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Seeadler Klammeraffe
S Alter: 64 Beiträge: 633
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S 22.10.2007 16:40 Du fehlst mir von Seeadler
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Jetzt bist du ein Stern
Da sitzt sie wieder und strickt, so wie jeden Abend.
Halb dunkel ist es in der Küche, nur die dicke braune Kerze brennt.
Sie sitzt in ihrem Sessel, etwas nach vorne übergebeugt, denn ihr Rücken plagt sie,kann ihn kaum mehr aufrichten.
Diese betagte alte Dame klagt nicht, nein, ein lächeln zeigt sich auf ihrem Gesicht.Gezeichnet von den Lebensjahren, ziehen tiefe Falten um ihren Mund,ihre Augen sind etwas trübe und liegen vertieft in den Augenhöhlen.
Ihr Haar ist schon offen,lang hängt es an ihr herunter, das sie sonst immer sehr streng zu einem Knoten gebunden hat.
Abends, nachdem sie ihr Tagwerk vollbracht hat, öffnet sie ihn und kämmt es nochmal kräftig durch,ihr Haar.
Die Kinder sind schon lange aus dem Haus, die Enkel haben selbst schön Kinder. Sieben Kindern hat sie das Leben geschenkt, und das Leben meinte es nicht immer gut mit ihr.
Die Wirren des Krieges überstanden, Angst und Sorge waren ihr ständiger Begleiter.
Werden sie alle zurück kommen aus dem unnötigen Krieg, meine Söhne?Es verging kein Tag, andem sie diese traurige Frage nicht stellte, und ihre Augen waren dabei mit Tränen gefüllt.
Jeden Abend sprach sie ihr Gebet, kniete mit ihren müden Gliedern nieder, faltete ihre Hände, und schaute zu dem Kreuz, das in der Küche hing.
Herr bring mir meine Söhne gesund zurück, lass sie keinen Hunger leiden.
Sehr gläubig war sie,ja, für sie war Gott existent.
Mit diesem Gebet schlief sie ein, und wenn in der früh der Tag sie weckte,stand sie mit diesem Gedanken auf.
Das Feld bestellt, gesäät, geerntet, das Obst eingeweckt, damit,so sagte sie, wenn sie nach Hause kommen, das geniessen können, was der Sommer uns schenkte.
Immer Zeit für andere genommen, niemals für sich selbst.
Wenn ich dann mal zu ihr kam, und ich kam oft zu ihr, denn ihre Ruhe die sie ausstrahlte, tat mir so gut.
Obwohl ihr Rücken sich von der harten Feldarbeit schon leicht verkrümmt hatte,stand sie da, spürte das ich mich nach ihren Berührungen und Streicheleinheiten sehnte,und nahm sich Zeit für mich.
Sie kämmte mein Haar,ganz langsam, jede Strähne einzeln, und es war ein wundervoll vertrautes Gefühl der Zärtlichkeit, das mich durchdrang.
Ich liebte ihre Hände, die so abgemagert und rauh waren.
Der Ehering, den sie trug, war so dünn wie ein Wollfaden, abgenutzt vom arbeiten.
So verbraucht wie der Ring war auch ihr ausgemerkelter Körper, der dennoch voller Leben war.
Das glänzen in ihren Augen war wie Magie, eine innere Zufriedenheit die sie in sich trug, ganz im Gottvertrauen und voller Hoffnung.
Wie oft hat sie mich getröstet wenn mein Kummer mich quälte, ich erkrankte.
Immer stand sie an meinem Bett, und legte mir ihre Hand auf die Stirn.
Meinen Glauben hat sie mir vermittelt und sie hat mich das beten gelehrt.
Gib niemals auf, waren ihre Worte, egal was auch geschieht.
Immer wirst du einen Weg finden, denn du bist nie allein, er ist dein ständiger Wegbegleiter, solange du lebst.
Nie legte sie sich hin wenn sie erkrankte, ihre Worte...wenn ich mich lege, werde ich sterben.
Ich bekam die Nachricht, sie war gegangen.
Nun ruht ihr Körper, der Rücken ist gerade, die Hände gefaltet und ein lächeln auf ihrem Gesicht.
Der wundervollste Mensch, den ich je kannte,hatte sich einfach hingelegt und schlief auf ewig ein.
Oma ich liebe dich
Weitere Werke von Seeadler:
_________________ Niemand hat mich gefragt,ob ich auf diese Welt möchte,also sagt mir nicht,wie ich zu leben habe |
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Dietmar Eselsohr
Alter: 61 Beiträge: 213 Wohnort: Berlin
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22.10.2007 17:16 Re: Du fehlst mir von Dietmar
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Seeadler hat Folgendes geschrieben: | Jetzt bist du ein Stern
Da sitzt sie wieder und strickt, so wie jeden Abend.
Halb dunkel ist es in der Küche, nur die dicke braune Kerze brennt.
Sie sitzt in ihrem Sessel, etwas nach vorne übergebeugt, denn ihr Rücken plagt sie,kann ihn kaum mehr aufrichten.
Diese betagte alte Dame klagt nicht, nein, ein lächeln zeigt sich auf ihrem Gesicht.Gezeichnet von den Lebensjahren, ziehen tiefe Falten um ihren Mund,ihre Augen sind etwas trübe und liegen vertieft in den Augenhöhlen.
Ihr Haar ist schon offen,lang hängt es an ihr herunter, das sie sonst immer sehr streng zu einem Knoten gebunden hat.
Abends, nachdem sie ihr Tagwerk vollbracht hat, öffnet sie ihn und kämmt es nochmal kräftig durch,ihr Haar.
Die Kinder sind schon lange aus dem Haus, die Enkel haben selbst schön Kinder. Sieben Kindern hat sie das Leben geschenkt, und das Leben meinte es nicht immer gut mit ihr.
Die Wirren des Krieges überstanden, Angst und Sorge waren ihr ständiger Begleiter.
Werden sie alle zurück kommen aus dem unnötigen Krieg, meine Söhne?Es verging kein Tag, andem sie diese traurige Frage nicht stellte, und ihre Augen waren dabei mit Tränen gefüllt.
Jeden Abend sprach sie ihr Gebet, kniete mit ihren müden Gliedern nieder, faltete ihre Hände, und schaute zu dem Kreuz, das in der Küche hing.
Herr bring mir meine Söhne gesund zurück, lass sie keinen Hunger leiden.
Sehr gläubig war sie,ja, für sie war Gott existent.
Mit diesem Gebet schlief sie ein, und wenn in der früh der Tag sie weckte,stand sie mit diesem Gedanken auf.
Das Feld bestellt, gesäät, geerntet, das Obst eingeweckt, damit,so sagte sie, wenn sie nach Hause kommen, das geniessen können, was der Sommer uns schenkte.
Immer Zeit für andere genommen, niemals für sich selbst.
Wenn ich dann mal zu ihr kam, und ich kam oft zu ihr, denn ihre Ruhe die sie ausstrahlte, tat mir so gut.
Obwohl ihr Rücken sich von der harten Feldarbeit schon leicht verkrümmt hatte,stand sie da, spürte das ich mich nach ihren Berührungen und Streicheleinheiten sehnte,und nahm sich Zeit für mich.
Sie kämmte mein Haar,ganz langsam, jede Strähne einzeln, und es war ein wundervoll vertrautes Gefühl der Zärtlichkeit, das mich durchdrang.
Ich liebte ihre Hände, die so abgemagert und rauh waren.
Der Ehering, den sie trug, war so dünn wie ein Wollfaden, abgenutzt vom arbeiten.
So verbraucht wie der Ring war auch ihr ausgemerkelter Körper, der dennoch voller Leben war.
Das glänzen in ihren Augen war wie Magie, eine innere Zufriedenheit die sie in sich trug, ganz im Gottvertrauen und voller Hoffnung.
Wie oft hat sie mich getröstet wenn mein Kummer mich quälte, ich erkrankte.
Immer stand sie an meinem Bett, und legte mir ihre Hand auf die Stirn.
Meinen Glauben hat sie mir vermittelt und sie hat mich das beten gelehrt.
Gib niemals auf, waren ihre Worte, egal was auch geschieht.
Immer wirst du einen Weg finden, denn du bist nie allein, er ist dein ständiger Wegbegleiter, solange du lebst.
Nie legte sie sich hin wenn sie erkrankte, ihre Worte...wenn ich mich lege, werde ich sterben.
Ich bekam die Nachricht, sie war gegangen.
Nun ruht ihr Körper, der Rücken ist gerade, die Hände gefaltet und ein lächeln auf ihrem Gesicht.
Der wundervollste Mensch, den ich je kannte,hatte sich einfach hingelegt und schlief auf ewig ein.
Oma ich liebe dich |
Ich bin überwältigt. Sehr gut gelungen. Ich wünsche mir , ich hätte deinen Elan.
Lieben Gruss
Dietmar
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6339 Wohnort: 50189 Elsdorf
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22.10.2007 17:34
von Ralphie
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Einfach nur toll. Muss das sofort noch mal lesen. *snif*
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Gabi Reißwolf
Alter: 53 Beiträge: 1216 Wohnort: Köln
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23.10.2007 19:49
von Gabi
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Daraus könnte man eine schöne kölsche Balade machen.
Nachdem es ming Mamm und leeven Papp gibt, wäre das die nächste Liebeserklärung. An die Oma. Vielleicht solltest du den Text mal an die Paveier schicken. Ich hoffe, die kennst du, denn ich sehe, dass du aus dem Westerwald kommst. Von dem Mädchen aus dem Westerwald gibt es übrigens auch ein Lied.
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