auf der suche nach dem fehlenden wort

[mnemosyne-sg]

auf der suche nach dem fehlenden wort

fast flüchtig geht ein wort in mir umher,
ich lebe schnell ihm hinterher,
beweg' es hin und such' es her,
das wort bewegt sich immer mehr.

es staut sich, staucht sich, längt sich schier,
unheimlich groß erscheint es mir.
es wird gefährlich, tief und rot,
wenn ich nicht renne, hab ich not!

bin wie ein dieb davon gerannt,
gestohlenes wort blieb wie gebannt,
der zeit entnommen, wegverwendet,
zerflossen rasch und ungeendet.

ich bin zu flink, renn' ihm davon,
das, was ich wollte, weggeronn',
ich muss nun halten, atmen, ringen,
ich könnt' das wort nur leise singen.

da merk' ich, dass ich gar nichts weiss,
die suche wird mir viel zu heiss,
verfolger und verfolgte sein,
geht mir zu  tief ins herz hinein.

vergessen hab', was ich ersehnt',
das wort hat sich in mir gedehnt,
völlig verändert und gedreht,
dann hat's der wind davon geweht!

die suche hat sich nicht gelohnt,
das wort hat  mich zu schnell entthrohnt.
ich wollte gern den kopf ganz oben.
man soll den tag nicht vor dem abend loben!

jetzt bin ich ohne wort ganz frei,
fort ist es nun und einerlei!
das nächste kommt: ab in die löcher!
von wörtern gibt es noch und nöcher!


sg-ly