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Nebelwanderung auf einem kahlen Hügel


 
 
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag07.09.2014 13:13
Nebelwanderung auf einem kahlen Hügel
von rieka
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In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit
So, wenn der Tod wär‘
Ich stürbe gern
Irgendwann

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G.T.
Geschlecht:männlichKlammeraffe
G

Alter: 38
Beiträge: 674



G
Beitrag07.09.2014 13:47

von G.T.
Antworten mit Zitat

Ich versteh den vierten Vers nicht. Embarassed
Zitat:
So, wenn der Tod wär‘

Was soll das "so" bedeuten? Der zweite Satzteil macht für mich auch keinen Sinn, denn die Frage, ob der Tod ist, steht außer Zweifel, oder?
Meintest du vielleicht sinngemäß "wenn der Tod so wär" (wie das vorher beschriebene) und wenn ja, warum hast du es nicht so formuliert?
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Tsaphyre
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 25



Beitrag07.09.2014 14:34

von Tsaphyre
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Hallo rieka,

genau die Stelle, die G.T. kritisiert, hat mich an dem Gedicht besonders fasziniert. Ja, ich bin auch darüber gestolpert und habe mich gefragt, wie das gemeint sein soll? Denn rein grammatikalisch macht es so keinen Sinn.

Aber genau das liebe ich an Gedichten, dass sie einem Rätsel aufgeben. Ich persönlich halte gerade in einem so kurzen Werk eine unscharfe, sprachlich nicht ganz korrekte Zeile für reizvoll. Für mich haben sich daraus zwei unterschiedliche Verständnisebenen ergeben:

wenn so der Tod wär,
ich stürbe gern

und

so, wenn so der Tod wär,
stürbe ich gern

Das, was Du mit dieser Zeile tust, ist etwas, was manchmal in Träumen und tagsüber bei den sogenannten Freudschen Versprechern passiert: Ein Wort oder ein Satz wird unbeabsichtigt auf eine merkwürdige, auf den ersten Blick sinnlose Weise verkürzt oder zusammengeschmolzen. Wenn man sich dann damit beschäftigt, entdeckt man oft humorvolle und spannende Perspektiven, die das Unbewusste damit transportiert.

Ich gehe davon aus, dass Du diese Zeile absichtlich so formuliert hast. Was wolltest Du damit bewirken bzw. ausdrücken?

Die Stimmung Deines Gedichts gefällt mir. Ich fühle sofort, was Du beschreibst. Und das, obwohl ich gerade mit diesem Bild vom Tod persönlich einige Dinge verbinde, die nicht so schön sind.

Lieben Gruß, Tsaphyre
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag07.09.2014 22:27

von rieka
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Danke an Euch für Euer aufmerksames Lesen.
Ich habe die Zeilen aus einem Impuls heraus niedergeschrieben, nicht drüber nachgedacht und hier eingestellt. Ich weiß, Boro sagt, davor soll man sich hüten. Die Pferde sind da mit mir durchgegangen. Embarassed  

@ G.T.
Du hast Recht, das Komma muss weg. Ansonsten wird der Sinn verfälscht.
Ursprünglich hatte ich geschrieben:
‚Wenn so der Tod wär‘.  
Das ‚so‘ hatte ich dann davor gesetzt, um es zu betonen.
Ich habe das Ganze, wie oben erwähnt, sehr hastig ins Forum gesetzt. Wenn mir gestern Abend jemand gesagt hätte, dass ich mich in den Lyrik-Bereich verirre, hätte ich den Kopf geschüttelt.

@Tsaphyre
Zitat:
‚Ich gehe davon aus, dass Du diese Zeile absichtlich so formuliert hast.‘
Nein, ich wollte lediglich das ‚so‘ betonen.
Danke, dass du deine Gedanken dazu aufgeschlüsselt hast. Das ist aufschlussreich für mich.
Zitat:
‚ Das, was Du mit dieser Zeile tust, ist etwas, was manchmal in Träumen und tagsüber bei den sogenannten Freudschen Versprechern passiert: Ein Wort oder ein Satz wird unbeabsichtigt auf eine merkwürdige, auf den ersten Blick sinnlose Weise verkürzt oder zusammengeschmolzen. Wenn man sich dann damit beschäftigt, entdeckt man oft humorvolle und spannende Perspektiven, die das Unbewusste damit transportiert.‘
Die Zeilen haben natürlich eine Geschichte. Ich habe dies vor Jahren erlebt, im Winter. Der weiße Boden, das Eingehüllt-sein  in den weißen Nebel, die Stille und sonst nichts hat oben und unten aufgehoben, hat jede Begrenzung aufgehoben.  Es mag sich kitschig anhören aber es entstand ein tiefer Frieden. Als ich heute früh in den Nebel sah, kam das Bild wieder. Ich habe nicht lange drüber nachgedacht.

Liebe Grüße
Rieka


Ach,  noch was.
Habe ich mir jetzt eigentlich die zweite Einstandsmöglichkeit beim Prosa verhauen?
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firstoffertio
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Beitrag07.09.2014 23:05

von firstoffertio
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Ich finde, das hat was.

Aber ja, das Komma nach So muss weg.

Und habe überlegt, ob vielleicht die Zeile danach auch umgestellt werden könnte:

So wenn der Tod wär
Stürbe ich gern
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rieka
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Beiträge: 816



Beitrag08.09.2014 22:50

von rieka
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@ firstoffertio
Zitat:
Ich finde, das hat was.


Ist das wahr? Hach, freut mich das. Danke. rotwerd

Danke auch an Tsaphyre.

Da ich Lyrik zwar mag, aber nichts davon verstehe und da ich mich in diesem Bereich noch nie versucht habe, ist das sehr viel.


Jetzt die Korrektur.

In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit
So wenn der Tod wär
Stürbe ich gern
Irgendwann
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crim
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Beitrag08.09.2014 23:15

von crim
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Hi rieka,
ich finde auch, dass das was hat. Die ersten drei Zeilen funktionieren bei mir. Ich mag den Rhythmus und obwohl ich finde, dass das sehr klassische lyrische Brecher sind, Also Nebel, Licht, Stille, Schweben, Ewigkeit, gehen sie hier eine klangliche Bindung ein, die mir gefällt. Gefahr läuft das zwar, abgedroschen zu wirken. Für mich tuts das seltsamerweise nicht. Ich lasse mich drauf ein. Die letzten drei Zeilen finde ich schwächer, aber eine Änderung fällt mir weiterhin nur für die vierte ein. Du sagst du willst das "so" betonen, dadurch, dass du es an den Zeilenbeginn setzt. Klappt nicht so recht. Auf mich wirkt es hier eher krumm. Warum nicht "wenn so der Tod wär". Dann wäre das "so" immer noch im Fokus und nach meinem Leseempfinden auch einfach besser platziert.
Liebe Grüße
Crim
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firstoffertio
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Beitrag08.09.2014 23:39

von firstoffertio
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Für mich hat das mit dem So am Anfang etwas von Dialekten, die ich kenne. Vor allem ältere Menschen, die ich so habe sprechen hören. Deshalb mag ich es vielleicht.

Nun habe ich weiter überlegt.

Das 'Irgendwann' am Ende braucht es eigentlich nicht.

Und zu meinem Dialekt im Kopf würde

Stuerb' ich gern noch besser passen. Das ist aber nun wirklich total persönliches Lesen, was zu beachten ist, und zu verwerfen auch.. Heraus käme aber dann:

In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit
So wenn der Tod wär
Stürb' ich gern
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Gast







Beitrag08.09.2014 23:48

von Gast
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Hallo Rieka!

Ich sehe es wie Crim: die ersten drei Zeilen sind gut, die letzten drei Zeilen nicht.

"Wenn so der Tod wär" - ich nehme die gewöhnliche Satzstellung - enthält nur eine einzige "Sinnsilbe" (Tod), dafür aber drei "Bausilben" ohne jede Bedeutung: "Wenn", "so", "wär". Das ist an sich kein gutes Verhältnis; hier bricht es aber auch mit der hohen Dichte an Sinnsilben, die du in den ersten drei Versen hattest!

Ich baue dein Gedicht ganz frech einmal um, nur zu Vorführzwecken, allerdings:

In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit

Solchen Tod, irgendwann:
Stürbe ich gern


Warum so?

- Die Leerzeile setzt den zweiten Teil ab; finde ich gut, er ist ja auch ein Neueinsatz, das kann man dem Auge ruhig zeigen.

- Das nun eingeschobene "irgendwann": Zugegeben, das ist ein harter Eingriff, aber ich fände es gut, hier einen Rahmen zu haben, einen Spannungsbogen - Für mein Empfinden schleppt das "irgendwann" bei dir nach, kommt spät, hat keine rechte Verbindung mehr?!

- Die Unterscheidung zwischen erstem und zweiten Teil läuft jetzt nicht mehr über den Unterschied "gefüllt" - "leer", sondern über den Rhythmus:

ta TAM ta TAM ta
TAM ta TAM ta
TAM ta, TAM ta, TAM ta TAM

TAM ta TAM, TAM ta TAM
TAM ta ta TAM

Hm, hörst du, was ich meine? Der erste Teil in gleichmäßigem Auf und Ab, auch über die Zeilengrenzen hinweg; der zweite eher entgegenstellend, fest (eben keine Beschreibung mehr, sondern mehr nüchterne Aussage), und endend mit einem TAM ta ta TAM - das ist einfach eine wunderbare Bewegung und eine schöne Art, einen Text zu schließen! Wobei die beiden Teile durch die den ersten Teil schließende und den zweiten eröffnende Bewegung verbunden sind: TAM ta TAM.

Na schau mal, was du damit anfangen kannst. Eins aber noch: Die Überschrift. Die muss kürzer werden, unbedingt! Zumindest um den "Nebel", denn den hast du gleich in der ersten Zeile noch mal, was gedankenlos wirkt?!

Aber eigentlich genügt auch "Hügelwanderung", vielleicht auch "Auf kahlem Hügel"; ich würde nichts vermissen.

Gruß,

Ferdi
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag09.09.2014 22:17

von rieka
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Hallo, crim
Ja, im Nachhinein stimme ich Dir zu, es sind sehr abgegriffene „Brecher“.
Zitat:
‚dass das sehr klassische lyrische Brecher sind, Also Nebel, Licht, Stille, Schweben, Ewigkeit,‘

Vielleicht hast du oben gelesen. Ich hatte gar nichts Lyrisches geplant. Diese Erinnerung hatte mich einfach gepackt. Und dann wollte ich das weitergeben.
Zitat:
Warum nicht "wenn so der Tod wär".

Ja, das trifft problemlos mein Empfinden. Danke.


Hallo, firstoffertio

Ja ist es denn die Möglichkeit. Was Du da erkennen kannst.
Zitat:
Für mich hat das mit dem So am Anfang etwas von Dialekten, die ich kenne. Vor allem ältere Menschen, die ich so habe sprechen hören.

Es stimmt beides, ich komme aus tiefstem Dialekt und älter bin ich auch.
Das ‚Irgendwann‘ hatte ich nachgeschoben. So schnell wollte ich dann doch nicht an den Tod heran, sollte er auch noch so friedlich sein. In meinem ersten Empfinden spielte es keine Rolle.


Hallo, ferdi
Und von Dir bekomme ich sogar gleich einen Kurs in Lyrik. Toll.
Ich habe mich durchgewurstelt, brauche aber noch ein bisschen, um das Theoretische auch zu verinnerlichen.
Du hast mir das sehr plastisch dargestellt. Ja, ich höre, was du meinst    

In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit

Solchen Tod, irgendwann:
Stürbe ich gern


Ja, so geht es sehr gut, mein „Erleben“ bleibt in diesen Zeilen.
Geht es auch so? Oder gerät der Test dann in einen unzulässigen oder unstimmigen Rhythmus.

In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit

Wenn so der Tod wär
Stürb‘ ich gern


Ich hatte oben geschrieben, dass das ‚irgendwann‘ ein Anhängsel war; aus dem inneren Grund (Tod), aber auch aus der Unsicherheit den Regeln, dem Aufbau der Lyrik gegenüber.

Tja, der Titel: Nebelwanderung oder Winterwanderung klingt sicher zu abgedroschen.
Dieses beschriebene Empfinden kann tatsächlich nur auf einem kahlen Hügel gelingen, auf dem kein Strauch und kein Geräusch das Weiß unterbricht. Ich bleibe bei Deinem Vorschlag „Hügelwanderung“.

Etwas muss ich noch loswerden. Ich bin erstaunt, mit welchem Engagement hier im Forum die eingegebenen Texte kommentiert werden. Egal, was da an Text kommt. Ich hoffe, dass ich mich irgendwann revanchieren kann. Noch habe ich kaum Fachwissen. Im Moment komme ich über rein gefühlsmäßige Bewertung, Bewertungen aus dem Bauch heraus, nicht hinaus.


Danke an Euch Alle,
Ihr habt mir sehr geholfen.
LG rieka
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Stimmgabel
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Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag10.09.2014 08:22
Re: Nebelwanderung auf einem kahlen Hügel
von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

Nebelwanderung auf einem kahlen Hügel


In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit
So, wenn der Tod wär‘
Ich stürbe gern
Irgendwann

-------------------------------------------

Hallo rieka,


gerade dein Stück vor Augen bekommen [ ein guter Zufall ], denn, mMn ist es ein sehr feines und sprachgestaltet eigenwilliges. Es will etwas besagen [ wie selten doch üblich Wink ] ... eben jenen passierten LI-Moment, jene die sich hieraus für LI ergebenden Gedanken. Es geht nicht darum, dass LI sterben will, Sehnsucht danach verspürt ... aber: was wäre –
wenn genau dieses so, dieser so-Moment wäre – irgendwann, denn ein Muss ist irgendwann sowieso angesagt.

Für mich sind es ebenso die letztzen drei Zeilen [ bin da nah bei Tsaphyre ], die hier ein besonders Augenmerk verdienen. Hier konnotiert LI einen/seinen passierten Moment, in dem es sich eben “so“ assoziiert ... getragen von einem Gefühl der Zeitlosigkeit [ sehe dbzgl Z1/Z2, insbesondere dieses Ewigkeit ],

Dieses gesetzte “so“ ist mMn genau richtig funktionalisiert – denn es fungiert hier quasi als inneres Koinon, also apokoinu’isch bindend : die ersten drei Inhaltszeilen mit den letzten drei Inhaltszeilen um jene, quasi konjunktivische Schnittstelle “wenn“.

--------------------------------------

Wenn Worte-Änderungen, nähme ich sie persönlich im ersten Teil vor – sicher aber nicht im zweiten. Die Bilder “Lichtumfangen“ und “Ewigkeit“ sind mir hier doch etwas zu gewichtig, zugleich unbestimmt und wenig konturend.

Auch könnte ich mir das Gesamt_Formativ derart vorstellen, komplett auf Kommas zu verzichten; würde ebenso die inszenierte Zeilenanfang Großschreibung wieder aufbrechen [ welche Funktion sollte sie hier tatsächlich haben? Wink ... außer vllt epigonisches Nachgeäffe irgendwelcher Altmeister-Lyrik, hi, hi ...].
Persönlich würde ich hier ebensowenig mit einer auftaktenden Metrik arbeiten; denn gerade deine gesetzten Sinneinheiten gehen ihren eigenen Sinn_Weg.


Mal meine Leseweise vorgestellt:
----------------------------------------------


Wanderung auf einem licht_Hügel


in weißem Nebel
umfangen
LichtStille .Schweben .zeitlos

                                         so –
wenn der Tod wär‘
ich stürbe gern

irgend wann

------------------------------------------------ mal mit Betonungsmarker:

Wanderung auf einem licht_gel


in weißem Nebel
umfangen
Licht/Stille .Schweben .zeitlos

                                             so
wenn der Tod wär‘
ich stürbe gern

irgend wann

-----------------------------------------------------------------------------

noch zwei Randbemerkungen zu dem Titel und dem nachgestellten “irgendwann“

Mir persönlich trägt dieser Langtitel mehr, als eine Schrumpf_Verdichtung ... auf das “Nebel“ würde ich ebenso verzichten.
Das nachgestellte “irgendwann“ könnte ich mir sogar provokant getrennt vorstellen: irgend wann [ zäsierend betont ] / ... und inhaltlich gibt es dem Text doch genau jene überraschende Reibung, quasi zeitliche Markierung und Dimension, dass hier LI einzig zeitreist – gefällt  mir sehr gut Smile


rieka, mal so meine Gedanken zu deinem Gedicht, habe hier gerne reingeschaut ... von literarischen Beinen mitgenommen ...

Gruß, Stimmgabel


-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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gitano
Wortedrechsler


Beiträge: 91
Wohnort: inne Appelwoitäler


Beitrag10.09.2014 13:13

von gitano
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Hallo rieka!
Für mich ist das Verblüffene an diesem Text, dass durch die Formulierung in einem Konjunktiv (stürbe) das eigentlich Unausweichliche steht. Etwas daß eigentlich keinen Konjunktiv beinhaltet.
Das gibt/ erzeugt eine schöne "Erleichterung" zu diesem doch sehr schweren Thema. Wenn auch eine Prise "Verdrängung" beigewürzt ist
Mein Lesegefühl sagt mir, dass "irgendwann" schon als Nachsatz wirkt. Um dies zu verdeutlichen wäre auch eine Leerzeile davor sehr wirksam.

Zum "So," Z4.
Vielleicht war es so ursprünglich so gemeint:
So (als) wenn der Tod (gegenwärtig) wär

Ich persönlich finde es zwar toll, etwas über die Ausdeutung und Ausdeutungsmöglichkeiten von Texten zu erfahren - würde aber keine davon in mein Text übernehmen, die ich beim schreiben nicht auch selbst als Idee dabei hatte. Gründe?...kennt jeder, glaube ich.
Und dies entscheidet natürlich jeder selbst für seinen Text.

Schöner kleiner Text zu einem schweren Thema
gitano
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Tsaphyre
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 25



Beitrag10.09.2014 17:31

von Tsaphyre
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Hallo,

für mich macht das Irgendwann einen großen Reiz des Gedichts aus. Ich erlebe das Nebelbild als sehr präsent und damit auch den Tod, den Du damit in Verbindung bringst. Ich weiß nicht wieso, aber das Wörtchen irgendwann verleiht dem Gedicht nach meinem Empfinden etwas Wehmütiges, was es ohne dieses Wort nicht hat.

Die Ruhe und das Friedliche stehen so im Vordergrund, daß man gern vergißt, wie schmerzlich der Tod oft ins Leben tritt. Das Irgendwann gibt dem meiner Meinung nach erst die Würze, das Wissen, daß der Tod ein endgültiger Abschied ist, der eben doch weh tut, auch wenn er freundlich ist.

@Stimmgabel, ich habe etwas Mühe, Deinen Beitrag zu verstehen. Wink Fremdwörter kann ich nachschlagen, aber verrätst Du mir, was LI bedeutet?

Lieben Gruß, Tsaphyre
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Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
R


Beiträge: 2832



R
Beitrag10.09.2014 17:43

von Rübenach
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Tsaphyre hat Folgendes geschrieben:
Fremdwörter kann ich nachschlagen, aber verrätst Du mir, was LI bedeutet?

Lieben Gruß, Tsaphyre


LI = lyrisches Ich, hier im Forum auch schon mal als Lyrich zu sehen.
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Aranka
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A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag10.09.2014 18:29

von Aranka
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Hallo Rieka,

auch von mir ein herzliches Willkommen in der Lyrik. An den vielen Kommentaren, auch wenn sie unterschiedliche Sichtweisen zeigen, kannst du eines ganz gewiss ablesen: Deine sechs Zeilen „haben was“! Und was ist das, das da so viele Leser zu einem Kommentar gereizt hat? Sicherlich bei jedem etwas anderes.

Bei mir waren es die letzten drei Zeilen.

Die ersten drei haben mich nicht besonders aufgerüttelt oder angesprochen.

Zitat:
In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit


Rhythmisch sind sie zwar sehr ansprechend, aber Rhythmus ist ja nicht alles. Inhaltlich greift da erst mal bei mir nichts, es bleibt im Nebel, in der Schwebe!
Auch das wäre ja denkbar, ein Stimmungsbild, aber das Wort „lichtumfangen“ betrachte ich erst mal mit Fragezeichen, und dann die Zeile mit drei „dicken“ Nomen: „Stille, Schweben, Ewigkeit“, das war mir zum einen zu allgemein zum anderen die Ewigkeit arg hoch gegriffen.

Aber dann kam die entscheidende Zeile, die mich reinholte und die für mich den lyrischen Ich-Moment aufklappte:

Zitat:
So, wenn der Tod wär‘
Ich stürbe gern

Irgendwann



„So, wenn der Tod wär‘“

Was für eine Zeile, welch ein Gepäck sie trägt.
Und es ist dieses sperrig gesetzte „so,“, diese Nahtstelle, diese „Unbestimmtheitsstelle“, die für mich die Möglichkeit bietet ein Dahinter zu spüren. Für mich sollte da nichts umgedreht werden und nichts in einen grammatikalisch einwandfreien Satz verwandelt werden. Ich spüre hier das LI. Es findet nach einem Spaziergang über den Hügel zu einem „SO“.
Vielleicht ein Innehalten, vielleicht ein Seufzer, vielleicht sogar ein leiser Ausruf:
So, wenn der Tod wär ….. (ich als Leser darf nun denken: wenn er jetzt wär in diesem Moment/ oder: wenn er so licht wär/ oder: wenn er so schwebend wär) dann … ja dann: (und nun setzt das LI neu an und natürlich beginnt es mit „ich“, denn es ist ein spontaner Ich-Satz! Es entdeckt diese eigene Freiheit zu sagen: Ich stürbe gern.

Vielleicht hat es das noch nie zuvor gedacht. Ich spüre in deiner gewählten Setzung genau den Entstehungsmoment dieses LI-Gedanken.

Und dann wird das LI still und sich bewusst, was für ein ungeheurer Gedanke das ist und dann (und ich habe gleich eine dicke Leerzeile gesetzt) kommt dieses „irgendwann“. (und man kann es sogar trennen, denn in der Lyrik darf man mit den Worten spielen und die Lesepausen setzen: irgend wann) Es muss nicht jetzt sein. Es geht auch nicht ums Jetzt. Es geht darum, so etwas einmal gedacht zu haben, diesen Gedanken zugelassen zu haben: das ist ein gutes Wissen für diesen Moment „irgendwann“, der nicht kommen würde, sondern kommen wird.

Also auch dieses Wort „irgendwann“ ist für mich keines Falls eine Pointe oder überflüssig. Es ist der abschließende Akkord dieser Wanderung.

Und noch einen satz zum Konjunktiv „wenn der Tod wär / ich stürbe gern“, wie schon von Gitano bemerkt: ganz wunderbar, den Konjunktiv zu setzen, bei einer der wenigen Gewissheiten des Lebens. Einer dieser kleinen Aufmerker und Überraschungen, die mich dann hinhorchen lassen.

Nach diesen drei für mich gelungenen Zeilen habe ich mir noch mal die ersten drei angeschaut und denke, dass du da noch ein wenig dran arbeiten könntest. Gib dieser „Hügelwanderung", die zu diesen Gedanken anregt, einfach ein paar „eigenere“ Worte und die „Ewigkeit“ braucht es da vielleicht nicht unbedingt.

Rieka, ganz ausdrücklich: das ist meine Leseweise deiner Zeilen und es sind meine Fragezeichen. Vielleicht können sie dir etwas aufzeigen, was dich deinen Text noch mal anders lesen lässt, vielleicht bestätigen sie dich jedoch auch in deiner Schreibweise.

Ich habe mich gerne auf deine Zeilen eingelassen und sie haben für etwas Besonderes. Ein sehr schöner Einstiegstext.

Liebe Grüße und viel Freude in der Lyrik. Aranka

Noch ein Nachsatz: ich könnte mir den Schluss so gesetzt vorstellen.


so –
wenn der Tod wär‘
ich stürbe gern

irgend wann


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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Tsaphyre
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Beiträge: 25



Beitrag10.09.2014 19:13

von Tsaphyre
Antworten mit Zitat

Danke, Rübenach. Ich hab die ganze Zeit überlegt, wie denn der Protagonist in der Lyrik heißen könnte. Aber mir wollte nichts dazu einfallen. Rolling Eyes

So long, Tsaphyre
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crim
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Beitrag10.09.2014 20:24

von crim
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Hi rieka,
nachdem ich die weiteren interessanten Kommentare überflogen habe, wollte ich auch noch einmal genauer ausdeuten, was der Text für mich bereithält, und warum gerade diese eine Zeile, die hier sehr verschieden gesehen wird, mir nicht richtig reingehen will.
"So, wenn der Tod wär'"
Aber erstmal zu den ersten drei Zeilen, die meines Erachtens nach wichtig sind und genau so richtig sind. Sie entfalten sich bei mir, obwohl ich normalerweise nichts davon halte, diese größten und bekanntesten Begriffe so eng zusammen hintereinander zu reihen. Hier machts gerade diese Reihung der dritten Zeile aus. Es ist ein rhythmisch und klangliches Steigen, diesen Hang deines Hügels hinauf. Schraubt sich in eine Höhe und ich bin auch der Meinung es baut sich inhaltlich hier erst der Fokus und das Bild an sich auf, das dann im weiteren eher etwas wieder Herabsinkendes hat. Das gefällt mir mittlerweile sogar. Nach Ewigkeit und dem Blick des LI nach Außen, die Umkehr nach Innen. Für mich kann es hier tatsächlich dann auch die Ursprungsversion sein:
Ich stürbe gern
Irgendwann
mit einer möglichen Absetzung des Irgendwann in einer eigenen Zeile. Allerdings wäre mir die Trennung innerhalb des Irgendwann nichts Eröffnendes, eher formale Spielerei. Also nichts gegen die anderen Kommentare, sie führen ihre Gründe an. Bei mir aber würde das nicht funktionieren.
Auch weiterhin nicht das vorgezogene "So". Ich empfinde diese dann in sich lyrisch möglicherweise auch ganz interessant gebrochene Zeile, als zu künstlich. Eine gewollte Auflösung des gängigen Ordnungssystem der Sprache geht vielleicht immer auf der Grenze zwischen dem Eröffnen neuer Sichtweisen und Manierismus. Hier ist es mir zu sehr Letzteres: verkünstelter Sprachduktus durch die Verrückung eines Wortes aus seiner eigentlichen grammatischen Position. Mir öffnet sich dadurch leider nichts.
Ich freu mich, dass du viele Leser hast und auf Kritik sehr positiv reagierst.
Du wirst deinen Weg für dieses Gedicht sicher finden.
Liebe Grüße
Crim
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag10.09.2014 22:13

von rieka
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Hallo, Ihr
Ich bin ganz von den Socken und grade dabei, das von Euch Zurückgemeldete zu sortieren. Vielleicht gelingt es mir morgen, auf Einzelne und Einzelnes davon einzugehen.

Jetzt schreibe ich erst mal nur einen Gedanken über das Ganze.
Es ist ungeheuer schwer, Emotion und auch Wahrnehmung in allgemeingültige Worte zu packen. Die Bedeutung eines Wortes ist für jeden einzelnen Menschen häufig nur haarscharf anders, aber eben doch anders. Ich glaube auch, wir haben bei Weitem nicht genug Worte für die Feinheiten in unserem Fühlen oder Erleben.
Allein das Wort „Ewigkeit“ oben im Text.  
Wie nennt man ein Empfinden, in dem sich Alles – Oben, Unten, Farbe, Bodenhaftung, Stille, Zeit - in einem einzigen, unbestimmten Licht auflöst, verbunden mit einer tiefen Ruhe? Ein seltsames aber nicht außergewöhnliches Erleben.
Es gelingt vielleicht weniger durch das einzelne klare Wort, vielmehr eher durch eine aus Worten entstandene Stimmung.    

So, jetzt weiß ich aber gar nicht mehr, ob ich mich verständlich machen konnte.
Und deshalb erst einmal.
Liebe Grüße und
Gute Nacht
rieka
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag11.09.2014 09:41

von Rainer Zufall
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Hallo,

das ist hier  eine sehr interessante und konstruktive Auseinandersetzung. Wollt ich einfach mal sagen. Ich les das total interessiert.
Als Gedichtneuling steh ich sehr verblüfft vor der unterschiedlichen Wahrnehmung dieses einen Verses.
Kann es nicht sein, dass das mit dem Sprachraum zu tun hat, aus dem wir jeweils kommen? Crim, du schreibst ja, dass die Zeile dir artifiziell vorkommt, sie sich einer grammatikalisch unüblichen Verrückung bedient. Das stimmt zwar, dass das grammatikalisch unüblich ist. Aber hier in Hessen sprechen viele so. So, wenn der Winter wär, müsst mer net dauernd heizen.
Ich hör oft solche Sätze. Man will dann betonen, auf den Sachverhalt isoliert zeigen, und deshalb hebt man ihn durch das so raus, wie wenn man mit dem Finger drauf deuten würde. Ich war ganz erstaunt, als ich am Anfang der Kommentare merkte, dass manche, ich glaube, es war G.T., nach der Bedeutung des Verses gefragt hat.
Tja, wollt ich einfach mal einwerfen, keine Ahnung, ob das was klärt.

Tja, das ist hier wohl mal so ein Fall, wo jedes Argument, jede Sicht total begründet ist, Und doch gehts diametral auseinander. Naja, rieka, du bist der Chef. Und machst das, was du für dich als richtig empfindest.
Ich mag dein Gedicht sehr gern, in beiden Fassungen. Denn in beiden zeigt es etwas zutiefst Menschliches. Es berührt, zeigt eine Momentaufnahme, das Reflektieren eines Ich über den Tod. Ich weiß nicht, genau die Situation, dass man schon mal gesagt hat, also wenn ich sterben müsste, dann aber bestimmt so.Und dann wird der Gedanke an die eigene Nichtexistenz auch schon so unvorstellbar, dass man irgendwas sagen muss. In deinem Gedicht eben wortwörtlich.  
Liebe Grüße
Zufall
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag11.09.2014 22:32

von rieka
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Hallo.
Es ist eine Menge, was ihr mir über Eure Wahrnehmung des Textes mitgeteilt habt. Jeder Kommentar war für mich differenzierend. Dass der Text Euch angesprochen hat, hängt vermutlich  auch stark mit dem Thema Tod, bzw. unserer Endlichkeit, zusammen. Jeder hat sicher ganz eigene Bilder, die er damit verbindet. Vermutlich macht dies in der Kritik auch die jeweils andere Sicht auf diesen Text aus.

@ StimmgabeI
In Deiner Interpretation habe ich mich verstanden gefühlt.
Zitat:
Es geht nicht darum, dass LI sterben will, Sehnsucht danach verspürt ... aber: was wäre –
wenn genau dieses so, dieser so-Moment wäre – irgendwann, denn ein Muss ist irgendwann sowieso angesagt.

Für mich sind es ebenso die letzten drei Zeilen [ bin da nah bei Tsaphyre ], die hier ein besonders Augenmerk verdienen. Hier konnotiert LI einen/seinen passierten Moment, in dem es sich eben “so“ assoziiert ... getragen von einem Gefühl der Zeitlosigkeit [ sehe dbzgl Z1/Z2, insbesondere dieses Ewigkeit ],

Der Begriff Zeitlosigkeit, oder auch Unendlichkeit trifft es tatsächlich eher als der Begriff Ewigkeit.
Deine Umsetzung des Verses ist mir allerdings eher fremd, vielleicht für mich als Lehrling zu kompliziert. Ich weiß es noch nicht.   
LI kannte ich noch nicht.

@ gitano
Danke. Guter Rat.
Da ich Anfänger bin, erlaube ich mir, die Vorschläge auszuprobieren im Vertrauen darauf, am Ende zu spüren, was meinem Empfinden entspricht. Aber ausprobieren muss ich sie wohl erst.

@ Tsaphyre
Ich denke noch weiter nach über das was du schreibst, auch was du oben geschrieben hast. Das hier auszuformulieren würde mir jetzt zu lang. Es könnte in einen halben Roman ausarten.
Und, es ist richtig. Das irgendwann gehört dazu.
Du formulierst das so klar.  
Jetzt weiß auch ich, was LI bedeutet.

@ Rübenach
Danke für die Information.

@ Aranka
Ewigkeit trifft es tatsächlich nicht so recht. Zeitlosigkeit, Unendlichkeit trifft es schon eher. Aber trifft es das ganz? Außerdem sind auch diese beiden Begriffe hoch gegriffen‘. Unabhängig davon. Auch du hast für mich Wesentliches ausformuliert.  
 
@ crim
Ich glaube, die Gesetze der Lyrik sind mir noch viel zu wenig vertraut (und vielleicht auch zu wenig wichtig). Mir ist wichtig, dass ich die Aussage mit meinen inneren Bildern in Einklang bringen kann. Wenn Beides zusammen passt, Einklang und Gesetze, umso besser.

@Rainer Zufall
Ja, so geht es mir auch. Ich bin ebenso Neuling wie Du. Und welch ein Zufall, das Hessische kennst du auch.

Und damit komme ich fast an den Anfang zurück, aber diesmal mit mehr Sicherheit. Dies hat wohl weniger mit den Regeln der Lyrik zu tun als mit meinem Gefühl dazu.

In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit

Solchen Tod, irgendwann:
Stürbe ich gern

oder

In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit

Wenn so der Tod wär
Stürb‘ ich gern

Irgendwann


Eine Unstimmigkeit besteht inzwischen für mich in dem Wort Ewigkeit, das eher Unendlichkeit oder Zeitlosigkeit heißen müsste, aber rhythmisch nicht passt. Drum lass ich es.
Ich werde mir Eure Kommentare noch einige Male zu Gemüte führen. Im Moment möchte ich sie sacken lassen.

Ich fand Euer Interesse ungeheuer anregend.
LG rieka
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Molaleli
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 50
Beiträge: 51
Wohnort: Fürstenfeldbruck


Beitrag12.09.2014 11:58

von Molaleli
Antworten mit Zitat

Hallo rieka,
auch ich habe mit großem Interesse mitgelesen.
In den vielfältigen Reaktionen zeigt sich wieder einmal deutlich, dass in einem Gedicht immer mehr steckt, als der Verfasser beim Schreiben im Sinn hatte, und das macht Lyrik für mich so faszinierend (und war ein häufiges Streitthema zwischen mir und meinem Vater, wenn ich im Studium Textanalyse betrieben habe und er meinte, dass der jeweilige Autor sicher selbst gar nicht an all die Dinge dachte, die ich da hineinlese ... Smile )

Von mir nur ein kurzer Eindruck, da wirklich schon sehr viel gesagt wurde:
Das Nachsinnen des lyrischen Ichs über den Tod und wie er wohl sein könnte hat mich berührt - obwohl die Vorstellung von einem Schweben in hellem Nebel für die Ewigkeit mich persönlich auch ängstigen würde, da sie zwar ein Bild von etwas Hellem, Weichem bei mir entstehen lässt, aber dennoch eine vollkommene Einsamkeit.
Insofern ist für mich das "irgend wann" am Ende deines Textes ein ganz essentieller Bestandteil des Gedichts, weil es mir persönlich sagt: Du hast aber noch Zeit.  Von der andernorts damit verbundenen Sehnsucht nach dem Tod spüre ich in diesem "irgend wann" nichts, es schafft für mich eher eine beruhigende Distanz.
Ein kleines, aber sehr inhaltsstarkes Gedicht.
Und die vielen interessanten Feedbacks machen mir Mut, demnächst auch einmal hier in der Lyrik meinen Einstand zu geben ...

Liebe Grüße
Molaleli


_________________
Es ist besser, ein kleines Licht anzuzünden, als über die große Dunkelheit zu klagen.
(aus China)
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag12.09.2014 12:22

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

Nebelwanderung auf einem kahlen Hügel


In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit
So, wenn der Tod wär‘
Ich stürbe gern
Irgendwann


--------------------------------------------

Hallo rieka,


in deinen beiden Neu_Versionen ist nun für mich der Text komplett gestorben. [ klar, ist ja nur eine persönliche Sicht ]

wink ... auch wundert es mich irgendwie schon, dass du dich einerseits meiner Deutung sehr nah fühlst, andererseits doch die Neu_Versionen genau das Gegenteil besagen, keinerlei Leichtigkeit ist nun mehr da? ... mMn darin nur noch plattes Telling sad der todes_lebens_sehnsüchtigen üblich_Lemminge ...

rieka hat Folgendes geschrieben:

@ StimmgabeI
In Deiner Interpretation habe ich mich verstanden gefühlt.
Zitat:
Es geht nicht darum, dass LI sterben will, Sehnsucht danach verspürt ... aber: was wäre –
wenn genau dieses so, dieser so-Moment wäre – irgendwann, denn ein Muss ist irgendwann sowieso angesagt.

Für mich sind es ebenso die letzten drei Zeilen [ bin da nah bei Tsaphyre ], die hier ein besonders Augenmerk verdienen. Hier konnotiert LI einen/seinen passierten Moment, in dem es sich eben “so“ assoziiert ... getragen von einem Gefühl der Zeitlosigkeit [ sehe dbzgl Z1/Z2, insbesondere dieses Ewigkeit ],

.


rieka [Neu-Versionen ] hat Folgendes geschrieben:


In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit

Solchen Tod, irgendwann:
Stürbe ich gern

oder

In weißem Nebel
Lichtumfangen
Stille, Schweben, Ewigkeit

Wenn so der Tod wär
Stürb‘ ich gern

Irgendwann


.



Gruß, Stimmgabel


-


_________________
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