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Ratten des Krieges – Eine Geschichte aus dem 1632-Universum


 
 
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Rainer Prem
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Beitrag20.06.2014 20:20

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Hallo,

hast du das Vorwort (5. Post von oben) gelesen?

Es würde definitiv diese Geschichte sprengen, wenn ich etwas breittreten würde, was jeder Stammleser der Serie schon kennt. Es ist nun einmal von den Geschichten, die ich habe, diejenige, die am wenigsten - dachte ich - an Kontext voraussetzt, zumal sie aus dem Blickwinkel eines Menschen erzählt wird, der durch seine Mitgliedschaft in einer katholischen Söldnertruppe am weitesten weg von den neuen Entwicklungen lebt.

Ja, die "Amerikaner" sind alles Zeitreisende aus dem Jahr 2000. Ja, die haben im ersten Roman der Serie gegen eine Einheit von Tilly gekämpft, gewonnen, danach alle Überlebenden verarztet und in typisch amerikanischer Großzügigkeit zu Einwohnern der Stadt erklärt.

Und ja, danach durften alle, die es wollten, die Stadt auch wieder, unter Mitnahme gewonnener Informationen verlassen.

Es ist nun mal "Kanon", dass die Schlacht von Breitenfeld stattfand, ohne dass den Beteiligten die Existenz der Stadt Grantville bekannt war. Was angesichts der damals schon guten Nachrichtenverbindungen im Heiligen Römischen Reich nicht nachvollziehbar ist.

Die englische Sprache war damals in Deutschland unter den Söldnern durchaus verbreitet. Zehntausende Schotten, Iren, und auch protestantische Engländer dienten bei allen Kriegsparteien.

Die Amis haben durchaus Autos, allerdings vorerst nur den Sprit, den sie mitgebracht haben. Das heißt das zur Zeit dieser Ereignisse niemand privat herumfahren darf. Es handelt sich um eine fiktive Stadt, die auf der Basis einer existierenden kleinen Bergarbeiterstadt aus West Virginia modelliert ist; keine Panzer, keine Sturmtruppen, keine Fliegerstaffeln, keine Nobelpreisträger, keine Wikipedia, etc. Aber laut einer offiziellen Erhebung ca. 14000 Handfeuerwaffen und 2 Millionen Schuß Munition. Amerikanische Prioritäten halt.

Vielleicht kannst du ja einfach auf die Sprache und Stil schauen, und die Fakten so stehen lassen. Das nächste Kapitel hat dann wieder weniger amerikanischen Einfluss.

Grüße
Rainer

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Hallo Rainer,

mit dem dritten Teil deiner Geschichte verlierst du mich leider. Ich finde das Gespräch zwischen Peter Hagendorf und Thomas von Scharfenberg bisher den schwächsten Part in deiner Geschichte. Vorallem stören mich zu viele Details, die eher uninspiriert eingeworfen werden, wie z.B. die Einwohnerzahl von Grantville, die Erwähnung Amerikaner (ich glaube, 1630 gab es noch keine offiziellen Amerikaner, sondern Kolonisten als Briten, Franzosen, Spanier auf dem Amerikanischen Kontinent und der Unabhängigkeitskrieg lässt noch über 140 Jahre auf sich warten), die fast wie nebenbei erwähnten Bewaffnungen wie Shotgun usw. um dem Leser zu zeigen, dass es sich hier um eine moderne amerikanische Stadt handelt, die im Territorium des 30jährigen Krieges aufgetaucht ist.
Da hättest du das ein oder andere Gerücht bereits im ersten oder zweiten Teil deiner Geschichte einbauen können, dass ein Teil wie die Gallier gegen die Römer nicht einnehmbar ist oder in deren Bereich auf beiden Seiten große Verluste auftreten.
Dein Sci-Fi-Element in diese Geschichte finde ich misslungen integriert. Thomas von Schaffenberg spricht englisch, ansonsten wird er mit den Amerikanern nicht kommuniziert haben können.
Du schreibst, es gab ein Feuergefecht zwischen den Kompanien und den Amerikanern, dabei wurde von Schaffenberg verletzt und er wurde dann von den Amerikanern verarztet. Warum wurde er dann freigelassen? Oder ist er geflohen? Wurde er nicht von den Amerikanern verhört? Nicht einmal Peter ist überrascht, wie von Schaffenberg aus der Stadt gelangt ist, um ihm das Wissen zu übermitteln? Haben die Amis Panzer oder gepanzerte Fahrzeuge? Automobile vermisse ich in deiner Erwähnung, die Stadt scheint keine motorisierten Gefährte zu haben.
Das passt für mich vorne und hinten nicht und für mich bedarf es hier einer enormen Überarbeitung, damit dieser Part einigermaßen funktioniert.

Es handelt sich hierbei nur um meine persönliche Meinung. Vielleicht ergibt deine Geschichte für andere Leser in der gegenwärtigen Form eher einen Sinn.

LG,
Constantine
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Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
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Beitrag20.06.2014 20:48

von Rainer Prem
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Nahe Rain am Lech
14. April 1632

Wieder einmal hörte Peter den tödlichen Klang der schwedischen Artillerie. Glücklicherweise hatten die Kanonen wieder einmal nicht ihn zum Ziel ihrer Wut. Thomas von Scharffenberg hatte seine Gruppen von Plänklern auf die rechte Flanke geführt. Hier versteckten sie sich hinter Bäumen und Büschen und hofften auf Feinde, die arglos in ihren Hinterhalt liefen.

Dies war genau die Art der Kriegsführung, die der alte Tilly verabscheute. Peter konnte ihn durchaus verstehen. Es war … unehrenhaft, vielleicht sogar feige. Aber wenn Thomas Recht hatte, kämpfte man so in der Zukunft. Auf diese Art hatten die Amerikaner das Regiment zerschmettert, das sie angegriffen hatte. Unehrenhaft siegen oder ehrenhaft untergehen? Für Peter beantwortete diese Frage sich von selbst.

Er kauerte hinter einem Busch, trug die Kleidung, die er und Anna mit Punkten und Strichen bemalt hatten, in braun, grau, grün und schwarz. Die meisten der anderen Plänkler hatten gelacht, als er am Morgen mit der "camouflage" aufgetaucht war, wie Thomas es genannt hatte. Aber Thomas hatte nicht gelacht, sondern anerkennend genickt.

Thomas hatte ihnen erklärt, dass der alte Feldmarschall nicht glaubte, die Schweden würden den Flussübergang erzwingen wollen. Aber man wisse ja nie. Und vielleicht würden ja ein paar versprengte Schweden den bayrischen Plänklern vor die langen, gezogenen Läufe der neuen "Gewehre" laufen.

Peter streichelte den ölig glänzenden Lauf. Er hatte die Waffe "Elisabeth" genannt nach seiner jüngsten Tochter, die letztes Jahr gestorben war. Peter hatte den Eindruck, dass Anna den wiederkehrenden Tod ihrer Kinder nicht so gut verkraftet hatte, wie sie behauptete. Ihre Augen leuchteten aber auf, als Peter ihr das Wort zeigte, das er in den Kolben des Gewehrs gebrannt hatte.

Ein leiser Pfiff riss ihn aus seinen Gedanken. Etwas geschah unterhalb von ihnen. Unter dem Feuerschutz dieser tödlichen Kanonen kamen Männer nach vorne und begannen, eine Holzbrücke zu bauen. Sie sprangen in das flache Wasser und trieben Pflöcke in die Flusssohle.

"Feuer eröffnen, wenn sie in der Flussmitte sind", sagt Franz, der Österreicher zu seiner Linken. "Und dann blasen wir ihnen den Hintern weg", fügte der ewige Spaßvogel noch hinzu. Peter gab den Befehl grinsend nach rechts weiter.

Von Zeit zu Zeit klatschte eine Kanonenkugel von der bayrischen Seite zwischen den Männern in den Fluss, aber der große zeitliche Abstand zwischen ihnen machte Peter klar, dass die schwedischen Kanonen schon jetzt ihren Blutzoll gefordert hatten. In der Zwischenzeit zielten die Schweden auf die hölzernen Befestigungen und auf andere Einheiten im Wald, und ihre Schüsse wurden ohrenbetäubend laut.

Rechts von ihm schoss einer der Kameraden, und ein Schwede im Wasser fiel um. Dann schoss auch Peter, und ein weiterer Feind ging zu Boden. Peter stand auf, um nachzuladen, und in der Zwischenzeit wurden noch mehr Männer im Fluss von gutgezielten Schüssen seiner Kameraden getroffen.

Aber plötzlich hörte Peter ein seltsames Geräusch aus Franz' Richtung. Wie ein Hackmesser, das auf einen Schinken traf. Direkt darauf ertönte ein Knacken, als ob ein Stück Holz brach, und dann ein Geräusch wie von einem fallenden Körper.

Peter ließ sich zu Boden fallen. Dann kroch er nach links. Franz lag bewegungslos auf dem Rücken.

"Franz, was ist los?", zischte Peter. Keine Antwort. Er kroch näher. Zuerst konnte er nichts erkennen, was den Mann zu Fall gebracht haben konnte. Dann bemerkte er ein kleines Loch in Franz' Brust. Viel zu klein um ein Problem zu darzustellen. In Magdeburg hatte Peter ein viel größeres Loch überlebt.

Nur ein paar Tropfen Blut waren ausgetreten, aber Franz bewegte sich nicht und seine Augen starrten gebrochen in den wolkenverhangenen Himmel. Peter hielt seine Hand vor Franz' Mund, aber er konnte keinen Atem spüren. Der Mann war offensichtlich tot. Hexenwerk? Aber dann sah Peter eine dunkle Flüssigkeit unter Franz' Körper hervorsickern. Blut! Ist die kleine Kugel etwa ganz durch den Körper gegangen? Immer noch am Boden liegend, schaffte Peter es, die Leiche umzudrehen.

"Herrgott!" Franz' Rücken war eine einzige riesige Wunde; ein Stück Fleisch größer als eine Hand fehlte, zusammen mit dem Hemd darüber. Was für eine Waffe richtete solchen Schaden an?

Dann hörte er dasselbe Geräusch wieder. Plopp, knack, ein Schrei, und dann ein fallender Körper. Das Knacken war leise, aber dennoch deutlich, durch das Donnern der schwedischen Kanonen zu hören. Das musste die Waffe sein, die Franz so schrecklich verstümmelt hatte. Und wieder. Plopp, knack, ein weiterer Mann fiel zu Boden. Und noch einmal. Aber das war doch unmöglich! Ein Gewehr, das traf, bevor man es hörte? Wie Blitz und Donner.

"Gott im Himmel!", flüsterte Peter und bekreuzigte sich. Vier Jahre in einer zumeist katholischen Armee hatten ihre Spuren in seinem Verhalten hinterlassen. Was sollte er auch sonst tun?

Dann hörte er von Scharffenbergs Stimme vom anderen Ende der Reihe. "Runter, runter! Bewegt euch nicht! Das ist ein amerikanischer 'sniper'."

"O Scheiße", schrie Peter auf, aber blieb unten. Ein Überlebender der sogenannten Schlacht von Jena hatte ihnen von den Scharfschützen erzählt, die die Amerikaner eingesetzt hatten, um alle Offiziere und anderen Anführer des Überrests der bayrischen Armee mit tödlicher Präzision außer Gefecht zu setzen. Und er hatte ihnen erzählt, wie die deutschen Verbündeten der Amerikaner sie nannten.

Aber wenn man nach der Anzahl von Körpern ging, die Peter hatte zu Boden fallen hören, kam Thomas' Befehl wohl ein wenig zu spät.

*

"Da haben wir uns gesetzt. Da ist viel Landvolk zu uns gestoßen, aber alles umsonst. Als der König mit Macht ist auf uns gegangen, mit Kanonen geschossen, dass etliche gefallen sind. Auch ein amerikanischer sniper ist dagewesen, hat acht von uns niedergemacht."
– Tagebuch von Peter Hagendorf [ab hier mit etwas dichterischer Freiheit]
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Rainer Prem
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Beitrag20.06.2014 21:35

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Hallo,

auch zu dieser Schlacht gibt es eine detaillierte Illustration im Theatrum Europaeum. http://media.bibliothek.uni-augsburg.de/file/46739/54166367941.png

Im Verlauf dieser Schlacht wurde Feldmarschall Tilly, der bereits in Breitenfeld zweimal schwer getroffen wurde, so schwer verletzt, dass er zwei Wochen später in Ingolstadt starb. Der Kaiser holte daraufhin Wallenstein wieder aus dem Ruhestand zurück und beauftragte ihn mit der Rekrutierung einer Armee, die die größte werden sollte, die es während des Dreißigjährigen Kriegs gab.

Grüße
Rainer
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schreibmalwieder
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Beitrag21.06.2014 11:02

von schreibmalwieder
Antworten mit Zitat

Hallo Rainer,

dann schaue ich gerne auch auf Deinen dritten Teil.

Die Frage, die mir durch den Kopf ging: Sollte es dem regulären Söldner (wenn auch einem gebildeten) wirklich so geläufig sein, dass das jetzt eine amerikanische Stadt in Thüringen aufgetaucht ist? Es wirkt ein bisschen, als hättest Du auch Peter die Lektüre von 1632 empfohlen, sodass er es als selbstverständlich annimmt.

Und, gerade da eine Schlachtpause ist? Was ist jetzt Peter, seiner Familie und Frau? Ich habe den Eindruck, dass Du Dich von Deiner Figur entfernst. Du reduzierst Peter jetzt auf seine Funktion innerhalb der Geschichte (in der amerikanischen Schreibtradition auch recht verbreitet), nämlich den Leser an das Grantville-Phänomen heranzuführen. Aber Peter könnte jetzt auch irgend jemand anders sein.

Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:

"Das gibt's doch nicht!" Peter schüttelte den Kopf und nahm noch einen großen Schluck aus seinem Stein mit Weißbier. In einer Stadt einquartiert zu sein, wo in der es eine berühmte Brauerei gab, hatte schon seine Vorteile.

"Ich sage dir die reine Wahrheit. Ich war dort. Sie nennen ihre Stadt 'Grantville', aber es sind keine Franzmänner. (Diesen Satz finde ich unlogisch. Wenn sie Englisch sprechen, dann würden sie vom englischen Grantville nicht auf ein Grondvie kommen. Hier bietet sich wahrscheinlich eher der Vergleich mit thüringischen Städtenamen an?) Sie schwören, dass die Stadt bis letztes Jahr noch in Nordamerika war." Thomas von Scharffenberg war auch Söldner. In Magdeburg war er der Fähnrich von Peters Kompanie gewesen. Während Peter sich von seinen Verletzungen erholte, war er mit anderen Kompanien nach Thüringen gezogen, um zu "fouragieren", also alles an Essen abzugreifen, was es gab. Und dort waren sie auf eine neue Art von Feind gestoßen. (=> Verbfaulheit schreibt mir Papyrus Autor an solche Absätze und dem habe ich nichts hinzuzufügen)

"Sie haben mehr Feuerwaffen als ein ganzes Regiment. Eine Stadt mit dreitausend Einwohnern — einschließlich Frauen und Kindern — bis an die Zähne bewaffnet wie zehn spanische tercios.

Sie haben uns mit nicht mehr als einer Kompanie Infanteristen angegriffen. Unser Oberst wollte sie einfach in Grund und Boden stampfen, aber sie haben uns einfach zerpflückt.

Sie haben Waffen, die schießen klack, klack, klack, klack. Ohne Pause zum Nachladen. Brennende Kugeln, ohne sie vorher aufheizen zu müssen. Hier, ich habe eine Brandwunde abbekommen." Er zeigte Peter die kleine schwarze Narbe an seinem Oberarm. "Und nachdem sie fast das ganze Regiment umgebracht haben, statt dass sie den Rest an Bäume knüpften, haben sie die Überlebenden zu ihren Ärzten gebracht. Sie haben meine Wunde gereinigt und die Ränder zusammengenäht."

"Zauberer? Hexen?", fragte Peter.

Thomas schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht. Nur hervorragende Handwerker. Und was für hübsche Mädchen sie haben. Und ihre Zähne … als wären sie aus poliertem Marmor." Zauberer? Hexen? Handwerker? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand aus der Zeit das einfach so als verschiedene Optionen abwägen würde. Während der Handwerker ein Beruf ist, ist das andere ein Todesurteil.

Peter lachte, Warum? reichlich zahnlos wie er wusste. Es war einfach unfassbar. Das ist auch ein wichtiger Plot-Point und ich würde sagen: So leicht kommst Du hier nicht davon. So wirkt es, als wäre es Peter völlig gleichgültig. Nu ja, ist unfassbar. Aber die anderen sagen es auch. Da sollte sich die Figur mit auseinandersetzen, denn so denkt Peter eigentlich. Es war (einfach: Wiederholung) unfassbar. Aber es war eben 1632, was sollte er da tun? Aber da liefen noch mehr Kameraden in Kelheim herum, die die gleiche Geschichte erzählten.

Dann wurde er wieder ernst. "Was glaubst du, wird passieren?"

"Vielleicht werden die Schweden sie angreifen. Gerüchteweise verlautet, dass die thüringischen Fürsten, die die Schweden unterstützen, diese Amerikaner nicht wirklich lieben. Die scheinen ihren politischen Einfluss auf Kosten der Wettiner, Schwarzburger und Reußen zu vergrößern. Ich habe gehört, sie bedrohen Stadträte, damit sie ihren 'United States' beitreten."

"Das wäre zu schön um wahr zu sein. Zwei Bedrohungen, die sich gegenseitig auslöschen. Und wenn nicht? Wenn die sich mit den Schweden zusammentun? Kannst du dir vorstellen, was die mit uns machen?" Peter versuchte, seine gute Laune zu behalten, aber die Bilder von den schwedischen Kanonen, die seine Kameraden um ihn herum zerrissen hatten, waren noch immer in seinem Kopf. Dann mach das auch in der Schlachtszene eindrücklicher, dann erinnert sich auch der Leser dran. Bisher hat er in der Schlachtszene nur über sein taktisches Geschick und das eigene Überleben nachgedacht. Entweder ist das auch hier sein erstes Problem oder schon in der ersten Szene wichtig. Er versuchte sich Musketiere vorzustellen, die schossen, ohne nachladen zu müssen, und schossen und schossen.

"Was sagst du? Wie viele Schuss haben sie in ihren Musketen?"

"'Shotguns' nennen sie sie. Einige haben Magazine mit mehreren Schuss, andere öffnen sich einfach wie ein Buch, werfen die benutzte Patrone aus, dann stecken sie eine neue rein, schließen das Gewehr und schießen wieder. Zehn Herzschläge brauchen sie dafür." Er zeigte es mit seinen Händen. Schießen, öffnen, einlegen, schließen, zielen, schießen, öffnen und so weiter.

"Und dann haben sie noch ein Gewehr, das schießt und schießt und schießt. Ganz ohne Ende. Rattatat-rattatat-rattatat. Es ist einfach nur grauenhaft, wenn du auf der falschen Seite von ihren Läufen stehst." Thomas' Gesicht spiegelte den Schrecken wider.

"Und was können wir tun?"

"Pikeniere? Gar nichts. Das ist eine aussterbende Rasse. Musketiere? Sie müssen lernen, in Deckung zu gehen, zu zielen und in Salven zu schießen. Wie die Typen, die dich in Magdeburg erwischt haben. Was du nicht siehst, kannst du nicht ins Visier nehmen.

Und was wirst du tun, Korporal Hagendorf?"

Peter antwortete nicht. Sein Blick schweifte in die Entfernung. Dann plötzlich kam er zu einer Entscheidung.

"Ja, ich nehme deinen Vorschlag an. Ich wechsle zu deinen Plänklern, Leutnant von Scharffenberg. Ich will nicht noch einmal in der Mitte einer Schlacht eingeschlossen sein."

"Eine weise Entscheidung. Und ich sage dir noch etwas: Zieh etwas ohne Farben an. Die Amerikaner haben Anzügen, die aussehen, als wären sie mit Blättern bemalt. Wenn die zwischen zwei Bäumen stehen, kannst du sie noch nicht einmal sehen."

"Hmmm. Glücklicherweise sind diese Amerikaner in Thüringen und nicht hier in Bayern."

Scharffenberg lachte. Er stand auf und streckte die Hand aus. "Willkommen in meiner kleinen Kompanie, Sergeant Hagendorf."


Das geht mir am Schluss auch zu schnell. Zu den sprachlichen Punkten habe ich jetzt nicht mehr groß etwas geschrieben, da würde ich gerne erstmal eine überarbeitete Fassung der anderen lesen, denn jetzt postest Du ja erstmal weiter den Verlauf der Geschichte (was auch völlig OK ist). Ansonsten gilt hier das gleiche wie für die anderen Abschnitte: Mehr starke Verben, näher an den Protagonisten dran - langsam habe ich den Eindruck, Du verlierst ihn aus den Augen (s.o.)

LG Karl
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Rainer Prem
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Beitrag21.06.2014 14:00

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Hallo,

danke für die Geduld.

Antworten zwischendrin.

schreibmalwieder hat Folgendes geschrieben:
Hallo Rainer,

dann schaue ich gerne auch auf Deinen dritten Teil.

Die Frage, die mir durch den Kopf ging: Sollte es dem regulären Söldner (wenn auch einem gebildeten) wirklich so geläufig sein, dass das jetzt eine amerikanische Stadt in Thüringen aufgetaucht ist? Es wirkt ein bisschen, als hättest Du auch Peter die Lektüre von 1632 empfohlen, sodass er es als selbstverständlich annimmt.

@@@ Ich könnte natürlich hier eine längere Szene einbauen, wo Peter ständig seinen Unglauben äußert. Ich wüsste nicht ob das funktioniert. Was ich machen kann, ist hier vielleicht noch mehr Kameraden auftreten lassen, die Thomas' Darstellung bekräftigen und noch mehr Beispiele bringen.  

Und, gerade da eine Schlachtpause ist? Was ist jetzt Peter, seiner Familie und Frau? Ich habe den Eindruck, dass Du Dich von Deiner Figur entfernst. Du reduzierst Peter jetzt auf seine Funktion innerhalb der Geschichte (in der amerikanischen Schreibtradition auch recht verbreitet), nämlich den Leser an das Grantville-Phänomen heranzuführen. Aber Peter könnte jetzt auch irgend jemand anders sein.

@@@ Hier stehe ich ganz auf dem Schlauch. Meinst du es wäre an der Zeit noch mehr von Peters Familienleben zu zeigen? So etwas wie ein liebevoller Familienvater ist ein Söldner nicht. Und eine liebende Ehefrau passt auch nicht zum Leben im Tross einer Armee. Kennst du Mutter Courage? Brecht kommt vielleicht durch damit, dass er eine Katastrophe nach der anderen über die Familie hereinbrechen lässt, und den Leser/Zuschauer am Schluss mit der Verzweiflung seiner Figur allein lässt.

Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:

"Das gibt's doch nicht!" Peter schüttelte den Kopf und nahm noch einen großen Schluck aus seinem Stein mit Weißbier. In einer Stadt einquartiert zu sein, wo in der es eine berühmte Brauerei gab, hatte schon seine Vorteile.

"Ich sage dir die reine Wahrheit. Ich war dort. Sie nennen ihre Stadt 'Grantville', aber es sind keine Franzmänner. (Diesen Satz finde ich unlogisch. Wenn sie Englisch sprechen, dann würden sie vom englischen Grantville nicht auf ein Grondvie kommen. Hier bietet sich wahrscheinlich eher der Vergleich mit thüringischen Städtenamen an?)

@@@ Für mich klingt Grant-ville eigentlich nur Französisch. Aber wenn das nicht passt, lasse ich es weg.

Sie schwören, dass die Stadt bis letztes Jahr noch in Nordamerika war." Thomas von Scharffenberg war auch Söldner. In Magdeburg war er der Fähnrich von Peters Kompanie gewesen. Während Peter sich von seinen Verletzungen erholte, war er mit anderen Kompanien nach Thüringen gezogen, um zu "fouragieren", also alles an Essen abzugreifen, was es gab. Und dort waren sie auf eine neue Art von Feind gestoßen. (=> Verbfaulheit schreibt mir Papyrus Autor an solche Absätze und dem habe ich nichts hinzuzufügen)

@@@ Upps, ja. Vielleicht sollte ich mir Papyrus mal anschauen. Word sagt mir sowas nicht.

"Sie haben mehr Feuerwaffen als ein ganzes Regiment. Eine Stadt mit dreitausend Einwohnern — einschließlich Frauen und Kindern — bis an die Zähne bewaffnet wie zehn spanische tercios.

Sie haben uns mit nicht mehr als einer Kompanie Infanteristen angegriffen. Unser Oberst wollte sie einfach in Grund und Boden stampfen, aber sie haben uns einfach zerpflückt.


@@@ Notiert. Korrigiert.
...

"Zauberer? Hexen?", fragte Peter.

Thomas schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht. Nur hervorragende Handwerker. Und was für hübsche Mädchen sie haben. Und ihre Zähne … als wären sie aus poliertem Marmor." Zauberer? Hexen? Handwerker? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand aus der Zeit das einfach so als verschiedene Optionen abwägen würde. Während der Handwerker ein Beruf ist, ist das andere ein Todesurteil.

@@@ Das mit den Hexen ist eine heikle Sache. Zum einen gibt es - vor allem in katholischen Gegenden - Hexenverbrennungen. Zum anderen gibt es aber auch Friedrich Spee, der schon ein Jahr früher die Cautio Criminalis, die wissenschaftliche Verdammung der Hexenprozesse, veröffentlicht und damit großes Aufsehen in der akademischen Welt verursacht hat. Die Einstellung des einfachen Mannes war es, dass es wohl Zauberei gab, dass die aber nicht grundsätzlich böse war. Da mochte die katholische Kirche wettern wie sie wollte, wenn man unter Impotenz litt, ging man zur Kräuterfrau.

Peter lachte, Warum? reichlich zahnlos wie er wusste. Es war einfach unfassbar. Das ist auch ein wichtiger Plot-Point und ich würde sagen: So leicht kommst Du hier nicht davon. So wirkt es, als wäre es Peter völlig gleichgültig. Nu ja, ist unfassbar. Aber die anderen sagen es auch. Da sollte sich die Figur mit auseinandersetzen, denn so denkt Peter eigentlich. Es war (einfach: Wiederholung) unfassbar. Aber es war eben 1632, was sollte er da tun? Aber da liefen noch mehr Kameraden in Kelheim herum, die die gleiche Geschichte erzählten.

@@@ Verstanden. Werde ich mich drum kümmern.

"Das wäre zu schön um wahr zu sein. Zwei Bedrohungen, die sich gegenseitig auslöschen. Und wenn nicht? Wenn die sich mit den Schweden zusammentun? Kannst du dir vorstellen, was die mit uns machen?" Peter versuchte, seine gute Laune zu behalten, aber die Bilder von den schwedischen Kanonen, die seine Kameraden um ihn herum zerrissen hatten, waren noch immer in seinem Kopf. Dann mach das auch in der Schlachtszene eindrücklicher, dann erinnert sich auch der Leser dran. Bisher hat er in der Schlachtszene nur über sein taktisches Geschick und das eigene Überleben nachgedacht. Entweder ist das auch hier sein erstes Problem oder schon in der ersten Szene wichtig.


@@@ In Ordnung. s.o.

Er versuchte sich Musketiere vorzustellen, die schossen, ohne nachladen zu müssen, und schossen und schossen.

...

Und was wirst du tun, Korporal Hagendorf?"

Peter antwortete nicht. Sein Blick schweifte in die Entfernung. Dann plötzlich kam er zu einer Entscheidung.

"Ja, ich nehme deinen Vorschlag an. Ich wechsle zu deinen Plänklern, Leutnant von Scharffenberg. Ich will nicht noch einmal in der Mitte einer Schlacht eingeschlossen sein."

"Eine weise Entscheidung. Und ich sage dir noch etwas: Zieh etwas ohne Farben an. Die Amerikaner haben Anzügen, die aussehen, als wären sie mit Blättern bemalt. Wenn die zwischen zwei Bäumen stehen, kannst du sie noch nicht einmal sehen."

"Hmmm. Glücklicherweise sind diese Amerikaner in Thüringen und nicht hier in Bayern."

Scharffenberg lachte. Er stand auf und streckte die Hand aus. "Willkommen in meiner kleinen Kompanie, Sergeant Hagendorf."


Das geht mir am Schluss auch zu schnell. Zu den sprachlichen Punkten habe ich jetzt nicht mehr groß etwas geschrieben, da würde ich gerne erstmal eine überarbeitete Fassung der anderen lesen, denn jetzt postest Du ja erstmal weiter den Verlauf der Geschichte (was auch völlig OK ist). Ansonsten gilt hier das gleiche wie für die anderen Abschnitte: Mehr starke Verben, näher an den Protagonisten dran - langsam habe ich den Eindruck, Du verlierst ihn aus den Augen (s.o.)

@@@ Ich gelobe Besserung.

LG Karl


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Rainer Prem
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Beitrag21.06.2014 17:55

von Rainer Prem
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Hallo,

dies ist keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung. Nur eine Erklärung, warum ich so verdorben bin. Das ist ein Ausschnitt aus einem der Bücher der 1632-Serie:



Wie gesagt: Ich werde mich bessern.

Grüße
Rainer

schreibmalwieder hat Folgendes geschrieben:
Hallo Rainer,

...

"Ich sage dir die reine Wahrheit. Ich war dort. Sie nennen ihre Stadt 'Grantville', aber es sind keine Franzmänner. (Diesen Satz finde ich unlogisch. Wenn sie Englisch sprechen, dann würden sie vom englischen Grantville nicht auf ein Grondvie kommen. Hier bietet sich wahrscheinlich eher der Vergleich mit thüringischen Städtenamen an?) Sie schwören, dass die Stadt bis letztes Jahr noch in Nordamerika war." Thomas von Scharffenberg war auch Söldner. In Magdeburg war er der Fähnrich von Peters Kompanie gewesen. Während Peter sich von seinen Verletzungen erholte, war er mit anderen Kompanien nach Thüringen gezogen, um zu "fouragieren", also alles an Essen abzugreifen, was es gab. Und dort waren sie auf eine neue Art von Feind gestoßen. (=> Verbfaulheit schreibt mir Papyrus Autor an solche Absätze und dem habe ich nichts hinzuzufügen)

...

LG Karl
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schreibmalwieder
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S
Beitrag22.06.2014 11:11

von schreibmalwieder
Antworten mit Zitat

Hallo Rainer,

das mit den Verben verstehe ich. Es ist aus meiner Sicht auch ein ziemlicher Balanceakt. "sein" und seine Formen sind schon ein tolles Hilfsmittel, weil sie einem erst einmal erlauben, fast alles auszudrücken. Aber: Es führt häufig zu Substantivierungen und zu einem Stil, der Dich zu vielen Adverbien zwingt. Der Grund dafür liegt darin, dass Du das Hilfsverb  meistens qualifizieren musst, damit die Aussage klar wird.

Ich nehme noch einmal einen Absatz aus Deinem zweiten Kapitel.

Zitat:
Geradeaus an der linken Flanke des Feindes stand die glänzende bunte Truppe der Sachsen. Von Wahl hatte Tillys Befehle schon an die Kompanien weitergegeben. Die Sachsen waren ihr erstes Ziel. Peter lächelte. Er hatte gehört, wie unerfahren sie waren. Und nur fünfzehn oder so Kompanien, darunter sehr wenig Kavallerie. Keine echte Herausforderung für die dreißig Kompanien unter von Wahls Kommando.


Fokussier' Dich in diesen Zeilen einmal auf den Gebrauch von Verben. Du willst hier Spannung erzeugen - Hochspannung sogar. Es ist der Moment vor dem Ausbruch einer großen Schlacht. Der siegesgewisse Protagonist lächelt angesichts der Unerfahrenheit des Gegners.

Zitat:
Geradeaus an der linken Flanke des Feindes stand die glänzende bunte Truppe der Sachsen.
Sehr statisch. Sie stehen. Aber das glänzend-bunte ist ja ein starkes Element. Glänzen ist außerdem ein schönes Verb.

Zitat:
Von Wahl hatte Tillys Befehle schon an die Kompanien weitergegeben.
Eine Rückblende zur Befehlskette - ist das hier wirklich wichtig? Ist nicht Tillys Befehl das entscheidende? Zwei Namen und auch wieder nur verbunden durch ein Hilfsverb - das eigentlich entscheidende Verb steht am Satzende. Das ist korrektes Deutsch, aber er liest sich nicht flüssig.

Zitat:
Die Sachsen waren ihr erstes Ziel.

Auch das ist bestimmt korrektes Deutsch. Aber kannst Du einen Satz formulieren, der sich nicht primär taktisch auf die Schlacht, sondern auf Peter bezieht?

Zitat:
Er hatte gehört, wie unerfahren sie waren.

Dazu unten mehr. Inhaltlich hatte ich ja schon geschrieben, ich wünsche mir eine Ausmalung (nicht einen langen Textlappen, aber etwas eindrückliches. Vielleicht einen offensichtlichen Fehler in ihrer Aufstellung. Nervosität der Soldaten in der ersten Reihe, Waffen falsch gehalten ...)

Zitat:
Und nur fünfzehn oder so Kompanien, darunter sehr wenig Kavallerie. Keine echte Herausforderung für die dreißig Kompanien unter von Wahls Kommando.


Mehrfachellipse. Telegrammstil. Hohe Eindringlichkeit. Gedankenfetzen, zugleich militärische Assoziationen. Lächerlichkeit des Feindes erhöht. Nicht einmal Verben. Keine Zeit. Aber auch: Distanz. Das Problem der Ellipse ist, dass der Kontext für das vollständige Verstehen gebraucht wird. Im Fall des ersten Satzes würde ich sagen: Es bezieht sich darauf, dass er von der Unerfahrenheit gehört hat und auch davon, dass es nur fünfzehn Kompanien sind. Der nächste Satz steht dann aber im Nichts. Ist es nicht der eigentliche Auslöser seines Lächelns? Das wäre für mich in Angesicht der Schlacht eine starke Geste der Überheblichkeit, der Selbstgefälligkeit (stell' Dir Katrin Müller-Hohenstein VOR dem gestrigen Anstoß vor). Aber die Auformulierung der Gerüchte könnten mir als Leser plausibel machen, WARUM Peter so empfindet. Nur nicht hinfallen, dann wird alles gut. Die können eh' nichts. Aber das alles geht in der Ellipse verloren.

Ich versuche mich an einem Beispiel um zu verdeutlichen, was ich meine.

Peter beäugte die Sachsen an der linken Flanke des Feindes, in ihren albern glänzenden Rüstungen. Aus der Entfernung glichen sie eher buntem Kinderspielzeug als einer Armee. Unwillkürlich spannte er alle Muskeln an, bei der Vorstellung seinen Säbel in die Reihen dieser Frischlinge zu schlagen. Sie würden ihre Waffen als Gehstöcke brauchen, so schlotterten ihnen die Knie. Der versoffene sächsische Kurfürst hatte es nicht vollbracht, mehr als 15 Kompanien aufzubieten. Kaum Kavallerie darunter. Von Wahl kommandierte mindestens die doppelte Anzahl Männer. Der erste Befehl an alle Kompanien lautete: Vernichtet die Sachsen! Und er, Peter Hagendorf, war bereit diesem Befehl zu folgen. Für Tilly.

Das ist natürlich meine Art, Dinge zu sagen - aber vielleicht erkennst Du darin etwas wieder, dass Du als Anregung verwenden kannst.

Zitat:
@@@ Hier stehe ich ganz auf dem Schlauch. Meinst du es wäre an der Zeit noch mehr von Peters Familienleben zu zeigen? So etwas wie ein liebevoller Familienvater ist ein Söldner nicht. Und eine liebende Ehefrau passt auch nicht zum Leben im Tross einer Armee. Kennst du Mutter Courage? Brecht kommt vielleicht durch damit, dass er eine Katastrophe nach der anderen über die Familie hereinbrechen lässt, und den Leser/Zuschauer am Schluss mit der Verzweiflung seiner Figur allein lässt.


Ja, ich wünsche mir mehr liebevolle Familiendynamik. Eigentlich so im Sinne der Cosby Show wink Nein. Im ersten Kapitel scheint seine Familie eine große Rolle zu spielen. Du schilderst die Krankheit, die drei Kinder, die Pflege durch die Frau, die kranke Tochter wird neben ihn gelegt ... das erzeugt in mir die Erwartung, dass die Familie eine Rolle spielt. Ziehen sie weiter ihm? Wenn sie alle Bewegungen bis Magdeburg mitgemacht haben, dann offenbar? Oder lagerten sie nur zufällig in der Nähe ihres Zuhauses?

Wenn jedenfalls er sich das Martyrim aufbürdet, um die Familie zu ernähren, vielleicht auch weil er sich verpflichtet fühlt - dann würde ich erwarten, dass ihm auch Gedanken an diese Menschen durch den Kopf gehen, wenn es zu existentiellen Krisen kommt (z.B.: Kanonenkugel auf Kopf). Auch in den Kampfpausen würde ich erwarten, dass sie wieder eine (kleine) Rolle spielen. Ich stimme mit Dir überein, dass Peter nicht zur Mutter Courage taugt smile

Ich würde mich freuen, wenn Du etwas mit meinen Anmerkungen anfangen könntest.

Viele Grüße,
Karl
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Rainer Prem
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Beitrag22.06.2014 19:28

von Rainer Prem
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Hallo,

vielen Dank für die Zeit, die du dir für mich nimmst.

Ich hoffe, dass meine Änderungen, auch wenn sie anders aussehen als deine, die Ziele erreichen, die du formuliert hast.

Ich habe jetzt noch keine Threads gefunden, wo Leute längere Geschichten zur Kritik stellen. Sollte ich denn erst einmal bis zum Ende posten, oder zuerst Updates der bisherigen Abschnitte?

Grüße
Rainer

schreibmalwieder hat Folgendes geschrieben:
Hallo Rainer,

...

Ich würde mich freuen, wenn Du etwas mit meinen Anmerkungen anfangen könntest.

Viele Grüße,
Karl
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schreibmalwieder
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Beitrag22.06.2014 21:07

von schreibmalwieder
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Hallo Rainer,

ich habe vor allem Spaß an Deiner Geschichte und bin gespannt auf Deine Überarbeitungen. Wie Du siehst, bin ich mit meinen paarundvierzig Beiträgen auch kein alter Hase in diesem Forum, vielleicht sprichst Du einen aus dem Mod-Team an, wie die Gepflogenheiten hier sind?

Ich wüsste aber gern, wie die Geschichte weitergeht, insofern wäre meine individuelle Antwort: Poste doch vielleicht erst einmal zu Ende.

Und zu meinem Feedback: Ich hoffe vor allem, dass ich Dir Gedankenanstöße geben kann, damit Dir (und Deinen Lesern) Deine Geschichte am Ende besser gefällt und Du vielleicht in Zukunft etwas für andere Erzählungen mitnehmen kannst. Aber auch meine vorgeschlagenen Ziele können letztlich nur eine Perspektive ergänzen.

Tatsächlich nehme ich mir immer vor, sparsam zu sein mit Umformulierungen oder konkreten Vorschlägen - weil da einfach etwas anderes bei herauskommt. Aber ich schaffe es nicht immer. Es juckt mich schon immer wieder in den Fingern und sei es nur um mir die Frage zu beantworten, ob meine Kritik denn überhaupt sinnvoll umsetzbar ist.

Viele Grüße,
Karl
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Rainer Prem
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Beitrag22.06.2014 22:11

von Rainer Prem
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Hallo,

dann mache ich einfach beides. Abwechselnd ein neues Kapitel und ein überarbeitetes.

Grüße
Rainer

schreibmalwieder hat Folgendes geschrieben:
Hallo Rainer,

ich habe vor allem Spaß an Deiner Geschichte und bin gespannt auf Deine Überarbeitungen. Wie Du siehst, bin ich mit meinen paarundvierzig Beiträgen auch kein alter Hase in diesem Forum, vielleicht sprichst Du einen aus dem Mod-Team an, wie die Gepflogenheiten hier sind?

Ich wüsste aber gern, wie die Geschichte weitergeht, insofern wäre meine individuelle Antwort: Poste doch vielleicht erst einmal zu Ende.

Und zu meinem Feedback: Ich hoffe vor allem, dass ich Dir Gedankenanstöße geben kann, damit Dir (und Deinen Lesern) Deine Geschichte am Ende besser gefällt und Du vielleicht in Zukunft etwas für andere Erzählungen mitnehmen kannst. Aber auch meine vorgeschlagenen Ziele können letztlich nur eine Perspektive ergänzen.

Tatsächlich nehme ich mir immer vor, sparsam zu sein mit Umformulierungen oder konkreten Vorschlägen - weil da einfach etwas anderes bei herauskommt. Aber ich schaffe es nicht immer. Es juckt mich schon immer wieder in den Fingern und sei es nur um mir die Frage zu beantworten, ob meine Kritik denn überhaupt sinnvoll umsetzbar ist.

Viele Grüße,
Karl
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Rainer Prem
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Beitrag22.06.2014 22:15

von Rainer Prem
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II

Südlich von Ingolstadt
Anfang Mai 1632

Die Schweden hatten endlich die Belagerung von Ingolstadt aufgegeben. Die Tatsache, dass die Verteidiger der Stadt König Gustav sein weißes Pferd wortwörtlich unter dem Hintern weggeschossen hatten, mochte ihn davon überzeugt haben, sein Glück woanders zu suchen und die Schatzkammer der reichen bayrischen Städte auszuplündern.

Auch die bayrische Armee verließ daraufhin Ingolstadt, um den Donauübergang in Regensburg zu sichern.

Die wenigen Überlebenden der Plänklerkompanie blieben zurück, um die Garnison zu unterstützen und Ersatzleute in der Stadt und der Umgebung zu rekrutieren.

Peter ergriff daraufhin die Gelegenheit beim Schopf, die stinkende Stadt zu verlassen und in den kleinen Dörfern südlich der Donau, die von den Schweden verwüstet worden waren, zu plünd — äh — die Lage zu erkunden.

Drei überlebende Plänkler und eine Handvoll leicht verletzter Musketiere — jetzt mit den modernen Gewehren von Peters unglücklichen Kameraden bewaffnet — eskortierten drei Pferdewagen.

Selbst einige der Frauen der Soldaten kamen mit — offiziell, um möglichen Überlebenden in der Zivilbevölkerung Erste Hilfe leisten zu können. Aber inoffiziell hatten sie schon immer den besseren Riecher für versteckte Schätze gehabt. Sie konnten suchen, während die Männer Wache standen.

Die ersten paar Dörfer boten keine Überraschungen. Die Schweden hatten alle Tiere getötet oder als Nahrung mitgenommen, und auch die Scheunen der Bauern geplündert. Die Menschen kamen langsam aus den Wäldern zurück, wo sie die letzten Wochen verbracht hatten, und der Schreiber aus Ingolstadt, der Peters Gruppe begleitete, nahm die Namen der überlebenden Dörfler auf. Dann zogen sie weiter.

Aber als sie sich einem weiteren Dorf näherten — Weyering war sein Name laut dem Schreiber — konnte Peter, als sie den Waldrand erreichten, sehen, dass dort etwas im Gang war.

"Anhalten!", befahl er. "Schützen, nehmt Deckung hinter den Bäumen und macht eure Gewehre fertig."

Aus der Entfernung war nicht genau auszumachen, was geschah. Männer liefen herum und Gebäude brannten.

Später würde Peter erfahren, dass eine kleine schwedische Abteilung genau dasselbe vorhatte wie seine Truppe. Allerdings nahmen die Schweden keine Namen von Überlebenden auf, sondern hatten eine andere Art von Spaß im Sinn.

Plötzlich tauchten zwei Pferde in vollem Lauf aus dem Dorf auf, die Reiter peitschten sie wie wild. Zwei dürre Dorfbewohner, soweit Peter erkennen konnte. Kurz darauf tauchten ihre Verfolger auf, diese Reiter trugen Kürasse und gelbe Armbänder. Schweden!

Peters Gedanken überschlugen sich. "Gruppe eins: Schießt auf die Verfolger, sobald sie in Reichweite sind. Danach so schnell wie möglich nachladen." Peter ließ seinen Blick über seine Truppe schweifen. Acht Männer mit Gewehren gegen genauso viele Feinde auf Pferden. Könnte klappen. "Gruppe zwei: wartet zehn Herzschläge, dann fangt ihr an zu schießen. Und versucht um Himmels Willen, die Flüchtlinge am Leben zu lassen."

"Zielen" war ein neues Konzept für die Rekruten in seiner Gruppe, aber sie hatten es in den letzten Wochen an den schwedischen Belagerern in Ingolstadt geübt.

Zweihundert Schritte. Das sollte machbar sein. Peter zielte auf den zweiten Mann in der Verfolgergruppe. Und feuerte. "Scheiße!" Er hatte den Mann verfehlt, aber die Kugel brachte das Pferd zu Fall. Während er sein Gewehr mit einer selbstgemachten Papierpatrone nachlud, konnte er sehen, dass zwei der Schweden nach der ersten Salve gefallen waren. Und zwei Pferde. Die zweite Gruppe traf nur einen Mann und ein Pferd.

Aber das war genug. Die Schweden hatten nicht erwartet, auf ihrer Vergnügungstour bei der Verfolgung der Dorfbewohner, die ohne Sattel auf schweren Ackergäulen ritten, so rüde unterbrochen zu werden. Einer der Kürassiere rief einen Befehl, und alle wendeten ihre Pferde und flüchteten; die pferdelosen Männer rannten hinterher.

"Feuer einstellen!", befahl Peter. "Es sei denn, sie kommen zurück. Johann, Heinrich, versucht, die Pferde einzufangen! Die anderen behalten das Dorf im Auge!"

Als die Flüchtenden die Sicherheit des Waldes erreichten, fielen sie blutüberströmt von ihren Pferden.

Anna hatte seit Magdeburg so viele Wunden versorgt, dass sie inzwischen fast als Feldscher ihr Geld verdienen konnte. Sie versuchte dem Jungen — oder dem jungen Mann — zuerst zu helfen, aber schon bald blickte sie hoch zu Peter und schüttelte den Kopf.

Dann wandte sie sich dem Mädchen zu. Peter sah, dass die Blutflecke auf den Fetzen, die die Kleine trug, sich um ihren Unterleib konzentrierten und konnte sich gut vorstellen, was sie erlebt hatte. O mein Gott, sie ist vielleicht zwölf oder höchstens vierzehn! Als er sich dem Mädchen näherte — mit einem Auge immer noch bei seinen Männern und dem entfernten Dorf — sah er, wie sie zusammenzuckte und sich wimmernd an Anna klammerte.

Anna scheuchte ihn weg.

Brummend wandte er sich an seiner Männer. "Wir warten, bis es dunkel wird", sagte er. "Dann erkunde ich das Dorf."
*
"Auf einem Sonntagsausflug mit den Jungs haben wir ein paar Schweden getroffen. Konnten sie überzeugen zu verschwinden. Und jetzt haben wir doch wieder ein Mädchen in der Familie."

*
Der Junge war von einem der schwedischen Söldner angeschossen worden. Das Mädchen — Marie war ihr Name, die einzige Information, die Anna nach langen Stunden aus ihr herausbekommen konnte — war offensichtlich vergewaltigt worden. Und nicht nur von einem Mann; alle ihre Gliedmaßen waren voller blauer Flecke. Ihrem Vater war die Kehle aufgeschlitzt, ihre Mutter auch vergewaltigt und danach erstochen worden.

Der Bauernhof war vollständig niedergebrannt. Die Söldner hatten — eine übliche Vorgehensweise — dem Vieh auf der Weide brennende Fackeln an die Schwänze gebunden. Auf der Flucht in die scheinbare Sicherheit ihres Stalles hatten diese dann die Gebäude in Brand gesetzt.

Die Geldbörsen der toten Soldaten und die Satteltaschen der Pferde bildete den einzigen Trost, den Peters Gruppe an diesem Tag erfuhr. Und noch nicht einmal ein schwacher. Sie fanden mehr als hundert Goldstücke — viel mehr, als normale Soldaten mit sich führten.
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag23.06.2014 15:29

von Constantine
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Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
Hallo,

hast du das Vorwort (5. Post von oben) gelesen?

Es würde definitiv diese Geschichte sprengen, wenn ich etwas breittreten würde, was jeder Stammleser der Serie schon kennt. Es ist nun einmal von den Geschichten, die ich habe, diejenige, die am wenigsten - dachte ich - an Kontext voraussetzt, zumal sie aus dem Blickwinkel eines Menschen erzählt wird, der durch seine Mitgliedschaft in einer katholischen Söldnertruppe am weitesten weg von den neuen Entwicklungen lebt.

Ja, die "Amerikaner" sind alles Zeitreisende aus dem Jahr 2000. Ja, die haben im ersten Roman der Serie gegen eine Einheit von Tilly gekämpft, gewonnen, danach alle Überlebenden verarztet und in typisch amerikanischer Großzügigkeit zu Einwohnern der Stadt erklärt.

Und ja, danach durften alle, die es wollten, die Stadt auch wieder, unter Mitnahme gewonnener Informationen verlassen.

Es ist nun mal "Kanon", dass die Schlacht von Breitenfeld stattfand, ohne dass den Beteiligten die Existenz der Stadt Grantville bekannt war. Was angesichts der damals schon guten Nachrichtenverbindungen im Heiligen Römischen Reich nicht nachvollziehbar ist.

Die englische Sprache war damals in Deutschland unter den Söldnern durchaus verbreitet. Zehntausende Schotten, Iren, und auch protestantische Engländer dienten bei allen Kriegsparteien.

Die Amis haben durchaus Autos, allerdings vorerst nur den Sprit, den sie mitgebracht haben. Das heißt das zur Zeit dieser Ereignisse niemand privat herumfahren darf. Es handelt sich um eine fiktive Stadt, die auf der Basis einer existierenden kleinen Bergarbeiterstadt aus West Virginia modelliert ist; keine Panzer, keine Sturmtruppen, keine Fliegerstaffeln, keine Nobelpreisträger, keine Wikipedia, etc. Aber laut einer offiziellen Erhebung ca. 14000 Handfeuerwaffen und 2 Millionen Schuß Munition. Amerikanische Prioritäten halt.

Vielleicht kannst du ja einfach auf die Sprache und Stil schauen, und die Fakten so stehen lassen. Das nächste Kapitel hat dann wieder weniger amerikanischen Einfluss.

Grüße
Rainer


Hallo Rainer,

ja, ich habe deinen Faden von Anfang an mitverfolgt und wusste, was mich erwartet. Dein dritter Teil ist für mich dennoch der schwächste und insofern misslungen und bedarf einer umfangreichen Überarbeitung. Zu deiner Sprache und deinem Stil würde ich mich wiederholen, was die grundsätzlichen Mängel betrifft. Schreibmalwieder hat dir hilfreiche und sinnvolle Verbesserungsvorschläge genannt.
Viel Erfolg bei der Überarbeitung.

LG,
Constantine
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Rainer Prem
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Beitrag23.06.2014 20:36

von Rainer Prem
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Hallo,

habe ich gemacht. Derzeit etwa fünfzig Prozent des Kapitels geändert, und ich bin noch nicht fertig damit.

Grüße
Rainer

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Hallo Rainer,

ja, ich habe deinen Faden von Anfang an mitverfolgt und wusste, was mich erwartet. Dein dritter Teil ist für mich dennoch der schwächste und insofern misslungen und bedarf einer umfangreichen Überarbeitung. Zu deiner Sprache und deinem Stil würde ich mich wiederholen, was die grundsätzlichen Mängel betrifft. Schreibmalwieder hat dir hilfreiche und sinnvolle Verbesserungsvorschläge genannt.
Viel Erfolg bei der Überarbeitung.

LG,
Constantine
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Rainer Prem
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Beitrag23.06.2014 21:49

von Rainer Prem
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Ratten des Krieges
Eine Geschichte aus dem 1632-Universum

Von Rainer Prem

Vorspiel

Freie Reichsstadt Ulm, Schwaben
3. April 1627

"Name?"

"Peter Hagendorf."

"Woher?"

"Aus Zerbst."

"Und wo ist das schon wieder?"

"In Anhalt, bei Magdeburg."

"Kannst du lesen? Schreiben?"

"Deutsch, Italienisch, Latein."

Der Anwerber blickte verdutzt auf. "Ach, Herr Professor!" Der mittelgroße, muskulöse Mann vor ihm trug abgerissene Kleidung und sah nicht aus, als ob er Latein konnte. Und warum wollte er sich dann überhaupt in einer Söldnereinheit einschreiben?

Peter Hagendorf runzelte die Stirn. "Nicht wirklich. Nur sechs Jahre auf der Lateinschule. Und ich war in Venedig und Italien die letzten beiden Jahre."

Der Anwerber schaute nach unten. Die Schuhe des Mannes wurden von Weidenruten notdürftig zusammengehalten.

Peters Blick folgte seinem. "Ich bin gerade zu Fuß über die Alpen gekommen."

Das war schon fast zuviel an Information. Hoffentlich hatte sich dieser Hagendorf nicht unterwegs die Pest geholt. "Hier unterschreiben. Du gehörst jetzt zur Kompanie von Hans Heinrich Küllmann im Regiment von Gottfried Heinrich zu Pappenheim. Nimm das Laufgeld, kauf dir ein Paar ordentliche Schuhe und geh mit den anderen nach Müllheim."

*

"... von da aus sind wir auf den Musterplatz gezogen, in die obere Markgrafschaft Baden. Dort im Quartier gelegen, gefressen und gesoffen, dass es gut heißt."
– Tagebuch von Peter Hagendorf

I

Magdeburg
20. Mai 1631

Seit der Morgendämmerung brüllten die schweren Geschütze. Magdeburg sollte heute fallen. Peter wartete in den Reihen seiner Kompanie auf den Befehl Pappenheims, blickte nach links und rechts, ob irgendwo einer seiner Leute aus dem Glied rennen wollte.

Er umfasste seinen Säbel und seine Pistole. Keine Piken und keine Musketen heute. In einem Häuserkampf halfen die nicht wirklich. Und ein Häuserkampf stand ihnen heute bevor.

Endlich konnte er zum ersten Mal ein richtiges Stück vom Kuchen abbekommen, seit er sich vor vier Jahren bei Pappenheim verpflichtet hatte. Was ihm und seinen Kameraden an Sold zustand — wenn sie es überhaupt bekamen — konnte manchmal noch nicht einmal das Brot und das Bier bezahlen, von dem sie lebten, geschweige denn die Bedürfnisse ihrer Familien, die im Tross hinter der Armee herzogen.

Bei der Belagerung von Wolfenbüttel wurde seine Frau Anna krank und er musste sie pflegen — die ganzen achtzehn Wochen, während das Wasser hinter dem schnell gebauten Damm immer weiter stieg. Als die Stadt endlich an Weihnachten 1627 absoff, hatten es die Bürger viel zu eilig, sich zu ergeben, um einer Plünderung zu entgehen. Die ganze Zeit hatte er nie eine Chance auf einen Nebenverdienst.

Die nächsten drei Jahre bestanden dann aus Marschieren und Warten. Warten und Marschieren. Von Baden nach Hamburg, von Stralsund nach Wiesbaden, nach Paderborn und letztendlich nach Magdeburg.

Und immer der gleiche Kampf um Essen und Kleidung, für ihn selbst, seine Frau — ganz besonders während ihrer drei Schwangerschaften — und um Geld für das Begräbnis seines Sohnes und das seiner ersten Tochter. Seine zweite, Elisabeth, war schon wieder krank. Wenn er genug Gold aus Magdeburg mitbrachte, konnte er einen guten Arzt bezahlen.

Und dazu hatte er heute sicher die Gelegenheit. Die Magdeburger Fettärsche hatten sich geweigert zu kapitulieren, versuchten stattdessen Zeit zu gewinnen, bis die Schweden eintrafen. Aber da hatten sie sich verrechnet. Tilly hatte die Stadt und ihre Einwohner für vogelfrei erklärt. Und die Männer von Pappenheims Regiment durften als erste in die Stadt.

Der geplante Zeitpunkt für den Angriff war schon verstrichen. Die Kompanie wartete ungeduldig hinter den vordersten Schanzen, die Waffen in den Händen, die Bäuche leer von Essen, aber voller Wut über die Ereignisse der letzten Wochen. Peters Kompanie hatte zwei Hauptleute nacheinander im Abwehrfeuer verloren; der dritte war schon vor Dienstantritt desertiert, also führte kein Hauptmann die Kompanie derzeit an.

Diese Magdeburger würden nun den Denkzettel für ihre Sturheit bekommen. Die Tatsache, dass Peter vor mehr als dreißig Jahren nur zwei Tagereisen von hier geboren war, änderte nichts daran. Von irgendetwas musste der Mensch ja leben.

Der große Tag war angebrochen. Dies war die Stunde. Und da kam endlich das erhoffte Zeichen!

Die Trommler schlugen das Kommando, das Regiment begann seinen Marsch. Zuerst langsam, aber als sie bemerkten, dass sich ihnen niemand in den Weg stellte, beschleunigte die erste Reihe ihre Schritte mehr und mehr.

Zu dem Zeitpunkt, als sie das zertrümmerte Tor erreichten, rannten sie fast. Peter verlor seinen Platz in der ersten Reihe, als sie sich durch die Bresche in der Stadtmauer zwängten. Aber die Kameraden vor ihm stürmten gleich in die Häuser zur Rechten und zur Linken, hackten auf Türen und Menschen gleichermaßen ein, während er seine Männer weiterwinkte, hin zu einem lukrativeren Ziel.

Die Häuser der reichen Patrizier in der Neustadt.

Nächste Gasse links, dann rechts. Peter konnte schon die sauberen weiß-verputzten Häuser hinter dem offenstehenden Neustädter Tor sehen.

Ein Blitz. Er blickte hoch und sah nur eine Rauchwolke. Ein Tritt brannte sich in seinen Bauch wie von einem Pferd. Er stolperte. Ein zweiter Tritt traf ihn unter seiner Achsel.

Dann wurde ihm schwarz vor Augen.

*

"Nachher bin ich in das Lager geführt worden, verbunden, denn einmal bin ich durch den Bauch vorne durchgeschossen worden, zum andern durch beide Achseln, so dass die Kugel ist in dem Hemd gelegen."
– Tagebuch von Peter Hagendorf

*

Peter wurde wach davon, dass man ihn auf eine Karre warf. Jemand drückte mit einer Hand auf seinen Bauch.

"Er lebt", hörte er. "Bringt ihn zum Feldscher." Dann wieder Schwärze.

Als nächstes spürte er, wie seine Arme auf seinen Rücken gezerrt wurden.

Heißer Schmerz durchzuckte ihn. "Was?", schrie er.

"Sei ruhig", sagte jemand zu ihm. "Ich muss diese Kugel aus deinem Bauch holen."

Seine Hände wurden auf den Rücken gefesselt. Der Feldscher kam mit einer langen Zange an, die sich wie glühend in Peters Bauch bohrte.

Wieder wurde alles dunkel.

****

Als Peter erneut aufwachte, lag er auf dem Rücken. Die Silhouette vor dem Zeltausgang kam ihm bekannt vor.

"Anna", stöhnte er und versuchte aufzustehen.

Seine Frau drehte sich um und kam näher. "Bleib um Himmels Willen liegen!", befahl sie und drückte seine Schultern nach unten. "Du bist halb tot. Beweg dich nicht, oder du verblutest."

"Ich sterbe ja sowieso", keuchte er.

"Nicht, wenn du meinen Anweisungen gehorchst. Ich lasse Elisabeth bei dir und gehe mehr Verbandszeug holen. Bleib da!"

Sie legte seine kranke Tochter neben ihn und verließ das Zelt.

Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit verging, bevor sich die Zeltklappe wieder öffnete und ihn aus seinem Halbschlaf weckte.

Anna schleppte einen riesigen Weinkrug und trug ein Bündel auf dem Rücken. Eine alte Frau folgte ihr mit einem Bündel Stoff in den Armen.

"Das ist Margarethe", sagte Anna. "Sie hat mir geholfen, Verbandszeug zu finden."

Ihre Stimme zitterte. "Was ist los?"

Anna wandte sich ihm zu, und er sah Besorgnis in ihrem Gesicht. "Magdeburg steht in Flammen", sagte sie tonlos. "Sie haben die Häuser in Brand gesteckt, aus denen die Heckenschützen auf euch geschossen haben; und jetzt brennt die ganze Stadt."

Plötzlich schluchzte sie. "Sie bringen jeden um. Männer, Frauen und Kinder. Die Straßen liegen voller Leichen."

Peter versuchte sich aufzurichten; er wollte sie trösten. Aber sobald er den Kopf anhob, wurde es wieder schwarz um ihn.

****

Am selben Abend besuchten ihn seine Kameraden. Der Rest der Kompanie hatte mehr Glück als er, nur wenige Männer hatten ihr Leben verloren oder waren verwundet worden.

Und sie hatten den großen Tag erlebt, konnten also auch der einzigen Person Almosen geben, die das nicht hatte. Verglichen mit den Reichtümern, die sie aus der Stadt geschleppt hatten, handelte es sich wirklich nur Almosen. Aber zusammen mit dem Wein, der Kleidung und den anderen Dingen, die Anna in der Stadt gefunden hatte, war es wenigstens die Anstrengung wert.

*

"Ist mir doch von Herzen leid gewesen, dass die Stadt so schrecklich gebrannt hat, wegen der schönen Stadt und weil es mein Vaterland ist."
– Tagebuch von Peter Hagendorf

*
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bibiro
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Beitrag24.06.2014 10:49

von bibiro
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Mir sind ein paar Sachen aufgefallen.

Dass das erste - so kurze - Kapitel aus der Sicht des Anwerbers ist, der ja wohl nie mehr in deinem Text auftaucht, gefällt mir nicht.

Und ich vermisse Informationen, was in den drei Jahren passiert ist.
Hat Peter da seine Frau kennengelernt und geheiratet, oder war die schon mit ihm in Italien und war bei der Anwerbung dabei?


Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
Ratten des Krieges
Eine Geschichte aus dem 1632-Universum

Von Rainer Prem

Vorspiel

Freie Reichsstadt Ulm, Schwaben
3. April 1627

"Name?"

"Peter Hagendorf."

"Woher?"

"Aus Zerbst."

"Und wo ist das schon wieder?" Damit das "schon wieder" plausibler klingt, solltest du vielleicht die lange Schlange der Bewerber schildern. Damit klar wird, warum der Anwerber so genervt ist.
"In Anhalt, bei Magdeburg."

"Kannst du lesen? Schreiben?"

"Deutsch, Italienisch, Latein."

Der Anwerber blickte verdutzt auf. "Ach, Herr Professor!"

Peter Hagendorf runzelte seine Stirn. Diese Reaktion hatte er schon geahnt. Dabei sollte doch ein Blick auf seine abgerissene Kleidung und seine mittelgroße, muskulöse Statur die unausgesprochen in der Luft schwebende Frage beantworten, warum er sich dann überhaupt in einer Söldnereinheit einschreiben wollte. "Nicht wirklich. Nur sechs Jahre auf der Lateinschule. Und ich war in Venedig und Italien <- sprichst du von der Stadt Venedig oder von der Republik Venedig und gab es damals Italien als Staat oder weißt du vielleicht, in welchen italienischen Regionen sich Peter herumgetrieben hat? die letzten beiden Jahre."

Der Anwerber schaute nach unten.

Peters Blick folgte ihm. Er sah auf seine Schuhe, die von Weidenruten notdürftig zusammengehalten wurden. "Ich bin gerade zu Fuß über die Alpen gekommen." Das war schon fast zuviel an Information. Hoffentlich dachte der Anwerber nicht, Hagendorf hätte sich unterwegs die Pest geholt.

"Hier unterschreiben. Du gehörst jetzt zur Kompanie von Hans Heinrich Küllmann im Regiment von Gottfried Heinrich zu Pappenheim. Nimm das Laufgeld, kauf dir ein Paar ordentliche Schuhe und geh mit den anderen nach Müllheim."

*

"... von da aus sind wir auf den Musterplatz gezogen, in die obere Markgrafschaft Baden. Dort im Quartier gelegen, gefressen und gesoffen, dass es gut heißt."
– Tagebuch von Peter Hagendorf

I

Magdeburg
20. Mai 1631

Seit der Morgendämmerung brüllten die schweren Geschütze. Magdeburg sollte heute fallen. Peter wartete in den Reihen seiner Kompanie auf den Befehl Pappenheims, blickte nach links und rechts, ob irgendwo einer seiner Leute aus dem Glied rennen wollte.

Er umfasste seinen Säbel und seine Pistole. Keine Piken und keine Musketen heute. In einem Häuserkampf halfen die nicht wirklich. Und ein Häuserkampf stand ihnen heute bevor.

Endlich konnte er zum ersten Mal < doppelt gemoppelt sein richtiges Stück vom Kuchen abbekommen, seit er sich vor vier Jahren bei Pappenheim < für mein Gefühl an der Stelle überflüssig, die Anwerbeszene hat man ja noch gut im Gedächtnis verpflichtet hatte. Was ihm und seinen Kameraden an Sold zustand — wenn sie es überhaupt bekamen — konnte manchmal noch nicht einmal das Brot und das Bier bezahlen, von dem sie lebten, geschweige denn die Bedürfnisse ihrer Familien, die im Tross hinter der Armee herzogen.

Bei der Belagerung von Wolfenbüttel war seine Frau Anna erkrankt und er hatte sie gepflegt — die ganzen achtzehn Wochen, während das Wasser hinter dem schnell gebauten Damm immer weiter stieg. Als die Stadt endlich an Weihnachten 1627 absoff, hatten es die Bürger viel zu eilig, sich zu ergeben, um einer Plünderung zu entgehen. Die ganze Zeit bestand für ihn nie eine Chance < modern auf einen Nebenverdienst.

Die nächsten drei Jahre hatten dann aus Marschieren und Warten. Warten und Marschieren bestanden. Von Baden nach Hamburg, von Stralsund nach Wiesbaden, nach Paderborn und letztendlich nach Magdeburg. für mein Gefühl sind diese beiden Absätze eine Rückblende, die du mit einer Klammer aus Plusquamperfekt versehen solltest.

Und immer der gleiche Kampf um Essen und Kleidung, für ihn selbst, seine Frau — ganz besonders während ihrer drei Schwangerschaften — und um Geld für das Begräbnis seines Sohnes und das seiner ersten Tochter. Seine zweite, Elisabeth, war schon wieder krank. Wenn er genug Gold aus Magdeburg mitbrachte, konnte er einen guten Arzt bezahlen. < hier fehlen mir Peters Emotionen. Was fühlt er, wenn er seiner Frau nicht genügend zu essen mitbringen kann? Welches Gedanken gehen in seinem Kopf herum, wenn sie hungern muss, obwohl sie seine Kinder trägt? Welches Gefühl ergreift ihn, wenn er an seine gestorbenen Kinder denkt? Welche Befürchtungen hegt er ob der Krankheit seiner Jüngsten? Er mag seine Gefühle nicht seinem Tagebuch anvertraut haben. Weil es nicht der Zeit entsprach und weil es vielleicht Schleusen geöffnet hätte, die er nie mehr zu schließen in der Lage gewesen wäre. Aber wenn er kein Autist war, dann fühlte er dabei etwas.
Setze die Zitronenpresse an, just to please me Wink


Und dazu hatte er heute sicher die Gelegenheit. Die Magdeburger Fettärsche hatten sich geweigert zu kapitulieren, versuchten stattdessen Zeit zu gewinnen, bis die Schweden eintrafen. Aber da hatten sie sich verrechnet. Tilly hatte die Stadt und ihre Einwohner für vogelfrei erklärt. Und die Männer von Pappenheims Regiment durften als erste in die Stadt.

Der geplante Zeitpunkt für den Angriff war schon verstrichen. Die Kompanie wartete ungeduldig hinter den vordersten Schanzen, die Waffen in den Händen, die Bäuche leer von Essen, aber voller Wut über die Ereignisse der letzten Wochen. Peters Kompanie hatte nacheinander zwei Hauptleute im Abwehrfeuer verloren; der dritte war schon vor Dienstantritt desertiert, also führte kein Hauptmann die Kompanie derzeit an.

Diese Magdeburger würden nun den Denkzettel für ihre Sturheit bekommen. Die Tatsache, dass Peter vor mehr als dreißig Jahren nur zwei Tagereisen von hier geboren war, änderte nichts daran. Von irgendetwas musste der Mensch ja leben.

Sein großer Tag war angebrochen. Dies war die Stunde < welche? . Und da kam endlich das erhoffte Zeichen!

Die Trommler schlugen das Kommando, das Regiment begann seinen Marsch. Zuerst langsam, aber als sie bemerkten, dass sich ihnen niemand in den Weg stellte, beschleunigte die erste Reihe ihre Schritte mehr und mehr.

Zu dem Zeitpunkt, als sie das zertrümmerte Tor erreichten, rannten sie fast. Peter verlor seinen Platz in der ersten Reihe, als sie sich durch die Bresche in der Stadtmauer zwängten. Aber die Kameraden vor ihm stürmten gleich in die Häuser zur Rechten und zur Linken, hackten auf Türen und Menschen gleichermaßen ein, während er seine Männer weiterwinkte, hin zu einem lukrativeren Ziel.

Die Häuser der reichen Patrizier in der Neustadt.

Nächste Gasse links, dann rechts. Peter konnte schon die sauberen weiß-verputzten Häuser hinter dem offenstehenden Neustädter Tor sehen.

Ein Blitz. Er blickte hoch und sah nur eine Rauchwolke. Ein Tritt wie von einem Pferd brannte sich in seinen Bauch. Er stolperte. Ein zweiter Tritt traf ihn unter seiner Achsel.

Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Statt dessen würde mir das hier in Anlehnung an deine erste Version besser gefallen: Dann wurde seine Welt dunkel.

*

"Nachher bin ich in das Lager geführt worden, verbunden, denn einmal bin ich durch den Bauch vorne durchgeschossen worden, zum andern durch beide Achseln, so dass die Kugel ist in dem Hemd gelegen."
– Tagebuch von Peter Hagendorf

*

Peter wurde davon wach, dass man ihn auf eine Karre warf. Jemand drückte mit einer Hand auf seinen Bauch.

"Er lebt", hörte er. "Bringt ihn zum Feldscher." Dann wieder Schwärze.

Als nächstes spürte er, wie seine Arme auf seinen Rücken gezerrt wurden.

Heißer Schmerz durchzuckte ihn. "Was?", schrie er. < kann er schreien mit seinen Verletzungen?

"Sei ruhig", sagte jemand zu ihm. "Ich muss diese Kugel aus deinem Bauch holen."

Seine Hände wurden auf den Rücken gefesselt. Der Feldscher kam mit einer langen Zange an, die sich wie glühend in Peters Bauch bohrte. < Zitronenpresse, please. Beschreibe seine Schmerzen, Gefühle.

Wieder wurde ihm schwarz vor Augen.

****

Als Peter erneut aufwachte, lag er auf dem Rücken. Die Silhouette vor dem Zeltausgang kam ihm bekannt vor.

"Anna", stöhnte er und versuchte aufzustehen. < was fühlt er?

Seine Frau drehte sich um und kam näher. "Bleib um Himmels Willen liegen!", befahl sie und drückte seine Schultern nach unten. "Du bist halb tot. Beweg dich nicht, oder du verblutest."

"Ich sterbe ja sowieso", keuchte er. < wie fühlt sich die Berührung seiner Frau an? Was denkt er?

"Nicht, wenn du meinen Anweisungen gehorchst. Ich lasse Elisabeth bei dir und gehe mehr Verbandszeug holen. Bleib da!"

Sie legte seine kranke Tochter neben ihn und verließ das Zelt. < was hat denn die Tochter für eine Krankheit? Wie alt ist sie? Und ich weiß nicht, ich hab drei Kinder, aber die konnte man - abgesehen von der allerersten Säuglingszeit - nicht irgendwo hinlegen und die blieben da mucksmäuschenstill liegen.

Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit verging, bevor sich die Zeltklappe wieder öffnete und ihn aus seinem Halbschlaf weckte.

Anna schleppte einen riesigen Weinkrug und trug ein Bündel auf dem Rücken. Eine alte Frau folgte ihr mit einem Bündel Stoff in den Armen.

"Das ist Margarethe", sagte Anna. "Sie hat mir geholfen, Verbandszeug zu finden."

Ihre Stimme zitterte. "Was ist los?" < hier habe ich keine Ahnung, wer spricht. Margarethe? Weil ihre Stimme zitterte? Aber warum fragt sie, was los ist?

Anna wandte sich ihm zu, und er sah Besorgnis in ihrem Gesicht. "Magdeburg steht in Flammen", sagte sie tonlos. "Sie haben die Häuser in Brand gesteckt, aus denen die Heckenschützen auf euch geschossen haben; und jetzt brennt die ganze Stadt." < was sind seine Gedanken, als er das hört?

Plötzlich schluchzte sie. "Sie bringen jeden um. Männer, Frauen und Kinder. Die Straßen liegen voller Leichen." < was sind seine Gedanken, als er das hört?

Peter versuchte sich aufzurichten; er wollte sie trösten. Aber sobald er den Kopf anhob, wurde es wieder schwarz um ihn.

****

Am selben Abend besuchten ihn seine Kameraden. Der Rest der Kompanie hatte mehr Glück als er, nur wenige Männer hatten ihr Leben verloren oder waren verwundet worden.

Und sie hatten den großen Tag erlebt, konnten also auch der einzigen Person Almosen geben, die das nicht hatte. Verglichen mit den Reichtümern, die sie aus der Stadt geschleppt hatten, handelte es sich wirklich nur Almosen. Aber zusammen mit dem Wein, der Kleidung und den anderen Dingen, die Anna in der Stadt gefunden hatte, war es wenigstens die Anstrengung wert. < viele Wortwiederholungen in diesem Absatz

*

"Ist mir doch von Herzen leid gewesen, dass die Stadt so schrecklich gebrannt hat, wegen der schönen Stadt und weil es mein Vaterland ist."
– Tagebuch von Peter Hagendorf

*


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Rainer Prem
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Beitrag24.06.2014 11:12

von Rainer Prem
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Hallo,

bibiro hat Folgendes geschrieben:
Mir sind ein paar Sachen aufgefallen.

Ein "paar" Sachen? Ich sehe mal wieder, dass ich noch viel zu lernen habe. Sad

Dass das erste - so kurze - Kapitel aus der Sicht des Anwerbers ist, der ja wohl nie mehr in deinem Text auftaucht, gefällt mir nicht.

Dann natürlich Peters körperliche Merkmale aufzuzählen, die er ja kennt, klingt für mich dann aber etwas unbeholfen. Ist das im deutschen Regelsatz besser als eine andere Perspektive? Wenn ja, muss ich mich wohl dran gewöhnen.

Und ich vermute mal - im Hinblick auf eine andere Geschichte, die ich gerade schreibe - es ist auch "böse", irgendwelche hervorstechenden Merkmale, wie z. B. schwarze Hautfarbe, nicht sehr bald zu erzählen.


Und ich vermisse Informationen, was in den drei Jahren passiert ist.

Eigentlich besteht die ganze Geschichte ja aus einzelnen Episoden bis hin zum Finale. Ich persönlich war schon mit zehn Jahren genervt dass Karl May zwischen zwei Action-Szenen immer ellenlange Übergänge hatte. Wenn das allerdings guter Stil ist, solche Teile einzufügen, muss ich mich natürlich dran gewöhnen. Andernfalls müsste ich das ja zu Beginn der Magdeburg-Episode auch noch erwähnen.

Was ist besser?


Hat Peter da seine Frau kennengelernt und geheiratet, oder war die schon mit ihm in Italien und war bei der Anwerbung dabei?

Ersteres. Wenn das das Einzige ist, was fehlt, dann reicht ja ein Nebensatz.

Ich hoffe, du kannst etwas für dich verwenden.


Ich werde ganz bestimmt sehr viel davon verwenden.

Danke für die Mühe
Rainer
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bibiro
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Beitrag24.06.2014 11:37

von bibiro
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Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
Hallo,

bibiro hat Folgendes geschrieben:
Mir sind ein paar Sachen aufgefallen.

Ein "paar" Sachen? Ich sehe mal wieder, dass ich noch viel zu lernen habe. Sad


Nein, das ist gar nicht viel. Ehrlich. Frag mal die Leute, deren Betaleser ich bin Wink

Zitat:
Dass das erste - so kurze - Kapitel aus der Sicht des Anwerbers ist, der ja wohl nie mehr in deinem Text auftaucht, gefällt mir nicht.

Dann natürlich Peters körperliche Merkmale aufzuzählen, die er ja kennt, klingt für mich dann aber etwas unbeholfen. Ist das im deutschen Regelsatz besser als eine andere Perspektive? Wenn ja, muss ich mich wohl dran gewöhnen.

Und ich vermute mal - im Hinblick auf eine andere Geschichte, die ich gerade schreibe - es ist auch "böse", irgendwelche hervorstechenden Merkmale, wie z. B. schwarze Hautfarbe, nicht sehr bald zu erzählen.


Also ich habe nur deine Informationen genommen und sie verschoben, so dass sie in die Perspektive von Peter passen.

Meiner Meinung nach kannst du das mittelgroß, muskulös aber gerne streichen.

Was anderes wäre es, wenn er irgendeine hervorstechende Körpereigenschaft hätte - hünenhaft, zwergenwüchsig, fettleibig, spindeldürr, rotschöpfig, säufernasig.
Mittelmäßigkeit benötigt für mein Dafürhalten keine Beschreibung - im Gegenteil, dann denkt sich der Leser vielleicht eher in Peter hinein? Indem er ihm seine eigene Statur gibt?
Müsstest du einen Mann fragen. Wink

Zitat:
Und ich vermisse Informationen, was in den drei Jahren passiert ist.

Eigentlich besteht die ganze Geschichte ja aus einzelnen Episoden bis hin zum Finale. Ich persönlich war schon mit zehn Jahren genervt dass Karl May zwischen zwei Action-Szenen immer ellenlange Übergänge hatte. Wenn das allerdings guter Stil ist, solche Teile einzufügen, muss ich mich natürlich dran gewöhnen. Andernfalls müsste ich das ja zu Beginn der Magdeburg-Episode auch noch erwähnen.

Was ist besser?


Hat Peter da seine Frau kennengelernt und geheiratet, oder war die schon mit ihm in Italien und war bei der Anwerbung dabei?

Ersteres. Wenn das das Einzige ist, was fehlt, dann reicht ja ein Nebensatz.


Nein, bitte kein Karl May Razz (ich weiß auch nicht, wieso ich den als Mädchen verschlungen habe - hmmm - wahrscheinlich, weil ich meine Hanni und Nanni Bücher schon auswendig konnte und die antiquarischen Wälzer von meinem Papa im Regal herumstanden und mir einfach nur langweilig war?)

Um es klar auszudrücken: Hauptsächlich fehlt mir eine Erwähnung zu seiner Frau und den zwei toten Kindern in - hoppla - vier Jahren. Und dann noch ein lebendiges.
Also gefackelt hat er dann nicht besonders lange.
Frau kennengelernt, geheiratet, geschwängert (oder umgekehrte Reihenfolge?), 9 Monate Schwangerschaft, Kind 1 = Sohn?, wie lang hat es gelebt?, ist sie gleich wieder schwanger geworden?, muss sie ja, sonst haut das mit drei Kindern in vier Jahren nicht hin.

Also das ist eine Entwicklung des ausgehenden Mittelalters, der frühen Neuzeit gewesen, die wirklich schrecklich war.
Die rudimentären Kenntnisse um Empfängnisverhütung gingen verschütt und wurden von der immer mehr ins Privatleben auch der einfachen Bevölkerungsschichten hineinregulierenden Kirche unterdrückt.
Es war wirklich so, dass die armen Frauen damals praktisch ununterbrochen schwanger waren und vielleicht zwei oder drei von den 10 bis 12 Kindern das Erwachsenenalter erlebt haben.

Ich kann mir vorstellen, dass dieser allgegenwärtige Verlust der Kinder die Leute damals unheimlich geprägt hat. Immerhin ist der Tod deines Kindes doch das Schlimmste, was einem Elternteil zustoßen kann.

Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Übermaß an Leid sehr viel erklärt von den spröden Tagebucheinträgen Peters.

Ach ja, und das mit der Abhandlung der Frau in einem Nebensatz - ich will hoffen, dass deine Frau das nicht zu lesen bekommt.
Also wenn mein Mann so einen Satz schreiben würde ... Twisted Evil

Zitat:
Zitat:
Ich hoffe, du kannst etwas für dich verwenden.


Ich werde ganz bestimmt sehr viel davon verwenden.

Danke für die Mühe


Sehr gern geschehen, man merkt ja, dass du mit dem Text arbeitest!

Tolle Zeit, die wirklich sehr schwierig, dunkel und komplex ist - ich bewundere deinen Mut, dich daran zu wagen!
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Rainer Prem
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Beitrag24.06.2014 16:31

von Rainer Prem
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Hallo,

bibiro hat Folgendes geschrieben:

Hat Peter da seine Frau kennengelernt und geheiratet, oder war die schon mit ihm in Italien und war bei der Anwerbung dabei?

Kurze Chronik: Anwerbung am 3. April 1627; geheiratet Anna Stadlerin aus Traunstein am 30.5.; erstes Kind (totgeborener Sohn) *†vor Ostern 1628; Tochter Anna Maria *† 1629; Tochter Elisabeth *1630 †Sommer 1631; Tochter Barbara *†1633; Ehefrau †1633; oo  Anna Maria Buchlerin Januar 1635; Sohn Jürg Martin *†11.November 1635; Quirinius *Februar 1636; usw. Zehn Kinder, nur zwei überlebt.

Um es klar auszudrücken: Hauptsächlich fehlt mir eine Erwähnung zu seiner Frau und den zwei toten Kindern in - hoppla - vier Jahren. Und dann noch ein lebendiges.
Also gefackelt hat er dann nicht besonders lange.
Frau kennengelernt, geheiratet, geschwängert (oder umgekehrte Reihenfolge?), 9 Monate Schwangerschaft, Kind 1 = Sohn?, wie lang hat es gelebt?, ist sie gleich wieder schwanger geworden?, muss sie ja, sonst haut das mit drei Kindern in vier Jahren nicht hin.

Es sind weniger als vier Jahre zwischen Heirat und Geburt des vierten Kindes

Also das ist eine Entwicklung des ausgehenden Mittelalters, der frühen Neuzeit gewesen, die wirklich schrecklich war.
Die rudimentären Kenntnisse um Empfängnisverhütung gingen verschütt und wurden von der immer mehr ins Privatleben auch der einfachen Bevölkerungsschichten hineinregulierenden Kirche unterdrückt.

Also die Kirche hat damit wenig zu tun. Es war grundsätzlich so, dass jeder sehen musste, wie er, wenn er es überlebte, im Alter versorgt wurde. Wenn nicht drohte Armut und Hunger.


Es war wirklich so, dass die armen Frauen damals praktisch ununterbrochen schwanger waren und vielleicht zwei oder drei von den 10 bis 12 Kindern das Erwachsenenalter erlebt haben.

Genau. Übrigens endete für viele Frauen die letzte Schwangerschaft mit ihrem und des Kindes Tod. Auf der anderen Seite, und das ist auch für mich als Mann schwer zu verstehen, waren sich Frauen damals durchweg ihrer Rolle bewusst. Die rechtliche Eigentümerschaft des Mannes über die gesamte Familie war noch nicht lange abgeschafft. Frauen waren stolz darauf, ihrem Mann viele Kinder geschenkt zu haben, und der Tod von vier Fünfteln davon war zwangsläufig.

Ich kann mir vorstellen, dass dieser allgegenwärtige Verlust der Kinder die Leute damals unheimlich geprägt hat. Immerhin ist der Tod deines Kindes doch das Schlimmste, was einem Elternteil zustoßen kann.

Ich habe keine Ahnung. Ich weiß auch nicht, wie es sich anfühlt, wenn ein Kind nach dem anderen stirbt. Eine solche Geschichte könnte ich gewiss nicht schreiben.

Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Übermaß an Leid sehr viel erklärt von den spröden Tagebucheinträgen Peters.

Ach ja, und das mit der Abhandlung der Frau in einem Nebensatz - ich will hoffen, dass deine Frau das nicht zu lesen bekommt.
Also wenn mein Mann so einen Satz schreiben würde ... Twisted Evil

Upps, habe ich das so formuliert? Also zum einen dachte ich an "wo er seine Frau kennenlernte und gleich heiratete" zu anderen kriegen Anna und Maria zum Ende der Geschichte noch eine größere Rolle. Nur ein Hinweis: ab Ingolstadt ist Peters Geschichte nicht mehr historisch - seine Rolle bei der Schlacht am Lech war es schon nicht.


Tolle Zeit, die wirklich sehr schwierig, dunkel und komplex ist - ich bewundere deinen Mut, dich daran zu wagen!


Es war eine sehr interessante Zeit. Dunkel, ja, allerdings hauptsächlich die Jahre zwischen 1635 und 1645. Auf der anderen Seite prägend für Deutschland. Hätten die Schweden in Breitenfeld verloren, wäre wahrscheinlich ganz Deutschland wieder katholisch geworden.

Es war auch die Geburtszeit moderner Bildung. Es gab gerade die ersten Schulbücher, kurz darauf wurde die Schulpflicht eingeführt. Es lebten da solche Leute wie die Mathematiker Blaise Pascal und Pierre de Fermat. Johann Rudolf Glauber, der Urvater der modernen Chemie. Johann Gerhardt, das Schwergewicht der Lutherischen Theologie, Paul Gerhardt, mit den ewig langen Gesangbuchliedern.

Und vor allem die Geburtsstunde der modernen Literatur: Miguel de Cervantes war 1616 gestorben, sein Don Quixote war der erste richtige internationale Bestseller aller Zeiten. Matthäus Merian Vater und Sohn begründeten den Journalismus, Jacob Grimmelshausen schrieb kurz danach den ersten deutschen Bestseller.

Leider war es auch die Geburtszeit von Preußen, was die Geschichte Deutschlands noch nachhaltiger beeinflusst hat.

Eines war die Zeit sicher nicht: langweilig.

Grüße
Rainer
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bibiro
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Beitrag24.06.2014 17:51

von bibiro
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Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:

Also das ist eine Entwicklung des ausgehenden Mittelalters, der frühen Neuzeit gewesen, die wirklich schrecklich war.
Die rudimentären Kenntnisse um Empfängnisverhütung gingen verschütt und wurden von der immer mehr ins Privatleben auch der einfachen Bevölkerungsschichten hineinregulierenden Kirche unterdrückt.

Also die Kirche hat damit wenig zu tun. Es war grundsätzlich so, dass jeder sehen musste, wie er, wenn er es überlebte, im Alter versorgt wurde. Wenn nicht drohte Armut und Hunger.


Nun ja, die Frage ist in wie weit ist es ein sinnvoller Einsatz der Ressource "Frau" (unten erwähnst du ja die rechtliche Eigentümerschaft des Mannes) wenn eine Frau in zehn Jahren ebenso viele Kinder gebiert (oder im Falle deines Peters zwei Ehefrauen in ebenso vielen Jahren) - damit am Ende die zwei, drei Kinder überlebt haben, durch die der Erhalt der Eltern im Alter gesichert war?
Wenn man sich von unserer europäischen Vergangenheit löst und Soziologen wie Sarah Blaffer Hrdy zumindest literarisch bei ihren Forschungen und Feldstudien folgt, dann wird klar, dass das Modell des europäischen (Hoch)Mittelalters und früher bis mittlerer Neuzeit eben nicht jenes ist, das anderswo praktiziert wird.
Soziologen schauen dann z. B. auf archaische Kulturen, Sammler- und Jägergesellschaften, wie sie an den Randgebieten der zivilisierten Welt überdauert haben.

Und dort ist es eben mitnichten so, dass das Erwachsenenalter einer verheirateten Frau aus einer endlosen Aneinanderreihung von Schwangerschaften besteht.
Vielmehr kommen die Frauen dort nur alle drei bis vier Jahre nieder.
Dies liegt einerseits daran, dass dort die Kinder bis in dieses Alter wirklich ununterbrochen an der Brust saugen, und dieser Reiz löst, wenn er mindestens alle zwei Stunden (auch nachts!) ausgeübt wird, eine Hormonausschüttung aus, die einen Eisprung verhindert.

Die Überlebenschancen des einzelnen Kindes sind ungleich höher wenn es a) so lange gestillt wird und b) der Körper der Mutter nicht durch die rasche Folge der Schwangerschaften ausgelaugt wird.

Außerdem gab es - wenn auch rudimentäre - Methoden zur Empfängnisverhütung, wie sie zum Beispiel aus frühmittelalterlichen Niederschriften in Klöstern überliefert sind.

Sicherlich hat ein Gutteil der Ausbeutung der "Ressource Frau" durch häufige Schwangerschaften sehr viel mit patriarchalen Strukturen zu tun, die insbesondere mit der Erfindung von Privatbesitz im Zuge der neolithischen Revolution sich ausgebreitet haben.
Verstärkend kam hinzu, dass diese patriarchalen Besitzstrukturen im Zuge ihrer Ausbreitung durch ebensolche Religionen flankiert wurden. Und dazu gehört eben auch das Christentum. Der katholische Marienkult ist gewissermaßen ein ganz dezenter Nachhall auf frühere Muttergottheiten und wenn man ganz ketzerisch sein möchte, kann man durchaus feststellen, dass es in Sachen Frauenrechte mit Ende des Mittelalters und Beginn der Neuzeit erst richtig dunkel wurde.

Zitat:
Es war wirklich so, dass die armen Frauen damals praktisch ununterbrochen schwanger waren und vielleicht zwei oder drei von den 10 bis 12 Kindern das Erwachsenenalter erlebt haben.

Genau. Übrigens endete für viele Frauen die letzte Schwangerschaft mit ihrem und des Kindes Tod. Auf der anderen Seite, und das ist auch für mich als Mann schwer zu verstehen, waren sich Frauen damals durchweg ihrer Rolle bewusst. Die rechtliche Eigentümerschaft des Mannes über die gesamte Familie war noch nicht lange abgeschafft. Frauen waren stolz darauf, ihrem Mann viele Kinder geschenkt zu haben, und der Tod von vier Fünfteln davon war zwangsläufig.


Der Tod war eben nicht zwangsläufig - nur landeten die Frauen, die um Methoden wussten, wie frau dem entging, nicht selten als Hexen.
Zur Frage, wie Frauen zu diesem Komplex gestanden haben, gab es übrigens 2012 oder 2013 eine sehr interessante Sonderausstellung im Hohenloher Freilichtmuseum in Wackershofen. Da gibt es bestimmt noch Begleitliteratur zu. Wirklich sehr, sehr eindrücklich.

Zitat:
Ich kann mir vorstellen, dass dieser allgegenwärtige Verlust der Kinder die Leute damals unheimlich geprägt hat. Immerhin ist der Tod deines Kindes doch das Schlimmste, was einem Elternteil zustoßen kann.

Ich habe keine Ahnung. Ich weiß auch nicht, wie es sich anfühlt, wenn ein Kind nach dem anderen stirbt. Eine solche Geschichte könnte ich gewiss nicht schreiben.


Aber du schreibst über Peter, und der hat das erlebt.
Das muss doch Spuren an ihm hinterlassen haben, frage ich mich.

Zitat:
Es war auch die Geburtszeit moderner Bildung. Es gab gerade die ersten Schulbücher, kurz darauf wurde die Schulpflicht eingeführt. Es lebten da solche Leute wie die Mathematiker Blaise Pascal und Pierre de Fermat. Johann Rudolf Glauber, der Urvater der modernen Chemie. Johann Gerhardt, das Schwergewicht der Lutherischen Theologie, Paul Gerhardt, mit den ewig langen Gesangbuchliedern.


A propos Paul Gerhardt, ich bin da über einen historischen Roman gestolpert, der ihn aus Sicht seiner Frau schildert, ich weiß ja nicht, in wie weit der authentisch ist, aber da ist nicht viel von "geh aus, mein Herz, und suche Freud" zu finden. Eher im Gegenteil Shocked
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Rainer Prem
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Beitrag24.06.2014 19:11

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

bibiro hat Folgendes geschrieben:


Nun ja, die Frage ist in wie weit ist es ein sinnvoller Einsatz der Ressource "Frau" (unten erwähnst du ja die rechtliche Eigentümerschaft des Mannes) wenn eine Frau in zehn Jahren ebenso viele Kinder gebiert (oder im Falle deines Peters zwei Ehefrauen in ebenso vielen Jahren) - damit am Ende die zwei, drei Kinder überlebt haben, durch die der Erhalt der Eltern im Alter gesichert war?
Wenn man sich von unserer europäischen Vergangenheit löst und Soziologen wie Sarah Blaffer Hrdy zumindest literarisch bei ihren Forschungen und Feldstudien folgt, dann wird klar, dass das Modell des europäischen (Hoch)Mittelalters und früher bis mittlerer Neuzeit eben nicht jenes ist, das anderswo praktiziert wird.
Soziologen schauen dann z. B. auf archaische Kulturen, Sammler- und Jägergesellschaften, wie sie an den Randgebieten der zivilisierten Welt überdauert haben.

Und dort ist es eben mitnichten so, dass das Erwachsenenalter einer verheirateten Frau aus einer endlosen Aneinanderreihung von Schwangerschaften besteht.
Vielmehr kommen die Frauen dort nur alle drei bis vier Jahre nieder.
Dies liegt einerseits daran, dass dort die Kinder bis in dieses Alter wirklich ununterbrochen an der Brust saugen, und dieser Reiz löst, wenn er mindestens alle zwei Stunden (auch nachts!) ausgeübt wird, eine Hormonausschüttung aus, die einen Eisprung verhindert.

Genau das habe ich vor einer Stunde bei Fernand Braudel, Sozialgeschichte des 15. - 18. Jahrhunderts, auch gelesen.

Die Überlebenschancen des einzelnen Kindes sind ungleich höher wenn es a) so lange gestillt wird und b) der Körper der Mutter nicht durch die rasche Folge der Schwangerschaften ausgelaugt wird.

Und er begründet damit, warum die Ureinwohner von Amerika es nach den Überfällen der Spanier und den Pockenepidemien des 16. Jh. es nicht mehr geschafft haben, ihre Anzahl wiederherzustellen, während die Europäer jede Pestepidemie nach einer Generation wieder ausgeglichen hatten. Zwei Seiten einer Medaille. Es gab ja schließlich auch Frauen, die zehn von zwölf Kinder durchgebracht haben: de.wikipedia.org/wiki/Dorothea_Maria_von_Anhalt

Oder neun von achtzehn: de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Sophia_von_Sachsen-Altenburg


Außerdem gab es - wenn auch rudimentäre - Methoden zur Empfängnisverhütung, wie sie zum Beispiel aus frühmittelalterlichen Niederschriften in Klöstern überliefert sind.

Sicherlich hat ein Gutteil der Ausbeutung der "Ressource Frau" durch häufige Schwangerschaften sehr viel mit patriarchalen Strukturen zu tun, die insbesondere mit der Erfindung von Privatbesitz im Zuge der neolithischen Revolution sich ausgebreitet haben.
Verstärkend kam hinzu, dass diese patriarchalen Besitzstrukturen im Zuge ihrer Ausbreitung durch ebensolche Religionen flankiert wurden. Und dazu gehört eben auch das Christentum. Der katholische Marienkult ist gewissermaßen ein ganz dezenter Nachhall auf frühere Muttergottheiten und wenn man ganz ketzerisch sein möchte, kann man durchaus feststellen, dass es in Sachen Frauenrechte mit Ende des Mittelalters und Beginn der Neuzeit erst richtig dunkel wurde.

Da hörst du von mir keinen Widerspruch.

Zitat:
Es war wirklich so, dass die armen Frauen damals praktisch ununterbrochen schwanger waren und vielleicht zwei oder drei von den 10 bis 12 Kindern das Erwachsenenalter erlebt haben.

Genau. Übrigens endete für viele Frauen die letzte Schwangerschaft mit ihrem und des Kindes Tod. Auf der anderen Seite, und das ist auch für mich als Mann schwer zu verstehen, waren sich Frauen damals durchweg ihrer Rolle bewusst. Die rechtliche Eigentümerschaft des Mannes über die gesamte Familie war noch nicht lange abgeschafft. Frauen waren stolz darauf, ihrem Mann viele Kinder geschenkt zu haben, und der Tod von vier Fünfteln davon war zwangsläufig.


Der Tod war eben nicht zwangsläufig - nur landeten die Frauen, die um Methoden wussten, wie frau dem entging, nicht selten als Hexen.

Ich habe ja auch nur "viele Frauen" gesagt. Es sind auch Frauen alt geworden. Das lag aber (wage ich mal zu behaupten) weniger an ihrem Wissen, sondern dass sie halt weniger Komplikationen in der Schwangerschaft hatten. Meine Frau wäre hundertprozentig damals gestorben, und mein Sohn mit. Wenn man heute fast nichts gegen Schwangerschaftsvergiftung tun kann, und mein Sohn nur mit Saugglocke überlebt hat, hätte ihr auch "Hexenwissen" nichts genutzt.

Zur Frage, wie Frauen zu diesem Komplex gestanden haben, gab es übrigens 2012 oder 2013 eine sehr interessante Sonderausstellung im Hohenloher Freilichtmuseum in Wackershofen. Da gibt es bestimmt noch Begleitliteratur zu. Wirklich sehr, sehr eindrücklich.

Zitat:
Ich kann mir vorstellen, dass dieser allgegenwärtige Verlust der Kinder die Leute damals unheimlich geprägt hat. Immerhin ist der Tod deines Kindes doch das Schlimmste, was einem Elternteil zustoßen kann.

Ich habe keine Ahnung. Ich weiß auch nicht, wie es sich anfühlt, wenn ein Kind nach dem anderen stirbt. Eine solche Geschichte könnte ich gewiss nicht schreiben.


Aber du schreibst über Peter, und der hat das erlebt.
Das muss doch Spuren an ihm hinterlassen haben, frage ich mich.

Bestimmt. Nur leider ist es in seinem Tagebuch so, dass er es einfach wortkarg auflistet:
Den 11. November ist mein Weib eines Kindes genesen. Ist gleich getauft worden. Sein Name ist gewesen Jürg Martin, hat gelebt 24 Stunden. Gott gebe ihm eine fröhliche Auferstehung.
Das wars. Den letzten Satz schreibt er bei jedem Todesfall. Das hilft mir nicht sehr viel.

Zitat:
Es war auch die Geburtszeit moderner Bildung. Es gab gerade die ersten Schulbücher, kurz darauf wurde die Schulpflicht eingeführt. Es lebten da solche Leute wie die Mathematiker Blaise Pascal und Pierre de Fermat. Johann Rudolf Glauber, der Urvater der modernen Chemie. Johann Gerhardt, das Schwergewicht der Lutherischen Theologie, Paul Gerhardt, mit den ewig langen Gesangbuchliedern.


A propos Paul Gerhardt, ich bin da über einen historischen Roman gestolpert, der ihn aus Sicht seiner Frau schildert, ich weiß ja nicht, in wie weit der authentisch ist, aber da ist nicht viel von "geh aus, mein Herz, und suche Freud" zu finden. Eher im Gegenteil Shocked

Titel, Autor? Bieettee!



Grüße
Rainer
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Beitrag24.06.2014 21:08

von bibiro
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Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
Und er begründet damit, warum die Ureinwohner von Amerika es nach den Überfällen der Spanier und den Pockenepidemien des 16. Jh. es nicht mehr geschafft haben, ihre Anzahl wiederherzustellen, während die Europäer jede Pestepidemie nach einer Generation wieder ausgeglichen hatten. Zwei Seiten einer Medaille. Es gab ja schließlich auch Frauen, die zehn von zwölf Kinder durchgebracht haben: de.wikipedia.org/wiki/Dorothea_Maria_von_Anhalt

Oder neun von achtzehn: de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Sophia_von_Sachsen-Altenburg


Das sind absolute Ausnahmen und nicht die Regel gewesen.

Zitat:
Ich habe ja auch nur "viele Frauen" gesagt. Es sind auch Frauen alt geworden. Das lag aber (wage ich mal zu behaupten) weniger an ihrem Wissen, sondern dass sie halt weniger Komplikationen in der Schwangerschaft hatten. Meine Frau wäre hundertprozentig damals gestorben, und mein Sohn mit. Wenn man heute fast nichts gegen Schwangerschaftsvergiftung tun kann, und mein Sohn nur mit Saugglocke überlebt hat, hätte ihr auch "Hexenwissen" nichts genutzt.

Bestimmt. Nur leider ist es in seinem Tagebuch so, dass er es einfach wortkarg auflistet:
Den 11. November ist mein Weib eines Kindes genesen. Ist gleich getauft worden. Sein Name ist gewesen Jürg Martin, hat gelebt 24 Stunden. Gott gebe ihm eine fröhliche Auferstehung.
Das wars. Den letzten Satz schreibt er bei jedem Todesfall. Das hilft mir nicht sehr viel.


Das ist eben deine Kunst als Autor.

Du musst dich quasi vampirmäßig selbst anzapfen, was die Gefühle anbelangt.

Immerhin bist du im Vorteil, dass du selbst schon einmal erlebt hast, wie es ist, um seine Frau und sein Kind zu bangen (und es ist wunderbar, dass die heutige Medizin deine Frau und dein Kind gerettet haben).

Im Laufe der Jahrhunderte, Jahrtausende hat sich vieles geändert - aber eines nicht: Das Gefühlsempfinden der Menschen.

Also zumindest glaube ich das.

Vielleicht ist es beim fünften Kind, das stirbt, weniger schlimm als beim ersten? Keine Ahnung. Aber das erste und das zweite und das dritte - diese Todesfälle werden die Menschen dieser Zeit als ebenso schmerzlich und bedrückend empfunden haben wie heute.

Ja, und sehr viel lief damals eben über den Glauben - das musst du dann zu deiner eigenen Erfahrung hinzuerfinden.

Zitat:
Titel, Autor? Bieettee!


Bittesehr: Petra Roeder, Die Frau des Liederdichters - Aus dem Leben von Anna Maria Gerhardt, Verlag Jörg Dendl
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Beitrag24.06.2014 21:43

von Rainer Prem
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bibiro hat Folgendes geschrieben:
Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:

Bestimmt. Nur leider ist es in seinem Tagebuch so, dass er es einfach wortkarg auflistet:
Den 11. November ist mein Weib eines Kindes genesen. Ist gleich getauft worden. Sein Name ist gewesen Jürg Martin, hat gelebt 24 Stunden. Gott gebe ihm eine fröhliche Auferstehung.
Das wars. Den letzten Satz schreibt er bei jedem Todesfall. Das hilft mir nicht sehr viel.


Das ist eben deine Kunst als Autor.

Du musst dich quasi vampirmäßig selbst anzapfen, was die Gefühle anbelangt.

Upps. Mal schauen, wie viel Herzblut kommt...

Bittesehr: Petra Roeder, Die Frau des Liederdichters - Aus dem Leben von Anna Maria Gerhardt, Verlag Jörg Dendl

Danke. Ich sehe gerade, die Frau ist 1622 geboren. In unserer neuen Zeitlinie ist sie gerade mal vierzehn. Etwas zu jung zum Heiraten...



Grüße
Rainer
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