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Leraya Schneckenpost
L Alter: 26 Beiträge: 7
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L 29.06.2014 20:00 Ohne (Ge)wissen von Leraya
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Als ich am Morgen die Augen öffnete, fand ich mich in völliger Dunkelheit. Wie war ich nur hier hergekommen? Viel wichtiger aber war: Wo war hier?
Unbeholfen tastete ich den Boden unter mir mit den Händen ab. Kalt und nass war er und hart, so hart wie massives Gestein. Ich konnte nicht erkennen, wo ich mich befand. Es war so schrecklich düster. Doch ich war unfähig, mich zu rühren. Mein ganzer Körper kribbelte. Ich konnte nur flach atmen. Es war, als hätte man mich von Innen mit Beton ausgegossen und von Außen eingeteert. Und dann war da noch dieser unerträgliche Durst.
Es dauerte einen Herzschlag lang, und doch kam es mir vor, als seien Jahrtausende vergangen, da konnte ich plötzlich meine Füße bewegen. Langsam konnte ich meine Glieder wieder spüren. Ich raffte mich benommen auf und stützte den Kopf in die Hände. Verdammt, wo war ich nur gelandet? Was war passiert? Ich kroch durch den noch immer dunklen Raum, um mich zu orientieren, ging dem Geräusch eines tropfenden Rinnsals nach.
Doch weit kam ich nicht. Urplötzlich tat es einen lauten Schlag. Donner? Das wäre durchaus eine Option – nicht aber an diesem Ort – was ich zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht wissen konnte. Gefolgt wurde der Knall sehr bald von gleißendem Neonlicht, das den Raum von einer Sekunde auf die andere erhellte. Ich zuckte zusammen. Der Tatsache, dass es sich definitiv nicht um einen Blitz handelte, war ich mir durchaus bewusst. Dennoch fühlte ich mich wie elektrisiert.
Anfangs war es schwer, die Augen zu öffnen, aber nach einer Weile stellte sich mein Körper auf die neugewonnene Lichtquelle ein. Ich nutzte die Gelegenheit, um mich umzusehen. Es schien, als sei ich in einem Wald aus Betonpfeilern gelandet. Es musste sich um ein riesiges, verlassenes Hochhaus handeln. Aber etwas störte mich an dieser Theorie. Es dauerte nicht lange, da wusste ich auch warum. Alles war so strahlendweiß. Übernatürlich-strahlend-weiß. Falls es dieses Wort noch nicht gab, so hatte ich es gerade erfunden. Eine andere Beschreibung hätte es nicht besser getroffen und dennoch beschrieb das Wort nur einen Bruchteil von dem, was ich sah.
Beeindruckt drehte ich mich einmal um mich selbst und bemerkte panisch, dass ich nirgendwo einen Ausgang entdecken konnte. Dann begann ich zu rennen. So schnell ich nur konnte. Immer in eine Richtung. Doch der Wald aus Pfeilern, wollte nicht aufhören. „Nein!“ stieß ich hervor. Und immer wieder „Nein! Nein! Nein!“
Das Atmen fiel mir schwer und es fühlte sich an als würde meine Lunge brennen, doch ich gab nicht auf. „Es...muss doch einen Ausweg geben!“ Meine Füße patschten über den nassen Beton und wirbelten mit jedem Schritt noch mehr Wasser auf, das meine Kleidung durchnässte. Schwarz. Ich sah an mir herunter. Ich trug ein schwarzes, weites Gewand. „Was geht hier vor?“
„Tadaaaa!“ hallte die Antwort durch das Gemäuer.
Instinktiv zuckte ich zusammen und hob meine geballten Hände schützend vor mein Gesicht. Doch nichts geschah.
„Tadaaaa!“ tönte es wieder gespenstisch.
Es war die Stimme eines kleinen Kindes.
Tränen stiegen mir in die Augen. Ich hatte so furchtbare Angst. „Wer bist du?“ krächzte ich mit weinerlich zugeschnürter Kehle. „Wo bin ich?“
„Falsche Frage! Falsche Frage!“ setzte die Stimme den Singsang hinter mir fort.
Ich wirbelte herum. Aber ich konnte niemanden sehen. Misstrauisch stellte ich mich mit dem Rücken zu einer der Säulen und sah mich gehetzt um. „Was ist die richtige Frage?“
„Gute Frage!“ lachte das Kind.
„Wieso bin ich hier?“ hakte ich nach. Langsam fasste ich Mut.
„Du bist klug. Sehr klug, diese Frage zu stellen. Das ist die richtige Frage,“ singsangte es direkt an meinem linken Ohr.
Entsetzt drehte ich meinen Kopf in Richtung der Stimme. Doch da war immer noch niemand. „Dann beantworte sie mir!“
„Die Antwort kennst du bereits. Wir treffen uns hier jede Nacht und doch vergisst du es immer wieder!“ kicherte die Stimme. „Bemitleidenswert.“
Ich sank zitternd zu Boden. Das war mir zu viel. Ich ertrug das nicht länger.
„Ohhhh...hast du Angst? Mach dir nichts draus. Das haben viele,“ säuselte das Kind sarkastisch. „Na. Wie fühlt das sich so an, wenn man gequält wird? Findest du das toll? Falls es dich interessiert – ich hab Spaß daran. Genauso, wie du deinen Spaß hast mich zu quälen. Jeden gottverdammten Tag!“
„Was willst du von mir?“ wimmerte ich.
„Falsche Frage!“ flötete die Stimme heiter.
Ich holte tief Luft. „Wer bist du?“
Keine Antwort. Resigniert senkte ich den Blick. Was würde jetzt wohl geschehen?
Ich musste gar nicht lange über die Antwort nachdenken. Vor meinen Augen materialisierte sich eine uralte Frau in weißem Gewand. Ihr stechender Blick, brannte sich geradezu in meinen. Sie war mit Falten übersäht und die wenigen Haare, die sie noch hatte, waren aschgrau.
„Und? Freust du dich mich wiederzusehen?“ sagte sie mit der Kinderstimme.
Diese Situation war so merkwürdig, dass ich erleichtert überlegte, ob das nicht nur ein Traum war.
Die Frau schüttelte den Kopf.
Ich wusste, was das für mich bedeutete. „Wer bist du?“
Sie brach in schallendes Gelächter aus und noch während sie lachte, begann das Gebäude um uns herum zu verfaulen. Es wurde immer älter und noch älter und schließlich waren nur noch graue, rankenbewachsene Betonpfeiler übrig, die aussahen, als würden sie unter der Last, die sie trugen, jeden Moment zusammenbrechen. Das Neonlicht flackerte noch einen Augenblick und erlosch schließlich ganz.
„Sie dich nur an,“ sagte sie höhnisch. „Wimmernd und jammernd und wehrlos. Schau dich um. Das Haus hier ist deine Seele. Du kümmerst dich ja so außerordentlich gut um meine Behausung, dass ich jeden Tag darum bangen muss, dass sie über mir zusammenstürzt. Genauso, wie du die armen Menschen aus ihren Seelenhäusern wirfst, weil du ihnen dafür Geld versprichst. Und wofür tust du es? Für Geld? Nein. Selbst das sind wir dir nicht wert. Du siehst sie gern leiden. Du siehst gerne, dass sie sich wie eine gutgläubige Schafsherde ins Verderben stürzen. Selbst Geld wäre ein besserer Vorwand. Aber das ist schließlich deine Natur. Und um mich scherst du dich auch einen Dreck!“
„Ich werde dir helfen,“ schluchzte ich. „Aber ich weiß doch gar nicht wer du bist und was du von mir willst!“
Die alte Frau bückte sich zu mir herunter und flüsterte: „Ich bin dein Gewissen. Ich bin du.“
Als ich am Morgen des 25ten Oktobers 1929 die Augen öffnete, strahlte bereits helles Licht durch das Fenster. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es Zeit war, mich für die Arbeit fertig zu machen. Fröhlich pfeifend stieg ich aus dem Bett. Heute war ein guter Tag für mein Geschäft, das spürte ich. Wir lebten schließlich in einer modernen Gesellschaft, in einem modernen Zeitalter.
Achtung: Dieser Text nimmt nicht explizit auf die Börse Bezug und dient auch nicht dazu, das Börsenwesen an sich zu kritisieren! Vielmehr geht es um die Aussage, die der Text für jeden individuell machen möchte. (Damit das an dieser Stelle nicht falsch aufgefasst wird )
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Weitere Werke von Leraya:
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saher Leseratte
Alter: 38 Beiträge: 154 Wohnort: baiuvarische Großstadt
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30.06.2014 08:04
von saher
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Gut das Thema eingebaut, in den Albtraum, den der Prota zum Gewissen hat. Ich finde die Idee nicht übel! Dafür gibt es auch ordentlich Federn!
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femme-fatale233 Füßchen
Alter: 31 Beiträge: 1913 Wohnort: München
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30.06.2014 09:19
von femme-fatale233
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Nur, weil in dem Text niemand sterben darf, heißt das nicht, dass der Autor nicht tot sein darf. Doch genau den erweckst du in den letzten beiden erklärenden Sätzen zum Leben:
Zitat: | Achtung: Dieser Text nimmt nicht explizit auf die Börse Bezug und dient auch nicht dazu, das Börsenwesen an sich zu kritisieren! Vielmehr geht es um die Aussage, die der Text für jeden individuell machen möchte. (Damit das an dieser Stelle nicht falsch aufgefasst wird Wink) [/i] |
Das fühlt sich für den Leser an wie ein Schlag ins Gesicht: Lieber Leser, ich bin der Autor, ich habe die Deutungshoheit und Bitteschön, wenn du nur an den Börsencrash von 29 denkst, dann hast du es nicht kapiert. Selbst wenn du dieses "Achtung" ironisch meinst (der Smilie?) fühle ich mich nach dem Lesen trotzdem ein bisschen vereimert - da schreibt jemand einen schönen Text und zerstört ihn dann mit zwei Sätzen.
Sowas muss doch nicht sein. Der Text vorher ist doch solide geschrieben, die Seele als Behausung ein bekanntes Sujet, das du mit seiner Bewohnerin, dem kleinen Mädchen, noch erweiterst. Besonders dieses immer wieder auftauchende "Falsche Frage!", macht das Ganze interessant - du reihst deine Figur damit in eine lange Tradition von Figuren ein, die nicht oder nicht das richtige zu fragen wissen.
Da bräuchte es den Schluss mit dem 25. Oktober 1929 gar nicht, der flacht auch stilistisch total ab - aber wenn Du dieses Datum schon rein bringst, dann musst Du es auch aushalten können, dass die Leser ihre Deutung auch daran aufhängen werden.
Ich hoffe, ich war jetzt nicht zu hart, aber das Schlusswort hat mich einfach beim Lesen verärgert.
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3376 Wohnort: bei Freiburg
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01.07.2014 11:52 Ach ja, das Gewissen ... von Michel
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Zu langatmig.
Da wacht einer scheinbar auf, weiß nicht, wo er ist, dann erscheint ihm sein Gewissen. Als er tatsächlich erwacht, erinnert er sich nicht daran, und alles geht seinen Gang.
Der Beginn klingt ein wenig nach Schulaufsatz: "Als ich am Morgen die Augen öffnete ..." An dieser Stelle hättest Du mich als Leser verloren. Die folgenden Absätze ließen sich auf weniger als die Hälfte eindampfen, da ist (noch) zu viel dabei, was ich als Leser gar nicht brauche. Denn die eigentliche Begegnung ist ja die mit der Gestalt. Da sind ein paar nette Ideen dabei: Das Haus der Seele, das fault und kaputt geht. Aber diese Bilder tragen die Geschichte nicht. Sie verpuffen nach kurzer Zeit und lassen mich unzufrieden zurück.
Sorry, nicht meine Geschichte.
Herzliche Grüße,
Michel
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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01.07.2014 16:21
von Piratin
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Hallo Inko,
Text und Titel passen gut zusammen. Deine Erläuterung am Schluss hätte es nicht gebraucht und der Text würde stärker wirken ohne, meine ich. Besonders intensiv finde ich: Zitat: | Schau dich um. Das Haus hier ist deine Seele. Du kümmerst dich ja so außerordentlich gut um meine Behausung, dass ich jeden Tag darum bangen muss, dass sie über mir zusammenstürzt. | Das gefällt mir ausgesprochen gut. Nicht ganz so fein ist, dass er in seinem Hadern mit dem Gewissen durchaus Angst verspürt, von dieser aber hinterher beim Erwachen noch nicht mal ein kleines bißchen zurückgeblieben ist.
Durch das neue Bewertungssystem darf ich leider nicht mehr als 10 Texten Punkte geben und so bist Du knapp dran vorbeigerutscht. Gäbe es noch Federn, hätte ich Dir 6 davon gegeben.
Viele Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3308
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01.07.2014 22:23
von Constantine
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Danke für deinen Beitrag. Insgesamt fand ich deine Geschichte leider uninspiriert. Die Vorgaben sind drin, den Bezug zum Beton finde ich zu wenig als Teil deiner Geschichte integriert.
Dein Prota entdeckt mir die Szenerie zu aufgesetzt und konstruiert. Es zieht sich durch deine Geschichte, z.B. dass er schwarz gekleidet ist, merkt er erst recht spät in deiner Geschichte.
Nach wörtlicher Rede hast du durchgehend Kommafehler drin.
Leider hast du es nicht in meine Top 10 geschafft. Es tut mir leid.
Merci beaucoup.
LG,
Constantine
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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02.07.2014 10:10
von Nihil
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Der Kommentar am Ende tröstet auch nicht darüber hinweg, dass du den Protagonisten nun mal willentlich ins Jahr 1929 verfrachtet hast, und dann auch noch an den Schwarzen Freitag. Die Geschichte hatte eigentlich noch recht vielversprechend angefangen, wie ein Märchen aus Stahl, aber dann wurde moralische, belehrende Unterton schnell deutlich. An sich ist dagegen nichts zu sagen, aber es kommt für mich nicht viel mehr dabei rum als: Die Banken, die da oben, unsere Gier sind Schuld. Zudem wirken manche Beschreibungen halbherzig und nicht ganz zu Ende gedacht. Stahl „verfault“ ja nicht, indem dort einfach Ranken wachsen.
Hoffentlich folgt später noch ein ausführlicherer Kommentar, ich schreibe erstmal meinen allgemeinen Eindruck, damit meine Wertung am Ende auch wirklich gezählt wird.
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Rainer Zufall Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 801
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02.07.2014 19:34
von Rainer Zufall
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Hallo,
die Idee zu der Geschichte ist spannend und interessant.
Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass das Ganze so ein bisschen geraffter wird, zugespitzter auf eine Kernaussage.
Stil ist schön und gefiel mir.
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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02.07.2014 22:25
von anuphti
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Nicht ganz überzeugend, aber das Bild der zusammenbrechenden Behausung der Seele war origineller als viele andere Beiträge.
Den Bezug zum Börsencrash hätte es für mich nicht gebraucht. Die Beschwerde einer Seele, die sich schlecht behandelt fühlt, hätte gereicht. Besonders nett fand ich das Frage und Antwort Spiel
Neunter Platz und damit immer noch Top Ten und zwei Punkte.
LG
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4952
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03.07.2014 08:41
von KeTam
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Hallo du,
der Dialog mit dem Kind, das Setting, das alptraumhafte gefallen mir gut.
Sprachlich etwas verhuscht, klar, war auch wenig Zeit! Mir hätte allerdings der Traum, ohne die Belehrung/Erklärung besser gefallen, nur so für sich, als Bild.
Lg, KeTam.
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Vogel Eselsohr
Beiträge: 436
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03.07.2014 21:23
von Vogel
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Leider gefällt mir der Text nicht so gut. Es liegt vor allem an der Sprache. Gruselig ist das ja schon, mit dieser Kinderstimme und so. Aber die Formulierungen sind floskelhaft, teils auch ungeschickt, wirkliche Stimmung kommt bei mir nicht auf. Durch den Zusatz an Ende wirkt das ganze noch unsicherer.
Gruß
Vogel
_________________
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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2700 Wohnort: in der Diaspora
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03.07.2014 21:47
von Lapidar
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Wenn du nicht am Schluss den Bezug zum Schwarzen Freitag hergestellt hättest, hätte die Geschichte für mich absolut keinen Sinn ergeben. Wie ein Alptraum.
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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04.07.2014 14:28
von nebenfluss
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<allgemeine_Vorbemerkung>
Viele FFF-Beiträge, zu wenig Zeit. Textarbeit kann ich da kaum leisten, aber doch jedem einen kurzen Eindruck hinterlassen.
Da es vorkommen kann, dass ein wohlwollender Kommentar mit einer effektiven 0-Punkte-Wertung kollidiert ...
... ein paar Worte zu meiner Punktvergabe im neuen Bewertungssystem. Als Grundlage habe ich jeweils nach Antworten zu zwei Fragenkomplexen gesucht, die ich für die letztendlich relevanten in diesem Wettbewerb halte:
1.Wie fertig wirkt der Text? Hat die Zeit gerade ausgereicht, um eine Idee zu entwerfen, oder konnte diese noch ausgearbeitet und in ansprechende Prosa gegossen werden? Kommt die Geschichte zu einem runden Abschluss oder liest sie sich, als sei mittendrin abgebrochen und abgeschickt worden? Würde ich mich ärgern, sie in dieser Form in der Prosa-Werkstatt zu finden? Oder würde ich sie sogar im Feedback akzeptieren?
2.Wie stark wurde das Thema „Stahlbetonzeit – Neonlicht“ integriert? In den Vorgaben stand ja nicht „Schreibe eine Geschichte, in der irgendwann Stahlbeton und Neonlicht erwähnt werden“. Wird deutlich, warum der Stahlbeton namensgebend sein könnte für eine bestimmte Zeit (z. B. einen Lebensabschnitt), ein Zeitalter oder auch Zeit generell, aus der Sicht des Protas? Sind Stahlbeton und Neonlicht beliebige Zutaten oder tragende Elemente, die eine eigentümliche Atmosphäre schaffen? Ergibt sich die Wirkung durch eine zwingende Verbindung zwischen diesem Raum, diesem Licht und dieser Zeit?
Mein 'Urteil' dazu wird sich natürlich auch in den Kommentaren niederschlagen. Es würde mich aber zu sehr einengen, nun statisch die Fragen abzuarbeiten. Deshalb die Kommis in gewohnter Form.
</allgemeine_Vorbemerkung>
Hättest du den Zusatz mit der Börse nicht geschrieben, wäre ich wahrscheinlich gar nicht drauf gekommen. Obwohl das Datum darauf hindeutet.
Welche Aussage möchte nun der Text 'für jeden individuell machen'?
Da ist ein mutmaßlich sadistisch veranlagter Mensch, der sich seiner eigenen Seele stellen muss. Diese materialisiert sich ihm erst als junger (Kind), dann als alter Mensch (Frau), der allerdings auch mit Kinderstimme spricht. Am Schluss verfällt die Umgebung, wie das oft in Träumen beschrieben wird - allerdings: auf verfaulende Betonsäulen muss man erst mal kommen ... Der Prota wacht auf und macht weiter wie bisher.
Welche Aussage auch immer sich daraus ableiten lässt, sie ist bei mir leider nicht angekommen.
Zum Anfang: Ich bin mir auch recht sicher, dass das 'Wo?' in einer solchen Situation die drängendere Frage ist. Und das man sie sich als erstes stellt, vor dem 'Wie(so)?'
Sind Stahlbetonkonstruktionen eigentlich ausgemauert? Ich werde mir langsam unsicher, weil hier so viele "Gemäuer" vorkommen im FFF ...
LG
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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halcyonzocalo Einsamer Trancer
Alter: 34 Beiträge: 1202 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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06.07.2014 09:19
von halcyonzocalo
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Hm... ich weiß nicht so Recht. Irgendwie wirkt mir diese ganze Gewissenssache ein bisschen aufgesetzt. Sprachlich ist das Ganze durchaus solide, doch für meinen Geschmack wirkt die Geschichte unglaubwürdig.
Und war der schwarze Freitag nicht eigentlich der Donnerstag davor, der 24.10.? Das wird glaub ich nur bei uns so bezeichnet, da es wegen der Zeitverschiebung bei uns schon Freitag war. (Und ich nehme an, dass die Geschichte in den USA spielt). Aber das ist ja wirklich Korinthenkackerei.
Insgesamt also durchaus nett, aber auch nichts Weltbewegendes.
_________________ Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum. |
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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06.07.2014 13:48
von Einar Inperson
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Hallo,
bist du wieder ganzheitlich?
Ein Text mit einem langgezogenen Rätsel, dessen Auflösung bereits im Titel gegeben ist, also auch keine Spannung birgt.
Variationen von Anforderungen die richtige Frage zu stellen und Frageversuchen folgen.
Die Auflösung offenbart dann, dass Titel und die vielen Fragen im Text eine Einheit bilden.
Über allem steht die Gewissensfrage, der sich zu stellen ist.
Der Schluss erscheint mir, bitte nicht böse sein, völlig misslungen.
Der Protagonist, erwacht am morgen fröhlich, obwohl die Nacht ihn mit existenziellen Fragen gequält hat (gut der Text hat das schon vorausgesehen: Zitat: | Wir treffen uns hier jede Nacht und doch vergisst du es immer wieder!“ kicherte die Stimme. „Bemitleidenswert.“ | )
Aber dann ist der Tag des Erwachens noch ein berühmtes historisches Datum. Der schwarze Freitag. Eine Beziehung zum Text ist nicht erkennbar.
Das, so erklärt mir das Nachwort, ist auch gar nicht beabsichtigt. Um diesen Tag und um die Börse geht es gar nicht. Aha.
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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06.07.2014 13:49
von Einar Inperson
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Doppelpost
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3416 Wohnort: Heidelberg
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06.07.2014 22:02
von Eredor
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Hallo! Aus Zeitgründen werde ich nur in wenigen Sätzen meinen Eindruck wiedergeben. Möglicherweise kann ich nach dem Wettbewerb näher zu meiner Stellung Bezug nehmen.
***
So leicht kann man es sich verbauen: Hättest du lediglich die Schlussbemerkung weggelassen, würde ich den Text als gut, vielleicht sogar sehr gut bewerten. Aber so verflüchtigt sich die ganze Geschichte in Rauch. Ay. Bitte mach das nie wieder! Trostpunkte gibt's trotztdem.
***
lg Dennis
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2394 Wohnort: knapp rechts von links
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07.07.2014 11:08
von holg
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Es beginnt wie ein Alptraum, das Versprechen, einer originellen und überraschenden Geschichte. Die Welt, die du beschreibst, ist erschreckend, sich wandelnd und böte die Bühne für gepflegtes Drama.
Zitat: | „Sie dich nur an,“ sagte sie höhnisch. „Wimmernd und jammernd und wehrlos. Schau dich um. Das Haus hier ist deine Seele. | Hier kippt das ganze zu einem moralinsauren Nichts. Der Ballon war so schön. Und dann flabbert die Luft raus.
Zitat: | Achtung: Dieser Text nimmt nicht ... | Das hat mich wirklich erschreckt. So 'ne Erklärung kannst du vorwegschicken, wenn du den Text 'nem Banker vorliest, aber nicht in einem Literaturwettbewerb. Tu das bitte nie wieder.
_________________ Why so testerical? |
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Merope Klammeraffe
Beiträge: 716 Wohnort: Am Ende des Tals
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07.07.2014 11:54
von Merope
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Interessante Auflösung!
Hat mich allerdings vom Text her nicht genug berührt. Die Beschreibung war mir etwas zu distanziert, das Leiden des Protagonisten beschreiben, aber nicht richtig spürbar.
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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07.07.2014 14:21
von Jenni
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Der Einstieg liest sich für mich sehr unbeholfen, ein bisschen heruntererzählt wie ein Schulaufsatz. Sehr schnell wird klar, dass es sich um einen Traum handeln soll - dann folgt diese etwas naive Botschaft, willkommen zurück in der schwarz-weißen Welt.
Und dann willst du mir die Bedeutung dessen noch nachträglich erklären?
Hat mich trotzdem nicht erreicht.
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ErieBee Gänsefüßchen
E
Beiträge: 45
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E 07.07.2014 22:34
von ErieBee
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Sprachlich und inhaltlich finde ich leider keinen Zugang. Das ist mir irgendwie zu weit hergeholt, man versteht die Geschichte erst dann einigermaßen, wenn man den Titel und den Kommentar darunter berücksichtigt (oder im Internet nach dem Schwarzen Freitag googelt.) Keine Punkte von mir, sorry.
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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10.07.2014 20:07
von Kissa
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Hallo Guy,
ich möchte noch das letzte Drittel der Prosa kommentieren; daher bitte ich dich nicht sauer zu sein, wenn ich nur schreibe:
Auch hier darf ich eine zu altbekanntem Geisterwesen neigende Geschichte lesen, die mir leider etwas wie daher geholt erscheint, obwohl sie dem vorgegebenen Thema gerecht wird.
Liebe Grüße
Kissa
_________________ "Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."
Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
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