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Einstand - Fantasie


 
 
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NeoKortex
Erklärbär
N


Beiträge: 2



N
Beitrag19.04.2014 14:23
Einstand - Fantasie
von NeoKortex
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo smile

Ich bin 26 Jahre alt und habe das erste mal in meinem Leben etwas geschrieben. Ich bin wirklich schlecht was Grammatik und Rechtschreibung angeht, wenn man bedenkt, dass ich studiert habe.

Würde gerne Kritik bekommen die über Grammatik hinausgeht. Müsst mich nicht mit Samthandschuhen anfassen, ich vertrag das wink

Danke schonmal.






Von dem Schlaftempel der Frauen konnte Zyra mit den ersten Sonnenstrahlen die gold glänzenden Segel und die metallisch schimmernden Eisenkörper und Rotoren der Flugschiffe sehen. Zu hunderten thronten sie wie gewaltige Flugechsen auf den riesigen Landeplattformen. Vor einem halben Jahr, als ihr Körper noch nicht diese Veränderung durchmachte, hatte Sie noch mit den Arbeiterjungs zusammen in den stickigen, engen Schlafkabinen der unteren Westviertel gehaust. Dort hatte die Abluft aus den großen Kühltunneln die Luft teilweise tagelang in dichte Nebel gehüllt. Sonnenstrahlen waren dort unten rar, das meiste Licht entsprang rot glühenden Elektrizitätsleitungen und dem Untertaglicht der düsteren Arbeitsleuchten.
Heute hatte Zyra frischen Wind und warme Sonne im Gesicht, und der Duft von Blütenstaub kitzelte in der Nase. Der Schlaftempel der Frauen lag viele hundert Meter über dem internationalen Raumhafen des Kaiserreichs MúR. Der Tempel war mit seinen vielen Gärten und Teichen der einzige grüne Fleck inmitten der wachsenden Großindustrie. Hier wohnten die Heloiden, Priesterinnen des Kaisers, und sämtliche wichtige weibliche Angestellte des Raumhafens. Und seit einem halben Jahr, auf Geheiß des Großmarschalls, auch Zyra. Zyra mochte es hier, wenn gleich Sie auch die frechen Arbeiterjungs vermisste, mit denen Sie aufgewachsen war. Die Frauen hier waren merkwürdig, fand Zyra. Sie erklärten ihr, wie Sie sich zu benehmen hatte, wie Sie sich zu kleiden hatte und ja sogar, wie Sie Löffel und Gabel bei Tisch zu benutzen hatte. Dafür brachten Sie Zyra aber auch Wort und Schrift bei, und Sie ließen Sie nachts Bücher über die vier Planeten und über viele andere Dinge lesen. Zyra las jede Nacht, manchmal bis kurz vor Sonnenaufgang und mittlerweile konnte Sie es sogar schon richtig gut. Die obere Ärztin, eine füllige, angesehene Dame der Heloiden, hatte Zyra ein Kompliment für ihre rasche Auffassungsgabe gemacht. Auch heute Nacht hatte Zyra wieder lesen geübt, bis ihr die Augen zugefallen waren. Sie hat wieder über Andur, den blauroten Planeten der über Ihr  am Himmel hing,  gelesen. Sie hatte gelesen von dem blauen Wasser und den roten Kontinenten. Sie hatte die Völker studiert, die dort wohnten, das Reich von Mar und die anderen kleineren Länder. Und als Sie in den Schlaf fiel, träumte Sie davon als Kapitän eines dieser großen Überraumflugschiffen nach Andur zu fliegen. Und der Großmarschall hatte erst vor kurzem zu ihr gesagt, wenn Sie brav war, und alles täte, was er ihr auftrug, dann würde sich ihr Traum eines Tages erfüllen und Sie durfte nach Andur reisen. Wahrscheinlich nicht als Kapitän, aber als Passagier. Doch Zyra war das egal, Hauptsache Sie würde eines Tages den blauroten Planeten betreten. Bei dem Gedanken leuchteten ihre Augen auf und die Müdigkeit war vergessen.

Während Zyra von Andur träumte, führte ihr Weg Sie den langen Pfad um den Berg zum Tor der Vernunft, dem einzigen Ein- und Ausgang der Tempelanlage. Vor dem Tor saßen ein paar betende Frauen. Sie trugen die für Heloiden typisch weißen Gewänder mit den silbernen Blättern, welche jeweils ein Jahr im Dienste des großen Gottes symbolisierten.
Betende Frauen störte man nicht, deshalb rief Zyra nicht zum Gruß, sondern lief an Ihnen vorbei und durchs Tor hindurch. Die Welt die Sie jetzt begrüßte, war das pure Gegenstück zur ruhigen und sinnlichen Tempelanlage. Kaum hatte Sie sich ein paar Schritte vom Tor entfernt, drang Maschinenlärm und das matte Dröhnen einer Signalhupe an ihre Ohren. Auch sah Sie jetzt die Ersten, nicht in weiß gekleideten Menschen des heutigen Tages. Männer mit von ruß geschwärzten Gesichtern, schulterten schwere Kisten, Krüge und andere Behältnisse und trugen Sie wie eine Ameisenstraße auf ein nahe abgestelltes Luftschiff. Es war ein mächtiges Interkontinentalschiff mit großen goldenen Segeln und fünfundvierzig Propellern in zwei Reihen auf jeder Seite. Zyra hatte selten so ein großes Schiff gesehen, aber schon auf der Seite rechts von ihr kam ein zweites nicht minder beindruckendes Luftschiff in Sicht. Es musste sich um eines der vielen privaten Luftschiffe handeln, die nicht im Namen des Kaisers flogen. Die Segel waren asymmetrisch jeweils backbord und steuerbord gespannt, und zwar nicht aufrecht, so wie man es erwartet hätte, sondern horizontal wie die Flügel einer Fledermaus. Und am Ende des Schiffes war nur ein einziger großer Propeller, und es schien als ob das ganze Schiff unter seinem Gewicht zerdrückt werden müsste. Eine Plattform weiter landete ein Schiff, dass ohne jeden Zweifel den Piraten oder den Kopfgeldjägern gehören musste. Es besaß so viele Einschusslöcher wie Kanonen und war wahrscheinlich erst vor kurzem einem heftigen Gefecht entkommen. Der ganze Rumpf sah aus, als wäre er mehrmals auseinander gebrochen und dann durch ähnliche Modelle anderer Schiffstypen ersetzt worden. Trotz des wilden, zugerichteten Anblicks, war das Schiff in Zyras Augen wunderschön. Es erinnerte Sie an Freiheit und Abenteuer.
Zyra liebte es, durch den riesigen Raumhafen zu spazieren und sich alle Schiffe und ihre Schiffstypen einzuprägen.
Heute war ein ganz besonderer Tag. Die Mailuft4 war gelandet, und zwar nach ihrem achten Flug! Die Mailuft4 war eines der wenigen Schiffe, die in den Raum flogen. Und Sie war das dritte Schiff, das mehr als fünf Flüge geschafft hatte.  Die meisten Überraumschiffe gingen schon nach ihrem dritten Raumflug zu Bruch. Meistens starteten Sie einfach nicht mehr, weil die Kälte die Elektronik zerstört hatte, manchmal gingen Sie bei der Landung oder beim Start zu Bruch und fielen auseinander. Ab und zu in einer solchen Höhe, dass es sehr gefährlich wurde. Für die Insassen genauso wie für die Leute am Boden. Ganz wenige Pechvögel strandeten sogar im Raum. Sie waren die absolut Todgeweihten.
Und trotz der vielen Aus- und Todesfälle, war der Raumflug der profitabelste Geschäftszweig der ganzen Luftindustrie. Mit einem einzigen erfolgreichen Flug konnte man ganze zwei neue Überraumschiffe bezahlen. Und die Piloten und Mannschaften gingen nach fünf erfolgreichen Flügen mit einer gewaltigen Pension in Rente. Viele junge Männer träumten von der Chance, mit nur fünf Flügen für immer aus zu sorgen.
Es war ein gefährliches Wagnis, aber viele nahmen die Risiken in Kauf.

Zyra konnte die Mailuft4 schon von weitem sehen. Das Schiff war gewaltig. Ein einziger Propellerraum beanspruchte in etwa so viel Platz wie ein ganzes kaiserliches Schlachtluftschiff, und diese waren selber schon unbeschreiblich riesig. Von diesen Propellerräumen gab es vier, sie verteilten sich ringsum das metallene Herz des Schiffes. Das Herz, der Kern des Schiffes, war ein riesiger metallischer Bau in Form eines Rechtecks, und er bot auf fünfzehn Etagen Platz für eine ganze Stadt. An seiner Außenwand ragten unzählige Antennen, Leitungen, Schüsseln, Kabelsätze und kleine Türme hervor, welche Zyra weder benennen noch ihre Funktion aufsagen konnte. Auf der Oberseite des gewaltigen metallenen Ungetüms waren hunderte Lampen angebracht, jetzt waren Sie erloschen, und Sie ließen das Ungetüm wie das Monster mit den hundert Augen aus einem ihrer Bücher aussehen.
Zyra ging ehrfürchtig auf das schlafende Monster zu, mit einem Ohr lauschte Sie auf plötzliche Motorengeräusche, als ob die Propeller jederzeit anspringen und Sie in einem gewaltigen Sog einsaugen könnten.
Mittlerweile waren immer mehr Arbeiter unterwegs, und je näher Zyra dem großen Überraumschiff kam, umso betriebsamer und voller wurden die Straßen zwischen den Plattformen. Früher ging es Zyra nicht so, aber mittlerweile fühlte Sie sich unwohl, wenn Sie zwischen so vielen Männern über den Raumhafen schritt. Erst jetzt fiel ihr auf, wie wenig Frauen eigentlich direkt hier unten bei den Arbeitern tätig waren.
Zyra hielt den Kopf gesenkt und stapfte mit schnellen Schritten weiter in Richtung Mailuft4. Sie war recht froh, dass niemand Sie angesprochen oder ihr hinterhergepfiffen hatte, wie es in letzter Zeit häufiger vorgekommen war, als Sie endlich bei der Gruppe 13A II ankam, gerade rechtzeitig zum Morgenappell.
Großmarschall Krovsfki war ein wohlbeleibter Mann, mit einem dicken Bart, an dem man meistens sah, was er zu Frühstück hatte. Er konnte sich recht schnell aufregen und an die Decke gehen, vor allem dann, wenn er seiner Gruppe 13A II den Morgenappel abnahm. Er überprüfte die Kleidung und die Schuhe eins jeden Einzelnen sehr genau. Bei Zyra überprüfte er immer sehr sehr genau, manchmal kam er so nahe ran, und strich durch ihr langes, schwarzes Haar, dass Zyra von seinem bitteren Atem übel wurde. Er wollte wahrscheinlich, dass Zyra ein gutes Licht auf ihn warf, denn schließlich hatte er Sie aus den unteren Westvierteln in den Frauentempel verlegen lassen. Zyra wusste, dass Sie sich bei der neuen Arbeit beweisen musste, und deshalb hatte Sie sich immer besonders angestrengt. Schließlich war Großmarschall Krovfski als Direktor des Raumhafens ein wichtiger und mächtiger Mann, und nicht alle waren fähig genug in seiner eigenen Gruppe zu dienen. Zyra spürte kindlichen Stolz in ihrer jungen Brust anschwellen. Heute würden Sie die MaiLuft4 betreten und wichtige Wartungsarbeiten durchführen. Auf diesen Tag hatte Sie seit Wochen gewartet.
Großmarschall Krovsfki hatte gerade Adam und Xelo zur Schnecke gemacht, die letzte Woche beinahe einen Verladeunfall provoziert hätten, und kam jetzt mit hochrotem Kopf und völlig verschwitztem Gesicht bei Zyra zu stehen. „ Na meine kleine, Liebe“ die dicken Pausbacken wabbelten, als der Großmarschall Sie sichtbar erfreut musterte.
„ Bereit für den heutigen Tag?“ seine Stimme, die sich gerade noch wie Feuer und Schwefel über zwei seiner Arbeiter ergossen hatte, säuselte jetzt in höchsten Tönen.
„ Ja , Herr Großmarschall. Ich freue mich, heute die MaiLuft4 betreten zu dürfen.
Ich werde mein Bestes geben.“ antworte Zyra hastig.
„ Gewiss, dass wirst du“ der Großmarschall betrachtete sie mit einem schmalen Lächeln und seine kleinen, dunklen Augen schweiften langsam über ihr Gesicht und von dort über ihre Arbeitskleidung hinunter bis zu den Beinen. Zyra wurde immer nervös, wenn der Großmarschall vor ihr stand und das tat. Jeden Abend reinigte Sie ihren Arbeitsanzug mit äußerster Sorgfalt, und doch überprüfte der Großmarschall Sie immer und immer wieder nach Schmutzflecken oder kaputter Ausrüstung.
Der Großmarschall musterte Sie noch eine Weile, während die Gruppe 13A II weiterhin stramm stand, und um Sie rum das morgendliche Treiben weiter seinen Lauf nahm. Zyra versuchte ihren Blick gerade zu halten, so wie Sie es beim Antreten gelernt hatte, und sah dabei direkt auf den dicken faltigen Hals des Großmarschalls. Bei einem Mann normaler Statur hätte Sie vielleicht einen Adamsapfel hüpfen sehen, doch als der Großmarschall wieder sprach, brummte nur sein fetter, dicker Hals.
„ Nein, du wirst heute nicht in die MaiLuft4 gehen, meine liebe Zyra“ sagte der Großmarschall und Zyra konnte sehen, wie er gespannt auf ihre Reaktion wartete. Zyra konnte ihren plötzlichen Gefühlsausbruch nicht verbergen, die Enttäuschung stand ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben. „ Aber...“ begann Sie, doch der Großmarschall winkte ab.
„ Meine Frau fliegt noch heute Abend zu ihrer Familie nach Konstanz, ein Kurzbesuch über die Feiertage.“ Der Großmarschall drehte bei dem Wort Feiertage seinen dicken Kopf und erwartete gespannt die Reaktion der Gruppe, doch diese wusste bereits, dass es Feiertage nur dann geben würde, wenn er es erlaubte, und nach Adams und Xelos Versagen, war das nur schwer vorstellbar. Der Großmarschall wandte sich wieder zu Zyra, die sich alle Mühe gab, den plötzlichen Frust nicht in einem Schwall Tränen enden zu lassen.
„ Ich brauche heute Nacht also Jemanden, der mir mit den Papieren hilft. Und ich möchte, dass du dir vorher diese schmierige alte Uniform „ – die Worte verletzten Zyra, sie reinigte den Arbeitsanzug jeden Abend ! – „ ablegst, ein Bad nimmst, und das schwarze Kleid anziehst, dass ich dir geschenkt habe!“
 Och bitte nicht das schwarze Kleid dachte Zyra. Sie hasste das Ding. Der Großmarschall hatte es ihr geschenkt, falls Sie mal auf einen feierlichen Anlass musste, zu dem es nie gekommen war. Es war viel zu eng, viel zu kurz und total unbequem. Verglichen mit dem Arbeitsanzug fühlte Sie sich in dem Kleid einfach nur nackt.
„ Ist es nicht ein schönes Kleid? Damit passt du viel besser in mein Büro, als in so einem Anzug. Du darfst jetzt wegtreten und dich vorbereiten. Frag die alte Marta, Sie wird dich Baden und dir die Haare machen und dich losschicken.“
„ Ja, mein Herr. Ganz eurem Wunsch.“ Zyra salutierte, machte linkskehrt und Schritt der Gruppe davon. Sie war froh , dass Sie gehen durfte. Sobald Sie der Gruppe und dem Großmarschall den Rücken zugekehrt hatte, kullerten ihr dicke Tränen über die Wangen. Sie durfte nicht in die MaiLuft4, und stattdessen müsste sie langweilige Büroarbeit machen. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen.


Großmarschall Gordin Krovsfki war ein großzügiger Mann, zumindest dachte er das.
Immerhin hatte er das junge Ding aus der untersten Schicht geholt, sie in ein ordentliches Heim gesteckt, ihr Benimm beibringen lassen und ihr obendrein ein wunderhübsches, schwarzes Kleid geschenkt. Welche junge Frau freute sich da nicht? Im Prinzip war Sie ihm ja sogar etwas schuldig. Das zarte kleine Ding konnte sich freuen, dass er sie so ins Herz geschlossen hatte. Und heute Nacht würde Gordin ihr das größte Geschenk von allen machen, er würde Sie in die Welt der Erwachsenen einführen. Mit 13 Jahren war Sie die Jüngste, die Gordon je hatte. Gordon hatte schon viele gehabt, und Sie alle waren ihm dankbar und glücklich, dass ein Mann wie er Sie auserwählt hatte. Sicherlich, sie sagten oder zeigten es vielleicht nicht, manchmal sträubten Sie sich, aber das taten Sie auch nur aus Anstand, weil Gordon ein verheirateter Mann war. Er konnte es in Ihren Augen sehen, dass Sie es genossen. Und dieses junge Ding würde es besonders genießen, dachte Gordon. Was für eine Frau sie geworden war! Vermutlich hatte sich ihre Welt von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Plötzlich schenkten ihr alle Männer Aufmerksamkeit und nahmen Sie war. Wie aufregend das alles für so ein kleines Ding sein musste. Wahrscheinlich bekam Sie nicht mal mit, dass es an ihrem Körper lag, der sich so rasch verändert hatte, wahrscheinlich hielt Sie die Männer hier an ihrem neuen Arbeitsplatz einfach nur für verrückt. Gordon lächelte breit. Als er dieser kleinen, zierlichen Person zusah, wie Sie davon stolzierte, regte sich ein bekanntes Gefühl unter seiner Leibesmitte. Heute Nacht...
„Sir?“ sein Adjutant, der vermaledeite Taugenichts, hatte sich von hinten angeschlichen und ihm ins Ohr geflüstert.
„ WAS?“ fuhr Großmarschall Gordin ihn an. Gordin war ein geduldiger Mensch, nur manchmal, nicht sehr oft, da war etwas reizbar.
„ Ihre Frau fragt nach Ihnen“ antwortete der Adjutant und trat vorsichtig ein paar Schritte zurück.
Gordin spürte wie das Gefühl in seiner Hose schlagartig nachlies. Nicht schon wieder die keifende Alte, dachte er bei sich. Heute Abend musste warten. Da war erst noch ein Problem, um dass er sich zu kümmern hatte.

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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag19.04.2014 15:53

von Ithanea
Antworten mit Zitat

hallo NeoKortex,

wenn du Bock hast, stell dich doch noch auf dem Roten Teppich vor.
Zu deinem Text:
Dein Arbeitstitel passt wie die Faust aufs Auge, man merkt richtig, dass du eine lebendige Phantasie hast und eine genaue Vorstellung von deiner Welt, den Figuren und der Technologie. Das wird auch ein bisschen zum Problem: Du schreibst sehr ausführlich beschreibend, benutzt viele Adjektive kurz hintereinander. Z.B. hier:
Zitat:
gold glänzenden Segel und die metallisch schimmernden Eisenkörper

Das macht das ganze anschaulich, aber - wenn es sich durch den ganzen Text zieht - auch schwer zu lesen, finde ich. Außerdem habe ich als Leser immer weniger Spielraum meine eigene Phantasie anzustrengen, wenn du so viel veranschaulichst. Versteh mich nicht falsch, ich finde Beschreibungen wichtig, um die Atmosphäre einer Welt vermittelt zu bekommen, aber hier war es mir doch ein bisschen zu viel des Guten.
Als unten die Dialoge losgehen, wird es lockerer. Da bist du nicht so im 'Beschreibe-Zwang' und der Text liest sich gut, finde ich.
Ist sicher auch eine Frage von Übung und Geschmack.

Deine Welt finde ich ziemlich spannend, das wär was für mich.
Tolle Stelle:
Zitat:
Trotz des wilden, zugerichteten Anblicks, war das Schiff in Zyras Augen wunderschön. Es erinnerte Sie an Freiheit und Abenteuer.

Geh doch auf diesen Drang in ihr ruhig noch mehr ein. Damit wir sie kennen lernen. Das würde mich für den Einstieg mehr interessieren, als die vielen Fluggeräte und deren Besonderheiten. Ihr Fernweh, ihr Wunsch, Kapitän zu werden und ferne Welten zu sehen. Das macht sie aus, darüber will ich was lesen. Wobei du das durch kleine Gedankeneinblicke schon gut hast einfließen lassen. Vielleicht passt diese halbversteckte, heimliche Art auch.

Was ich mir kaum vorstellen kann: Ist Zyra wirklich so naiv, dass sie die widerlichen Annäherungsversuche des Großmarschalls nicht bemerkt? Gut, sie ist sehr jung, aber da traue ich ihr mehr zu.

Rechtschreibfehler gibt's ein paar, aber nicht dramatisch viele (bis auf Gordin vs. Gordon), wenn dir das wichtig ist, kann ich den Text gerne noch genauer danach und nach Grammatik durchgehen.
Trotz einiger beladener Sätze hast du manche treffende Formulierungen und ich glaube, du hast ein gutes Gefühl für Sprache. Wie der Großmarschall durch so Aktionen, dass er sich umsieht, ob sich auch alle Untergebenen ärgern, charakterisiert wird, ist gut gemacht. Und ich würd gern wissen, wies weitergeht.

Bleib dran! Liebe Grüße
Ithanea


_________________
Verschrieben. Verzettelt.
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Mephisto Paredros
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
M

Alter: 28
Beiträge: 15
Wohnort: Minden


M
Beitrag20.04.2014 01:39
Jap!
von Mephisto Paredros
Antworten mit Zitat

Großartig!
Eine andere Welt erschaffen um alles, natürlich uns ähnlich, auf die Spitze zu treiben: es ist, als wäre der Text eine einzige Metaphorie: Militarismus, Monarchismus, Zwangsarbeit in den Minen unter schwersten Bedingungen und die Versklavung unter einen seltsam anmutenden Gottesglauben. Es ist ihnen wirklich gelungen alles schlechte hervorzukramen und in dieser Exposition zu bündeln, furchtbar und großartig! Zuletzt die Perversität des Admirals, des Oberen gegenüber der naiven Gutgläubigkeit der Protagonistin. Insgesamt scheint es, wie in Metropolis, die Oberstadt als Antagonisten zu geben gegen die Unterstadt, nur erweitert um diese Möglichkeit aufzusteigen. Grausam, ebenso wie die Erweiterung auf mehrere Planeten und die Luftschiffe, was die einzelnen Menschen nur noch kleiner erscheinen lässt. Und der schwache Mensch, verzweifelnd vor der Allmacht der Oberstadt und allem was sie bedeutet ist ein grausames/schönes Thema.
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TiefenFlamme
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 5



Beitrag23.04.2014 19:15
Pure Begeisterung
von TiefenFlamme
Antworten mit Zitat

Guten Tag Neokortex

da du dir Kritik wünscht, die über Grammatik hinausgeht, habe ich deinen Text einfach drauf los gelesen und auf mich wirken lassen.

Ich bin noch ganz frisch hier und es ist der erste Text den ich gelesen habe und nun kommentiere...

Ich bin begeistert!
Die Welt die du erschaffen hast, lässt mich nach mehr schreien!
Sie ist unheimlich faszinierend und interessant! Du hast die Umgebung und Zustände hervorragend beschrieben.

Man will direkt weiterlesen, mehr über die Strukturen und Menschen in deiner Welt erfahren und bangt um Zyra, die hoffentlich heil aus der Geschichte raus kommt. (Mir geht es jedenfalls so)

Du hast mir mit dem kurzen Stück Text eine Freude bereitet und ich bin nach wie vor fasziniert- eine tolle Mischung. Der Sprung der Perspektive (der allwissende Erzähler war bei Zyra und bleibt dann beim Marschall zurück [ein Fachbegriff für einen derartigen Perspektivenwechsel ist mir leider noch nicht bekannt]) gefällt mir auch ausgesprochen gut- ach wie gerne wüsste ich wie es weiter geht lol2

Ich hoffe man bekommt noch mehr zu lesen und zu hören- und noch mehr hoffe ich, dass dieses Forum noch weitere derart interessante Überraschungen für mich bereit hält smile
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Hoody
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2273
Wohnort: Alpen


Beitrag24.04.2014 12:53

von Hoody
Antworten mit Zitat

Guten Abend/Tag NeoKortex.

Vorab: Die Kritik ist nur meine Meinung. Was mich stört, könnte anderen Lesern gefallen. Nimm dir die Punkte mit, die du für wichtig und richtig hälst.
Ich gehe erstmal ein paar Sätze durch und verliere dann ein paar Sätze zur Geschichte, zu deinen Charakteren und so weiter.


Zitat:
Von dem Schlaftempel der Frauen konnte Zyra mit den ersten Sonnenstrahlen die gold glänzenden Segel und die metallisch schimmernden Eisenkörper und Rotoren der Flugschiffe sehen.

Zwei Adjektive hintereinander. Sowas liest sich meistens nicht so schön, erzeugt oft verwirrende Bilder, meistens sticht das stärkere Wort sowieso das Schwächere ab und wenn diese Methode öfter vorkommt, wird der Text unnötig "bunt"/kitschig/überladen. Hier würde ich es noch durchgehen lassen. Der Satz ist flüssig. Aber ein richtiges Bild will noch nicht enstehen. Zwei unds sind nie soo toll. Hier schwächt das zweite -und- sogar den Abgang. Segel und Eisenkörper werden noch mit Adjektiven beschmückt und nach dem zweiten und geht es relativ lieblos zu Ende.

Von dem Schlaftempel der Frauen konnte Zyra mit den ersten Sonnenstrahlen die gold glänzenden Segel und die metallisch schimmernden Eisenkörper der Flugschiffe sehen.

Zitat:
Zu hunderten thronten sie wie gewaltige Flugechsen auf den riesigen Landeplattformen.

Schiffe sind immer groß. Vorallem wenn man sich ein Flugschiff vorstellt. Vorallem will mir Flugechse nicht so richtig reinpassen. Liest man eher selten, wenn dann nur als Synonym für Drache. Wenn du den Vergleich drinnen lassen möchtest, würde ich ein besseres Wort für Flugechse suchen oder gleich einen bildstärkeren Vergleich.

Zu hunderten thronten sie auf den riesigen Landeplattformen.

Riesigen finde ich ein wenig schwach. Aber besser als gigantisch, groß oder sowas.

Zitat:
Vor einem halben Jahr, als ihr Körper noch nicht diese Veränderung durchmachte, hatte Sie noch mit den Arbeiterjungs zusammen in den stickigen, engen Schlafkabinen der unteren Westviertel gehaust.

Den fett markierten Teil finde ich spannend. Ich hoffe es stellt sich nicht heraus, dass du mit den Veränderungen nicht die Pubertät meinst, sondern irgendwas geheimnisvolles. Aber er weckt mein Interesse. Was für eine Veränderung?

Zitat:
Dort hatte die Abluft aus den großen Kühltunneln die Luft teilweise tagelang in dichte Nebel gehüllt.

Dort hatte die Abluft aus den großen Kühltunneln die Luft tagelang in Nebel gehüllt.
Bisschen abgespeckter. Teilweise könnte man auch drinnen lassen. Ist Geschmackssache.

Zitat:
Sonnenstrahlen waren dort unten rar, das meiste Licht entsprang rot glühenden Elektrizitätsleitungen und dem Untertaglicht der düsteren Arbeitsleuchten.

Noch entsteht kein klares Bild. Wo ist unten? Wie sieht es da unten genau aus? Ich kriege keine Vorstellung. Du beschreibst zwar mit vielen Adjektiven, aber an sich weckt es nicht mein Kopfkino.

Zitat:
Heute hatte Zyra frischen Wind und warme Sonne im Gesicht, und der Duft von Blütenstaub kitzelte in der Nase.

kitzelte in der Nase ... Ich finde kitzeln ist ein schönes Wort und das Gefühl einer kitzelnden Nase kennt wohl jeder. Leider oft benutzt - daher abgedroschen.
Wieso zeigst du uns nicht, dass Zyra den frischen Wind spürt? Die warmen Sonnenstrahlen im Gesicht spürt?
Wind ist immer frisch.
Sonne ist immer warm.
Heute hatte --> Der erste Satz spielt im Hier und Jetz, die nächsten Sätze sind eine kleine Beschreibung ihres alten lebens. Anscheinend war es da unten, bei den Arbeiterjungs,echt dreckig und beklemmend. Das Zyra heute den Wind etc., spüren kann, scheint eine positive Entwicklung zu sein. Verdeutliche diesen Umstand. Du beschreibst in wenigen Sätzen 2 unterschiedliche Welten. So kann man mit Zyra auch nicht mitfühlen, ihr neues Leben "wertschätzen" und ein Gefühl für die beiden Orte erhalten, die so grundverschieden sind, obwohl sie sich fast "berühren".

Zitat:
Der Schlaftempel der Frauen lag viele hunderte Meter über dem internationalen Raumhafen des Kaiserreichs MúR.


Zitat:
Und seit einem halben Jahr, auf Geheiß des Großmarschalls, auch Zyra. Zyra mochte es hier, wenn gleich Sie auch die frechen Arbeiterjungs vermisste, mit denen Sie aufgewachsen war. Die Frauen hier waren merkwürdig, fand Zyra.

Bring mehr Abwechslung in deine Sätze. Der letzte Satz zeigt auch einen der wunden Punkte deiner Geschichte. Ich weiß jetzt nicht, ob du eine Erzählung/Märchen schreiben möchtest oder eine lebendige Geschichte? Wenn der Stil beabsichtig ist, dann habe ich nichts geschrieben.
Falls nicht, dann bring Zyra näher an den Leser. Zyra ist die Hauptperson. Wenn du schreibst: Die Frauen hier waren merkwürdig - dann muss normalerweise keine Erklärung abgefliefert werden, wer diese Frauen merkwürdig findet. Die einzige Person die wir bisher in deiner Geschichte kennen heißt Zyra. Natürlich findet NUR Zyra die anderen Frauen merkwürdig. Dein Protagonist muss lebendiger werden. Durch solche Sätze reißt du den Leser aus der Geschichte. Er kann sich mit der Figur nicht mehr identifizieren. So geht es jedenfalls mir immer.
Die Frauen waren merkwürdig - wieso merkwürdig? (Baust bisschen Spannung auf bzw., wirfst eine Frage in den Raum)
Die Frauen waren merkwürdig,fand Zyra - ahh, fand Zyra, stimmt, Prota, Geschichte undso. Eigentlich klar. Mal schauen. (Der Einschub zerstört die Frage, auch wenn nur kurzzeitig. Aber wenn sich sowas häuft, dann ist sowas sehr störend)
Mich reißt sowas aus einer Geschichte.

Zitat:
Die Frauen hier waren merkwürdig, fand Zyra. Sie erklärten ihr, wie Sie sich zu benehmen hatte, wie Sie sich zu kleiden hatte und ja sogar, wie Sie Löffel und Gabel bei Tisch zu benutzen hatte.

Falls du dir Sorgen machst, dass der Leser nicht ganz verstanden hat, wer diesen Satz hier denkt -_> Die Frauen hier waren merkwürdig, benutzt du Plan B
Statt
 Sie erklärten ihr, wie Sie sich zu benehmen hatte,
Vielleicht so?
Sie erklärten Zyra, wie sie sich zu benehm...

Zitat:
Sie erklärten ihr, wie Sie sich zu benehmen hatte, wie Sie sich zu kleiden hatte und ja sogar, wie Sie Löffel und Gabel bei Tisch zu benutzen hatte.

Wie sie sich zu benehmen hatte, wie sie sich zu kleiden hatte, wie sie Löffel und Gabel bei Tisch zu benutzen hatte, wie sie zu laufen hatte, wie sie ... hatte...wie sie...hatte
Merkst du es? Liest sich nicht sehr lebendig.Alles bisschen träge, ja, es wirkt auf mich ein wenig gelangweilt. Der Autor hackt diese Sätze schnell ab, weil er zum interessanten Teil der Geschichte möchte, der vielleicht bisschen mehr Action hat usw. Show dont tell. Mehr dazu findest du in der unteren Linksammlung.

Zitat:
ja sogar, wie Sie Löffel und Gabel bei Tisch zu benutzen hatte. Dafür brachten Sie Zyra aber auch Wort und Schrift bei, und Sie ließen Sie nachts Bücher über die vier Planeten und über viele andere Dinge lesen. Zyra las jede Nacht, manchmal bis kurz vor Sonnenaufgang und mittlerweile konnte Sie es sogar schon richtig gut

Die rot markierten Stellen lesen sich nicht schön. Sind entweder Füllwörter oder zu umgangssprachlich/flappsig. Schon richtig gut, liest sich auch eher schwach. Was ist denn richtig gut?

Zitat:
Sie hat wieder über Andur, den blauroten Planeten der über Ihr  am Himmel hing,  gelesen.

Du hast manchmal Angst davor, kurze und kristallklare Sätze zu schreiben oder? Mir fällt auf, dass du oft einen Satz mit Einschüben oder vielen Zwischeninformationen bestückst. Natürlich "hängen" Planten am Himmel und natürlich ist der Himmel über ihr.

Zitat:
Sie hat wieder über Andur gelesen. Sie hatte von dem blauen Wasser und den roten Kontinenten gelesen. Sie hatte die Völker studiert, die dort wohnten, das Reich von Mar und die anderen kleineren Länder.


Zitat:
Sie hat wieder über Andur gelesen. Sie hatte von dem blauen Wasser und den roten Kontinenten gelesen. Sie hatte die Völker studiert, das Reich von Mar und die anderen kleineren Länder.


Jetzt haben wir schon einmal die "unnötigen" Einschübe gestrichen. Die Satzanfänge fangen immer mit sie an und an sich liest sich die Aufzählung nicht sehr lebendig, spannend und dadurch würde ich diese Zeilen schnell überspringen. Die Informationen gar nicht aufnehmen. Wasser ist immer blau. Aber ist nicht schlimm. So beginnt man eine Verbesserung. Erstmal den Ballast rausschneiden, unnötige oder logische Einschübe/Satzteile löschen und dann die Sätze/den Absatz formen.

Zitat:
Und als Sie in den Schlaf fiel, träumte Sie davon als Kapitän eines dieser großen Überraumflugschiffen nach Andur zu fliegen

Und als sie in den Schlaf fiel, träumte sie davon als Kapitän eines Überraumflugschiffes nach Andur zu fliegen.
Zitat:

Sie hat wieder über Andur, den blauroten Planeten der über Ihr  am Himmel hing,  gelesen. Sie hatte gelesen von dem blauen Wasser und den roten Kontinenten. Sie hatte die Völker studiert, die dort wohnten, das Reich von Mar und die anderen kleineren Länder. Und als Sie in den Schlaf fiel, träumte Sie davon als Kapitän eines dieser großen Überraumflugschiffen nach Andur zu fliegen. Und der Großmarschall hatte erst vor kurzem zu ihr gesagt, wenn Sie brav war, und alles täte, was er ihr auftrug, dann würde sich ihr Traum eines Tages erfüllen und Sie durfte nach Andur reisen.


Soo, kleine Zusammenfassung.
Zyra steht vor den Schlaftempeln (Gegenwart) und sieht die Luftschiffe. Wir erfahren von körperlichen Veränderungen und Westviertel (Vergangenheit/Rückblick) Nähere Beschreibung des Frauentempels, was sie dort lernt, macht, was sie darf (Rücklick) Außerdem kriegen wir die Information, dass sie gerne Kapitän wäre. Letzter Satz bringt uns in die Gegenwart zurück. Du springst zwischen Rückblenden und Gegenwart hin und her. Nimmt sehr viel Tempo, liest sich eher wie eine Erzählung und Auflistung, statt einer Geschichte. Ich würde generell nie mit Rückblenden eine Geschichte beginnen. Du hast die Informationen zwar fachgerecht zerkleinert (Andere schreiben oft 2 Seiten Rückblenden) aber diese Informationen könntest du besser und vorallem lebendiger, dynmaischer in die Geschichte einbauen. Die ersten Seiten müssen den Leser packen, mitreißen.

Zitat:
Während Zyra von Andur träumte, führte ihr Weg Sie den langen Pfad um den Berg zum Tor der Vernunft, dem einzigen Ein- und Ausgang der Tempelanlage. Vor dem Tor saßen ein paar betende Frauen.

Im ersten Satz bist du ein wenig durcheinandergekommen. Lies ihn dir laut vor.

Zitat:
im Dienste des großen Gottes symbolisierten.


Zitat:
Betende Frauen störte man nicht, deshalb rief Zyra nicht zum Gruß, sondern lief an Ihnen vorbei und durchs Tor hindurch.

Hier sieht man sehr schön, dass du sehr kompliziert schreibst.
Dadurch verlierst du, so blöd es klingt, den "Flow". Der Leser muss flüssig durch die Geschichte kommen, wenn sich aber jeder dritte Satz umständlich oder gekünselt wirkt, dann stört es den Lesefluss.

Zitat:
Kaum hatte Sie sich ein paar Schritte vom Tor entfernt, drang Maschinenlärm und das matte Dröhnen einer Signalhupe an ihre Ohren.

Ich überspring jetzt die Detailkritik, glaube ich habe jetzt genug Sachen/"Fehler" aufgezählt, die sich in deiner Geschichte wiederholen.
Hier würde ich matt streichen.
Hier sieht man auch deinen bevorzugten Satzbau. Drei Informationen (Beschreibungen, Tätigkeiten usw) in einem Satz.
Sie rannte zum Tor, öffnete das Tor und ging hindurch.
Ihre blauen Augen fixierten die Umwelt, jede Bewegung im Wald und das Messer, in seiner Hand.
Beschreibung/Information,Beschreibung/Information und Beschreibung/Information.
Klar, hin und wieder kann man sowas benutzen. Aber diese Methode kommt bei dir sehr oft vor und so "spülst" du deine Beschreibungen/Informationen einfach vor dich her. Aber richtig lebendig und bildhaft wird es nicht.

Zitat:
Männer mit von ruß geschwärzten Gesichtern, schulterten schwere Kisten, Krüge und andere Behältnisse und trugen Sie wie eine Ameisenstraße auf ein nahe abgestelltes Luftschiff.

Wie oben beschrieben. Auf Dauer wirken solche Sätze sehr ermüdent, monoton und dann überspringt man sie. Ich liste dir mal ein paar Sätze auf und du beobachtest deine Reaktion.

__________________________________________________________
Zitat:
Von dem Schlaftempel der Frauen konnte Zyra mit den ersten Sonnenstrahlen die gold glänzenden Segel und die metallisch schimmernden Eisenkörper und Rotoren der Flugschiffe sehen


Zitat:
Sonnenstrahlen waren dort unten rar, das meiste Licht entsprang rot glühenden Elektrizitätsleitungen und dem Untertaglicht der düsteren Arbeitsleuchten.


Zitat:
Heute hatte Zyra frischen Wind und warme Sonne im Gesicht, und der Duft von Blütenstaub kitzelte in der Nase.


Zitat:
Zyra mochte es hier, wenn gleich Sie auch die frechen Arbeiterjungs vermisste, mit denen Sie aufgewachsen war.

_______________________________________________________--

Schreibstil
Gegen Ende hin wirst du flüssiger und sicherer. Da gab es auch zwei Stellen, die ich sehr gut fand:

Zitat:
„ Bereit für den heutigen Tag?“ seine Stimme, die sich gerade noch wie Feuer und Schwefel über zwei seiner Arbeiter ergossen hatte, säuselte jetzt in höchsten Tönen.

Sehr schöner Satz.

Zitat:
Der Großmarschall drehte bei dem Wort Feiertage seinen dicken Kopf und erwartete gespannt die Reaktion der Gruppe

Krovsfki kommt sehr lebendig rüber. Den Großmarschall hast du toll charakterisiert. Auch wenn er irgendwo eine Klischeefigur ist, gefällt mir seine Beschreibung sehr gut.

Jedoch ist dein Schreibstil zum Großteil unsicher. Besonders am Anfang. Du beschreibst sehr viel, aber erzählst mehr. An sich ist es nur eine Aufzählung, ein richtiges Bild will nicht entstehen - kein Kopfkino. Die vielen Wortwiederholungen, unnötigen Einschübe und vorallem die fehlende Abwechslung im Satzbau lassen mich die Hälfte deiner Geschichte überspringen. Zumindest wenn ich ein normaler Leser wäre. Der Charakter bleibt eigentlich vollkommen blass, die Welt auch. An sich würde ich die erste Hälfte streichen oder ausbauen. Du musst dir die Frage stellen: Kann ich die ganzen Informationen zu der Welt und zu meinen Protagonisten (Zyra) nicht anders in die Geschichte einbauen? Dynamischer? Lebendiger? Nicht als Klotz, der sich fast wie ein Schulaufsatz zu einem fremden Planeten liest. Entweder du streckst den Anfang, aber zoomst näher an deinen Charakter, schreibst nicht so distanzierst und lässt dir Zeit. Oder du steigst gleich bei der Schiffsszene ein und schaust, ob du die Informationen stückchenweise anders in die Geschichte bringen könntest. Generell nehmen Rückblenden immer sehr viel Tempo aus einer Geschichte.
Mir kommt es so vor, als hättest du die Geschichte bis zum Luftschiff einfach nur schnell hingeschrieben, weil du endlich zu deinen Lieblingsszenen wolltest. Denn ab den Dialog liest es sich ganz gut.

Den Perspektivwechsel finde ich in Ordnung. Zyra kriegt am Ende einen netten Cliffhanger und dann gehts weiter zum Kapitän.
Es wäre ein Gedanke wert, die ganze Geschichte bis zur Perspektive des Kapitäns zu löschen und mit ihm anzufangen. Du solltest nur darauf aufpassen, dass du nicht zu oft zwischen den Perspektiven wechselst. Man macht es sich dadurch zwar oft etwas leichter, da man munter hin und her springen kann und aus einer anderen Perspektive die Geschichte vorantreiben kann, aber dadurch kann sich der Leser nicht mit deiner Hauptfigur identifizieren. Ich weiß nicht, ob du diese Perspektivspringerei beibehälst, falls ja, würde ich es mir noch einmal gut überlegen und schauen, wie du die Informationen oder auch die Spannung aus der Sicht deines Protas weitergibst. Ansonsten hast du am Ende zwar mehrere Figuren, aber jede ist oberflächlich und bleibt blass. Ein Charakter hat immer eine Motivation.
Motivation, Konflikt, Lösung, Entwicklung.
Zyra will Kapitän werden - Motivation
Aber da sie eine Frau ist? noch ziemlich jung? Der Marschall es nicht zu lässt? Hat sie einen - Konflikt
Sie will aber unbedingt Kapitän werden, sie braucht daher eine - Lösung
Die Lösung ist an sich auch gleichzeitig die - Entwicklung.
So könnte man den groben Entwicklungsbogen darstellen.
Jedes neue Kapitel oder Szene lässt sich damit kombinieren.
Eine Lösung muss es nicht immer geben. Denn es kommt auf die Entwicklung an. Jeder Konflikt/Auseinadersetzung mit anderen Personen, mit einer gefährlichen/dramatischen/traurigen/vielleicht sogar erfreulichen Situation, jeder Monolog etc., ist ein Konflikt. Dieser Konflikt muss der Prota überwinden oder darauß lernen. Daran wachsen.
Ist kein einfaches Thema und ich schreibe seit Ewigkeiten mal wieder eine Kritik, bestimmt hat dieser "Bogen" - Motivation, Konflikt, Lösung/Entwicklung - irgendeinen Fachbegriff, aber mir will grad nichts einfallen. Aber so würde ich es mir merken.
Motivation
Konflikt
Lösung/Entwicklung


Ich beende hier mal die Kritik, sonst wird es zu viel. Ich glaube dir brummt jetzt ein wenig der Kopf. Am besten eine Nacht darüber schlafen und die wichigsten Punkte mitnehmen.
Ganz wichtig: Es gib so viele Bücher zum Schreibhandwerk, so viele Foren, Tipps und und und. Aber es ist deine Geschichte. Du kannst immer entscheiden wie du sie schreiben möchtest. Am besten schreibst du die Geschichte einfach fertig. Es ist ja deine erste, hast du gemeint und dann hast du schon einmal eine ungefähre Richtung deiner Geschichte. Dann könntest du entweder die Geschichte überarbeiten - was ich nicht empfehlen würde, oder neu anfangen und deine Erfahrungen die du beim Schreiben gesammelt hast, einsetzen - würde ich empfehlen.
Nach der ersten Rohfassung könntest du anfangen zu plotten, Charakterbögen erstellen, die Konflikte und Motivationen der Charaktere anpassen und und und. Das ist viel Arbeit, aber sie macht sehr viel Spaß.

Hier eine kleine Linksammlung:

Ralphies Schreibwerkstatt
Ahrimans Schreibschule
Dsfopedia
Seiten, die du dir unbedingt ansehen solltest
Show dont tell
Unten drunter findest du dann auch gleich Kopfkino und mit allen Sinnen schreiben.
Rückblende
Schneeflocken Methode - Plotmöglichkeit
Die Schneeflocken Methode macht seeeeeeeeeeehr viel Spaß

mfg Hubi


_________________
Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D

Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant

"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer
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from-a-lady
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
F


Beiträge: 14



F
Beitrag25.04.2014 01:13
Toll!
von from-a-lady
Antworten mit Zitat

Liebe NeoKortex,

eigentlich sind diese Art von Geschichten nicht meins, ich bin jedoch an Deinem Schreibstil hängen geblieben. Wirklich angenehm und phantasievoll geschrieben, es ist gut und flüssig zu lesen. Toll!


_________________
from a lady
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NeoKortex
Erklärbär
N


Beiträge: 2



N
Beitrag29.04.2014 12:33

von NeoKortex
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo smile

Danke für die Kritik an alle! Ist eine tolle Motivation, wenn man Reaktionen auf das Geschriebene bekommt. So macht das
Schreiben noch mehr Spaß.

@Hoody:

Sehr vielen Dank für deine ausführliche Kritik. Ich muss Sie mir immer und immer wieder durchlesen, damit ich sie aufnehmen kann. Ein paar Fehler sehe ich dank dir jetzt auch:
 rießig, warme Sonne, und und und, hatte hatte hatte.

Interessant fand ich auch deinen Kritikpunkt zu "fand Zyra". Da man sich bereits in der Perspektive dieser Protagonisten bewegt ist dieser Einschub
überflüssig. Hätte ich selber nicht entdeckt.

Die langen Sätze sind glaub ich einfach Teil meines Stils. Ich versuche trotzdem sie gezielter einzusetzen.

Verblüfft hast du mich mit folgendem Satz:
Alles bisschen träge, ja, es wirkt auf mich ein wenig gelangweilt. Der Autor hackt diese Sätze schnell ab, weil er zum interessanten Teil der Geschichte möchte, der vielleicht bisschen mehr Action hat usw. Show dont tell.

Das trifft genau zu. Ich hatte in meinem Kopf schon ein Bild von den Geschehnissen aber keine Ahnung, wie ich dazu überleiten sollte. Ich war richtig erleichtert, als ich endlich das Zyra-Großmarschall Problem beschreiben konnte.

Ein paar Kritikpunkte sind für mich atm noch over the top:

Der erste Satz spielt im Hier und Jetz, die nächsten Sätze sind eine kleine Beschreibung ihres alten lebens. Anscheinend war es da unten, bei den Arbeiterjungs,echt dreckig und beklemmend. Das Zyra heute den Wind etc., spüren kann, scheint eine positive Entwicklung zu sein. Verdeutliche diesen Umstand. Du beschreibst in wenigen Sätzen 2 unterschiedliche Welten. So kann man mit Zyra auch nicht mitfühlen, ihr neues Leben "wertschätzen" und ein Gefühl für die beiden Orte erhalten, die so grundverschieden sind, obwohl sie sich fast "berühren".


Ich denke das ist Storytelling-Erfahrung. Ich habe einfach drauf los erzählt und mir gar keine Gedanken darüber gemacht, wie stark ich auf
die Dynamik in Zyras Welt eingehen soll. Ich kann das jetzt noch nicht genau erkennen. Wenn ich auf meine Geschichte blicke, dann seh ich quasi "schwarz" und "weiß" beziehungsweise "liest sich gut" oder "liest sich nicht so gut". Ich weiß dabei weder den Grund für mein Empfinden
noch ob ich mit meiner Einschätzung richtig liege.

Es freut mich daher ungemein, dass Beiträge hier meine Geschichte
als spannend empfinden. Nur darum geht es ja eigentlich. Und um vielleicht noch ein bischen content zu vermitteln Razz

Ich werde mir deine Kritik noch ein paar mal durchlesen und schauen,
ob ich in Zukunft bewusst etwas an meinem Text anwenden kann.

Mittlerweile sind schon 5 weitere Texte geschrieben smile

Danke für die Hilfe!
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