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FarbStimmen


 
 
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag23.04.2014 23:59
FarbStimmen
von lilli.vostry
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

FarbStimmen

Im flatternden Vibrato
der Baumchöre
gemischt mit Passionsklängen
ziehen vom Wind bewegt
meine Vögel lautlos ihre Kreise

umeinander in allen Farbtönen
fein geschwungener oder wild gesprenkelter
Flügelschlag streift mich
lang spitz kantig und rund
Schnäbel und Gefieder

versetzt mich jeder Farblaut verbunden
mit dir in Schwingung
auf jeder Sprosse
des Lebensbaums



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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A
Beitrag25.04.2014 15:45

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Lilli,

wie so oft, fängst du auch in diesem Text eine stark bewegte Stimmung ein: einen besonderen Augenblick: das Li wird gestreift. Es sind „Farbstimmen“, sagt mir der Titel. Das Gedicht holt mir jedoch keinen Farbton direkt vors Auge, auch keinen Laut. „Spitz / kantig / gesprenkelt / rund“:  das sind Form- und Materialeigenschaften.
Schaue ich also erst einmal vom Titel weg und horche in den Text.

Hier steht ein LI irgendwo, registriert die Sprossen auf seiner „Lebensleiter“, es ist ein bewegter, stark emotional gefärbter Augenblick. Es fühlt sich verbunden mit einem LD. Das LI beschreibt seine bewegten Gefühle im Bild der Vögel. Konkreter wird es nicht.  und so bleibt der Text trotz der konkreten und mit Adjektiven beschriebenen „Vögel“ für mich abstrakt.
Würde ich ihn in ein Bild umsetzen, wären es wahrscheinlich reine Farbabwicklungen, fließende ineinandergreifende Farbbewegungen. Ich weiß nicht einmal, ob ich Vögel hineinsetzen würde, sie stehen für etwas, das sich nicht greifen lässt.  
Vielleicht ist das so, weil ich keine konkrete Situation für einen solchen Moment erkenne, keine reale Anknüpfung finde, keinen Entstehungsmoment für diese Gefühle erkenne. Ich werde mitten hineingesetzt in ein Gefühl.

Dazu passt sicherlich die Form des Fließens von Zeile zu Zeile. Inkonsequent sind dann die Strophen, die man nur durch gesetzte Leerzeilen erkennt. Diese sind jedoch inhaltlich nicht zwingend, zumal die Zeilenstruktur weiterdrängt, in die nächste Strophe hinein.

Konsequenter wäre es, den Text als Ganzes ineinanderfließen zu lassen, ohne Strophen, dann müsste man jedoch hier und da auf eine Ausschmückung verzichten, damit man raschen in die letzte Zeile fließt.

Auf der anderen Seite tun die kleinen „Luftholer“ zwischendrin ganz gut. Vielleicht könnte man die Strophen auch durch schwache Zäsuren in oder Zeilenstruktur rechtfertigen.

Ich gehe einmal durch die Strophen. Alles was jetzt kommt sind einfach laute Überlegungen und haben ganz viel mit meinem Lesen zu tun.

Zitat:
FarbStimmen


Titel ??? für mich nicht ganz zutreffend, der text führt mich woanders hin.


Zitat:
Im flatternden Vibrato
der Baumchöre
gemischt mit Passionsklängen
ziehen vom Wind bewegt
meine Vögel lautlos ihre Kreise


Ich würde hier mit einer anderen Zeile beginnen, einer, die mich besser hinein holt, die mich etwas sehen lässt: „im flatternden Vibrato“ ist mir zu abstrakt, zu konstruiert für eine erste Zeile. Wie wäre es so herum:

Meine Vögel ziehen lautlos
ihre Kreise vom Wind bewegt
mischen sich Passionsklänge
ins flatternde Vibrato
der Baumchöre

Ich würde dann die zweite Strophe neu ansetzen.

Zitat:
umeinander in allen Farbtönen
fein geschwungener oder wild gesprenkelter
Flügelschlag streift mich
lang spitz kantig und rund
Schnäbel und Gefieder


 „geschwungener / gesprenkelter“ sind sperrige Worte. In anderer Satzkonstruktion ließen sie sich etwas gefälliger an.
Bei einer Aufzählung sind vier Elemente oft genau eins zu viel. Es passiert im Kopf eine Paarbildung und löst die Spannung der ungeraden Dreiergruppe auf. Für mich wären hier drei Adjektive die spannungsvollere Lösung.
Der Flügel“schlag“ (hart) im Zusammenhang mit „streifen“ (weich/flüchtig) passt für mich nicht.

Meine Vögel in allen Farbtönen
fein geschwungen wild gesprenkelt
ihr Flügel Auf und Ab streift mich
lang spitz und kantig
Schnäbel und Gefieder


Zitat:
versetzt mich jeder Farblaut verbunden
mit dir in Schwingung
auf jeder Sprosse
des Lebensbaums


Auch hier würde ich neu ansetzen. Diese erste Zeile nimmt sich mit den Worten „versetzt“ am Anfang und „verbunden“ am Ende selbst ihre Wirkkraft.

Jeder Farblaut eine Schwingung
die mich verbindet mit dir
auf jeder Sprosse
der Lebensleiter

oder

Meine Vögel eine Farbmelodie
die mich verbindet
auf jeder Sprosse
der Lebensleiter
eine Schwingung mit dir

oder

Meine Vögel eine Farbmelodie
die mich verbindet mit dir
auf jeder Sprosse
der Lebensleiter
eine Schwingung

Lilli, ich spiele einfach einmal mit deinen Worten und lasse sie verkürzt ineinander fließen. Keines meiner Spielereien erheben den Anspruch einer fertigen Version, sie zeigen nur Möglichkeiten und deren Wirkungen auf. Wenn dir etwas gefällt, freut es mich, ansonsten kann es dir vielleicht helfen, deine Intention noch einmal abzuklopfen. Und vielleicht kommst du gerade deshalb zu dem Schluss, dass sie so sein muss, wie sie ist.


Vibrato


Meine Vögel
ziehen lautlos
ihre Kreise
vom Wind bewegt
mischen sich Passions-
klänge ins flatternde
Vibrato der Baumchöre
wehen Farbtöne
umeinander
fein geschwungen der Flügel
Auf und Ab streift mich
lang spitz und kantig
der Schnäbel Getön

Farbmelodie
verbindet mich   
auf jeder Sprosse
des Lebensbaums
mit dir
eine Schwingung

Lilli, dir liebe Grüße und viel Freude beim Schreiben weiterhin. Aranka


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lilli.vostry
Wortschmiedin


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Beitrag25.04.2014 16:28
aw:FarbStimmen
von lilli.vostry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Aranka,

ich danke Dir sehr für Deine intensive, feinsinnige Betrachtung und Hineinfühlen in dieses Gedicht "FarbStimmen".
Zuerst zum Titel: Hier habe ich lange einen passenden Titel überlegt, der all das Vielschichtige, Farb- und StimmenGewirr draußen und drinnen, belebter und unbelebter Natur, echten- und Kunstvögeln einfängt.

Farb- und Stimmen-Vielklang spielen ausgehend von einem bewegten Windspiel mit Farbvögeln, in seltsamem Kontrast zum lebhaften, zugleich nahen wie fernen Vogelgezwitscher das durch das offene Fenster dringt, eine Rolle in diesem Gedicht. Soviel zum Verständnis.

Diesen Kontrast will ich gern einfangen, die enge Verbindung von Lebendigem und Leblosem, das aber doch ein Eigenleben führt, farbreich in Gestalt, Form, Bewegung und Gefühlsausdruck.
Daher steht zu Beginn das Vogelgezwitscher und danach die vom Wind leis bewegen Farbvögel...
Dadurch fiel es LI erst auf, dieses eigenartige Zusammenspiel.

Ichwerde mir Deine schönen Vers-Anregungen noch eine Weile anschauen, drüber nachdenken,wie ich sie verwebe in die vorhandenen Zeilen und die neue Gedichtfassung demnächst vorstellen.

Aranka, herzlichen Dank Dir nochmals und eine schöne Zeit am Meer mit viel Zeit zum Gedanken schweifen und Inspiration wünsche ich Dir.

Freue mich auf weitere Meinungen zum Gedicht, wie es wirkt insbesondere der Einstieg,welche Reihenfolge günstiger ist, onhe gleich zu viel verraten und zu direkt zu werden, vielmehr das vieldeutige Schwingen zu erhalten.

Frohe Schreibgrüße,
Lilli


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Aranka
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Beitrag25.04.2014 16:41

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Lilli,

ich habe hier keine "Kunstvögel" sehen können, "meine Vögel fliegen lautlos", da habe ich dann eher an "Seelenvögel" gedacht.

Ich habe immer nach dem "Entstehungsmoment" dieser Textwirklichkeit gesucht. Diese bunten "Kunstvögel" ganz egal ob ein Mobile oder Papiervögel , sie müssen aus meiner Sicht erst mal klar vor das Leserauge. Sie müssen farbenfroh und zerbrechlich zugleich flattern: lautlos und vom Wind bewegt. Und dann habe ich die Folie auf der ich die  dann folgende Stimmung erfassen kann. Was du darauf setzt auf diese Folie, das kann zum Teil im Geheimnisvollen bleiben, aber ich brauche zum Lesen eine Folie, ein Anknüpfung, sonst bleibt am Ende alles vage.

Ich kann mir nun nach deiner Info gleich eine andere Vorstellung machen. ich würde unbedingt das Vogelbild an den Anfang stellen und diesen sowohl Farbe als auch ein zerbrechliches Material geben.

Das dies dann im weiteren dennoch auch die inneren Vögel des LI werden ist schon durch "meine" Vögel gegeben.

Liebe Grüße Aranka


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Beitrag25.04.2014 16:42

von Aranka
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Sorry, aus Versehen 2 Mal eingestellt.

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Beitrag25.04.2014 22:49

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Mir ging es ähnlich wie Aranka, dass mir etwas fehlte, um hineinzukommen in dein Gedicht.

Ich wunderte mich zwar über das "meine Vögel", aber ich kam nicht darauf, dass es sich dabei um ein Windspiel handelt. Auch den Titel konnte ich mir nicht erklären, weil es ja im weiteren kaum um Farben geht, zumindest nicht anschaulich. Nun hast du es zwar erklärt, aber ich meine auch, du musst im Text noch ein paar Wegweiser für den Leser einbauen.
Du hast ja schon gute Vorschläge bekommen.
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lilli.vostry
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Beitrag26.04.2014 06:37
aw:FarbStimmen
von lilli.vostry
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Hallo Firstoffertio,

danke für Deine Gedanken zum Gedicht, die Arakas Zeilen verstärken.
Angespornt vom morgendlichen Vogelgezwitscher, kommt hier die neue überarbeitete Gedichtfassung.

Bin gespannt, wie es jetzt wirkt und ob es nun verständlicher ist.

Ein schönes Wochenende wünscht,
Lilli


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Beitrag26.04.2014 06:43
aw:Farbstimmen - neue Version
von lilli.vostry
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FarbStimmen

Meine Vögel ziehen lautlos
ihre Kreise vom Fadenspiel des Windes
bewegt mischen sich Passionsklänge
ins flatternde Vibrato der Baumchöre

tönen Farbvögel gehalten im Schweben
schnell und verhalten
lassen sie alles vor und hinter sich
starren ins Leere Ungewisse
der nächsten Regung
drehen sich

im lebhaften Reigen
fein geschwungener oder wild gesprenkelter
Flügel streifen mich
lang spitz und rund Schnäbel und Gefieder

Jeder Farblaut eine Schwingung
die mich verbindet mit dir
auf jeder Sprosse
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firstoffertio
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Beitrag26.04.2014 22:47

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Das finde ich nun besser.

Zwei Fragen noch:

Wie wäre es anstatt 'Farbvoegel' mit 'bunte Vögel'?
Und anstatt 'streifen' mit 'berühren'?
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag27.04.2014 12:07
aw:FarbStimmen
von lilli.vostry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Firstoffertio,

das freut mich, dass diese Gedichtversion nun verständlicher ist und gefällt.

"Bunte Vögel" ginge auch, assoziert für mich aber noch etwas anderes, Sonderlinge, Landstreicher, ähnlich wie "schräge Vögel", und trifft es daher nicht.
Farbvögel ist offener. Bunt is auch recht abgegriffen ebenso wie berühren.
 
Das "streift mich" passt auch besser zum Windspiel, die Vögel umkreisen das LI mit dem leisen Windhauch...

Bin gespannt auf weitere Meinung zur neuen Gedichtfassung.

Schönen Sonntag noch,
Lilli


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