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saher Leseratte
Alter: 38 Beiträge: 154 Wohnort: baiuvarische Großstadt
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04.10.2014 20:34 Schneewittchen - was nun? von saher
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Neue Version »
Damit es am Wochenende noch was zu massakrieren gibt: Wohl an, mein Text ist da.
Schneewittchen – was nun?
Und sie lebten glücklich und zufrieden? Wer tat denn so etwas?
An dem Tag, da der Prinz den Deckel des Glassarges wieder über ihr verschloss, blieb ihr nicht einmal die Zeit, ihn nach dem 'Warum' zu fragen. Lediglich sein zärtliches Lächeln hing über dem schimmernden Glas.
Die Welt so nah und doch nicht mehr die ihre. Links vom Sarg lag eine große Schaufel. Schneewittchens Blick löste sich in den ersten Tagen kaum von ihr. All die Möglichkeiten! Doch mehr als eine solche schien das Gerät nicht werden zu wollen. Nicht diese ungebetene Welt hinter dem unbarmherzigen Kristall mehr ansehen zu müssen wurde ihr größter Wunsch.
Bald besann sich die Märchenfigur und erkannte die Gesichter, die über ihr erschienen. Manche aufgewühlt, die meisten teilnahmslos. Unendliche Enge ins Antlitz gezerrt, beim Blick auf die Schöne im Sarg.
Ihr Herz schlug höher, als sie ihren Lieblingszwerg unter ihnen erblickte. Würde er sie retten? Sich in ein mystisches Luxusamphibium verwandeln, um sich dann als strahlender Prinz zu entpuppen? Schneewittchen seufzte und klimperte kokett mit den Wimpern. Das bedauernde Kopfschütteln auf der anderen Seite des durchsichtigen Gefängnisses blieb Tag um Tag dasselbe.
Da begann sie sich die Haare zu raufen. Erst in Büscheln, doch dies ging zu schnell. Dann riss sie sie einzeln aus.
Ihr Blick ging nach links und rechts. Nahm wahr, was es dort gab und ließ ihr Herz schlagen. Dieses erst verhasste Stakkato begleitete die Bewegung ihrer Augen und Finger.
Rechts gab es einen Korb voll Blumen, von denen jeder ihrer Besucher eine vor den Sarg legte, sodass dieser bald ganz damit bedeckt sein würde. Die Augen wanderten weiter, auch als sie den Unterschied von rechts und links nicht mehr erkannte. Im Sarg gab es nur ein Herz das schlug und Finger die rissen. Manchmal kratzte sie an der glatten Oberfläche ihres Verlieses. Das Kratzen und Rupfen wurden ihr bald, von lästigen Gewohnheiten, zu guten Freunden.
Wann immer der Prinz erschien, der sie einst eingesperrt hatte, lag sie wie tot. Vielleicht würde er eines Tages den Sarg öffnen, um sicherzugehen? Nichts geschah.
Schneewittchen blinzelte eine Träne fort. Es war ihnen egal. Konnte es anders sein? Deswegen hatte der Prinz sie doch erst in den Sarg gesperrt! Keiner würde den Unterschied bemerken. Tot oder lebendig, was war das schon, für das Äußere eines Schneewittchens? Sie begann den Besucher wieder anzusehen, wenn er sie an ihrem Sarg bewunderte. Sein Blick war noch immer sanft und manchmal glaubte sie, Worte von seinen Lippen lesen zu können. Wie konnte er glauben, was er da sagte, wenn er tat, was sie verfluchte?
Konnte sie den verfluchen, der die Worte sprach, nur weil er der war, der ihr das Leben nahm? Musste sie ihn hassen, weil er es wagte, ihr die Dinge zu sagen, die von sich zu geben er sich selbst das Recht genommen hatte?
Während ihre Gedanken sich drehten wie ein Mühlrad, fühlte ihr Geist, wie es ihn unter sich zermalmte.
Ihre Finger gaben das Reißen auf, als die Schaufel geholt wurde. Bald darauf kam ihr das Sehen abhanden. Es gab nur den Glassarg und sie. Kühle Glätte überall, der sie mit ihren warmen Händen nichts anhaben konnte. Weiß glitten sie darüber, fanden nichts, woran sie sich festhalten konnten. Schneeweiße Hände, die das Eis streichelten. Die Kälte milderte ihr Herzklopfen, bis im Sarg Stille herrschte. Wie nach dem ersten Schnee.
Ihr Haar wuchs wieder und die getrockneten Tränen auf ihren Wangen verblassten. Auch als die Blumen den Sarg bereits zur Gänze verbargen, ging ihr Blick nach oben, in einen unerreichbaren Himmel. Die farbigen Pflanzen wurden zu einer Randnotiz des Starrens. Nie schloss sie die Augen, nie atmete sie die immergleiche Luft.
Die Jahre vergingen und scherten sich nicht um ihre Gefangene. Etwas anderes schenkte ihr seine Aufmerksamkeit. Es fraß sich an dem schlafenden Muskel fest, nahm ihr die Fähigkeit an die Farben der Blumen zu denken.
Die Augen stets offen, formte sich etwas in dem Schneewittchen, das diese zuvor bereits gesehen, aber nie verstanden hatte. Die kleinen Pupillen in der Dunkelheit nur stecknadelkopfgroß, war ihr, als weite sich all das dahinter.
Unter dem Deckmantel des Glases, wurde aus dem schönen Mädchen, was es selbst sein Leben lang gefürchtet hatte.
Jahr um Jahr verging. Das Dunkel in ihrer Brust war so weit gewachsen, dass ihm der Sarg zu klein schien. Risse, fein wir Eiseskälte im Wind, begannen sich durch das einst makellose Glatt zu ziehen. Dann zersprang ihr Gefängnis. Jede Scherbe war Schneewittchen lieber als all die Blumen, die durch die Luft flogen.
Die sich dort erhob, hasste den Zwerg, den Prinzen und die Welt. Sie blinzelte gegen die unvollkommene Dunkelheit an. Dann ging sie durch einen Palast, der einzig eine Erinnerung war. Kein Stein, der nicht in den Jahren seine Form gewechselt hatte. Alles war eckig. Nichts lieb. Nur Staub und Vergessen lagen in diesen Mauern. Sogar der Geruch schien einen Umweg durch den Sarg genommen zu haben. Ihr Blick fiel auf den Prinzen, der sich zu ihren Füßen wand. Einst hatte er sie ihrer Schönheit wegen befreit, dann eingesperrt, weil er sie nicht mehr ertrug. Sie könnte ihn hassen. Aber das wäre zu einfach. Wie alt er geworden war!
In all den Jahren hatte sie nie einen Blick in den Spiegel geworfen. Sie erinnerte sich an ihre Aussehen von damals. Suchend lief sie durch das Gemäuer.
Der Spiegel fand sie. Seine glänzende Kälte, die ihrem ehemaligen Gefängnis so ähnelte, zog sie magisch an.
Als sie jene Worte sprach, fühlte es sich an, als sei es jemand anders, der es für sie tat. Doch auch die Antwort war die einzige, die es geben konnte: „Königin, Ihr seid die Schönste hier. Aber des Königs Tochter ist...“
Und sie lebte glückliche und zufrieden? Wer tat denn so etwas?
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Schnarrinator Wortedrechsler
S Alter: 25 Beiträge: 51 Wohnort: Osnabrück
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S 04.10.2014 20:57
von Schnarrinator
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Hallo saher,
mir gefällt deine Geschichte echt gut!
Es ist eine tolle Idee das Märchen um Schneewittchen weiter zu spinnen. Was mir nicht wirklich gefällt ist der Sprachstil. Ich denke du hast versucht das Märchen einfach weiter zu schreiben und hast den Sprachstil übernommen bzw. imitiert? Wenn ja, dann ist es dir auf jeden Fall sehr gut gelungen.
Aber meiner Meinung nach hat deine Geschichte das gar nicht nötig. Du schaffst es den Leser mit deiner Geschichte zu begeistern und zwar nicht durch den sprachlichen Ausdruck sondern durch treffende Vergleiche und exakte Beschreibungen.
Ich hoffe dir hat das ein wenig weiter geholfen.
Liebe Grüße NS
_________________ Read for hours a day. Write four hours a day. If you cannot find the time for that, you cannot expect to become a good writer - Stephen King |
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saher Leseratte
Alter: 38 Beiträge: 154 Wohnort: baiuvarische Großstadt
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05.10.2014 10:37
von saher
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Hallo NS,
du bist aber lieb! Danke für dein Lob! Ich hab die Geschichte eigentlich reingestellt, weil ich die Kurve am Ende nicht erwischt hab und finde, dass mein Geschichtchen irgendwie an der Pointe vorbeifliegt -> Daher hab ichs in der Werkstatt reingestellt.
Die merkwürdige Sprache ist Absicht, wenns nicht genug nach Märchen klingt, hätte ich sofort die Frage gestellt bekommen, warum denn bitte das Mädchen ewig in nem Sarg rumliegt und am Ende trotzdem wieder aufsteht. Nach dem Motto: "Ist Schneewittchen jetzt ein Zombie?" Im Märchen geht so was, deswegen die Sprache. Danke für deine Kritik und einen schönen Restsonntag!
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Kateli Eselsohr
Alter: 47 Beiträge: 256 Wohnort: D-Süd
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05.10.2014 19:25
von Kateli
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Also, für mich fliegst du nicht an der Pointe vorbei, die sitzt und ist prima. Etwa ab der Mitte hört man sie trapsen, aber das ist okay - hat so was von einem Kreis, der sich schließt, vom großen Rad der Fortuna, wenn du so willst. Nicht neu, trotzdem hier originell verwurstet und eindeutig märchenmäßig.
Was mich stört: Der Rahmen mit dem "Und sie lebten glücklich und zufrieden? Wer tat denn so etwas?", und zwar, weil es völlig aus der Sprache fällt, und der Geschichte einen Schubs in eine komödiantische Richtung gibt, die man sonst im ganzen Text nicht findet. Für meinen Geschmack zerstört das mehr, als es zu irgendetwas beiträgt, ich wiederhole: für meinen Geschmack.
Was die sehr umständliche Sprache angeht: Auch mir ist sie zu schwülstig, ich finde wie Schnarrinator, dass die Geschichte das nicht nötig hat. Versuch mal, das zu reduzieren, und zwar nicht nur ein bisschen, sondern drastisch, ich kann mir gut vorstellen, dass das Schneewittchen im Sarg die Märchenatmosphäre ganz alleine transportieren kann - zusammen mit einigen sehr schönen Formulierungen wie z.B. diese
Zitat: | Die Kälte milderte ihr Herzklopfen, bis im Sarg Stille herrschte. Wie nach dem ersten Schnee. |
Das klingt wunderbar, sehr bildhaft, sehr märchenmäßig.
Ein paar Rechtschreibfehlerchen stecken noch drin und an einigen Stellen könntest du glätten, aber die Idee als solche gefällt mir.
Gruß
Nina
_________________ Zombies just want hugs |
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saher Leseratte
Alter: 38 Beiträge: 154 Wohnort: baiuvarische Großstadt
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06.10.2014 10:35
von saher
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Kateli hat Folgendes geschrieben: | Etwa ab der Mitte hört man sie trapsen, |
Das meinte ich ja! Es ist bisher so elegant wie ein T-Rex im Abendkleid... Was die Sprache angeht, bin ich ganz eurer Meinung, es liest sich nicht sehr angenehm.
Und was den ersten und letzten Satz angeht: Die hab ich da total vergessen und übersehen Die gehörten eigentlich zu der Urversion, die noch ganz anders war, sorry. Die standen da so offensichtlich, dass ich sie übersehen musste Gibt der jetzigen Version so was leicht Schizophrenes
Danke für eure Kommentare
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saher Leseratte
Alter: 38 Beiträge: 154 Wohnort: baiuvarische Großstadt
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06.10.2014 15:13
von saher
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Schneewittchen – was nun?
An dem Tag, als der Prinz den Deckel des Glassarges wieder über ihr verschloss, blieb ihr nicht einmal die Zeit, nach dem zu fragen warum er es tat. Noch Stunden später hing sein zärtliches Lächeln über dem schimmernden Kristall. Ihre Frage darunter.
Der Welt so nah und doch kein Teil mehr von ihr, sah Schneewittchen sich um. Links lag eine große Schaufel. Ihr Blick löste sich in den ersten Tagen kaum von ihr. All die Möglichkeiten! Nicht mehr diese ungebetene Welt hinter dem Glas ansehen zu müssen wurde ihr größter Wunsch. Dunkle Erde wäre eine willkommene Abwechslung.
Bald besann sich die Märchenfigur und erkannte die Gesichter, die über ihr erschienen. Manche aufgewühlt, die meisten teilnahmslos. Unendliche Enge ins Gesicht gezerrt, beim Blick auf die Schöne im Sarg.
Ihr Herz schlug höher, als sie ihren Lieblingszwerg erkannte. Würde er sie retten? Sich in ein mystisches Luxusamphibium verwandeln, um sich dann als strahlender Prinz zu entpuppen? Schneewittchen seufzte und klimperte kokett mit den Wimpern. Das bedauernde Kopfschütteln auf der anderen Seite des durchsichtigen Gefängnisses blieb dasselbe.
Sie wollte nicht mehr begafft werden. Ein Tier in einem Käfig oder ein Schneewittchen in einem Sarg? Wo war der Unterschied? Da begann sie sich die Haare zu raufen. Erst in Büscheln, doch das ging zu schnell. Dann riss sie sie einzeln aus. Niemand sollte mehr als einmal herkommen, um die Schöne im Sarg zu bestaunen! Wer öfter kam, der hatte wenigstens die Ehrlichkeit seinen Voyeurismus des Grauenhaften zu gestehen.
Ihr Blick ging nach links und rechts. Hin und her schaute sie,immer wieder. Jeden Tag. Nahm wahr, was es dort gab und ließ ihr Herz schlagen. Dieses zuerst verhasste Stakkato begleitete die Bewegung ihrer Augen und Finger.
Links die Schaufel. Rechts gab es einen Korb voll Blumen, von denen jeder ihrer Besucher eine vor den Sarg legte, sodass dieser bald ganz damit bedeckt sein würde. Links die Schaufel, rechts die Blumen.
Die Augen wanderten weiter, auch als sie nicht mehr erkannte, was sie sah. Im Sarg gab es nur ein Herz das schlug und Finger die rissen. Manchmal kratzte sie an der glatten Oberfläche ihres Verlieses. Das Kratzen und Rupfen wurden ihr bald, von lästigen Gewohnheiten, zu guten Freunden.
Immer wenn der Prinz erschien, lag sie wie tot. Vielleicht würde er eines Tages den Sarg öffnen, um sicherzugehen? Nichts geschah.
Schneewittchen blinzelte eine Träne fort. Es war ihm egal. Konnte es anders sein? Deswegen hatte er sie doch erst in den Sarg gesperrt! Keiner würde den Unterschied bemerken. Tot oder lebendig, was war das schon, für ein Schneewittchens?
Sie begann den Besucher wieder anzusehen, wenn er sie an ihrem Sarg bewunderte. Sein Blick war noch immer sanft und manchmal glaubte sie, Worte von seinen Lippen lesen zu können. Wie konnte er glauben, was er da sagte, wenn er tat, was sie verfluchte?
Konnte sie den verfluchen, der die Worte sprach, nur weil er der war, der ihr das Leben nahm? Musste sie ihn hassen, weil er es wagte, ihr die Dinge zu sagen, die von sich zu geben er sich selbst das Recht genommen hatte?
Während ihre Gedanken sich drehten wie ein Mühlrad, fühlte ihr Geist, wie es ihn unter sich zermalmte.
Ihre Finger gaben das Reißen auf, als die Schaufel geholt wurde. Bald darauf kam ihr das Sehen abhanden. Es gab nur den Glassarg und sie. Kühle Glätte überall, der sie mit ihren warmen Händen nichts anhaben konnte. Weiß glitten sie darüber, fanden nichts, woran sie sich festhalten konnten. Schneeweiße Hände, die das Eis streichelten. Die Kälte milderte ihr Herzklopfen, bis im Sarg Stille herrschte. Wie nach dem ersten Schnee.
Ihr Haar wuchs wieder und die getrockneten Tränen auf ihren Wangen verblassten. Auch als die Blumen den Sarg bereits zur Gänze verbargen, ging ihr Blick nach oben, in einen unerreichbaren Himmel. Die farbigen Pflanzen wurden zu einer Randnotiz des Starrens. Nie schloss sie die Augen, nie mehr atmete sie die immergleiche Luft.
Die Jahre vergingen und scherten sich nicht um ihre Gefangene. Etwas anderes schenkte ihr seine Aufmerksamkeit. Es fraß sich an dem schlafenden Muskel fest, nahm ihr die Fähigkeit an die Farben der Blumen zu denken.
Die Augen weit offen, formte sich etwas im Schneewittchen, das diese zuvor bereits gesehen, aber nie verstanden hatte. Es wuchs durch ihr Herz und in ihr Denken hinein.
Im Schutz des Glases, wurde aus dem Mädchen, was es selbst sein Leben lang gefürchtet hatte.
Die Jahre vergingen. Das Dunkel in ihr war so weit gewachsen, dass ihm der Sarg zu klein wurde. Risse, fein wir Eiseskälte im Wind, begannen sich durch das einst makellose Glatt zu ziehen. Dann zersprang ihr Gefängnis. Messerscharf dekorierten die Scherben den Ort, wie Edelsteine des Verderbens.
Die sich endlich wieder erhob, hasste den Zwerg, den Prinzen und die Welt. Sie blinzelte gegen die unvollkommene Dunkelheit an. Dann ging sie durch einen Palast, der einzig eine Erinnerung war. Kein Stein, der nicht in den Jahren seine Form gewechselt hatte. Alles war eckig. Nichts lieb. Nur Staub und Vergessen lagen in diesen Mauern. Sogar der Geruch schien einen Umweg durch den Sarg genommen zu haben.
Ihr Blick fiel auf den Prinzen, der sich zu ihren Füßen wand. Erst hatte er sie - ihrer Schönheit wegen - befreit, dann eingesperrt, als er sie nicht mehr ertrug. Sie könnte ihn hassen. Aber das wäre zu einfach. Wie alt er geworden war.
In all den Jahren hatte sie nie einen Blick in den Spiegel geworfen. Sie erinnerte sich an ihr Aussehen von damals. Suchend lief sie durch das Schloss.
Der Spiegel fand sie. Seine glänzende Kälte, die ihrem ehemaligen Gefängnis so ähnelte, zog sie magisch an.
Sie sprach die Worte, aber es fühlte sich an, als wäre es jemand anders, der es für sie tat. Die Antwort war die einzige, die es geben konnte: „Königin, Ihr seid die Schönste hier. Aber des Königs Tochter ist...“
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Malaga Klammeraffe
Beiträge: 826
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11.10.2014 16:48
von Malaga
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Hallo saher!
Ich habe das gerne gelesen - sonst würde ich hier gar nicht antworten.
Die Idee, aus dem Märchen eine Fortsetzung zu spinnen, gefällt mir gut, ebenso die Perspektive.
An einigen Stellen bin ich wg. der Logik gestolpert und finde die Verwendung von Pronomen manchmal verwirrend, Formulierungen manchmal unpräzise, hier einige Beispiele,
Zitat: | An dem Tag, als der Prinz den Deckel des Glassarges wieder über ihr verschloss, blieb ihr nicht einmal die Zeit, nach dem zu fragen Komma warum er es tat |
Zitat: | . Noch Stunden später hing sein zärtliches Lächeln über dem schimmernden Kristall. |
Da er bei Deckelschluss keine zärtlichen Gefühle hegte, gibt es dafür verschiedene Erklärungen: 1. ein böses, schadenfrohes Lächeln, 2. ein verlogenes Lächeln, das die Umwelt oder sie belügen soll, 3. ein sich selbst und andere belügendes Lächeln = er hält sich für liebevoll und fürsorglich. Das Zutreffende würde ich stärker herausarbeiten.
Zitat: | Links lag eine große Schaufel. Ihr Blick löste sich in den ersten Tagen kaum von ihr. All die Möglichkeiten! Nicht mehr diese ungebeteneWelt hinter dem Glas ansehen zu müssen wurde ihr größter Wunsch. Dunkle Erde wäre eine willkommene Abwechslung. |
Heißt das, sie will begraben sein? Das ist so grauenhaft, dass es - selbst im Märchen - undenkbar ist.
Zitat: | Bald besann sich die Märchenfigur | Diese Bezeichnung schafft sehr viel Distanz zu der Protagonistin - zu viel, meines Erachtens.
Zitat: | Schneewittchen seufzte und klimperte kokett mit den Wimpern. Das bedauernde Kopfschütteln auf der anderen Seite des durchsichtigen Gefängnisses blieb dasselbe. |
Dass sich S. im Sarg bewegen kann, finde ich nicht glaubwürdig, das müsste doch dem einen oder anderen auffallen. Könnte er ihr nicht etwas verabreicht haben, das sie bewegungsunfähig macht?
Zitat: | Konnte sie den verfluchen, der die Worte sprach, nur weil er der war, der ihr das Leben nahm? | Was für eine Frage- und wie!
Zitat: | Musste sie ihn hassen, weil er es wagte, ihr die Dinge zu sagen, die von sich zu geben er sich selbst das Recht genommen hatte? | Das habe ich nicht verstanden.
Zitat: | Im Schutz des Glases, wurde aus dem Mädchen, was es selbst sein Leben lang gefürchtet hatte. | Hier ist Schlüssel- und Wendestelle, wenn ich das richtig verstehe, sie wird zur Stiefmutter, sozusagen, zur Personifizierung von Hass und Missgunst. Der "Schutz" führt etwas in die Irre, finde ich, da positiv konnotiert
Zitat: | Die Jahre vergingen. Das Dunkel in ihr war so weit gewachsen, dass ihm der Sarg zu klein wurde | .
Zitat: | Die sich endlich wieder erhob, hasste den Zwerg, den Prinzen und die Welt. | Super!
Zitat: | . Dann ging sie durch einen Palast, der einzig eine Erinnerung war. Kein Stein, der nicht in den Jahren seine Form gewechselt hatte. Alles war eckig. Nichts lieb. Nur Staub und Vergessen lagen in diesen Mauern. Sogar der Geruch schien einen Umweg durch den Sarg genommen zu haben. |
Diese geänderte Wahrnehmung, alles durch die Brille des Hasses, könnte man noch präzisieren.
Zitat: | Ihr Blick fiel auf den Prinzen, der sich zu ihren Füßen wand | Warum windet er sich?
Zitat: | Sie könnte ihn hassen. Aber das wäre zu einfach. | Sondern? Was macht sie mit ihm?
Zitat: | Sie sprach die Worte, aber es fühlte sich an, als wäre es jemand anders, der es für sie tat. Die Antwort war die einzige, die es geben konnte: „Königin, Ihr seid die Schönste hier. Aber des Königs Tochter ist...“ |
Insgesamt eine Supergeschichte: Wie S. wurde, was sie hasste, nein, falsch, wie sie zu dem wurde, was sie mordete. Wunderbar abgründig. Und der Prinz, der durch den Zahn der Zeit zum bösen Ehemann wird, der sich der Liebsten entledigen möchte, da sie nicht mehr jugendlich schön ist.
Ich würde sie (die Geschichte, nicht die Liebste ) aber an vielen Stellen sprachlich präzisieren und viele Pronomen rausstreichen.
Hoffe mit meinen Anmerkungen gedient zu haben , ansonsten in den Papierkorb damit.
LG
Malaga
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