Mein sonderbarer Freund

[CuparFive]

Ganz plötzlich ist in seinem Kopf Gewitter
stürzt hin zu Boden wie vom Blitz getroffen
der ganze Kerl ist Zucken nur und Gezitter
Augen und Mund weit aufgerissen - offen
verdreht die Glieder  - wirft sich wild herum
schreit Worte ohne Sinn - das Publikum
weicht jäh zurück oder bleibt gaffend stehn
ich helf ihm auf - komm - lass uns gehn

Mein sonderbarer Freund ist stadtbekannt
ist der der auf die ungezählten Namen hört
mal laut mal leise hinter vorgehaltner Hand
heißt er der Irre Blödmann Herr Verstört
nennt Depp ihn Trottel Doofi Unverstand
Kretin auch Schwachkopf oder Zappelmann
so mancher findet es besonders amüsant
dass er ihn Spasti oder Hirni nennen kann

Fern allen lauten Treibens ein geheimer Ort
Fluchtpunkt frei sind wir hier und unbeengt
ein Vogel singt die Wolke winkt kein Wort
jetzt wo sein Kopf an meiner Schulter ruht
für Stunden - die Sonne geht in roter Glut
dann denke ich was er wohl grade denkt
und unvermittelt sagt er dann so Sachen
wie - lass uns die Welt bewohnbar machen

[lilli.vostry]

Hallo Inko,

der Gedichttitel hat mich neugierig gemacht.
Ein schöner, feinfühliger, stellenweise vielleicht etwas dick aufgetragener Text über einen Menschen, der sich auffällig verhält aufgrund einer Erkrankung und die anderen sehen es Spektakel...

Das LI beschreibt wie ein neutraler Beobachter seinen Freund und die Reaktionen der Umwelt, etwas irritierend für mich, wieso er nicht eingreift, nichts erwidert auf die dummen Bemerkungen,; so erscheint es mein E. auch ein wenig vorgeführt - "mein sonderbarer Freund" - seht her... Vor allem um ganz bewusst darauf aufmerksam zu machen, wie und warum er so ist, dennoch bleibt ein wenig ein schaler Beigeschmack.
Betont auch durch die direkte Ansprache im Vers 2 nennst ihn .... mit Aufzählung der Schimpfworte, die sowohl die Umstehenden die den Sonderling sehen sagen als auch den Leser einschließen. Das ist mir fann doch zu pauschal und müsste differenzierter formuliert werden.

Der letzte Vers ist mir etwas zu gekünstelt, verkitscht, vor allem die rot glühende Sonne...   
Da hätte ich mir eher ein schlichteres Bild geohnt.
Die Schlusszeile zeigt eine schöne Vision auf, kommt mir heier aber auch zu unvermittelt, weit hergeholt und umfassend.
Wäre nicht auch ein neugierigies Fragen, he was ist los mit dit, mit deinem Zittern und ein nicht mehrabfälliger Blick auch ein Anfang, etwas kleiner aber konkreter, fassbarer?

Soweit meine Gedanken zu diesem Gedicht, das mit ansonsten vom Thema und Sprache gut gefällt.

Sschönen Ostermontag wünscht Dir,
Lilli

[firstoffertio]

Ich liebe das Wort 'sonderbar'. Es hat mich gleich auf dein Gedicht aufmerksam gemacht. Sonderbares ist immer interessant.

Zwei 'und' würde ich streichen:

 
 der ganze Kerl ist Zucken nur und Gezitter
  
 Fluchtpunkt frei sind wir hier und unbeengt

Sonst gerne mit Interesse gelesen und eine gewisse Beunruhigung gespürt.

[nilswundertsich]

Hach ja. Endlich mal wieder ein so versöhnliches Gedicht, zumindest der Schluss. Man könnte mal wieder "Don't Stop Believin'" hören. Meine ich tatsächlich ironiefrei und positiv.

Sind schöne Zeilen geworden, auf jeden Fall. Du könntest noch die Groß-/Kleinschreibung etwas ändern, da sie doch recht beliebig erscheint. Ansonsten ist es ein schön kleines Gedicht, geradezu bescheiden, aber klar in dem, was es sagen will. Find ich schick