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Hallogallo Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 644 Wohnort: Auenland
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27.05.2014 09:00 Kleine Hoffnung von Hallogallo
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Gut
wir schicken Roboter auf den Mars
und stellen den Urknall nach
aber wenn ich mir die Venus von Willendorf anschaue
die irgendein einsamer Jäger in der Eiszeit geschnitzt hat
viel geändert hat sich nicht die letzten hunderttausend Jahre
wirklich wichtig sind pralle Brüste und ein straffer Hintern
es ist dieses vergebliche Ringen um Veränderung
das einem das Leben aussaugt
die vielen kleinen Niederlagen
die alltäglichen Demütigungen
die vergeblichen Kämpfe sind es
die gebrochenen Versprechen
die enttäuschten Hoffnungen
und die Angst vor der großen Katastrophe
von der man hofft
dass sie einen übersieht
so sehr wir strampeln und rudern
wir treiben täglich weiter auf die Kante zu
hinter der das Nichts zu warten scheint
wo es keine Zeit gibt
keinen Raum
und keinen Gott
und von der niemand weiß
ob sie Ende oder Anfang ist
die einzig kleine Hoffnung die ich habe
ist dieser sture Typ
den sie vor zweitausend Jahren zu Tode gefoltert haben
dessen Schmerzensschreie sich mit Gnadenbitten für seinen Henker mischten
und der die ganzen feixenden Gaffer liebevoll umarmt hätte
wäre er nicht an einem Kreuz festgenagelt gewesen
es ist unlogisch und wider jede Vernunft
was der Mann erzählt und gelebt hat
und ich weiß wirklich nicht was ich davon halten soll
aber er ist der Einzige dem ich wirklich zutraue
dass er durchblickt hat was wirklich zählt
sollte ich ihn richtig verstanden haben
dann wird er am Eingang des dunklen Abgrunds
den wir alle fürchten und in den jeder gehen muss
auf uns warten
und mit uns gehen
ich bin sonst nicht so gutgläubig
aber die Story ist so seltsam
dass ich sie fast glaube
Weitere Werke von Hallogallo:
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Pony Eselsohr
Alter: 68 Beiträge: 269 Wohnort: NRW
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05.06.2014 14:54
von Pony
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Hi, Hallogallo
Ich habe mir deinen Prosa-/Lyrikbeitrag mal rausgepickt, weil er noch keine Antwort hat. Normalerweise lasse ich von Lyrik die Finger, und danach sieht es bei diesem Text auf den ersten Blick aus.
Von Lyrik verstehe ich nichts und finde auch selten Gefallen daran, weil oft sehr viel mit Metaphern und kunstvollen Umschreibungen gearbeitet wird, deren Sinn sich mir nicht erschließt. Dein Text ist aber verständlich und er hat mich angesprochen.
Gut finde ich die Gedanken, die sich das literarische Ich über das Leben in der heutigen Zeit macht. Größtenteils kann ich diese Gedanken nachvollziehen. Die Vorstellung, dass jeder am Ende im Nichts versinkt, es kein Nachher gibt, teilen sicherlich viel Menschen. Doch dann die Hoffnung, an Jesus könnte vielleicht doch was dran sein, das hast du gut in Worte gefasst.
Was mir nicht so gefällt ist, dass du auf jegliche Interpunktion verzichtet hast. Dadurch verschwimmt an manchen Stellen der Sinn. Ich kann die Aussagen nicht immer genau zuordnen.
Dann bleibst du dem LI nicht treu. Du beginnst mit "Wir", wanderst übers "ich" zu dem verallgemeinernden "man", kehrst zum "wir" zurück und endest mit "ich". Wir und ich finde ich okay, aber der verallgemeinernde Teil gefiel mir nicht so gut.
Auch manche Satzbildungen "fließen" für meinen Geschmack nicht richtig. Ich geh den Text mal durch:
Zitat: | Gut
wir schicken Roboter auf den Mars
und stellen den Urknall nach
aber wenn ich mir die Venus von Willendorf anschaue
die irgendein einsamer Jäger in der Eiszeit geschnitzt hat
viel geändert hat sich nicht die letzten hunderttausend Jahre
wirklich wichtig sind pralle Brüste und ein straffer Hintern |
Ich kann mir denken, dass du den rotmarkierten Satzteil nicht mit "hat" anfangen wolltest, weil sonst zwei "hat" hintereinander stehen, aber so klingt es mir zu holprig.
"die letzten hunderttausend Jahre" hört sich auch nicht richtig an.
Besser fände ich: ... hat sich nicht viel verändert in den letzten hunderttausend Jahren …
Zitat: | es ist dieses vergebliche Ringen um Veränderung
das einem das Leben aussaugt
die vielen kleinen Niederlagen
die alltäglichen Demütigungen |
Ich lese diese Zeilen als abgeschlossenen Satz. Soweit okay, bis auf "einem", das du in "uns" oder "mir" ändern könntest.
Zitat: | die vergeblichen Kämpfe sind es (Was ist damit gemeint, was richten sie in den Menschen an?)
die gebrochenen Versprechen
die enttäuschten Hoffnungen
und die Angst vor der großen Katastrophe
von der man hofft
dass sie einen übersieht |
Hiermit komme ich nicht klar. Meines Erachtens müsste es am Ende heißen:
von denen man hofft
dass sie einen übersehen
Allerdings passen die ersten Aufzählungen nicht zu zum "Übersehen werden", wie bei der Katastrophe. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass zwischen den Aufzählungen eine Zeile fehlt. Etwa so (Weil mich das schwammige Verallgemeinern stört, habe ich das auch gleich geändert):
die vergeblichen Kämpfe sind es
die gebrochenen Versprechen
die enttäuschten Hoffnungen
die uns dem Ende näher bringen(oder sowas ähnliches)
und die Angst vor der großen Katastrophe
von der wir hoffen
dass sie uns übersieht
Zitat: | dessen Schmerzensschreie sich mit Gnadenbitten für seinen Henker mischten |
Meinst du hier, dass er für seinen Henker um Gnade bittet? Das wäre okay, aber ich könnte es auch so verstehen, dass er seinen Henker um Gnade bittet, dann müsste das "für" gegen ein "an" getauscht werden. Sorry, wenn ich das anderes sehe, als du es gemeint hast.
Zitat: | aber er ist der Einzige dem ich wirklich zutraue
dass er durchblickt hat was wirklich zählt |
"durchblickt" kann zwar so stehen bleiben und ich verstehe, was du meinst, aber etwas holprig wirkt das Wort dennoch auf mich. Irgendwie falsch. Ich bleibe jedesmal daran hängen und lese automatisch was anderes: durchgeblickt, durchschaut, erkannt oder so. Liegt wohl an mir.
Zitat: | sollte ich ihn richtig verstanden haben
dann wird er am Eingang des dunklen Abgrunds
den wir alle fürchten und in den jeder gehen muss
auf uns warten
und mit uns gehen |
Ein tröstlicher Gedanke.
Zitat: | ich bin sonst nicht so gutgläubig
aber die Story ist so seltsam
dass ich sie fast glaube |
Die drei rot markierten Wörter passen meiner Meinung nach nicht besonders gut in diesen Text. Das englisches "Story" macht die gesamte Stimmung kaputt, "gutgläubig" trifft es nicht richtig (gib das Wort mal hier ein: http://wortschatz.uni-leipzig.de/abfrage/ ) und "seltsam" klingt zu nichtssagend und lasch. Da könntest du ein anderes Synonym einsetzen, das aussagekräftiger ist.
Am besten wäre es, die letzten drei Zeilen ersatzlos zu streichen. Die brauchst du nicht.
Gruß
Pony
_________________ Manche Kommentare sind wie Fisherman's Friends: Sind sie zu stark, bist du zu schwach |
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