Die Liebe in den Tagen wackelnder Tische

[HerbertH]

Ich liebe Dich, keine Bange, nicht zu lange, aber lang genug,
ein wenig länger noch, als Du dachtest, ehrlich, unverstellt,
unkend mal, mal Liedchen singend,
vielleicht erzähl ich Dir eine Story, oder Du mir,
das wäre auch schön, wenn ich mich darauf einlasse,
wie Du da sitzt, mit überschlagenen Beinen,
mich anstarrst oder mir zuzwinkerst,
voller Gerüche, Bratkartoffeln manchmal, manchmal Oleander,
und wie Du Dir im Spiegel über die Schulter blickst,
als wärst Du ein wenig selbstverliebt,
gierig auf Anerkennung, und doch furchtsam
wegen all der Blicke auf Dich, die Dich verletzen könnten
mit grausamen Fantasien, oder Dich zum Fliegen bringen,
sei es geworfen in den Wind,
sei es in die Ecke geschleudert....



Ach, ich liebe Dich immer noch ein wenig,
Dich Text, ja Dich ...

[firstoffertio]

Der Titel erinnert an Marquez' Roman.

Deinen Text, dein Gedicht, darunter gefallt mir sehr.

Weil er so andersrum funktioniert. Die Bilder, wenn ich sie mit Texten verbinde, sind überraschend und anregend.

Und zum Schluss stelle ich mir einen Tisch mit vielen Büchern und Papierstapeln vor, dem einige davon unter ein, zwei Beine geschoben werden müssten, damit er aufhört zu wackeln.

[HerbertH]

Hallo firstoffertio,

erst heute komme ich dazu, Dir für Deinen Kommentar zu danken. Es freut mich sehr, dass diese lyrische Prosa Dein Gefallen gefunden hat. Es ist ein Spiel, der Versuch, etwas durch eine andere Brille zu sehen. Ich war mir nicht sicher, dass es funktioniert ... Der Titel kam übrigens aus dem Bauch heraus, ganz zum Schluss.

Liebe Grüße

Herbert

[Blübbi]

Ich muss sagen, ich bin eigentlich kein Fan von Gedichten. Aber deines hat mir echt gut gefallen. Es besitzt eine eigentümliche Leichtigkeit, die dem Ganzen eine seltene Authentizität verleiht. Oftmals hat man (oder ich) bei Gedichten das Gefühl, der Autor versucht ihnen mit aller Gewalt einen tieferen Sinn, eine Relevanz zu verleihen. Da werden dann mit kitschigen Worten und dramatischsten Ausdrücken eine Liebe beschworen, die (wieder einmal) tiefer gar nicht sein könne, du weißt sicher, was ich meine. Das ist hier nicht der Fall. Man gewinnt den Eindruck, die Worte sind einfach aus dir herausgesprudelt und haben aus einem glücklichen Zufall heraus ein schönes Gedicht ergeben. genau das sollte Lyrik vermitteln, finde ich.

Liebe Grüße

[HerbertH]

Hi Blübbi,

ich freue mich ... Denn dieser Text, prosaische lyrik oder lyrische prosa, whatever, ist tatsächlich aus dem Bauch heraus entstanden, mit ganz wenigen Änderungen danach.

Dass Dir dieser Text etwas sagt, das freut mich

Liebe Grüße

Herbert

[Blübbi]

Ich finde es allgemein toll, wenn jemand in Sachen Lyrik was drauf hat. Ich persönlich habe, was Gedichte betrifft, gar kein Talent. :/

[HerbertH]

Lieber Blübbi,

hätte mir jemand vor 10, 12 Jahren gesagt, dass ich mal Gedichte schreibe, hätte ich sehr erstaunt geschaut.

Meine ersten Versuche waren oft ziemlich daneben, aber ich bekam guten Rat und so ging es voran...

Liebe Grüße

Herbert