennt Bocksberger den umtriebigen Pfarrer und sein Werk aus den Medien. Gutmenschen misstraut Bocksberger. Dennoch ist er neugierig darauf, diesen ominösen Pfuusbus einmal aus der Nähe zu sehen. Schaufelberger gegenüber ziert er sich, um ihn dennoch gespannt und in freudiger Erwartung zu begleiten.

Der Pfarrer begrüsst Schaufelberger und Bocksberger überschwänglich im Kreise seiner Obdachlosen, die er Freunde nennt, und der freiwilligen Helfe-rinnen und Helfern. Er beginnt sogleich, Schaufelberger und Bocksberger das Konzept des Pfuusbus zu erläutern.

Der Pfuusbus ist ein Sattelschlepper, der von anfangs November bis Mitte April auf einem öffentlichen Parkplatz in einem Aussenquartier der Stadt aufgestellt ist. Im Bauch des Sattelschleppers befinden sich neben einer kleinen Küche mit Esstisch und Essbank gegen zwanzig Schlafkojen. An den fest platzierten Sattelschlepper angebaut sind ein Boden aus einfachen Holzplanken und darüber ein Zelt, das Vorzelt. Der Eingang zum Pfuusbus befindet sich im Vorzelt. Im Vorzelt befinden sich lange Tische und Bänke und dahinter genügend Platz, um weitere Matratzen als Schlafplätze auszulegen. Vom Boden des Vorzeltes führt eine schmale Metalltreppe rauf zum Seiteneingang des Sattelschleppers, in die Küche zuerst und dann links nach hinten in den Bauch, wo die Schlafkojen sind. Insgesamt verfügt der Pfuusbus über achtunddreissig Schlafplätze. Tagsüber sind Pfuusbus und Vorzelt geschlossen. Um sieben Uhr am Abend werden Vorzelt und Pfuusbus für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Obdachlose flüchten sich vor der Kälte in den Pfuusbus, werden von Polizei und Anlaufstellen für Menschen in Not hergewiesen oder –gebracht. Sobald der Pfuusbus jeweils wieder für die Wintersaison geöffnet ist, spricht es sich herum. Es gibt Stammgäste, die die ganze Saison über oder einen Teil davon im Pfuusbus übernachten. Andere Gäste kommen für eine oder wenige Nächte. Ein Hüttenwart sorgt für Ordnung und verteilt die Schlafsäcke und weist die Schlafplätze zu. Manche Besucherinnen und Besucher kommen mit ihren Hunden.



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Saga
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 60
Beiträge: 44
Wohnort: Tønsberg


Beitrag12.10.2014 15:43

von Saga
Antworten mit Zitat

Ganz ehrlich? Ich finde den Text langweilig.
Ein dreifacher Anhub, ohne dass einem die Hauptperson, Bocksberger, auch nur einen Millimeter näherkommt.

1. Bocksberger ist aus irgendeinem Grunde erheitert, der sich wohl um Protest dreht. Wieso ihn das belustigt, ist den Folgesätzen nicht zu entnehmen.
Dazu: Wenn du den Lesern schon ein lateinisches Zitat unterjubelst, würde ich es nicht übersetzen. Oder nur die deutsche Variante verwenden, die ja auch hinreichend als Zitat bekannt ist.
Und wozu die Klammern?
2. Blick in die Runde, vollgestopft mit wenig lebendiger Information. Die Leute tun nichts, sie werden aufgezählt.
Dazu: Das zweite Mal „Klatsch + Tratsch“ würde ich durch ein anderes Wort ersetzen.
3. „Ausnahmsweise lässt B. sich in S. Aktivitäten hineinziehen.“ Und gleich darauf erfährt man, dass er sich schon einmal hat hineinziehen lassen, nämlich beim Besuch des Busses.
Und als Nächstes erfährt man absolut alle, wenig interessanten Details über den Bus. Wieso gehen B. und S. nicht hinein und sehen sich um? Sprechen mit den Leuten, oder hören sie zumindest?
Wieso ist ein Bus, der als Übernachtungsstätte für Obdachlose dient, „ominös“?
Und was ist der Sinn dieser Bindestriche? Oder sind die vom Redigieren übrig geblieben?

Das ist mir alles zu distanziert und leblos und erinnert mich eher an ein Script, bei dem man es einem Dritten überlässt, die Andeutungen mit Aktion zu bereichern, als an einen Roman.

Lg, Saga
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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
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Beitrag12.10.2014 15:53

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Hallo Rainer!

Ich habe mich mal an deinen Text herangewagt. Ich muss gestehen, dass ich einige Probleme hatte, ihm inhaltlich zu folgen. Zum einen kann das durchaus daran liegen, dass deine Geschichte in der Vergangenheit und/oder in der Schweiz (?) spielt und ich daher einige Begriffe schlichtweg nicht kenne. Zum anderen fand ich es aber auch allgemein schwierig, dem Handlungsverlauf zu folgen. Mir ist immer noch nicht klar, was jetzt eigentlich erzählt werden soll. Am Anfang geht es um Protest und die Ruhe vor dem Sturm, sodass ich erwarte, dass Bocksberger jetzt gleich diese SP-Versammlung aufmischen wird. Dann wird mir kurz etwas über die Versammlung erzählt, wonach ich mir aber immer noch nicht wirklich etwas darunter vorstellen kann. Um was für eine Partei geht es? Was machen sie dort?
Schließlich gehst du über ein eine Rückblende (einmal überredete Schaufelberger …) zu diesem Obdachlosenbus. Dann sind wir plötzlich bei diesem Bus und du beschreibst relativ ausführlich, wie dieser aufgebaut ist und welche Funktion er hat. Das finde ich persönlich an einer so frühen Stelle eines Romans nicht nötig. Wichtiger wäre in meinen Augen, klar zu machen, worum es jetzt im Kern gehen soll, d.h. – Konflikt? Thema? Hauptperson? Ich bin nach diesem Abschnitt leider nicht wirklich schlauer.

Detailanmerkungen habe ich dir im Text markiert.

Hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

Zitat:

Sämi Bocksberger lacht sich ins Fäustchen. Protest (laut oder leise) lohnt sich, lohnt sich nicht, das ist hier die Frage. Fraglos ist (innerer oder äusserer) Protest eine Tatsache. In dieser oder einer anderen Form. Quod esset demonstrandum. Was zu beweisen wäre.
 
Die Ruhe vor dem Sturm. Bocksberger steht im vorderen Viertel des grossen Saals. Er lässt seinen Blick über das Geschehen schweifen.

Bocksberger nimmt zum ersten Mal an einem SP-Plausch teil (was ist SP? Hat sich mir aus dem Text heraus nicht erschlossen). Der SP-Plausch ist ein traditioneller, alle zwei Jahre stattfindender geselliger Anlass der SP der hiesigen Stadt im Volkshaus, an dem gesetzte Genossinnen und Genossen, deren Freunde und zugewandte Orte (diesen Teil des Satzes verstehe ich nicht; wie können Orte in einer Aufzählung von Menschen vorkommen?), einzelne Mitglieder ande-rer Parteien und allfällige Spitzel der Rechten sich ein Stelldichein geben. Bocksbergers Freund, Dietsch Schaufelberger, ist Mitglied der SP und kennt all die Eggers, die Müllers, die Meiers, die Sturzenggers und wie sie alle heissen. Schaufelberger liebt Klatsch + (das + soll hier wohl ein Stilmittel sein; mich hat es aus dem Lesefluss gerissen) Tratsch. Bocksberger ist scharf auf Schaufelbergers Klatsch + Tratsch.

Ausnahmsweise lässt Bocksberger sich in Schaufelbergers Aktivitäten hineinziehen.

Einmal überredete Schaufelberger Bocksberger, ihn in den Pfuusbus (was ist ein Pfuusbus?) zu be-gleiten. Er, Schaufelberger, habe im Namen der Partei beim Obdachlosen-pfarrer den Besuch einer Delegation seiner Kreispartei in dessen im Winter betriebenen Notschlafstelle für Obdachlose angekündigt. (der ganze Satz ist irgendwie sehr sperrig und anstrengend zu lesen, was glaube ich vor allem an dieser zweifachen Verschachtelung – du hast innerhalb des Einschubs „in dessen Notschlafstelle“ den zweiten Einschub „im Winter betriebenen“ reingepackt, das liest sich unschön Nun hätten alle andern Vorstandsmitglieder der Kreispartei gekniffen. Alleine könne er nicht als Delegation auftreten. Bocksberger müsse ihm aus der Patsche helfen und ihn begleiten.
(ich persönlich finde so einen Informationseinschub+Rückblende an einem so frühen Zeitpunkt eines Romans irgendwie nicht so gut. Vielleicht packst du diese Info lieber später irgendwo rein?
Wie beinahe alle Leute kennt Bocksberger den umtriebigen Pfarrer und sein Werk aus den Medien. Gutmenschen misstraut Bocksberger. Dennoch ist er neugierig darauf, diesen ominösen Pfuusbus einmal aus der Nähe zu sehen. Schaufelberger gegenüber ziert er sich, um ihn dennoch gespannt und in freudiger Erwartung zu begleiten.

Der Pfarrer begrüsst Schaufelberger und Bocksberger überschwänglich im Kreise seiner Obdachlosen, die er Freunde nennt, und der freiwilligen Helfe-rinnen und Helfern. Er beginnt sogleich, Schaufelberger und Bocksberger das Konzept des Pfuusbus zu erläutern.
(Jetzt bin ich endgültig verwirrt. Ich weiß nichtmehr „wo“ und „wann“ wir uns gerade befinden. Zuerst waren wir auf diesem SP-Plausch der Partei und jetzt plötzlich sind wir bei den Obdachlosen. Sind wir jetzt in der Rückblende drin? Dann ist der Übergang nicht so glücklich)

Der Pfuusbus ist ein Sattelschlepper, der von anfangs November bis Mitte April auf einem öffentlichen Parkplatz in einem Aussenquartier der Stadt aufgestellt ist. Im Bauch des Sattelschleppers befinden sich neben einer kleinen Küche mit Esstisch und Essbank gegen zwanzig Schlafkojen. An den fest platzierten Sattelschlepper angebaut sind ein Boden aus einfachen Holzplanken und darüber ein Zelt, das Vorzelt. Der Eingang zum Pfuusbus befindet sich im Vorzelt. Im Vorzelt (3x Vorzelt in wenigen Sätzen, würde ich umformulieren) befinden sich lange Tische und Bänke und dahinter genügend Platz, um weitere Matratzen als Schlafplätze auszulegen. Vom Boden des Vorzeltes führt eine schmale Metalltreppe rauf zum Seiteneingang des Sattelschleppers, in die Küche zuerst und dann links nach hinten in den Bauch, wo die Schlafkojen sind. Insgesamt verfügt der Pfuusbus über achtunddreissig Schlafplätze. Tagsüber sind Pfuusbus und Vorzelt geschlossen. Um sieben Uhr am Abend werden Vorzelt und Pfuusbus für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Obdachlose flüchten sich vor der Kälte in den Pfuusbus, werden von Polizei und Anlaufstellen für Menschen in Not hergewiesen oder –gebracht. Sobald der Pfuusbus jeweils wieder für die Wintersaison geöffnet ist, spricht es sich herum. Es gibt Stammgäste, die die ganze Saison über oder einen Teil davon im Pfuusbus übernachten. Andere Gäste kommen für eine oder wenige Nächte. Ein Hüttenwart sorgt für Ordnung und verteilt die Schlafsäcke und weist die Schlafplätze zu. Manche Besucherinnen und Besucher kommen mit ihren Hunden.



Liebe Grüße
Anne


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Alpen-Yeti
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A

Alter: 53
Beiträge: 131



A
Beitrag12.10.2014 16:44

von Alpen-Yeti
Antworten mit Zitat

Hallo Anne,

darf ich mich kurz dazwischenschalten? Smile Wegen "ß": wird in der Schweiz nicht mehr verwendet. *Besserwissermodus aus*

Liebe Grüße
Bianca

P.S. Ja ja, ich weiß, ich benutze das "ß", aber ich lebe auch erst seit einem Jahr in der Schweiz und habe mich noch nicht so ganz daran gewöhnt.
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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag12.10.2014 17:05
Re: Zum Einstand meinen Romananfang
von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Hallo Bressler,

dein so sympathischer Eintritt in das Forum macht es schon schwer, wenig Positives über deinen Romananfang sagen zu können.

Deshalb zuallererst deutlich hervorgehoben, dass ich nur meine persönliche Meinung wiedergebe und selbstredend keine allgemeingültige Aussage treffen werde und kann.

Doch ersteinmal das Positive. Sätze wie diesen habe ich mit Vergnügen gelesen.
Bressler hat Folgendes geschrieben:
Alleine könne er nicht als Delegation auftreten.


Nun meine kritische Betrachtung.
Es gibt Texte, die in der Gegenwart geschrieben, ihre besondere Qualität zeigen. Den Leser in schneller Handlungsfolge dicht am Geschehen teilhaben lassen.

Deinem Text stünde nach meinem Leseempfinden die Vergangenheitsform besser. In blau einmal mein Versuch der Umsetzung. Einige Umformulierungen sind dabei dem Versuch geschuldet, deine inflationäre Verwendung der Namen und verschiedener Begriffe zu begegnen.  Zudem habe ich versucht aus deinen langen Einschubsätzen zwei zu machen, sowie in meinem Lesen Überflüssiges wegzulassen.

Der "Bericht" über den Pfuusbus zum Schluss macht wenig Lust darauf, den Text weiterzulesen. Ein Gedanke wäre, diese Passage mehr in den Text einzubinden, indem du z.B. Bocksberger einen Artikel lesen lässt. Dazu würde es genügen, diesen "Artikel" deutlich zu verknappen, um den Leser über die Art der Notunterkunft zu informieren.

Vielleicht ist die eine oder andere Anregung dabei. Wenn du meinen zugegeben sehr schnell formulierten Überlegungen nichts abgewinnen kannst, einfach verwerfen. Smile

Bressler hat Folgendes geschrieben:
Die Ruhe vor dem Sturm. Bocksberger steht im vorderen Viertel des grossen Saals. Er lässt seinen Blick über das Geschehen schweifen.


Die Ruhe vor dem Sturm. Bocksberger stand im vorderen Viertel des grossen Saals. Er ließ seinen Blick über das Geschehen schweifen.
Bressler hat Folgendes geschrieben:
Bocksberger nimmt zum ersten Mal an einem SP-Plausch teil. Der SP-Plausch ist ein traditioneller, alle zwei Jahre stattfindender geselliger Anlass der SP der hiesigen Stadt im Volkshaus, an dem gesetzte Genossinnen und Genossen, deren Freunde und zugewandte Orte, einzelne Mitglieder ande-rer Parteien und allfällige Spitzel der Rechten sich ein Stelldichein geben. Bocksbergers Freund, Dietsch Schaufelberger, ist Mitglied der SP und kennt all die Eggers, die Müllers, die Meiers, die Sturzenggers und wie sie alle heissen. Schaufelberger liebt Klatsch + Tratsch. Bocksberger ist scharf auf Schaufelbergers Klatsch + Tratsch.


Bocksberger nahm zum ersten Mal an einem SP-Plausch teil. Alle zwei Jahre trafen sich gesetzte Genossinnen und Genossen traditionell im Volkshaus zum geselligen Beisammensein. Eingeladen waren Freunde und Parteimitglieder aus umliegenden Ortschaften. Üblicherweise gaben sich auch Teilnehmer aus gegnerischen politischen Lagern mit offenen Ohren ein Stelldichein. Bocksbergers Freund, Dietsch Schaufelberger, war Mitglied der SP und kannte all die Eggers, die Müllers, die Meiers, die Sturzenggers und wie sie alle hießen. Er war eine unerschöpfliche Quelle für Klatsch und Tratsch. Bocksberger hörte seinen Erzählungen mit großem Vergnügen zu.

Bressler hat Folgendes geschrieben:
Ausnahmsweise lässt Bocksberger sich in Schaufelbergers Aktivitäten hineinziehen.


Ausnahmsweise ließ er sich in Schaufelbergers Aktivitäten hineinziehen.

Bressler hat Folgendes geschrieben:
Einmal überredete Schaufelberger Bocksberger, ihn in den Pfuusbus zu be-gleiten. Er, Schaufelberger, habe im Namen der Partei beim Obdachlosen-pfarrer den Besuch einer Delegation seiner Kreispartei in dessen im Winter betriebenen Notschlafstelle für Obdachlose angekündigt. Nun hätten alle andern Vorstandsmitglieder der Kreispartei gekniffen. Alleine könne er nicht als Delegation auftreten. Bocksberger müsse ihm aus der Patsche helfen und ihn begleiten.


Dieser überredete ihn zu einem Besuch des Obdachlosenpfarrers. Er, Schaufelberger, hatte diesen im Namen der Partei angekündigt. Man wollte sich über die im Winter betriebene Notschlafstelle für Obdachlose informieren. Nun hätten alle anderen Vorstandsmitglieder der Kreispartei gekniffen. Alleine könnte er nicht als Delegation auftreten. Bocksberger müsste ihm aus der Patsche helfen und ihn begleiten.

Bressler hat Folgendes geschrieben:
Wie beinahe alle Leute kennt Bocksberger den umtriebigen Pfarrer und sein Werk aus den Medien. Gutmenschen misstraut Bocksberger. Dennoch ist er neugierig darauf, diesen ominösen Pfuusbus einmal aus der Nähe zu sehen. Schaufelberger gegenüber ziert er sich, um ihn dennoch gespannt und in freudiger Erwartung zu begleiten.


Bocksberger kannte den umtriebigen Pfarrer und sein Werk aus den Medien. Gutmenschen misstraute er. Dennoch war er neugierig darauf, den Pfuusbus, diesen zum Notquartier umgebauten Sattelschlepper, einmal aus der Nähe zu sehen. Schaufelberger gegenüber zierte er sich zunächst, nur um ihn schließlich umso gespannter zu begleiten.


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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag12.10.2014 19:47

von rieka
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Hallo Rainer.
Als immer noch Anfängerin gehe ich jetzt nicht in Details. Da gibt es Andere, die sehen klarer.
Aber meine Gedanken dazu kriegst du.
Du schreibst, es handelt sich um den Beginn eines Romans. Die Erklärungen sind wahrscheinlich notwendig, um zu verstehen, worauf du hinaus willst.
An den Anfang solltest du aber trotzdem etwas basteln, was neugierig macht, einbindet, mitschwimmen lässt. Vielleicht lässt sich das ins-Fäustchen lachen szenisch so ausbauen, dass man ins Geschehen gerät und mit dem Protagonisten fühlt.
Ist das dann geschehen, werden auch weniger spannende Erklärungspassagen mitgenommen.
Grüße
rieka
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Bressler
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 78
Beiträge: 43
Wohnort: Zürich / Schweiz


Beitrag13.10.2014 12:03

von Bressler
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Guten Mittag Saga, Anne, Bianca, Einar Inperson, rieka

Herzlichen Dank für Eure ehrlichen und spontanen Kommentare und Verbesserungsvorschläge zu meinem zur Diskussion gestellten Romananfang. Dass ich erst jetzt reagiere, hängt damit zusammen, dass ich gestern eine Theatershow besuchte, heute etwas ausschlief und mir Eure Anregungen genau zu Gemüte führen wollte.

Um ehrlich zu sein, ich hatte selber das Gefühl, dass etwas nicht funktioniert und bin daher froh, dass Saga offen erklärt, sie finde den Text langweilig. Der Bruch zwischen "SP-Plausch" und "Pfuusbus" ist zu abrupt, bzw. auf Bocksbergers Situation am "SP-Plausch" wird zu wenig eingegangen. Sehr interessant und bedenkenswert sind für mich die Einschätzung "zu distanziert", "leblos" und "eher an ein Script erinnernd". Die konkreten Anregungen beherzige ich gerne und wäge sie ab.

Dein Kommentar, Anne, nimmt Sagas Kritik auf, indem Du einige Probleme hattest, inhaltlich zu folgen. Auch Deine ganz konkreten Bemerkungen beherzige ich gerne und danke Dir dafür, dass Du Dir soviel Zeit genommen und Mühe gegeben hast.

Du schneidest auch das Problem an, auf das Alten-Yeti Bezug nimmt: die Unterschiede zwischen Schweiz und Deutschland im sprachlichen, rechtschreiberischen und stilistischen Ausdruck. Was ich überhaupt nicht bedachte und mir erst durch Deine Bemerkungen bewusst wurde, ist das Lokale. Hierzu kann ich bemerken dass in der Schweiz SP für Sozialdemokratische Partei steht. Grundsätzlich geht es mir nicht darum, über eine Partei zu schreiben, bzw. herzufallen, doch bietet sich der Kürzel, der in der Schweiz verstanden wird, an. Muss ich bedenken! In diesen Kontext gehört auch, dass der "Pfuusbus" (ein soziales Projekt von Pfarrer Ernst Sieber) in der Schweiz sogar jedem Kind bekannt ist, genau so wie sein Gründer. Hingegen weiss kaum jemand, woraus der Pfuusbus tatsächlich besteht. In diesem Sinne machen meine diesbezüglichen Ausführungen in der Schweiz wohl Sinn, werden aber jenseits der Landesgrenze nicht mehr verstanden. Der Ausdruck "zugewandte Orte" bezeichnet - zumindest in der Schweiz - bekannte Menschen, dürfte aber, nachdem Du, Anne, den Ausdruck nicht verstehst, ein so genannter Helvetismus sein. Ich beherzige mir all diese Dinge.

Einar Inpersons Grüsse brauchen nicht traurig zu sein und - auch aus meiner (höchstpersönlich-biographischen) Sicht - ist ein Schmunzeln da. Wie oft hörte ich im für mich seit Jahren abgeschlossenen Brot-Berufsleben - ich schrieb juristische Entscheide, Urteile -, bitte nicht so verschraubt, mach mehrere Sätze draus. Mit Deiner Kritik also rennst Du offene Türen ein und erinnerst mich dran, dass ich das weiterhin bedenken muss, was ich schon immer bedenken musste!

So sollte, müsste ich eigentlich, wie rieka rät, am Anfang noch herumbasteln. Doch jetzt will ich ein Bekenntnis machen. Dieser Anfang ist von einem bereits veröffentlichten Roman. Das Unheil ist also bereits geschehen. Dennoch versichere ich Euch, dass Eure Einlassungen auf meinen Text nicht vergebens waren. Ich bin dran an einem neuen Roman und alle Hinweise, Anregungen Kritiken, die Ihr mir hier gegeben habt, helfen mir echt dabei, den neuen Romananfang und den ganzen Roman sprachlich, stilistisch und von der Handlung her sorgfältiger anzupacken.

Ganz, ganz herzlichsten Dank Euch allen,

Rainer.


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Saga
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Beitrag13.10.2014 16:08

von Saga
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Mein lieber Schwan, Rainer - wenn alle so gelassen und höflich auf Kritiken reagieren würden, bekämen wir noch alle einen Heiligenschein!
Ich bin schwer beeindruckt. smile

Dass es so schnell gehen kann, dass Schweizer und Deutsche einander im Textlichen nicht mehr verstehen - obwohl ja beide Deutsch sprechen - hätte ich nicht erwartet.

Was z.B. Begriffe wie "SP" angeht, würde es reichen, sie einmal mit vollem Namen zu erwähnen (wenn das denn nicht widerum die Schweizer nervt, weil sie ja schon wissen, was das ist), und anschließend versteht man, was SP bedeuten soll.

So, wie du das mit dem Pfuusbus erklärst, wird dann auch verständlich, wieso er "ominös" ist - wenn es so ist, dass eigentlich niemand weiß, wie er aussieht, obwohl ihn jeder kennt. Wenn du aber das in den Text eingeflochten hättest - etwa in diese Richtung: "... endlich hatte er Gelegenheit, die jedem Kind bekannte Einrichtung auch einmal zu sehen, denn niemand wusste im Grunde, was sie wirklich war" - dann wird auch bei einem Nichtschweizer Interesse geweckt werden können.

Diese Anmerkungen sind natürlich insofern überholt, weil der Roman - wie du schreibst - bereits erschienen ist. Aber es ist ja bestimmt nicht dein letztes Projekt, und da hoffen wir mal, unsere Anmerkungen sind für´s nächste Mal hilfreich.

Lg, Saga


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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag13.10.2014 20:46

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Bressler hat Folgendes geschrieben:
. Doch jetzt will ich ein Bekenntnis machen. Dieser Anfang ist von einem bereits veröffentlichten Roman.


Hallo Rainer,

ein wenig habe ich so etwas nach deinem Einstand befürchtet. Smile

Wobei ich den Text nicht im geringsten als langweilig empfand. Eher im Gegenteil.  Du zeigst eine gleichsprachige ähnlichsprachige Welt, die doch in vielem fremd anmutet.

Der kurze Blick da hinein weckte mein Interesse.

Aber heraustellen möchte ich noch einmal, dass mir die Namens- und Begriffswiederholungen eher störender scheinen, als die Satzlänge.


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Bressler
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Beitrag14.10.2014 06:44

von Bressler
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Guten Morgen Saga und Einar Inperson

Eure Rückmeldung sind für sich sehr ermunternd. Und, Saga, Du zeigst mir sehr schön auf, wie die Problemsachen angegangen werden können. Herzlichen Dank!

Beste Wünsche für einen schönen Tag und fröhliches Wirken. Bei mir geht's heute in Kino, Phönix, der neue Film von Petzold.

LG

Rainer.


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