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Sag was, Mond

 
 
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag29.06.2014 21:00
Sag was, Mond
von Ithanea
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Kurz hatte es irr geflackert, dann war das Licht ausgefallen. Zum Glück stand ich schon am Waschbecken, die Mädels in den Klokabinen fingen im Kollektiv an, sich aufzuregen. Ich starrte angestrengt dort hin, wo irgendwo der Spiegel sein musste, aber ich konnte mich nicht mehr darin sehen, so stockduster war es auf einen Schlag.
Das Wasser eiskalte Wasser lief mir noch über die Hände.
„Dann mal zurück“, forderte ich das unsichtbare Spiegelbild auf und tastete mich zur Ausgangstür. Im Gang vor dem Klo funktionierten die Röhren noch. Nina und die anderen konnte ich nirgends sehen. Überhaupt war ich die einzige im Gang, obwohl das Gedränge vor den Toiletten normalerweise nicht auszuhalten war. Das Neonlicht kam mir trübe und rauchig vor. Ich hatte das Gefühl, es müsste eigentlich grell und bunt sein. Irgendetwas stimmte mit meinen Augen nicht.
Ich schwenkte um und ging zum Hinterausgang statt zur Tanzfläche zurück. Das Parkdeck, auf das ich vom oberen Stockwerk des Clubs heraustrat, war so gut wie leer. Der Sound von innen wummerte noch eine Zeit lang nach, aber als die dicke Fabriktür ins Schloss fiel, war es leiser. Ein silberner Vollmondschein erhellte alles, schlängelte sich zwischen den geparkten Wagen durch zu mir, ließ ein Paar Pfützen herausfordernd leuchten und zog mich zum Geländer. Die Dächer der Stadt. Höher und niedriger, manche heller oder dunkler oder breiter oder ganz winzig. Im Ganzen waren sie eine einheitliche Oberfläche, wellenförmig, wie die Leute auf der Tanzfläche, wenn man oben auf dem zweiten Floor stand und auf ihre Köpfe runterschaute.
Irgendetwas stimmte mit meinen Augen nicht. Das Licht des Mondes, diese extreme Helligkeit war unnatürlich. Der ganze Nachthimmel brannte. Es musste vier Uhr sein oder so, aber noch einige Fenster waren erleuchtet. Straßenlaternen brannten, Leuchtreklamen brannten, Tankstellenschilder leuchteten, Autolichter schienen. Irgendwelche Bauten wurden beleuchtet, irgendwelche Scheinwerfer zeigten umher. Der Mond hielt tapfer dagegen.
Wann war es das letzte Mal so dunkel gewesen wie eben im Klo? Man sollte meinen, das erlebt man ständig, spätestens nachts, aber mir fiel keine einzige Situation ein. Wenn ich im Bett lag, leuchtete stets das orangene Licht der hängenden Laterne herein, das im Wind hin und her wippte. Das letzte Mal stockfinster war es, als ich mit zwei Freunden in dem Waldstück von Tobis Eltern gezeltet hatte. Wir waren eine Weile im Wald rummarschiert und hatten uns einen Schlafplatz ausgesucht. Dann grillten wir Stockbrot und Marshmallows und nach den üblichen Gruselgeschichten krochen wir ins Zelt und machten es uns in unseren dicken, daunigen Schlafsäcken bequem. Sobald das Licht einmal aus war, hörte man erst, welche Geräusche die Welt macht. Wir hatten uns vor Angst fast in die Hosen gemacht.
Ich blickte verwundert in den Mond, weil er mich anstarrte.
Irgendwann war die Zeit stecken geblieben. Ich war nicht, wo ich sein wollte und ich war nicht, bei wem ich sein wollte. Ich studierte, was ich nicht werden wollte und feierte, was ich nicht mal gut fand. Ich war seit einer Woche Vegetarierin, obwohl ich überhaupt nichts gegen Fleisch hatte. Ich schaute ständig diese bescheuerte Fantasyserie, obwohl sie eigentlich dämlich war, nur damit ich mich nicht langweilen musste, wenn sich Nina und Marco drüber unterhielten. Ich hatte immer noch keine Katze. Geschweige denn einen Nähkurs gemacht. Und ich wusste noch nicht mal wo meine Farben und Pinsel im Moment waren. Und nichts davon änderte ich, ich blieb einfach stehen, wo ich halt gerade stand. Wie ein Reptil in der Sonne.
Wütend starrte ich zum Mond zurück. „So lange hast du gebraucht? Hättest du mir nicht mal früher in den Arsch treten können? Und jetzt?“
Der Mond schwieg und starrte zurück. Was auch sonst. Ich kannte keine einzige Geschichte, in der der Mond mal nicht zu feige gewesen wäre, etwas dazu zu sagen.
Ich lief zurück zur Hintertür und ging wieder rein. Das grelle Licht der Neonröhren blendete. Wenigstens stimmte es hier drinnen wieder.

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Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3379
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag01.07.2014 12:47
Lebensbilanz, noch etwas distanziert
von Michel
Antworten mit Zitat

Großstadtclub bei Nacht, viel getanzt, vielleicht ein Piece oder zwei geschmissen. Stromausfall. Und dann, auf der Terrasse, kommt der Lebensentwurf ins Wanken.
Finde ich gut gelungen. Das Kippen aus dem Nicht-Denken in das Reflektieren über das eigene Leben in einer Umgebung, in der ich das nicht erwartet hätte. Gefällt mir. Schön wäre es dabei, noch näher am/an der Protag zu sein. Aber genau an dieser Stelle entfernt sich die Perspektive von der Figur, klingt distanziert, als erinnere sich die Protag lediglich an diese Nacht, anstatt sie gerade zu erleben. Schade, das ist verschenkte Nähe. Aber das lässt sich vermutlich zügig korrigieren.
Fazit: Gut eingefangener Moment.
Herzliche Grüße, Michel
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femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag01.07.2014 13:05

von femme-fatale233
Antworten mit Zitat

Dein Text braucht seine Zeit bis er in die Gänge kommt - das fällt mir hier beim Wettbewerb generell auf, dass viele erst Mal anfangen zu schreiben und dann erst allmählich merken, was sie eigentlich erzählen wollen. Ab dem Moment, wo deine Figur merkt, dass sie ein Leben lebt, das sie so gar nicht wollte, beginnt bei mir das Interesse an der Geschichte, vielleicht auch, weil ich diese Überlegungen selbst recht gut nachvollziehen kann. Diese Erkenntnis über Metaphoriken von Licht und Dunkelheit zu erzeugen, ist nicht unbedingt neu. Erkenntnis - Licht. Der Kampf zwischen den Neonlichtern und dem natürlichen Licht tragen ja ein paar Texte hier im Wettbewerb versteckt aus, was ich bei dir ganz spannend finde, ist, dass es ausgerechnet der Mond ist, der die "Erleuchtung" bringt. Meistens wird Erkenntnis ja eher mit Sonne und absoluter Helligkeit assoziiert, hier den Mond einzusetzen, finde ich ganz geschickt.
Und dieser Satz ist dann wirklich wunderbar:

Zitat:
Ich kannte keine einzige Geschichte, in der der Mond mal nicht zu feige gewesen wäre, etwas dazu zu sagen.


Wenn so der ganze Text wäre. Aber gut, zwei Stunden, da darf man nicht zu hart sein. Was du erzählen willst, kommt auf jeden Fall an und ich werde bei der Zusammenstellung meiner Top 10 auf jeden Fall über diesen Text nachdenken.
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag01.07.2014 17:28

von Piratin
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

eine eigentlich gute Geschichte, doch ich vermisse den Stahlbeton, noch nicht mal Beton taucht auf. Da es Teil der Aufgabenstellung war, muss ich das in meiner Bewertung berücksichtigen. Geschrieben ist es gut, die Aufzählung des Steckenbleibens ragt aus dem Text angenehm heraus, aber so reicht es leider nicht in die Liste der besten 10. Im alten Federsystem hätte ich zwar für die Schreibe und die Idee 6 Federn gegeben, jedoch für den fehlenden Stahlbeton 2 Federn abgezogen.
Viele Grüße
Piratin


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Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen.
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Kleeblättchen
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
K

Alter: 38
Beiträge: 54
Wohnort: im schönen Frankenland


K
Beitrag01.07.2014 17:52

von Kleeblättchen
Antworten mit Zitat

Hallo,

'wie wahr' war das erste was mit einfiel nachdem ich deine Geschichte gelesen hatte. Ein schöner, nachdenklicher Text.

lg
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag01.07.2014 22:13

von Constantine
Antworten mit Zitat

Danke für deinen Beitrag. Aus einem Stromausfall auf der Damentoilette einer Disko wird eine kritische Reflexion deiner Protagonistin über ihr bisheriges Leben bzw. aktuelles Dasein. Deine Geschichte fand ich leider sehr konstruiert, was die Integrierung der Vorgaben anging und eine unnötig über sich selbst philosophierende Prota im Schein des Mondlichts und sich in den Arsch tritt, um ihr Leben zu ändern. Hat mich leider nicht überzeugt.

Leider hast du es nicht in meine Top 10 geschafft. Es tut mir leid.

Merci beaucoup.

LG,
Constantine
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag01.07.2014 22:49

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Deine Geschichte hat Rhythmus, einen eigentümlichen Swing. Ih mag die deswegen echt gerne, auch wenn der Tipp-Schnitzer am Anfang natürlich schon schmerzt. ich finde auch eiges noch unrund, zu lang vielleicht, aber das hättest du bestimmt aufgelöst, wenn du Zeit dazu gehabt hättest.
Gehört von der Art her, vom Thema her, und vom Drive - zu meinen absoluten Lieblingstexten.
Viele Grüße
Zufall
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KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4952

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag02.07.2014 09:59

von KeTam
Antworten mit Zitat

Zitat:
Der Mond schwieg und starrte zurück. Was auch sonst. Ich kannte keine einzige Geschichte, in der der Mond mal nicht zu feige gewesen wäre, etwas dazu zu sagen.
smile
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag02.07.2014 10:48

von Nihil
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Eine eigentlich ereignislose Geschichte, aber mir ist der Satz im Kopf geblieben: Wann war es jemals so dunkel wie eben auf dem Klo? Das ist unfreiwillig komisch, könnte aber doch gewollt sein. Jedenfalls gefällt mir schon mal, dass die Handlung eine andere ist, als vom Planeten RRxD2-34 zu fliehen. Der reduzierte Inhalt hat bei mir gepunktet. Der Mond als Oberlehrer ist zwar auch wieder so eine Sache, aber über die sehe ich jetzt mal hinweg.

Hoffentlich folgt später noch ein ausführlicherer Kommentar, ich schreibe erstmal meinen allgemeinen Eindruck, damit meine Wertung am Ende auch wirklich gezählt wird.

7
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Cheetah Baby
Geschlecht:weiblichForenkätzchen

Alter: 23
Beiträge: 396

Ei 6 Extrem Süßes!
Podcast-Sonderpreis


Beitrag02.07.2014 23:12

von Cheetah Baby
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Interessante Idee, das mit dem Mond! Darauf wäre ich nie gekommen.

Meine Lieblingsstelle:

„So lange hast du gebraucht? Hättest du mir nicht mal früher in den Arsch treten können? Und jetzt?“

Ich gebe dafür 5 Punkte. smile extra

Liebe Grüße
Chee


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"Schreiben ist leicht, man muss nur die falschen Wörter weglassen."
~ Mark Twain
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anuphti
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Alter: 58
Beiträge: 4320
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DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag02.07.2014 23:31

von anuphti
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Schon mit dem Titel hast Du bei mir gepunktet.

Sag was, Mond! Da klingt soviel vorwurfsvolles Unverständnis durch, dass ich lachen musste.

Endlich keine Science Fiction, sondern solides Chicklit mit Mädels zusammen auf dem Klo.

Sehr gut! Gerne gelesen. Mein letzter Top Ten Kandidat und damit der letzte  Punkt in dieser Wertung!

LG
Nuff


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Vogel
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Beiträge: 436

Goldene Neonzeit


Beitrag03.07.2014 22:35

von Vogel
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Ach, das gefällt mir gut. So erfrischend unspektakulär, ohne gleißendes Licht, dass sich wie ein Blitz in die Augen bohrt. Sie geht einfach raus und "vor dem Klo funktionieren die Röhren noch". Trotzdem spielt das Licht dann so eine große Rolle, dass die Vorgaben definitiv erfüllt sind. Die Sorgen der Protagonistin klingen so glaubhaft, so konkret, wie es eigentlich nur große Schreibkunst erreichen kann. Dennoch klingt der Text teilweise nicht ganz souverän, wobei ich den eher umgangssprachlichen und einfachen Ton damit nicht in Frage stellen will, das ist schon im Prinzip richtig so.
Wenn ich das mit dem bisherigen "besten" Text - "ich sage leise schwarz" - vergleiche, würde ich sagen: jener ist handwerklich perfekter, dieser hat bei weitem mehr Herz.

Gruß
Vogel


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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag03.07.2014 22:51

von Lapidar
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Selbsterkenntnis, die aber wohl nicht umgesetzt wird.

_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym.
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5994
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag04.07.2014 15:52

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

<allgemeine_Vorbemerkung>

Viele FFF-Beiträge, zu wenig Zeit. Textarbeit kann ich da kaum leisten, aber doch jedem einen kurzen Eindruck hinterlassen.
Da es vorkommen kann, dass ein wohlwollender Kommentar mit einer effektiven 0-Punkte-Wertung kollidiert ...
... ein paar Worte zu meiner Punktvergabe im neuen Bewertungssystem. Als Grundlage habe ich jeweils nach Antworten zu zwei Fragenkomplexen gesucht, die ich für die letztendlich relevanten in diesem Wettbewerb halte:

1.Wie fertig wirkt der Text? Hat die Zeit gerade ausgereicht, um eine Idee zu entwerfen, oder konnte diese noch ausgearbeitet und in ansprechende Prosa gegossen werden? Kommt die Geschichte zu einem runden Abschluss oder liest sie sich, als sei mittendrin abgebrochen und abgeschickt worden? Würde ich mich ärgern, sie in dieser Form in der Prosa-Werkstatt zu finden? Oder würde ich sie sogar im Feedback akzeptieren?

2.Wie  stark wurde das Thema „Stahlbetonzeit – Neonlicht“ integriert? In den Vorgaben stand ja nicht „Schreibe eine Geschichte, in der irgendwann Stahlbeton und Neonlicht erwähnt werden“. Wird deutlich, warum der Stahlbeton namensgebend sein könnte für eine bestimmte Zeit (z. B. einen Lebensabschnitt), ein Zeitalter oder auch Zeit generell, aus der Sicht des Protas? Sind Stahlbeton und Neonlicht beliebige Zutaten oder tragende Elemente, die eine eigentümliche Atmosphäre schaffen? Ergibt sich die Wirkung durch eine zwingende Verbindung zwischen diesem Raum, diesem Licht und dieser Zeit?

Mein 'Urteil' dazu wird sich natürlich auch in den Kommentaren niederschlagen. Es würde mich aber zu sehr einengen, nun statisch die Fragen abzuarbeiten. Deshalb die Kommis in gewohnter Form.


</allgemeine_Vorbemerkung>


Hm, was will diese Geschichte mir sagen? Wenn die Zeit stehenbleibt und der Strom ausfällt, ist der Mond Schuld? Warum tut er das, der Mond? Möchte er uns zum Nachdenken bewegen? Wer wir sind, ob wir nach unser eigenen Facon leben oder nach der von anderen?

Ja, so etwa funktioniert wohl dieser Text oder soll er funktionieren. Warm werde ich damit leider nicht. Das scheint mir ziemlich beliebig. Vor allem enttäuscht mich der Schluss. Sie geht also wieder rein, drinnen ist plötzlich alles wie immer - und weiter? Macht sie was draus, oder nicht? Das möchte der Leser doch wissen. Aber dafür war vielleicht keine Zeit mehr. Schade!

LG


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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ErieBee
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
E


Beiträge: 45



E
Beitrag05.07.2014 13:52

von ErieBee
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Sprachlich gefällt mir dein Stil tatsächlich nicht so gut, aber das ist absolute Geschmackssache, wie wir alle wissen.

Den Abschnitt zwischen „irgendwann war die Zeit steckengeblieben“ und „wie ein Reptil in der Sonne“ finde ich richtig super! Und damit auch die Grundidee der Geschichte. Ich finde, du hast echt Potential.

Leider macht die junge Hauptperson in deiner Geschichte nix aus ihrer Erkenntnis. Aber vielleicht hat dir hier auch einfach noch die Zeit gefehlt.
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag05.07.2014 15:42

von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo Guy/Girl,

das ist klasse bei deiner Geschichte: sie wirkt auf den ersten Blick nicht besonders aufregend, was sich noch auf den zweiten bestätigt, aber sie hat eine nachhaltige Wirkung auf mich. Sie gefällt mir extrem gut.
Die Erzählerin ist so inkonsequent, dass man schulterzuckend sagen könnte: na und? Das ist alles so alltäglich, mein Gott ...
Die Sprache wirkt auf mich sehr ausgesucht und präzise, obwohl die Formulierungen nicht ungewöhnlich und neu sind. Das ist es nicht.
Das ist es. Der Mond sagt nichts, wie immer. Auch auf den zweiten Blick. Obwohl es uns allen so vorkommt, als müsste er.

Liebe Grüße
Mardii


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`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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halcyonzocalo
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Beiträge: 1202
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Beitrag06.07.2014 10:24

von halcyonzocalo
Antworten mit Zitat

Ziemlich gelungener Beitrag für meinen Geschmack. Die Protagonistin kommt sehr glaubwürdig und authentisch rüber und ich kann mich gut mit ihr identifizieren. Das Motiv des Nicht-Ich-Selbst-Seins wird hier gut verarbeitet. Sprachlich ist der Text auch ziemlich solide, wenngleich es mir manchmal doch schon fast zu bildgewaltig wird. Insgesamt aber wirklich nicht übel. Mal schauen, was am Ende rausspringt.

Edit: Hinter meinem persönlichen Treppchen fällt es mir sehr schwer, die restlichen Punkte zu verteilen, da sehr viele Texte für meinen Geschmack von der Qualität her sehr nahe beieinanderliegen. Letztendlich habe ich mich entschlossen, diesem Text 6 Punkte zu vergeben.


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Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum.
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Einar Inperson
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Beitrag06.07.2014 15:11

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Hallo,

spürst du noch, wo der Mond getroffen hat?

Dies ist einer der Texte, für die ich bedauere, nicht noch mehr Punkte vergeben zu dürfen.

Gut zu lesen, mit einer nicht aufgesetzt wirkenden Botschaft. Die Lichtverschmutzung hindert den klaren Blick auf einen selbst. Ein Moment der Dunkelheit birgt Klarheit. Inmitten der Leuchtreklamen ist plötzlich der Mond wieder wahrnehmbar.

Gerne gelesen.


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

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Eredor
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Das silberne Stundenglas DSFx
Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag06.07.2014 23:03

von Eredor
Antworten mit Zitat

Hallo! Aus Zeitgründen werde ich nur in wenigen Sätzen meinen Eindruck wiedergeben. Möglicherweise kann ich nach dem Wettbewerb näher zu meiner Stellung Bezug nehmen.

***

Diese Geschichte gefällt mir. Genug gesagt.

***

lg Dennis


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- Lütfiye Güzel
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

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Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag07.07.2014 12:24

von holg
Antworten mit Zitat

Ich sage ja.

Zitat:
der der Mond mal nicht zu feige gewesen wäre, etwas dazu zu sagen.

bis hierher. Wenn wir im Forum einen Thread aufmachen würden mit Mondgeschichten - ich bin mir sicher, so oder so ähnlich wären sie alle, und es wären viele. denn haben wir Schriftsteller mit unserer genetisch programmierten Hypersensibiltät, mit unserem Zwang zur Beobachtung, zur Analyse, zum Spinnen und Fantasieren nicht alle diese Mondmomente erlebt?

Zitat:
Irgendwann war die Zeit stecken geblieben. Ich war nicht, wo ich sein wollte und ich war nicht, bei wem ich sein wollte. Ich studierte, was ich nicht werden wollte und feierte, was ich nicht mal gut fand.
Das ist wunderbar.

Zitat:
Ich lief zurück zur Hintertür und ging wieder rein. Das grelle Licht der Neonröhren blendete. Wenigstens stimmte es hier drinnen wieder.
Das ist doof. Ist vielleicht der knappen Zeit geschuldet. Denn wo bleibt der Schluss aus der Erkenntnis. Und welchen Wert hat eine wunderbare Geschichte, wenn nicht am Ende ein Wunder geschieht?

http://myvoyagethroughtime.files.wordpress.com/2012/08/moon-wink.jpg


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Why so testerical?
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Merope
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 716
Wohnort: Am Ende des Tals
Der Goldene Käse


Beitrag07.07.2014 12:49

von Merope
Antworten mit Zitat

Ich vermisse etwas Zündendes. Das plätschert ein wenig vor sich hin.
Nach dem Titel hatte ich mir irgendiwe ein wenig mehr erwartet.
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag07.07.2014 17:47

von Jenni
Antworten mit Zitat

Irgendwas passiert in der Dunkelheit (was entgeht mir, aber vielleicht auch nur allgemeine Verwirrung oder Zufall), das der Erzählerin einen Moment allein aufzwingt, mitten in einem zu hektischen Leben, und das treibt sie zur Selbstreflexion. Symbolisiert durch all die vielen Lichter vs. den Mond.
Das gefällt mir. Für Punkte hat es am Ende ziemlich knapp nicht gereicht.
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