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Georgs lange Reise


 
 
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Siegerlein
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 65
Beiträge: 12
Wohnort: die schöne Nordheide


Beitrag25.08.2014 20:43
Georgs lange Reise
von Siegerlein
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nun wird es ernst, denn ich präsentiere euch eine meiner Kurzgeschichten. Ich habe ein paar "auf Halde" liegen. Bisher hat sie außer mir niemand gelesen. Ich hoffe sehr, ihr habt Spaß damit. Und ich bin gespannt auf eure Kritik. Los geht's...

Georgs lange Reise
„Bist du sicher, Klara, dass dein Georg noch kommt? Hast du nicht kürzlich erzählt, er hätte sich das Schlüsselbein gebrochen?“ fragte Mia und blickte zu ihrer jüngeren Schwester auf.
   „Er wird kommen! Das mit dem Schlüsselbein war Otto, und der ist seit drei Jahren tot.“
   „Ich wusste gar nicht, dass man am Schlüsselbeinbruch sterben kann! Klara, warum hast du mir das nie gesagt!“
   „Jetzt halt' die Klappe, Mia! Otto ist am Schlaganfall gestorben. Du bringst wieder alles durcheinander!“
   Mia stülpte beleidigt ihre Lippen nach vorn und ihr grauer Dutt wackelte heftig.
Klara zupfte an einer dauergewellten Locke und schob sie hastig hinters Ohr, als sie Georg entdeckte. Sie schwenkte ihre Handtasche, doch der hagere Siebzigjährige hatte die beiden Damen bereits gesichtet.
   Mit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln, das alle seine künstlichen Zähne zeigte, ging er auf die Frauen zu. „Ist das euer ganzes Gepäck? Ich hatte mit mehreren Artistenkoffern gerechnet! Wo wollt ihr denn sitzen, meine Lieben?“
   „Auf keinen Fall im ersten Wagen!“, tönte Mia, „Falls wir mit einem anderen Zug zusammenstoßen, haben wir im ersten Wagen keine Überlebenschancen!“
   „Aber auch nicht im letzten! Der klappert und schaukelt immer so entsetzlich!“, ergänzte Klara.
   „Kein Problem! Suchen wir uns ein Abteil in der Mitte des Zuges. Dort kann uns höchstens ein Tankwagen flankieren, falls eine Schranke nicht ordnungsgemäß geschlossen ist.“ Georg nahm die Rollköfferchen und die Frauen folgten ihm schweigend.
   Der Regionalexpress nach Leipzig war nur mäßig besetzt. Mia und Klara hatten Platz genommen, mit Blick in Fahrtrichtung selbstverständlich. Georg lehnte sich entspannt zurück. Er freute sich. Zum Umsteigen würden sie achtunddreißig Minuten Zeit haben. Das genügte, selbst wenn er die Damen einzeln zum ICE geleiten müsste. Für den Intercity hatte er Sitzplätze reserviert. Und wie er Klara kannte, hatte sie ein ordentliches Paket Reiseproviant bei sich. Sie wusste außerdem von seiner Vorliebe für Süßes. Georg atmete tief durch und lächelte.
   „Ach, Georg, sei so lieb und gib mir bitte die Fahrkarten!“ Klara nestelte an ihrer Handtasche.
   „Warum denn? Ist es nicht besser, wenn ich sie bei mir habe?“
   „Nein, ich nehme lieber die Reiseunterlagen an mich. Versteh doch, Georg, ich bin das so gewöhnt. Otto war immer froh, wenn ich mich um alles gekümmert habe.“
   Georg rollte die Augen. Otto wollte nur keinen Streit haben mit dir altem General, dachte er. Als er den Umschlag mit der Fahrkarte, dem Zuschlag und den Platzreservierungen aus der Brusttasche zog, setzte sich der Zug in Bewegung.
   Mia drückte ihre Nase ans Fenster. „Wann geht es denn endlich los? Da drüben der Zug fährt schon!“
   „Mia! Da drüben der Zug steht und wir fahren!“
   „Aber es ruckelt doch gar nicht!“
   „Als du das letzte Mal Zug gefahren bist, hatten wir noch einen Kaiser und die Züge haben noch geruckelt. Heutzutage ist alles moderner. Da merkt man nicht mehr, wenn der Zug anfährt.“ Klara tätschelte die Hand ihrer älteren Schwester.

Georg lehnte sich wieder zurück in den Sitz und beschloss, von jetzt an nur noch die Aussicht und die hoffentlich üppige Wegzehrung zu genießen und sich über die Dialoge der beiden Damen zu amüsieren. Er schloss die Augen. Was war er für ein Glückspilz! Er war ein freier Mann und konnte nach Lust und Laune eine Nacht in Karlsruhe verbringen - Klaras Tochter hatte es ihm angeboten, oder aber heute Abend den Nachtzug zurück nach Leipzig nehmen.
   Nur selten hatte er es bereut, unbeweibt geblieben zu sein. Nun, vielleicht hätte er gern Kinder gehabt? Aber wer sagt denn, dass damals nicht Marianne von ihm schwanger gewesen war? Schade, dass ihr Mann ins Hauptwerk versetzt worden war. Wäre Marianne nicht weggezogen, würde ihr Techtelmechtel vielleicht heute noch bestehen. Wer weiß? Er lächelte versonnen.
   „Georg!“
   Aus seinen Träumen von der vollbusigen Marianne gerissen, fuhr Georg auf.
   „Georg, können wir in Leipzig nicht ein gemütliches zweites Frühstück zu uns nehmen und den neuen Bahnhof besichtigen?“
   „Das ist völlig ausgeschlossen! Klara, ich bitte dich, sei vernünftig! Der Leipziger Bahnhof hat 26 Bahnsteige. Wir kommen auf dem letzten an und müssen auf die Zehn. Unsere Übergangszeit reicht gerade aus, um das ohne Stress zu schaffen. Also schlag es dir aus dem Kopf!“
   „Wie kannst du nur so halsstarrig sein! Dann nehmen wir eben einen Zug später.“
   Georg blickte auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde bis Leipzig. Bis dahin musste er Klara vom Irrsinn ihres Vorhabens überzeugt haben. „Unsere Fahrscheine und Reservierungen sind genau für diesen ICE bestimmt, den wir in Leipzig erreichen wollen. Ich bin mir nicht sicher, ob heute überhaupt noch ein anderer Zug nach Karlsruhe fährt. Also bitte, denke gar nicht erst darüber nach, an unserem geplanten Reiseverlauf irgend etwas zu ändern!“
   „Schrei nicht so! Ich hätte nicht geglaubt, dass du derartig unflexibel bist! Zwei alten Frauen die Freude zu verwehren! Schließlich sind wir nicht alle Tage in Leipzig.“     Klara wischte ihrer Schwester, die mit offenem Mund leise schnarchend in der Ecke lehnte, eine Speichelspur vom Kinn.
   Georg lehnte sich tief atmend zurück. An wohliges Gedöse war nicht mehr zu denken. Sein Herz holperte. Was soll's! Er würde sich in Leipzig die Koffer der beiden alten Schachteln schnappen. Dann blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
   „Ich habe es Otto nie glauben wollen. Aber nun zeigt sich, wie recht er hatte. Du bist stur! Und unflexibel! Einfach nicht belastbar! Ja, Georg! Da kannst du mich ruhig anglotzen wie eine beleidigte Leberwurst!“
   Was redet die alte Hexe da! Georg wischte sich den Schweiß von der Stirn. Und warum rege ich mich so auf? Otto war sein Mentor und väterlicher Freund gewesen. Sie hatten manche Nacht in Georgs Junggesellenbude verbracht bei einer guten Flasche Rotwein, gepflegten Gesprächen und langen Schachspielen. Georg hatte Otto selten schlagen können. Wenn er genau darüber nachdachte, dann hatte er nie gewonnen. Höchstens das eine oder andere Remis. Na und? Das war nicht wichtig gewesen. Und es hatte ihrer Männerfreundschaft keinen Abbruch getan.
   Warum schwitzte er plötzlich so?
   „... höre ich Otto, als sei es erst gestern gewesen! Ändere eine Kleinigkeit an seinen Plänen, und schon dreht er durch, hat er immer gesagt! Ja, mein Lieber! Jetzt staunst du! Ich lasse mir das nicht gefallen, nur weil ich ein paar Jahre älter und eine Frau bin!“
   Georg sah Klaras Lippen sich in Übergröße und Zeitlupe bewegen. Er hörte die Worte, aber verstand sie nicht. Wie in Watte gepackt kam er sich vor. Alle Geräusche waren ganz weit weg, nur Klaras Altweiberstimme hämmerte auf sein Trommelfell. Ein hysterisches Lachen stieg in ihm auf, entfuhr ihm jedoch als kläglicher Seufzer.

„Die Fahrausweise bitte, meine Damen!“ Der gutaussehende junge Mann von der Bahn nahm die Fahrscheine der beiden alten Frauen entgegen, runzelte die Stirn und sagte behutsam: „Sie sitzen im falschen Zug, meine Damen.“
   „Aber wieso? Ist das nicht der Zug nach Westerland?“, fragte Klara mit kokettem Augenaufschlag.
   „Das stimmt, doch Sie haben ein  Ticket für drei Personen mit dem ICE nach Karlsruhe.“
   „Nun, wir haben kurzfristig umdisponiert und fahren jetzt nach Westerland. Das soll sehr schön sein dort. Ebbe und Flut, der Hindenburgdamm, die Dünen. Sie kennen das sicherlich alles schon, junger Mann. Aber wir noch nicht!“ entgegnete Klara spitz.
   Der junge Mann versuchte ruhig zu bleiben, während Mia vor sich hin summte:       „Oh, du schöööner Wehehesterwald ...“
   Klara seufzte: “Mia, wir fahren nach Westerland und nicht zum Westerwald!“
   „Aber wenn wir schon in Westerland sind, könnten wir doch auch gleich den Westerwald anschauen.“ Mia schob trotzig die Unterlippe vor.
   Um Höflichkeit bemüht, schaltete sich der Zugbegleiter wieder ein: „Und wo, meine Damen, ist denn die dritte Person abgeblieben?“
   „Welche dritte Person? Ach, Sie meinen Georg!“ Klara lächelte mokant. „Tja, unsere dritte Person verkraftet keine Abweichungen vom Plan. Deshalb haben wir uns in Leipzig von der dritten Person getrennt.“
   „Er ist von uns gegangen, unser lieber Georg“, trällerte Mia.
   Der junge Mann atmete tief durch und erklärte mit leiser, suggerierender Stimme: „Ich werde mich jetzt mit dem Zugchef beratschlagen und Ihnen in Kürze eine Lösung für Ihr Problem unterbreiten, meine Damen.“
   „Was für höflicher jungen Mann!“ flötete Mia und strahlte ihre Schwester an. „Aber ich verstehe nicht, was er meint. Was denn für ein Problem?“

Wie zwei Krähen mit glänzendem schwarzen Gefieder trippelten Klara und Mia den Hauptweg des Grünhainer Friedhofes entlang. Sie hatten es eilig. Klara stieß ihre Schwester an: „Da hinten sind sie!“
   Mia war aufgeregt. „Ist Georg auch dabei?“
   Klara verdrehte die Augen: „Er ist die Hauptperson, sozusagen!“
   „Ich verstehe das nicht, wie konnte er einfach so sterben? Auf unserer schönen Reise?“, wimmerte Mia.
   „Er ist nicht einfach so gestorben. Er hatte einen Herzinfarkt. So was passiert schon mal in seinem Alter. Bestimmt hat er sich aufgeregt, weil wir seinen Plan durcheinander gebracht haben.“
   „Aber er war noch so jung!“
   „Na, so jung nun auch wieder nicht! Er war eben nicht belastbar. Nicht so wie wir. Er war nichts gewohnt, nicht abgehärtet. Wie denn auch? Was hat er schon durchmachen müssen in seinem Leben? Er war ja nicht mal verheiratet!“, schimpfte Klara aufgebracht. Als sie sah, dass Mia in Panik geriet, fuhr sie besänftigend fort: „Er hat nicht gelitten, sondern ist ganz friedlich dahingegangen. Keiner hat etwas bemerkt. Er saß im Zugabteil, als würde er schlafen, ist sogar wieder zurück gefahren nach Chemnitz. Dreimal ist er von Chemnitz nach Leipzig und wieder zurück gefahren, bevor jemand stutzig wurde.“
   „Mein Gott, was wollte er denn in Chemnitz?“
   „Mia, versteh doch! Er konnte schließlich nicht aussteigen in Grünhain!“
   „Ach so.“ Mia beruhigte sich. „Aber wenigstens ist er noch mal ausgiebig Zug gefahren. Das hat er immer so geliebt.“
   Die beiden Alten hatten die kleine Trauergesellschaft erreicht. Synchron zückten sie während der Ansprache des Pfarrers jeweils ein schneeweißes, umhäkeltes Taschentuch, um zwei nicht vorhandene Tränen abzutupfen.
   „Gute Reise!“, flüsterte Klara, als sie das Blumengebinde ins offene Grab warf.
   Und Mia trällerte mit zittriger Stimme: „Bis bald, liebster Georg!“

Als die Trauergemeinde den kleinen Friedhof verlassen hatte und er wieder nur den Verblichenen gehörte, fuhr ein kräftiger Wind auf. Er ließ Blätter über die Gräber und Grünflächen tanzen. Ein Stück weißes Papier flatterte den Hauptweg entlang direkt auf Georgs letzte Ruhestätte zu. Dort drehte es, wie eine Ballerina mit Spitzenröckchen, eine Pirouette, bevor es langsam ins Grab hinab trudelte. Und wer genau hinsah, der erkannte, dass dieser Fetzen Papier ein Fahrschein war. Ein Zugticket für drei Personen nach Karlsruhe.

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Einar Inperson
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Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag25.08.2014 21:25

von Einar Inperson
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Hallo Siegerlein,

tut mir schrecklich leid. Aber das geht gar nicht. Kommentare im Einstand machen erst dann wirklich Spaß, wenn man so richtig vom Leder ziehen kann.

Wo bitte soll man da bei deinem amüsanten Text ansetzen? Ich kann nur sagen, sehr gerne gelesen.  Vor allem bin ich begeistert, dass du uns nicht verraten hast, wie der Zugbegleiter das kleine Problem gelöst hat. Ich hoffe jedenfalls, es geht ihm noch gut.


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag25.08.2014 22:29

von Ithanea
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Mannomann.
Diese beiden Damen und vor allem wie sie sich bei der Beerdigung aufführen erinnern mich ganz stark an einen gewissen Film Laughing  
Der Tod steht ihr gut. Ich fand den Klasse ^^


_________________
Verschrieben. Verzettelt.
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Nicki
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Alter: 68
Beiträge: 3611
Wohnort: Mönchengladbach
Ei 10


Beitrag25.08.2014 23:20

von Nicki
Antworten mit Zitat

Hallo Siegerlein, ein nachträgliches Willkommen smile
Und dann mit so einer Geschichte einsteigen. Daumen hoch
Ich muss gestehen, dass sie echt Spaß gemacht hat, zu lesen, da kommt es nicht auf die Erbsen an, die man in jedem Text finden kann, wenn man will.
Will ich? Nein.
Gut gemacht, und ich hoffe, dein weiterer Geschichtenbestand ist genauso amüsant zu lesen.


_________________
MfG
Nicki

"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein


*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag26.08.2014 00:25

von Constantine
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Hallo Siegerlein,

ich finde, du machst deinem Nick alle Ehre: Deine Geschichte ist ein Sieger.
Die beiden älteren Damen erinnern mich ein wenig an "Arsen und Spitzenhäubchen".
Sehr unterhaltsam und schwarzhumorig. Danke! Smile

LG,
Constantine
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Lotta
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Wohnort: Wunderland


Beitrag26.08.2014 08:03

von Lotta
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Hallo Siegerlein,

mit Humor hast du mich immer. Very Happy

Ich kann mich meinen VorschreiberInnen nur anschließen.

Ich mache es kurz:  Köstlich + Humor + Authentisch + Geistig anspruchsvoll + Nicht to much = Nicht einfach - aber Meisterhaft umgesetzt.
Es ist zudem flüssig geschrieben, was mir sehr gefällt.

LG., Lotta
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Assy
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Wohnort: NRW


Beitrag26.08.2014 12:12

von Assy
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Sag ich doch, ein Naturtalent!

Und das beste: Ich habe sie zuerst entdeckt!!! Laughing

LG
Assy
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Magpie
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Beitrag26.08.2014 12:42

von Magpie
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wow, echt super und fesselnd geschrieben. Nichts auszusetzen.

Die beiden Damen haben mich allerdings eher an den Film "Arsen und Spitzenhäubchen" erinnert. Selber Typus! Daumen hoch
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Assy
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Beiträge: 217
Wohnort: NRW


Beitrag26.08.2014 12:53

von Assy
Antworten mit Zitat

Magpie hat Folgendes geschrieben:
wow, echt super und fesselnd geschrieben. Nichts auszusetzen.

Die beiden Damen haben mich allerdings eher an den Film "Arsen und Spitzenhäubchen" erinnert. Selber Typus! Daumen hoch


Jetzt, wo du es sagst...die waren süß die beiden Tanten Laughing
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Klemens_Fitte
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Beiträge: 2939
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag26.08.2014 13:27

von Klemens_Fitte
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Hallo Siegerlein,

hm, bin ich jetzt der Einzige, der hier ein wenig spielverderberisch um die Ecke kommt? Ja, das ist angenehm stilsicher und flott erzählt, es wirkt für das, was der Text sein will, sehr gut und gekonnt umgesetzt; mir geht es auch nicht darum, dass auf der Kürze des Textes deine beiden Protagonistinnen auf mich eher nervtötend wirken als schrullig (da kriege ich dann die Verbindung zu Arsen und Spitzenhäubchen nicht so ganz hin, dazu müssten sie noch etwas, hm, unbedarfter rüberkommen – aber vielleicht fühle ich da auch zu sehr mit dem armen Georg mit…)

Mein Aber macht sich vor allem an diesem Absatz fest:

Siegerlein hat Folgendes geschrieben:
„Ich habe es Otto nie glauben wollen. Aber nun zeigt sich, wie recht er hatte. Du bist stur! Und unflexibel! Einfach nicht belastbar! Ja, Georg! Da kannst du mich ruhig anglotzen wie eine beleidigte Leberwurst!“
Was redet die alte Hexe da! Georg wischte sich den Schweiß von der Stirn. Und warum rege ich mich so auf? Otto war sein Mentor und väterlicher Freund gewesen. Sie hatten manche Nacht in Georgs Junggesellenbude verbracht bei einer guten Flasche Rotwein, gepflegten Gesprächen und langen Schachspielen. Georg hatte Otto selten schlagen können. Wenn er genau darüber nachdachte, dann hatte er nie gewonnen. Höchstens das eine oder andere Remis. Na und? Das war nicht wichtig gewesen. Und es hatte ihrer Männerfreundschaft keinen Abbruch getan.
   Warum schwitzte er plötzlich so?
   „... höre ich Otto, als sei es erst gestern gewesen! Ändere eine Kleinigkeit an seinen Plänen, und schon dreht er durch, hat er immer gesagt! Ja, mein Lieber! Jetzt staunst du! Ich lasse mir das nicht gefallen, nur weil ich ein paar Jahre älter und eine Frau bin!“
   Georg sah Klaras Lippen sich in Übergröße und Zeitlupe bewegen. Er hörte die Worte, aber verstand sie nicht. Wie in Watte gepackt kam er sich vor. Alle Geräusche waren ganz weit weg, nur Klaras Altweiberstimme hämmerte auf sein Trommelfell. Ein hysterisches Lachen stieg in ihm auf, entfuhr ihm jedoch als kläglicher Seufzer.


Da geht mir die Wandlung von entspannt zu hysterisch viel, viel zu schnell. Und wodurch wird die eigentlich ausgelöst? Nur durch diese beiden relativ harmlosen, weder besonders bösen noch spitzen noch entlarvenden Aussagen von Klara? Sorry, da kann ich als Leser nicht so ganz mitgehen.

Ist jetzt ein bisschen Gemecker, aber Lob gab's ja auch schon zuhauf smile

Gruß,
Klemens


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100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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inmutanka
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Beiträge: 322



Beitrag26.08.2014 14:38

von inmutanka
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Hallo,

sehr gerne gelesen, sogar so gerne, dass ich gerne noch mehr von Mia und Klara lesen würde wink Kompliment.
Was ich gefunden habe, ist Erbsenpickerei, aber vllt. ist ja das eine oder andere für dich dabei.
Aufgefallen sind mir noch viele *als* und *dass* - persönlich würde ich hier noch versuchen, einiges durch Satzumstellung weg zu bekommen.

LG
Inmutanka

Georgs lange Reise
Zitat:
„Bist du sicher, Klara, dass dein Georg noch kommt? Hast du nicht kürzlich erzählt, er hätte sich das Schlüsselbein gebrochen?“ fragte Mia und blickte zu ihrer jüngeren Schwester auf.

Dass es Fragen sind, wird durch die Satzzeichen klar. Daher würde ich schreiben: Mia blickte zu ihrer jüngeren Schwester. – dann ist klar, dass sie fragt. Allerdings ist mir das Wörtchen *auf* nicht klar. Das würde ich entweder streichen oder noch etwas Ergänzendes dazu schreiben.

  
Zitat:
Mia stülpte beleidigt ihre Lippen nach vorn und ihr grauer Dutt wackelte heftig.
Klara zupfte an einer dauergewellten Locke und schob sie hastig hinters Ohr, als sie Georg entdeckte. Sie schwenkte ihre Handtasche, doch der hagere Siebzigjährige hatte die beiden Damen bereits gesichtet.
   Mit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln, das alle seine künstlichen Zähne zeigte, ging er auf die Frauen zu. „Ist das euer ganzes Gepäck? Ich hatte mit mehreren Artistenkoffern gerechnet! Wo wollt ihr denn sitzen, meine Lieben?“

- Mia stülpte beleidigt ihre Lippen nach vorn und ihr grauer Dutt wackelte heftig –
- * Mia stülpte beleidigt ihre Lippen nach vorn* - kann sie auch die Lippen *nach hinten* stülpen? Wenn nicht, würde ich *nach vorne* streichen.
mir ist nicht klar, warum ihr Dutt wackelt, wenn sie die Lippen stülpt? Wo ist der Zusammenhang?
- Sie schwenkte ihre Handtasche, doch der hagere Siebzigjährige hatte die beiden Damen bereits gesichtet.  
   Mit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln, das alle seine künstlichen Zähne zeigte, ging er auf die Frauen zu. – Hier würde ich den Punkt anders setzen. Da ist Mia und dort ist Georg. Bsp.:
Sie schwenkte ihre Handtasche. Doch der hagere Siebzigjährige hatte die beiden Damen bereits gesichtet und kam mit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln, das alle seine künstlichen Zähne zeigte, auf die Frauen zu.
Wobei ich mich frage, ob es wichtig ist, dass er sie schon vor dem Taschenschwenk entdeckt hat. Würde m. E. keine Rolle spielen. Dann könntest du auch schreiben:
Sie schwenkte ihre Handtasche. Doch der hagere Siebzigjährige kam mit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln, das alle seine künstlichen Zähne zeigte, auf die Frauen zu.
Zuletzt würde ich statt *die Frauen* schreiben: *die beiden Frauen* - macht die Sache runder.
- mehreren Artistenkoffern – da habe ich kein Bild, auch über Google fand ich keines. Wie wäre es mit *Überseekoffer*?
Zitat:
Und wie er Klara kannte, hatte sie ein ordentliches Paket Reiseproviant bei sich. Sie wusste außerdem von seiner Vorliebe für Süßes. Georg atmete tief durch und lächelte.

- Und wie er Klara kannte – Und, wie er Klara kannte – Allerdings könntest du das *Und* am Satzanfang auch weglassen. Täte m. M. n. keinen Abbruch ….
- Sie wusste außerdem von seiner Vorliebe für Süßes. - *außerdem* würde ich streichen. Ändert an der Satzaussage nichts: Sie wusste von seiner Vorliebe für Süßes.
Falls es dir wichtig ist, würde ich es an den Satzanfang stellen:
Außerdem wusste sie von seiner Vorliebe für Süßes.

Zitat:
Otto wollte nur keinen Streit haben mit dir altem General, dachte er.

Ich dachte immer, es sind die Feldwebel, die Soldaten und Rekruten herumkommandieren. wink Zumind. kenne ich den Spruch so …

Zitat:
  „Als du das letzte Mal Zug gefahren bist, hatten wir noch einen Kaiser und die Züge haben noch geruckelt. Heutzutage ist alles moderner. Da merkt man nicht mehr, wenn der Zug anfährt.“

Gefällt mir sehr gut. Allerdings könntest du das noch überspitzen. Statt: Heutzutage ist alles moderner z. B. Heutzutage haben wir eine Frau als Bundeskanzler/ Heutezutage haben wir die Merkel und ruckeln nicht mehr.

Zitat:
  Georg lehnte sich wieder zurück in den Sitz und beschloss, von jetzt an nur noch die Aussicht und die hoffentlich üppige Wegzehrung zu genießen und sich über die Dialoge der beiden Damen zu amüsieren. Er schloss die Augen. Was war er für ein Glückspilz! Er war ein freier Mann und konnte nach Lust und Laune eine Nacht in Karlsruhe verbringen - Klaras Tochter hatte es ihm angeboten, oder aber heute Abend den Nachtzug zurück nach Leipzig nehmen.

- Georg lehnte sich wieder zurück in den Sitz und beschloss, von jetzt an nur noch die Aussicht und die hoffentlich üppige Wegzehrung zu genießen und sich über die Dialoge der beiden Damen zu amüsieren. – würde ich 2 Sätze machen: Georg lehnte sich wieder zurück in den Sitz. Von jetzt an würde er nur noch die Aussicht und die - hoffentlich üppige – Wegzehrung genießen und sich über die Dialoge der beiden Damen amüsieren.
- Er war ein freier Mann und konnte nach Lust und Laune eine Nacht in Karlsruhe verbringen – Ich bin zwar kein Freund des Wörtchens *als* doch hier erscheint es mir passend: Als freier Mann konnte er … du hättest dann ein *und* und ein *war* weniger.
* oder aber heute Abend* - das *aber* würde ich streichen: oder heute Abend …

Zitat:
Aber wer sagt denn, dass damals nicht Marianne von ihm schwanger gewesen war? Schade, dass ihr Mann ins Hauptwerk versetzt worden war.

- dass damals nicht Marianne von ihm schwanger gewesen war – liest sich für mich etwas verquer: dass Marianne damals nicht von ihm schwanger war - *gewesen* würde ich streichen.
- Schade, dass ihr Mann ins Hauptwerk versetzt worden war. – ok, keine Ahnung, ob ich richtig liege. Gefühlsmäßig würde ich sagen: Schade, dass ihr Mann in das Hauptwerk versetzt wurde. – Oder aber: Schade, dass ihr Mann damals ins Hauptwerk versetzt worden war.
Zitat:
Aus seinen Träumen von der vollbusigen Marianne gerissen, fuhr Georg auf.

- fuhr Georg auf. – unter jemand, der *auffährt* habe ich einen aufbrausenden Menschen vor Augen. Passender erscheint mir hier: schreckte auf.

Zitat:
   Georg blickte auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde bis Leipzig. Bis dahin musste er Klara vom Irrsinn ihres Vorhabens überzeugt haben. „Unsere Fahrscheine und Reservierungen sind genau für diesen ICE bestimmt, den wir in Leipzig erreichen wollen. Ich bin mir nicht sicher, ob heute überhaupt noch ein anderer Zug nach Karlsruhe fährt. Also bitte, denke gar nicht erst darüber nach, an unserem geplanten Reiseverlauf irgend etwas zu ändern!“

In dem Falle wäre mein Argument an Georgs Stelle: nehmen wir einen Zug später, haben wir keine Sitzplätze mehr. Dann können wir bis nach Karlsruhe stehen …
- unserem geplanten Reiseverlauf irgend etwas zu ändern!“ – ist zwar wörtliche Rede, wo ich normal nichts ändere, aber das *irgendetwas* verwässert die Aussage für mein Empfinden.

Zitat:
Klara wischte ihrer Schwester, die mit offenem Mund leise schnarchend in der Ecke lehnte, eine Speichelspur vom Kinn.

- ihrer Schwester – du hast sie bereits als Mia eingeführt und der Leser weiß, dass sie Schwestern sind. Daher würde ich hier *Mia* verwenden

   
Zitat:
An wohliges Gedöse war nicht mehr zu denken. Sein Herz holperte.

- wohliges Gedöse – passt für mich nicht hier, wenn er es denken/erzählen würde ja, aber nicht im *Erzähltext*, hier würde ich schlummern, träumen etc. wählen.

  
Zitat:
Was redet die alte Hexe da!

- *redet* und *alte Hexe* - *keift* fände ich im Zusammenhang mit Gedanken und alte Hexe treffender.
Zitat:
Otto war sein Mentor und väterlicher Freund gewesen.

Würdest du an seiner Stelle diesen *erklärenden* Gedanken haben? Ich nicht. Den Satz würde ich streichen. Dass sie befreundet waren, wird aus dem Nachfolgenden klar und der Mentor scheint mir für die Story nicht wichtig zu sein.
Zitat:
Sie hatten manche Nacht in Georgs Junggesellenbude verbracht bei einer guten Flasche Rotwein, gepflegten Gesprächen und langen Schachspielen.

 Würde ich umstellen: (So) Manche Nacht verbrachten Otto und er in seiner Junggesellenbude bei einer guten Flasche Rotwein …


Zitat:
Georg hatte Otto selten schlagen können.

Ich würde: Er hatte Otto selten im Spiel schlagen können  

Zitat:
Der gutaussehende junge Mann von der Bahn nahm die Fahrscheine der beiden alten Frauen entgegen, runzelte die Stirn und sagte behutsam:

- gutaussehende junge Mann von der Bahn – ok, ich gehe mal davon (und meiner Erfahrung) aus, dass ab einem bestimmten Alter alle Leute, die mind. 10 Jahre jünger sind, von den Älteren als *Jung* angesehen werden.  Mir wäre *gutaussehende junge* ein Adjektiv zu viel. *Mann von der Bahn* könntest du als Kontrolleur oder Schaffner oder (neudeutsch) Zugbegleiter nennen.
- Fahrscheine der beiden alten Frauen – eben hat Mia doch noch geschlafen, oder? Und Klara hat die Fahrausweise – daher würde ich schreiben: nahm die Fahrscheine von Klara entgegen.
Zitat:
fragte Klara mit kokettem Augenaufschlag.

s. oben - *fragte* könnte raus. Klara kokettierte mit einem Augenaufschlag.

   
Zitat:
Mia schob trotzig die Unterlippe vor.

- Mia schob trotzig die Unterlippe vor. – Das *Unterlippe vorschieben* impliziert für mich schon das *Trotzige*, daher könntest du *trotzig* streichen, ist für mich gedoppelt.
Zitat:
Der junge Mann atmete tief durch und erklärte mit leiser, suggerierender Stimme:

- leiser, suggerierender Stimme – wenn etwas suggeriert wird, geschieht es mit leiser Stimme, daher würde ich *leise* streichen.

Zitat:
Wie zwei Krähen mit glänzendem schwarzen Gefieder trippelten Klara und Mia den Hauptweg des Grünhainer Friedhofes entlang.

- Krähen mit glänzendem schwarzen Gefieder – Krähen haben für mich immer schwarzes Gefieder – daher könnte das raus. Würde meiner Meinung auch viel stärker wirken: Wie zwei Krähen trippelten …

Zitat:
Mia war aufgeregt. „Ist Georg auch dabei?“

- Mia war aufgeregt – du zeigst nichts von der Aufgeregtheit, daher würde ich den Satz streichen. Dass es Mia sagt, wird aus dem Zusammenhang klar.
 
Zitat:
Klara verdrehte die Augen: „Er ist die Hauptperson, sozusagen!“

Klara verdrehte die Augen. „Er ist (doch) die Hauptperson. Sozusagen!“ – hätte für mich die stärkere Wirkung.

Zitat:
„Ich verstehe das nicht, wie konnte er einfach so sterben? Auf unserer schönen Reise?“, wimmerte Mia.

- *„Ich verstehe das nicht, wie konnte er einfach so sterben?* - „Ich verstehe das nicht:  Wie konnte er einfach so sterben?
 
Zitat:
, schimpfte Klara aufgebracht.

Ich glaube, niemand schimpft ohne aufgebracht zu sein. Daher würde ich *aufgebracht* streichen.

Zitat:
Als sie sah, dass Mia in Panik geriet,

Das ist eine Behauptung, zeige eine Kleinigkeit, die mich als Leser auf Mias Panik schließen lässt.

Zitat:
Die beiden Alten hatten die kleine Trauergesellschaft erreicht.

*Die beiden Alten* - passt nicht. Besser: Die Schwestern …

Zitat:
flüsterte Klara, als sie das Blumengebinde ins offene Grab warf.

hier würde ich das *als* durch ein *und* ersetzen. … flüsterte Klara und warf das Blumengebinde …
Zitat:
Dort drehte es, wie eine Ballerina mit Spitzenröckchen, eine Pirouette, bevor es langsam ins Grab hinab trudelte.

*Pirouette* bringe ich mit Ballerinas in Verbindung. Daher würde ich ein Einschub * wie eine Ballerina mit Spitzenröckchen* streichen.


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Siegerlein
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Beitrag26.08.2014 19:59

von Siegerlein
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[quote="inmutanka"]Hallo,

sehr gerne gelesen, sogar so gerne, dass ich gerne noch mehr von Mia und Klara lesen würde wink Kompliment.
Was ich gefunden habe, ist Erbsenpickerei, aber vllt. ist ja das eine oder andere für dich dabei.
Aufgefallen sind mir noch viele *als* und *dass* - persönlich würde ich hier noch versuchen, einiges durch Satzumstellung weg zu bekommen.

LG
Inmutanka

Ich danke dir sehr für die Zeit, die du meinem Werk gewidmet hast. Und das ist nicht ironisch gemeint! Man ist ja meistens sehr verliebt in sein eigenes Produkt, nach dem hundertsten Mal hat man es sich schön gelesen.

Georgs lange Reise
Zitat:
„Bist du sicher, Klara, dass dein Georg noch kommt? Hast du nicht kürzlich erzählt, er hätte sich das Schlüsselbein gebrochen?“ fragte Mia und blickte zu ihrer jüngeren Schwester auf.

Dass es Fragen sind, wird durch die Satzzeichen klar. Daher würde ich schreiben: Mia blickte zu ihrer jüngeren Schwester. – dann ist klar, dass sie fragt. Allerdings ist mir das Wörtchen *auf* nicht klar. Das würde ich entweder streichen oder noch etwas Ergänzendes dazu schreiben.
Sie blickt zu ihr auf, weil sie größer ist - also die Klara ist größer als die Mia.

 mir ist nicht klar, warum ihr Dutt wackelt, wenn sie die Lippen stülpt? Wo ist der Zusammenhang?
Bei manchen sehr alten Menschen wackelt der Kopf, und wenn sie erregt sind um so mehr. Und wenn auf dem Kopf ein Dutt ist, wackelt der halt auch.
 
Zitat:
Otto war sein Mentor und väterlicher Freund gewesen.

Würdest du an seiner Stelle diesen *erklärenden* Gedanken haben? Ich nicht. Den Satz würde ich streichen. Dass sie befreundet waren, wird aus dem Nachfolgenden klar und der Mentor scheint mir für die Story nicht wichtig zu sein.
Hast recht, ich neige zur Erklärerei

Danke nochmal, dass du dich hier durchgewurschtelt hast.
Ganz liebe Grüße
von Birgit
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inmutanka
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Beiträge: 322



Beitrag26.08.2014 20:56

von inmutanka
Antworten mit Zitat

Hallo Siegerlein.

Zitat:
mir ist nicht klar, warum ihr Dutt wackelt, wenn sie die Lippen stülpt? Wo ist der Zusammenhang?
Bei manchen sehr alten Menschen wackelt der Kopf, und wenn sie erregt sind um so mehr. Und wenn auf dem Kopf ein Dutt ist, wackelt der halt auch.


Ok, aber das steht nicht da, dafür aber der Zusammenhang zwischen gestülpten Lippen und Dutt. Solltest du noch etwas dazu schreiben, damit deutlich wird, was du meinst.

LG
Inmutanka


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Lionne
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Beiträge: 449

Ei 8


Beitrag27.08.2014 00:06

von Lionne
Antworten mit Zitat

Hallo Birgit

Ich habe deinen Einstandstext heute Vormittag gelesen und dabei geschmunzelt. Locker geschrieben, gefällt mir.

inmutanka hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
mir ist nicht klar, warum ihr Dutt wackelt, wenn sie die Lippen stülpt? Wo ist der Zusammenhang?
Bei manchen sehr alten Menschen wackelt der Kopf, und wenn sie erregt sind um so mehr. Und wenn auf dem Kopf ein Dutt ist, wackelt der halt auch.


Ok, aber das steht nicht da, dafür aber der Zusammenhang zwischen gestülpten Lippen und Dutt. Solltest du noch etwas dazu schreiben, damit deutlich wird, was du meinst.


Da kann ich nicht anders, als Einsprache erheben Wink Ich glaube, genau dies macht unter anderem den Reiz dieser Geschichte aus. Du traust dem Leser zu, dass er sich eigene Gedanken macht. Ich verstehe sehr gut, dass die alte Dame mit dem Kopf wackelt, ohne dass mir das zusätzlich erklärt wird. Das Bild mit dem wackelnden Dutt genügt völlig. Finde ich sogar ganz prima!

@ Immutanka: Wenn du da ein wenig drüber nachdenkst, findest du nicht auch, dass dieser wackelnde Dutt ein schönes Beispiel für "show, don't tell" ist? Ich stelle mir da vor, wie Mia leicht ihren Kopf schüttelt und sich dabei sowas wie "besserwisserische Schwester" denkt.


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MartinD
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Wohnort: Zwei Stunden zum Meer


Beitrag27.08.2014 01:02

von MartinD
Antworten mit Zitat

Gratuliere, eine supernette Geschichte, toller Einstand!

Eigentlich wollte ich, nickigleich, gar keine Erbsne zählen, aber das ist ja nicht Zweck der Übung.

Zitat:
Er war ein freier Mann und konnte nach Lust und Laune eine Nacht in Karlsruhe verbringen - Klaras Tochter hatte es ihm angeboten, oder aber heute Abend den Nachtzug zurück nach Leipzig nehmen.
Hier würde ich, der Lesbarkeit zuliebe, das Komma vor oder durch einen zweiten Gedankenstrich ersetzen:
Er war ein freier Mann und konnte nach Lust und Laune eine Nacht in Karlsruhe verbringen - Klaras Tochter hatte es ihm angeboten - oder aber heute Abend den Nachtzug zurück nach Leipzig nehmen.

Zitat:
Die beiden Alten hatten die kleine Trauergesellschaft erreicht.

Hier würde ich noch ›Damen‹ spendieren, nur die Alten klingt etwas, hier nicht passend, grob:
Die beiden alten Damen hatten die kleine Trauergesellschaft erreicht.

Freue mich auf die nächste smile

Liebe Grüße
Martin


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inmutanka
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Beiträge: 322



Beitrag27.08.2014 04:47

von inmutanka
Antworten mit Zitat

Lionne hat Folgendes geschrieben:
Hallo Birgit

Da kann ich nicht anders, als Einsprache erheben Wink Ich glaube, genau dies macht unter anderem den Reiz dieser Geschichte aus. Du traust dem Leser zu, dass er sich eigene Gedanken macht. Ich verstehe sehr gut, dass die alte Dame mit dem Kopf wackelt, ohne dass mir das zusätzlich erklärt wird. Das Bild mit dem wackelnden Dutt genügt völlig. Finde ich sogar ganz prima!

@ Immutanka: Wenn du da ein wenig drüber nachdenkst, findest du nicht auch, dass dieser wackelnde Dutt ein schönes Beispiel für "show, don't tell" ist? Ich stelle mir da vor, wie Mia leicht ihren Kopf schüttelt und sich dabei sowas wie "besserwisserische Schwester" denkt.


Hallo Birgit,

ich traue dem Leser allerhand zu.

Allerdings ein logischer Zusammenhang zwischen Satzteilen sollte schon gegeben sein, wenn ein *und* verbindet. Wäre dagegen ein Punkt dazwischen, dann ist es klar, dass es sich um zwei Beobachtungen handelt, die nicht im Zusammenhang miteinander stehen.

So frage ich mich:

Wie, zum Teufel, stülpt die alte Damen die Lippen, dass der Dutt auf dem Kopf wackelt?

Um das Gesagte zu verdeutlichen:

Mia stülpte beleidigt ihre Lippen nach vorn und der pfeifende Zug fuhr ein.

Klar, der Zug fährt in dem Moment ein, als sie die Lippen stülpt. Aber in einem Satz (und) frage ich mich: waren die gestülpten Lippen das Signal/der Auslöser dafür? Oder wo ist sonst der Zusammenhang.


LG
Inmutanka


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Siegerlein
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Beitrag27.08.2014 13:27

von Siegerlein
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Inmutanka, Lionne, MartinD und alle ihr Lieben, ich bin immer noch dabei, das alles sacken zu lassen. Ich hab noch ein paar Schwierigkeiten mit der Handhabung all der Möglichkeiten hier. Habt also Geduld mit mir! Irgendwann werde ich auch kapieren, wie das mit den Zitaten funktioniert und dann kann ich hoffentlich einigermaßen übersichtliche Antworten mit konkreten Bezügen geben.

Martin, deine Vorschläge nehme ich gerne an. Stimmt, es liest sich so einfach flüssiger.

Lionne, ich seh das genauso. Ich stelle beim Stöbern hier fest, dass ich mich ziemlich schwer tue, all die Texte zu sezieren. Einige lese ich mit großem Vergnügen, warum herumändern, wenn es eine runde Sache ist. Andere Texte sind völlig korrekt in jeder Hinsicht, lesen sich trotzdem mühsam. Ich werde es schon noch lernen. Und es ist ja auch hier reine Geschmackssache. Jeder hat da seine Vorlieben, die sich sogar manchmal ändern. Zum Glück, so bleibt's spannend, das Leben...

Grüße aus der Nordheide von Birgit


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MartinD
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Beiträge: 524
Wohnort: Zwei Stunden zum Meer


Beitrag27.08.2014 14:29

von MartinD
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Siegerlein hat Folgendes geschrieben:
Ich stelle beim Stöbern hier fest, dass ich mich ziemlich schwer tue, all die Texte zu sezieren. Einige lese ich mit großem Vergnügen, warum herumändern, wenn es eine runde Sache ist. Andere Texte sind völlig korrekt in jeder Hinsicht, lesen sich trotzdem mühsam.


Genau diese Aspekte sind das Wertvolle am Feedback:

a) Korrekt, aber mühsam: Es kann auch umgekehrt sein, dass jemand meint ›korrekt, aber kitschig‹. Auch wenn hier die Vorliebe die Mutter der Aussage ist, so ist das Feedback - und zwar genau ›korrekt aber mühsam zu lesen‹ - für den Autor sehr wertvoll, denn er sieht, wie der Text auf andere wirkt.

b) Lesevergnügen, warum ändern: Das dachte ich auch bei deinem Text. Trotzdem spürt man bei aufmerksamem Lesen, wenn es ein wenig hakt. So, als ob man mit der Hand über die Fußsohle fährt und sich denkt: Oh! Einen Schiefer eingezogen? Kleinigkeit, aber warum nicht noch einen Hauch runder, wenn's geht. Zudem für beide Beteiligten - Leser und Autor - eine gute Übung

c) Handwerkliche Schwächen - eh klar

Ich denke, das viele die Textarbeit nur unter Aspekt c) sehen. Dabei sind a) und b) genauso wertvolle Hilfen. Halt vielleicht erst einen Level später.

Viele Grüße
Martin


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inmutanka
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Beiträge: 322



Beitrag27.08.2014 14:35

von inmutanka
Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich stelle beim Stöbern hier fest, dass ich mich ziemlich schwer tue, all die Texte zu sezieren. Einige lese ich mit großem Vergnügen, warum herumändern, wenn es eine runde Sache ist. Andere Texte sind völlig korrekt in jeder Hinsicht, lesen sich trotzdem mühsam. Ich werde es schon noch lernen. Und es ist ja auch hier reine Geschmackssache. Jeder hat da seine Vorlieben, die sich sogar manchmal ändern. Zum Glück, so bleibt's spannend, das Leben...


Na ja, dann brauchen wir keine Textarbeit, sondern es genügt eine Art Forum, wo Texte nur zum Lesen eingestellt werden. Der eine Autor hat viele Klicks, Glück gehabt, der Andere wenig und weiß nicht, warum - und damit auch keine Möglichkeit, etwas zu ändern.

LG
Inmutanka


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