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Autor |
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niko Eselsohr
Alter: 66 Beiträge: 233 Wohnort: Göttingen
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10.05.2014 15:57 Cento von niko
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Monika Kafka - cento
im auge der sonnenblume
die hure einsamkeit
heimatlos in dunkelzeit
herzgeritzt (für immer!):
krebsgang
wohin aber gehen wir
wenn das leben einen bogen macht
und hinter den worten
die malerin wüsten durchwandert
im bewegten grün
kommst du wieder und wieder
durch mein denken gegangen
dass es mich anrührt
am gate
späte rosen und
eine grashalmmelodie
in moll
und diese stunde
geflutet von
begegnung und abschied
_________________ Ein Gedicht auf dem Hintergrund der Biographie des Autors zu interpretieren ist so, als würde man einem schwimmenden Schiff das Wasser nehmen. (NJK) |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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11.05.2014 23:31
von firstoffertio
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Aufgrund deines Gedichtes habe ich gegoogelt und gelernt, was ein cento ist. Ein Gedicht, das aus lauter Zeilen aus anderen Texten zusammengesetzt ist.
Also im Grunde ein Krebsgang, ein Zurück/Rückwärtsgehen über diese.
Doch dabei Neues erfahren, erleben, ausdrücken, aber auch Altes wieder erleben, -finden.
Zitat: | kommst du wieder und wieder
durch mein denken gegangen
dass es mich anrührt
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Die letzte Strophe macht mir das intuitiv an Jahreszeiten deutlich. Jedes Jahr sind sie neu, aber doch immer wieder gleich. Der Herbst
Zitat: | geflutet von
begegnung und abschied
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Soweit meine Lesart. Und gerne hab ich gelesen.
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niko Eselsohr
Alter: 66 Beiträge: 233 Wohnort: Göttingen
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13.05.2014 19:57
von niko
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hi,
danke für deinen kommentar!
ja ein cento ist für mich immer etwas besonderes. zum einen, weil es eine nette sache ist, wortpuzzles zusammenzusetzen, zum anderen aber auch, weil ich darüber hinaus auch versuchen möchte, ein bild zu zeichnen.
hier geht es trauriger weise um eine schreiberkollegin, monika kafka, deren texte ich sehr schätze, mit der ich mich ausgetauscht habe und sogar gemeinsam gelesen habe. sie ist ende märz - für mich unerwartet und plötzlich - mit nur 52 jahren gestorben. unter diesem eindruck ist der text entstanden.
man kann ihn sicher auch anders lesen, als von mir gedacht. eigentlich finde ich das ohnehin erstrebenswert, wenn gedichte auf verschiedenen ebenen entschlüsselbar sind.
liebe grüße: niko
_________________ Ein Gedicht auf dem Hintergrund der Biographie des Autors zu interpretieren ist so, als würde man einem schwimmenden Schiff das Wasser nehmen. (NJK) |
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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16.05.2014 00:17 aw:MonikaKafka - cento von lilli.vostry
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Hallo Niko,
als ich den Namen Kafka las, dachte ich zunächst an ein skurril-wortverdreherisches Gedicht, das es ja in gewisser Weise auch ist - der Begriff und Gedichtform des Cento ist mir neu. (dachte zuerst an Cent, ein Geldstück, das man auch drehen und wenden kann oder Centauren, diese Mischwesen halb Mensch halb Tier). Und das Cento als Gedicht ist ja, wie ich nun weiß, auch so eine Mischform aus Eigenem und Fremden.
Klingt interessant und auch eine schöne Form, auf diese Weise - den Worten der verstorbenen Dichterkollegin nachsinnend, sie behutsam betrachtend und neu zusammensetzend - ihrer zu gedenken.
Nur zur Umsetzung würde mich interessieren (auch urheberrechtlich): wie frei kann und darf man dabei mit den Zeilen anderer Autoren umgehen im Text selbst? Gibt es dazu verbindliche Richtlinien?
Im Titel ist die Autorin ja genannt und der Hinweis mit dem Cento. Namensennung würde demnach reichen und dann kann man nach Belieben auch mit den Zeilen namhafter Autoren so sprachspielerisch in den eigenen Texten umgehen?
Das hat schon einen gewissen Reiz. Schöne Anregung.
Wo kann man denn weitere solche Cento lesen?
Gute Nacht Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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niko Eselsohr
Alter: 66 Beiträge: 233 Wohnort: Göttingen
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16.05.2014 20:18
von niko
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hallo lilli,
danke für deinen interessanten kommentar! kafka ist natürlich ein riesiger name. aber es gibt - so ich weiß - keine verwandschaftlichen gemeinsamkeiten...
Zitat: | Nur zur Umsetzung würde mich interessieren (auch urheberrechtlich): wie frei kann und darf man dabei mit den Zeilen anderer Autoren umgehen im Text selbst? Gibt es dazu verbindliche Richtlinien? |
es gibt natürlich recht auf geistiges eigentum und sowieso das urheberrecht. bei autoren, die über 75 jahre tot sind, kann man frei verfügen, da gibt es keine urheberrechtlichen bedenken mehr, wenn man texte, oder textpassagen zb. von schiller nimmt. oder trakl.
"recht auf geistiges eigentum" bei noch lebenden oder weniger als 75 jahre toten autoren wird meines wissens nach nicht angetastet, wenn man ein cento erstellt. man hat beim cento die möglichkeit, entweder die titel der gedichte zu nehmen, oder aber textzeilen. das ist unterschiedlich und fällt unter ein und denselben begriff. ich habe im vorliegenden gedicht mich monika kafka's titel bedient. und NUR die titel. es sollten keine oder nur ganz unbedeutende änderungen vorgenommen werden. (zb. ein "und" voranstellen bei einer zeile...) wichtig ist hierbei, dass die zusammensetzung der zeilen einen eigenen sinn ergeben und im ganzen eine eigenständigkeit aufweisen. ich stelle mir das mit einem cento vor, wie mit einer din a 4 seite voller worte, die ich zerschnipple und dann wieder ganz anders zusammenfüge. damit bleibt ja das "geistige eigentum" gewahrt. und es ist - wie gesagt - eine hommage an den besagten autor. es gibt einige bekannte autoren, die cento's geschrieben haben. ich kann gerne mal nachstöbern und sie dir nennen...
beste grüße: niko
_________________ Ein Gedicht auf dem Hintergrund der Biographie des Autors zu interpretieren ist so, als würde man einem schwimmenden Schiff das Wasser nehmen. (NJK) |
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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17.05.2014 13:52 aw:cento von lilli.vostry
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Hallo Niko,
danke für Deine nähere Erläuterung zur Gedichtform Cento und Herangehensweise. Werd ich bestimmt mal ausprobieren, da ich Wortspiele sehr mag und se sicher sehr anregend sein kann, Artverwandtes oder auch ganz Anders Geartetes zusammen zu bringen, Gedanken und Bilder hin und her zu schütteln, mischen, ver- aber nicht entstellen...
Kannst mir gerne ein paar Autoren von Cento-Gedichten und weitere Hinsweise schicken.
Ein Schönes Wochenende wünscht Dir,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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niko Eselsohr
Alter: 66 Beiträge: 233 Wohnort: Göttingen
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17.05.2014 14:42 unter lyrikzeitung.com fand ich folgendes: von niko
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Texte, die nur aus Zitaten anderer Texte bestehen, nennt man meist Plagiate. Viele Forscher lehnen auch die lateinische Centodichtung der Spätantike – Cento bedeutet Flickenteppich – als literarisch wertlos ab. Doch in den letzten Jahren nahm das Interesse an Centopoesie zu, und eine Dissertation der Universität Gothenburg in Schweden hat jüngst gezeigt, daß diese Gedichte innovativ sein und zu denken geben können.
Sara Ehrling untersuchte zwei Centos, die nur aus Zitaten Vergils zusammengesetzt sind, eines der berühmtesten Dichter der Römer, der u.a. die Äneide schrieb. Die beiden Texte sind Hochzeitsgedichte, eins stammt von Ausonius aus dem späten 4. Jahrhundert und das andere von Luxorius 100 Jahre später. Es zeigt sich, daß man im Cento eine Quelle für eigene Zwecke nutzen kann. / eurekalert.org
und das hier fand ich:
http://blog.unternehmen-lyrik.de/2010/07/25/das-monatsgedicht-im-juli-kirschrosen-cento-von-ingritt-sachse/
_________________ Ein Gedicht auf dem Hintergrund der Biographie des Autors zu interpretieren ist so, als würde man einem schwimmenden Schiff das Wasser nehmen. (NJK) |
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