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ist ein meer


 
 
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jim-knopf
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Beitrag28.08.2010 22:00
ist ein meer
von jim-knopf
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mir tut das herz weh um das zu sagen
brauch ich kein dichterdiplom und keinen
der mir einen leuchtturm in den hals steckt
um mich auszuleuchten (oder auszubrennen) während
vor dem fenster das meer ist
blau ist ein meer
ist ein meer ist ein meer



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Kristallkind
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Beitrag29.08.2010 17:29

von Kristallkind
Antworten mit Zitat

Hi Jim:)

Dein Gedicht macht Mut die Dinge so zu benennen, wie sie sind und wie wir sie im Alltag wahrnehmen.
Wenn ich traurig bin, tut mein Herz weh. Punkt. Wenn ich am Fenster stehe und draußen das Meer ist, dann ist es blau. Punkt. Damit kann jeder was anfangen. Was bleibt von Deinem Gedicht? Eine für jeden fühlbare Betrachtung, die mit jedem Mal wiederkehrt, so lange der Leuchtturm das Objekt der Betrachtung beleuchtet. Wird es auch kurz in Schatten getaucht, der Nachhall bleibt ebenso wie die Gewissheit, dass das Meer Meer bleibt und dessen Farbe immer noch blau ist. Und das wäre auch schon die Aussage, die jemandem am meisten hilft, wenn einem das Herz weh tut: Der Leuchtturm dreht sich weiter. Wir sind es, die unser Leben abwechselnd beleuchtet oder in Schatten getaucht wahrnehmen. Das Meer bleibt blau.

Ich weiß ja nicht ob ich gerade vom Thema abgekommen bin, Jim. Aber dass sind meine Gedanken, die ich mich deinem Gedicht verknüpfe. Aus dieser Flut darfst Du nun für Dich schließen, ob ich es gerne gelesen habe oder nicht;)

Herzlichst,
KK.


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Angst
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Beitrag29.08.2010 18:21
Re: ist ein meer
von Angst
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Hey Roman,

jim-knopf hat Folgendes geschrieben:
mir tut das herz weh um das zu sagen
brauch ich kein dichterdiplom […]

Stimmt, brauchst du nicht. Ich bin mir aber nicht sicher, ob "mir tut das herz weh" tatsächlich der passende Satz ist, um das zu verdeutlichen. Weil er ja doch irgendwie pseudo-lyrisch klingt, nicht? Sowas würde ich im Alltag nie sagen, deswegen wäre ein anderer Satz für mein Empfinden treffender. Zum Beispiel "ich habe liebeskummer". Aber vielleicht hört sich "mir tut das herz weh" für dich ja richtig an. Dann will ich nichts gesagt haben.


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— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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jim-knopf
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Beitrag29.08.2010 19:03

von jim-knopf
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hallo ihr beiden
vielen dank euch beiden für die kommentare
freut mich

Kristallkind, deine deutung schneidet sich mit der meinen sehr gut.

Andererseits hab ich mich mit dem meer auch auf getrude stein bezogen. ursprünglich hieß das ganze mal:


mir tut das herz weh um das zu sagen
brauch ich kein dichterdiplom und keinen
der mir klischees bestimmt während
vor dem fenster das meer ist
blau ist ein meer
ist ein meer ist ein meer


war mir dann aber im großen und ganzen zu unlyrisch.

Deinen Einspruch, liebe Scheinheilige, kann ich gut nachvollziehen. Allerdings sollte dieser erste Satz eben genau ein Klischee bedienen. Und irgendwie musste da dieses Herz rein. "Ich hab Liebeskummer" wäre mir dann einerseits zu sehr auf diese Frau-Mann-Beziehungssache fixiert und andererseits ist das eine ziemliche nüchterne Aussage, die für ein Klischee nicht wirklich taugt.

Vielen Dank euch beiden.
Hat mir sehr weiter geholfen

Gruß
Roman


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Angst
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Alter: 33
Beiträge: 1571



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Beitrag29.08.2010 19:25

von Angst
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Hi Roman,

Eben dieses Klischee wollte ich weg haben, weil das Gedicht dadurch so metalyrisch wirkt, à la: "Leute, keine Angst vor abgenutzten Phrasen!" Und natürlich erinnert mich das blaue Meer an das Zitat in deiner Signatur. (Ein Dichter schreibt nicht "azur", sondern "blau".) Besonders, da "blau" und "meer" so ziemlich das Schlimmste ist, was man als Dichter nacheinander schreiben kann :P An diesen Stellen ist der Text noch zu konzeptuell für meinen Geschmack.


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jim-knopf
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Beitrag30.08.2010 17:19

von jim-knopf
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
"Leute, keine Angst vor abgenutzten Phrasen"


Eigentlich sollte es mehr um diese Sprach- und Bedeutungslosigkeit der Lyrik vor echten Gefühlen gehen. Die Lyrik kann noch so kreative Bilder für Liebeskummer finden, an das echte, unreflektiert ausgesprochene Gefühl kommt die Lyrik nicht ran. So wie du kann mans dann freilich auch aussprechen, auch wenns mir dann ein bissal zu salopp is

wink

Scheinheilige hat Folgendes geschrieben:
Besonders, da "blau" und "meer" so ziemlich das Schlimmste ist, was man als Dichter nacheinander schreiben kann


Wolln wir uns mal streiten? smile

Ich glaub, dass das von Grund auf falsch ist. "Blau" und "Meer" ist überspitzt gesagt das einzige, was man in der Lyrik über das Meer noch sagen kann. Kreative Metaphern sind in der Regel immer schlechter, als das einfach ausgesprochene, nüchterne Wort. Daher soll der Dichter auch "blau" schreiben, und nicht "azur". Meiner Überzeugung nach (und man möge mir widersprechen) ist ein Vers alla "Das Meer ist blau" im richtigen lyrischen sprachlichen Umfeld wesentlich wirkungsvoller, als eine vierzeilige Beschreibung von Farbe, Form, usw. der Wellen.

Spannende Diskussion.

Gruß
Roman

PS: Ich hasse die Apfel-PCs


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Angst
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Beitrag30.08.2010 18:17

von Angst
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Hi Roman,

Gut, streiten wir uns!

jim-knopf hat Folgendes geschrieben:
Eigentlich sollte es mehr um diese Sprach- und Bedeutungslosigkeit der Lyrik vor echten Gefühlen gehen.

Okay, dann habe ich da wohl falsch interpretiert. Aber wenn es dir wirklich darum geht, dann finde ich "mir tut das herz weh" immer noch falsch, da es sich einfach nicht echt, und – ja wirklich! – nicht banal genug anhört. Aber genau hier liegt wohl der Hund begraben: Im Grunde hört sich überhaupt nichts "echt" an, da niemand in der Lage ist, das "echte" Gefühl zu beschreiben.

Dass man "blau" und "meer" nicht nacheinander schreiben darf, meinte ich halb-ironisch, deshalb will ich dir da nicht allzu sehr widersprechen. Es ist sicher richtig, dass detaillierte Landschaftsbeschreibungen niemanden weiterbringen – ganz abgesehen davon, dass sie langweilig sind. Als Künstlerin bin ich aber nicht bereit dazu, mich der postmodernen Angst vor dem Sinnverlust hinzugeben. "Moderne" Gedichte haben irgendwie die Tendenz, sich um sich selbst zu drehen. Sie fürchten sich vor schönen Worten, was ich schade finde. Ich glaube nämlich, dass es auch heute noch möglich ist, nicht-nüchterne Lyrik zu schreiben.


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Kristallkind
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Beitrag30.08.2010 18:17

von Kristallkind
Antworten mit Zitat

Also Roman hierzu hätte ich nur noch "Amen" hinzuzufügen.
Im Übrigen stinken die Apple Pcs und mein sehr viel billiger erstandenes HP Notebook sendet gerade in diesem Moment diesen Post mit noch mehr Inbrunst.

Liebe Grüße,
KK.

PS: @Scheinheilige: Ich denke, das Problem ist, dass einem als Verfasser eines Gedichtes eine große Flut von Erwartungen und Eindrücken vorausgehen und man versucht diese Flut dem Text mit auf den Weg zu geben. Die Kunst ist es, möchte man diesen Text einer breiten Masse zugänglich machen, den Leser/die Leserin auf die richtige Weise an die Hand zu nehmen, dass bei ihr oder ihm ähnliche Empfindungen keimen. Dass das nicht immer klappt, wissen wir und das sogar bei der einfachen Farbe blau oder bei dem Wort Meer die Ansichten divergieren auch. Was bleibt, ist in einem Gedicht so wenig ausschweifend wie möglich zu schreiben und ein Gedicht mit nüchterner, klarer Sprache ohne unnötige Adejktive zu präsentieren, dass durch seine Verdichtung eben nicht dazu verleitet umgedeutet zu werden, sehr wohl aber mehrere Sichtweisen und Ansätze zulässt.


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MrPink
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Beitrag31.08.2010 21:50

von MrPink
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Scheinheilige hat Folgendes geschrieben:


Sie fürchten sich vor schönen Worten, was ich schade finde. Ich glaube nämlich, dass es auch heute noch möglich ist, nicht-nüchterne Lyrik zu schreiben.


Auf jeden Fall....solang man nicht nüchtern ist... Razz und schön ist auch n Kackwort..

Hi Roman,
das Thema hätte noch viel brachialer, anklagender und verächtlicher rübergebracht werden können. Haste aber nicht gemacht, nein, du hast ihm einen ruhigen Klang verliehen und es mit feiner Ironie versehen.

Ich find´s sch... ich mein, gefällt mir gut.

schönen Abend noch
andi


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jim-knopf
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Beitrag05.09.2010 17:55

von jim-knopf
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hi leute
vielen dank für die kommentare

Zitat:
Als Künstlerin bin ich aber nicht bereit dazu, mich der postmodernen Angst vor dem Sinnverlust hinzugeben.


ob du da mal nich zu spät dran bist wink

Zitat:
was bleibt, ist in einem Gedicht so wenig ausschweifend wie möglich zu schreiben und ein Gedicht mit nüchterner, klarer Sprache ohne unnötige Adejktive zu präsentieren, dass durch seine Verdichtung eben nicht dazu verleitet umgedeutet zu werden, sehr wohl aber mehrere Sichtweisen und Ansätze zulässt.


Das ist sehr schön gesagt.
Das bekommt meine Zustimmung.

Gruß
Roman


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ues
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Wohnort: Berlin


Beitrag07.10.2014 02:23

von ues
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Hallo Roman,

da ich des Öfteren kein Freund der großen Worte bin, nur soviel: wie schön! (-:

Lieben Gruß dir,
ues


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jim-knopf
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Beitrag14.10.2014 13:09

von jim-knopf
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hallo!

das hast du ja was rausgekramt.
das hat schon einige jährchen auf dem buckel.
nichtsdestotrotz vielen dank für deine worte.
freut mich.

viele grüße
roman


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