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[Lorraine & Klemens_Fitte] Korrespontanz


 
 
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

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Beiträge: 2939
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag16.09.2014 21:27
[Lorraine & Klemens_Fitte] Korrespontanz
von Klemens_Fitte
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Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Klemens,

jetzt bin ich doch ans Bücherregal und habe Irvings "Letzte Nacht in Twisted River" herausgenommen, aufgeschlagen. Dort heißt es:

Ketchum lag wie ein angeschwemmter Bär am Flussufer auf dem Rücken. Der Teppich aus Baumstämmen trieb an ihm vorbei; er sah aus wie ein Rettungsfloß und die Flößer darauf wie Schiffbrüchige auf hoher See, nur dass das Meer von einem Augenblick zum anderen die Farbe wechselte […]

ab davon, wie diese Bilder – waren die Baumstämme nun ein Teppich oder ein Rettungsfloß? – in ihrer Inkonsequenz auf den Leser wirken, stellt sich hier die Frage der Bedingtheit. Anders gesagt: Könnte man sich theoretisch Schiffbrüchige vorstellen, die sich, auf ihrem Rettungsfloß stehend, als Flößer sehen?

Einer steht auf einem Floß. Wird er dadurch zum Flößer? Ist jeder schiffbrüchig, der auf einem Rettungsfloß steht? Stehen Schiffbrüchige anders auf ihrem (Rettungs-)Floß als Flößer, ändert sich ihre Haltung nach dem Zweck, nicht der Art ihres Gefährts? Und wenn nicht: worin liegt der Mehrwert dieses Vergleichs? Sähe sie vom Ufer aus kein angeschwemmter Bär, sondern etwa eine Galápagos-Schildkröte mit der ihr eigenen –schaft des lang-atmigen und bedächtigen Blickes, fähig, schier endlos zu sinnieren und alle paar Jahre ein paar Worthalme auszurupfen, mit leicht nach oben gezogenen Mundwinkeln, einem Ausdruck zwischen tüdeliger Skepsis und der loriot’schen Hoffnung, einen Rest Würde zu bewahren: Was fiele ihr zu diesem Treiben ein?



Lass sie da stehen, auf dem Fluss, der die Farbe wechselt, wie es das Meer nicht könnte. Sie erleiden unweigerlich Schiffbruch. Wer sie lektorierend aus dem wässrigen Ungewissen fischt, wird kein trockenes Haar an ihnen lassen.

–Lorraine



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100% Fitte

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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


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Beitrag17.09.2014 08:13

von BlueNote
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Passende Frage zum Schulbeginn:
Was will uns das Autorenkollektiv damit sagen?
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag17.09.2014 11:39

von Jenni
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Liebe Lorraine, lieber Klemens,

nach meiner Auffassung handelt dieser "Brief" (hat ihn Lorraine geschrieben, ich glaube eher nicht) von der Begegnung oder Beziehung zwischen Texten und deren Lesern. Man könnte auch sagen von einer gewissen Skepsis (oder Arroganz?) des sinnierenden Lesers gegenüber der Intention oder der Fähigkeit des Autors, da er davon auszugehen scheint, dass jener dabei ist unbewusst (und "unweigerlich") Schiffbruch zu erleiden.

Die Galapagos-Schildkröte steht wohl für einen Leser vom Typ Lorraine, der sich sehr viele Gedanken macht, vielleicht mehr Gedanken, als mancher Text rechtfertigt. Natürlich nicht genau Lorraine, denn es geht ja um keine bestimmten Leser und auch um keine bestimmten Texte, sonst hättet ihr dies als "Satire" o.ä. klassifiziert, nicht wahr? Wink
Nein, es geht um Lese(r)verhalten und Textauffassung allgemein. Inwiefern ein Leser einem Text gerecht werden kann und umgekehrt - und inwieweit das überhaupt von Relevanz ist.

Vielleicht geht es aber auch darum, wie jemand Schiffbruch erleidet, und ein angeschwemmter Bär und eine skeptische Schildkröte schauen zu.

Mir ist noch nicht ganz klar, wie ernst das hier gemeint ist, ob und wohin ihr es weiterführt und welche Art Feedback ihr euch wünscht. Wollt ihr Textarbeit? Wink

Ich verbleibe gespannt.
- Jenni
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finis
Klammeraffe
F


Beiträge: 577
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Die lange Johanne in Bronze


F
Beitrag17.09.2014 12:07

von finis
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Wie war das noch gleich?

Ein kleines Wort dazwischen und schon wird aus der Reihung ein Vergleich. Ob sie nun Flößer und Schiffbrüchige waren, entscheidet der Beobachter, der von weitem mit einem angeschwemmten Bären zu verwechseln wäre; sollte man auf den Gedanken verfallen, den Satz außerhalb des Kontextes zu betrachten, könnte man auch anfangen darüber zu streiten, ob jener angeschwemmte Bär ein angeschwemmter Bär ist oder doch nur den Eindruck erweckt einer zu sein, und wer entscheidet überhaupt über sein und nicht sein, wenn nicht einmal Shakespeare wusste, wie die Frage beantwortet werden soll, kann dann ein ganz gewöhnlicher Lektor oder Leser oder Autor oder Schreiberling mahnend den linken Zeigefinger  heben und gebieten, jene Schiffbrüchigen seien doch in Wahrheit Flößer? Sind sie denn überhaupt?
Man soll sie schwimmen lassen, sagt man mir, und die Haarspaltereien anderen überlassen.
Oder auch. Jener Klemens solle sie ihrem unweigerlichen Schicksal überlassen, das wohl aus Flößern Schiffbrüchige machen würde, ganz gleich ob sie vorher schon welche waren oder nicht, jener Klemens also solle sie sein lassen was sie sind und werden lassen, was sie sein müssen, ohne den Versuch zu unternehmen sie zu definieren.

Die Frage, wie eine Galápagos-Schildkröte und ein angeschwemmter Bär miteinander kommunizieren sollen, bleibt dabei unbeantwortet.


Ertrunken,
finis


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Rainer Zufall
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Beitrag17.09.2014 14:17

von Rainer Zufall
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Hey, ich glaub du/ihr wollt uns auf den Arm nehmen.

Für mich heißts einfach nur. Leute, zerbrecht euch nicht dauernd eure süßen Köpfchen, sondern lest doch einfach mal und genießt.
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lupus
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Beitrag17.09.2014 14:54

von lupus
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hallo Ihr beiden,

aus dem Titel scheint hervor zu gehen, dass es sich um etwas Spontanes, spontane Korrespondenz handelt, ein bisserl Tanz schwingt mit.

Viel mehr kann ich noch nicht sagen als Leser - wer weiß, ob die Autoren es genauer wissen.

Mit fragendem Interesse jedenfalls hab ich den Text gelesen und werd ihn sicher weiter verfolgen; dass irgendetwas in diesem Text keinen Sinn hat, bzw. keinen Zweck verfolgt, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen ... aber wer weiß. Mal sehn.

lgl


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nebenfluss
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Beitrag17.09.2014 22:47

von nebenfluss
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Liebe Lorraine, lieber Herr Fitte,

ich nehme an, das soll ein neues Genre = das literarische Equivalent zum Fernsehformat "Scripted Reality" sein?

Für die traditionellen Verlage vielleicht etwas schwierig (Urlaubsfotos in Farbe! viel zu teuer im Druck - häufige Perspektivwechsel verwirren den Leser - Nestbeschmutzung/Süffisanz Irving gegenüber verhindert Vertrag bei diogenes).

Aber im Selbstverlag könnte ich mir das durchaus erfolgreich ... obwohl. Nein. Irgendwas fehlt da noch. Das  klebt alles noch zu nah am Irving-Zitat. Vielleicht könnte dieser bärenhafte Held nicht mit dem Rücken zum Sand liegen, sondern mit dem Rücken zur Wand stehen? Oder auf dem Baumfloßteppich wird ein Baby gefoltert. Lasst eurer Fantasie freien Lauf! Die Galapagos-Schildkröte könnte z. B. mit einem Wildschwein kopulieren. Das sind jetzt nur Schnellschüsse, euch fällt da etwas besseres ein.

Das ist natürlich alles nur meine Meinung und nicht persönlich gemeint. Wir sind alle hier um zu lernen. Nehmt euch einfach raus was ihr braucht.

LG


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Lorraine
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Beitrag18.09.2014 01:08
Korrespontanz
von Lorraine
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.

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Heute gibt’s auf die Ohren. Die Probleme im Zusammenhang mit dem Keyboard sind so gut wie gelöst, noch ein paar Fingerübungen und … es kann endlich losgehen.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Aufsatz eines Küchenbuffets, beidseitig abgesägt hab ich die Schränke, amputiert szs


Übrigens nähere ich mich meinem Bücherregal nur mit größter Vorsicht. Wenn Schreiben Trotz sein muss, sein will, dann weil ich mich zu nah herangewagt und gelesen habe, wieder gelesen - und nicht umsonst heißt es:
 "(...) hat mich gefesselt"; wir wollen, ich will ja gequält werden, solange bis es genug ist, bis ich wehrhaft zuschlage, das fremde Buch schließe, es an seinen Platz verweise.



Schrieb ich dir nicht diesen Brief, den echten, wie du dich ausdrücktest, und vermied ich es nicht damals, um den heißen Brei herum zu schreiben und …? *

    [deutlich höre ich, wie du nun abwehrst, mir vorwirfst, solche halsstarrigen Redewendungen zu gebrauchen (wozu brauchst du sie, höre ich, wenn du mit ihnen nichts Neues zu sagen hast; nichts jedenfalls was ihnen (also, wie du dich ausdrückst, also diesen Redensarten) neues Wort-Leben schenken, Wörter mit einer weiteren Aufgabe betrauen und deiner Stimme in einer Zukunft einen Platz_ ]


*nein, ich bin, ich wäre kein Unterbrecher, also ließe ich dich weiter im Glauben, denke ich jetzt, mein Brief habe mit Hitze und Konsistenz und Nährwert und Geschmacksknospen gerade so viel gemein gehabt, wie der Donnerstags-Kartoffelbrei, der an jenem Mittwoch das Nudelgericht habe vertreten müssen.


Wahr- und leibhaftig wie das Brot, von dem ich nicht esse.

Bis dann,
Klemens


.
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Jenni
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Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag18.09.2014 14:58

von Jenni
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nebenfluss
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Beitrag18.09.2014 15:16

von nebenfluss
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Hallo ihr beiden,

diese Fortsetzung gefällt mir viel besser. Langsam kann ich mich durchringen, mich ernsthafter damit zu beschäftigen.
Es gibt da diesen kurzen Moment, wo ich beide etwas desillusioniert, weil flügellos, vor ihrem Werk stehen sehe: Klemens hat - in Ermangelung von etwas Wertvollem, Echten - soeben ein Keyboard dazu überreden können, wenigstens irgendwelche Töne von sich zu geben. Ein Steinway-Flügel erwächst aber niemals aus so einem Stück chinesischer Digitaltechnik. Währenddessen amputiert Lorraine einem Möbelstück, das ich mir handgeschreinert, nicht-schwedisch vorstelle, die Schrankflügel. In beiden Fällen muss sich die Kunst der Enge des Alltags beugen.
Mir scheint das ein Spiel zu sein mit Gegensätzen, Schnittmengen, Analogien. Unwahrscheinlich, dass es 1:1 aus dem 'realen Leben' eines Schriftwechsels kopiert wurde. Ich bleibe bei der Meinung, dass es hier ein Drehbuch gibt, und es sich demnach bei Klemens und Lorraine um Alter Egos der Autoren, nicht die Autoren selbst handelt. Die wiederum präsentieren uns einen Briefwechsel, der authentisch sein will, der wie ein unversiegelter Blick in eine Korrespondenz wirken soll, die stattgefunden hätte haben können, aber nicht hat. Ein Korrespon-Tanz eben, eine Korrespondenz mit Show-Effekt.
(man verzeihe mir meine möglicherweise irrtümlichen Spekulationen, so lange man mir nicht wiederspricht)

Warum nun das als Fortsetzung? Schwer zu sagen. Ich finde es richtig, dass Klemens all die Fragen zur Irving-Szene da gelassen hat, wo sie hingehören - im Reich des Rethorischen. Das völlige Fehlen eines inhaltlichen Anschlusses an die Floßbrüchigen lässt diesen Dialog gewollt lückenhaft erscheinen. Auf der Suche nach einer Verbindung fällt mir der Tonfall, die Beziehung der beiden zueinander auf, die hier natürlich auch ausgestellt wird und bei der ich mir dann doch nicht sicher bin, inwieweit sie die Wirklichkeit spiegelt. Ich halte mich von daher (vorerst) zurück und warte ab, wie sich der Thread noch entwickelt.

LG


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lupus
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Beitrag18.09.2014 15:23

von lupus
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mir kommt das so vor, als würden 2 Schachspieler auf die Ferne spielen und irgendwann erkennen, dass sie von 2 verschiedenen Partien sprechen Wink

na, mal schaun


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Klemens_Fitte
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Beitrag18.09.2014 19:03

von Klemens_Fitte
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Lorraine hat Folgendes geschrieben:

Dein Bücherregal? Nähertest du dich ihm gestern, nachdem ich dir das Blaue vom Pferd erzählt habe? Nahmst du einen Bildband heraus, ich nehme an, dass du ihrer unzählige besitzt? Wenn du schon nicht liest...

Oder doch den "Fluss ohne Ufer", aus dem du mir schon seit langem vorlesen willst – du erinnerst dich? Dein Namenspatron erzählt sie dort den staunenden Matrosen: die Geschichte von Kebad Kenya, wie er sich wünscht, mit seiner Stute zu verwachsen, ein Kentaur zu werden, und wie er sich lebendig begraben lässt.

Stattdessen:


Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Pferdehufe stempeln das Pflaster. Die Schreibmaschine hämmert Buchstaben in Druckschrift aufs Papier. Ein Kugelschreiber handschreibt, zieht feine Linien wie Kufen ins Eis. Eine Stahlfeder biegt ihren steifen Rücken, eine Bleistiftmine reibt sich auf. Eine Nadel sticht es unter die Haut, ein Messer ritzt es ins Brot …


Selbstredend musstest du nicht nur in dich, sondern nach unten, wie du es nennst, gehen, um das zu schreiben. Die Stadt versagt nicht nur die Annehmlichkeit des einfachen Lebens, sondern auch der einfachen Bilder. Pferdehufe – hattest du nicht einmal geschrieben, du habest deine Kindheit auf den Rücken eines fliehenden Pferdes gebunden, das nun blindlings durch deine Erinnerung presche? Was, wenn mein Schreiben keine Wahrheit kennt, weil ihm der Kindermund fehlt, der sie kundtun könnte?
Überhaupt:


Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Wenn Schreiben Trotz Selbstreflexion sein muss
gilt es erst recht, einen matten Untergrund zu wählen – wer beim Schreiben sein Spiegelbild sieht, der kann keine Briefe verfassen. Was, wenn man Requisite wird, billige? – die Haare ersetzt durch Stahlwolle oder Draht, das Schildpatt der Brille (das Brillengestell aus Horn) nur noch Zelluloid, Abfallprodukt der niedergegangenen Filmindustrie.

Immer aufmerksamer lesen, immer genauer hinschauen, bis man die Hornhaut des Auges an der Papierkante entlangführt. Blind werden vom Lesen. Die Figuren wie Bewohner eines Aquariums, vom Licht gebrochene Gestalten, denen ich stundenlang dabei zusehe, wie sie im Trüben fischen.

[Die Angst, Schreiben könne einer Flucht ähneln.]


Einen Gruß,
Lorraine


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Lorraine
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Beitrag20.09.2014 11:01

von Lorraine
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Blind werden vom Lesen.


Wie blind bin ich geworden? Wie könnte ich reflektieren, auch nur … Durchblick vorschützen? Wie kann ich noch lesen, ohne zu schreiben (zu antworten?) Wird selbst ein Buch zum Brief, in dem ich ein Spiegelbild des Autors suche, nur, um ihm in meiner Antwort nachzuweisen (schreibend Weisheit vorschützen, erlangen?), dass ein Anspruch auf Urheberschaft nicht auf ge- oder beschriebenem Leben, denn (doch) aus gelebtem Schreiben sich begründen müsse?

Hohl (du weißt schon, einer der Durststrecken-Geher und Hunger-Leider) schrieb in den 1930er Jahren*:

Ludwig Hohl hat Folgendes geschrieben:
Einer schreit im Garten; ein schwerer Stein ist ihm auf den Fuß gefallen: er verantwortet seinen Schrei. Einer fleht: „Bleibe. Ich sterbe.“ Du siehst ihn an und aus seiner Bleichheit, aus dem Ton seiner Rede und aus hundert winzigen Dingen, die du nicht nennen kannst, geht dir zwingend auf – wie jedem aufgehen müsste -: dass es seine Worte sind. So aber soll es, wenn ihr schreibt, unter euch Schriftstellern auch sein.

    Wie es an anderer Stelle auch steht: „In Notlagen erheben sich die Geringern zu des Wortes Stärke; dann können sie hören, können sie reden. Die großen Künstler sind immer in solchen Notlagen.“




Lorraine hat Folgendes geschrieben:
[...] Notizbücher.                         Das war der Beginn. Ich habe die Witterung der Versäumnisse aufgenommen, als ich nach Jahren leerer Seiten wieder damit anfing, solche "Bücher" mit meinen Wahrheiten, Wünschen zu füllen, Skizzen meiner Karten zu entwerfen.


LD hat Folgendes geschrieben:
[Die Angst, Schreiben könne einer Flucht ähneln.]


Du fliehst vor denen, die dich mit Schweigen umgeben. Sei dankbar, dir bleibt die Stille, dir bleibt es überlassen zu wählen, wie beredt deren Schweigen doch ist, wie gut es dich schützt, welche Großzügigkeit in ihrem Geiz sich als ein wahres Geschenk verbirgt.
Wegbeschreibung einer Flucht. Weg schreiben. Zufluchts-Worte. Dein „W.ort“ ist unsichtbar geworden. Ist es verschwunden? Schreibe es fort. Führe es fort.
Erinnere dich:
Noch einmal begibst du dich auf die Suche, folgst ihm in längst vergessene Seiten, zwischen deren Zeilen er sich versteckt, vor dir flieht wie ein Tintenfisch, eine Wolke aus Druckerschwärze hinterlassend. Jedes Blatt eine Mauer aus wohlgesetzten Worten, die vor deinen Augen erste Brüche und Risse bekommt, bei jedem Blinzeln mehr und mehr in Unordnung gerät; dahinter beginnt die Ödnis.
 
Es gibt ihn nicht, diesen Ort, wo „alles Blau schon fort gelogen ist“. Du liest mich … und das gelebte Schreiben, das Beobachten: Es sei dein Durst, der dich die Strecke bewältigen lässt, Zufluchtsorte – sind sie vielleicht Stationen, an denen dein Pferdchen lediglich die Farbe wechselt?
Mein Schweigen (verwechsle es nicht) ... Ich kenne mich nicht anders als schweigend. Es fällt mir schwer, das zu ändern, auch wenn ich möchte.

In der Einleitung zu „Briefe an Anaïs Nin“ (Henry Miller, Rowohlt Taschenbuch, 1981) heißt es

Günther Stuhlmann hat Folgendes geschrieben:
In einem Brief aus Anderson Creek, Big Sur, vom 17. Mai 1946 schrieb Miller an Anaïs Nin: „Sie sind der einzige Mensch, den ich kenne, der das Schweigen wirklich zu nutzen wusste. Es war manchmal in der Tat niederschmetternd – ich glaube freilich nicht, dass Sie sich dessen bewusst waren. Aber die Menschen bekamen mehr und wirksamere Antworten von Ihnen als ich mit meinem Brüllen und Toben, mit meinem Schmeicheln und Zureden ihnen je geben konnte.“ [...]
 



Bis..
Klemens_F, keins der Kinder von Unter den Linden

.


*Ludwig Hohl "Die Notizen oder von der unvoreiligen Versöhnung", Suhrkamp Taschenbuch 1000, Erste Auflage 1984, (c) dieser Ausgabe Suhrkamp Verlag Frankfurt a.M. 1981
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Nihil
{ }

Moderator
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Beiträge: 6039



Beitrag20.09.2014 11:06

von Nihil
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Zitat:
hattest du nicht einmal geschrieben, du habest deine Kindheit auf den Rücken eines fliehenden Pferdes gebunden, das nun blindlings durch deine Erinnerung presche?

!

ansonsten:
 Buch smile
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Klemens_Fitte
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Beitrag21.09.2014 19:47

von Klemens_Fitte
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.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:


Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Du fliehst vor denen, die dich mit Schweigen umgeben. Sei dankbar, dir bleibt die Stille, dir bleibt es überlassen zu wählen, wie beredt deren Schweigen doch ist, wie gut es dich schützt, welche Großzügigkeit in ihrem Geiz sich als ein wahres Geschenk verbirgt.


Und Auge um Auge, Zahn um Zahn die wortlose Erwiderung geben? Das Risiko in Kauf nehmen, dass dir das unausgesprochene Wort die Kehle verstopft, weil du es geschluckt hast wie den Stein einer Pflaume – oder weil du dich damit wie mit einem Senkblei ausloten wolltest, und jetzt fürchtest, daran zu ersticken.

Andernorts schreibst du in deinen "Notizbucheinträgen":

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Schöpferisch sein, beim Schreiben? Ja, wenn ich wie mit einem Brunnenkübel Worte aus mir schöpfe und die endlose Satzkette meine Luftröhre hinaufrennt.


Gruselt es dich nicht inzwischen davor, dich wieder lesen zu müssen? Nein, den Lesern kannst du deine Faszination an deinem früheren Scheitern nicht vor die Füße werfen, sie werden jeden deiner Fehler für bare Münze nehmen und ihn auf den Putz "abgelebter Stuben" hauen, in denen "Fliederstauden" wachsen oder Wurzeln schlagen sollen, nicht, um das Bild rückerobernder Natur und verfallener Ruinen zu zeichnen, sondern weil deinem kindlichen Sturkopf der Klang eines Wortes wichtiger war als seine Bedeutung.
Du könntest auch wieder Josef Winklers Sätze wie Mühlsteine bemühen, und ja, es besteht die Gefahr, du könntest dich wiederholen, schließlich hast du schon des öfteren Worte mit Steinen verglichen, weil sie dir in letzter Konsequenz immer lapidar – in Stein gemeißelt* – erscheinen, weil sie für dich ein Gewicht haben, fallen können, oder weil du dir an ihnen die Zähne ausbeißt.

[…Oder auch, weil du gerne hättest, sie würden Haltepunkte bieten und nicht vom Lesefluss, den die Anderen herbeisehnen oder -reden oder -schwören, hinweggerissen oder glattgeschliffen. Habe ich dich nicht erst kürzlich – es stand im zweckentfremdeten Küchenbuffet im Arbeitszimmer – folgendermaßen gelesen:
Zitat:
Da mir das Lesen nie schwerfiel, schon zu Schulzeiten nicht, habe ich mit den Jahren begonnen, seiner vermeintlichen Mühelosigkeit zu misstrauen.

…]

Es mag sein, dass Kunst von Nicht-anders-können kommt, aber diese Erkenntnis taugt nur für die ersten Schritte. Schreiben zu müssen, bedeutet noch nicht, etwas zu sagen zu haben; zwangsläufig kommt der Moment, an dem jede Gewissheit an der Klippe der Banalität zerschellt.
Schreiben, wenn du es mit den Titeln deiner "sogenannten geliebten Bücher" halten willst, ist entweder Wiederholung oder Auslöschung.

Lorraine,
BWS a.D.



* "lapidar Adj. erw. fremd. 'kurz, prägnant' (< 18. Jh.). Entlehnt aus frz. lapidaire, dieses aus l. lapidãrius 'zu den Steinen gehörig, steinern', zu l. lapis (-idis) 'Stein'. Die neuzeitliche Bedeutung geht aus von der Kürze und Bündigkeit von Inschriften auf Denksteinen.
aus: Kluge, Friedrich, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearb. von Elmar Seebold, 23., erw. Aufl., Berlin, New York 1999


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saher
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Beitrag21.09.2014 20:02

von saher
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[quote="Klemens_Fitte"].

Lorraine hat Folgendes geschrieben:



Und Auge um Auge, Zahn um Zahn die wortlose Erwiderung geben? Das Risiko in Kauf nehmen, dass dir das unausgesprochene Wort die Kehle verstopft, weil du es geschluckt hast wie den Stein einer Pflaume – oder weil du dich damit wie mit einem Senkblei ausloten wolltest, und jetzt fürchtest, daran zu ersticken.



Ich hab zwar noch nicht ganz verstanden, warum ihr das hier ausstellt, aber das hab ich auch noch nicht bei allen Bilderausstellungen (nur als Beispiel).
Den Satz von Lorraine finde ich aber einfach nur stark! Kann man auf vieles anwenden und gerät so umso seltener in Erklärungsnot, wenn man den Mund zu voll genommen hat! (NIcht, dass mir das je passieren würde... Embarassed ). Wow. DANKE Wink
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Jenni
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Beitrag21.09.2014 20:48

von Jenni
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Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Wie kann ich noch lesen, ohne zu schreiben (zu antworten?) Wird selbst ein Buch zum Brief, in dem ich ein Spiegelbild des Autors suche, nur, um ihm in meiner Antwort nachzuweisen (schreibend Weisheit vorschützen, erlangen?), dass ein Anspruch auf Urheberschaft nicht auf ge- oder beschriebenem Leben, denn (doch) aus gelebtem Schreiben sich begründen müsse?

Und wieder immer noch denke ich, der Kern dessen hier - in der perfekten Form und auf mehreren Ebenen verarbeitet - ist der Austausch zwischen Text und Leser. Wer hat noch gesagt, wenn die Zielgruppe eines Textes auf eins zusammenfällt, der Autor sich mit dem Text an eine bestimmte Person richtet, dann ist es keine Prosa mehr, sondern ein Brief. Eure "Briefe" umgekehrt richten sich nur scheinbar an einen bestimmten Leser. Hier sprichst du (wer denn nun? ich sage immer noch: Lorraine) nun davon, dass der Leser den Text zu einem Brief werden lässt, weil sich bestimmte Gedanken darin nicht nur an ihn allein richten, sondern erst durch ihn entstehen.

Und damit kann ich meine These nicht mehr aufrechterhalten, euer künstlerisches Konzept würde die Beantwortung der Anliegen eurer Leser nicht beinhalten.
Bisschen biestig ist das alles schon, Mister Fan-von-Beipackzetteln und Mrs. Koketterie-mit-unvermeidbarer-Unzulänglichkeit.

Na gut, ich lese. Und ihr glaubt gar nicht, was. ^^
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nebenfluss
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Beitrag22.09.2014 15:03

von nebenfluss
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Mal wieder ein wenig "Kommentanz" von meiner Seite.

Ich stimme mit Jenni insofern überein, dass ich die Klassifikation Brief nur für die Ausgangssituation halte - zu dem Zeitpunkt, als der Herr Fitte den ersten Teil eingestellt hat, war der Text ja noch ein Brief (behaupteterweise von Lorraine an ihn). Der anschließende Briefwechsel verhält sich zur klassichen Vorlage etwa so wie ein Webblog zu einem traditionellen Tagebuch. Ein Tagebuch im herkömmlichen Sinne ist ja die perfekte Progression des Briefs, weil Autor und Leser identisch sind und es keine 'äußere' Zielgruppe gibt. In dem Moment, wo man seine persönlichen Tagebucheintragungen in dem Bewusstsein schreibt, sie einer Öffentlichkeit preisgeben zu werden, dürfte von einem Tagebuch nicht mehr die Rede sein - der Form nach nicht, und sicher auch nicht des Inhalts nach. Was niemanden etwas angeht, wird der Autor weiterhin für sich behalten.

Mit dieser Korrespondenz könnte es sich ähnlich verhalten. Ich staune immer mehr, welch Versteckspiel die Autoren gerade dadurch betreiben, dass sie einen Briefwechsel veröffentlichen, der zwischen ihnen als Autoren stattfinden/stattgefunden haben mag, aber der genauso gut zwischen zwei Kunstfiguren geführt werden kann, denen sie lediglich ihre Namen geliehen haben. Davon abhängig die Frage, ob die beiden ihren Dialog notwendig durch Kommunikationsverweigerung nach außen verteidigen müssen, um ihn als solchen aufrecht erhalten zu können ...
bleibt hoffentlich nicht in der Luftröhre stecken ...

Wenn die Bezeichnung 'Dialog' - wie 'Brief' - nur eine Ausgangssituation darstellt, läuft jeder, der hier kommentiert, Gefahr, in das Werk hineingesogen zu werden.

LG


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saher
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Beitrag22.09.2014 15:26

von saher
Antworten mit Zitat

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:


Wenn die Bezeichnung 'Dialog' - wie 'Brief' - nur eine Ausgangssituation darstellt, läuft jeder, der hier kommentiert, Gefahr, in das Werk hineingesogen zu werden.

LG


Scheue nicht die Gefahr, lieber Nebenfluss, bei der Entstehung einer neuen literarischen Internet-Email-Korrespondenz-Strömung eingesogen zu werden smile extra Ich halte das für eher ungefährlich. Ungefährlicher jedenfalls, als das kommentieren lieber unkommentierter Kommentare- Verstecken So bekommt man doch erst den richtigen Einblick in den Entstehungsprozess, in den man mit eingespannt wird - wenn denn deine Angst gerechtfertigt ist. Darin untergehen werden wir nicht, denn wir haben doch alle unsere literarischen Schwimmärmelchen dabei! Cool
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nebenfluss
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Beitrag23.09.2014 14:08

von nebenfluss
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Liebe saher,

du hast Recht. Die Transformation vom Leser zum Autor und vice versa geschieht mir mehrmals täglich, und bis jetzt ist noch alles dran am Körper, was dran gehört ... auch wenn mir bei meiner regelmäßigen Kopfinventur gelegentlich der Verdacht kommt, würde ich, statt zu lesen und zu schreiben, lieber öfter mal den Vorgarten harken, wäre nicht immer so viel an den rechten Platz zurückzurücken dort oben.
O Gott, hoffentlich fang ich nicht auch noch an zu stottern. Sich kaputt lachen
... und vielleicht ist es ja auch eine Illusion, dass man diese Transformation unter Kontrolle hat, vielleicht ist der Wille zur Selbstbestimmung vergeblich ...

Ich jedenfalls setze mich der "Gefahr" ja sehenden Auges aus, belegt doch die Existenz meiner Beiträge.
Angst habe ich nur vor ...
verrate ich nicht. Cool
Ich bin also doch mutiger als du! Razz

LG


_________________
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag23.09.2014 14:23

von Jenni
Antworten mit Zitat

Nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Wenn die Bezeichnung 'Dialog' - wie 'Brief' - nur eine Ausgangssituation darstellt, läuft jeder, der hier kommentiert, Gefahr, in das Werk hineingesogen zu werden.

Ich denke, wir sind schon längst ein Teil davon. Muss ich ja in aller Konsequenz denken, nach meiner Interpretation. In diesem Sinne kann ich auch verstehen, dass die Verfasser die Kommunikation außerhalb des Textes verweigern, denn sie würden die Prämisse, die ich ihnen zusammengeschustert habe*, damit direkt widerlegen. (Also, sagt ja weiter nichts.^^)
Sie sitzen hinter den Kulissen, beobachten uns und machen sich mit gewichtiger Miene Notizen auf linierte Schreibblöcke, aha, aha, bestätigt genau die These ... Ihr solltet nur bedenken: Wer ist schon gerne ein Versuchstier. Nebenfluss und mir ist so was ja egal, Saher und ein paar wenigen anderen scheinbar auch, aber der Masse, dem LESER? wink

Nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Ich staune immer mehr, welch Versteckspiel die Autoren gerade dadurch betreiben, dass sie einen Briefwechsel veröffentlichen, der zwischen ihnen als Autoren stattfinden/stattgefunden haben mag, aber der genauso gut zwischen zwei Kunstfiguren geführt werden kann, denen sie lediglich ihre Namen geliehen haben.

Ich halte das nicht für einen Briefwechsel, der "tatsächlich stattgefunden hat". Er findet zwar in gewisser Weise tatsächlich statt, aber gerade jetzt und hier und unter den gegebenen Umständen, denke ich. Und ich glaube, dass Lorraine Klemens' Briefe schreibt und er ihre (widerlegt das bloß nicht, ich baue auf dieser Annahme jetzt ein Kartenhaus), insofern könnte man von Kunstfiguren sprechen – und auch wieder nicht, weil der Text ja (*voilà eure Prämisse, und ihr werdet mir jetzt kaum widersprechen ^^) in seiner Bedeutung erst durch seine Rezeption entsteht, oder der Brief erst durch den Empfänger: So kann er ihn gewissermaßen auch gleich selbst geschrieben haben, und m.E passiert hier genau das, mit allen Konsequenzen, wie z.B. Verfälschung oder Interpretation des Gegenübers. (Und deshalb dürfen auch wir aufs Wildeste interpretieren und haben immer Recht.)

Sollte ich mich aber täuschen, dann möchte ich zu Protokoll geben, dass ich an jeglichen zukünftig zwischen den Verfassern und mir stattfindenden Schriftverkehr den Anspruch ebensolcher literarischer Hingabe habe. Unerhört, mit was für banalen Themen und in was für unbemühter Sprache die mich bisher abgespeist haben.
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Yo, ich check dir mal schnell die Verfilmung vom Hörensagen rüber.**

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Ey, ist doch alles scheiße. Ich bin weg. Wieder da.**

Was ich damit sagen will ... weiß ich jetzt auch nicht mehr. Ach ja: Ich lese hier nicht nur, ich lese hier fasziniert und gerne. smile


** Der Authentizitätsgrad dieser als Zitate gekennzeichneten Textstellen spielt sich im quasiimaginären Bereich ab.
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saher
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 39
Beiträge: 154
Wohnort: baiuvarische Großstadt


Beitrag23.09.2014 14:39

von saher
Antworten mit Zitat

Jenni hat Folgendes geschrieben:
Nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Wenn die Bezeichnung 'Dialog' - wie 'Brief' - nur eine Ausgangssituation darstellt, läuft jeder, der hier kommentiert, Gefahr, in das Werk hineingesogen zu werden.

Ich denke, wir sind schon längst ein Teil davon. Muss ich ja in aller Konsequenz denken, nach meiner Interpretation. In diesem Sinne kann ich auch verstehen, dass die Verfasser die Kommunikation außerhalb des Textes verweigern, denn sie würden die Prämisse, die ich ihnen zusammengeschustert habe*, damit direkt widerlegen. (Also, sagt ja weiter nichts.^^)
Sie sitzen hinter den Kulissen, beobachten uns und machen sich mit gewichtiger Miene Notizen auf linierte Schreibblöcke, aha, aha, bestätigt genau die These ... Ihr solltet nur bedenken: Wer ist schon gerne ein Versuchstier.

Die gewichtige Mine kann ich nachvollziehen. Aber wozu liniert? Kleinkariert ist doch angesagt! (Ist nur ein Witz, Klemens, bezieh das jetzt bitte nicht auf euren Text). Außerdem ist doch eh jeder Versuchstier, der sich freiwillig (die Unfreiwilligen können sich ja verstecken) herumtreibt. Weiter ist es auch jedem selbst überlassen, welche Art von Tier er sein möchte. Ich schnapp mir schon mal den Retriever! Laughing

Nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Ich bin also doch mutiger als du!

Aber was du hier einstellst ist doch immer total lesbar, sodass du dich am nächsten Tag nicht furchtbar schämen musst Embarassed , dann müsste ich doch viel draufgängerischer sein...
 oh nein, hoffentlich guckt sich jetzt keiner meine alten Texte an
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