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Eine Internetbekanntschaft


 
 
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josephine
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Beiträge: 489



J
Beitrag09.09.2013 16:32
Eine Internetbekanntschaft
von josephine
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Unruhig rutschte sie auf ihrem Barhocker hin und her; vor sich ein Glas Gin-Tonic, an dem sie sich mit beiden Händen wie an einem rettenden Anker festhielt. Wie auf einem Präsentierteller saß sie hier inmitten dieser Bar am anderen Ende der Stadt. Es war gelinde gesagt eine Spelunke. Auf was hatte sie sich nur schon wieder eingelassen? Blind Date. Im Internet hatte sie vor ein paar Wochen diesen Mann kennengelernt, der sie aus der Einsamkeit ihrer Wohnung hinein in ein schillerndes, digitales Leben entführt hatte. In eine Welt aus Phantasie und Erotik, gepaart mit Vertrautheit und Emotionen. Ihm konnte sie alles anvertrauen. Stundenlang chatteten sie über alles Mögliche. Schon lange hatte sie keiner mehr so verstanden wie er. Der perfekte Mann. Einmal hatte er ihr sogar ein Foto von sich geschickt und ihr war der Atem gestockt bei seinem Anblick. Er hatte ein markantes Gesicht mit schwarzem leicht verstrubbeltem Haar und den schönsten dunkelbraunen Augen, die sie je gesehen hatte. Sie war ehrlich erstaunt darüber, dass dieser Mann seine Zeit mit ihr verschwendete. Eines Abends hatte er gemailt und sie gefragt, ob sie sich nicht einmal treffen wollten. Er wollte raus aus der virtuellen Anonymität und ihr in die Augen schauen. Nur zögerlich hatte sie zugestimmt. Was, wenn er sie in natura nicht mochte? Wenn dieses Treffen sich als eine große Enttäuschung entpuppte? Was sollte sie dann machen? Nach Hause gehen und wieder in ihrem Alleinsein versinken? Die Zeit totschlagen mit Lesen und Fernsehen? Und das, nachdem sie soviel Gefühl für diesen Avatar entwickelt hatte? Sie war fünfunddreißig. In diesem Alter sprang man nicht mehr so unbedarft in jedes neue Abenteuer, man trug Ballast mit sich herum. Es hatte sie viel Überwindung gekostet, sich auf dieses Experiment der Buchstabenbekanntschaft einzulassen.

Trotzdem hatte sie es darauf ankommen lassen. Jetzt saß sie hier in ihrem schwarzen Minikleid in dieser schäbigen Kneipe, die er vorgeschlagen hatte. Ein Kleid, das ihre schlanke Silhouette besonders gut zur Geltung brachte. Extra wegen ihm war sie heute noch beim Friseur gewesen und hatte sich ihre langen braunen Haare zu verführerischen Locken eindrehen lassen. Sie sah gut aus. Die Blicke, die ihr von allen Seiten zugeworfen wurden, bestätigten dies. Normalerweise ein schöner Akt der Anerkennung. Nur heute und hier in dieser Umgebung wollte sie diese Aufmerksamkeit am liebsten abstreifen wie ihr auffälliges Outfit. Am liebsten hätte sie sich eine Tarnkappe aufgesetzt. Sie zündete sich eine Zigarette an und klammerte sich ganz verkrampft an das gedrehte Papier. Tief inhalierte sie den Rauch, der sie für einige Augenblicke ablenkte. Sie konzentrierte sich auf die Ringe, die aus ihrem Mund in die Luft aufstiegen und sich mit der Stickigkeit des Raumes zu einer dunstig-grauen Farbe vermischten.

Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Sie erschrak, drehte sich erwartungsvoll um und blickte in Augen, die sie neugierig musterten. Sie stutzte. Das war nicht der Mann aus ihrem Chat, das unrasierte Gesicht und die Glatze stimmten nicht.
„Na Kleine, ganz alleine hier? Suchst du noch Begleitung für heute Nacht?“ Er grinste anzüglich. Angewidert wandte sie sich ab und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Was wollte dieser unverschämte Kerl von ihr? Sie ächzte innerlich auf. Erweckte sie etwa den Eindruck, als hätte sie es nötig? Rasch sah sie an sich herunter, auf ihr tief ausgeschnittenes Dekolleté, das nur wenig verbarg. Auch ihr Rock war gewagt kurz. Jetzt verfluchte sie ihre Kleiderwahl. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Kein Wunder, dass die Männer hier glaubten, sie wäre auf Freier aus.
„Hey, ich rede mit dir“, klang es ungehalten von der Seite. Sie warf ihm einen eisigen Blick zu.
„Lass mich in Ruhe. Ich bin hier mit jemandem verabredet. Er kommt jeden Moment.“
Er lachte.
„Ich kann dir doch so lange die Zeit vertreiben.“ Mit dem Handrücken strich er über ihren nackten Oberarm. Empört schlug sie ihn von sich herunter.
„Fass mich nicht an“, zischte sie.
„Stell dich nicht so an, du Flittchen.“ Er legte den Arm um ihre Schulter und grub seine Finger schmerzhaft tief in ihre Haut.
„Hau endlich ab“, erwiderte sie nun lauter und versuchte sich aus der Umarmung zu befreien, aber er gab keinen Zentimeter nach. Ihre Gegenwehr schien ihn zu erheitern. Er lachte schallend.
„Hast du nicht gehört, was die Dame gesagt hat? Du sollst sie in Ruhe lassen“, hörte sie plötzlich eine tiefe Stimme hinter sich. Als sie sich umdrehte, sah sie einen jungen Mann. Er war mindestens zehn Jahre jünger als sie und muskulös. Auch er war ihr unbekannt, aber sie war unglaublich dankbar über sein Erscheinen.
Energisch zog er die Hand des Glatzkopfes von ihr herunter und drehte sie ihm weit auf den Rücken.
„Du wirst die Lady jetzt nicht mehr belästigen, verstanden!“
Der Glatzkopf nickte schnaufend und der Fremde ließ los. Ohne Widerworte verzog der Kahle sich an den Tisch beim Ausgang.

Lächelnd stand ihr Retter vor ihr.
„Ist alles in Ordnung?“ Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Den Blick hatte er auf ihr Gesicht geheftet als wolle er darin versinken. In diesem Moment vergaß sie den Grund, ihres Kneipenbesuches. Lächelnd erwiderte sie: „Ja, vielen Dank, dass Sie mir geholfen haben. Das war sehr nett von Ihnen.“
„Darf ich mich etwas zu Ihnen setzen?“ Er deutete auf den leeren Barhocker neben ihr. Nur kurz zögerte sie und nickte dann. Sie tranken gemeinsam Wein und unterhielten sich über alles Mögliche, plauderten, als hätten sie nie etwas anderes zusammen getan. Je mehr Worte sie wechselten, desto vertrauter wurde die Stimmung zwischen ihnen. Sie vergaß die Zeit, merkte nicht, wie die Stunden verstrichen. Als sie das nächste Mal auf die Uhr blickte, war es bereits früher Morgen. Ihre Internetbekanntschaft war nicht aufgetaucht.
„Ich muss jetzt gehen. Wo bekommt man denn hier um die Uhrzeit noch ein Taxi?“ Fragend sah sie ihn an. Er beugte sich in ihre Richtung und stützte die Ellenbogen am Tresen ab. Ein kleines Funkeln zeigte sich in seinen Augen, und als er lächelte, bemerkte sie ein winziges Grübchen neben seinem Mundwinkel.
„Draußen steht mein Auto. Ich könnte dich nach Hause fahren. Ist kein Problem.“
Sie zögerte kurz und überlegte, konnte den Blick aber nicht von seinem Gesicht reißen. Er schien ihre Bedenken zu bemerken und auch ihr heimliches Augenspiel.
„Ist nicht so wild. Wir können dir auch ein Taxi rufen und ich warte mit dir, bis es kommt. Wie du möchtest. Vielleicht könnten wir uns ja mal wiedersehen und etwas essen gehen?“ Er sah sie so treuherzig an, dass ihre Vorbehalte auf der Stelle verflogen. Sie stand auf.
„Okay, du kannst mich nach Hause fahren. Aber mit nach oben kommst du am ersten Abend nicht. Nur dass kein falscher Eindruck entsteht.“
Er lachte. „Wäre mir nie in den Sinn gekommen.“
Gemeinsam spazierten sie in Richtung Ausgang. Sie ging vor ihm durch die Tür und sah nicht mehr, wie er dem Glatzkopf am Tisch zuzwinkerte. Der lachte gehässig.



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Das Internet eröffnet die Möglichkeit, uns das gesamte Wissen der Welt anzueignen. Und was machen wir daraus? Wir laden uns Bilder runter und streiten mit Fremden.

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Noir de Bla
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Beitrag09.09.2013 20:19

von Noir de Bla
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Hey,

mit großem Interesse habe ich deine Kurzgeschichte gelesen. Du hast die Nervosität, die sich bei einem solchen Blind-Date automatisch einstellt sehr gut wiedergegeben, mit den kleinen Details wie dem Frisörbesuch usw. Ich denke, jeder der mal ein solches Treffen hatte, weiß, wie man sich da fühlt, das kam am Anfang der Geschichte schon sehr gut rüber!

Allerdings frage ich mich, ob die Geschichte noch weitergeht? Denn am Ende zwinkern sich die beiden Männer ja zu. War also das nette Gespräch und das Abwehren des Glatzkopfes nur eine Taktik, um die Frau besser aus der Kneipe hinaus führen zu können, in ein ungewisses Schicksal? Also passiert da noch was, ist der junge Mann ein Komplize des Glatzkopfes und bringt sie an einen ungewissen Ort? Oder Ähnliches? Denn ansonsten fände ich die Storyline leider gegen Ende hin ziemlich flach wink

Aber nichts für ungut, dein Schreibstil lässt sich gut lesen und wirkt recht ungekünstelt smile
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Merlinor
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Beitrag09.09.2013 20:34

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo Josephine

Ich muss gestehen, dass diese Geschichte mich am Ende etwas ratlos zurücklässt.
Sie heißt "Eine Internetbekanntschaft", hat aber letztlich eine völlig andere Geschichte zum Inhalt, in der genau diese titelgebende Internetbekanntschaft nicht die geringste Rolle spielt.
Zwar wird die in der Vorgeschichte noch ausführlich besprochen und eingeführt, aber dann, wenn es an die eigentliche Handlung geht, fällt sie völlig weg.

Sprachlich ist die Geschichte alles in allem in Ordnung, allerdings wirkt die erwähnte Einführung, in der die Protagonistin sowie der vermutete spätere Protagonist und ihr virtuelles Kennenlernen über das Internet vorgestellt werden, etwas hölzern und ist mit einigen "hatte" aus der Vorvergangenheit überfrachtet, die es so nicht bräuchte.

Aber der eigentliche Sündenfall ist, dass sich diese ganze Einführung nebst angedeutetem zweiten Protagonisten - eben der Internetbekanntschaft - als völlig unnötiger Ballast erweist, der nicht das geringste zum Fortgang der Geschichte beiträgt,
Sicher, sie sitzt wegen dieser Vorgeschichte in der Bar, aber sie könnte aus jedem anderen Grund dort sitzen, an der folgenden Geschichte mit den beiden Barbesuchern und ihrem seltsamen Spiel würde es nichts ändern.
Selbst wenn es sich bei ihrem "Kavalier" sogar um die verkappte Person aus dem Internet handeln sollte, würde das nichts verbessern, weil es dafür keine Auflösung gibt und auch keine Notwendigkeit.

Kurz: Die Geschichte ist in sich nicht schlüssig und zerfällt in zwei Teile, die nicht zusammenpassen.
Aber auch die Details überzeugen mich nicht.
Weder sehe ich überzeugende Gründe, warum sie sich im zu knappen Outfit in eine miese Spelunke hockt, um auf einen Unbekannten aus dem Internet zu warten, so ein Verhalten ist nämlich augesprochen dämlich, noch sehe ich klar, wohin dieses an den Haaren herbeigezogene Spiel der beiden Männer führen soll.
Lauert da am Ende ernsthafte Gefahr für die Protagonistin, oder handelt es sich um eine zwar gewagte, aber eigentlich harmlose Masche der beiden, um Frauen anzumachen?

So richtig klar wird das alles nicht.
Die Geschichte hat neben dem verfehlten Beginn auch kein richtiges Ende.
Überdies bleiben auch im Teil, der die Handlung trägt, die Figuren blass und werden für mich nicht wirklich lebendig.
Lediglich die Dialoge sind streckenweise gut gelungen, aber leider genügt das nicht, um meine enttäuschten Erwartungen zu überspielen.

Es tut mir Leid.
Vielleicht verstehe ich ja auch die ganze Sache falsch, aber für mich gehört die Geschichte gründlich vom Kopf auf die Füße gestellt.
Ich mag es nicht, wenn ich umständlich in eine Richtung gelotst werde, die dann gar nicht stattfindet.
So passt das alles einfach nicht recht zusammen, finde ich.

Ich hoffe, mein schon sehr kritischer Kommentar bedrückt Dich jetzt nicht allzu sehr.
Er ist sicher nicht böse gemeint, aber ich denke halt, dass diese Geschichte von Grund auf überdacht und neu ausgearbeitet gehört.
So verpufft sie meiner Meinung nach in ihren Ungereimtheiten.

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
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Harald
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Beitrag09.09.2013 21:21

von Harald
Antworten mit Zitat

Noir de Bla hat Folgendes geschrieben:
Also passiert da noch was, ist der junge Mann ein Komplize des Glatzkopfes und bringt sie an einen ungewissen Ort? Oder Ähnliches?


Och, und auch noch mal och Richtung Merlinor, natürlich ist einer der beiden der Schreiber, so wie es aussieht der Dicke, der sich darin sonnt, von der Frau nicht nur virtuell akzeptiert zu werden, sondern sie dazu bringt, sich soweit in den Internetverführer zu verlieben, dass sie die Einladung wahrnimmt.

Und dann kommt das fiese Spiel, sie dem Jungen zuzuschanzen …



Korrekt, josephine?

(Ist das am Ende der Sohn des "Fieslings"?)

 Wink


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schlumpfine
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Beitrag09.09.2013 22:30

von schlumpfine
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Hallo Josephine,

ich hab ein paar Punkte, die mich an deiner Geschichte stören, die ich an sich gut geschrieben finde und die sich sehr gut lesen lässt.

Wenn du den ersten Absatz nicht als Rückblick schreiben würdest, sondern einfach chronologisch (dass sie eben mit ihm chattet wie jeden Abend der letzten Wochen, er dann dieses Treffen vorschlägt, sie sein Foto nochmals anschaut, am nächsten Tag zum Friseur geht und dann abends in dieser Bar sitzt), dann käme dieser erste Absatz gleich viel lebendiger. So liest es sich für mich zu berichtend aufzählend.

Was ich auch nicht so prickelnd finde, ist, dass er natürlich super aussieht und sie auch nicht grad mit einer Tüte auf dem Kopf herumlaufen muss. Typisches Klischee und daher halt nicht so besonders spannend.

Ich habe vor langer Zeit einmal gelernt, dass zu jeder Geschichte ein Konflikt gehört. Muss jetzt nichts Dramatisches sein, nur eben etwas, das auf die eine oder andere Art gelöst werden sollte. Und eine (Auf)Lösung erkenne ich hier nicht, weil mich das Ende recht unbefriedigt zurücklässt. Freilich kann ich mir zusammenreimen, dass das Chatfoto ein Fake war, dass die beiden Typen zusammengehören und der Auftritt des Jüngeren bewusst so in Szene gesetzt war. Nur warum? Das erschließt sich mir nicht.

Zudem empfinde ich deinen letzten Satz als Perspektivbruch. Für mich ist die Geschichte aus Sicht der Frau erzählt und dann ist klar, dass sie ein Zwinkern hinter ihrem Rücken nicht wahrnehmen kann, aber dann kann sie auch nicht davon erzählen, dass sie es eben nicht wahrgenommen hat.

Insgesamt würde ich mir wünschen, dass du noch näher an deine Prota herangehst. Du schreibst zwar, wie toll sie ihn findet und dass die Chats mit ihm das Größte für sie sind, aber ich spüre nichts davon, wie sie sich wirklich dabei fühlt, das bleibt mir zu stark behauptet.  

Zum Schluss noch eine Frage:
Hast du ihr und ihm bewusst keine Namen gegeben?


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von schlumpfine
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Merlinor
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Beitrag09.09.2013 23:47

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Harald hat Folgendes geschrieben:
... natürlich ist einer der beiden der Schreiber, so wie es aussieht der Dicke ...


Hallo Harald

Das kann so sein, muss aber nicht.
Woraus soll ich das schließen?
Es gibt diesbezüglich in der Geschichte keine Auflösung, die beiden werden als völlig fremde Personen vorgestellt und bis zum Schluss behandelt.
Tut mir Leid, aber wenn eine Geschichte für den Leser zum Ratespiel wird, sollte man auch "Ratespiel" drüberschreiben.

Wenn einer der Beiden tatsächlich der verkappte "Internetbekannte" sein soll, muss das im Laufe der Erzählung auf irgendeine Art thematisiert werden und wenn es nur ist, dass wenigstens die Frage aufgeworfen wird.
Hier wird im Gegenteil sogar darauf hingewiesen, dass die Protagonistin den Grund ihres Kneipenbesuchs vergisst und weder der Fremde, noch sein Spießgeselle, werden in irgendeiner Form mit dem Internetschreiber in Zusammenhang gebracht.

Also gibt es für den Leser den Zusammenhang nicht, selbst wenn er von der Autorin eigentlich gemeint sein sollte.
In dem Fall wäre die Geschichte ebenfalls falsch umgesetzt.
Ich gehe aber davon aus, dass das auch gar nicht gemeint ist, was eben leider bedeutet, dass die Geschichte in zwei Teile zerfällt, die sich nicht gegenseitig benötigen oder gar bedingen.

Soweit meine Meinung.
Ich vermute, dass der Autorin während des Schreibens einfach das Konzept der Geschichte etwas aus dem Ruder gelaufen ist.

LG Merlinor


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josephine
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Beiträge: 489



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Beitrag10.09.2013 14:10

von josephine
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Noir de Bla,


Noir de Bla hat Folgendes geschrieben:


Allerdings frage ich mich, ob die Geschichte noch weitergeht? Denn am Ende zwinkern sich die beiden Männer ja zu. War also das nette Gespräch und das Abwehren des Glatzkopfes nur eine Taktik, um die Frau besser aus der Kneipe hinaus führen zu können, in ein ungewisses Schicksal? Also passiert da noch was, ist der junge Mann ein Komplize des Glatzkopfes und bringt sie an einen ungewissen Ort? Oder Ähnliches? Denn ansonsten fände ich die Storyline leider gegen Ende hin ziemlich flach wink


Hmm, also in einem Schreibseminar habe ich mal gelernt, dass ein Merkmal der Kurzgeschichte das offene Ende ist. Eine Kurzgeschichte, soll eine Person für einen Moment aus dem Alltag in eine nichtalltägliche Situation heben, und diese erzählen, ehe sie wieder in ihrem Alltag verschwindet. Die Umsetzung scheint mir wohl nicht so wirklich gelungen zu sein, wie ich auch an den anderen Kommentaren merke. *Seufz* Aber ich arbeite daran, die perfekte Kurzgeschichte zu basteln. Wink Da heißt es nun, üben üben üben.

Zitat:
Aber nichts für ungut, dein Schreibstil lässt sich gut lesen und wirkt recht ungekünstelt smile


Na, das ist doch immerhin etwas. Freut mich. Very Happy

vielen Dank, dass du meine Geschichte gelesen und kommentiert hast.

lg
Josephine


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josephine
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J
Beitrag10.09.2013 14:51

von josephine
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Merlinor,

Merlinor hat Folgendes geschrieben:

Ich muss gestehen, dass diese Geschichte mich am Ende etwas ratlos zurücklässt.


Scheinbar nicht nur dich, auch deine Vorkommentatorin. *oje* Dann komme ich wohl nicht umhin, auch diese Geschichte ein wenig zu erklären und schon habe ich als Autor wieder verloren. Aber ich arbeite daran, ich kriege das noch hin, dass ihr mal ne Geschichte lest und dabei keine Question im Kopf habe.

Zitat:
Sie heißt "Eine Internetbekanntschaft", hat aber letztlich eine völlig andere Geschichte zum Inhalt, in der genau diese titelgebende Internetbekanntschaft nicht die geringste Rolle spielt.
Zwar wird die in der Vorgeschichte noch ausführlich besprochen und eingeführt, aber dann, wenn es an die eigentliche Handlung geht, fällt sie völlig weg.


Also, mein Plot sah es folgendermaßen vor. Der Internetbekannte existiert so gar nicht, falsches Foto, etc. Sie sollte nur in diese Bar gelockt werden und da ziehen die beiden die Show ab, um ihr Vertrauen zu erschleichen. Was der Kerl dann schlussendlich auch tut. Dann verlassen sie die Bar und er zwinkert dem anderen zu, also kennen sie sich. Was dann mit der Ärmsten auf dem Heimweg geschieht, wollte ich dann der Fantasie des Lesers überlassen. (Möchte ja nicht noch einen Grenzgänger auf die Mission schicken...), aber es geht wahrscheinlich übel für sie aus. So viel zum Plot in meinem Kopf, der in deinem Kopf leider nicht angekommen ist. Embarassed

Zitat:

Sprachlich ist die Geschichte alles in allem in Ordnung, allerdings wirkt die erwähnte Einführung, in der die Protagonistin sowie der vermutete spätere Protagonist und ihr virtuelles Kennenlernen über das Internet vorgestellt werden, etwas hölzern und ist mit einigen "hatte" aus der Vorvergangenheit überfrachtet, die es so nicht bräuchte.


Sprachlich in Ordnung. Gott sei Dank. Heisst das ich habe mich dahingehend ein wenig verbessert? Das würde ich dann als kleinen Erfolg verbuchen. Das mit der Vorvergangenheit ist ein guter Punkt, da werde ich mehr darauf achten. Für mich ist es schwierig, diesen Punkt zu finden, an dem man sachte von der Vorvergangenheit in die einfache Vergangenheit überleitet. In einem Roman verzeiht ein Leser ein paar Zeilen "hatte" wohl schon eher als in einer KG. Da ist es wohl in der Tat günstiger in eine KG keine Rückblenden einzubauen.

Zitat:

Selbst wenn es sich bei ihrem "Kavalier" sogar um die verkappte Person aus dem Internet handeln sollte, würde das nichts verbessern, weil es dafür keine Auflösung gibt und auch keine Notwendigkeit.


Aber sollte eine Kurzgeschichte nicht ein offenes Ende haben? Oder habe ich da was falsch verstanden?

Die wichtigsten Merkmale einer Kurzgeschichte
Kürze des Textes
Kürze der erzählten Zeit
Ohne Einleitung
Unbestimmter Ort
Keine genaue zeitliche Einordnung
Personen ohne Namen
Wendepunkt, Einschnitt oder Höhepunkt
Alltäglichkeit
Offenes Ende
Allgemeingültigkeit
Verstecke Kernaussage

(wobei ich nicht behaupten will, dass diese Geschichte alle Kriterien erfüllt!)

Zitat:
Kurz: Die Geschichte ist in sich nicht schlüssig und zerfällt in zwei Teile, die nicht zusammenpassen.
Aber auch die Details überzeugen mich nicht.


Ich merke schon, dass auch diese Geschichte wohl überarbeitungsbefürftig wird. Aber dass sie so schwer verständlich ist, hätte ich nicht vermutet.


Zitat:
Weder sehe ich überzeugende Gründe, warum sie sich im zu knappen Outfit in eine miese Spelunke hockt, um auf einen Unbekannten aus dem Internet zu warten, so ein Verhalten ist nämlich augesprochen dämlich, noch sehe ich klar, wohin dieses an den Haaren herbeigezogene Spiel der beiden Männer führen soll.
Lauert da am Ende ernsthafte Gefahr für die Protagonistin, oder handelt es sich um eine zwar gewagte, aber eigentlich harmlose Masche der beiden, um Frauen anzumachen?


Mit der Spelunke wollte ich natürlich schon andeuten, dass irgendwas nicht stimmt, und meiner Prota einen Grund geben sich trotz ihrer Vorfreude unwohl zu fühlen. Das mit den Männern habe ich oben ja erklärt. Sie sollten eine Show abziehen. Es gibt ja so einige Frauen, die sich leichtgläubig mit ihren Internetdates auf abgelegenen Parkplätzen oder so getroffen haben. Das ist auch dämlich. Also so abwegig ist das nicht, da ist die Spelunke noch relativ harmlos dagegen. Laughing


Zitat:
Überdies bleiben auch im Teil, der die Handlung trägt, die Figuren blass und werden für mich nicht wirklich lebendig.
Lediglich die Dialoge sind streckenweise gut gelungen, aber leider genügt das nicht, um meine enttäuschten Erwartungen zu überspielen.


Da werde ich noch einmal drübergehen und versuchen den Personen mehr Leben einzuhauchen. Danke für den Hinweis. Da habe ich ja aus einer anderen KG schon gute Tipps zu erhalten und werde versuchen, dass auch hier anzuwenden.

Zitat:
Es tut mir Leid.


Muss es nicht, ich bin ja hier, um was zu lernen.

 
Zitat:

Ich hoffe, mein schon sehr kritischer Kommentar bedrückt Dich jetzt nicht allzu sehr.


Oh nein! Ihr denkt wirklich von mir, dass ich eine Heulsuse bin, die keine Kritik verträgt. cry Bin ich nicht! Ich kann damit umgehen, und weiß deine Mühe wirklich zu schätzen. Kritik ist vollkommen in Ordnung.

Zitat:

Er ist sicher nicht böse gemeint, aber ich denke halt, dass diese Geschichte von Grund auf überdacht und neu ausgearbeitet gehört.
So verpufft sie meiner Meinung nach in ihren Ungereimtheiten.


Das muss ich wohl wirklich, wenn sie keiner versteht. *seufz*

Auch dir vielen Dank, dass du dir die Zeit für diesen ausführlichen Kommentar genommen hast.

lg
Josephine


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Iknim
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Beitrag10.09.2013 15:11

von Iknim
Antworten mit Zitat

Hallo Josephine,

deine Art zu erzählen hat mir wieder einmal sehr gefallen. Nur in der Mitte häuften sich "kitschige" Elemente, die meinen Lesespaß bremsten hmm
vor allem:
Zitat:
„Hast du nicht gehört, was die Dame gesagt hat? Du sollst sie in Ruhe lassen“, hörte sie plötzlich eine tiefe Stimme hinter sich. Als sie sich umdrehte, sah sie einen jungen Mann. Er war mindestens zehn Jahre jünger als sie und muskulös. Auch er war ihr unbekannt, aber sie war unglaublich dankbar über sein Erscheinen.
Energisch zog er die Hand des Glatzkopfes von ihr herunter und drehte sie ihm weit auf den Rücken.
„Du wirst die Lady jetzt nicht mehr belästigen, verstanden!“
Der Glatzkopf nickte schnaufend und der Fremde ließ los. Ohne Widerworte verzog der Kahle sich an den Tisch beim Ausgang.


und
Zitat:
„Okay, du kannst mich nach Hause fahren. Aber mit nach oben kommst du am ersten Abend nicht. Nur dass kein falscher Eindruck entsteht.“


Aber dein genialer Schluss entschädigte alles. Daumen hoch

Entgegen den anderen Meinungen finde ich nämlich das Ende durchaus gelungen - er ist in meinen Augen das Beste an der Geschichte. Zuerst hattest du eine Kitsch-Atmosphäre ohne der Internetbekanntschaft geschaffen und dann wirfst du genau dieses unangenehme, langweilige Bild mit zwei Sätzen über den Haufen, genau so wie es in einer guten Kurzgeschichte sein muss. In nur einer Zeile stand die Wende, die auf einmal alles mit einem anderen Licht beleuchtete.
Mithilfe des offenen Endes kreiseln nun die Gedanken des Lesers, da es mehre Möglichkeiten gibt, wie es nun ausgeht. Und genau das mag ich so gerne an Kurzgeschichten - das man sich noch lange danach Gedanken macht, das man für den Rest des Tages die Stimmung der Geschichte in sich aufsaugt.
Und das geniale an deinem Schluss finde ich ja, dass einem dann ein Licht aufgeht, dass dann auf einmal alles zueinander passt: Der ganze Kitsch ist dann nämlich plötzlich kein Kitsch mehr, sondern Teil des Plans der Kidnapper.

Etwas, was ich vermisst habe: Warum kam der Protagonistin die märchenhafte Rettung durch den "Märchenprinzen" nicht ein bisschen komisch vor? Zumal der Glatzkopf sicher nicht einer der Typen ist, die schnell aufgeben. Nicht einmal einen leisen Zweifel hatte sie - da fehlt mir ein bisschen ihre innere Gefühlswelt, zumal du es ja aus ihrer Perspektive schreibst. Das würde vielleicht etwas von dem rosa Märchenstil nehmen. Wink

Fazit: Mir gefällt der Schluss genau so, wie er ist. Als ich ihn gelesen hatte, ist mir das falsche Profil und die geplante Entführung sofort wie Schuppen von den Augen gefallen. Ich finde nicht, dass du da noch mehr erklären solltest.

Liebe Grüße,
Iknim


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Paradigma
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Beitrag10.09.2013 21:36

von Paradigma
Antworten mit Zitat

Servus Josephine,

für mich als alte Internet-Chatterin war eigentlich gleich klar, das die beiden Typen sie in die Kneipe gelockt haben und als Team arbeiten ... ich habe die kleine Story echt genossen.

Nur: Warum die Scharade? Das gleiche Ergebnis (sie lässt sich von ihm heimbringen und vermutlich auch flachlegen) hätte der junge Mann erzielen können, wenn er direkt mit ihr gechattet hätte und ein ganz normales Date in einem netten Cafe mit ihr gehabt hätte. An der Angel hatte er sie ja schon durch den Chat und das Date. Oder er und sein Freund hätten diese Masche mit einer zufällig in dieser Kneipe sitzenden Frau abziehen können, dafür musste nicht erst eine via Fakechat angelockt werden.

Wenn ich ein Date habe, dann achte ich darauf, das wir uns an einer angenehmen und öffentlichen Örtlichkeit treffen und ich erzähle meiner ABF (Allerbesten Freundin) wann ich wo ein Blind-Date habe. So werden es wohl die meisten halten ...


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schlumpfine
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Beiträge: 38



S
Beitrag10.09.2013 22:05

von schlumpfine
Antworten mit Zitat

Hallo Josephine,

das offene Ende, was jetzt genau mit ihr passiert, kann ruhig offen bleiben, da kann sich schon jeder selbst etwas zusammenreimen. Dass die beiden Männer zusammenspielen und die Frau abgeschleppt werden soll, lässt sich auch erkennen. Wobei ich die letzten beiden Sätze wegen der Perspektive nach wie vor als falsch erachte.

Ich finde es einfach nicht zu der Geschichte passend, dass sie hin und weg ist von ihrer Internetbekanntschaft, extra zum Friseur geht und sich ziemlich aufbrezelt und noch nie einem so tollen Mann begegnet ist, und dann sitzt sie in dieser Kaschemme und verschwindet mit dem Nächstbesten, der passenderweise auch recht ansehnlich ist. Der Typ aus dem Internet hat einen Mordseindruck auf sie gemacht, sie haben wohl auch recht intim gechattet, sie hat ihm alles mögliche Private anvertraut - also ich meine, wenn der dann nicht erscheint, muss das mehr wert sein als ein lapidares "Ihre Internetbekanntschaft war nicht aufgetaucht."
Auch scheint mir nicht stimmig, dass er sie ausgerechnet in so eine Absteige bestellt. Ich meine, sie geht ja wohl  davon aus, dass alles der Wahrheit entspricht, was er ihr im Chat geschrieben hat. Und da fehlt dann einfach ein Zweifeln, ein Unwohlsein, dass er nicht auftaucht. Dass es ein falsches Spiel ist, weiß sie ja nicht.

Also der offene Schluss ist nicht das Problem, sondern dass die Geschichte in sich nicht stimmig ist.


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von schlumpfine
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josephine
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Beiträge: 489



J
Beitrag12.09.2013 08:24

von josephine
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Harald,

Harald hat Folgendes geschrieben:
... natürlich ist einer der beiden der Schreiber, so wie es aussieht der Dicke, der sich darin sonnt, von der Frau nicht nur virtuell akzeptiert zu werden, sondern sie dazu bringt, sich soweit in den Internetverführer zu verlieben, dass sie die Einladung wahrnimmt.

Und dann kommt das fiese Spiel, sie dem Jungen zuzuschanzen …



Korrekt, josephine?

 Wink


So ähnlich war es gedacht. Sie sollte in die Kneipe gelockt werden und natürlich haben die beiden mit so einer Masche nichts gutes im Sinn. Laughing

lg
Josephine


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josephine
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Beiträge: 489



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Beitrag12.09.2013 08:36

von josephine
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Hallo Schlumpfine,

schön dich wieder anzutreffen. Auch dir vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren


schlumpfine hat Folgendes geschrieben:
Hallo Josephine,

ich hab ein paar Punkte, die mich an deiner Geschichte stören, die ich an sich gut geschrieben finde und die sich sehr gut lesen lässt.


Hätte mich ja gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Wink Aber lesbar geschrieben. Das ist doch was.

Zitat:
Wenn du den ersten Absatz nicht als Rückblick schreiben würdest, sondern einfach chronologisch (dass sie eben mit ihm chattet wie jeden Abend der letzten Wochen, er dann dieses Treffen vorschlägt, sie sein Foto nochmals anschaut, am nächsten Tag zum Friseur geht und dann abends in dieser Bar sitzt), dann käme dieser erste Absatz gleich viel lebendiger. So liest es sich für mich zu berichtend aufzählend.


Das wäre auch eine Idee, aber dann hätte es wahrscheinlich um einiges mehr Raum eingenommen. Aber ich behalte den Tipp mal im Hinterkopf. Danke.

Zitat:
Was ich auch nicht so prickelnd finde, ist, dass er natürlich super aussieht und sie auch nicht grad mit einer Tüte auf dem Kopf herumlaufen muss. Typisches Klischee und daher halt nicht so besonders spannend.


Ja klar, das macht es einer KG halt einfacher, als wenn ich erklären müsste, wie sie zu dem buckeligen Pickelgesicht mit dem schmuddeligen Haar kommt. Übertrieben gesagt.

Zitat:
Ich habe vor langer Zeit einmal gelernt, dass zu jeder Geschichte ein Konflikt gehört. Muss jetzt nichts Dramatisches sein, nur eben etwas, das auf die eine oder andere Art gelöst werden sollte. Und eine (Auf)Lösung erkenne ich hier nicht, weil mich das Ende recht unbefriedigt zurücklässt. Freilich kann ich mir zusammenreimen, dass das Chatfoto ein Fake war, dass die beiden Typen zusammengehören und der Auftritt des Jüngeren bewusst so in Szene gesetzt war. Nur warum? Das erschließt sich mir nicht.


Dachte eigentlich, es gäbe einen Konflikt. *seufz* Sie will diesen Kerl kennenlernen. Eigentlich hat sie sich ja dazu überwunden, deswegen fühlt sie sich unwohl in der Kneipe. Dann kommt auch noch der Falsche daher... usw. Gleiches Spiel wie in der letzten KG, wenn ich es erklären muss, habe ich es verbockt... Warum? Weil sie vielleicht etwas mit ihr vorhaben. Was, kann der Leser dann für sich entscheiden.

Zitat:
Zudem empfinde ich deinen letzten Satz als Perspektivbruch.


Ist es auch ganz klar. War mir beim Schreiben auch bewusst und auch, dass es bemängelt wird. Nur konnte ich das Ende ansonsten, so wie ich es wollte nicht anders schreiben. Deswegen ist das meine ganz eigene schöpferische Freiheit. Smile
Zitat:

Insgesamt würde ich mir wünschen, dass du noch näher an deine Prota herangehst. Du schreibst zwar, wie toll sie ihn findet und dass die Chats mit ihm das Größte für sie sind, aber ich spüre nichts davon, wie sie sich wirklich dabei fühlt, das bleibt mir zu stark behauptet.  


Ja, dafür ist die KG einfach zu kurz. Aber ich stehe immer in dem Zwiespalt, schreibe ich eine Kurze und reisse manches dann einfach nur an, oder gehe ich her und mache eine zehn Seiten Story draus, die dann vielleicht zu lang ausfällt, und dann heißt es wahrscheinlich verdichten. Da bin ich mir noch nicht so sicher. Wie nahe kann man in einer KG wirklich an die Protas ran? In einem Roman habe ich Zeit, die Figuren zu entwickeln. In einer KG ist das schon schwieriger, wie ich finde.

Zitat:
Zum Schluss noch eine Frage:
Hast du ihr und ihm bewusst keine Namen gegeben?


Ja, ich wollte die Geschichte anonym halten. Ich nehme KG's immer gerne her, um zu experimentieren. Wieder war dein Kommentar sehr hilfreich für mich.

Vielen Dank und lg
Josephine


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Merlinor
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Beitrag12.09.2013 12:51

von Merlinor
Antworten mit Zitat

josephine hat Folgendes geschrieben:
... Hmm, also in einem Schreibseminar habe ich mal gelernt, dass ein Merkmal der Kurzgeschichte das offene Ende ist. Eine Kurzgeschichte, soll eine Person für einen Moment aus dem Alltag in eine nichtalltägliche Situation heben, und diese erzählen, ehe sie wieder in ihrem Alltag verschwindet ...


josephine hat Folgendes geschrieben:

Aber sollte eine Kurzgeschichte nicht ein offenes Ende haben? Oder habe ich da was falsch verstanden?

Die wichtigsten Merkmale einer Kurzgeschichte
Kürze des Textes
Kürze der erzählten Zeit
Ohne Einleitung
Unbestimmter Ort
Keine genaue zeitliche Einordnung
Personen ohne Namen
Wendepunkt, Einschnitt oder Höhepunkt
Alltäglichkeit
Offenes Ende
Allgemeingültigkeit
Verstecke Kernaussage



Hallo Josephine

Nein, eine Kurzgeschichte muss nicht verpflichtend ein offenes Ende haben.
Man kann das so gestalten, muss aber nicht.

Schreibseminare sind sicher etwas Sinnvolles, aber nicht alles, was man dort erfährt, sollte man sich unkritisch zu eigen machen.
Das einzige eindeutige Merkmal einer Kurzgeschichte ist, dass sie kurz ist!
Selbstverständlich darf sie auch ein abgeschlossenes Ende haben, oder die nicht alltägliche Krönung des Kaisers von Nirvana beschreiben, oder was auch immer.
Keine Ahnung, was sich der Veranstalter dieses Schreibseminars sonst noch auf die Fahnen heftet, aber die von ihm hier vorgestellten Kriterien sind mit Sicherheit nicht verbindlich (falls die von Dir gerade aufgelisteten Merkmale auch aus diesem Schreibseminar stammen), wenn man einmal vom Merkmal der "Kürze" absieht.

Wikipedia: Kurzgeschichte

Ich habe ein wenig den Verdacht, dass Du bei der Entwicklung einer Geschichte viel zu sehr nach irgendwelchen „Regeln“ schielst und darüber vergisst, dass Du doch etwas Spannendes und Unterhaltsames erzählen willst.
Eine Kurzgeschichte ist wie jede andere Geschichte auch: Sie darf alles zum Inhalt haben, was Du nur erzählen willst und ist mit jedem Ende zufrieden, das Du ihr gönnst.
Hauptsache, sie hält sich dabei kurz ... und daraus ergeben sich genügend Anforderungen, denn das erzwingt eine besonders prägnante und saubere Abarbeitung des gewählten Themas, sowohl sprachlich, als auch dramaturgisch.

Etwas anderes noch: Du hast in letzter Zeit anscheinend wiederholt das Problem gehabt, dass Deine Leser offenbar den angedachten Inhalt Deiner Geschichte nicht verstehen.
Das liegt meiner Meinung nach nicht zuletzt daran, dass Du bei der Überprüfung der Geschichten anscheinend weniger den Leser, als diese ominösen „Regeln“ zu Rate ziehst, Regeln, von denen zu allem Überfluss einige auch recht zweifelhaft zu sein scheinen.

Für mich persönlich ist beim Schreiben das wichtigste Kriterium immer das Bild des Erzählers, der von Dorf zu Dorf zieht und seinem gebannten Publikum die Nachrichten bringt, oder eben spannende Geschichten erzählt.
Ich sehe dann vor meinem inneren Augen die gebannten Blicke der Zuhörer im flackernden Schein des Lagerfeuers und versuche meine jeweilige Geschichte so zu gestalten, dass ich mir selbst diese fiktive Aufmerksamkeit auch glauben kann.

Ich weiß, das klingt jetzt ein wenig naiv, aber es funktioniert zumindest für mich, weil es mich dazu zwingt, beim Schreiben – beim Erzählen also – immer an mein Publikum zu denken und mir eben auch die Frage zu stellen, ob das, was ich da erzähle, auch noch dem letzten Zuhörer in der hintersten Reihe verständlich genug vorgetragen ist.

Langer Rede kurzer Sinn: Kümmere Dich beim Schreiben einfach mehr darum, Dich den Lesern verständlich zu machen, als darum, irgendwelche dubiosen „Erzählregeln“ zu befolgen.
Zumindest ist das mein Rat an Dich, den ich Dir hier vor allen Dingen deshalb gebe, weil ich Sorge habe, dass Du gerade dabei bist, über all diese Regeln den Spaß am Fabulieren zu verlieren.
Ran an den Speck … smile

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

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schlumpfine
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Beitrag12.09.2013 13:45

von schlumpfine
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Hi josephine,

gegen schöpferische Freiheit ist nun ja wirklich nix zu sagen, aber deswegen wird Falsches nicht richtig Smile

Nur so eine Idee:
Sie könnte sich ja im Hinausgehen nochmals zu ihrem Begleiter umdrehen und dann das Zwinkern bemerken, es aber nicht einordnen können. Sie würde vielleicht einen Moment stutzen, weil es ihr im ersten Augenblick komplizenhaft erscheint, es dann aber als Blödsinn abtun und sich denken, dass der Typ dem anderen damit sicher nur zu verstehen gibt: Pech gehabt, Alter.
Wenn du ihre Gedanken ans Ende stellst, als letztes Wort noch ein "Oder?" setzt, dann bleibst du damit  in deiner Perspektive, das Oder? am Ende weckt Zweifel, und der Leser kann sich selbst denken, ob sie damit Recht hat oder doch etwas anderes dahintersteckt und der Abend für sie ein böses Ende nimmt.


_________________
freundliche Grüße
von schlumpfine
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josephine
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Beiträge: 489



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Beitrag13.09.2013 12:53

von josephine
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Hallo Iknim,

bitte entschuldige, dass ich erst so spät auf deinen Kommentar anworte, aber mein Internet spinnt diese Woche und stürzt andauernd ab. Am Wochenende kommt jemand und sieht es sich mal an. Dann geht es hoffentlich wieder einwandfrei.

Iknim hat Folgendes geschrieben:


deine Art zu erzählen hat mir wieder einmal sehr gefallen.


Oh, vielen Dank. Das freut mein Autorenherz natürlich sehr. Smile


Zitat:

Nur in der Mitte häuften sich "kitschige" Elemente, die meinen Lesespaß bremsten hmm


Hmm, sollte es eigentlich nicht. Mir scheint, Männer haben eine angeborene Abneigung jegen jegliche Art von sog. "Kitsch". Ich hingegen mag das ja hin und wieder ganz gerne. Spielst du auf den Ritter in der Not an? Wink



Zitat:
„Hast du nicht gehört, was die Dame gesagt hat? Du sollst sie in Ruhe lassen“, hörte sie plötzlich eine tiefe Stimme hinter sich. Als sie sich umdrehte, sah sie einen jungen Mann. Er war mindestens zehn Jahre jünger als sie und muskulös. Auch er war ihr unbekannt, aber sie war unglaublich dankbar über sein Erscheinen.
Energisch zog er die Hand des Glatzkopfes von ihr herunter und drehte sie ihm weit auf den Rücken.
„Du wirst die Lady jetzt nicht mehr belästigen, verstanden!“
Der Glatzkopf nickte schnaufend und der Fremde ließ los. Ohne Widerworte verzog der Kahle sich an den Tisch beim Ausgang.


Ja, tust du. Ach komm, Frauen mögen Beschützer. Laughing


Zitat:
Aber dein genialer Schluss entschädigte alles. Daumen hoch



Puh, du bist der allereinzigste, der diese Meinung vertritt. Bin ja insgeheim geneigt, alle anderen Kommentare zu verwerfen... Laughing

Zitat:
Entgegen den anderen Meinungen finde ich nämlich das Ende durchaus gelungen - er ist in meinen Augen das Beste an der Geschichte. Zuerst hattest du eine Kitsch-Atmosphäre ohne der Internetbekanntschaft geschaffen und dann wirfst du genau dieses unangenehme, langweilige Bild mit zwei Sätzen über den Haufen, genau so wie es in einer guten Kurzgeschichte sein muss. In nur einer Zeile stand die Wende, die auf einmal alles mit einem anderen Licht beleuchtete.


Mit dieser Meinung stehst du ja leider alleine da. Ich denke, auch diese Geschichte wird ein Überarbeitungsopfer werden. *seufz*

 
Zitat:
Mithilfe des offenen Endes kreiseln nun die Gedanken des Lesers, da es mehre Möglichkeiten gibt, wie es nun ausgeht. Und genau das mag ich so gerne an Kurzgeschichten - das man sich noch lange danach Gedanken macht, das man für den Rest des Tages die Stimmung der Geschichte in sich aufsaugt.


Soviel Lob. Vielen Dank.

Zitat:

Und das geniale an deinem Schluss finde ich ja, dass einem dann ein Licht aufgeht, dass dann auf einmal alles zueinander passt: Der ganze Kitsch ist dann nämlich plötzlich kein Kitsch mehr, sondern Teil des Plans der Kidnapper.


Wow, und jetzt du es geschafft, mit deinem Kommentar eine unerwartete Wende hinzubekommen. Oben war ich noch traurig wegen dem "Kitsch" und jetzt passt es zueinander. Bin ich froh. Aber das hast du clever gemacht.

Zitat:
Etwas, was ich vermisst habe: Warum kam der Protagonistin die märchenhafte Rettung durch den "Märchenprinzen" nicht ein bisschen komisch vor? Zumal der Glatzkopf sicher nicht einer der Typen ist, die schnell aufgeben. Nicht einmal einen leisen Zweifel hatte sie - da fehlt mir ein bisschen ihre innere Gefühlswelt, zumal du es ja aus ihrer Perspektive schreibst. Das würde vielleicht etwas von dem rosa Märchenstil nehmen. Wink


Ein guter Punkt, den ich in die Überarbeitung aufnehmen werde. Vielen Dank.

Zitat:
Fazit: Mir gefällt der Schluss genau so, wie er ist. Als ich ihn gelesen hatte, ist mir das falsche Profil und die geplante Entführung sofort wie Schuppen von den Augen gefallen. Ich finde nicht, dass du da noch mehr erklären solltest.


Es ist wirklich interessant, zu sehen, wie weit sich die Geschmäcker bei einer Geschichte voneinander entfernen. Obwohl ich auch die Überarbeitungswürdigkeit dieser Geschichte einsehe.

Vielen Dank fürs Lesen und deinen hilfreichen positiven Kommentar.

lg
Josephine


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josephine
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Beitrag13.09.2013 17:28

von josephine
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Hallo paradigma,

auch bei dir möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich so lange nicht geantwortet habe. Ich hatte einen Stromausfall und seitdem spinnt mein Internet und haut mich die ganze Zeit raus. Das ist echt nervig.


Paradigma hat Folgendes geschrieben:


für mich als alte Internet-Chatterin war eigentlich gleich klar, das die beiden Typen sie in die Kneipe gelockt haben und als Team arbeiten ... ich habe die kleine Story echt genossen.


Das freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Vielen Dank. Und ein wenig wurde der Inhalt wohl doch klar. Das beruhigt mich.

Zitat:

Nur: Warum die Scharade? Das gleiche Ergebnis (sie lässt sich von ihm heimbringen und vermutlich auch flachlegen) hätte der junge Mann erzielen können, wenn er direkt mit ihr gechattet hätte und ein ganz normales Date in einem netten Cafe mit ihr gehabt hätte. An der Angel hatte er sie ja schon durch den Chat und das Date. Oder er und sein Freund hätten diese Masche mit einer zufällig in dieser Kneipe sitzenden Frau abziehen können, dafür musste nicht erst eine via Fakechat angelockt werden.


Warum die Scharade? Vielleicht will er sie ja gar nicht flachlegen. Vielleicht will er sie umbringen...

Zitat:
Wenn ich ein Date habe, dann achte ich darauf, das wir uns an einer angenehmen und öffentlichen Örtlichkeit treffen und ich erzähle meiner ABF (Allerbesten Freundin) wann ich wo ein Blind-Date habe. So werden es wohl die meisten halten ...


Das ist sehr vernünftig und so sollte man es auch immer handhaben. Trotzdem liest man immer wieder von den haarsträubendsten Orten, an denen Leute sich mit ihren Internetdates getroffen haben. Hätte ich die hier in der Story benutzt, ich glaube, das hätte mir kein Mensch geglaubt. Die wildesten Geschichten schreibt halt immer noch das Leben.

Auch dir vielen Dank fürs Lesen und kommentieren. Jetzt muss ich schnell auf Antworten drücken, ich traue meinem Computer nicht.

lg
Josephine


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josephine
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Beitrag14.09.2013 11:13

von josephine
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Hallo Merlinor,

schön, dass du dich noch mal meldest.


Merlinor hat Folgendes geschrieben:

Schreibseminare sind sicher etwas Sinnvolles, aber nicht alles, was man dort erfährt, sollte man sich unkritisch zu eigen machen.


Das ist ist ganz gewiss wahr. Man sollte wohl eher das für sich selbst am Sinnvollste dabei herausziehen und nicht versuchen, stur allen Regeln zu folgen. Was ich eigentlich auch gar nicht mache. Zumindest nicht in meinen Manuskripten. Da bin ich eher eine aus dem Bauch heraus Schreiberin. (Was vielleicht auch nicht unbedingt besser ist) Aber ich habe festgestellt, dass ich Kurzgeschichten schreiben, eigentlich gar nicht mag. Ich mache das eigentlich nur zu Übungsszwecken. Ich liebe längere Texte, weil ich da auch die Möglichkeit habe, dass meine Charaktere sich langsam entwickeln und der Handlung den nötigen Raum geben kann. In einer Kurzgeschichte fühle ich mich immer ein wenig gehetzt.


Zitat:
Ich habe ein wenig den Verdacht, dass Du bei der Entwicklung einer Geschichte viel zu sehr nach irgendwelchen „Regeln“ schielst und darüber vergisst, dass Du doch etwas Spannendes und Unterhaltsames erzählen willst.


Ich schreibe noch gar nicht lange, erst seit zwei Jahren. Davor nie in diese Richtung, nicht eine einzige Zeile. Aber seit ich damals die Idee zu einer Geschichte gehabt habe und mich einfach hingesetzt habe, um sie aufzuschreiben, lässt mich das Schreiben nicht mehr los. Ich habe mich also  hingesetzt und diese Geschichte geschrieben. Einen ganzen Roman, ihn überarbeitet und kam irgendwann an einen Punkt, an dem alleine nicht mehr weiterkam. Ich spürte, dass ich mich weiterentwickeln muss, wusste aber nicht, wo ich beginnen sollte. Also ging ich den wohl üblichen Weg, besorgte mir Schreibratgeber, besuchte Seminare, und merkte, wie ich mich nach und nach verbesserte. Aber immer wieder stieß ich an neue Grenzen, da ich mittlerweile auch ein geschulteres Auge bekam und merkte, dass manches in meinen Texten einfach nicht passt. Aber alleine drehte ich mich im Kreis und deswegen habe ich mich dann hier angemeldet, um zu lernen und mich weiterzuentwickeln und wenn es meine anfänglichen Möglichkeiten zulassen, auch anderen hier zu helfen. Was du schreibst, darüber, dass man auf seine innere Stimme hören sollte, hat mir sehr weitergeholfen. Es ist wichtig und sinnvoll das Handwerk zu lernen, aber man sollte darüber nicht den Kontakt zum Leser verlieren. Das Schreiben zu lernen, ist ein wirklich langwieriger und steiniger Prozess und wenn ich es nicht so lieben würde und wenn es mich nicht so glücklich machen würde, hätte ich den Füller schon längst in die Ecke geworfen.

Gerade überabeite ich ja mein Manuskript und so einige hilfreiche Tipps hier aus dem Forum konnte ich dort bereits verwenden, und deswegen möchte ich an dieser Stelle allen meinen Kommentatoren nochmals ein großes Dankeschön aussprechen, für die Zeit und Mühe, die ihr in meine Texte investiert habt.

Vielen Dank, dass du noch mal vorbeigeschaut hast. Du hast mir sehr weitergeholfen.

lg
Josephine


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Cris
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Alter: 57
Beiträge: 68
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C
Beitrag14.09.2013 12:53
Sehr Bildlich
von Cris
Antworten mit Zitat

Hallo Josephine.
Jetzt wo ich mich selbst quelle, Bilder mittels Wörter hervorzurufen, weiß ich wie schwer das ist. In diesem Sinne, kann man dir nur gratulieren. Denn eines schaffst du im ganzen Verlauf deiner Geschichte: Bilder zu kreieren. Ich sehe die Szene die sich im Lokal abspielt vor meinem inneren Auge, ohne mich irgendwie anstrengen zu müssen. Ich denke, das ist beim Schreiben die halbe Miete.


Als "renovierungsbedürftig" sehe ich aber die Logik des Geschehens.
 
Zitat:
Im Internet hatte sie vor ein paar Wochen diesen Mann kennengelernt, der sie aus der Einsamkeit ihrer Wohnung hinein in ein schillerndes, digitales Leben entführt hatte. In eine Welt aus Phantasie und Erotik, gepaart mit Vertrautheit und Emotionen. Ihm konnte sie alles anvertrauen. Stundenlang chateten sie über alles Mögliche. Schon lange hatte sie keiner mehr so verstanden wie er. Der perfekte Mann.

Nachdem ich das gelesen habe, erwartete ich, dass die Protagonistin doch nicht auf jedem Mann so reagiert wie sie bei diesem einen reagiert hat.
Ich meine, die ganze Mühe die sich der unbekannte Mann gemacht hat, um die Frau in "stundenlangem" Chatten, zu beeindrucken, ist von dir sehr plastisch geschildert worden. Aber sie muss irgendwohin führen.
Die "Welt aus Phantasie und Erotik, gepaart mit Vertrautheit und Emotionen" bedarf sehr viel Überzeugungsarbeit. Bei der Prota ist aber keine Spur von Enttäuschung zu spüren, als der erwartete Mann gar nicht auftaucht.
Du könntest diese Enttäuschung (die ich als Leser erwarte) irgendwie entladen. Ich denke dabei an zwei Möglichkeiten:
1) Der "Retter" der Prota erweist sich doch als der erwartete Mann. Du brauchst dabei nur an seinem Alter ein bisschen herumbasteln.
2) Der Mann den sie gewartet hatte, konnte nicht kommen, schickt aber seinen Vertreter (Chauffeur, Butler, Freund etc). Dabei entwickelt sich (oder auch nicht) zwischen ihm und der Prota diese Geschichte.
Lässt du die Geschichte so wie sie ist, erweckt die Protagonistin bei mir den Eindruck, sie wäre tatsächlich zu "leicht", was mit der Einleitung der Geschichte nicht zusammenpasst.

Bin gespannt wie es weiter geht, bzw. was du daraus machst.
LG Chris
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josephine
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Beiträge: 489



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Beitrag15.09.2013 11:36

von josephine
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Hallo Schlumpfine,

dir auch vielen Dank für deinen zweiten Kommentar.

schlumpfine hat Folgendes geschrieben:

Nur so eine Idee:
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Ich werde deinen Hinweis bei der Überarbeitung berücksichtigen und mich dann mal überraschen lassen. Es kann aber noch etwas dauern, da ich immer noch am neuen Anfang meines Manuskriptes festhänge. Das zieht sich alles.

lg und einen schönen Sonntag
Josephine


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josephine
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Beiträge: 489



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Beitrag15.09.2013 11:40
Re: Sehr Bildlich
von josephine
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Hallo Cris,

freut mich wirklich sehr, dass du auch wieder bei mir vorbeischaust.


Zitat:
Jetzt wo ich mich selbst quelle, Bilder mittels Wörter hervorzurufen, weiß ich wie schwer das ist. In diesem Sinne, kann man dir nur gratulieren. Denn eines schaffst du im ganzen Verlauf deiner Geschichte: Bilder zu kreieren. Ich sehe die Szene die sich im Lokal abspielt vor meinem inneren Auge, ohne mich irgendwie anstrengen zu müssen. Ich denke, das ist beim Schreiben die halbe Miete.


Vielen Dank für das Lob. Freut mich, dass meine Arbeit so langsam ein wenig Früchte trägt.

Zitat:

Als "renovierungsbedürftig" sehe ich aber die Logik des Geschehens.


Leider nicht nur du. Aber ich habe von euch allen auch zu dieser Geschichte wieder viele wertvolle Tips und Hinweise bekommen, was mich in meiner Autorenentwicklung immer ein Stückchen weiterbringt. Ich werde versuchen, den logischen Ablauf ein wenig nachvollziehbarer zu gestalten.

Zitat:
Bin gespannt wie es weiter geht, bzw. was du daraus machst.


Ich auch. Schön, dass du an der Geschichte dranbleiben willst.

Auch dir vielen Dank für deinen hilfreichen Kommentar und
lg
Josephine


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halourtz
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Beitrag23.09.2013 18:45

von halourtz
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Hallo Josephine,

Tolle Geschichte! Und das Ende finde ich super!
Klar, in der Mitte hatte ich mal kurzzeitig ein Déjà-vu mit einer Schnulze, aber dein Ende ist halt super.
War bis jetzt die beste Geschichte, die ich im Forum gelesen habe(ich bin aber auch erst seit einem Tag angemeldet Pfiffig Blinzeln Laughing Pfiffig Blinzeln )

Also, damit du dir ein Bild machen kannst, wie dein umstrittener Schluss bei den Lesern ankommt: MIR hat er gefallen! Sogar ganz gut - ich habe durch den letzten Satz alles verstanden. Unverständlich fand ich ihn nicht, so wie manch anderer.

LG
halourtz
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