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finis Klammeraffe
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Beiträge: 577 Wohnort: zurück
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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02.05.2014 17:08
von Stimmgabel
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hallo finis,
Du hast mich guut auf Deiner Obhut-Käfig Reise mitgenommen – oh ja, da bitzelt mir so einiges hervor .
Der zurechtgestutzte Mensch [ ... z.B. ] ... zumeist schon wirksam im nach-embyonalen DA ... und die Spätfolgen sind dann vllt der 'so’ krabbelnde IST-Mensch, in seinen üblich-Pathologien. ... vor allem dann in gleich erfahrenem Tenor die eigene Umgebung aufs Gleiche umerziehen wollen ...
... möchte auch gleich auf Deinen Spoiler Hinweis eingehen; folge mal Deiner Anerahnung, dass im Text einiges zu plakativ ist ... würde es so ausdrücken (klar, unter meiner Brille): teilweise zu sehr telling ( lass es doch dem Leser, seine eigenen Attribute zu setzen ... )
... vllt auch ein bißchen (mit telling Entschlackung) dem parallelen Eindruck auf Rillkes "Der Panther“ (als zu sehr Parallel-Folie) entgehen.
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„die menagerie brennt“ ist natürlich ein feines Aufblätter-Bild / ... in etwa: die Lebens-Glut verbrennt ... die gespannten Zügel haben ihre Wirkung ... [ wer sie auch immer spannthert; vllt die Eltern, vllt die abgestumpfte Menschumgebung (auch aus Neid und Selbstschutz); vllt der sich irr anpassende Panther selbst ... ]
als Titel könnte mir gefallen: ’ die schere verloren ’
guck mal (mein Hubberling Versuch):
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nicht mehr
die menagerie brennt:
dein traum hinter gittern
dein schwarzpanther gibt pfötchen
du wolltest ihn z/lähmen
der frisör stutzte das fell dein schleifchen am schwanz
bellos leine am hals
hast ihn vorgeführt
den kinderwagenmüttern und tante agatha
er ging für sie im kreis
jetzt brennt die menagerie
dein panther kämpft nicht mehr
------------------------------------- vllt sind ja paar Bilder/Ideen für Dich dabei ...
finis, hab mich sehr gerne auf Deine Panther Reise eingelassen – jener Panther nun, der keinerlei Gitter mehr braucht.
Du, wieder ein sehr Tschüss, Frank ...
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_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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02.05.2014 21:28
von Zinna
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Hallo finis,
in meinen Augen lohnt es sich, dass du an dem Gedicht arbeitest.
Es spricht und greift, aber im Gefüge ist es noch nicht stimmig. (Ohne dass ich genau definieren kann, wie genau oder was ich besser fände)
Am WE bin ich unterwegs, deswegen möchte ich ein paar kurze Gedanken zu deinem Werkstück da lassen. Möchte den Finger dahin legen, wo für mich Stimmiges irgendwie fehlt.
Str. 2 ist zu voll. Würde entweder das Fell oder das Gebiss entfernen, ebenso das dressieren. Das ist/sollte den Leser spürbar sein. Trau ihm mehr zu.
Str. 3 vielleicht statt brennt etwas im Sinne von verkohlt einsetzen?
Soweit von mir. Ich werde weiter ein Auge auf dein Gedicht haben.
Lieber Gruß
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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Aranka Bücherwurm
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Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 02.05.2014 21:51
von Aranka
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Hallo Finis,
dein Text spricht mich an und ich denke, so ganz viel Arbeit ist nicht mehr dran. Der Aufbau ist gut und auch die Bilder, die du gesetzt hast. Ich gehe einfach mal stropheneise heran:
Zitat: | die menagerie brennt:
dein traum hinter gittern
dein schwarzer panther in agonie |
Die ersten beiden zeilen sitzen gut und holen mich in den Text. An der dritten zeile stört mich „agonie“. Gib mir ein Bild, dass ich es selbst erschließen kann. Ob es „schwarzer panther“ heißen muss? Da gefällt mir glaube ich Stimmgabels Vorschlag ganz gut.
Zitat: | du wolltest ihn zähmen
gestutztes fell falsches gebiss ein schleifchen am schwanz
du wolltest ihn dressieren
hast ihn vorgeführt
der mutter mit kinderwagen und tante agatha
er ging für sie im kreis |
Hier ist ein wenig zu viel drin, auch weil es nichts Neues sagt.
„gestutztes fell und schleifchen“ reicht, da hab ich ein gutes Bild.
Auch danach reicht entweder „dressieren“ oder „vorführen“, ich würde die zeile mit dem Dressieren streichen.
Zitat: | jetzt brennt die menagerie
dein panther kämpft nicht mehr |
Finis, ich habe deinen Spoiler gelesen und gesehen, dass du eigentlich schon selbst ein gutes Gefühl dafür hattest, was vielleicht noch nicht ganz stimmt.
Mir gefällt die sichere Sprache, die klaren Bilder und die Festigkeit in der Konstruktion. Gerne gelesen.
Liebe späte Grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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02.05.2014 22:14
von firstoffertio
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Deine Frage aus dem Spoiler: Schwarzer Panther. Kann man das überhaupt noch benutzen?
hat mich veranlasst zu googeln, und dabei bin ich auf diesen alten Film gestoßen, auf den du wohl anspielst.
Ich kenne ihn nicht,kann ihn mir aber vorstellen. Und auch, dass damals noch kaum jemand Gedanken um Zirkustiere gemacht hat. Dressur war hochangesehen, nicht?
Ja nun, in deinem Gedicht bleibt offen, wofür der Panther steht.
Es kann einfach ein Ich sein, auch ein Partner, ein (ehemaliger) Wunschtraum, eine gesellschaftliche/geschichtliche Strömung oder eine Idee,...
Mir gefällt, dass das offen bleibt.
In jedem Fall hat der Panther aufgehört zu kämpfen, weil die Menagerie brennt. Etwas hat ihn besiegt.
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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02.05.2014 23:39 aw:nichtmehr von lilli.vostry
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Hallo Finis,
mir gefällt Dein Gedicht an sich ganz gut, musste gleich an Rilkes Schwarzen Panther denken (eines meiner Lieblingsgedichte, da es auf so wenig Zeilen so viel erklärt über die Kraft und Ohnmacht des Träumens und Frei seins, wenn es dann soweit ist... Der Käfig offen steht, dann hält uns die Macht der Gewohnheit fest.)
Ähnliches sehe ich mit anderen Worten und Bildern auch in Deinem Gedicht. Die brennende Menagerie als Sinnbild für Gefahr, drohendes Unheil oder auch sich die Finger verbrennen.
Der Schwarze Panther (warum gerade dieses Tier? Als bewusster Bezug zu Rilke?) als Metapher für Wildheit und Unangepasstheit - hat seine Stärke und den Glauben daran verloren, wird nicht mehr gebraucht oder hat seine Träume aufgegeben und wird in eine dunkle Ecke im Innern des LDU verbannt...
Aber warum? Das wird nicht ganz deutlich, könnte in V1 oder 2 ein Hinweis/Formulierung dazu eingebaut werden.
Stattdessen werden zu ausführlich die Folgen/Veränderungen des Panthers beschrieben, würde hier auch straffen bei den Attributen.
Der Schlussvers gefällt mir wiederum sehr gut.
Also noch einige präzisere Details und das Nicht mehr im Titel erscheint mir auch etwas vage.
Ansonsten gerne gelesen, viel Stoff zum Rätseln und Nachdenken.
Viele Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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finis Klammeraffe
F
Beiträge: 577 Wohnort: zurück
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F 03.05.2014 10:19
von finis
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Lieber Frank,
Freut mich sehr, dass ich Dich mitnehmen konnte und Du Deine Textgedanken dagelassen hast!
Zitat: |
... möchte auch gleich auf Deinen Spoiler Hinweis eingehen; folge mal Deiner Anerahnung, dass im Text einiges zu plakativ ist ... würde es so ausdrücken (klar, unter meiner Brille): teilweise zu sehr telling ( lass es doch dem Leser, seine eigenen Attribute zu setzen ... )
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Das kann gut sein, dass es da hakt und wahrscheinlich wirkt es deutlich weniger steif, wenn man es ein wenig öffnet... mit Blick auf Deinen "Hubberling Versuch" kann ich eigentlich das "wahrscheinlich" streichen...
Zitat: |
... vllt auch ein bißchen (mit telling Entschlackung) dem parallelen Eindruck auf Rillkes "Der Panther“ (als zu sehr Parallel-Folie) entgehen.
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Das wäre meine Hoffnung dabei und war meine Befürchtung beim Original.
Zitat: |
„die menagerie brennt“ ist natürlich ein feines Aufblätter-Bild / ... in etwa: die Lebens-Glut verbrennt ... die gespannten Zügel haben ihre Wirkung ... [ wer sie auch immer spannthert; vllt die Eltern, vllt die abgestumpfte Menschumgebung (auch aus Neid und Selbstschutz); vllt der sich irr anpassende Panther selbst ... ]
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Ja genau. Ich finde es immer wieder erschreckend, wie häufig man dann doch die Schere selbst in der Hand hat, manchmal sogar ohne direkt von außen dazu gezwungen zu werden.
Freut mich, dass Dir der Einstieg gefällt.
Zitat: |
als Titel könnte mir gefallen: ’ die schere verloren ’
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Ja, das hat was, das hat eine ganze Menge.
Zu Deinem Versuch:
Zitat: |
dein schwarzpanther gibt pfötchen
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Der "schwarzpanther" gefällt mir, geht auch schön weit von Rilke weg und das Pfötchen Geben auch. Danke!
Zitat: |
du wolltest ihn z/lähmen
der frisör stutzte das fell dein schleifchen am schwanz
bellos leine am hals
hast ihn vorgeführt
den kinderwagenmüttern und tante agatha
er ging für sie im kreis
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Finde ich interessant, das gestutzte Fell direkt an den Frisör zu koppeln, also die äußeren Richtlinien klarer mitzunehmen.
Auch die Hundeleine, gewissermaßen als Verniedlichung der Raubkatze.
Gefällt mir sehr.
Kinderwagenmütter sind prägnanter als "die mutter mit kinderwagen", danke
Das Streichen des Panthers in der dritten Strophe gefällt mir auch.
Also: Ja, da sind eine ganze Menge Bilder/Ideen für mich dabei.
Vielen, vielen Dank für Deine Rückmeldung!
Liebe Grüße
finis
_________________ "Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky) |
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finis Klammeraffe
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Beiträge: 577 Wohnort: zurück
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finis Klammeraffe
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Beiträge: 577 Wohnort: zurück
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F 04.05.2014 17:53
von finis
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Liebe Aranka,
Habe mich sehr über Deine Rückmeldung und Einschätzung gefreut.
Zitat: |
Die ersten beiden zeilen sitzen gut und holen mich in den Text. An der dritten zeile stört mich „agonie“. Gib mir ein Bild, dass ich es selbst erschließen kann. Ob es „schwarzer panther“ heißen muss? Da gefällt mir glaube ich Stimmgabels Vorschlag ganz gut.
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Ja, das stimmt, ist mir gar nicht wirklich aufgefallen, aber das wäre mit einem Bild wesentlich stärker. Stimmgabels Vorschlag mag ich auch sehr, damit werde ich weiterarbeiten.
Ja, die zweite Strophe ist definitiv zu voll, die werde ich entschlacken.
Zitat: |
Finis, ich habe deinen Spoiler gelesen und gesehen, dass du eigentlich schon selbst ein gutes Gefühl dafür hattest, was vielleicht noch nicht ganz stimmt.
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Das ist sehr wichtig für mich, weil ich mir häufig mit meiner Einschätzung eigener Texte sehr unsicher bin. Danke!
Es freut mich sehr, dass ich Dich mit dem Gedicht erreichen konnte.
Liebe Grüße und Dir eine schöne Woche
finis
_________________ "Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky) |
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finis Klammeraffe
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Beiträge: 577 Wohnort: zurück
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F 05.05.2014 12:02
von finis
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Liebe firstoffertio,
Den Film kenne ich auch nicht... (Vielleicht sollte ich in Zukunft Google-Suchergebnisse überprüfen, bevor ich solche Fragen stelle)
Zitat: |
Ja nun, in deinem Gedicht bleibt offen, wofür der Panther steht.
Es kann einfach ein Ich sein, auch ein Partner, ein (ehemaliger) Wunschtraum, eine gesellschaftliche/geschichtliche Strömung oder eine Idee,...
Mir gefällt, dass das offen bleibt.
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Das ist mir sehr wichtig und freut mich natürlich; vor allem dass das in mehreren Ebenen lesbar ist, freut mich. Ich hatte beim Überarbeiten immer das Gefühl, dass ich eine Lesart sehr stark vorgebe und deshalb ist es schön zu hören, dass die anderen trotzdem präsent sein können.
Zitat: |
In jedem Fall hat der Panther aufgehört zu kämpfen, weil die Menagerie brennt. Etwas hat ihn besiegt.
| In meiner Vorstellung ist er mürbe durch die Dressur, hat das Kämpfen verlernt. Und als er diese Fähigkeit braucht, steht sie ihm nicht mehr zur Verfügung.
Vielen, vielen Dank für Deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut, dass Du reingeschaut hast!
Schönen fünften Mai & liebe Grüße
finis
_________________ "Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky) |
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Erman Eselsohr
Beiträge: 486 Wohnort: Erde
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05.05.2014 16:36
von Erman
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Lieber finis, dein Gedicht ist sehr – interessant.
die menagerie brennt: …..........................................Das Heim brennt.
dein traum hinter gittern ….......................................Wessen Traum? Ist das der ''Traum'' der/s Dresseurin/s? Eine Frau (LDU) dressiert ihren Mann, sie liebt es das LI, das sich als ein Panther sieht zu dressieren, ihn vorzuführen.
dein schwarzer panther in agonie …..........................Das LI fällt durch die ständige ''Dressur'' in Agonie.
du wolltest ihn zähmen
gestutztes fell falsches gebiss ein schleifchen am schwanz
du wolltest ihn dressieren
hast ihn vorgeführt
der mutter mit kinderwagen und tante agatha …......Die Mutter des LI mit Enkelkind und eine Tante des LDU.
er ging für sie im kreis ….......................................Das LI ging für alle (LDU, Mutter, Tante etc.) , im Kreis. Dazu gezwungen und genötigt sich als/in ein Schauobjekt zu verwandeln.
jetzt brennt die menagerie..............................Jetzt brennt das Heim. Das hier ist sehr interessant. Was ist passiert, was hat die Dressur unterbrochen? Ein Brand. Was ist Brand? Wut, Streit, Auseinandergehen, sich Trennen. Nicht mehr um Gemeinsamkeit kämpfen. Das LI lässt sich nicht mehr binden. Benützen.
dein panther kämpft nicht mehr.....................Trotzdem sagt das LI ''dein Panther'' , das LI liebt noch immer das LDU. Ich denke, wenn das LI ein Panther gewesen wäre, zu dem er sich wähnt, dann hätte er es nicht zugelassen; die schlinge am Hals und die Peitsche am Rücken. Das Schlimmste aber ist, sich im Kreise drehen, vor allen Leuten noch dazu! Anderseits, was ist das für eine Frau, die ihren Mann für einen Panther hält (ihn daran glauben lässt) und gleichzeitig ihn dressieren Will? Zurechtbiegen geht nicht, Menschen lassen sich nicht biegen, denn dadurch zerbrechen sie irgendwann und sind danach fast für nichts nützlich, brauchbar. Am wenigsten für sich.
Auch der Anteil des LI (Selbstverschulden) an der Tragödie macht nachdenklich.
Zitat: ''In meiner Vorstellung ist er mürbe durch die Dressur, hat das Kämpfen verlernt. Und als er diese Fähigkeit braucht, steht sie ihm nicht mehr zur Verfügung.''
Diesen Panther Kaufe ich dem LI und der Frau nicht ab.
Das Tier im Manne, entweder ist es ein Wolf, Panther, Löwe, Jaguar, Tiger etc. oder es ist ein Schmetterling, Schaf, Vogel, Kater, Hase etc.
Ich denke, das LI ist ein Hase, der dazu dressiert wurde um dem LDU Kunststücke zu vollbringen, die ein Hase aber Naturgemäßes nicht imstande ist. Der arme Hase träumte (während er sich im Kreise drehte) die ganze Zeit davon; wie es wohl wäre, ein Panther zu sein? Als ein Panther hätte er sich das Ganze nicht bieten lassen und seine Dresseurin leicht verschlingt. Oder, das LI ist ein Panther, der dazu gezwungen wurde, einen Hasen/Kater zu spielen.
Zitat: ''Das ist mir sehr wichtig und freut mich natürlich; vor allem dass das in mehreren Ebenen lesbar ist ...''
Lieber finis, vielleicht interpretiere ich falsch und es handelt sich wirklich um einen Panther im Zoo. Wenn dem so ist, dann brennt der Panther doch mit der Menagerie mit, oder? Schade.
Jedenfalls habe ich dein Gedicht gern und mit Interesse gelesen.
Lieben Gruß
Erman
_________________ Ein Lächeln zeigt die einzig ungerade Linie,
die viele Dinge gerade biegen kann. - Erman |
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 05.05.2014 17:11
von Aranka
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Finis, ich sage noch mal kurz, wie ich das inhaltlich lese.
Ich sehe ein LI, dass sich vielleicht innerlich als Panther sieht/fühlt, und nun von mehreren LD im Laufe der zeit dressiert wird. Angefangen als Kind, von den Eltern (Vorzeigend). Es lernt die Anpassung und der innere Panther zieht sich immer mehr zurück, er macht, was man von ihm verlangt: (gibt Pfötchen), aber er ist noch da. (Daher passte für mich die Agonie nicht so wirklich.
Er ging für sie im Kreis, aber das heißt nicht, dass er im innern nicht wütet und sich auflehnt und wach bleibt. Er kämpft im Grunde gegen sich selbst, kämpft sein SoSein nieder.
Die Manege brennt der panther kämpft nicht mehr, kann man auf zwei Weisen lesen. Da ich glaube, dass ein LI, dass einmal wirklich seinen inneren Panther gespürt hat, sich vielleicht eine Zeit lang anpassen kann, aber dafür gegen sich kämpfen muss.
Nun brennt die Manege, das Kreislaufen hat eine Ende und der Panther muss nicht mehr kämpfen. Er hat sich frei gekämpft.
Ich kann es natürlich genauso andersherum lesen.
Liebe Grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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from-a-lady Schneckenpost
F
Beiträge: 14
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F 05.05.2014 17:48
von from-a-lady
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da hast du ein wahres wort geschrieben, traurig aber so ist
_________________ from a lady |
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finis Klammeraffe
F
Beiträge: 577 Wohnort: zurück
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F 05.05.2014 19:56
von finis
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Liebe Lilli,
Vielen Dank für Deinen Kommentar.
Zitat: |
Der Schwarze Panther (warum gerade dieses Tier? Als bewusster Bezug zu Rilke?) als Metapher für Wildheit und Unangepasstheit - hat seine Stärke und den Glauben daran verloren, wird nicht mehr gebraucht oder hat seine Träume aufgegeben und wird in eine dunkle Ecke im Innern des LDU verbannt...
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Aus diesem Grund war ich mir nicht sicher, den schwarzen Panther überhaupt noch so verwenden zu können. Ich wollte nicht bei Rilke klauen, vor allem weil ich das Gedicht - wie Du - sehr mag. Ja, er wird verbannt, er wird eingesperrt und hat sich aufgegeben.
Zitat: |
Aber warum? Das wird nicht ganz deutlich, könnte in V1 oder 2 ein Hinweis/Formulierung dazu eingebaut werden.
Stattdessen werden zu ausführlich die Folgen/Veränderungen des Panthers beschrieben, würde hier auch straffen bei den Attributen.
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Warum. Warum ist eine schwierige Frage, die ich Dir kaum beantworten kann - ich erst recht nicht. Er wird zum Schoßhündchen gemacht. Er wird so angepasst, dass die Mutter mit Kinderwagen ihn nicht fürchten muss, Tante Agatha nicht von ihm abgestoßen wird. Er wird zurechtgestutzt, dressiert, gesellschaftsfähig gemacht. Warum? Warum macht man das? Die Frage ist wirklich gut und die Antwort schwer zu finden.
Warum hat er sich aufgegeben? Weil er nicht mehr ist, wer er ist. Deswegen der Fokus auf den Veränderungen. Durch die Dressur ist von der Raubkatze nichts geblieben - sicherlich muss man das straffen, da bin ich ganz Deiner Meinung.
Zitat: |
Also noch einige präzisere Details und das Nicht mehr im Titel erscheint mir auch etwas vage.
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Der Titel ist Mist. Das nehme ich ganz auf meine Kappe, mir fällt da selten etwas vernünftiges ein und ich habe es mir sehr einfach gemacht, indem ich einfach die letzten beiden Worte des Gedichtes genommen habe.
Die mangelnde Präzision werde ich berücksichtigen, danke!
Es freut mich, dass Du das Gedicht gerne gelesen hast und etwas darin finden konntest. Vielen herzlichen Dank für Deinen Kommentar!
Liebe Grüße
finis
_________________ "Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky) |
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finis Klammeraffe
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Beiträge: 577 Wohnort: zurück
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F 05.05.2014 20:28
von finis
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Lieber Erman,
Es freut mich sehr, dass Du Dir die Zeit genommen hast, das Gedicht so ausführlich zu kommentieren, und noch mehr, dass Du es gern und mit Interesse getan hast. Mir ist bewusst, dass Du Deine Worte sorgfältig gewählt hast, um Deine Zweifel auszudrücken, und deshalb möchte ich vorab deutlich machen, dass ich Deine Kritik keinesfalls als persönlichen Affront aufgefasst habe.
Ich glaube der Kern unseres Missverständnisses - bzw. des Missverständnisses des Gedichtes und Dir - liegt darin, dass das Gedicht die Geschichte einer Beziehung zwischen Mann und Frau, wie Du sie darin siehst, eigentlich nicht erzählen wollte, es wusste - glaube ich - gar nicht, dass diese Interpretationsmöglichkeit existierte.
Das bedeutet nicht, dass Deine Interpretation falsch ist. Aber es bedeutet, dass es an den Stellen, an denen das Gedicht in eine andere Richtung wollte als Du, Reibungen und Missverständnisse gibt.
Ich versuche mal zu erklären, wie ich mir das ganze vorgestellt habe, und an welchen Stellen meine Vorstellung nicht mit Deiner Lesart zusammenpasst:
Zitat: |
die menagerie brennt: …..........................................Das Heim brennt.
dein traum hinter gittern ….......................................Wessen Traum? Ist das der ''Traum'' der/s Dresseurin/s? Eine Frau (LDU) dressiert ihren Mann, sie liebt es das LI, das sich als ein Panther sieht zu dressieren, ihn vorzuführen.
dein schwarzer panther in agonie …..........................Das LI fällt durch die ständige ''Dressur'' in Agonie.
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Ist die Menagerie das Heim? Oder eine Ausstellung? Für mich eher letzteres - wobei das hier durchaus synonym sein kann.
Das Kernproblem: Ich sehe hier keine zwei Menschen. Es gibt hier für mich (!) zwei Möglichkeiten. Der Panther ist der Traum hinter Gittern, der Traum des lyrischen Dus ODER der Panther ist das lyrische Ich. Ist auch durchaus so zweigleisig angelegt.
Meiner Meinung nach fällt das lyrische Ich nicht durch die Dressur in Agonie. Nein, die Menagerie brennt. Es geht um die Existenz des Panthers. Er kämpft mit dem Tod, kämpft gegen die Ketten.
Zitat: |
der mutter mit kinderwagen und tante agatha …......Die Mutter des LI mit Enkelkind und eine Tante des LDU.
er ging für sie im kreis ….......................................Das LI ging für alle (LDU, Mutter, Tante etc.) , im Kreis. Dazu gezwungen und genötigt sich als/in ein Schauobjekt zu verwandeln.
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Mutter mit Kinderwagen & Co.: Das Umfeld des Panthers. Ist es seine Mutter, sind es Mütter im Generellen, ist es eine spezielle Mutter? Oder ist es eine zufällige Figur, die ihn sieht? Kennt der Panther die Mutter mit Kinderwagen?
Ja, der Panther wird hier gezwungen sich als etwas auszugeben, das er nicht ist.
Zitat: |
jetzt brennt die menagerie..............................Jetzt brennt das Heim. Das hier ist sehr interessant. Was ist passiert, was hat die Dressur unterbrochen? Ein Brand. Was ist Brand? Wut, Streit, Auseinandergehen, sich Trennen. Nicht mehr um Gemeinsamkeit kämpfen. Das LI lässt sich nicht mehr binden. Benützen.
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Die Menagerie ist weg, ja. Der Panther ist nicht mehr gebunden, ja.
Zitat: |
dein panther kämpft nicht mehr.....................Trotzdem sagt das LI ''dein Panther'' , das LI liebt noch immer das LDU. Ich denke, wenn das LI ein Panther gewesen wäre, zu dem er sich wähnt, dann hätte er es nicht zugelassen; die schlinge am Hals und die Peitsche am Rücken. Das Schlimmste aber ist, sich im Kreise drehen, vor allen Leuten noch dazu! Anderseits, was ist das für eine Frau, die ihren Mann für einen Panther hält (ihn daran glauben lässt) und gleichzeitig ihn dressieren Will? Zurechtbiegen geht nicht, Menschen lassen sich nicht biegen, denn dadurch zerbrechen sie irgendwann und sind danach fast für nichts nützlich, brauchbar. Am wenigsten für sich.
Auch der Anteil des LI (Selbstverschulden) an der Tragödie macht nachdenklich.
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Es geht mir auch sehr darum, was man mit sich machen lässt. Aber eigentlich viel mehr darum, was man sich selbst antut. Du hast schon recht, wenn Du sagst, dass der Panther hier eigentlich kein Panther ist - er war es nicht, solange er sich hat dressieren lassen. Was das für eine Frau ist? Angenommen, es gäbe diese konkrete Frau. Weiß sie, was sie dem Panther antut? Weiß der Panther, was sie ihm antut? Wie bewusst ist ihnen ihr jeweiliges Tun und Lassen? Und die große Frage am Ende ist doch: Hat der Panther sich brechen lassen? Ist er gebrochen? Oder hat er es geschafft, sich freizukämpfen?
Beides ist möglich und denkbar. Er kann aufgegeben haben und sich verbrennen lassen. Er kann genauso durch den Brand entkommen sein.
Zitat: |
Das Tier im Manne, entweder ist es ein Wolf, Panther, Löwe, Jaguar, Tiger etc. oder es ist ein Schmetterling, Schaf, Vogel, Kater, Hase etc.
Ich denke, das LI ist ein Hase, der dazu dressiert wurde um dem LDU Kunststücke zu vollbringen, die ein Hase aber Naturgemäßes nicht imstande ist. Der arme Hase träumte (während er sich im Kreise drehte) die ganze Zeit davon; wie es wohl wäre, ein Panther zu sein? Als ein Panther hätte er sich das Ganze nicht bieten lassen und seine Dresseurin leicht verschlingt. Oder, das LI ist ein Panther, der dazu gezwungen wurde, einen Hasen/Kater zu spielen.
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Mit dem Tier im Manne kenne ich mich nicht aus. Für mich ist der Panther hier geschlechtsneutral.
Meine Intention war es, einen Panther zu zeigen, der gezwungen wird den Kater zu spielen, wenn ich Deine Zuordnungen hier richtig verstehe.
Mit dem Hasen, der ein Panther sein möchte, kann ich mich aber auch anfreunden. Das kann man sicher so sehen.
Zitat: |
Lieber finis, vielleicht interpretiere ich falsch und es handelt sich wirklich um einen Panther im Zoo. Wenn dem so ist, dann brennt der Panther doch mit der Menagerie mit, oder? Schade. |
Nicht falsch, Erman, anders! Drück ihm die Daumen, dass er den rettenden Sprung ins Freie schafft...
Es freut mich sehr, dass Du hier hereingeschaut hast und dass ich an Deinen Gedanken teilhaben durfte. Vielen herzlichen Dank für Deine Auseinandersetzung und liebe Grüße
finis
_________________ "Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky) |
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Erman Eselsohr
Beiträge: 486 Wohnort: Erde
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05.05.2014 23:34
von Erman
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Lieber finis,
ich schon wieder - dafür aber sehr gern. Ich lass dein Gedicht nicht so leicht davonkommen.
Zitat: ''Ich glaube der Kern unseres Missverständnisses - bzw. des Missverständnisses des Gedichtes und Dir - liegt darin, dass das Gedicht die Geschichte einer Beziehung zwischen Mann und Frau, wie Du sie darin siehst, eigentlich nicht erzählen wollte ...''
Was mich dazu (Beziehung zwischen Mann und Frau,) verleiten lies, waren diese Passagen im Gedicht: ''dein Traum'' , '' dein Panther'' , ''Vorgeführt '', '' Dressieren''.
Nun, dann bleibt noch eine andere mögliche Interpretation übrig: Der Panther als Karussell-Tier.
Das LI spricht zu sich selbst. Erinnert sich an seine Kindertage zurück.
Es gibt aber auch den rosaroten Panther Paulchen. Ob dieser einen verwandten in schwarz hatte weiß ich nicht.
Lieben Gruß
Erman
_________________ Ein Lächeln zeigt die einzig ungerade Linie,
die viele Dinge gerade biegen kann. - Erman |
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finis Klammeraffe
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Beiträge: 577 Wohnort: zurück
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F 06.05.2014 11:13
von finis
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Liebe Aranka,
Freut mich sehr, dass Du noch einmal hereinschaust.
Zitat: |
Ich sehe ein LI, dass sich vielleicht innerlich als Panther sieht/fühlt, und nun von mehreren LD im Laufe der zeit dressiert wird. Angefangen als Kind, von den Eltern (Vorzeigend). Es lernt die Anpassung und der innere Panther zieht sich immer mehr zurück, er macht, was man von ihm verlangt: (gibt Pfötchen), aber er ist noch da. (Daher passte für mich die Agonie nicht so wirklich. |
Du hast recht, die Agonie passt nicht wirklich rein.
Ja, es fängt an mit den Eltern, den Verwandten, geht weiter mit Lehrern und Mitschülern. Der Panther ist da, aber lässt sich zurücknehmen; trotzdem ist er für das lyrische Ich nicht zu leugnen und immer präsent. Das lyrische Ich kommt mit dem Panther nicht zurecht, versucht ihn zu verändern, damit sie sich miteinander arrangieren können, es ist der Meinung, dass ein Zusammenleben nur auf Kosten des Panthers wirklich möglich ist.
Zitat: |
Er ging für sie im Kreis, aber das heißt nicht, dass er im innern nicht wütet und sich auflehnt und wach bleibt. Er kämpft im Grunde gegen sich selbst, kämpft sein SoSein nieder.
| Genau so habe ich mir das vorgestellt. Diese Lebensweise kann der innere Panther nicht er-tragen und er kämpft dagegen an, kämpft gegen sich und die Fesseln, die er sich im Grunde selbst angelegt hat. Er ist da, aber findet den Weg zu sich zurück nicht.
Zitat: |
Die Manege brennt der panther kämpft nicht mehr, kann man auf zwei Weisen lesen. Da ich glaube, dass ein LI, dass einmal wirklich seinen inneren Panther gespürt hat, sich vielleicht eine Zeit lang anpassen kann, aber dafür gegen sich kämpfen muss.
Nun brennt die Manege, das Kreislaufen hat eine Ende und der Panther muss nicht mehr kämpfen. Er hat sich frei gekämpft.
Ich kann es natürlich genauso andersherum lesen.
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Ich habe mir vorgestellt, dass hier dem Leser die Entscheidung überlassen ist. Gibt er auf? Schafft er es, sich freizukämpfen? Kann er sich selbst retten? Und es ist schön zu sehen, dass Du das hier so lesen kannst.
Vielen, vielen Dank für die Gedanken, die Du mir da gelassen hast. Ich bin sehr froh, dass der Panther es zu Dir geschafft hat und Du ihn so sehen konntest.
Ich arbeite derzeit an einer neuen Version, die am Wochenende vielleicht so weit sein könnte, dass ich sie reinstellen kann.
Nochmal ein großes Danke und liebe Grüße
finis
_________________ "Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky) |
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finis Klammeraffe
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finis Klammeraffe
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Beiträge: 577 Wohnort: zurück
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F 07.05.2014 20:41
von finis
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Lieber Erman,
Habe Deinen Kommentar jetzt mehrfach gewendet.
Zitat: | Was mich dazu (Beziehung zwischen Mann und Frau,) verleiten lies, waren diese Passagen im Gedicht: ''dein Traum'' , '' dein Panther'' , ''Vorgeführt '', '' Dressieren''.
Nun, dann bleibt noch eine andere mögliche Interpretation übrig: Der Panther als Karussell-Tier.
Das LI spricht zu sich selbst. Erinnert sich an seine Kindertage zurück.
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Und wenn es einen Beobachter gibt? Jemanden, der über den Panther spricht? Und erinnert sich der Panther an seine Kindertage oder ist es seine derzeitige Situation?
Für mich ist das direkte "Du" mit vielen Möglichkeiten verbunden.
Ich kann vor dem Spiegel stehen und Du zu mir sagen.
Ich kann Menschen beobachten - mache es ehrlich gesagt auch sehr gerne - und sie in Gedanken duzen, ohne sie zu kennen.
Ich kann mir eine Person vorstellen und sie duzen.
Es kann auch um eine Person gehen, die dem Ich gut bekannt ist, mit dem das Ich in enger Beziehung steht.
Ich kann durch ein Du eine Distanz erschaffen, um die Dinge separat und objektiver zu betrachten.
Und so weiter... das hier mal ganz unabhängig vom eigentlichen Gedicht, einfach nur ein Einblick in das, was für mich ein "Du" alles sein kann.
Zurück zum Gedicht.
Du benennst die Verben "vorgeführt" und "dressieren". Aber gerade die sind es für mich, die eigentlich eine ganz andere Ebene einleiten sollen. Vorführen, Dressieren: Das ist für mich Kontrolle, Selbstdisziplin, Fassade, Training, Härte, Arbeit, Anpassung, Einpassung, Zwang, sozialer Druck und so weiter.
Dressur kann ja nicht nur von einem Partner kommen, sie kann von außen kommen, von Richtlinien, Maßnahmen, Bedingungen, rechtliche und gesellschaftliche Einschränkungen, Konventionen, Normen.
Darüber hinaus aber hängt es auch mit dem zusammen, was man sich selbst zutraut. Ob man sich einpassen lässt in die Muster, wie ernst man die Wahrscheinlichkeitsrechnung nimmt (hat das Erfolg oder nicht/soll ich es überhaupt versuchen oder nicht/das wird doch eh nichts). Wer weiß, wie viel für den Panther auf dem Spiel steht, wie viel er zu verlieren hat, zu welchem Preis er sich hat dressieren lassen? Das Gedicht sagt dazu nichts. Das Gedicht sagt auch nichts dazu, ob er es schafft, denn wer kann das wissen? Wer kann wissen, ob es die Kraft für den Befreiungsschlag gibt oder nicht? Der Panther weiß es nicht. Der Panther steckt im Korsett und die Frage ist, ob er so müde vom Kämpfen ist, dass er erstickt oder ob er es schafft, es zu zerreißen.
Es gibt - glaube ich - viele dieser Panther. Warum sie in so einem Käfig sitzen und wie sie hineingekommen sind, wissen wahrscheinlich die wenigsten. Sich einschließen lassen ist leicht, die Kunst ist, wieder herauszufinden.
Verständlich?
Es gibt im übrigen auch ein Pseudonym von Tucholsky: Peter Panther. Aber ich habe mit keinem von beiden - Peter und Paulchen - nähere Diskussionen über ihre Nachnamen geführt. Ich hoffe, sie verzeihen mir.
Danke, dass Du Dich nochmal gemeldet hast!
Liebe Grüße
finis
_________________ "Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky) |
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Erman Eselsohr
Beiträge: 486 Wohnort: Erde
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08.05.2014 12:52
von Erman
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Liebe/r finis,
langsam wird mein ''ich'' auch zum Panther, denn ich kreise um dein Gedicht, seit du es eingestellt hast, und komme einfach nicht mit der Intention klar. Ich finde einfach keinen Zugang. Dafür kannst du wahrscheinlich aber nichts. Je öfter ich dein Gedicht lese, desto mehr neugieriger werde ich. Es ist ein Gedicht, das mit wenigen Worten sehr viel sagt, ich hingegen verstehe, zu meiner Schande trotzdem nicht viel. Das passiert mir bei einem Gedicht zum ersten Mal.
''Etwas'' fehlt für mich im Gedicht, etwas was mich in die richtige Richtung zum nach Grübeln verleitet. z.B. ein Nomen, Verb oder ein Synonym etc.
Ich versuche es aber noch mal, in dem ich auf deinen Kommentar antworte.
Zitat:''Du benennst die Verben "vorgeführt" und "dressieren". Aber gerade die sind es für mich, die eigentlich eine ganz andere Ebene einleiten sollen. Vorführen, Dressieren: Das ist für mich Kontrolle, Selbstdisziplin, Fassade, Training, Härte, Arbeit, Anpassung, Einpassung, Zwang, sozialer Druck und so weiter. Dressur ... sie kann von außen kommen, von Richtlinien, Maßnahmen, Bedingungen, rechtliche und gesellschaftliche Einschränkungen, Konventionen, Normen.''
Also, sich Darlegen mit vorheriger Selbstdisziplin, Training; sich Vorführen mit vorheriger Dressur, Anpassung; zeigen was man zeigen soll, aber nicht unbedingt immer will. In einem Zustand sein, das aus einer Mischung von teils wahrer und gekünstelter Identität besteht.
Zitat: ''Darüber hinaus aber hängt es auch mit dem zusammen, was man sich selbst zutraut. Ob man sich einpassen lässt in die Muster, wie ernst man die Wahrscheinlichkeitsrechnung nimmt (hat das Erfolg oder nicht/soll ich es überhaupt versuchen oder nicht/das wird doch eh nichts).''
Sich einpassen lassen, das setzt eine Absicht (etwas erreichen zu wollen) voraus. Wenn man etwas erreichen will, dann muss man zu sich selbst vertrauen haben. Es gibt aber Situationen, wo es mehrere Absichten bedarf, um zum ''Erfolg'' zu kommen. Je ehrlicher man zu sich selbst ist, desto näher ist man seinem Wahren ich. Das führt dazu, dass man sich selbst besser kennenlernt. Das schützt aber nicht vor Kompromissen, die unausweichlich sind. Doch, je mehr Kompromisse, desto mehr Reue. Sich aber nur im Kreise drehen, bewirkt, dass sich die Last mehr und mehr aufstapelt.
Zitat: ''Wer weiß, wie viel für den Panther auf dem Spiel steht, wie viel er zu verlieren hat, zu welchem Preis er sich hat dressieren lassen? Das Gedicht sagt dazu nichts. Das Gedicht sagt auch nichts dazu, ob er es schafft, denn wer kann das wissen? Wer kann wissen, ob es die Kraft für den Befreiungsschlag gibt oder nicht? Der Panther weiß es nicht.''
Nach der (selbst und umgebungs) Dressur, die anscheinend lange gedauert hat, geht es nicht mehr darum, was der Panther zu verlieren hat, denn er hat bereits sehr viel verloren (Freiheit, Identität), sondern darum, was er noch retten kann, was es zu retten gibt. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist es völlig egal, wann man aus einer Sackgasse umkehrt, wichtig ist, dass man sich entschieden hat umzukehren. Die andere Seite der Sackgasse ist immer offen.
Zitat: ''Der Panther steckt im Korsett und die Frage ist, ob er so müde vom Kämpfen ist, dass er erstickt oder ob er es schafft, es zu zerreißen.''
Wenn der Panther darüber nachdenkt, ob er Müde ist oder nicht, da hat er schon verloren. Denn das Korsett brennt bereits. Müder ''darf'' der Panther nie sein, jedenfalls nicht für die Dinge des Lebens.
Manche Dinge liegen vielleicht außerhalb seines momentanen Horizonts, das heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt oder unerreichbar sind.
Zitat: ''Es gibt - glaube ich - viele dieser Panther. Warum sie in so einem Käfig sitzen und wie sie hineingekommen sind, wissen wahrscheinlich die wenigsten. Sich einschließen lassen ist leicht, die Kunst ist, wieder herauszufinden.''
Die meisten Panther lassen sich nur einmal im Leben Täuschen, dann sitzen sie aber schon im Käfig. Wieder herauszufinden, da bestehen nur drei Möglichkeiten, entweder a) der Panther wird von dem Fänger freigelassen, b) er befreit sich aus eigener Kraft oder c) er landet wieder in einem anderen dafür aber viel breiteren (goldenen) Käfig. Den wenigsten Panther begegnen Gleichgesinnte (Freie, Natürliche) Panther, diese erkennen sich aber meistens nicht wieder. Undressierte/ungeschminkte Panther sind selten. Manchmal kann das Raunen eines Panthers nicht unterschieden werden ob es aus Glück oder Unglück in die Welt verhallt. Eines ist aber sicher, erst durch das Raunen wird man auf den Panther hellhörig und aufmerksam.
Der Panther ist in seiner natürlichen Umgebung (warmes Heim) geboren, mit der Zeit aber hat er sich in Wildnis (kalter Stadtdschungel) gefunden. Die (Normen) die ihn gefangen halten sind nicht zivilisiert, sondern Wild, Seelen-raubend und kalt – Paradox.
Jedenfalls wünsche ich dem Panther viel Glück und lautes Raunen in der Freiheit.
Lieben Gruß
Erman
_________________ Ein Lächeln zeigt die einzig ungerade Linie,
die viele Dinge gerade biegen kann. - Erman |
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 08.05.2014 13:57
von Aranka
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Hallo Finis,
ich habe den Faden weiterhin verfolgt und dabei natürlich den text immer und immer wieder gelesen. Dabei ist mir dann auch immer mehr klar geworden, dass ich hier nur eine äußere Anpassung des Panthers herauslesen kann und die Kämpfenden fast mehr die Domteure sind.
Das liegt an den Beispielen, die du wählst und den Wortwahlen. ich erläutere im Text.
Zitat: | die menagerie brennt: |
das ist ein grandioser Auftakt. Denn was steht da? Das ganze "Schaugehege" und alle aufgewandten "Künste" brennen. Betroffen ist der, der vorgezeigt wird, aber auch, der diese Menagerie braucht, um sein Schauobjekt und damit seine "Dressur-Künste", also sich zu zeigen. Ist die menagerie dann niedergebrannt, stellt sich die Frage: konnte der Panther überleben, rechtzeitig entkommen, vielleicht mit einem angesengten Fell oder verbrennt es mit. Dem Dresseur jedoch verbrennt auf jeden Fall sein Showroom.
Zitat: | dein traum hinter gittern
dein schwarzer panther in agonie |
gut: Agonie, habe ich schon was zu gesagt. Solltest du "gibt Pfötchen" schreiben, was ich ganz gut finde, dann heißt das für mich: dein schwarzer Panther tut was du willst, gehorcht, zeigt nach außen sei braves Gesicht. Wer liebt schon die peitsche. Aber es sagt nichts über das Innere des Panthers aus. Wohl über den Dresseur: kann so ein Panther ein Traum sein. Ist es eine Leistung, einen Pfötchen gebenden Panther zu präsentieren?
Zitat: | du wolltest ihn zähmen |
Hier steht nicht: du hast ihn gezähmt. Du wolltest!!!
Zitat: | gestutztes fell falsches gebiss ein schleifchen am schwanz |
Und auch diese Maßnahmen stellen eher den Dresseur ins Abseits. Kann das wirklich das Feuer eins Panthers bändigen? Da bräuchte es anderer Bilder. (Ketten und Peitschen)
Zitat: | du wolltest ihn dressieren |
redundant!
Zitat: | hast ihn vorgeführt
der mutter mit kinderwagen und tante agatha
er ging für sie im kreis |
Auch hier: ging "für sie" im Kreis. Nicht: ging im Kreis. Es weiß was er tut. Er passt sich an. Für mich ist er nicht gebrochen worden.
Zitat: | jetzt brennt die menagerie |
Jetzt!!! Ein wichtiges Wort" Das signalisiert für mich: Wende!
jetzt ist seine Chance. Und übertragen auf den in einer Menagerie klein gehaltenen Menschen, auch er bekommt immer wieder seine Chance. Und ist sein inneres Tier wirklich ein Panther, dann .....
für mich würde es entkommen. Wie weit er sich erholen wird? Auf jeden Fall ist der Kampf zu Ende: wenn die menagerie brennt, dann brennen auch die Domteure.
Denn spricht man beim Zirkusmenagerie, gehört da alles zu, was mit ihnen zieht, die Künstler auch, alles, was dieses ganze Unternehmen zusammenhält.
Zitat: | ]dein panther kämpft nicht mehr |
Für mich geben deine Beispiele eine Richtung. Ob es hier Geschickt wäre, diese ruhig eindeutiger zu setzen, das musst du dich fragen.
Und ob einer auch schon "lebt", wenn er nicht mehr kämpft, das muss sich dann der Leser fragen.
Ich nähme "dein panther" vielleicht weg. Würde ggf. über eine andere Schlusszeile nachdenken.
Liebe Grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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finis Klammeraffe
F
Beiträge: 577 Wohnort: zurück
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F 11.05.2014 00:06
von finis
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Liebe/r Erman,
Bitte entschuldige, dass ich so lange gebraucht habe, ich bin aufgehalten worden und wollte Dir aber auch keinen schnellen zwei Zeilen Kommentar schreiben, also hat es ein wenig gedauert.
Zitat: | ''Etwas'' fehlt für mich im Gedicht, etwas was mich in die richtige Richtung zum nach Grübeln verleitet. z.B. ein Nomen, Verb oder ein Synonym etc. |
Da hast Du sicherlich recht und ich bin schon länger auf der Suche nach dem, was da fehlt.
Zitat: | Also, sich Darlegen mit vorheriger Selbstdisziplin, Training; sich Vorführen mit vorheriger Dressur, Anpassung; zeigen was man zeigen soll, aber nicht unbedingt immer will. In einem Zustand sein, das aus einer Mischung von teils wahrer und gekünstelter Identität besteht.
| Der Panther lässt Dinge mit sich tun. Ihre Auswirkungen sind ihm bewusst, er lässt es geschehen. Der Balanceakt ist es, zwischen der wahren und der gekünstelten Identität - also, wir sind voll auf einer Linie.
Zitat: | Sich einpassen lassen, das setzt eine Absicht (etwas erreichen zu wollen) voraus. Wenn man etwas erreichen will, dann muss man zu sich selbst vertrauen haben. Es gibt aber Situationen, wo es mehrere Absichten bedarf, um zum ''Erfolg'' zu kommen. Je ehrlicher man zu sich selbst ist, desto näher ist man seinem Wahren ich. Das führt dazu, dass man sich selbst besser kennenlernt. Das schützt aber nicht vor Kompromissen, die unausweichlich sind. Doch, je mehr Kompromisse, desto mehr Reue. Sich aber nur im Kreise drehen, bewirkt, dass sich die Last mehr und mehr aufstapelt. | Ja, ich denke schon. Kompromisse ziehen dann hier vielleicht nicht unbedingt Reue nach sich, sondern noch mehr Kompromisse. Frei nach dem Motto: Wer A sagt, muss auch B sagen.
Zitat: | Nach der (selbst und umgebungs) Dressur, die anscheinend lange gedauert hat, geht es nicht mehr darum, was der Panther zu verlieren hat, denn er hat bereits sehr viel verloren (Freiheit, Identität), sondern darum, was er noch retten kann, was es zu retten gibt. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist es völlig egal, wann man aus einer Sackgasse umkehrt, wichtig ist, dass man sich entschieden hat umzukehren. Die andere Seite der Sackgasse ist immer offen. | Er hat seine Identität nicht komplett verloren, er muss zu ihr zurück finden und - ja, wie Du es sagst - retten, was zu retten ist.
Zitat: | Wenn der Panther darüber nachdenkt, ob er Müde ist oder nicht, da hat er schon verloren. Denn das Korsett brennt bereits. Müder ''darf'' der Panther nie sein, jedenfalls nicht für die Dinge des Lebens.
Manche Dinge liegen vielleicht außerhalb seines momentanen Horizonts, das heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt oder unerreichbar sind.
| Sicherlich. Die Frage ist: Weiß er das? Inwiefern hat er Einfluss darauf? Das sind Fragen, die das Gedicht nicht beantwortet - es freut mich aber, dass Du das darin sehen konntest.
Zitat: | Die meisten Panther lassen sich nur einmal im Leben Täuschen, dann sitzen sie aber schon im Käfig. Wieder herauszufinden, da bestehen nur drei Möglichkeiten, entweder a) der Panther wird von dem Fänger freigelassen, b) er befreit sich aus eigener Kraft oder c) er landet wieder in einem anderen dafür aber viel breiteren (goldenen) Käfig. Den wenigsten Panther begegnen Gleichgesinnte (Freie, Natürliche) Panther, diese erkennen sich aber meistens nicht wieder. Undressierte/ungeschminkte Panther sind selten. Manchmal kann das Raunen eines Panthers nicht unterschieden werden ob es aus Glück oder Unglück in die Welt verhallt. Eines ist aber sicher, erst durch das Raunen wird man auf den Panther hellhörig und aufmerksam.
| Auch hier sind wir, denke ich, ganz einer Meinung. Wahrscheinlich kann es sich tatsächlich kaum ein Panther erlauben, undressiert durch die Gegend zu laufen. Befreiung aus dem Käfig ist sicherlich ein schwieriges Unterfangen und ist erst recht nicht das Ende des Kampfes um sein eigenes Leben. Es ist ein Neuanfang, ein Aufbruch, ein Losreißen mit all seinen Schattenseiten. Der Preis ist immer hoch, meistens zu hoch. Sicherheit steht auf dem Spiel, Anerkennung, das Selbstbild muss neu erarbeitet werden, man muss sich weiter verändern, und kann sich doch nicht finden. ...
Erman, es freut mich sehr, dass Du Dich so viel mit diesem Gedicht beschäftigst. Ich glaube nicht, dass Du es nicht verstehst. Dass Du keinen Zugang findest und Dir einige Gedanken verschlossen bleiben, liegt auch daran, dass es noch in Arbeit ist. Mir fehlt da schon seit Monaten etwas, aber ich kann den Finger nicht darauf legen. Ich arbeite dran...
Danke Dir und liebe Grüße
finis
Die neue Version wird noch etwas auf sich warten lassen. Da muss noch einiges sortiert werden...
_________________ "Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky) |
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