18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Monolog mit dem Schiffer


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag05.08.2014 23:01
Monolog mit dem Schiffer
von tronde
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

Die Idee zur folgenden Kurzgeschichte kommt von Wattpad: Fantasy- und SciFi-Szenen/ Ein Aufgaben-Buch der Schreiberlinge. Aufgabe ist es, in einem Monolog eine andere Welt zu beschreiben. Gereizt hat mich vor allem, dass es in der Aufgabenstellung hieß, es gehe wohl nur in der Vergangenheit... da musste ich gleich mal dagegen sein Smile . Jetzt ist die Weltbeschreibung nur ein Teil des Textes, und aus dem Futur aufgrund der Erzählperspektive ins Präsens gewandert, aber der ursprüngliche Aufhänger war eine Weltenbeschreibung im Futur.
Die Geschichte soll hauptsächlich mir dienen, meiner wachsenden Fantasy-Welt ein Gesicht über die Fakten hinaus zu geben.


Monolog mit dem Schiffer

Dieses verfluchte Schwert! Einmal durch den Bauch gestoßen... Das Liegen tut weh, das Atmen tut weh. Siehst Du, Schiffer: Ich sterbe nicht alt und tattrig in meinem Bett! Also wirst du mich am Ufer von der Göttin des Krieges absetzen, wenn es vorbei ist, hörst du? Harika wird mich aufnehmen in ihre Schar. Kein Rumirren auf dem Nebelmeer!

Aber nein, ich werde nicht an Bord von deinem Schiff kommen! Die Priester holen mich und heilen mich. Du wirst mich nicht zu sehen kriegen, nein, Schiffer, heute nicht!

Überall tut es weh. Zum Schreien fehlt mir die Kraft. Der Stoß hat mich von der Leiter geworfen. Vier Männer hoch ist die Stadtmauer und ich war oben auf der Sturmleiter.
Keiner kommt. Es muss doch jemand kommen, sie können mich hier doch nicht liegen lassen zwischen den Toten!
Ah, es wühlt und sticht und brennt in meinem Bauch! Lass es aufhören!

Wenn jemand kommt, opfere ich eine Ziege. Oder was auch immer du von mir willst. Nur nicht hier liegen bleiben müssen und auf dich warten ... Die Göttin des Krieges hat mir nicht geholfen, hilfst Du mir, Schiffer?
Ja gut, ich habe nie groß an dich gedacht oder dir geopfert, aber ..., aber du bist doch jetzt der Letzte, der mir helfen können tut. Verflucht, sprich mit mir!

Schaffe ich es doch? Es tut weniger weh als vorhin. Meine Beine fühlen sich kalt an. Der Lärm wird leiser.

Schiffer, lass mich nicht auf einem grauen Boot über das Nebelmeer treiben. Bring mich zu den Gestaden von Harika. Das Gras dort ist grüner als alles, was ich bisher gesehen habe.
Das Gras wächst in einem weiten Tal, das sich vom Strand in die Ferne zieht. An den Rändern steigen sanft Hügel an, Welle für Welle, bis sie sich am Horizont im grau-blauen Dunst verlieren. In der Ferne durchzieht die Ewige Mauer das Tal.

Wenn ich ankomme, ist der Himmel blau und die Sonne strahlt. Nicht so wie hier, wo alles nur Regen, Matsch und Kälte ist. Die Vögel zwitschern und die Insekten summen über den Blumen.

Zuerst begrüße ich die Freunde, die es vor mir erwischt hat; Mirto vor zwei Tagen, Samian gestern. Wir lachen über das Sterben und unsere Angst. Dann gehen wir zusammen in die großen Halle.
Die ganze Nacht feiern wir dort, dass wir im Tal von Harika angekommen sind. Unsere Herren können uns Leibeigenen nichts mehr.
Wir brauchen keinen Schlaf, wir lachen, tanzen, sind frei. Die Mägde Harikas dienen uns, wann immer wir wollen.
Und am Morgen bemannen wir die Ewige Mauer und warten auf den Ansturm von dem Bösen. Mit Spieß, Speer und Schwert gerüstet, stehen wir Schulter an Schulter und fegen die Horden des Bösen von der Mauer. Zerschlagen liegen sie zu den Füßen der Mauer und wir spucken auf sie.
Mit dem Segen Harikas halten wir zusammen und siegen. Dann feiern wir wieder und lachen, tanzen, sind frei.
Dies wird unser Lohn sein für den Kampf, den wir für unsere Herren und die Göttin Harika kämpfen.
So sagen es die Priester.

Ich hatte Träume, keine großen; was sich ein einfacher Mann eben so wünscht: Heim, Frau und Kinder. Deswegen bin ich auch nicht abgehauen wie andere Feiglinge. Ich wollte bei der Belagerung genug erplündern, um mich freizukaufen. Jetzt liege ich hier im Dreck.

Die Schmerzen sind weg, ich weiß nicht seit wann. Um mich herum wird geschrien, getötet, gestorben. Etwas, jemand, fällt auf meine Beine, ich spüre es nicht mehr. Ich sehe auf mich herunter, mich auf dem durchweichten Boden liegen. Wie zerschlagene Puppen liegen wir dort. Meine Hände halten den Bauch, aber sie können die Wunde nicht bedecken, zwischen den Fingern rinnt Blut. Oder rinnt es schon nicht mehr?

Ich steige weiter auf bis auf die Höhe der Stadtmauer, wo der Kampf tobt wie gestern, vorgestern und die Tage davor. Alles ist so fern und ruhig. Nichts wird es werden mit den Träumen. Aber frei werde ich sein im Reiche Harikas. Über Wiesen laufen von einem Grün, das ich noch nicht gesehen habe. Ich werde kämpfen, siegen, lachen und feiern.

Vor meinen Augen wird es schwarz, nur in der Mitte, da ist es noch hell. Aus dem Dunkel dringt Schlachtenlärm, nicht endende Schmerzensschreie.
Ich will, will, will ins Helle, aber das Dunkel ist so zäh.

Hoffentlich irren die Priester nicht...

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
R

Alter: 66
Beiträge: 1270
Wohnort: Wiesbaden


R
Beitrag06.08.2014 07:33

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Hallo,

Die Geschichte gefällt mir.

Die Sprache deines Ich-Erzählers ist fast durchweg "Hoch"deutsch, deswegen stechen die paar umgangssprachlichen Ausdrücke (für mich negativ) heraus.

"Kein Rumirren auf dem Nebelmeer!" => Herumirren

"an Bord von deinem Schiff" => deines Schiffes

"Wenn jemand kommt, opfere ich eine Ziege." => passt irgendwie nicht. Vorschlag: "Wenn mich jemand rettet, werde ich eine Ziege opfern"

"der mir helfen können tut" => Mich schaudert...

"Ansturm von dem Bösen" => des Bösen

"wie andere Feiglinge" => wie die anderen Feiglinge

"erplündern" => gibt es das überhaupt? "erbeuten"

Grüße
Rainer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag06.08.2014 13:20

von rieka
Antworten mit Zitat

Die Geschichte wurde, finde ich, spannend zum Ziel hingeführt.
Meine Korrekturen gebe ich unter Vorbehalt, weil ich in den neuen Rechtschreibregeln nicht sattelfest bin.  

Also wirst du mich am Ufer von der Göttin des Krieges absetzen, wenn es vorbei ist, hörst du?

Das  von  würde ich streichen.


Nicht so wie hier, wo alles nur Regen,..

Wird in diesem Falle Alles nicht groß geschrieben? Da bin ich mir nicht sicher.


Zuerst begrüße ich die Freunde, die es vor mir erwischt hat; Mirto vor zwei Tagen,....

> die es vor mir erwischt hat< würde ich umformulieren, es fällt m.E. aus dem bisherigen Stil.

Dann gehen wir zusammen in die großen Halle

n muss weg


einfacher Mann eben so wünscht

wird 'ebenso' hier nicht zusammen geschrieben?


Leider komme ich mit dem zitieren noch nicht zurecht. kann mir jemand  mitteilen, an welcher Stelle ich mich sachkundig machen kann?

Grüße
rieka
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag06.08.2014 14:49

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo tronde,

danke für deinen Beitrag. Dein Monolog schafft es gut, dem Leser dein Fantasy-Setting zu vermitteln.
Du hast bereits hilfreiche Anmerkungen von Rainer und rieka erhalten.
Ich finde, du hast leider einige Wortwiederholungen, z.B. tut weh, Mauer, und sich wiederholende Beschreibungen von Harika, die du überdenken könntest.

Generell hätte ich eine Frage über die Motivation deines im sterben liegenden Protas.

Zitat:
Aber nein, ich werde nicht an Bord von deinem Schiff kommen! Die Priester holen mich und heilen mich. Du wirst mich nicht zu sehen kriegen, nein, Schiffer, heute nicht!

Hier möchte sich dein Prota nicht vom Schiffer holen lassen. Ich habe den Eindruck, dass er den Schiffer in einer gewissen Weise verachtet und sich ihm nicht ergeben wird. Eine romantisierend-freundschaftliche Sicht auf den Schiffer sehe ich nicht.
Etwas weiter unten spricht er dann doch recht wohlwollend über den Schiffer, der ihn zum legendären Harika bringen soll.

Harika ist für deinen Prota wie Valhalla und so wie er Harika beschreibt, eigentlich ein Ort, an den man als gefallener Krieger gelangen möchte. Eigentlich müsste sich dein sterbender Prota auf die Ankunft des Schiffers freuen, sich von ihm mitnehmen lassen und bald gen Harika zu gelangen.
Diesen Widerstand gegen den Schiffer und das fehlende Huldigen und Opfern für ihn, der einen nach Harika bringt, verstehe ich nicht und würde ich weglassen.

LG,
Constantine
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Alpen-Yeti
Geschlecht:weiblichLeseratte
A

Alter: 53
Beiträge: 131



A
Beitrag06.08.2014 15:20
Re: Monolog mit dem Schiffer
von Alpen-Yeti
Antworten mit Zitat

Hallo Tronde!

Inhaltlich hat mir die Kurzgeschichte gut gefallen. Als Ausschmückung für eine fiktive Welt halte ich sie für interessant, auch wenn mich die geschilderte Jenseitsvorstellung sehr an Walhalla erinnert (was mich persönlich aber nicht groß stört).
Die Überschrift hat mich zumindest insofern neugierig gemacht, dass ich die Geschichte gelesen habe. Wobei mir im Nachhinein statt »Schiffer« (erinnert mich doch zu sehr an jemanden der gerade gegen den Wind schifft - sorry, nicht böse gemeint, aber das ging mir wirklich durch den Kopf) vielleicht »Fährmann« besser gefallen hätte. Dein »Schiffer« ist doch an Charon angelehnt, oder nicht?

Auf alle Fälle fand ich den Anfang spannend genug, dass ich weitergelesen habe. Der Wechsel von den Schmerzen bis zu dem Punkt, an dem er keine Schmerzen mehr fühlt, gefällt mir. Allerdings hättest Du vielleicht die Schmerzen etwas greifbarer beschreiben können. Ich glaube, ein Schwert durch die Eingeweide ist ziemlich eklig. Das tut nicht nur weh, das ist echt heftig. Also so richtig AUA.

Das Erzähltempo und die Abwechslung zwischen seinen Gedanken und der Realität (Schmerzen/keine Schmerzen und was um ihm herum geschieht) gefällt mir wieder ganz gut.

Wie schon angemerkt fielen auch mir sprachlich/inhaltlich ein paar Sachen auf, die ich nicht so schön fand (und jetzt lasse ich mal den Nitpicker raushängen,einiges wurde ja schon vorher angesprochen, also sorry für Doppelungen):

tronde hat Folgendes geschrieben:
gestoßen...  
=> gestoßen ... (vor den 3 Punkten ein Leerzeichen)

tronde hat Folgendes geschrieben:
Siehst Du, Schiffer:  
=> wenn’s eine Frage ist, warum dann kein Fragezeichen, ansonsten vielleicht »Sieh her, Schiffer! Ich sterbe nicht ...«

tronde hat Folgendes geschrieben:
Also wirst du mich am Ufer von der Göttin des Krieges absetzen, wenn es vorbei ist, hörst du?
=> Mmmh, gefällt mir nicht so. Wie wär’s damit: Du wirst mich an den Ufern des Totenreiches der Kriegsgöttin absetzten, wenn es vorbei ist. Hörst du?

tronde hat Folgendes geschrieben:
Kein Rumirren auf dem Nebelmeer!  
=> Herumirren

tronde hat Folgendes geschrieben:
Aber nein, ich werde nicht an Bord von deinem Schiff kommen!  
=> an Bord deines Schiffes (gehen? Oder holt ihn der Schiffer auf sein Schiff?)

tronde hat Folgendes geschrieben:
Überall tut es weh.  
=> Wie tut es weh? Als ob eine glühende Faust in seinen Eigenweiden herumwühlt? Als ob tausend hungrige Ratten an seinen Gedärmen nagen und ziehen? Hier würde ich mir irgendwas echt heftiges wünschen.

tronde hat Folgendes geschrieben:
Vier Männer hoch ist die Stadtmauer ...  
=> gefällt mir, schön anschaulich.

tronde hat Folgendes geschrieben:
Ah, es wühlt und sticht und brennt in meinem Bauch! Lass es aufhören!  
=> Wer soll es aufhören lassen? Vielleicht so: All ihr Götter (oder ruft er direkt den Schiffer an?), lasst es aufhören!

tronde hat Folgendes geschrieben:
Letzte, der mir helfen können tut.   
=> kein Kommentar!

tronde hat Folgendes geschrieben:
Es tut weniger weh als vorhin.  
=> Argh, schon wieder »weh tun«.

tronde hat Folgendes geschrieben:
Zuerst begrüße ich die Freunde, die es vor mir erwischt hat;  
=> ..., die vor mir gefallen sind. ..., die vor mir in das ewig grüne Tal gelangt sind. »Erwischt« liest sich so umgangssprachlich.

tronde hat Folgendes geschrieben:
Unsere Herren können uns Leibeigenen nichts mehr.
=> Ein bissele salopp. Vielleicht: ... nicht mehr quälen, ... nicht mehr für ihre unersättliche Machtgier in sinnlosen Kriegen missbrauchen.

tronde hat Folgendes geschrieben:
Und am Morgen bemannen wir die Ewige Mauer und warten auf den Ansturm von dem Bösen.  
=> des Bösen.

tronde hat Folgendes geschrieben:
... die Horden des Bösen ...
=> warum nicht einfach mal nur »Feinde«?

tronde hat Folgendes geschrieben:
Ich steige weiter (?) auf bis auf die Höhe der Stadtmauer,   
=> stieg er vorher schon auf? Ich weiß, was Du meinst, aber es liest sich seltsam. Das außerkörperliche Empfinden beginnt doch gerade erst, oder?

tronde hat Folgendes geschrieben:
Hoffentlich irren die Priester nicht ...
=> Der Schluss gefällt mir.

Sprachlich braucht’s meiner Meinung nach halt noch ein bisschen schliff, vor allem die umgangssprachlichen Einsprengsel stören etwas. Die Gedanken des Sterbenden finde ich einigermaßen stimmig. Ich habe mich nur gefragt, warum er so darauf erpicht ist, in Harikas Reich zu kämpfen, obwohl er ja kein »geborener« Kämpfer zu sein scheint, sondern nur genug Beute machen wollte, um dann ein friedliches Leben zu führen. Es scheint mir so, als ob er eher einen friedfertigen Charakter hätte und da wundere ich mich, dass er im Leben nach dem Tod unbedingt weiterkämpfen möchte.

Die Grundidee hat mir, wie gesagt gefallen und ich habe die Geschichte gern gelesen. Ich hoffe, Du kannst mit meinen Bemerkungen wenigstens ein bisschen was anfangen.

Liebe Grüße
Bianca
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
fabian
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 607



Beitrag06.08.2014 17:06
Re: Monolog mit dem Schiffer
von fabian
Antworten mit Zitat

Hallo tronde,

dein Einstand ist auch mein Einstand (als Textarbeiter).

Alles, was du im folgenden liest, ist meine unmaßgebliche Meinung, ich schreibe nicht, was richtig, falsch oder besser ist, sondern was mir zu deinem Text eingefallen ist.
Nimm, was dir nützlich erscheint und verwirf den Rest.


tronde hat Folgendes geschrieben:
Die Idee zur folgenden Kurzgeschichte kommt von Wattpad: Fantasy- und SciFi-Szenen/ Ein Aufgaben-Buch der Schreiberlinge.
Gibts das tatsächlich auf deutsch?


Zitat:
Monolog mit dem Schiffer

Dieses verfluchte Schwert! Einmal durch den Bauch gestoßen...

Klingt nach einem guten Titel, aber: monologisiert wird vor jemandem, nicht mit jemandem. "mit" jemandem sprechen = Dialog.
Schwert durch den Bauch gestoßen? Finde ich nicht ganz treffend formuliert. Der Gegner führt einen Stoß, das Ergebnis ist ein Stich. Was soll hier aber eigentlich die wesentliche Aussage sein? Ärgert er sich, dass er den Schwertstoß nicht kommen sah? War es nur ein kleines Schwert, und dann das: ein tiefer Stich in den Bauch? Es ist gut, dass du hier so knapp formulierst, aber dann muss der Satz auch sitzen.

Zitat:
Das Liegen tut weh, das Atmen tut weh. Siehst Du, Schiffer: Ich sterbe nicht alt und tattrig in meinem Bett! Also wirst du mich am Ufer von der Göttin des Krieges absetzen, wenn es vorbei ist, hörst du? Harika wird mich aufnehmen in ihre Schar. Kein Rumirren auf dem Nebelmeer!

Anfang und Ende des Absatzes gefallen mir sehr! Aber dann: der Dativ ist dem Genitiv sein Tod! und: die Göttin des Krieges hat ein Ufer? Vorschlag: am Ufer des Totenreichs absetzen Hat das Totenreich keinen Namen?

Zitat:
Aber nein, ich werde nicht an Bord von deinem Schiff kommen!

Hier gleich nochmal das Dativ-Problem: an Bord von deinem Schiff kommen besser: an Bord deines Schiffes kommen.

Zitat:
Überall tut es weh. Zum Schreien fehlt mir die Kraft. Der Stoß hat mich von der Leiter geworfen. Vier Männer hoch ist die Stadtmauer und ich war oben auf der Sturmleiter.

Gut gefällt mir auch, wie du ihn pendeln lässt in den Absätzen: erst spricht er über den Zustand, in dem er sich gerade befindet, dann lässt du ihn die Genese der Situation reflektieren. Aber was ist das Wesentliche in letzten Satz hier? Das er der Erste war, ganz oben auf der Sturmleiter?

...

Zitat:
aber du bist doch jetzt der Letzte, der mir helfen können tut.

Stilbruch! Auch wenn er verzweifelt ist: Pseudo-Babysprache geht gar nicht. Den Konjunktiv wird er doch wohl noch beherrschen.

...

Zitat:
Schiffer, lass mich nicht auf einem grauen Boot über das Nebelmeer treiben. Bring mich zu den Gestaden von Harika. Das Gras dort ist grüner als alles, was ich bisher gesehen habe.

Bleib im Duktus des bisherigen, leite die Beschreibung ein, z.B.: Kennst du das Tal, so wie ich es jetzt vor mir sehe? Das Gras wächst dort vom Strand bis in die Ferne...  
Das Gras wächst in einem weiten Tal, das sich vom Strand in die Ferne zieht.

Zitat:
An den Rändern steigen sanft Hügel an, Welle für Welle, bis sie sich am Horizont im grau-blauen Dunst verlieren. In der Ferne [eventuell Dopplung zum Satz vorher rausnehmen; z.B.: Ganz weit hinten] durchzieht die Ewige Mauer das Tal.


...

Zitat:
Wir brauchen keinen Schlaf, wir lachen, tanzen, sind frei. Die Mägde Harikas dienen uns, wann immer wir wollen.

Naja, damals durfte man wohl noch so denken...

Zitat:
Und am Morgen bemannen wir die Ewige Mauer und warten auf den Ansturm von dem Bösen

Brauchst du hier bewusst diese Abstraktion? Täte es nicht einfach auch warten auf den Ansturm der Feinde?. Die Antwort gebe ich mir selber: das war wohl eine bewusst gewählte Formulierung, passend zur weiteren Entwicklung seiner Sterbefantasien.

Zitat:
Zerschlagen liegen sie zu den Füßen der Mauer und wir spucken auf sie.

Schönes memento, er merkt es ja nicht in seinem Todeskampf (der Leser jedoch sehr wohl), dass er sich in seiner Erlösungsphantasie in die Rolle dessen phantasiert, der ihn gerade auf den Tod verwundet hat.

Auch im Folgenden schön gelöst, aber etwas ausufernd:
... Dies wird unser Lohn sein; ... So sagen es die Priester; ... Ich wollte ...  genug erplündern; ...  Jetzt liege ich hier im Dreck

Zitat:
Über Wiesen laufen von einem Grün, das ich so noch nicht nie gesehen habe.
.

Zitat:
Hoffentlich irren die Priester nicht...

Ein Wink mit dem Zaunpfahl, dessen es meiner Meinung nach hier nicht mehr bedurft hätte.

[Edit:] Rechtschreibung und disclaimer: ich arbeite am Text immer erst ohne die anderen Kommentare gelesen zu haben (da kann es zu Dopplungen bie den anmerkungen kommen, sorry)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag06.08.2014 22:16

von tronde
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für die ausführlichen Rückmeldungen!
Die will ich mir noch in Ruhe anschauen und drauf eingehen, es wird wohl erst am Wochenende klappen.

Einige Anmerkungen, die mir beim Überfliegen  hängengeblieben sind, kommentiere ich gleich mal.

Wattpad: Ja, deutsch
http://www.wattpad.com/story/13320367-fantasy-und-scifi-szenen-ein-aufgaben-buch-der
Sind allerdings nur zwei Fantasy/SciFi-Übungen, in anderen ihrer "Bücher" sind auch ein paar interessante Übungen, aber wenig hilfreiche Kommentare, und nicht unbedingt der Grund, warum man sich bei Wattpad anmelden müsste ...

Der Titel:
Abgesehen von der Frage Fährmann/Schiffer (Ja, ist abgekupfert wie auch die Vorstellung von Walhalla): der "Monolog mit" war bewusst so gewählt; zum Einen unter der Vorstellung, dass ein solches Gebet ja doch auch eine Zwiesprache sein kann, zum Anderen, um vielleicht auch durch die gezielt falsche Verwendung neugierig zu machen (keine so gute Idee, was?).
"Gebet an" wäre wohl genauer.

Das Problem mit dem Hochdeutsch und der eingestreuten Umgangssprache ist auf meine unsicheren Versuche zurückzuführen, die Erzählsprache ungebildet-bäuerlich klingen zu lassen, daher auch die Wiederholungen, die Dativ-statt-Genitiv-Verwendung. Dabei sind die Sätze im Vergleich zur ersten Fassung schon deutlich kürzer und einfacher geworden Smile
Ich hatte die - bestätigte - Befürchtung, dass der Versuch der einfachen Sprache gewollt wirkt. Ich wollte auch nicht (Pseudo-)Dialekt oder Mittelaltermarktsprache schreiben.

Wie würdet Ihr denn einen Bauern einer dem mittelalter angelehnten Fantasy-Gesellschaft sprechen lassen?

Wie gesagt, mit etwas Abstand wird es auch Rückmeldungen zu den Rückmeldungen und Veränderungen am Text geben.

Danke erstmal
Thomas
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Papa Schlumpf
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 373
Wohnort: Friedersdorf


Beitrag06.08.2014 23:09

von Papa Schlumpf
Antworten mit Zitat

Hallo, tronde,
die Idee mit dem infantilen Sprachgebrauch ist ja nicht schlecht, aber a) muss man das vom ersten bis zum letzten Satz des Gebets durchhalten, was bedeuten würde, Du müsstest alles bis auf die kritisierten Stellen ändern und b) denunzierst Du damit Deinen Protagonisten als dümmlich.
Was die "mitttelalterliche Sprache" angeht, kann ich nur empfehlen, die Original-Lutherbibel zu studieren, nicht des Inhalts wegen, die Sprache, in der sie abgefasst ist, heißt meißnisches Kanzleideutsch, die Hochsprache des 15. Jahrhunderts. Deshalb ist sie auch so schön unverständlich, Kanzlisten gefielen sich seit jeher darin, ihre Worte so zu setzen, dass kein Mensch sie verstehen kann. Das machen sie ja noch heute. Das Vokabular mag etwas abgehoben sein, der Duktus der Bibel aber ist mittelalterlich.
Ansonsten sind die stilistischen Feinheiten, die auch mir das Nackenfell zum Hochstand brachten, schon ausreichend besprochen.
Toller Ansatz, interessante Geschichte, für meinen Geschmack ging die Wandlung vom "Du kriegst mich nicht" zur Hingabe an den Tod etwas zu plötzlich, es fehlen mir die Zwischenstufen, das Aufbäumen und Erliegen. Aber vielleicht habe ich nur nicht richtig gelesen.
In Summa: ein furioser Einstand!
Viele Grüße
Papa Schlumpf


_________________
Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
R

Alter: 66
Beiträge: 1270
Wohnort: Wiesbaden


R
Beitrag07.08.2014 06:08

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Hallo,

tronde hat Folgendes geschrieben:


...

Wie würdet Ihr denn einen Bauern einer dem mittelalter angelehnten Fantasy-Gesellschaft sprechen lassen?

Wie gesagt, mit etwas Abstand wird es auch Rückmeldungen zu den Rückmeldungen und Veränderungen am Text geben.

Danke erstmal
Thomas


Gar nicht anders. Du schreibst kein Buch, um eine andere Sprache zu lehren, sondern eine Geschichte, die wir halbwegs gebildeten Mitteleuropäer verstehen und vor allem miterleben sollen.

Wir lesen von englischen Junior-Zauberern, von arabischen Terroristen und chinesischen Bankern und machen uns keinen Kopf, wenn die alle gepflegtes akzentfreies Neuhochdeutsch reden.

Jede Abweichung davon lässt uns Leser anhalten, den Kopf kratzen und fragen "was hat der Autor damit beabsichtigt?" Das ist die schlimmstmögliche Leser-Reaktion bei Genre-Literatur. Du willst den Leser fesseln und bis zur letzten Zeile nicht mehr loslassen.

Also lass deinen Mann normales Deutsch reden. Ob Bauer oder Professor ist für die Geschichte absolut unerheblich.

Grüße
Rainer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
bibiro
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
B


Beiträge: 716



B
Beitrag07.08.2014 11:45

von bibiro
Antworten mit Zitat

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Generell hätte ich eine Frage über die Motivation deines im sterben liegenden Protas.

Zitat:
Aber nein, ich werde nicht an Bord von deinem Schiff kommen! Die Priester holen mich und heilen mich. Du wirst mich nicht zu sehen kriegen, nein, Schiffer, heute nicht!

Hier möchte sich dein Prota nicht vom Schiffer holen lassen. Ich habe den Eindruck, dass er den Schiffer in einer gewissen Weise verachtet und sich ihm nicht ergeben wird. Eine romantisierend-freundschaftliche Sicht auf den Schiffer sehe ich nicht.
Etwas weiter unten spricht er dann doch recht wohlwollend über den Schiffer, der ihn zum legendären Harika bringen soll.

Harika ist für deinen Prota wie Valhalla und so wie er Harika beschreibt, eigentlich ein Ort, an den man als gefallener Krieger gelangen möchte. Eigentlich müsste sich dein sterbender Prota auf die Ankunft des Schiffers freuen, sich von ihm mitnehmen lassen und bald gen Harika zu gelangen.
Diesen Widerstand gegen den Schiffer und das fehlende Huldigen und Opfern für ihn, der einen nach Harika bringt, verstehe ich nicht und würde ich weglassen.


Hallo Constantine,

woher nimmst du dein Wissen, dass "man" als der heidnischen Sitte anhängender Krieger denn unbedingt nach Valhalla einziehen will, wenn "man" verletzt wurde?

Meiner Meinung nach ist so eine Denke pseudoheroischer Kitsch.

Die Ahnen hingen sehr wohl an ihrem diesseitigen Leben.

Oder wie würdest du Zeilen wie die folgenden interpretieren?

Zitat:
Der Handlose hütet,
der Hinkende reitet,
tapfer der Taube kämpft;
blind ist besser
als verbrannt zu sein:
nichts taugt mehr, wer tot.
Hávamál Strophe 66



Vor diesem Hintergrund empfinde ich trondes Streitgespräch (so würde ich es auffassen) mit dem Schiffer als sehr bewegend, aber auch überaus nachvollziehbar.

Gerade die Selbstverständlichkeit, mit welcher der Sterbende mit seinem Gott hadert um ihn letztendlich dann doch fast zu begrüßen zeigt für mein Gefühl die starke Verbundenheit des Protas mit der heidnischen Sitte, seine Verwurzelung mit der Mythologie.

Grüßle Bibi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag07.08.2014 12:34

von Constantine
Antworten mit Zitat

bibiro hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Generell hätte ich eine Frage über die Motivation deines im sterben liegenden Protas.

Zitat:
Aber nein, ich werde nicht an Bord von deinem Schiff kommen! Die Priester holen mich und heilen mich. Du wirst mich nicht zu sehen kriegen, nein, Schiffer, heute nicht!

Hier möchte sich dein Prota nicht vom Schiffer holen lassen. Ich habe den Eindruck, dass er den Schiffer in einer gewissen Weise verachtet und sich ihm nicht ergeben wird. Eine romantisierend-freundschaftliche Sicht auf den Schiffer sehe ich nicht.
Etwas weiter unten spricht er dann doch recht wohlwollend über den Schiffer, der ihn zum legendären Harika bringen soll.

Harika ist für deinen Prota wie Valhalla und so wie er Harika beschreibt, eigentlich ein Ort, an den man als gefallener Krieger gelangen möchte. Eigentlich müsste sich dein sterbender Prota auf die Ankunft des Schiffers freuen, sich von ihm mitnehmen lassen und bald gen Harika zu gelangen.
Diesen Widerstand gegen den Schiffer und das fehlende Huldigen und Opfern für ihn, der einen nach Harika bringt, verstehe ich nicht und würde ich weglassen.


Hallo Constantine,

woher nimmst du dein Wissen, dass "man" als der heidnischen Sitte anhängender Krieger denn unbedingt nach Valhalla einziehen will, wenn "man" verletzt wurde?

Meiner Meinung nach ist so eine Denke pseudoheroischer Kitsch.

Die Ahnen hingen sehr wohl an ihrem diesseitigen Leben.

Oder wie würdest du Zeilen wie die folgenden interpretieren?

Zitat:
Der Handlose hütet,
der Hinkende reitet,
tapfer der Taube kämpft;
blind ist besser
als verbrannt zu sein:
nichts taugt mehr, wer tot.
Hávamál Strophe 66



Vor diesem Hintergrund empfinde ich trondes Streitgespräch (so würde ich es auffassen) mit dem Schiffer als sehr bewegend, aber auch überaus nachvollziehbar.

Gerade die Selbstverständlichkeit, mit welcher der Sterbende mit seinem Gott hadert um ihn letztendlich dann doch fast zu begrüßen zeigt für mein Gefühl die starke Verbundenheit des Protas mit der heidnischen Sitte, seine Verwurzelung mit der Mythologie.

Grüßle Bibi


Hallo Bibi,

mein Wissen entnehme/interpretiere ich von der Charakterisierung des Protagonisten in Trondes Text, so wie du deine Interpretation dahingehend machst. Dass der Protagonist nicht an seinem Leben hängt, behaupte ich nicht. Der Prota ist nicht nur verletzt, er liegt im Sterben. Als Nicht-Krieger, welches der Prota ist, kommt mir sein Gedanke an Harika und was er dort erwartet sehr glorifizierend vor.
tronde hat Folgendes geschrieben:
Schiffer, lass mich nicht auf einem grauen Boot über das Nebelmeer treiben. Bring mich zu den Gestaden von Harika.

Ist dies nicht pseudoheroisch? Der Pratagonist möchte nach Harika gebracht werden.

Dazu passt mir sein schneller Übergang von
tronde hat Folgendes geschrieben:
Aber nein, ich werde nicht an Bord von deinem Schiff kommen! Die Priester holen mich und heilen mich. Du wirst mich nicht zu sehen kriegen, nein, Schiffer, heute nicht!

zu
tronde hat Folgendes geschrieben:
Wenn jemand kommt, opfere ich eine Ziege. Oder was auch immer du von mir willst. Nur nicht hier liegen bleiben müssen und auf dich warten ... Die Göttin des Krieges hat mir nicht geholfen, hilfst Du mir, Schiffer? Ja gut, ich habe nie groß an dich gedacht oder dir geopfert, aber ..., aber du bist doch jetzt der Letzte, der mir helfen können tut. Verflucht, sprich mit mir!

nicht.
Diesen Gedankenwechsel würde ich mit einigen Zwischenschritten verdeutlichen. Dazu gehören auch die Zeilen, dass der Prota dem Schiffer wenig Beachtung/Huldigung geschenkt hat. Für mich passt das mit der von dir interpretierten Selbstverständlichkeit, Verbundenheit mit der heidnischen Sitte/Verwurzelung mit der Mythologie nicht richtig.

Für dich passt das Zwiegespräch des Protagonisten, für mich ist seine Motivation fraglich und zu schnell ausgearbeitet. Dahingehend würde ich den Monolog überdenken.

LG,
Constantine
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3373
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag07.08.2014 13:10

von Michel
Antworten mit Zitat

Sterben im Matsch. Das Bild des Paradieses vor Augen, das durch den banalen Tod im Schlamm gebrochen wird. Gefällt mir. In der Sprache klingt nordische Saga an - ich habe jeden Moment mit Stabreimen gerechnet.

Mich lässt ebenso wie die anderen die teils umgangssprachliche Ausdrucksweise des Protag stolpern, die sich mit dem Erzählton der übrigen Sätze beißt. Einen ungebildeten Menschen würde ich nicht mit sprachlichen Fehlern dokumentieren, sondern mit eher geringem Wortschatz und kurzen, ungeschachtelten Sätzen, ansonsten über den Inhalt des Erzählten. Selbst direkte Rede überarbeiten wir beim Schreiben stark, sonst wäre vermutlich "äh ..." das am häufigsten verwendete Wort überhaupt.

Einige starke Bilder, die den Gegensatz zwischen dem von den Priestern geforderten Heldentum und der banalen Grausamkeit des Krieges plastisch verdeutlichen. Klasse. Die Mauer, die Sturmleiter - gut vorstellbar. Das Bildlich-Konkrete könnte sich z.B. in den Schmerzen fortsetzen. Du hast ja personale Perspektive am Start, da wirken Sätze wie "überall tut es weh" etwas zu distanziert. Eher hätte ich mit so etwas wie "Diese Schmerzen!" gerechnet. Sehr schön der Übergang zur Schmerztaubheit, den finde ich glaubhaft geschildert.

Der letzte Satz nimmt mit seinen drei Pünktchen der Geschichte etwas weg. Vielleicht findest Du einen, der mit der erschütterten Gewissheit vom Paradies spielt? "Die Priester haben es gesagt. Es muss so sein. Es kann gar nicht anders" - wenn der Sterbende sich (vergeblich) seine Sicherheit einzureden versucht, wird das evtl. noch stärker.

Fazit: Gelungen. Lohnt definitiv die Überarbeitung und das Feilen am Detail.

Herzliche Grüße, Michel
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
bibiro
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
B


Beiträge: 716



B
Beitrag07.08.2014 13:31

von bibiro
Antworten mit Zitat

Hallo Constantine,

vielleicht haben wir beide recht Wink

Ich habe trondes Text als einen Kenningar aufgefasst und bei mir haben seine Andeutungen in Kenntnis von Mythologie und überlieferter Sitte so gewirkt, wie absichtsvoll leicht verrutschte Puzzlestücke, die wie selbst - für dich überraschend, übereilt wirkend - ineinandergreifen.

Im übrigen, im Angesicht des Todes handeln die wenigsten rational, überlegt, nachvollziehbar.

Also zumindest nicht diejenigen, die ich bisher persönlich in dieser Grenzregion des Lebens ein Stückweit begleitet habe.

Grüßle Bibi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag11.08.2014 21:35

von tronde
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo!
Mit der versprochenen Überarbeitung - zumindest mit einer fertigen - ist es leider wegen eines kranken Kindes nichts geworden, die Woche wird auch eher wenig Zeit bringen. Aber Ihr bekommt eine neue Version zu lesen.

Ich bin dankbar für die Rückmeldungen und freue mich, dass der Text doch so positiv angenommen wurde.

Grüße
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag11.08.2014 21:54

von Constantine
Antworten mit Zitat

Lieber Thomas,

vielen Dank für deine Statusmeldung. Ich wünsche der/dem Kleinen gute Besserung. Mach dir keinen Stress wegen der Überarbeitung, niemand verlangt, dass du sie so schnell wie möglich nachreichst. Deine neue Version wird kommen, wenn es deine Zeit und deine Muse zulässt. Bin gespannt.
Danke fürs Bescheidsagen.

LG,
Constantine
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag20.08.2014 23:54

von tronde
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das letzte Gebet - Monolog mit dem Lotsen

Dieser verfluchte Speer! Am Schild vorbei in den Bauch gestoßen ... Die Wucht hat mich von der Leiter geworfen. Vier Männer hoch ist die Stadtmauer und ich war oben auf der Sturmleiter.
Meine Gedärme brennen wie ein Schmiedefeuer. Die Kiesel unter mir bohren sich in Rücken, Armen und Beinen, als ob sie vorne wieder herauskommen wollten. Jeder Atemzug ist ein Kampf zwischen Luftnot und Schmerzen.
Siehst Du, Lotse: Ich sterbe nicht alt und tattrig in meinem Bett! Also wirst du mich am Ufer der Kriegsgöttin Harika absetzen, wenn es vorbei ist, hörst du? Harika wird mich aufnehmen in ihre Schar; schließlich bin ich gesegnet in den Kampf gezogen. Kein einsames Treiben auf dem Nebelmeer! Nein, nur das nicht!
Aber ich werde erst gar nicht an Bord deines Schiff gehen! Die Priester holen und heilen mich. Du wirst mich nicht zu sehen kriegen, nein, Lotse, heute nicht!

Die Schmerzen fressen sich voran, mein Kopf birst bei jedem Zittern. Zum Schreien fehlt mir die Luft. Es muss doch jemand kommen, sie können mich hier doch nicht liegen lassen zwischen den Toten! Ah, es wühlt und sticht und brennt in meinem Bauch! Es soll aufhören!
Wenn jemand kommt, opfere ich eine Ziege. Oder was auch immer die Priester für nötig halten. Nur nicht hier liegen bleiben müssen und auf dich warten ...

Ich hatte Träume, keine großen; was sich ein einfacher Mann eben so wünscht: Heim, Frau und Kinder. Deswegen bin ich auch nicht abgehauen wie andere. Ich wollte bei der Belagerung genug brandschatzen, um mich freizukaufen. Jetzt liege ich hier im Dreck.

Das Feuer in meinem Körper lässt nach, ich kann freier atmen. Meine Beine fühlen sich kalt an. Der Lärm wird leiser. Keiner ist gekommen.
Die Göttin des Krieges hat mir kein Glück im Kampf geschenkt, hilfst Du mir jetzt, Lotse?
Ja gut, ich habe nie groß an dich gedacht oder dir geopfert, aber du bist doch jetzt der Letzte, der mir helfen kann. Ich habe gekämpft, wie der Herr und die Priester es wollten. Das musst Du doch sehen!
Lotse, lass mich nicht auf einem grauen Boot über das Nebelmeer treiben. Bring mich zu den Gestaden von Harika, wie es bei einem göttergefälligen Tod im Kampf versprochen wird.

Das Gras dort ist grüner als alles, was ich bisher gesehen habe. Es wächst in einem weiten Tal, das sich vom Strand in die Ferne zieht. An den Rändern steigen sanft Hügel an, Welle für Welle, bis sie sich am Horizont im grau-blauen Dunst verlieren. In der Ferne durchzieht die Ewige Mauer das Tal.
Wenn ich ankomme, ist der Himmel blau und die Sonne strahlt. Nicht so wie hier, wo alles nur Regen, Matsch und Kälte ist. Die Vögel zwitschern und die Insekten summen über den Blumen.
Zuerst begrüße ich die Freunde, die auf mich warten; Mirto seit zwei Tagen, Samian seit gestern. Wir lachen über das Sterben und unsere Angst. Dann gehen wir zusammen in die großen Halle.
Die ganze Nacht feiern wir dort, dass wir im Tal von Harika angekommen sind. Unsere Herren können uns nicht mehr wie Vieh behandeln.
Wir brauchen keinen Schlaf, wir lachen, tanzen, sind frei. Die Mägde Harikas dienen uns, wann immer wir wollen.
Und am Morgen bemannen wir die Ewige Mauer und warten auf den Ansturm. Mit Spieß, Speer und Schwert gerüstet, stehen wir Schulter an Schulter und fegen die Horden des Bösen von der Mauer. Zerschlagen liegen sie zu den Füßen der Mauer und wir spucken auf sie.
Mit dem Segen Harikas halten wir zusammen und siegen. Dann feiern wir wieder und lachen, tanzen, sind frei.
Dies wird unser Lohn sein für den Kampf, den wir für unsere Herren und die Göttin Harika kämpfen.
So sagen es die Priester.

Die Schmerzen sind weg, ich weiß nicht seit wann. Um mich herum wird geschrien, getötet, gestorben. Etwas, jemand, fällt auf meine Beine, ich spüre es nicht mehr. Ich sehe auf mich herunter, mich auf dem durchweichten Boden liegen. Wie zerschlagene Puppen liegen wir dort. Meine Hände halten den Bauch, aber sie können die Wunde nicht bedecken, zwischen den Fingern rinnt Blut. Oder rinnt es schon nicht mehr?

Auf der Stadtmauer tobt der Kampf wie gestern, vorgestern und die Tage davor. Alles ist so fern und ruhig. Nichts wird es werden mit den Träumen. Aber frei werde ich sein im Reiche Harikas. Über Wiesen laufen von einem Grün, das ich noch nie gesehen habe. Ich werde kämpfen, siegen, lachen und feiern.

Vor meinen Augen wird es schwarz, nur in der Mitte, da ist es noch hell. Aus dem Dunkel dringt Schlachtenlärm, nicht endende Schmerzensschreie.
Ich will, will, will ins Helle, aber das Dunkel ist so zäh.

Die Priester dürfen nicht irren.

*************************

Hallo!
Beim Titel konnte ich mich nicht entscheiden. Der "Monolog mit" war durchaus gewollt als Ausdruck dessen, dass ein Gebet zwar oft als Zwiesprache mit einem Gott verstanden wird, aber ja meistens nur einer redet ...
Beim Überdenken des "Schiffers" habe ich gemerkt, dass die eigentliche Funktion im Glaubensgebilde die des Lotsen ist, nämlich die Seele an den ihr bestimmten Ort zu leiten.
Die gewollten sprachlichen Fehler habe ich rausgenommen, unterschiedliche Erzählsprache und deren Darstellung wird mich noch länger beschäftigen.
Wie zu sehen ist, habe ich einiges umgestellt im Versuch, den inneren Umschwung logischer zu gestalten; mal denke ich, erfolgreich, mal nicht. Ich werde das jetzt so lassen.
Auch beim Schlusssatz konnte ich mich nicht so recht entscheiden, dazu habt Ihr ja verschiedenen Anmerkungen gemacht, zumindest sind die Punkte weg Smile

Vielen Dank für die Anmerkungen.

Thomas
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Zeitenträumer
Geschlecht:männlichLeseratte
Z

Alter: 44
Beiträge: 123



Z
Beitrag21.08.2014 10:01

von Zeitenträumer
Antworten mit Zitat

Hallo Thomas,
die Überarbeitung ist dir gut gelungen, der Text liest sich viel besser als die erste Version. Ein paar Anmerkungen habe ich noch.

Immer noch nicht ganz klar (bzw. zu kurz) ist mir der Übergang von der Ablehnung des Lotsen ("Du wirst mich nicht zu sehen kriegen, nein, Lotse, heute nicht!") zur Akzeptanz des Todes und der Hoffnung, der Lotse werde helfen ("Die Göttin des Krieges hat mir kein Glück im Kampf geschenkt, hilfst Du mir jetzt, Lotse?"). Dazwischen könntest du dem Leser nahebringen, wie er aufgibt, vielleicht in Verbindung mit seinen Wünschen?

Zitat:
Ich hatte Träume, keine großen; was sich ein einfacher Mann eben so wünscht: Heim, Frau und Kinder. Deswegen bin ich auch nicht abgehauen wie andere. Ich wollte bei der Belagerung genug brandschatzen, um mich freizukaufen. Jetzt liege ich hier im Dreck.

Hier könntest du beschreiben, wie er sich von seinen weltlichen Wünschen  löst und es gleichzeitig nutzen, um Details aus dem Alltag deiner Welt einfließen zu lassen.

Ein umgangssprachlicher Ausdruck, der dir bei der Überarbeitung entgangen ist:

Zitat:
Deswegen bin ich auch nicht abgehauen geflohen wie andere.


Und schließlich kam mir spontan die Idee, den Ausblick auf Harikas Reich abzusetzen, indem du ihn ins Futur setzt. Klingt für mich irgendwie gut:

... Bring mich zu den Gestaden von Harika, wie es bei einem göttergefälligen Tod im Kampf versprochen wird.

Das Gras dort ist wird grüner sein als alles, was ich bisher gesehen habe. Es wächst in einem weiten Tal, das sich vom Strand in die Ferne ziehen wird. An den Rändern werden sanfte Hügel ansteigen, Welle für Welle, bis sie sich am Horizont im grau-blauen Dunst verlieren, dort, wo die Ewige Mauer das Tal durchzieht.
Wenn ich ankomme, wird der Himmel blau sein und die Sonne strahlen. Nicht so wie hier, wo alles nur Regen, Matsch und Kälte ist. Die Vögel werden zwitschern und die Insekten über den Blumen summen.
Zuerst werde ich die Freunde begrüßen, die auf mich warten; Mirto seit zwei Tagen, Samian seit gestern. Wir werden über das Sterben und unsere Angst lachen und zusammen in die großen Halle gehen.
Die ganze Nacht werden wir feiern, dass wir im Tal von Harika angekommen sind. Unsere Herren werden uns nie wieder wie Vieh behandeln können.
Wir werden keinen Schlaf brauchen, wir werden lachen, tanzen, frei sein. Die Mägde Harikas werden uns dienen, wann immer wir wollen.
Und am Morgen werden wir die Ewige Mauer bemannen und auf den Ansturm warten. Mit Spieß, Speer und Schwert gerüstet, werden wir Schulter an Schulter stehen und die Horden des Bösen von der Mauer fegen. Zerschlagen werden sie zu den Füßen der Mauer liegen, und wir werden auf sie spucken.
Mit dem Segen Harikas werden wir zusammenhalten und siegen. Dann  werden wir wieder feiern, und lachen, tanzen, frei sein.
Dies wird unser Lohn sein für den Kampf, den wir für unsere Herren und die Göttin Harika kämpfen.
So sagen es die Priester.

Die Schmerzen sind weg ...

Nur eine Idee. Der Text würde mich auf jeden Fall zum Weiterlesen anregen.

Beste Grüße,

David
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag21.08.2014 10:44

von holg
Antworten mit Zitat

Hi tronde.
Habe deine überarbeitete Version gelesen und finde sie sehr gelungen.

Durch die Bemerkung über die Sprache bin ich an den ersten Versuch geraten, weil ich mir das ansehen wollte (war bei meiner zuletzt hier eingestellten Geschichte ein großes Thema für mich).
 
Ich glaube, das Problem lag da eher in der Konsequenz. Wenn du über die Sprache in die Denke (oder umgekehrt - du tust das mit "vier Männer hoch" oder "brennen wie Schmiedefeuer") und sehr nahe an deinen Icherzähler ran willst, dann kannst du da mMn sehr weit gehen, ohne bloßzustellen oder vorzuführen. Du musst es nur konsequent machen.
Hier: http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=47416 ist ein gutes Beispiel aus einem Forenwettbewerb.

Zitat:
Jeder Atemzug ist ein Kampf zwischen Luftnot und Schmerzen.

hier fällst du ein wenig raus. Das ist ein toller Satz, der klar und eindeutig beschreibt, was der Protagonist fühlt. Aber nicht, was und wie er denkt. Der Satz ist für uns. Nicht von ihm.

Zitat:
Es muss doch jemand kommen, sie können mich hier doch nicht
Die "doch"s würde ich hier rausnehmen. So verzweifelt scheint er noch nicht zu sein.

Zitat:
Meine Beine fühlen sich kalt an.
Das ist mMn zuviel Abstraktion. Warum nicht: "Meine Beine sind kalt."

Zitat:
Die Kiesel unter mir bohren sich in Rücken, Armen und Beinen, als ob sie


Das sind Kleinigkeiten. Der Text ist gut.

Willkommen im Forum

holg


_________________
Why so testerical?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
fabian
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 607



Beitrag22.08.2014 22:46

von fabian
Antworten mit Zitat

Hallo tronde,

nimm dir, was dir brauchbar scheint ...


tronde hat Folgendes geschrieben:
Dieser verfluchte Speer Spieß! Am Schild vorbei in den Bauch gestoßen

Gute Wahl. Auf jeden Fall besser als das Schwert. Allerdings führst du in der Schlusssequenz als Waffen der Verteidiger ausdrücklich Spieß, (Stoßwaffe), Speer (Wurfwaffe) und Schwert (Hieb- und Stichwaffe) ein. Deshalb wäre es konsequent, auch hier schon vom Spieß zu sprechen.

Zitat:
Jeder Atemzug ist ein Kampf zwischen Luftnot und Schmerzen.

Das ist mir zu analytisch; alternativ zB.: "Diese Schmerzen! Jeder Atemzug ein Kampf!

Zitat:
Siehst Du, Lotse: Ich sterbe nicht alt und tattrig in meinem Bett!
...
Aber ich werde erst gar nicht an Bord deines Schiff gehen! Die Priester holen und heilen mich. Du wirst mich nicht zu sehen kriegen, nein, Lotse, heute nicht!

Das klingt, als hätte er eine Entscheidungsmöglichkeit. Es ist aber bloß eine Behauptung. Besser vielleicht, er würde einer Hoffnung Ausdruck geben (und du würdest den Anlass für diese Hoffnung vielleicht gleich mitliefern - zeige uns irgendwas, das seinen Sinneswandel auslösen könnte, hört er da jemand herumschleichen, den er für einen Priester hält o.ä.?): "Die Priester werden mich holen, Hörst Du? Sie kommen schon (o.ä.). Sie werden mich heilen. ... nein, Lotse, heute noch nicht!

Zitat:
Die Schmerzen fressen sich voran, mein Kopf birst bei jedem Zittern.

Das Bild kommt mir schief vor. Die Verletzung im Bauch - und der Kopf birst beim Zittern?

Zitat:
Ich habe gekämpft, wie der Herr und die Priester es wollten. Das musst Du doch sehen!

Er springt immer noch etwas herrisch mit dem um, auf den er seine letzte Hoffnung setzt - willst du das so? Eventuell: "Siehst du das nicht?"

Zitat:
Lotse, lass mich nicht auf einem grauen Boot über das Nebelmeer treiben. Bring mich zu den Gestaden von Harika, wie es bei einem göttergefälligen Tod im Kampf versprochen wird.

Wie es dem versprochen ist, der im göttergefälligen(?, da er immer nur Harika anspricht (keine anderen Götter werden genannt) kannst du meiner Meinung nach ruhig "gottgefällig" verwenden) Kampf fällt.

Zitat:
Zuerst begrüße ich die Freunde, die auf mich warten; Mirto seit zwei Tagen, Samian seit gestern. Wir lachen über das Sterben und unsere Angst.

Vielleicht sauberer trennen, was ihn erwartet und was sie tun:
Dort warten meine Freunde auf mich: Mirto seit zwei Tagen, Samian seit gestern. Wir begrüßen uns und wir lachen über das Sterben ...

Zitat:
Dann gehen wir zusammen in die großen Halle.

Dann betreten wir zusammen ...

Zitat:
Die ganze Nacht feiern wir dort, dass wir im Tal von Harika angekommen sind.

Entweder streichen, denn im nächsten Satz sagst du ja, was sie feiern:
Unsere Herren können uns nicht mehr wie Vieh behandeln..
Oder du stellst noch einmal deutlich heraus, wofür das Tal von Harika steht, z.B. "dass wir im Tal der Helden angekommen sind."

Zitat:
Ich sehe auf mich herunter, sehe mich auf dem durchweichten Boden liegen.


*************

Dem Schluss kann ich jetzt beim zweiten Lesen nicht mehr so richtig was abgewinnen. Der Prota klammert sich an seine Illusion vom Heldentod und benennt gleichzeitig so viel Elend - müsste ihn das nicht doch in stärkere Zweifel stürzen?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag29.08.2014 22:44
Endgültige Version
von tronde
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank nochmal für die Anmerkungen. Wie Ihr merken werdet, habe ich einiges eingebaut, anderes nicht. Der Übergang ist immer noch etwas abrupt, ich wollte zuviel dazwischen klemmen, was dann vielleicht gezwungen wirkt.

@Zeichenträumer
In meiner ersten Version auf dem Rechner hatte ich die Beschreibung des "Paradieses" im Futur, im Rahmen der Versuches, die Sprache einfacher zu gestalten, wurde dann Präsens draus. Das Futur war initial auch der Aufhänger für den Text Smile Ist etwas inkonsequent wieder drin.

@fabian
Da lese ich die Texte so oft, aber trotzdem entgeht mir, dass in der letzten Version der Schild aufeinmal ein Spieß wurde? Soll natürlich "Schild, Speer und Schwert" heißen.
Außerdem habe ich Deinen Kommentar als Anlass genommen, mich nochmal über Speere, Spieße, Lanzen und Piken zu belesen. Speere können tatsächlich auch geworfen werden, aber nicht nur. Geschichtlich gesehen scheint bei der Kombination Schild und Speer auch immer die Nahkampf-/Formationsanwendung gemeint gewesen sein, ggf. eher "Lanze" als "Spieß" genutzt wurde, wenn es um die Kombination mit dem Schild ging. Es bleibt also beim Speer.

***************************************

Das letzte Gebet - Monolog mit dem Lotsen

Dieser verfluchte Speer! Am Schild vorbei in den Bauch gestoßen ... Die Wucht hat mich von der Leiter geworfen. Vier Männer hoch ist die Stadtmauer und ich war oben auf der Sturmleiter.
Meine Gedärme brennen wie ein Schmiedefeuer. Die Kiesel unter mir bohren sich in Rücken, Arme und Beine, als ob sie vorne wieder herauskommen wollten. Jeder Atemzug durchschneidet mich.
Siehst Du, Lotse: Ich sterbe nicht alt und tattrig in meinem Bett! Also wirst du mich am Ufer der Kriegsgöttin Harika absetzen, wenn es vorbei ist, hörst du? Harika wird mich aufnehmen in ihre Schar; schließlich bin ich gesegnet in den Kampf gezogen. Kein einsames Treiben auf dem Nebelmeer! Nein, nur das nicht!
Aber ich werde erst gar nicht an Bord deines Schiff gehen! Die Priester werden mich holen und heilen. Du wirst mich nicht zu sehen kriegen, nein, Lotse, heute nicht!

Die Schmerzen fressen sich voran, mein Kopf birst bei jedem Zittern. Zum Schreien fehlt mir die Luft. Es muss doch jemand kommen, sie können mich hier nicht liegen lassen zwischen den Toten! Ah, es wühlt und sticht und brennt in meinem Bauch! Es soll aufhören!
Wenn jemand kommt, opfere ich eine Ziege. Oder was auch immer die Priester für nötig halten. Nur nicht hier liegen bleiben müssen und auf dich warten ...

Ich hatte Träume, keine großen; was sich ein einfacher Mann eben so wünscht: Heim, Frau und Kinder. Deswegen bin ich auch nicht abgehauen wie andere. Ich wollte bei der Belagerung genug brandschatzen, um mich freizukaufen. Jetzt liege ich hier im Dreck.

Das Feuer in meinem Körper lässt nach, ich kann freier atmen. Meine Beine sind kalt. Der Lärm wird leiser. Keiner ist gekommen. Keine Hütte für mich, keine Geschenke für meine Liebste, kein nächster Tanz unter der Dorflinde.

Die Göttin des Krieges hat mir kein Glück im Kampf geschenkt, hilfst Du mir jetzt, Lotse?
Ja gut, ich habe nie groß an dich gedacht oder dir geopfert, aber du bist doch jetzt der Letzte, der mir helfen kann. Ich habe gekämpft, wie der Herr und die Priester es wollten. Das musst Du doch sehen!
Lotse, lass mich nicht auf einem grauen Boot über das Nebelmeer treiben. Bring mich zu den Gestaden von Harika, wie es uns versprochen wird, wenn wir im gesegneten Kampf fallen.

Das Gras dort wird grüner als alles, was ich bisher gesehen habe. Es wächst in einem weiten Tal, das sich vom Strand in die Ferne zieht. An den Rändern werden sanft Hügel ansteigen, Welle für Welle, bis sie sich am Horizont im grau-blauen Dunst verlieren. In der Ferne wird die Ewige Mauer das Tal durchziehen.
Wenn ich ankomme, wird der Himmel blau sein und die Sonne strahlen. Nicht so wie hier, wo alles nur Regen, Matsch und Kälte ist. Die Vögel werden zwitschern und die Insekten werden summen über den Blumen.
Zuerst werde ich meine Freunde begrüßen. Mirto ist seit zwei Tagen da, Samian seit gestern. Wir werden über das Sterben lachen und über unsere Angst. Dann werden wir zusammen die großen Halle betreten. Die ganze Nacht werden wir feiern, dass unsere Herren uns nicht mehr wie Vieh behandeln können.
Wir werden keinen Schlaf brauchen, wir werden lachen, tanzen, frei sein. Die Mägde Harikas werden uns dienen, wann immer wir wollen.
Und am Morgen werden wir die Ewige Mauer bemannen und auf den Ansturm warten. Mit Schild, Speer und Schwert gerüstet, werde wir Schulter an Schulter stehen und die Horden des Bösen von der Mauer fegen. Zerschlagen werden sie zu den Füßen der Mauer liegen und wir werden auf sie spucken.
Mit dem Segen Harikas halten wir zusammen und werden siegen. Dann werden wir wieder feiern und lachen, tanzen, frei sein.
Dies wird unser Lohn sein für den Kampf, den wir für unsere Herren und die Göttin Harika kämpfen.
So sagen es die Priester.

Die Schmerzen sind weg, ich weiß nicht seit wann. Um mich herum wird geschrien, getötet, gestorben. Etwas, jemand, fällt auf meine Beine, ich spüre es nicht mehr. Ich sehe auf mich herunter, mich auf dem durchweichten Boden liegen. Wie zerschlagene Puppen liegen wir dort. Meine Hände halten den Bauch, aber sie können die Wunde nicht bedecken, zwischen den Fingern rinnt Blut. Oder rinnt es schon nicht mehr?

Auf der Stadtmauer tobt der Kampf wie gestern, vorgestern und die Tage davor. Alles ist so fern und ruhig. Nichts wird es werden mit den Träumen. Aber frei werde ich sein im Reiche Harikas. Über Wiesen laufen von einem Grün, das ich noch nie gesehen habe. Ich werde kämpfen, siegen, lachen und feiern.

Vor meinen Augen wird es schwarz, nur in der Mitte, da ist es noch hell. Aus dem Dunkel dringt Schlachtenlärm, nicht endende Schmerzensschreie.
Ich will, will, will ins Helle, aber das Dunkel ist so zäh.

Was, wenn die Priester irren!?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag30.08.2014 13:13

von rieka
Antworten mit Zitat

Hallo, tronde.
In der letzten Zeit war ich nicht dazu gekommen, nach Deinem Text zu sehen. Das was ich jetzt lese, finde ich deutlich farbiger und runder.
Ich weiß nicht, ob Du noch weitere Anregungen möchtest. Denn etwas geht noch immer:
Ich stelle meine Anregungen mal rein. Nimm was Du möchtest.


Das letzte Gebet – Monolog mit dem Lotsen

Dieser verfluchte Speer! Am Schild vorbei in den Bauch gestoßen … Die Wucht hat mich von der Leiter geworfen. Vier Männer hoch ist die Stadtmauer und ich war oben auf der Sturmleiter.
(nur ein Vorschlag: Herunter geworfen aus einer vier Männer hohen Stadtmauer, vom oberen Ende der Sturmleiter.)
Meine Gedärme brennen wie ein Schmiedefeuer. Die Kiesel unter mir bohren sich in Rücken, Arme und Beine, als ob sie vorne wieder herauskommen wollten. Jeder Atemzug durchschneidet mich.



Die Göttin des Krieges hat mir kein Glück im Kampf geschenkt, hilfst Du mir jetzt, Lotse?
Ja gut, ich habe nie groß an dich gedacht oder dir geopfert, aber du bist doch jetzt der Letzte, der mir helfen kann.
Aber jetzt kannst doch nur du mir noch helfen.
Ich habe gekämpft, wie der Herr und die Priester es wollten. Das musst Du doch sehen!



Das Gras dort wird grüner sein als (alles = streichen) das, was ich bisher gesehen habe. Es wächst in einem weiten Tal, das sich vom Strand in die Ferne zieht. An den Rändern werden sanfte Hügel ansteigen, Welle für Welle, bis sie sich am Horizont im grau-blauen Dunst verlieren. In der Ferne wird die Ewige Mauer das Tal durchziehen.
 

Auf der Stadtmauer tobt der Kampf wie gestern, vorgestern und die Tage davor. Alles ist so fern und ruhig. Nichts wird es werden mit den Träumen. Aber frei werde ich sein im Reiche Harikas über Wiesen laufen von einem Grün, das ich noch nie gesehen habe. Ich werde kämpfen, siegen, lachen und feiern.

LG rieka
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag01.09.2014 18:26

von tronde
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Rieka!
Hier im Forum werde ich wohl erstmal nichts mehr am Text ändern. Trotzdem Danke für die Anmerkungen, ich werde mit zeitlichem Abstand nochmal auf den Text schauen und ansonsten das nächste Projekt angehen.
Grüße
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Rechtliches / Urheberrecht / Copyright
ISBN mit Pseudonym?
von schreiby
schreiby Rechtliches / Urheberrecht / Copyright 1 22.04.2024 10:12 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rezensionen
,,Die Ärztin“- ein Theaterstück m...
von Oneeyedpirate
Oneeyedpirate Rezensionen 0 19.04.2024 22:53 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Agenten, Verlage und Verleger
Bewerbung mit einem oder mehreren Bü...
von PatDeburgh
PatDeburgh Agenten, Verlage und Verleger 3 16.04.2024 10:05 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rezensionen
"Die Ärztin"-ein Theaters...
von writersblockandtea
writersblockandtea Rezensionen 0 08.04.2024 13:59 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Profession Schriftsteller (Leid und Lust)
Wie geht ihr mit Ideenflut um?
von Chandrian
Chandrian Profession Schriftsteller (Leid und Lust) 24 08.04.2024 12:00 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung

von femme-fatale233

von DasProjekt

von MShadow

von MShadow

von MosesBob

von Eris Ado

von MT

von Noelia

von Minerva

von Tiefgang

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!